Erstes Buch: Zeitalter, Katastrophen, Kalender7. Kapitel: Kalender und ChronologieDunkelzeiten und WirrnisseMan könnte den Themen "Sintflut" und "Arche Noah" ganze Bücher widmen; doch für unsere Betrachtung ist in erster Linie der historische oder - besser gesagt - der chronologische Aspekt von Interesse. Am 27. Tage des 2. Monats im letzten vorsintflutlichen 320-Tage-Jahr, das mithin nur ein "Rumpfjahr" war, begann der Sintflutkalender mit dem Tag 1 des ersten Monats des ersten 360-Tage-Jahres, das im AT als das 601. Jahr Noahs bezeichnet wird. Ob später dieser Tag der erste Tag des Kalenderjahres blieb, oder ob der erste Tag des Jahres auf den Frühlingsanfang gelegt wurde, oder wie auch immer die verschiedenen Völker ihren bürgerlichen Kalender gestalteten, lässt sich mit Sicherheit nicht angeben. Es scheint mir aber plausibel zu sein, dass man den ersten Frühlingsvoll- oder -neumond zum Jahresbeginn machte, was von einigen Kulturen bekannt ist. In den folgenden Kapiteln wird von mir stets die Datierung im (weiter unten noch zu besprechenden) Sintflutkalender vorgenommen, das heißt mit dem Zusatz ndFl für "nach der Flut". Dessen Umrechnung in die gebräuchliche Bezeichnung v.Chr. erfolgt nach einem einfachen Schema: 350 ndFl = (880 minus 350 =) 530 v.Chr.
oder 256 v.Chr. = (880 minus 256 =) 624 ndFl. Das Jahr 1 ndFl, in dem die Sintflut stattfand, ist demnach das Jahr 879 v.Chr. Die konventionelle Datierung der Sintflut, die als historisches Ereignis durchaus anerkannt ist, nennt ein mehr als 2000 Jahre früheres Datum. Wie ich an anderer Stelle schon sagte, beginnt die verifizierbare Geschichte unmittelbar nach der Flut, so als ob dieses Ereignis den Sprung der Menschheit vom Analphabetentum in ein höheres Kulturleben überhaupt erst ausgelöst oder maßgeblich beschleunigt habe. Vor Ort scheint dies bestätigt zu werden:
Wodurch wird es aber möglich, dass die Altertumsgeschichte in eine um 2000 Jahre verkürzte Zeit hineinpasst? Und wenn es stimmen sollte, dass sich 2000 Jahre in Luft auflösen, dann stellt sich doch auch sofort die zweite Frage, was denn aus den Ereignissen geworden ist, die sich in diesen Jahren zugetragen haben sollen, nämlich zwischen etwa 3000 v.Chr. und dem Jahr 879 v.Chr., in dem sich die Sintflut tatsächlich erst ereignete. Der Inhalt dieser in die konventionelle Geschichtsdarstellung hineinerfundenen 2000 Jahre besteht aus mehrfachen Wiederholungen derjenigen Personen und Ereignisse, die in die restlichen 879 Jahre hinein gehören und auch hineinpassen. Die "Luft" aus der Geschichte vor dem Beginn unserer Zeitrechnung lassen wir dadurch heraus, indem wir die Existenz der konventionellen Dunkelzeiten leugnen, in denen nichts historisch Fassbares geschehen sein soll. Um das zu demonstrieren, stelle ich dem Leser eine Scherzfrage: Wieviel Zeit lag zwischen dem Trojanischen Krieg Üblicherweise wird mir darauf entgegnet, man sei nicht so gut im Bilde, oder man habe sich nicht so eingehend damit befasst wie ich. "Man" fällt also schlichtweg auf die Frage herein; denn jeder, auch der Unwissendste in puncto Altertumsgeschichte, kann diese Frage allein mit dem gesunden Menschenverstand beantworten: Es kann gar keine Zeit dazwischen gelegen haben! Welchen Sinn soll dann aber eine so überflüssig scheinende Frage haben? Einen Althistoriker würde diese Frage in arge Verlegenheit bringen; denn in der konventionellen Darstellung der Altertumsgeschichte liegen zwischen dem Trojanischen Krieg (um 1190/80 v.Chr.) und den von dem byzantinischen Mönchsgelehrten Georgius Syncellus mit dem 1. Jahr der 1. Olympiade (776 v.Chr.) verbundenen Tagen des Trojanischen Krieges sage und schreibe vierhundert Jahre! Syncellus belegt die Verbindung der Tage dieses Krieges mit dem Beginn des Olympiaden-Kalenders zusätzlich noch durch die Verbindung beider Ereignisse mit dem Aufruhr des Usia, also eines Königs von Juda, dessen Regierungszeit von den Historikern ebenfalls in die Zeit um den Beginn der Olympiaden-Rechnung gelegt wird. Und der Aufruhr des Usia ist in der Tat das Ereignis, das die Überlegungen zur Einführung des griechischen Olympiaden-Kalenders erforderlich machte, nämlich die Exodus-Katastrophe Typhon 4. In einer berichtigten Darstellung gehören die Katastrophe und der Olympiadenbeginn ins Jahr 624 ndFl (256 v.Chr.), während der Trojanische Krieg zehn bis zwölf Jahre später stattfand. Die obigen vierhundert Jahre gelten in der konventionellen Altertumsgeschichte als das dunkle Zeitalter Griechenlands und Kleinasiens, in dem sich noch nicht einmal Staub auf den Ruinen abgelagert hat, so dass "die vierhundert Jahre jüngeren" Gebäudeteile oder Schichten unmittelbar auf die älteren folgen. Als nächstes betrachten wir uns die als das Zeitalter der Wirrnisse apostrophierte Zeit in Mesopotamien, die in etwa parallel zu der "Dunkelzeit" in Hellas und Kleinasien zu liegen kommt. In dieser Epoche wiederholen sich die Namen von Königen in Assyrien und Babylonien auffallend oft, und die Datierungen schwanken in unterschiedlichen Tabellen um Jahrzehnte, was übrigens auch für Ägypten gilt, wo sich der Osorkon-Wirrwarr über diese Jahrhunderte erstreckt. Es lohnt sich jedoch nicht, auf diese Kalamitäten einzugehen, da diese "Wirrnisse" nicht in der Wirklichkeit, sondern ausschließlich in der falschen konventionellen Chronologie existieren. Die häufigen Wiederholungen gleicher Königsnamen, hauptsächlich aber die mehrfache gleiche Reihenfolge solcher Namen, brachten mich auf die Idee, dass es sich bei diesen Königsfolgen um jeweils dieselben Personen handeln könnte, die auf irgendeine noch zu klärende Weise mehrfach in die Geschichte hineingeraten sein könnten. Ähnliches hatte Velikovsky schon beobachtet, der sich aus einleuchtenden Gründen, die hier nicht diskutiert werden können, jedoch scheute, die letzte Konsequenz daraus zu ziehen. Es war ihm zwar gelungen, z. B. Ramses III mit dem konventionell 800 Jahre später angesetzten Nektanebos zu identifizieren. Es gelangen ihm auch noch andere wichtige Zeitverkürzungen; doch die vollständige Eliminierung der 2000 Jahre, die ich aus der Geschichte entfernt habe, gelang ihm noch nicht. Außerdem waren die von ihm in Angriff genommenen Komplexe noch viel komplizierter als von ihm selbst angenommen. Ich halte es allerdings für verfrüht, jetzt schon ausführlicher auf diese Zusammenhänge einzugehen. In der Tat ist die schier unglaubliche Namensvielfalt der handelnden Personen in der Altertumsgeschichte der Hauptgrund dafür gewesen, dass so viele Könige aufgezählt werden konnten, von denen die meisten in Wirklichkeit jedoch nur Wiederholungen ihrer selbst sind. Nicht nur in seiner Muttersprache hatte ein Herrscher mehrere Namen; hinzu kamen noch die "ausländischen" Bezeichnungen, die obendrein von jedem Schreiber nach seiner Hörweise wiedergegeben wurden. Man darf nicht vergessen, dass die schriftliche Überlieferung damals nur einen sehr begrenzten Raum einnahm, da nur die wenigsten Leute schreiben und lesen konnten. Selbst in unserer Zeit, in der unvergleichlich viel mehr Menschen lesen können, ergeben sich ähnlich wie damals Schwierigkeiten, wenn ein chinesischer Name einmal ins Englische, ein andermal ins Deutsche und ein drittesmal ins Russische oder Griechische übertragen werden soll. Heute hat man - speziell was das Chinesische anbelangt - einen