Viertes Buch: Das Sechste Saeculum

9. Kapitel: Amurru und Persien

Das Ende des larsa-sumerischen Reiches des Rim-Sin

Rim-Sin Utuchengal, der "Sohn des Sonnengottes", starb nach 60jähriger Herrschaft. Im Jahre 486 ndFl war dieser Larsaite von Sem-(Man)Ischtu(schu)p-Ilum als Assur-Rim- Nischeschu (assyrisch-ninivitisch: Nisroch; vermutlich ein Synonym für den Mondgott Sin) in Assur eingesetzt worden. 546 ndFl schloss er die Augen als Gottkönig von Amurru. Wie lange der Thronfolgekrieg gedauert hat, an dessen Ende Aram, der Sohn des Sem, bzw. Hammurabi, der Sohn des Sumu- Abi, den Sieg über seine Mitbewerber davontrug, lässt sich nicht genau sagen.

Das Großreich Rim-Sins umfasste außer dem Kernland Mesopotamien die Gebiete Syrien-Palästina und Teile Kleinasiens. Die Kernstücke Medien und Elam des späteren Perserreiches scheinen nicht dazugehört zu haben. Zu dieser Zeit residierten die Amoriterkönige als Unterkönige in Ebla, Haran oder Mari. Erst durch die Machtergreifung Aram-Hammurabis bekam das Aramäer- oder Amurrureich wieder seine Bedeutung. Fortan erscheinen die Unterkönige ebenfalls in der Liste als "Könige von Amurru", was sich jedoch nur auf das spätere Syrien bezog, während der Großkönig, der in der Reichshauptstadt Kisch regierte, die Dynastie des Sem = Sumu-Abi weiterführte, dessen Reich jedoch noch nicht den Namen seines Sohnes Aram getragen haben kann. Zweifellos bekamen das Reich und die Dynastie erst ihren endgültigen Namen von Aram-Hammurabi.

Die Amurru-Dynastie

Bei der Betrachtung der Liste der Dynastie von Amurru ist zu beachten, dass diese aus nebeneinander liegenden Thronfolgen besteht, nämlich aus zwei zeitlich parallel verlaufenden Strängen, deren einer 487 ndFl mit Sumu-Abi beginnt und 599 ndFl mit dem Tode des Sin-Muballit endet, während der andere im Jahre 517 ndFl mit Hammurabi beginnt, mit Samsuiluna fortfährt und mit dem Tode des Samsuditana im Jahre 629 ndFl endet. Zwischen den beiden Letzteren sollen noch Abi-Eschuch (28 Jahre), Ammi-ditana (37 Jahre) und Ammi-saduqa (21 Jahre) regiert haben. Sie gehören offenbar zu einer weiteren Parallel-Dynastie, deren Sitz ich nicht angeben und deren Vertreter ich nicht identifizieren kann.

Die Zweizügigkeit resultiert daraus, dass nach dem Tode des Sem, mithin des Reichsgründers Sumu-abi, das Amoriterreich zu einem Teilgebiet des larsa-sumerischen Reiches des Rim-Sin herabgestuft worden war. Hammurabi regierte der Amurru-Liste zufolge 55 Jahre, die seit 517 ndFl zu zählen wären, als er in Assur unter dem Namen Assurabi auf den Thron kam, und somit 572 ndFl mit seinem Tode enden. Unter seinem Namen Urnammu regierte Hammurabi entsprechend der Liste Ur III 43 Jahre, die ab seiner Thronbesteigung in Ur im Jahre 529 ndFl gerechnet werden müssen. Die Regierungszeit dort endet ebenfalls im Jahre 572 ndFl. Beide Angaben, 55 und 43 Jahre, sind überliefert. Wie man sieht, können sie auch beide zutreffen. Neuerdings gibt man Hammurabi übrigens auch nur noch 43 Jahre (Wikipedia, Könige von Babylon).

Mit dem Regierungsantritt Samuels in Edom als Samla von Masrech (1. Mose 36, 36), der mit Jaschmach-Adad von Mari ebenso identisch ist wie mit dem Sumu-la-il der Amurru-Liste, war Edom-Seirirot, das spätere Israel, so gut wie selbständig geworden. Der genaue politische Status dieses amoritischen Landesteiles ist schwierig zu bestimmen. Ich bin geneigt, ein Protektorat Rim-Sins über das von dem 80jährigen Sohn Samuel des Isaak (Jagg)Idi-Ilum in Besitz genommene Edom anzunehmen. Das von seinem Vater vor ungefähr 85 Jahren eroberte Gebiet wurde jetzt auch dem Sohn als Erbland versprochen (das "Gelobte Land" im Sinne von das "Versprochene Land").

Wichtig ist an dieser Stelle, dass die Thronbesteigung des Samla von Edom datiert werden kann: sie fand in demselben Jahre 537 ndFl statt, in dem die Therakatastrophe hereinbrach, nämlich genau die 35 Thronjahre des Sumu-la-il von Amurru nach dem Ende seines Vorgängers Sumu-Abi in der Amurru-Liste, der sowohl seinem Halbbruder Sem-Juda als auch dem Akkader Manischtuschu sowie dem Ischtup-Ilum von Mari entspricht.

Auf seinen Vater Sumu-la-il folgte der Amurru-Liste zufolge Sabu (auch Sabium) als König von Amurru, in dem wir schon Sa-(b)u-lum (von Ebla) und Salatis, den Anführer der Amu(rru)-Hyksos, erkannt haben, somit auch den Benjaminiter Saul, der sich hierdurch unzweifelhaft zumindest als ein Nachfahre des Samuel-Benjamin ausweist. Für Sabu, Sohn des Sumu-la-il, weist die Amurru-Liste 14 Regierungsjahre aus, das hieße von 537 bis 551 ndFl. In diesem Endjahr wurde Saul König von Israel. Seine Residenz als amoritischer Provinzkönig unter Rim-Sin und Hammurabi ist nicht einwandfrei auszumachen. Zwischen 529 und 537 ndFl war seine Residenzstadt Ebla (= Rechoboth am Strom); wenn er von hier aus nach Edom berufen wurde, dann muss er auch von 537 bis 551 ndFl in Ebla residiert haben, wo er inschriftlich als Sa-(b)ulum erwähnt wird.

Im AT (1. Mose 36, 37) wird als Nachfolger des Samla von Edom Saul von Rechoboth am Strom genannt. Daraus ist zu schließen, dass Rechoboth (hebr. = "weite Räume") entweder die Stadt Ebla ist oder der ganze sabäische Landstrich, nämlich das Sabäerland Zabalam mit den Städten Ebla, Haran und Nisibis (= Soba). Möglicherweise war Samla-Sumu-la-il = Samuel, der im AT ganz klar als "Königsmacher" des Saul erscheint, entweder nie oder nicht nur oder zuletzt schon nicht mehr Richter in Benjamin, wo er dem AT zufolge auch geboren wurde, sondern König eines Groß-Edom (Rabba Edom), der seinem aus Ebla herbeigeholten Sohn die Königswürde über das westliche Teilreich verlieh, nämlich über Edom- Seirirot = Israel.

Begünstigt durch den Machtwechsel in Kisch, der eigentlichen Reichshauptstadt von Amurru, wo im Jahre 546 ndFl nach längeren Thronstreitigkeiten Hammurabi auf den verstorbenen Rim-Sin gefolgt war, konnte Samuel  im Jahre 551 ndFl Saul zum König eines unabhängigen Israel ausrufen, was jedoch auf energischen Widerstand bei den edomitischen Fürsten stieß, die einen der ihren auf den Thron von Ost- bzw. Schemesch-Edom setzen wollten: Bedad. Die hiermit einhergehenden Querelen deutet das AT mit anderen Worten an (1. Samuel Kapitel 8- 10); die Umstände werden auf die hierin verfolgte Absicht zugeschnitten.

Apil-Sin, der angebliche Sohn des Sabu, regierte in Amurru gemäß der Liste 17 Jahre, das hieße von 551 bis 568 ndFl. Seine Regierungszeit fällt somit voll in die des Großkönigs Hammurabi. Apil-Sin (der Name bedeutet Sohn des Mondgottes oder evtl. auch Sohn der Mondgöttin) ist Perseus, der Sohn der Hekate, die als Mondgöttin verehrt wurde, und des Sem-Juda, der als Sumu-Abi am Anfang der Amurru-Liste steht. Hammurabi hatte seinen jüngeren Halbbruder demnach unter seine Magnaten aufgenommen. Dass Perseus zu spät gekommen war, um sich am Erbfolgekrieg zu beteiligen, zahlte sich offenbar aus: Er war kein Gegner Hammurabis gewesen.