Namenskodex zur Hand, in dem eine einheitliche Wiedergabe der chinesischen Namen in lateinischen, kyrillischen und griechischen Buchstaben enthalten ist. Bedingt durch diese Namensvielfalt, die die Aufteilung identischer Namensträger auf mehrere Personen erleichterte, konnten sich diese Namensklone, die scheinbar hinzugewonnenen Personen, unbemerkt in den überflüssigen Jahrhunderten breitmachen. Die Lektüre dieses Buches wird dadurch nicht einfach; denn ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit besteht in der Wiederzusammenführung dieser vielen Namensträger zu der einzigen Person, die sie in Wirklichkeit auch nur sind bzw. waren. Speziell für Leser, die einen Horror vor barbarischen Namen haben, ist die Lektüre geradezu anstrengend; denn ein gutes Dutzend verschiedener Namen für ein und denselben Herrscher ist noch wenig. Demjenigen Leser, der trotz dieser Warnung weiterzulesen beabsichtigt, kann ich besagte Namensvielfalt überzeugend erklären. Durch das Wiederzusammenführen so vieler scheinbarer Einzelpersonen, deren Alteregos aus der Geschichte völlig verschwinden, wird schon der erste Schritt getan, die überdehnte Geschichte zu "komprimieren", da weniger Leute auch weniger "Platz" beanspruchen im Sinne von Zeit; denn es gibt Könige, die mit ihren Namen zweitausend Jahre ausfüllen, obwohl sie nur ein ganz normales Menschenleben zur Verfügung hatten. Methusalems, die 969 Jahre alt werden konnten, waren sie alle nicht. Eine Verkürzung der Geschichte in der Zeitachse bedeutet zwangsläufig eine entsprechende Vergrößerung der Materialdichte, da dasselbe Informationsmaterial, das bisher auf 3000 Jahre verteilt werden musste, nun für knappe tausend Jahre herangezogen werden kann. Dazu kommt noch das reichhaltige "unter den Teppich gekehrte" Material, das die Schulwissenschaft nicht unterbringen konnte und daher verleugnen musste, und das von mir wieder hervorgeholt und in die berichtigte Geschichte eingebaut wurde. Diesen Korrekturen verdankt so manche Epoche, die konventionell durch Äonen versprengt ist, in meiner Darstellung ihre Auferstehung als ein geschlossenes Ganzes. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die Geschichte des Altertums, so wie ich sie in diesen Bänden vor dem Leser ausbreite, nicht nur ohne Wirrnisse und Dunkelzeiten auskommt, sondern dass sie auch Fragen beantwortet statt aufwirft. Die Bedeutung der Mythologie für die Geschichte Zur Vervollständigung dieser Geschichte über die Lücken hinweg, die durch das Fehlen handfester archäologischer Befunde zwangsläufig offen bleiben müssen, diente mir die Mythologie, von der die Historiker als Quelle für eine wissenschaftliche Geschichtsrekonstruktion nichts halten. Es können aber die Mythen nicht entstanden sein ohne die historisch echten Vorbilder, seien es Personen oder nicht an Personen gebundene Ereignisse, wie zum Beispiel Naturkatastrophen. Dass auch die "Götter" wie deren "heroische" Nachfahren Menschen aus Fleisch und Blut gewesen seien, behauptete der Philosoph Euhemeros von Sizilien schon im Altertum. Der so genannte Euhemerismus hat aber keinen Eingang in die Geschichtswissenschaft gefunden. Statt wissenschaftliche Quellenforschung zu betreiben, lieferten uns die antiken Dichter und Schriftsteller, die so genannten Historiografen, Mythologie und Geschichten. Auch die Bücher der Geschichte eines Herodot strotzen vor Mutmaßungen, Träumen und Erzählungen obskurer Gewährsmänner. Hieraus "erwürfelte" Feststellungen prägen das Werk dieses Vaters der Geschichte, wie Herodot genannt wird. Ich werde zeigen, dass auch andere, für glaubwürdiger gehaltene Autoren des Altertums nicht viel besser waren. Bisweilen bezogen sie sich sogar auf Herodots "Geschichten", weshalb von dort ebenfalls nichts ohne entsprechende Überarbeitung für die Altertumskunde zu übernehmen ist. Dagegen enthalten die unter dem Sammelbegriff Märchen zusammengefassten Überlieferungen der Ägypter mehr Wahrheit, als von Märchen allgemein angenommen wird, wie ich in den entsprechenden Kapiteln zeigen werde. Astronomische Chronologie Bevor wir zum eigentlichen Thema dieses Kapitels kommen, zu den Kalendern, muss ich der Geschichtswissenschaft erst einmal an einer entscheidenden Stelle den Wind aus den Segeln nehmen, und zwar dort, wo sie mit der Kritik ansetzt, um meine Aussagen ad absurdum zu führen. Ich meine die so genannte astronomische Chronologie. Aufgrund von Angaben bezüglich eines Sternaufganges oder einer Sonnenfinsternis hat man unter Benutzung unseres heutigen Kalenders Regierungsdaten oder Daten bestimmter Ereignisse ausgerechnet. Dabei ergaben sich häufig Ungenauigkeiten, für die es keine Erklärungen gibt. Manchmal handelte es sich auch bei dem, was man den Berechnungen zugrunde legte, um etwas ganz anderes als um eine Sonnenfinsternis; kurzum - es ergaben sich neue "Wirrnisse". Schon Velikovsky wollte der astronomischen Chronologie nicht so recht trauen. Aber obwohl er sehr nahe daran war, fand er das treffende Gegenargument noch nicht. Wie unwissenschaftlich, ja geradezu leichtsinnig diese Methode ist, hätte der anerkannten Geschichtswissenschaft bewusst werden müssen, wenn sie die Kalenderbeschreibungen des Altertums ernstgenommen hätte. Da man aber daran festhielt, dass nichts auf der Welt die Erde dazu bringen könne, ihren Lauf zu verändern, musste man zwangsläufig die von 365,25 Tagen abweichenden Jahreslängen in antiken Kalendern als "Irrtümer" der damaligen Zeitgenossen abtun. Besonders dümmlich erscheint mir dabei das Argument zu sein, man habe aus Gründen der Vereinfachung den 360Tage-Kalender geschaffen, weil das Rechnen mit 365 1/4 Tagen zu umständlich gewesen sei. Was aber hätte sich ein Historiograf des Altertums wohl dabei denken sollen, wenn er das Jahr in seiner Zeit sogar 375 Tage lang sein ließ? Es gibt deutliche Hinweise in antiken Schriften darauf, dass das uns vertraute Jahr mit den 365 1/4 Tagen nicht zu allen Zeiten bestanden hat. Ja, es gab sogar unterschiedliche Jahreslängen, was selbstverständlich nur für mehr oder weniger lange zusammenhängende Zeiträume sinnvoll ist. Wir werden uns diese Zeiträume ansehen und auch die Ursachen ergründen, weshalb sich Änderungen an dem so fundamental scheinenden Wert der Jahreslänge ergaben. Betrachten wir uns zunächst die Hinweise auf Das 360-Tage-Jahr Es war im Altertum bekannt, wie aus verschiedenen Stellen in der antiken Literatur hervorgeht, dass das Jahr über einen längeren Zeitraum exakt 360 Tage gehabt hatte, und dass sich dieser Tatbestand infolge einer Katastrophe geändert haben musste. Velikovsky hat aus alten Schriften rund um den Erdball Texte zu diesem Thema zusammengetragen.1 Ich möchte einen Teil davon wiedergeben:
Auch hier ist von zwei unterschiedlichen Jahrestypen die Rede, wovon die Schulwissenschaft jedoch nichts wissen möchte. Die Römer können das 360-Tage-Jahr in Italien nicht kennen gelernt haben; denn sie gab es vor der Typhon-Katastrophe Nr. 4 überhaupt noch nicht. Wie ich weiter unten erläutern werde, kamen sie erst im Jahre 643 ndFl, also 19 Jahre nach der Katastrophe, nach Italien. Ihr Kalender bestand demnach nie zu der Zeit des 360-Tage-Jahres. Immer wieder wurden und werden die Gelehrten, die an der Vorstellung festhalten möchten, dass das Jahr seit eh und je 365 1/4 gehabt habe, vor die Frage gestellt, wie sie mit diesen "Unstimmigkeiten" fertig zu werden gedenken. Und dabei ist doch alles so einfach! Das olympische Jahr Im Jahre 624 ndFl war nach der Jahrhunderte langen Anwendung des 360-Tage-Jahres eine Kalenderänderung erforderlich geworden, da das Jahr plötzlich "unrund" geworden war. Wie diesem neuen Sachverhalt beizukommen sei, beschäftigte auch die Griechen. Sie schufen das olympische Jahr, in dem fünfzig Vollmonde exakt in vier Sonnenjahre passten. Dieser Kalender hatte jedoch - ganz entgegen der konventionell vertretenen Auffassung - eine Geltungsdauer von lediglich 52 Jahren. Eine ausführliche Abhandlung hinsichtlich der Entstehung dieses Kalenders bringe ich im Anschluss an die Besprechung der hierfür verantwortlichen vierten Typhon-Katastrophe. Bis zur Einführung des römischen Kalenders im Römerreich war im Mittelmeerraum der griechische Olympiadenkalender dominierend. Dies geht zum Beispiel aus den Datierungen in den nicht offiziell in die Bibel aufgenommenen (apokryphen) Makkabäerbüchern hervor. Die in diesen Büchern benutzten Jahresangaben beziehen sich auf ein griechisches Reich, was aber auch in konventioneller Betrachtung nicht den mindesten Sinn ergibt. Gemeint ist ganz eindeutig der griechische Olympiadenkalender, und die Angaben beziehen sich auf den Beginn dieses Kalenders im Jahre 624 ndFl = 256 v.Chr. Wenn also die Berichterstattung im 1. Kapitel des 1. Makkabäerbuches (Vers 11) mit der Angabe Im 137. Jahr des griechischen Reiches beginnt, dann ist damit das Jahr 760 (= 624 + 136) ndFl oder 120 v.Chr. gemeint. Konventionell gehört der Regierungsantritt des Antiochus Epiphanes, um den es hier geht und der im Makkabäerbuch der Edle genannt wird, in das Jahr 175 v.Chr. Rechnet man von hier die 136 Jahre zurück, so kommt man ins Jahr 311 v.Chr., in dem weit und breit kein griechisches Reich zu sehen ist. Und auch die Koalition, die in diesem Jahre Frieden geschlossen haben soll, schuf kein "griechisches Reich", vielmehr war es sogar in konventioneller Sicht eher ein Ende des "griechischen Reiches", nämlich der Beginn der Herrschaft der Diadochen, die das Reich Alexanders des Großen in seine Primfaktoren zerlegten. Außerdem ist die Sache in Wirklichkeit natürlich wieder einmal ganz anders; doch dazu kann an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden. Der Aufruhr des Usia Parallel zu den 52 Jahren des olympischen Kalenders liegt ein jüdischer, der ebenfalls im Jahre 624 ndFl begann. Dieser Kalender endete folgerichtig im 53. Jahr des Usia. Er wurde wie der Olympiaden-Kalender in diesem Jahr, also 676 ndFl, hinfällig. Unter dem Aufruhr des Usia muss man eine doppelte Katastrophe verstehen, nämlich einmal die Katastrophe Typhon 4, mit der das 360-Tage-Jahr endete, und die erst in Band 4 zu besprechende Siddim-Katastrophe, die im Jahre 641 ndFl zum Untergang u.a. der Städte Sodom und Gomorra führte. Im AT sind solche Zusammenziehungen nicht ungewöhnlich. An den Kalenderdaten änderte der Untergang von Sodom und Gomorra indes nichts. Dem Leser wird die Gleichzeitigkeit von Usia (konventionell um die 1. Olympiade im Jahre 776 v.Chr. "in den Tagen des Trojanischen Krieges" angesetzt) mit der Katastrophe Es wird hier dem Leser deutlich vor Augen geführt, dass in der biblischen Geschichte ein völliges Umdenken erforderlich ist. Die Geschichte des Alten Testaments Velikovsky hatte die Schwächen der Chronologie im Prinzip schon erkannt und ihre Berichtigung auch in Angriff genommen. Viele Jahrhunderte schmolzen unter seinen Händen dahin; doch der Hauptfehler blieb von ihm unentdeckt. Ohne seine Verdienste schmälern zu wollen muss man jedoch sagen, dass er offensichtlich Hemmungen hatte, die Chronologie und damit die Geschichte des Alten Testaments weit reichender Kritik zu unterziehen. Hier liegt aber die Hauptursache für die Zeitüberdehnung der Altertumsgeschichte. Diesen Tatbestand nicht anerkennen zu wollen, mithin die Überdehnung der AT-Geschichte zu leugnen, verhindert jede angebrachte und angemessene Korrektur der Altertumschronologie schon im Ansatz. Der Leser wird im Verlauf meiner Abhandlungen selber zu der Überzeugung gelangen, dass es ohne die Verkürzung und Richtigstellung der AT-Geschichte keine befriedigende Korrektur der Altertumsgeschichte geben kann. Schließlich war die Anlehnung der Altertumsgeschichte an die Chronologie des Alten Testaments, wie dies im 19. Jahrhundert praktiziert wurde, die eigentliche Ursache für die Überdehnung dieser Geschichte. Auch im Alten Testament lösen sich die 400 Jahre des dunklen Zeitalters Griechenlands und Kleinasiens und die anderen überflüssigen Jahrhunderte in Luft auf! Das sind vorab sehr ungewohnte Vorstellungen; unsere Vorstellungen sind aber in erster Linie Vorurteile, die wir - ohne sie prüfen zu können - von Kindheit oder der Schulzeit an hingenommen haben. Ich habe an früherer Stelle schon darauf hingewiesen, dass die Überdehnung der Geschichte im Alten Testament wesentlich zu der chaotischen konventionellen Rekonstruktion der Altertumsgeschichte beigetragen hat. Der deutsche Althistoriker Eduard Meyer rechnete schon vor rund hundert Jahren das Jahr 4241 v.Chr. als ein Jahr aus, in dem es 365 1/4 Tage gegeben habe. Er tat dies aufgrund eines umstrittenen Verfahrens, in dem der Begriff Sothis-Periode eine Rolle spielt. Bezeichnend ist daran, dass derselbe Gelehrte (siehe oben unter Punkt 7: "die Inschriften aus dieser [XVIII.] Dynastie enthalten keinen Hinweis auf die fünf Tage, die auf dem Jahr befindlichen") feststellen musste, dass die Ägypter in der Zeit der XVIII. Dynastie keine Kenntnis von den fünf Schalttagen hatten. Auf die Sothis-Periode komme ich weiter unten erst ausführlicher zu sprechen. Es sei hier jedoch schon gesagt, dass die Angabe Meyers zu der frühen Existenz eines 365,2422-Tage-Jahres nicht nur seinen eigenen Feststellungen in der Zeit der XVIII. Dynastie widerspricht, sondern auch sowohl einer Angabe Herodots als auch der folgenden: Das Zeitalter Nabonassars Ein wichtiger Zeuge für die Veränderung der astronomischen Daten für die Erde und somit auch der Jahreslänge ist der geistige Vater des geozentrischen Systems, Ptolemäus. Von ihm stammt auch der Kanon der Finsternisse, in dem er alle Sonnenfinsternisse zurückberechnet hat bis - ja bis wohin denn? Konnte er sie nicht nach der ein für allemal gültigen Formel zurückberechnen bis zur Erschaffung der Welt? Offensichtlich nicht; denn er vermerkt, nachdem er mit den Berechnungen im Zeitalter Nabonassars angekommen war: Bis hierher; denn davor ist alles ungenau. Was alles war ungenau? Seine Formel doch wohl kaum; andere Angaben konnte er auch nicht meinen, da er darauf nicht angewiesen war - wenn vor dem Zeitalter Nabonassars alles so gewesen wäre wie danach. Doch hier lag der Haken: es war offenbar danach nicht so wie vorher. Es hatte sich etwas geändert. Mag es den Gelehrten auch noch so unangenehm sein - die astronomischen Daten für die Bahn und die Raumlage der Erde hatten sich im Zeitalter Nabonassars verändert. Es gab außer den durch Typhon verursachten Kalenderänderungen noch zwei weitere, die Typhon nicht angelastet werden können. Die eine fand 52 Jahre nach Typhon 4 statt, also im Jahre 676 ndFl (= 204 v.Chr.), und die andere wiederum 52 Jahre später, nämlich 728 ndFl (= 152 v.Chr.). An diesen Jahreszahlen fällt die Gleichheit der Abstände auf.