Auf jeden Fall ist in der Amurru-Liste bei Apil-Sin der Zusatz "dessen Sohn" auf Sumu-Abi zu beziehen und nicht auf Sabu, wie das schon bei Hammurabi zu machen war, der bekanntlich irrtümlich als Sohn des Sin-Muballit in dieser Liste erscheint, der seinerseits hierin korrekt als Sohn des Apil-Sin ausgewiesen wird. Die Vaterschaft des Perseus = Apil-Sin an einem Sohn Sin-Muballit, dessen Mutter eine Athene-Tochter bzw. Mubal-Enkelin gewesen sein müsste, ist daher wesentlich leichter zu erklären als die Vaterschaft eines angeblichen Sohnes von Sabu-Saul an Sin-Muballit (* 533/534 ndFl).

Der auf Sabu = Saul unmittelbar folgende König in Israel war sein Sohn Is-Boshet (556-558 ndFl), dann jedoch sein Feldherr (sabäisch für Feldherr: da-u-dum) David (558-591 ndFl). Dieser David zeichnet sich vordergründig durch zwei Eigenheiten aus:

Erstens hieß er gar nicht David, und zweitens war er nur der erste von zwei Trägern dieses "Nicht-Namens"; denn auch der spätere zweite David hieß eigentlich anders. Es ist hier noch nicht die Gelegenheit, diese scheinbaren Widersprüche zu erklären.

Apil-Sins Sohn Sin-Muballit, dem die Liste 30 Regierungsjahre gibt, müsste demnach von 568 bis 598 ndFl in Haran das Amt des Sin-Priesters innegehabt haben, was aber bis 599 ndFl gelesen werden muss. In diesem Jahr wurde er im Zuge der amoritischen Reichsteilung von Abraham abgelöst. Wenn Sin-Muballit sogar mit Salach, dem Mondpriester von Haran und dem Vater des Eber (= Abraham), identisch wäre, dann wäre Abraham seinem Vater auf diesem Posten in Haran gefolgt. Das ist eine überzeugend klingende Annahme, deren Wahrscheinlichkeit sehr hoch anzusetzen ist; doch das vorliegende Material reicht allenfalls für Spekulationen. Ich bin trotzdem geneigt, Sin-Muballit mit Salach zu identifizieren.

Nachfolger des im Thronfolgekrieg unterlegenen Zimri-Lim, eines Bruders Hammurabis, wurde in Mari Ischme-Dagan, der in Ebla als Isch-ma-ilu (= Ismael) inschriftlich erwähnt wird. Es ist wenig wahrscheinlich, dass er die Nachfolge des Sabu-Saul dort angetreten hat, der offenbar bis 551 ndFl hier residiert hat. Dagegen spricht auch, dass er in besagter Liste nicht als "König von Amurru" geführt wird. Seine namentliche Erwähnung in Ebla muss nicht in diese Zeit gehören oder betrifft ihn in einer anderen Position.

Ischme-Dagan heiratete die Witwe des im Kampf um die Nachfolge Rim-Sins unterlegenen (Ur-Bau =) Urbaba von Lagasch, nämlich Kubaba-Kubau-Kybele = Tawananna, die Tochter von Rim-Sin und Hekate. Beider Sohn ist der bereits erwähnte Samsuditana = Samsi-Adad(-schum-idin) = Zababa-schum-idin = Ur-Zababa. Er wurde im Jahre 547 ndFl in Mari geboren und ist der letzte Amoriterkönig in der Liste der Dynastie von Amurru. Weitere der zahlreichen Namen dieses späteren bedeutenden Herrschers werden wir noch kennenlernen.

Hammurabi setzte in Ur seinen Sohn Samsuiluna (= Il-schuilija?) als seinen Nachfolger ein. Schulgi-Dungi (Dungi = Dagan), wie dieser Sohn und Nachfolger des Ur-Nammu (= Hammurabi) sich hier nannte, ist auch Chul, der Sohn des Aram (= Hammurabi), des Sohnes von Sem (= Sumu-Abi) gemäß 1. Mose 10, 23. Er wurde um 525 ndFl geboren und regierte 46 Jahre in Ur: von 546 bis 592 ndFl. Ihm werden jedoch nur 38 Regierungsjahre als Samsuiluna, König von Amurru, zugewiesen.

Diese 38 Jahre betreffen vermutlich seine Mitregentschaft mit seinem Vater, die 561 ndFl begonnen haben könnte und über den Tod des Vaters hinaus bis zu seinem eigenen Tode im Jahre 599 ndFl gerechnet worden ist. Vermutlich war Hammurabi in seinen letzten zehn Lebensjahren krank und allein nicht in der Lage, die Regierung zu führen. Er wäre immerhin 86 Jahre alt geworden. Möglicherweise starb er aber auch schon 560/1 ndFl nach 43-jähriger Regierung. Schulgi-Samsuiluna residierte nach dem Tode seines Vaters in Ur.

Eine Reichsteilung statt eines Beginns der Mitregentschaft halte ich zum Zeitpunkt 561 ndFl für unwahrscheinlich; die Reichsteilung erfolgt erst im Jahre 599 ndFl. Ebensowenig dürfte im Jahre 561 ndFl schon die Invasion des Perseus stattgefunden haben, da dieser noch nicht einmal im Jahre 567/568 ndFl in der großen Politik Einzug gehalten hat, wie aus dem Report des Sinuhe hervorgeht; dieser bezeichnet nämlich Amun-Nesch keineswegs als "großen König". Noch ist Amun-Nesch der Hethiterkönig Ammunas und noch nicht der Reichsgründer Hach-amanisch = Achai-Manes = Perseus.

Die Anfänge des Perserreiches

Der Weg des Perseus führte nach dem, was wir bisher beobachten konnten, von Teuthrania, wo der von Orchomenos aufgebrochene Argonaut gelandet war, über Troja nach Lydien, wo er Sardes gründete, und von hier nach Zentralanatolien und weiter nach Norden: in das "Märchenland Aia oder Aea am Phasis". Sein Aufenthalt dort scheint mir aber nicht von langer Dauer gewesen zu sein. Hier war er auch viel zu weit vom politischen Geschehen entfernt.

Sein gutes Verhältnis zu seinem Halbbruder Hammurabi, das zu seiner Einsetzung als Vizekönig von Amurru im Jahre 551 ndFl führte, also nur fünf Jahre seit seiner Ankunft in Asien, spricht für eine größere Nähe zu diesem Herrscher. Es ist vorstellbar, dass Perseus von Hammurabi nach Asien gerufen wurde, um diesem im Kampf gegen seine Rivalen beizustehen. Das wäre eine Erklärung dafür, dass Hammurabi in Perseus keinen Konkurrenten sah und ihn zum Unterkönig von Amurru-Syrien machte. Kleinasien wäre demnach von Perseus, der auch Urartu-Armenien-Parsumasch, Kolchis-Punt und zuversichtlich auch das Gutäer- bzw. Gutiland Medien gewinnen konnte, zunächst für Hammurabi vereinnahmt worden. Als sein älterer Halbbruder Hammurabi endlich fest im Sattel saß, war Perseus bereits Herr über alle diese Länder, die mit Blick auf ihren Einiger unter der Sammelbezeichnung Parsa geführt wurden. Sie bildeten den Grundstock für das spätere Perserreich des Perseus-Achaimenes, des Großkönigs Labarnas-Sarduri; aber zunächst war Sarduri noch nicht der "König des Weltalls", sondern noch der Unterkönig Apil-Sin von Amurru-Syrien (551-568 ndFl).

Der Hethiterkönig Telipinos, der mit Lipit-Ischtar, einem angeblich älteren Hethiterkönig aus der Isin-Dynastie, ebenso identisch ist wie mit dem Perserkönig Darius I, bezeichnet drei Hethiterkönige als "Väter des Reiches". An erster Stelle führt er Labarnas auf. Darius I aber stellt in seiner Behistun-Inschrift Hachamanisch = Achaimenes als seinen obersten Ahnherrn vor. Bei beiden Vorfahren handelt es sich um Perseus.

Die Söhne Ischbierra und Salach, die Perseus dereinst vor seinem Aufenthalt in Ägypten und Hellas seiner Schwester Tawananna anvertraut hatte, waren mittlerweile 15 bis 20 Jahre alt. Ischbierra traf mit seinem Vater Perseus, der mittlerweile in Kleinasien eingetroffen war, vermutlich in Troja zusammen, wo er seinen Wohnsitz bei der Familie seines Schwagers Kyaxares nahm, der soeben seine Schwester Hiëromneme zur Frau genommen hatte. Hierüber ist schon im 7. Kapitel ausführlich abgehandelt worden. Salach blieb zunächst bei seiner Tante in Lagasch. Als diese aber nach Mari verzog und Ischme-Dagan heiratete und schon bald darauf dem Sohn Samsi-Adad das Leben schenkte, zog Salach vermutlich nach Ur, wo er später heiratete und im Jahre 565/566 ndFl Vater des Eber = Ebrium-Abra(ha)m wurde.