Durch das letzterwähnte Ereignis, die "Xerxes-Nacht", entstand erst das heutige 365,2422-Tage-Jahr. Damals versuchten auch die Griechen, den Olympiaden-Kalender wieder einzuführen, allerdings nicht in der pentaeterischen Form (= in jedem fünften Jahr = alle vier Jahre) wie nach Typhon 4, sondern in einem achtjährigen Turnus. Sie kamen aber schon bald wieder davon ab, wie sie auch schon 676 ndFl von den Vierjahres-Olympiaden Abschied nehmen mussten, da diese im 375-Tage-Jahr nicht mehr sinnvoll waren. Sie zählten ab 676 ndFl die Jahre nur noch als einfache Olympiadenjahre, als "Jahre nach dem Beginn der Olympiaden-Rechnung". Durch das Verkennen dieser Tatsache sind ebenfalls "Luftjahre" in die konventionelle Geschichte hineingeraten, indem man die Olympiadenjahre vierfach gezählt hat. Das Epagomenen-Jahr zu 375 Tagen Herodot setzte seinen zeitgenössischen Lesern kurz vor dem Jahr 728 ndFl = 152 v.Chr. freimütig ein 375-Tage-Jahr vor, ohne die geringste Erklärung dazu abzugeben.2 Ein Übertragungsfehler durch die zwei Jahrtausende der Überlieferung ist dabei ausgeschlossen; denn wenn es zu einer Abänderung durch einen Kopisten gekommen wäre, dann hätte dieser auch die Rechnung abändern müssen, die Herodot mit obiger Zahl aufstellte. Zum einen ist also kaum zu erwarten, dass ein Kopist aus 365 Tagen 375 Tage machte, da es eher umgekehrt plausibel wäre, und zum anderen ist die Ausdrucksweise bei Herodot typisch für das im Altertum sehr wohl bekannte Epagomenen-Jahr zu 360 Tagen und 15 Schalttagen. Dieser Jahrestyp war im Jahre 676 ndFl entstanden, im Jahr des scheinbaren Sonnenstillstandes. 52 Jahre nach der Einführung des Olympiaden-Kalenders musste demnach erneut eine Kalenderänderung vorgenommen werden, da nun das Jahr 375 Tage hatte. In diesem Jahr begann die letzte Vierjahres-Olympiade, und zwar im 1. Jahr der 14. Olympiade, das zum 53. Olympiadenjahr wurde. In der konventionellen Rechnung würde das "1. Jahr der 53. Olympiade" dem Jahr 776 minus (4 x 52 =) 208 = 568 v.Chr. entsprechen. Viele konventionell in dieser Zeit gesehene Ereignisse liegen in Wirklichkeit tatsächlich um die Zeit des scheinbaren Sonnenstillstandes, nämlich um das Jahr 204 v.Chr. Das Epagomenen-Jahr zu 375 Tagen blieb wie das olympische Jahr für 52 Jahre maßgebend, bis es von dem heute noch gültigen 365,2422-Tage-Jahr abgelöst wurde. Diese Umstellung erlebte Herodot noch mit, ja er beschrieb die Ursache sogar, und obwohl diese Erwähnung zu seinen jüngsten gehört, konnte er die Auswirkung jener Xerxes-Nacht auf den Kalender in seinen Büchern der Geschichte noch unterbringen, und zwar bei der Beschreibung Ägyptens. Die Bezeichnung Epagomenen-Jahr bedeutet Schaltjahr und ist daher auf jedes vom Idealjahr abweichende Jahr anzuwenden. Die Epagomena sind die auf dem Jahr liegenden Tage (siehe dazu weiter oben!), also die zu den 360 Tagen des Idealjahres hinzugefügten. Ich werde im Folgenden jedoch nur das 375-Tage-Jahr als das Epagomenen-Jahr bezeichnen. Dieses wurde auch als Zweijahreszeitraum mit 25 Monaten zu je 30 Tagen gesehen (z.B. Daniel 4,29: ... bis dass über dir sieben Zeiten um sind ...; das bedeutet, dass der Babylonierkönig Nebukadnezar sieben "Doppeljahre", also 14 Jahre "in der Wüste" lebte, und zwar von 715 bis 729 ndFl). Unbelehrbare konventionelle Chronologie Welche Konsequenzen zogen die astronomischen Chronologen aus der Äußerung des Ptolemäus, dass vor dem Zeitalter des Nabonassar alles ungenau sei? Eine davon war, dass sie den Beginn der assyrischen Chronologie an eine Sonnenfinsternis des Jahres 763 v.Chr. anknüpften, das lange vor jenem Zeitalter Nabonassars lag, obwohl davor "alles ungenau" war, ganz abgesehen davon, dass diese Datierung ohnehin auf einem Missverständnis beruht sowie auch in anderer Hinsicht falsch ist; denn Nabonassar regierte von 657 bis 671 ndFl (= 223-209 v.Chr.), also mehr als fünfhundert Jahre nach der angeblichen Sonnenfinsternis und der konventionellen Datierung für die Regierungszeit Nabonassars, die von 747 bis 733 v.Chr. angegeben wird. Die Angabe Herodots, das menschliche Leben habe 70 Jahre, das sind (70 x 360 =) 25200 Tage ohne die Schaltmonate, die man zu seiner Zeit an jedes zweite Jahr anhängte, damit die Jahreszeiten mit den Kalendermonaten in Übereinstimmung bleiben, interessierte die Wissenschaftler bislang wenig. Dass ein 70-jähriges Menschenleben zu der Zeit des Herodot 26250, nämlich 70 mal (360 + 15 =) 375 Tage gehabt haben soll, halten sie für einen Kopistenfehler. Die Fehler in der astronomischen Chronologie sind mir unbegreiflich. Andererseits bin ich nicht gekränkt, wenn man mir vorwirft, meine Geschichtsdarstellung entspräche nicht dem Stand der Wissenschaft; denn offensichtlich entspricht der Stand der Wissenschaft nicht dem Stand der Tatsachen! Somit brauche ich diesen Vorwurf, mit dem mir der Lektor eines namhaften deutschen Verlages 1986 mein Manuskript zurückreichte, nicht als Mängelrüge aufzufassen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bewundere die wahren Helden der Altertumskunde, die Archäologen, die in Wind und Wetter, zwischen Schlangen und Skorpionen, im Kampf mit Bürokraten wie mit Plünderern unverdrossen die Fakten liefern, die dann "am grünen Tisch der Chronologie" in eine eklatante Unordnung gebracht werden. Von hier aus erschweren die Unbelehrbaren mit ihren schiefen Zeittafeln den Ausgräbern die Arbeit, die sich wundern, wenn das, was sie ausgraben, nicht so geschichtet ist wie erwartet. Die falschen Erwartungen haben die Chronologen zu verantworten, die noch immer an den falschen Vorgaben festhalten, obwohl es spätestens seit den Tagen Velikovskys angebracht gewesen wäre, gründlich darüber nachzudenken. Zu welchen Grotesken diese chronologischen Falschvorgaben führen können, möchte ich an einem Beispiel verdeutlichen, das ich aus Immanuel Velikovskys Buch Ramses II zitiere:3 Gordion Wenn das konventionelle Geschichtsschema wahr ist, sollte in Gordion4 die Schicht des "Hethiterreiches" unter dem phrygischen Horizont gefunden werden; wenn aber das rekonstruierte Schema wahr ist, müssen einige der Relikte von dem, was unter dem Namen des Hethiterreiches zurückgeblieben ist, über der phrygischen Schicht vorkommen. Und hier ist, was Dr. Young5 und sein Team in Gordion aufdeckten: Der phrygische Horizont wird von einer Lehmschicht bedeckt. "Für Datierungszwecke eignen sich die Scherben aus dieser Lehmschicht wenig; sie sind fast ausschließlich hethitisch." Die im Überfluss vorhandenen "hethitischen" Relikte qualifizieren die Schicht, in der Auffassung ihres Ausgräbers, als "offensichtlich eine Ablagerung, die bereits im Lehm war, als dieser von anderswo zur Bedeckung der Oberfläche des phrygischen Stadthügels herbeigebracht worden war."6 Young führt weiter aus, dass wenn diese Lehmschicht während der Perserperiode über den Hügel ausgebreitet worden sei, wie er sich gezwungen sieht anzunehmen, "würde es nötig gewesen sein, den Lehm über das persische Tor [der Stadtmauer] zu heben, bevor er auf den Hügel im Westen geschüttet werden konnte". Er bezeichnet dies als "einen offensichtlich höchst extravaganten Arbeitsvorgang". Worum geht es hier? Die Schulwissenschaft behauptet, weil es in der falschen Chronologie gar nicht anders möglich ist, dass die Hethiter die Stadt Gordion gebaut hätten, die dann von den Phrygern (manche sagen von den Kimmeriern) erobert wurde, die dem Hethiterreich den Garaus gemacht hätten. In der nächsten Eroberungswelle seien die Perser gekommen und hätten Gordion besetzt. Da nun die Schichtung (die "Horizonte") aber eine andere Reihenfolge erkennen lässt, so müssten die Phryger den hethitischen Horizont zunächst aus der (übrigens nach ihrem Anführer Gordios benannten) Stadt hinausgeschafft haben, um ihren eigenen Horizont als unterste Schicht legen zu können, so, wie es angetroffen wurde. Die Perser hätten sich nach der Eroberung der Stadt dann aber "gescheut", auf dem phrygischen Horizont zu bauen und zu leben, weshalb sie den vor der Stadt lagernden hethitischen Horizont wieder in die Stadt hineingeholt und genau an den ursprünglichen Orten wieder ausgebreitet hätten. Dies wären allerdings zwei "höchst extravagante Arbeitsvorgänge" gewesen. Gordion = Schilda? Nein; die Schichtung, die Young bei der Beurteilung Gordions antraf, entspricht genau dem historischen Sachverhalt. Wie zu erkennen ist, scheute auch er sich, der Wahrheit direkt ins Auge zu sehen. Worin besteht aber nun das tatsächliche "Rückgrat" der Altertums-Chronologie? Die Etrusker Das Volk, das in Italien vor dem Eintreffen der Römer bereits eine hohe Kulturstufe erreicht hatte, wie aus einschlägigen Funden wie Grabanlagen und -beigaben hervorgeht, wird allgemein als Etrusker bezeichnet. Sein richtiger Name ist jedoch Rasen oder Resen. Wie ich in einem späteren Kapitel, das in den Band 4 gehört, zeigen werde, sind die Etrusker die "persischen Römer", die unter Remus-Tyrsenos, der sich auch Tarquinius Persicus (später abgewandelt in Tarquinius Priscus) nannte, ins Land gekommen waren. Sie stellten die Plebejer. Im Gegensatz zu ihnen waren die "medischen Römer", die unter Aeneas eingewandert waren, die Patrizier. Aeneas ist auch Romulus, wenngleich Romulus der Sage zufolge erst ein späterer Nachfahre des Aeneas gewesen sein soll. Wie ich in dem Kapitel über die Etrusker in Band 4 aber ausführlich darlege, gehört der Trojanische Krieg, den Aeneas miterlebt und überlebt hat, ebenso in die Zeit des Beginns der Olympiaden-Zählung wie die Gründung der Stadt Rom durch Aeneas-Romulus und Tarquinius-Tyrsenos-Remus. Ich erinnere den Leser in diesem Zusammenhang an die oben schon eliminierten vierhundert Jahre des dunklen Zeitalters Griechenlands und Kleinasiens. Vieles, was den Etruskern, Tyrsenern, Tyrrhenern oder Toskern (Tuschi) zugeschrieben wird, betrifft in Wirklichkeit also die Rasen bzw. Resen, die schon lange vor den Etruskern in Italien an vielen Brennpunkten ansässig waren und das westliche Mittelmeer beherrschten. Den Etruskern im Sinne von Rasen wird die Schaffung des hundertjährigen Kalenders zugeschrieben, der nach dem lateinischen Wort saecula für Jahrhunderte den Namen Saecula-Kalender trägt. Mit diesem verbunden ist folglich ein Zehnersystem, das die Rasen von den orientalischen Völkern unterschied, die mit dem Zwölfersystem besser zurechtkamen. Da bekanntlich die Römer das Zehnersystem von den Rasen übernahmen, so kann man davon ausgehen, dass sie den Saecula-Kalender der Rasen gleich mitübernahmen. Hierin unterscheiden sich später die Etrusker (Plebejer) von den patrizischen oder den eigentlichen Römern, da die letzteren nach ihrer Trennung von den ersteren (Romulus vertreibt Remus!) zwar das Zehnersystem beibehielten, aber ihren eigenen Kalender ab urbe condita einführten, also die Zählung der Jahre seit Gründung der Stadt vornahmen. Folglich haben wir es bei den Römern mit zwei unterschiedlichen Kalendern zu tun, mit einem patrizischen und einem plebejischen. Der Begriff Plebejer ist gründlich missverstanden worden. Die Schlechterstellung dieser Volksgruppe rührte daher, dass sie lange Zeit kein römisches Bürgerrecht besaß. Daraus ergaben sich im Laufe der Zeit soziale Unterschiede. Am Anfang gehörten die Etrusker-Plebejer durchaus noch zu den Adelsfamilien. Die römische bzw. persisch-medische Einwanderung in Italien wird in Band 4 selbstverständlich ausführlich abgehandelt. Die ersten Römer übernahmen also den Saecula-Kalender der Rasen, dem sie jedoch einen neuen Anfang gaben mit dem Jahr ihres Eintreffens in Italien: 643 ndFl = 237 v.Chr. Die Rasen hatten den Saecula-Kalender mit einem anderen Ereignis beginnen lassen: mit der Sintflut. dessen ich mich ebenfalls bediene, wie ich eingangs dieses Kapitels schon darlegte. Die Rasen waren der Ansicht, dass am Ende jedes saeculi, d.h. alle hundert Jahre, eine große, weltweite oder kosmische Katastrophe hereinbreche und dass das Volk der Rasen nach tausend Jahren (= zehn Saecula) untergehen würde. Was die Schulwissenschaft mit dem einfachen Datierungsinstrument Saecula-Kalender angestellt hat, ist nur unter Berücksichtigung der allgemeinen Überdehnung der Altertumsgeschichte entschuldbar. Den modernen Historikern zufolge hätten die "Etrusker" nicht bis hundert zählen können; denn in der konventionellen Chronologie erscheinen Saecula mit 123, mit 119 und sogar solche mit weniger als 100 Jahren Länge. Diese Verwirrungen kamen nur deshalb in die Geschichte hinein, weil man nicht bemerkt hat, dass besagter Kalender durch eine jener gefürchteten Katastrophen unterbrochen worden war, wie sie ähnlich auch schon am Kalenderbeginn gestanden hatte, nämlich diesmal durch Typhon 4 im Jahre 624 ndFl. Das 7. Saeculum zählte demzufolge nur 23 Jahre! Da die Tyrsener Herodot zufolge unter Tyrsenos nach einer achtzehnjährigen Dürre über Smyrna, wo sie Schiffe bauten, nach Ombria (= Umbrien) auswanderten, was einer Ankunft in Italien im Jahre (624 + 19 =) 643 ndFl gleichkommt, so ergibt sich hieraus die plausible Erklärung für die 119-jährigen Saecula, so wie sich aus dem "Rumpf"-Saeculum, dem siebenten, die Erklärung für das 123-jährige Saeculum ergibt. Die Gruppe um Aeneas war nach der Zerstörung und dem Wiederaufbau Trojas über Karthago (Fürstin Dido) in Italien eingewandert, und zwar vermutlich (zuletzt?) gemeinsam mit den Tyrsenern im Jahre 643 ndFl. Der Beginn des Saecula-Kalenders wird von der Wissenschaft auf das Jahr 907 v.Chr. gelegt, ohne dass sie gleichzeitig eine Verbindung zur Sintflut herstellen kann, die ja nach gängiger Ansicht schon im Jahre (ca.) 3000 v.Chr. stattfand. Eine adäquate Katastrophe, die den Beginn dieses Kalenders im Jahre 907 v.Chr. plausibel machen könnte, ist in der konventionellen Chronologie nicht erkennbar. Die drei unterschiedlichen Saecula, die im siebenten nachsintflutlichen Jahrhundert ihren Anfang nahmen (nämlich 601, 624 und 643 ndFl), müssen folgerichtig auch zu drei unterschiedlichen Enden des Saecula-Kalenders führen; und genau da liegt das entscheidende Missverständnis, das zu den chaotischen Längen der Saecula geführt hat. Sehen wir uns also zunächst diese drei Enden einmal an: Das allgemein bekannte Endjahr, das von der Wissenschaft als das einzige des Saecula-Kalenders angesehen wird, ist das von dem römischen Kaiser Claudius genannte, das konventionell mit dem Jahr 53/54 n.Chr. verbunden wird. Claudius war ein Tyrsener bzw. Tyrrhener, also ein Etrusker, und befasste sich in seiner Tyrrenica mit der etruskischen Geschichte und Kultur. Er schrieb darin, dass das zehnte und letzte Saeculum der Tyrrhener in diesem Jahre abgelaufen sei. Für ihn waren also schon die Etrusker und die als Rasen oder Resen zu bezeichnenden Urbewohner Italiens ein und dieselbe Völkerschaft. Wie wir jedoch gesehen haben, waren die plebejischen Tyrsener oder Etrusker lediglich die vor den Toren Roms verbliebenen Römer von persischer Abstammung, die sich im Laufe der Zeit enger an die Rasen angeschlossen hatten als dies die patrizischen Stadt-Römer getan hatten, die aus dem medischen Geschlecht stammten. Der Vogel Phönix Die Schlussfolgerung aus der Angabe bei Claudius, die Sintflut müsse demnach im Jahre 947 v.Chr., nämlich 1000 Jahre vor 53/54 n.Chr., stattgefunden haben, wäre voreilig; denn sie widerspräche der Aussage eines anderen Römers, des bei uns hauptsächlich durch seine Beschreibung Germaniens (De Germania) bekannt gewordenen Schriftstellers Tacitus. Dieser erwähnt für das (konventionell ermittelte) Jahr 34/35 nach Chr. ein denkwürdiges Ereignis: In Ägypten, so schreibt er, sei in diesem Jahre der Vogel Phönix gelandet. Es seien aber einige der Ansicht, dass es sich hierbei um einen falschen Phönix handele. Bekanntlich wird vom Vogel Phönix gesagt, dass er alle tausend Jahre auf der Erde lande bzw. früher gelandet sei, um sich dann selbst zu verbrennen, und aus seiner Asche als neugeborener Phönix wieder emporsteige. Ähnliches machen wir alle Jahre am 31. Dezember, wenn wir das alte Jahr in einem riesigen Feuerwerk verbrennen und am nächsten Morgen die Asche zusammenkehren, aus der das neue Jahr auferstanden ist.