Den in den Kämpfen des Hammurabi gegen Zimri-Lim teilzerstörten Palast von Mari stellte Ischme-Dagan nicht wieder völlig her, sondern er scheint in dem unzerstörten Teil gewohnt und lediglich den Tempel restauriert zu haben. Weil er hierbei die vor dem Tempel befindliche Löwenallee seines Vorgängers Zimri-Lim nicht veränderte, entstand der Eindruck, zuerst sei der Tempel von Ischme-Dagan gebaut worden, dem sein vermeintlicher Nachfolger Zimri-Lim dann die Löwenallee hinzugefügt habe. Diese Torsion habe ich in einem früheren Kapitel bereits aufgehoben.

Unter Ischme-Dagans Nachfolger Enim-Dagan, der indes auch mit ihm bzw. mit Ischbierra identisch sein kann, wurde der Mari-Palast völlig zerstört. Hierfür ist entweder Perseus oder der Anführer jener Benjaminiten verantwortlich zu machen, die einer in Mari gefundenen Tontafel zufolge ringsum Feuer auf den Bergen anzündeten. David I stieß demnach bei der Ausdehnung seines Reiches an den Euphrat auch bis Mari vor. Eine totale Zerstörung Maris durch die "Benjaminiten" des David (er war ein Urenkel Samuel-Benjamins) ist wenig wahrscheinlich, da Ischbierra (= Enim-Dagan?) hier noch Statthalter gewesen sein muss, als David I schon tot war. Ischbierra muss jedoch nicht unbedingt in dem Palast gewohnt haben, der zu seiner Zeit bereits eine Ruine gewesen sein dürfte. Auch ist unwahrscheinlich, dass Perseus die Zerstörung bewirkt haben sollte, solange sein eigener Sohn hier Statthalter war. Auszuschließen ist dies indes nicht, wenn man die merkwürdige Beziehung zwischen Vater und Sohn berücksichtigt.

In Gutium hatte sich um die von Kain-Seth für seinen Sohn Henoch = Channig-Madai = Ganymed gebaute Stadt Ekbatana (= Uausch-Channigalbat, Waschukanni) das Land der Stadt Mitan (= matu alu mitan) entwickelt: Mitanni = Medien. Perseus nahm den um 525 ndFl geborenen Sohn Assarakos des Tros mit Kalirrhoë, der Tochter des Meders Skamandros, von Troja mit ins Landesinnere und setzte diesen etwas über zwanzig Jahre alten Kyaxares (weiterer Name des Assarakos) als Statthalter von Guti-Land in der Stadt seines Ururgroßvaters ein.

+========================================================+
|                   Die Mitanni = Meder                  |
+--------------------------------------------------------+
ADAM-ZEUS I = ILUSCHUMA
|
KAIN-SETH-HEPHAISTOS = ARES I = PITCHANAS von Kussara
|
HENOCH-GANYMED
| ?
CHAROPS       ADAM-ZEUS II = ERECHTHONIOS = PUSARUMMAS
| ?           |
SKAMANDROS    Sohn/Tochter ?
|             |
Kalirrhoë  oo TROS (Sohn von Erechthonios und Astyoche)
|             |
ASSARAKOS-KYAXARES = ARAXES = SCHAUSCH-SCHATTAR = ARES II
==========================================================

Ganymed gilt in der griechischen Mythologie als Nachfahre des Skamandros, was jedoch eine "Torsion" darstellt. Hingegen ist die Ehe des Assarakos mit Hiëromneme, die eine Tochter des Perseus gewesen sein dürfte, als historisch echt anzusehen. Sie kann als die in der Sage überlieferte Ehe des Ares mit Aphrodite aufgefasst werden, aus der die Tochter Harmonia hervorgegangen sein soll. Auf diese Ehe komme ich weiter unten wieder zurück.

Über Lydien (Kleinasien), Urartu (Parsumasch) und Medien- Mitanni sind wir nur unzulänglich unterrichtet, was die Zeit vor Perseus-Sarduri angeht. Aus der hethitischen Geschichte geht hervor, dass zum Beispiel nach der Anittas von Kussara zugeschriebenen Zerstörung von Hattusas, wo schon Hiob-Prometheus von (CHATTI-S)UZ(A) = "kissisches Susa" residiert haben müsste, lange Zeit kein hethitischer König mehr in dieser Stadt gelebt hat. Man sagt, erst mit Ischbierra-Hattusilis habe erneut der Aufstieg Hattusas begonnen.

Anittas von Kussara war sehr wahrscheinlich der Sohn des mit Schiuini-Kain identischen Pitchanas von Kussara mit Halmaschtu, die von Anittas als "Throngöttin" bezeichnet wird. Mit dieser Bezeichnung könnte die Mutter gemeint sein. Möglicherweise stand diese Zerstörung Hattusas im Zusammenhang mit der Strafexpedition des Lugalzagisi gegen den "Satanas" (= Widersacher) Prometheus-Luzifer, der sich gegen den "Herrn", den "Gottkönig", erhoben hatte. Er wäre somit der Gegner des Anittas gewesen, den dieser in der nachstehenden Inschrift Pi-juschti (vgl. dazu den Namen Epi-metheus des Pro-metheus!) nennt1:

Zum zweiten Male kam dann Pijuschti, der König von Chatti, und wen von seinen Helfern er mitgebracht hatte, die (schlug ich) bei Schalampa ... Die Stadt Hattuscha aber ... ich verließ sie. Als sie nachher aber Hunger litt, lieferte sie mein Gott Schiu der Throngöttin Halmaschuit aus, und in der Nacht nahm ich sie mit Gewalt, an ihrer Stelle aber säte ich Unkraut. Wer nach mir König wird und Hattuscha wieder besiedelt, den soll der Wettergott des Himmels treffen.

Schiu ist Schiuini = Kain-Pitchanas von Kussara, der Vater des Anittas. Halmaschuit oder Halmaschtu ist die Gemahlin des Schiuini und somit sehr wahrscheinlich auch die Mutter des Anittas. Dieser hat die Stadt wohl zunächst belagert, zog dann aber ab, ohne jedoch die Belagerung aufzuheben, so dass die Ausgehungerten sich am Ende ergeben mussten. Er zerstörte die eroberte Stadt vollständig. Was mit der Bevölkerung geschah, wird offen gelassen.

Aus der Inschrift ergeben sich gewisse Probleme; denn die späteren Hethiterkönige leiteten sich von dem Hause von Kuschschar = Kussara ab. Die Kussarer waren ja die Kossäer = Kassiten = Kasdim = Chaldäer, also die Hethiter selbst. Kann demnach Prometheus der Chattikönig Pijuschti von Uz = Hattusas gewesen sein? Da sein Vater Chaldi-Nabu-Abel I = Japetos = Puzur-Irad = Irischum war, müsste er der erste Chaldäer gewesen sein, als deren Stammvater wir jedoch Arphachsad-Perseus ansehen müssen, wenn wir uns an Flavius Josephus halten:

Nach Aussage des in römischer Zeit schreibenden jüdischen Historiographen Flavius Josephus (Ant. I, 6.4) stammen von Arpaksad die Chaldäer. Da einerseits die Chaldäer auch die Hethiter sind und somit auch die Perser, und andererseits der Name der assyrischen Provinz Arpaxad (= Arrapachitis, Arapcha bzw. Rapichu) auch für Perseus = Arphachsad, den Sohn des Sem steht, so kann Perseus als Stammvater der Perser wie auch der Chaldäer-Hethiter angesehen werden. In der Tat waren die Chaldäer des Arphachsad direkte Nachkommen des Chaldi-Irischum:

+========================================================+
|              Die Abstammung der Chaldäer               |
+--------------------------------------------------------+
Adam-Teschub = ILUSCHUMA oo Mahalaleel-LILITH
|    |         |            |
|    |         |            |
Abel-CHALDI  = IRISCHUM  =  Irad-Jared = Japetos
                            |            |
                            |            |
                            Methusael  = PROMETHEUS
                            |            | = Epimetheus
                            |            | =  Pi-juschti
                            |            | =  Hiob
                            |            |
                     Perses-Lamech     = ZEUS-Adam II
                     |      |            |
                     |      |            |
                     Hekate-Naema      = DANAE-Diana
                                         |
                                         |
                                         PERSEUS
==========================================================

Dagegen waren die Kussarer-Kossäer-Kassiten-Kasdim die von Kain abstammende Linie:

+========================================================+
|              Die Abstammung der Kussarer               |
+--------------------------------------------------------+
ILUSCHUMA = Adam-Teschub-Zeus oo (CH)EVA-Chepa-Hebe
            |
            |
            Kain-PITCHANAS = Schiuini oo Halmaschtu
                 von KUSSARA
                 |
                 |
                 ANITTAS von Kussara
==========================================================

Zweifellos hat das von Herodot eindeutig in Zentralanatolien gesehene kissische Land seinen Namen ebenfalls von Kussara und nicht von Kisch abgeleitet, wie man allgemein behauptet. Ebenso falsch ist nach dem Obengesagten auch die konventionelle Ansicht, Hattusilis I sei der erste gewesen, der in dem von Anittas verfluchten Hattusas wieder eingezogen sei und hier seine Residenz errichtet habe. Um diese falsche Sicht zu berichtigen, muss ein Rückgriff auf eine frühere Zeit vorgenommen werden:

Hiob-Prometheus, der Chattikönig Pijuschti, war nach dem Tode Lugalzagisis, der ihn verjagt hatte, in Chatti-Uz = Hattusas wieder auf den Thron gestiegen, diesmal jedoch als Unterkönig seines Sohnes Sargon I. Sein jüngerer Sohn und späterer Hethiterkönig Pusar-Ummas, der sowohl der hethitische Schwertgott Scharumma als auch der biblische Lamech sowie der Vater Perses der Hekate war, wurde offensichtlich ebenfalls von seinem älteren Bruder Pusar-Ikunum = Scharrukenu (Sargon I) in Hattusas eingesetzt, nachdem ihr Vater Hiob-Prometheus verstorben war. Perses-Lamech oder Sallimachum, ein Zeitgenosse des Ikunum = Sargon I, dürfte daher auch der Herrscher von Purrusch-Chanda gewesen sein, das in Kleinasien vermutet wird, der später von Sargon I besiegt wurde.