Die Zahlen in Klammern bei den Jahresangaben weisen auf die Korrektur hin, die ich weiter unten erläutern werde. Da bei den Jahreszahlen der rechten Spalte meine Berichtigung bereits berücksichtigt ist, so empfiehlt sich deren Vergleich mit den Zahlen in Klammern in der linken Spalte. Dabei fällt in der unteren Hälfte - fettgedruckte Zahlen - eine weitgehende Übereinstimmung auf, die sowohl für die Richtigkeit meiner Angaben als auch für die Halbrichtigkeit der konventionellen sprechen dürfte. (Einschub Juni 2013) Wie aus der vorstehenden Tabelle schon ersichtlich wird, liegen die letzten drei Saecula im Argen; denn hier ergeben sich auch in der weiteren Bearbeitung (siehe Band 5, besonders die Zeittafel in der Vorausschau) Probleme, deren Ausmaß noch nicht voll ersichtlich ist. Diese Probleme sind jedoch nicht die Folge meiner Berichtigungen, sondern sie müssen schon in der konventionellen Chronologie entstanden, übergangen und kaschiert worden sein. Auf die berichtigte Geschichte bis in die Mitte des achten Saeculi dürften diese allerdings keine Auswirkung haben.Den drei verschiedenen Anfängen des Saecula-Kalenders entsprechen drei verschiedene Enden, und die Begründung für diese Unterschiedlichkeit ist ebenso plausibel wie die Irrtümer, die sich für die konventionelle Chronologie in Unkenntnis der von mir ans Licht geförderten Fakten hieraus ergeben mussten. Der Sintflutkalender in der Bibel (Altes Testament) Es gibt auch in den kanonisierten, d.h. offiziell aufgenommenen Büchern des Alten Testaments Hinweise darauf, dass hier der Sintflutkalender recht häufig benutzt wurde. Ich habe schon an der versteckten Zahl 1656 glaubhaft gezeigt, dass die Verfasser und die Redakteure des AT mit diesem Zeitplan vertraut gewesen sein müssen. Um dem Leser einen Vorgeschmack auf die weitere Lektüre meiner Geschichte des Altertums in neuer Sicht zu geben, bringe ich hier zwei Beispiele für versteckte Datierungen, auf die ich an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingehen kann:
(= seit der Gründung der Stadt). Allgemein wird angenommen, dass es sich hierbei um die Gründung der Stadt Rom handelt, was ja auch plausibel ist. In der berichtigten Chronologie bedeutet das Jahr 643 ndFl (= 237 v.Chr.), das ist 19 Jahre nach dem Beginn des 8. Saeculi bzw. der Olympiaden-Zählung, den Beginn der gemeinsamen Regierung von Aeneas und Tyrsenos in einer Stadt, die bereits den Namen "Roma" trägt, weshalb sich Aeneas später Romulus genannt haben dürfte. Nach gängiger Überlieferung wurde Rom sogar noch später erst gegründet: im 4. Jahr der 6. Olympiade. Das entspricht fünf vollen Olympiaden (= 20 Jahren) plus drei Jahren = 23 Jahren nach dem Beginn der Olympiaden-Zählung. Konventionell lauten die Datierungen hierzu: Der Beginn des 8. Saeculi und der Beginn der Olympiaden-Zählung gehören beide ins Jahr 624 ndFl. Der Gründungskalender wurde nachträglich im Jahre 647 ndFl rückwirkend ab 637 ndFl zählend eingeführt, also 23 Jahre nach dem Olympiaden-Beginn. Der effektive Beginn dieses Kalenders (637 ndFl = 243 v.Chr.) liegt demnach noch einige Jahre vor der Ankunft der beiden Gruppen in Italien, die nicht vor dem Jahr 643 ndFl hier eingetroffen sein können. Ab Urbe Condita lautet AUC.
Wenn diese Abkürzung ursprünglich aber Ab Urbe ConDita = AUCD
gelautet hätte, dann konnte Livius seinen Zeitgenossen erklären, dass der Buchstabe D, der dem römischen Zahlzeichen für 500 entspricht, als zu der Jahreszahl gehörig anzusehen sei. Damit hätten sich die Jahresangaben um fünfhundert Jahre erhöhen lassen. Der konventionellen Chronologie würde dies natürlich gut ins Konzept passen, da sie auf Gründe, die die Überdehnung der Altertumsgeschichte zu rechtfertigen scheinen, angewiesen ist. Der Verdacht liegt nahe, dass Livius mit den um 500 Jahre höheren Jahreszahlen die Absicht verband, seinen Gönner, den Kaiser Augustus, als Julier an den Göttersohn Aeneas Iulius anzubinden und gleichzeitig die römische Geschichte mit den älteren Kulturen konkurrenzfähig zu machen. Ähnliche Mogeleien mit der Länge der Geschichte der eigenen Völker ist auch den Herren Berossos für Babylonien und Manetho für Ägypten schon unterstellt worden, indem man behauptet hat, sie hätten ihre Kulturen gewaltsam älter gemacht als die der Griechen war, die zu dieser Zeit die antike geistige Welt beherrschten. Man entdeckte damals die quasi geschichtsleere Zeit vor der Sintflut, in die sich die Geschichte des eigenen Volkes beliebig hochstapeln ließ. Ein Vergleich mit dem heutigen Unterschied zwischen Europa und Amerika im Hinblick auf die gegenwärtige Bedeutung und die Länge der Geschichte drängt sich hierbei förmlich auf. In der Schulwissenschaft ist nur ein "mehrheitlicher Konsens" darüber erzielt worden, dass der Beginn unserer Zeitrechnung in das Jahr AUC 754 gehört, das daraufhin (und zwar nachträglich, wie sich versteht) zum Jahr 1 AD (Anno Domini = im Jahre des Herrn) gemacht wurde. Einen exakten Beweis für die Richtigkeit dieser Annahme gibt es weit und breit nicht. Ich stelle diese Behauptung daher in Frage. Was berechtigt mich dazu? Ganz abgesehen von den Zweifeln, die in der konventionellen Altertumskunde hinsichtlich des frühen Ansatzes der Gründung Roms aufgekommen sind, würde in meiner Chronologie die Gründung Roms, wenn sie tatsächlich ins Jahr 753 oder - wie ich lieber sagen würde - 743 v.Chr. gehören würde, in die Zeit kurz nach dem Tode des Gilgamesch fallen, dessen Reich im Jahre (880 minus 743 = ) 137 ndFl allerdings noch in höchster Blüte stand. Eine Gründung Roms in dieser Zeit anzusetzen, ist völlig indiskutabel. Das Jahr 637 ndFl, mit dem der AUC(D)-Kalender beginnt, entspricht aber - wie ich schon gezeigt habe - dem Jahr 243 v.Chr., also einer Jahreszahl, die um exakt 500 Jahre kleiner ist als die konventionell geforderte. Nach allem bisher Gesagten wäre es nicht befriedigend, wenn unsere christliche Zeitrechnung im Jahre AUCDCCLIV ("wahlweise" zu trennen vor oder hinter dem "D": entweder AUC 754 oder AUCD 254) begänne, da dadurch eine Differenz zu der wirklichen AUCD-Rechnung von 510 Jahren statt von 500 Jahren herauskäme, was nicht plausibel erklärt werden könnte. Dieses Problem lässt sich auch nicht über die oben erwähnten störenden zehn Jahre im Zusammenhang mit der Gründung der Stadt lösen, da sich diese nicht aus derselben Ursache herleiten lassen. Es muss daher ein Weg gefunden werden, den Beginn unserer Zeitrechnung nach Christi Geburt bzw. Anno Domini auf das Jahr AUC 744 bzw. AUCD 244 zu verlegen, ohne dass dies zu Unverträglichkeiten führt. Die Ansetzung des Jahres der Geburt Christi auf AUC 754 (entsprechend einer Gründung Roms im Jahre 753 v.Chr.) geht auf den Mönch Dionysius Exiguus zurück, wurde aber schon von Kepler (748) und Kopernikus (751) angezweifelt, die eigene Vorschläge (in Klammern) machten. Lediglich von Bellarmin wurde die Zahl 754 bestätigt. Mir scheint jedoch eine andere Überlegung, und zwar die über Herodes, besser zum Ziele zu führen als die astronomischen, wie sie von den vorgenannten Herren angestellt wurden; denn diese bedienten sich eines Kalenders, der nicht stimmen kann. Darauf komme ich schon in Kürze wieder zurück. Zunächst bleiben wir bei Herodes. Der römische Kaiser Augustus regierte von AUC 727 bis 767 bzw. von AUCD 227 bis 267. Herodes soll im Jahre AUC 750 gestorben sein, zu welchem Zeitpunkt Jesus seit 3 1/2 Jahren in Ägypten war, wohin er mit zwei Jahren vor Herodes geflohen war. Nach dieser Rechnung wäre er im Jahre AUC 744 geboren, was meine Annahme, dies sei das Jahr des Beginns unserer Zeitrechnung, bestätigt - aber das Jahr der Geburt muss nicht das Jahr des Kalenderbeginns Anno Domini sein; denn dafür gibt es ein wesentlich besseres Argument. Zunächst sei lediglich festgehalten, dass die über Herodes führende Berechnung meiner Aussage nicht widerspricht. Durch die Verschiebung des Beginns unserer Zeitrechnung um zehn Jahre zurück werden alle konventionellen Datierungen vor Christi Geburt um zehn Jahre zu hoch und müssen infolgedessen um 10 Jahre vermindert werden, während alle Angaben für die Zeit nach Christi Geburt um zehn Jahre zu niedrig ausfallen, weshalb sie um 10 Jahre erhöht werden müssen; als Beispiel betrachten wir Kaiser Augustus und seinen Nachfolger Tiberius:
Der eigentliche Beweis für die Richtigkeit der Ansetzung des Beginns unserer Zeitrechnung ins Jahr AUCD 244 (und nicht AUC 744, wie schon dargelegt wurde, noch ins Jahr AUC 754 bzw. AUCD 254, was aus anderen Gründen zu verwerfen ist) besteht in einer 243-jährigen Diskrepanz zweier Kalender, die ganz ohne Zweifel mit demselben Ereignis beginnen, das wir bereits als die Katastrophe Typhon 1 kennengelernt haben oder die Erschaffung der Welt. Der eine Kalender geht auf den irischen Bischof von Ussher zurück, der im Jahre 1654 das Jahr 4004 v.Chr. (26. Oktober um 9 Uhr morgens) als das Jahr der Erschaffung der Welt ausrechnete, und der andere ist der noch heute verwendete jüdische Kalender "Seit der Erschaffung der Welt". Der beginnt demnach mit demselben Ereignis, das auch am Beginn des Ussher-Kalender steht. Der jüdische Kalender weist für das Jahr 2000 n.Chr. das Jahr 5761 aus, was für den Beginn dieses Kalenders bedeutet, dass die Erschaffung der Welt im Jahre (5761 minus 2000 = ) 3761 v.Chr. stattfand. Ussher konnte seine Zahl nur aus solchen Quellen beziehen, die auch für den jüdischen Kalender herangezogen wurden; denn das Alte Testament lässt eine rechnerisch präzise Herleitung dieser Zahl nicht zu, obgleich es nicht an Versuchen gemangelt hat, dies zu ermöglichen. Doch die chronologischen Angaben im AT sind horrend falsch und ungenau! Da sich beide Kalender von demselben Ereignis herleiten, kann es eigentlich gar keinen Zweifel daran geben, dass die Ussherzahl (4004 v.Chr.) mit der des jüdischen Kalenders übereinstimmen müsste. Dies wird jedoch erst der Fall, wenn von der aktuellen Jahreszahl des jüdischen Kalenders die richtige Jahreszahl unseres Kalenders abgezogen wird; denn offensichtlich ist 2000 nicht die richtige Zahl, da sich nach der Subtraktion mit 2000 das Jahr 3761 v.Chr. als der Beginn des Welterschaffungskalenders ergibt, was von der Ussherzahl um genau 243 Jahre abweicht. Hierin eine Verbindung zum Beginn des römischen AUCD-Kalenders zu sehen, ist gewiss legitim; denn es gibt noch einen weiteren Hinweis darauf, dass z.B. das Jahr 2000 AD (= nach Christi Geburt bzw. nach Beginn unserer Zeitrechnung) tatsächlich erst das Jahr (5761 minus 4004 = ) 1757 AD war. Es versteht sich, dass man nicht gleich im Jahre 1 n.Chr. mit dem AD-Kalender begann. Damals waren neben den beiden schon besprochenen römischen Kalendern (später wurde nur noch der AUCD-Kalender benutzt) auch noch der griechische Olympiaden-Kalender und der ägyptische in Gebrauch, ferner der jüdische und ein babylonischer für Mesopotamien sowie in anderen Gegenden noch viele andere mehr, die jedoch nicht so große Bedeutung hatten. Im Jahre 525 n.Chr. (konventionell) berechnete Dionysius Exiguus (gestorben konv. 540 n.Chr.) das Geburtsjahr Christi anhand einer so genannten "Ostertafel". Dabei soll er sich geirrt haben, wie es heißt. Erst kurz vor 735 n.Chr. (konv.) führte der nordenglische Theologe und Historiker Beda Venerabilis die Zählung der Jahre "nach Christi Geburt" bzw. den Kalender "Anno Domini" ein. Ich behaupte nun, dass Papst Leo III und Kaiser Karl der Große diesen Kalender, der schon im sechsten Jahrhundert nach Christi Geburt vorlag, manipulierten. Exiguus hatte sich nicht geirrt, noch lebte Venerabilis im achten Jahrhundert nach Christi Geburt. Sie waren Zeitgenossen und hatten genaue Angaben abgeliefert, die von den "beiden Kaisern" jedoch bewusst ignoriert wurden. Diese führten wider besseres Wissen einen völlig falschen Anno-Domini-Kalender ein. Was aber war der Grund für diese Manipulation? Es war - wie schon so häufig in der Geschichte der Menschheit - ein politischer. Leo und Karl schufen auf den Grundmauern des zusammengebrochenen Römischen Reiches im Jahre 557 n.Chr. ein neues Reich, das Heilige Römische Reich, das im Gegensatz zum unheiligen außer dem Kaiser, der nun jedoch in Aachen seinen Thron aufgestellt hatte, noch einen Zweitkaiser im Stammhaus Rom hatte, nämlich den Papst. Die Kombination der Begriffe Heilig (Papst = Seine Heiligkeit) und Römisch (Kaiser = Caesar) drückte sich auch in der Wahl des neuen Kalenders aus: Man benutzte weiter den römischen Kalender und ersetzte das AUCD durch Auslassen der Buchstaben "UC" durch AD, was als die Abkürzung für Anno Domini ausgegeben wurde: im Jahre des Herrn. Später sagte man bevorzugt nach Christi Geburt oder auch seit Beginn unserer Zeitrechnung. Durch diesen "Trick" wurde das Jahr 557 n.Chr. zum Jahr 800 AD; denn Rom hatte soeben seinen 800. Geburtstag gefeiert. Karl wurde in diesem Jahr in Rom gekrönt und baute in Aachen das Oktogon der Karlskapelle, das heute noch an die 800-Jahrfeier erinnert, und im Jahre 801 n.Chr. begann ein neues Saeculum der europäischen Geschichte. Deshalb haben die Glocken in der Neujahrsnacht 2000 das Jahr des zweitausendsten Geburtstags der Stadt Rom eingeläutet und nicht das der zweitausendsten Wiederkehr der Geburt Christi. Wie ist aber heute noch zu beweisen, dass aus dem Jahr 557 das Jahr 800 n.Chr. wurde? Was wurde aus den dazwischen liegenden Jahren 558-799? Die kann es natürlich gar nicht gegeben haben, und infolgedessen müssen die Ereignisse, die in diesen Jahren gesehen werden, auf die davor liegenden Jahre bis 557 = 800 n.Chr. umgelegt werden, was erneut zu Entzerrungen der Geschichte führen muss. Auch die römische Kaiserzeit dürfte - ebenso wie die Papstgeschichte - kürzer und dafür richtiger werden. Wie Heribert Illig7 ausführt, hat es in seiner