Auch Pusarummas zog erneut in Hattusas ein, nachdem er die Niederlage gegen seinen Bruder Sargon wett gemacht hatte. Er verließ die Stadt erst wieder, als er in seiner Eigenschaft als Scharkalischarri (= König aller Könige) in seine neue Residenz Akkad einzog. Von etwa 505 ndFl an war Hattusas bis zum Einzug des Ischbierra als Hattusilis I (591/2 ndFl) allerdings wirklich keine bedeutende Stadt.

Dasselbe gilt von den meisten inneranatolischen Städten. Erst das Erscheinen des Perseus brachte wieder Nennenswertes in die Politik dieser Gegend. Perseus-Ammunas (= Amun- Nesch) scheint auch in Hattusas gewesen zu sein, wenn auch seine bevorzugte Stadt Ka-Nesch gewesen sein dürfte, in der die indoarische Sprache Neschili gesprochen wurde, die als die eigentliche hethitische Sprache angesehen wird.

Außer der Stadt Sardes, die seinen eigenen Namen trägt, hat Perseus-Achaimenes-Sarduri möglicherweise auch noch die nach seinem Sohn Teispes-Tschispis-Ischpuini benannte Stadt Tuschpa am Vansee in Zentralurartu gegründet. Hierüber wird in einem eigenen Urartu-Kapitel abgehandelt.

Den Vorgänger des Sarduri in Armenien-Urartu kennen wir ebensowenig wie den des Kyaxares in Medien. Wir können aber davon ausgehen, dass Perseus seinen Schwiegersohn Assarakos-Kyaxares, der kurz vor 550 ndFl seine Tochter Hiëromneme geheiratet hatte, als Statthalter von Gutium- Medien in der Stadt des Henoch-Ganymed, in Ekbatana, eingesetzt hat. Kyaxares-Schauschattar bekam um 560 ndFl, also nicht mehr unbedingt von Aphrodite-Hiëromneme, die Söhne Artatama und Astyages (Ischtuegu). Über den ersteren lief in konventioneller Sicht die mitannische, während über den zweiten die medische Linie lief. Zwischen beiden Dynastien sollen rund 700 Jahre liegen. Das hat zu unnötigen Verzerrungen in der Chronologie geführt.

Die Nachfahren von Kyaxares-Assarakos und Hiëromneme bzw. von Ares (II) und Aphrodite erlangten in einer anderen Region des Mittelmeeres ihre größte Bedeutung: Sie waren die Stammeltern der patrizischen Römer. Hierauf wird in einem späteren Kapitel noch ausführlich eingegangen.

Noch zu Lebzeiten seines Vaters Hammurabi baute Schulgi im Norden eine lange Mauer gegen die Überfälle aus Palästina, die ich schon im Zusammenhang mit Mari erwähnt habe. Nachdem er unter Perseus wenigstens wieder Herr von Mesopotamien war, verlängerte er diese Mauer noch. Daraus ist zu schließen, dass es während des größten Teils der Regierungszeit Davids I zu Übergriffen der Benjaminiten auf das amoritische Territorium gekommen ist.

Es ist nicht auszuschließen, dass Saul von Rechoboth am Strom (gemeinsam mit seinem Nachfolger Perseus in Ebla?) gegen die Amoriter intrigierte. Das schließt nicht aus, dass Perseus = Apil-Sin von seinem Halbbruder Hammurabi als Statthalter von Amurru (in Ebla?) eingesetzt wurde, nachdem Saul von Ebla (= Rechoboth am Strom) nach Edom gegangen war (551 ndFl).

Besonders zu berücksichtigen ist bei der Beurteilung der politischen Lage jener Zeit zum ersten Mal nicht so sehr die Aktivität Ägyptens, sondern vielmehr die der Edomiter. Wir sehen Ägypten nach dem Tode des Tutanchamun fest im Griff des Erneuerers Achmose, der offenbar kein großes Interesse an der Ostpolitik hat; ihm liegt das Mittelmeer mit Kreta und Hellas viel mehr am Herzen. In Edom ist die ägyptische Präsenz ebenfalls noch zu spüren. Nach Mesopotamien reicht der ägyptische Horizont jedoch offensichtlich nicht.

Innere Schwierigkeiten machen Achmose schon seit dem so genannten Schlafzimmerattentat im Jahre 557 ndFl zu schaffen. Dies ist aber genau die Zeit, in der das Großreich Israel des David I errichtet wird. Dieses Gebilde schiebt sich für mindestens drei Jahrzehnte zwischen die Reiche am Euphrat und am Nil. Man kann geradezu von einer "Isolationsphase" sprechen, in der zwischen beiden Reichen keine diplomatischen Beziehungen bestanden zu haben scheinen.

Wie aus dem Report des Sinuhe zu entnehmen ist, hielt sich Amun-Nesch, in dem wir Perseus in seiner Eigenschaft als Hethiterkönig Ammunas auffassen können, in den Jahren nach dem Tode des Achmose Se-chetep-ib-Re (567 ndFl) in Kleinasien auf. Spätestens im Jahre 572 ndFl hatte er jedoch das Amoriterreich schon zu seinem Perserreich gemacht.

Perseus-Achaimenes gründet das Perserreich

Die Expansion des Perseus-Achaimenes, die zur Gründung des Perserreiches führte, fand sehr wahrscheinlich noch nicht zu Lebzeiten seines Halbbruders Hammurabi statt. Ich halte es für zutreffender, dass Perseus-Achaimenes erst nach dem Tode des Hammurabi den Putsch vollzog und sich das Amurru-Reich aneignete, und nicht nur dieses, sondern auch Elam, das er möglicherweise militärisch eroberte. Als Folge dieser Ausdehnung kann die Übersiedlung Schulgis nach Ur gesehen werden. Schulgi blieb unter Perseus König von Amurru, das jetzt zu einem Teil des Perserreiches geworden war. Dass Perseus diesen Sohn des Hammurabi-Urnammu in Ur als seinen Statthalter einsetzte, spricht zwar für einen vernünftigen Frieden, sollte sich aber bald als unvorteilhaft erweisen.

Der neue Großkönig bezog nach seinem Sieg über Elam die frühere Sumerer-Hauptstadt Anschan (Schuschan?) auf dem persischen Hochland. Hier folgte auch Teispes seinem Vater nach dessen Tod auf den Thron.

Es hat den Anschein, als habe Perseus-Achaimenes-Sarduri während seiner Eigenschaft als Großkönig des Perserreiches trotz seines abgelegenen Regierungssitzes in Elam-Ost sich des Landesteils Urartu und des kissischen Landes Elam-West weiterhin persönlich angenommen. Von seinem Aufenthalt in Urartu haben wir ein eindrucksvolles Zeugnis. Anders als in der Rolle eines Großkönigs kann er kaum eine Inschrift dort hinterlassen haben, die ihn über alle anderen Könige erhebt:

Am Westfuß des Felsens von Wan, der Zitadelle der urartäischen Hauptstadt Tuschpa, liegen die Reste einer massiven und zyklopenhaften Mauer, die aus kolossalen Steinblöcken von 6 m Länge und 0,75 m Stärke errichtet ist. Es wird sich um einen Hafendamm oder Wellenbrecher handeln, der sich in den See hinein erstreckt. Auf der Mauer sind drei gleichlautende, assyrisch abgefasste Inschriften Sarduris zu lesen2:

"Eine Inschrift Sarduris, des Sohnes des Lutipri, des erhabenen Königs, des mächtigen Königs, Königs des Weltalls, des Königs des Naïri-Landes, eines Königs, der nicht seinesgleichen hat, des bewunderten Hirten, der keinen Kampf fürchtet, eines Königs, der zu Boden warf, die sich nicht seinem Gebot unterwerfen wollten. Ich, Sarduri, der Sohn des Lutipri, König der Könige, empfing Tribut von allen Königen. Sarduri, der Sohn des Lutipri, spricht: 'Ich schaffte diesen Kalkstein von der Stadt Alniunu herbei. Ich errichtete diese Mauer'".

Pjotrowski gesteht, dass sich die Historiker nicht imstande sehen, Sarduri, den Sohn des Lutipri, als Nachkommen des Aramu oder aus einer anderen Dynastie kommend zu identifizieren. Das ist verständlich; denn Aramu, Erimena bzw. Menua, der Sohn des Ischpuini, ist der Enkel des Sarduri- Achaimenes, nämlich Ariaramnes, der Sohn des Ischpuini (urartäische Version) bzw. Tschispisch (persische Version) bzw. Teispes (griechische Version). Infolgedessen kann Sarduri, der Sohn des Lutipri, überhaupt nicht der Nachkomme seines Enkels Aramu sein. Wer aber ist Lutipri?

Wenn der Vater des Arphachsad-Perez(-ussa) der Amoriter Sem-Juda war, dann muss sich aus irgendeinem seiner übrigen Namen die Form Lutipri ableiten lassen. Dies ist am besten zu bewerkstelligen aus dem Namen

(Isch-)tup-(I)lu(m)
    Lu-tup
    Lu-tip-ri.

Dies ist keine zwangsweise erforderliche Konstruktion, um Sarduri mit aller Gewalt zu Perseus-Achaimenes machen zu können; vielmehr ergeben sich aus allen an Sarduri anzuschließenden Nachfahren, dass er niemand anderer sein kann als Perseus-Achaimenes. Dafür spricht nicht nur die Tatsache, dass mit Sarduri die Geschichte von Parsu-Masch, mit dem Urartu absolut identisch ist, ihren neuerlichen Anfang nimmt, sondern vor allem auch die Feststellung, dass kein anderer als Gründer eines persisch-elamitischen Nachfolgereiches des Amoriters Hammurabi in Frage kommen kann.

Die Tatsache, dass die Inschrift des Sarduri-Achai-Manes assyrisch verfasst ist, lässt erkennen, dass man zur Zeit dieses Herrschers in Urartu-Parsumasch Assyrisch sprach. Es war die Sprache der Einheimischen, in der auch später Astyages, Semiramis und Arioch-Nimrod gesprochen haben dürften, die diese Sprache dann mit nach Assyrien nahmen. Wenn Pjotrowski meint, daraus schließen zu müssen, dass der assyrische Einfluss zu der Zeit dieses Sarduri noch (!) groß gewesen sei und die Schreibung Naïri-Länder den alten (!) assyrischen Wortgebrauch aufgreift, dann ist er in der falschen Chronologie befangen.

Perseus setzte, nachdem er Großkönig geworden war und für sich selbst in Elam den Thron aufgestellt hatte, seine Halbschwester Kubau-Kybele-Tawananna in Kisch auf den bis dahin von ihrer beider Halbbruder Hammurabi eingenommen Thron; denn Kisch war die Hauptstadt des amoritischen Reiches gewesen. Der Ehegemahl Ischme-Dagan der Kubau-Kybele, der zuletzt in Ebla oder Mari residiert haben dürfte, kann gegen Perseus gefallen sein. Dieser Umstand könnte das Verhältnis Bruder zu Schwester belastet haben.

Kubau, die Schankwirtin und Weinhändlerin von Kisch (so wird diese einzige Herrscherin der III. Dynastie von Kisch in der Liste bezeichnet), genoss hier einen schlechten Ruf, während sie in Kleinasien als Pflegemutter des Hattusilis (I) und vor allem als Tochter der Hekate und Schwester des

LABAR-NAS    =         SARD-URI (= SANDON, gründet Sardes)
 APAR-SACH   = ARPHACH-SA-D
  PER-SEUS   =    HACH-AMANISCH, AMUN-NESCH, AMMUNAS
  PEREZ-USSA =     ACHAIMENES, MANES, MEION
                     HA-BAN-UM-MENA

hoch verehrt wurde. Vorstehende Namen gehören alle zu dem Gründer des chaldäo-hethitischen Perserreiches, zu einem Herrscher, der nach seinem Sieg über Schulgi-Dungi bzw. Schilhak-Inschusinak = Samsuiluna "König des Weltalls" geworden war, was auch als "König der vier Weltgegenden" verstanden werden kann, nämlich von Mesopotamien, Syrien, Kleinasien und Elam. Letzteres schloss zeitweise Kleinasien und Gutiland-Medien mit ein, was zu Missverständnissen geführt hat; denn der Name Elam wird konventionell stets auf das östlich von Babylonien liegende Gebiet bezogen, obwohl eindeutige Hinweise darauf vorliegen, dass auch das "kissische Land" in Kleinasien, also die Gegend um das kissische oder Chatti-Susa (= Hattusas), als Elam bezeichnet wurde. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass unter Susa stets nur das Schuschan in Ost-Elam (persisches Hochland) verstanden wird, während das Chatti-Susa trotz der Angaben bei Herodot für die Spätzeit des Perserreiches aus der konventionellen Literatur völlig ausgeblendet ist.

Die folgenden Herrscher sind demnach alle miteinander zu identifizieren:

LABARNAS, König der Hethiter und "Vater des Reiches";
SARDURI, König von Urartu und "des Weltalls";
ARPAXAD-ARPHACHSAD, Stammvater der Chaldäer;
SANDON, König der Lyder und Gründer von Sardes;
MANES, König der Lyder, Vater des ATYS = HATTUSILIS und Stammvater der Meionen;
ACHAIMENES, Gründer des Perserreiches und Stammvater des Geschlechtes der Achämeniden;
HABAN-UMMENA, König von Elam-Persien und der medischen Uman-Manda bzw. Mannäer;
PERSEUS, der Enkel des Perses-Lamech = Pusar-Ummas,
APIL-SIN, fälschlich als Sohn des Sabu (= Saul) in der Amurru-Liste aufgeführt, tatsächlich aber der Sohn der Mondgöttin Hekate mit Sumu-Abi.

Ich weise nochmals darauf hin, dass Babylon während dieser ganzen Zeit eine unbedeutende Rolle spielte. Es lag nicht am Euphrat und war möglicherweise auch gar kein bewohnter Ort. Die Neugründung Babylons und sein Ausbau zur gefürchteten, uneinnehmbaren Reichshauptstadt erfolgt erst nach dem Ende der Amurru-Dynastie.

Aus dem bereits erwähnten Bericht des Ägypters Sinuhe, der von etwa 568 bis 592 ndFl in Kleinasien gelebt haben muss und daher Zeuge der Entwicklungen gewesen sein dürfte, die zunächst zur Schaffung und letztlich zur Auflösung des ersten persischen Reiches geführt haben, geht dies alles nicht hervor. Sinuhe erwähnt lediglich einen Starken von Retsenu, den er auf dieselbe Weise getötet haben will, wie David den Goliath besiegte. Die Frage ist nun, ob das AT von Sinuhe abgeschrieben hat, dessen Report im Altertum geradezu ein Klassiker gewesen zu sein scheint, oder ob Sinuhe diese Begebenheit, die tatsächlich in bzw. kurz vor die Zeit seines Aufenthaltes in Asien gefallen ist, für seine Zwecke abgewandelt hat. Ich neige zu folgender Ansicht:

Selbst Bibelexperten halten die Tötung Goliaths durch den jungen David für eine dichterische Freiheit. Wie ich noch zeigen werde, war Goliath von Gath (1. Samuel 17,4ff) kein Philister. Er war der Bruder Gilead des Kaleb-Hallachmi = Lechem, des Gründers von Beth-Lechem. Kaleb war der Großvater des ersten David, des Hezron-Nachesson, eines Sohnes von Hur. Da nun Rezenu (anklingend an Hezron!) der ägyptische Name für Palästina ist, liegt der Verdacht nahe, dass sich Goliath als erfolgreicher Feldherr seines Großneffen David I, dessen Reich an den Euphrat grenzte, Ländereien in Syrien/Kleinasien erstritten hatte, die nun an Sinuhe fielen, nachdem dieser ihn im Zweikampf auf die bekannte Art und Weise getötet hatte. Sinuhe scheint ein Libyer gewesen zu sein, die damals wie heute als geübte Steinschleuderer bekannt waren bzw. sind. Über die Kämpfe Davids I werde ich in späteren Kapiteln abhandeln.

Man könnte in Betracht ziehen, dass mit dem Starken von Rezenu auch Herakles oder Simson gemeint sein könnten, die ebenfalls in dieser Zeit lebten. Auf Herakles träfe der Aufenthalt in Kleinasien zu, während zu Simson besser die Herkunft aus Rezenu passen würde; aber nach gründlichem Abwägen der Argumente für und wider müssen beide Herren ausgeschlossen werden.