Sicht nicht nur die Jahre zwischen 614 und 911 nach Chr. nicht gegeben, sondern auch keinen Kaiser Karl den Großen. Das letztere erscheint mir nicht zwingend zu sein; die "erfundenen 297 Jahre" aber entsprechen - wenn man sie noch richtig chronologisiert - genau den 243 Jahren zwischen 557 und 800 nach Chr., die ich aus der Geschichte eliminiert habe. In diesem Buch möchte ich noch nicht auf den gesamten Komplex eingehen, sondern nur an einem Beispiel zeigen, dass meine Kalenderkorrektur keinesfalls abwegig ist: Unter Justinian (genannt wird das Jahr 558 n.Chr., also das erste "erfundene", das somit auch dem Jahre 801 n.Chr. entspräche!) entdeckten oströmische Grenztruppen die ersten Vortrupps der Awaren, und Karl der Große unterwarf sie im Großen Awarenkrieg, der 791 n.Chr. begann, also zehn Jahre vor dem Jahr 801 = 558, d.h. in Wirklichkeit im Jahre 548 n.Chr. Nicht nur, dass Karl sie demnach bereits zehn Jahre vor ihrer ersten Sichtung im Osten des Reiches zu bekriegen begann, vielmehr hatte er drei Jahre zuvor, nämlich 788, de facto also bereits 545 n.Chr., den Bayern-Herzog Tassilo III besiegt, der mit den Awaren sympathisiert hatte. Die letzte bekannte Erwähnung der Awaren gehört ins Jahr 822 n.Chr., was dem Jahre 579 n.Chr. entspräche und acht Jahre nach Karls Tod (814 entspr. 571 n.Chr.) läge. Eine Korrektur der Chronologie erscheint mir hier in jeder Hinsicht dringend vonnöten. Der Gregorianische Kalender Den Beweis für den Fortfall der 243 Jahre in der Zeit nach Augustus liefert uns ein anderer Papst: Papst Gregor XIII griff im Jahre 1582 n.Chr. die von einem seiner Vorgänger, von Papst Sixtus IV, in Zusammenarbeit mit dem Mathematiker und Astronomen Regiomontanus konzipierte Kalenderreform wieder auf, die 1476 durch den Tod des Regiomontanus unterbrochen worden war. Um nachvollziehen zu können, worum es damals ging, muss noch einmal etwas Astronomie durchgenommen werden: Die Länge des tropischen Jahres, also die Zeit von einem Frühlingsbeginn bis zum nächsten, beträgt 365,2422 Tage. In unserem bürgerlichen Kalenderjahr drückt sich die Abweichung von vollen 365 Tagen darin aus, dass wir alle vier Jahre einen Schalttag einführen, wodurch ein Wandern des bürgerlichen Jahres durch die Jahreszeiten unterbunden wird. Bei korrekter Schaltung bleibt der Frühlingsanfang jeden Jahres immer auf demselben Tag oder zumindest nur wenige Stunden davon entfernt liegen. Nun wird aber durch die Einschaltung von einem Tag innerhalb von vier Jahren pro Jahr ein Vierteltag eingefügt, was den korrekten Überschuss von 0,2422 Tagen über die vollen 365 Tage eines Jahres um 0,0078 Tage übersteigt. Nach 1000 Jahren haben sich auf diese Weise 7,8 Tage in den Kalender eingeschlichen, die u. a. den Frühlingsbeginn um 7 oder 8 Tage im Kalender vorverlegen. Papst Gregor XIII machte diesem "Wandern des Frühlingsbeginns" ein für allemal ein Ende. Er verfügte, dass fortan die vollen Jahrhunderte keine Schaltjahre mehr seien mit Ausnahme derjenigen, die durch 400 ohne Rest teilbar sind. Auf diese Weise werden einerseits die pro Jahrhundert zuviel geschalteten 0,78 Tage dreimal am Ende eines Jahrhunderts durch Fallenlassen eines vollen Schalttages wieder mehr als ausgeglichen, und andererseits wird das hieraus resultierende Defizit von dreimal 0,22 = 0,66 Schalttagen dadurch wieder ausgeglichen, dass nach dem vierten Jahrhundert der Schalttag wieder angewendet wird. Es verbleibt ein sehr geringer "Schaltüberhang" von (0,78 - 0,66 = ) 0,12 Tagen pro vierhundert Jahre, der sich erst nach insgesamt 3333 Jahren zu einem vollen Tag aufaddiert haben wird. Die Jahre 1700, 1800 und 1900 waren demnach keine Schaltjahre, während das Jahr 2000 wieder dazugehörte. Da sich bis zu der Zeit der Kalenderreform schon einige Tage angesammelt hatten, um die sich der Frühlingsanfang vorverlagert hatte, berichtigte Papst Gregor XIII diese Veränderung durch eine Rosskur: Um den Frühlingsanfang wieder auf das Datum fallen zu lassen, auf dem er zu der Zeit gelegen hatte, als unser Herr auf Erden wandelte, nämlich zur Zeit der Kalenderreform des Kaisers Augustus, ließ Gregor kurzerhand zehn Tage unter den Tisch fallen, indem er auf den 4. Oktober des Jahres 1582 gleich den 15. Oktober folgen ließ. Dadurch kam der Frühlingsanfang, der sich mittlerweile auf den 11. März "vorgearbeitet" hatte, ab dem Jahre 1583 wieder auf den 21. März zu liegen, wo er auch heute noch liegt und noch lange liegen wird - wenn nicht Typhon wieder vorbeikommen sollte. Da sich Gregor entschloss, genau zehn Tage aus dem Kalender herauszunehmen, müssten sich in den 1580 Jahren seit der Reform des Augustus 1580 mal 0,0078 = ca. zehn Tage angesammelt haben; doch weit gefehlt: diese Rechnung ergibt mehr als zehn Tage, nämlich genau 12,324 Tage. Es hätte dem Papst gewiss nichts ausgemacht, zwölf oder dreizehn statt zehn Tage aus dem Kalender fallen zu lassen. Daher muss es einen anderen Grund gegeben haben, weshalb ihm die zehn Tage reichten, um den alten Zustand wieder herbeizuführen. Teilt man die zehn Tage nun durch 0,0078, um die Anzahl der Jahre herauszubekommen, die für Papst Gregor maßgebend war, dann ergibt sich ein Wert um 1282, also um drei Jahrhunderte weniger. Sollten hier die bewussten 243 Jahre eine Rolle spielen? Wenn man nun 1580 Jahre um 243 Jahre vermindert und dieselbe Rechnung dann mit 1337 Jahren wiederholt, so ergibt das 10,4286 Tage, was immer noch ausreichen würde, zehn Tage unter den Tisch fallen zu lassen. Die Zahl 1282 (entsprechend 1525 n.Chr.) liegt in etwa auf der Mitte zwischen Sixtus und Gregor. Es ist also durchaus legitim, in diesen Maßnahmen einen Beweis für die Richtigkeit meiner bisherigen Kalenderaussagen zu sehen. Zugegeben - diese Rechnung lässt sich mit einer von 243 abweichenden Zahl ebenfalls durchführen, z.B. mit 300, wie oben zu sehen war. Aber weshalb sollte hier einer anderen Zahl der Vorzug gegeben werden, wo doch gerade die Zahl 243 als Differenz zwischen dem Ussher- und dem jüdischen Kalender auf der Hand liegt? Liegt es nicht näher, die Gründung Roms mit dieser Differenz und dieser Kalendermanipulation in Verbindung zu bringen, als irgendeine andere Zahl oder ein anderes Ereignis ?
Berichtigt man jedoch die Jahreszahl 1997 durch Verminderung um die besagten 243 Jahre auf 1754, so ergibt sich für die Hedschra das Jahr (1754 minus 1375 =) 379 n.Chr. Durch diese Reduzierung verkürzt sich die gesamte spätrömische Geschichte, was für die Chronologie der Römerzeit weit reichende Konsequenzen hat, aber auch für die Zeit zwischen dem Ende Roms und der Karolingerzeit. Fehler, die hier in der Chronologie unkorrigiert bleiben, müssen entsetzliche Entstellungen der Geschichte zur Folge haben. Auch Heribert Illig wird seine Eckdaten 614 und 911 n.Chr. überdenken müssen.
Letzter Stand: 9. April 2014
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