Herakles wird von Herodot als Begründer der Herakliden- Dynastie in Lydien bezeichnet. Das bezieht sich auf den noch zu besprechenden Aufenthalt des Herakles in Kleinasien, nachdem er Hellas verlassen hatte. Herodot schildert die Geschichte Lydiens sehr verworren. So soll Sandon, der lydische Sonnengott, Sardes gegründet haben. Den von seiner Frau geborenen Sohn, der ein Löwe gewesen sein soll, trug der Vater um die Stadtmauer von Sardes herum, um die Stadt uneinnehmbar zu machen. Vor den Herakliden hätten die Meionen über Lydien geherrscht. Sollte Herodot damit die Achai-Meionen des Perseus-Sandon-Sarduri-Achaimenes gemeint haben, dann behielte er recht.

Absolut unsinnig ist dagegen Herodots Behauptung, dass die Herakliden zweiundzwanzig Generationen hindurch in Vater-Sohn-Folge insgesamt 505 Jahre über Lydien geherrscht hätten. Das wären im Schnitt zwar glaubwürdige 23 Jahre pro Herrscher; doch so lang kann die Geschichte Lydiens gar nicht gewesen sein. Hier hat Herodot die Jahresangabe im Sintflutkalender, der ihm völlig unbekannt gewesen zu sein scheint, falsch interpretiert:

Im Jahre 505 ndFl fiel Lydien mit den Provinzen Westkleinasiens, die bis dahin von den Titanen beherrscht worden waren, an Zeus. Aus den Angaben Herodots allein lässt sich kein Bild der Geschichte Kleinasiens zu dieser Zeit gewinnen; und dabei lag sie, als Herodot schrieb, erst 150 Jahre zurück. Das gibt uns Anlass, darüber nachzudenken, ob wir in unserer Zeit über die Ereignisse in der Mitte des 19. Jahrhunderts so gut informiert wären, wenn wir nicht schon seit dem frühen Mittelalter jenes Geschichtsbewusstsein hätten, das besonders seit dem 19. Jahrhundert durch eine zunehmend qualifiziertere Geschichts-, das heißt insbesondere Quellenforschung gepflegt wird.

Es ist hier auch die Gelegenheit, dem Leser zu versichern, dass ich keineswegs die Historiker global abqualifizieren will, wenn ich auf deren offenkundige Schwächen in bezug auf die Geschichte des Altertums hinweise. Es ist mir aber vieles so unbegreiflich an der Einstellung der etablierten Altorientalistik gegenüber den massiven Vorwürfen, zum Beispiel denen von Velikovsky, dass ich nicht umhin kann, meiner permanenten Verwunderung darüber - manchmal sogar etwas zynisch klingenden - Ausdruck zu verleihen. Andererseits konnte ich meine Arbeit auch nur auf den Vorleistungen aufbauen, die von dieser Wissenschaft erbracht worden sind und in vieler Hinsicht Respekt verdienen. Man hätte aber die kritischen Anregungen zumindest aufgreifen sollen, anstatt sie ins Lächerliche zu ziehen, nur weil sie von "Außenseitern" vorgebracht wurden. Da frage ich mich: Wurden hier Chancen absichtlich vertan, um "höhere Interessen", denen an einer überdehnten Geschichte gelegen ist, zu schützen? Wissen am Ende die Historiker mehr als sie zugeben?

+--------------------------------------------------------+
|               Die Stationen des Perseus                |
+--------------------------------------------------------+
Als Perseus in Karkemisch                     529-537 ndFl
Ägypten-Aufenthalt                            537-539 "
als Perieres in Amyklai-Sparta                539-546 "
als Ilos in Troja (Teispes geboren)           546-547 "
als Sandon-(Achai)Manes-Meion in Sardes*      547-549 "
als Sarduri I in Urartu (und Aia-Kolchis?)    549-551 "
als Apil-Sin Vizekönig von Amurru (in Ebla?)  551-568 "
als Amun-Nesch = Ammunas in Kanesch/Hattusas  568-572 "
(in dieser Zeit sitzt sein Sohn Sin-Muballit
= Salach als Priesterkönig in Ebla bzw. Haran)
als Perserkönig Achaimenes-Hachamanisch bzw.
als Elamiterkönig Haban-Ummena in Schuschan   572-580 ".
----------------------------------------------------------
*: Der Lyderkönig Manes ist auch Meion, der Begründer der Lyder-Dynastie; wenn Teispes der "Löwe" gewesen sein soll, den sein Vater nach seiner Geburt um die Stadtmauer von Sardes herumtrug, dann wurde er entweder etwas später geboren (548/9 ndFl), oder die Stadt Sardes wurde etwas früher (546/7 ndFl) gegründet.
==========================================================

Es ist nicht leicht zu ermitteln, wo sich die beiden älteren Söhne des Perseus, nämlich Ischbierra und Salach = Sin-Muballit, in der Zeit seiner "Weltherrschaft" aufgehalten haben. Ischbierra war auf jeden Fall bei der medischen Fürstenfamilie in Diensten, entweder in Troja oder - was wahrscheinlicher ist - in Ekbatana-Channigalbat, in der Hauptstadt von Mitanni-Medien.

Während die Regierungsjahre des Apil-Sin (= 17 Jahre; demnach von 551 bis 568 ndFl) durchaus zu einem Amurru-König bzw. -Statthalter Perseus passen, der nicht unbedingt in der Saul-Stadt Ebla residiert haben muss, sind die 30 Jahre des Sin-Muballit (568/569 bis 599 ndFl) nicht so leicht mit einem Sohn des Arphachsad-Perseus zu verbinden. Nur unter dem Aspekt, dass Perseus seinen Sohn Salach im Jahre 569 ndFl in Ebla-Haran als seinen Nachfolger einsetzte, der dann unter Schulgi lediglich noch Priester des Mondgottes Sin in Haran war, lässt sich diese Konstruktion plausibel machen. Unter diesem Aspekt kann auch die Identifizierung des Sin-Muballit mit Salach glaubhaft gemacht werden.

Abraham, der im Jahre 565/566 ndFl geboren wurde und im Jahre 591 ndFl im Gefolge des Ur-Zababa = Amar-Sin nach Ur ging, wo er zum Nammu-Priester aufstieg, folgte bei seiner Rückkehr von dort im Jahre 599 ndFl in Haran auf seinen Vater. Dies steht der Glaubhaftmachung ebenfalls nicht im Wege. Perseus selbst übersiedelte im Jahre 567, spätestens jedoch 568 ndFl als Amun-Nesch nach Ka-Nesch in Anatolien. Um diese Zeit traf er mit Sinuhe zusammen.

Persien nach dem Tode des Perseus-Achaimenes

Perseus-Sarduri-Achaimenes starb um 580 ndFl und hinterließ seinem Nachfolger ein gefestigtes Reich. Es verwundert, dass nicht der ältere Sohn Ischbierra des Perseus der Nachfolger seines Vaters wurde, sondern der jüngere Sohn, den Perseus von Persephone bekommen hatte, nämlich Teispes = Tschischpis. Unter dem Namen Ischpuini war er in Urartu Nachfolger seines Vaters Sarduri, in Elam war er der Sohn Untasch-Huban des Haban-Ummena. Es liegt die Vermutung nahe, dass Teispes sich die Herrschaft gewaltsam aneignete, etwa in der Form eines Staatsstreiches. Dafür spricht das ungetrübte Verhältnis der älteren Brüder zu dem Nachfolger des Hammurabi, zu Schulgi-Dungi.

Unter der Regierung dieses Teispes-Tschischpis-Ischpuini oder Untasch-Huban (bzw. Untasch-Gal von Elam) begannen Schulgi-Dungi, der mit dem Sohn Samsuiluna des Hammurabi ebenso identisch ist wie mit Schilhak-Inschusinak, dem König von Elam, und dessen Verbündete um die Autonomie Amurrus zu kämpfen. Schon bald war Mesopotamien aus dem Achämeniden-Reich herausgelöst (ca. 585 ndFl). Teispes konnte sich nur noch Großer König der Stadt Anschan nennen und dem Ende seiner Macht entgegensehen, das dann auch nicht mehr lange auf sich warten ließ.

Nach der Niederlage des Teispes gegen Schulgi (= Schilhak- Inschusinak) und dessen Verbündete erhoben sich auch bald die Meder unter Kyaxares, und gemeinsam gingen Meder und Amoriter gegen Teispes vor. So begann der große Elamfeldzug (591-592 ndFl). Auf amoritischer Seite taten sich zwei Generäle besonders hervor. Der eine war der älteste Sohn Ischbierra des Perseus, der andere war ein Schwiegersohn von Ur-Bau (Urbaba) und der Ziehmutter des Ischbierra, von Ku-Bau (= Kubaba-Kybele) bzw. Tawananna. Er heißt Gudea und gilt als Priesterfürst von Lagasch.

Ischbierra dürfte sich ausgerechnet haben, dass die Chancen, die Nachfolge seines Vaters noch antreten zu können, auf der Seite eines starken Verbündeten größer waren. So verwundert es nicht, dass wir ihn auf dem Elam-Feldzug antreffen, wie er gegen seinen Halbbruder Teispes zieht. Ob Perseus wirklich die Absicht hatte, seinem Sohn Isch-bierra den Thron zu überlassen und nicht dem viel jüngeren Ischpuini, kann nur Gegenstand von Spekulationen sein.

==========================================================
              "ISCH-AKKU" (Schakkanak) IDI-ILUM = "ISAAK"
               |
               ISCH-TUP-ILUM
           MAN-ISCH-TU -SCHU  =  SEM-JUDA
           |                     |   |
           |                     |   |
     HACHA-MAN-ISCH  =  ARPHACHSAD - PEREZ    =   MANES
      ACHAIMEN-ES    =  SARDURI    = PERSEUS      |
           |                                      |
           +---ISCH-BIERRA  =  HATTUSILIS I   =   ATYS
           und
           +---ISCH-PUINI
        = TSCH-ISCH-PIS     =  TEISPES
==========================================================

Durch den Elam-Feldzug wurde Kyaxares-Schauschattar nicht nur selbständiger Herrscher von Medien-Mitanni, sondern er erhielt auch Urartu-Armenien, das Land des Ares I oder des Araxes-Hephaistos. Dieser Hain des Ares ist das vom Fluss Araxes durchflossene Paradies (Parsumasch, Parsa), in dem die goldenen Äpfel der Hesperiten reiften. Es gehörte später - wenigstens zu einem Teil - zu Kolchis-Punt, wo zur Zeit des Argonautenzuges König Aietes geherrscht haben soll. Hierüber ist im 7. Kapitel (Perseus und Orest in Hellas) schon einiges abgehandelt worden.

Kyaxares-Schauschschattar machte den unterlegenen Schwager Teispes, den Sohn seines Schwiegervaters und Förderers Perseus-Achaimenes, zum Vasallen und setzte ihn als medischen Statthalter in Urartu ein. Dieses Land wird später nach dem Teispes-Sohn Aria-Ramanu = Ariaramnes = Erimena oder Menua oder Aramu den Namen Armenien = Land des Aramu, ägyptisch Irem tragen. Ischbierra, der seit der ersten Niederlage des Teispes (585 ndFl) in Mari residierte, kann nun (592 ndFl) als medischer Statthalter in das kissische Susa = Chatti-Susa = Hattusas einziehen, von wo aus er schon bald die Gründung der Isin-(Asien-!)Dynastie einleiten wird; das heißt im Klartext: die Gründung des Hethiterreiches vornehmen. Als Herrscher dieses Reiches nannte er sich später nach seiner Hauptstadt Hattusilis = der von Hattusas.

Der Vorgänger des Gudea in Lagasch war Ur-Gar, der auf der Seite des Teispes in dem ersten Krieg gegen Samsuiluna-Schulgi gefallen sein dürfte, als dieser (um 585 ndFl) Mesopotamien wieder unter seine Kontrolle brachte. Ur-Gar war ebenfalls ein Schwiegersohn des Urbau-Urbaba. Letzterer könnte auf der Seite des Rim-Sin Utuchengal, der sein Schwiegervater war, oder - falls es erst nach dessen Tod zu dem Thronfolgekrieg gekommen sein sollte - auf seiten der Erben gegen (seinen Vater?) Hammurabi gefallen sein.

Hammurabi könnte dann den "ersten Schwiegersohn Ur-Baus", der uns namentlich zwar nicht bekannt ist, hinter dem sich jedoch durchaus der Sohn Samsuiluna des Hammurabi verbergen kann, in Lagasch eingesetzt haben. Perseus wiederum setzte offensichtlich einen Schwager dieses ersten Schwiegersohnes ein, ebenfalls einen angeheirateten Neffen, der ihm weniger feindselig gegenüber stand, nämlich Ur-Gar. Schulgi müsste danach dann Gudea, der zweifellos auf seiner Seite stand, in Lagasch eingesetzt haben.

+========================================================+
|            Die Priesterdynastie von Lagasch            |
+--------------------------------------------------------+
                    RIM-SIN oo HEKATE
                    *ca.460    *ca.480
                    |               |
                    |               |
    TAWANANNA = KUBAU  SAMUEL       T. oo HAMMURABI
    |  *ca.515 ndFl |  |            *ca.510 * 488 ndFl
    |  +   580 "    |  |            |       + 560/572 ndFl
 1) oo           2) oo ISCHME-DAGAN |
    |                  *ca.510      SAMSUILUNA oo 3.T. von
    |                  +ca.585      |   *ca.525      KUBAU
    |                  |            |    reg. 561-599 ndFl
URBABA, S.v.HAMMURABI  |            |
| *ca.508 + 546        SAMSI-ADAD   |
|                        * ca.546   SCHU-SIN * ca.550 ndFl
+-------+--------+       + 629 ndFl |    reg. 599-608 ndFl
|       |        |                  |
1. T.   2. T.    3. Tochter         |
*ca.530 *ca.532  *ca.533            IBI-SIN  * ca.575 ndFl
oo      oo       oo                      reg. 608-631 ndFl
UR-GAR  GUDEA    SAMSUILUNA                + nach 631 ndFl
*ca.520 *ca.525  *ca.525 ndFL
(2.)    (3.)     (1. Schwiegersohn)
+ca.585
==========================================================

Gewiss nahm auch der Sohn Ur-Zababa der Kubaba-Kybele, den sie von Ischme-Dagan hatte, am Elam-Feldzug teil. Er zog danach in Ur ein, wo er sich Amar-Sin nannte. Er war der spätere Samsu-ditana, Samsi-Adad bzw. Amraphel von Sinear (1. Mose 14).

Gudea weihte nach dem Sieg über Teispes seine Beute aus dem Elam-Feldzug dem Ningirsu-Tempel von Lagasch. Schulgi aber stieg als Schilhak-Inschusinak auf den Thron in Elam, und zwar entweder in der Teispes-Residenz Anschan oder in der von Untasch-Huban = Teispes begonnen Hauptstadt Dur- Untasch. Diese Stadt scheint jedoch nicht fertiggestellt worden zu sein. Daher ist es nicht auszuschließen, dass von Schulgi eine neue Residenz begonnen wurde, die den Namen seines Gottes In-Schuschin-ak trug: Schuschan. Es handelt sich hierbei um das persische Susa, das immer wieder mit dem kissischen oder Chatti-Susa (= Hattusas) in Kleinasien verwechselt wird. Seinen Sohn, der um etwa 550 ndFl schon geboren sein muss, nannte Schulgi ebenfalls nach dem obigen Gott: Schuschin oder Schu-Sin. Dessen Mutter könnte eine Tochter der Kubau-Kybele-Tawananna und des Ur-Baba gewesen sein.

+========================================================+
| Kombinierte Dynastienliste Amurru / Ur-III / Kisch-III |
+--------------------------------------------------------+
                            in Ur           in Kisch
                            ------------------------------
Rim-Sin                     -               529 - 546 ndFl
Urnammu-Hammurabi           529 - 546 ndFl  546 - 572 "
Schulgi-Samsuiluna          546 - 592 "     561 - 572 "
Kubau, die Weinhändlerin    -               572 - 580 "
Ischme-Dagan                -               580 - 585 "
Amarsin-Samsuditana =                       585 - 592 "
Ur-Zababa(-adad-schum-idin) 592 - 599 "     599 - 629 "
Schusin                     599 - 608 "     -
Ibisin                      608 - 631 "     -

überlieferte Dauer der Dynastie Ur III:     101/102 Jahre
überlieferte Dauer der Dynastie Kisch III:  100 Jahre
==========================================================

Persien und Amurru nach der Entmachtung des Teispes

Das Jahr 591/2 ndFl war ein sehr ereignisreiches mit weittragenden Konsequenzen für die weitere Geschichte. In diesem Jahr, in dem Teispes seine Macht an seine Unterkönige abgeben musste, in dem Schulgi-Dungi = Inschusinak seine Residenz von Ur in Südmesopotamien (später allgemein als Chaldäa bezeichnet) nach Elam verlegte und Ischbierra- Hattusilis im kissischen Chatti-Susa = Hattusas einzog, wurde in Ägypten Weserkaf = Djoser-Userkare bzw. -Cheperkare, der "wahre Horus", fünfundzwanzig Jahre nach dem Tode seines Vaters Achmose endlich zum Pharao Amenophis I = Sesostris I gekrönt. 591 ndFl war der größte König, den Israel je gehabt hat, nämlich David I, gestorben. Ihn hatte die Revolte seines Sohnes Adonia vom Thron und in den Tod gestürzt. Sein Reich vom Euphrat bis zum Bach Ägyptens, dem Grenzflüsschen im östlichen Sinai, hatte zwischen Amurru und Ägypten einen Block gebildet, der von keiner der beiden Großmächte ernsthaft bedroht gewesen war. Mit Davids Tod endete nicht nur das Reich Israel, sondern auch die Isolationsphase der großen Nachbarn, bei denen um dieselbe Zeit ebenfalls gravierende Veränderungen vor sich gingen. Diese lassen erwarten, dass bereits in Kürze die Politik des Vorderen Orients als Folge der in Gang gekommenen Entwicklungen völlig neue Dimensionen annehmen wird.

Schu-Sin, der um 550 ndFl geborene Sohn Schulgis, wurde Statthalter in Eschnunna (Akschak) an der Grenze zu Elam. Hier war auch schon Naram-Sin Statthalter seines Vaters Ibik-Adad = Ikunum = Scharrukenu gewesen. Ob Schu-Sin mit dem ebenfalls in Eschnunna inschriftlich erwähnten Ilschuilija identisch ist, bleibt zunächst ungewiss. Jedenfalls wurde in Ur nicht ein Sohn, sondern ein Vetter des Schulgi auf den Thron gesetzt, nämlich der Sohn der Kubau-Kybele und des Ischme-Dagan: der schon mehrfach mit all seinen Namen aufgeführte Amar-Sin. Er machte sich Hoffnungen, dass nach dem Tode Schulgis das Amurru-Reich zwischen ihm und Schu-Sin aufgeteilt werde.

Die Datierung der Vorgänge, die sich nach dem Ableben des Perseus und erst recht nach der Niederlage des Teispes in Kleinasien abspielten, wirft nicht unerhebliche Probleme auf. Dazu kommt die Schwierigkeit, das Verhältnis Ischbierras zu seinem Vater nicht klar erkennen zu können. Aber die Tatsachen, die in diese Epoche gehören und die eindeutig den in Rede stehenden Personen zuzuordnen sind, stehen fest. Es gilt lediglich, ihre zeitliche Abfolge zu ordnen und möglichst genaue Daten anzugeben:

  1. Ischbierra wird spätestens unter Schulgi Statthalter von Mari (585 ndFl). Der Wechsel von Ischme-Dagan (möglicherweise über Enim-Dagan) zu ihm kann nicht präzise datiert werden. Es gibt Zeugnisse für seinen Aufenthalt in Mari, aus denen hervorgeht, dass er einem König in Ur große Schwierigkeiten bereitete. Diese Schikanen sollen Ibi-Sin, den letzten König von Ur und Sohn des Schu-Sin, betreffen. Zu dessen Regierungszeit war Ischbierra aber vermutlich schon tot.
  2. Ischbierra gründet in (Klein-)Asien die Isin-Dynastie (Asien = Isin; 592 ndFl); er ist als Hattusilis einer der Väter des (Hethiter-)Reiches. Dass mit ihm eine neue Dynastie beginnt, kann nur bedeuten, dass er sich nicht als Achämenide auffasst, wie dies sein Halbbruder Teispes tat, sondern als Hethiter = Kussarer-Kossäer- Kassite und als Chaldäer. Sein Vater Labarnas, der mit Achämenes bekanntlich identisch ist, galt ebenso als Vater des Reiches wie sein Sohn Tudhaliyas-Mursilis- Kurigalzu. Auf diese Identitäten und Vorgänge wird in einem späteren Kapitel ausführlicher eingegangen.
  3. Astyages, der Sohn des Kyaxares, soll eine Tochter des Lyderkonigs Alyattes geheiratet haben, von der er die Töchter Mandane und Amytis gehabt habe. Diese Hochzeit soll nach Angabe des griechischen "Geschichtenschreibers" Herodot einen Frieden besiegelt haben, der nach einer unentschieden ausgegangenen Schlacht geschlossen wurde, nach der sogenannten ersten Halys-Schlacht. Wir werden jedoch sehen, dass Herodot hier einiges durcheinander geworfen hat.
  4. Ischpuini gilt als König von Urartu. Er ist sowohl der Nachbar seines Oberherrn Kyaxares-Schauschattar, dessen Residenz Ekbatana-Waschukanni ist, als auch der Nachbar seines Halbbruders Ischbierra-Hattusilis, der in Hattusas residiert. Es sieht so aus, als sei es zu einem Krieg zwischen Hattusilis und Kyaxares im Bunde mit seinem Vasallen Teispes-Ischpuini gekommen.
  5. Tudhaliyas, der Sohn des Hattusilis (I), wird unter dem Namen Thidhal bzw. Thideal, König der Heiden, ein Feldherr des Amraphel von Sinear (1. Mose 14), der niemand anderer ist als Amar-Sin von Ur bzw. der spätere Samsi-Adad von Kisch. 1. Mose 14 gibt keine Auskunft darüber, ob Tidhal dem Amraphel in der Eigenschaft eines Vasallen oder eines Verbündeten folgt. In einem späteren Kapitel werde ich den Thronwechsel von Hattusilis zu Tudhaliyas ausführlich besprechen. Es sei hier jedoch schon festgehalten, dass Tudhaliyas mit (Thide-)Al-yattes identisch ist.
  6. Herakles, der Argonaut der zweiten Generation, verlässt die Argo in Kleinasien und lässt seine Gefährten nach Kolchis weitersegeln. Diese rauben dort Medeia, die Tochter des Aietes und der Ideia (der Tochter des Kadmos?). Das bedeutet, dass Aietes noch zu dieser Zeit in Aia am Phasis in Kolchis gelebt haben muss. Die Frauenraube gehören ganz grob in die Zeit zwischen 575 und 585 ndFl. Auf diese Ereignisse werde ich ebenfalls noch ausführlich eingehen, ebenso auf den Aufenthalt des Sesostris bzw. des Chus, der um 600 ndFl mit einem Heer in Kolchis erschien.
  7. Herakles kehrt zwischen 585 und 590 ndFl aus Lydien nach Ägypten zurück. Er müsste demnach spätestens im Jahre 580 ndFl, dem wahrscheinlichen Todesjahr des Perseus, nach Kleinasien gekommen sein. Er residierte mit seiner Gattin Omphale (= Deïaneira?) in dem von Sarduri-Sandon-Perseus gegründeten lydischen Sardes. Er ist mit dem Lyderkönig Tantalos identisch. Unter diesem Namen war er tatsächlich der Vater der Niobe. Dagegen gehört Pelops, angeblicher Sohn des Tantalos, nicht an diese Stelle. Ihm werden wir später wieder begegnen. Unter dem Namen Merops war Herakles der Vater der Ariste. Vermutlich war Omphale auch die von Herodot als Sklavin des Jardanos bezeichnete Mutter des angeblichen Herakles-Sohnes Alkaios. Dieser Name gehört aber zu Herakles selbst. Der Name Jardanos dagegen könnte zu Dardanos gehören, der mit dem von Herakles getöteten Vater des Priamos, mit Laomedon, identisch ist. Belos, der angebliche Sohn des Alkaios, und sein angeblicher Sohn Ninos waren wahrscheinlich überhaupt keine Nachfahren des Herakles. Auf sie komme ich erst in einem viel späteren Kapitel zu sprechen.
Über alle diese Vorgänge sind wir aus den unterschiedlichsten Quellen informiert, die wiederum ebenso unvollständig wie ungenau berichten. Es kann allerdings nicht bezweifelt werden, dass diese Ereignisse alle in die Jahre von um 580 bis kurz nach 600 ndFl gehören. Dies ist die früheste von Herodot in seinen Büchern der Geschichte (= Histories Apodexis) beschriebene Zeit. So, als habe es davor kaum eine mit Geschichte angefüllte Zeit gegeben, beginnt er mit den Frauenrauben, die etwa um 580 ndFl geschahen und die ihren Höhepunkt schließlich im Raub der Helena fanden, der Herodot zufolge eine Generation nach den früheren Frauenrauben stattfand. Mit den drei Frauenentführungen begannen dann, so meint Herodot, die ständigen Kriege zwischen Hellenen und Barbaren. Damit hatte er recht; denn bis zu diesen Ereignissen hatte es noch keine Kriege zwischen Hellenen und außergriechischen Völkern auf fremdem Boden gegeben.

Auf die Frauenraube komme ich im nächsten Hellas-Kapitel erst zu sprechen. Hier beschäftigt uns zunächst nur die Anwesenheit des Ex-Argonauten Herakles in Kleinasien, der das, was die Argonauten zur See unternahmen, nämlich die Expedition ins pontische Kolchis, über Land zu bewerkstelligen gedachte. Punt-Kolchis gehörte landschaftlich zum Par-adies, zu Par-sumasch, dem paradiesisch-fruchtbaren Urartu-Armenien; aber die goldenen Äpfel der Hesperiden, eine - wie alle übrigen Apfelarten auch - in Hellas noch völlig unbekannte Obstsorte, konnte er nur bekommen, wenn er vorher den Riesen Antaios überwand, der mit der Erde, seiner Mutter, fest verwachsen war, die seine Kräfte ständig erneuerte und ihn somit unüberwindlich machte. Sobald er jedoch von der Erde emporgehoben wurde, verließen ihn seine Kräfte und er wurde besiegbar. Es handelt sich bei dieser ebenso bildhaften wie naiven Schilderung um die Beschreibung des Ararat-Massivs, das es für Herakles zu überwinden galt, wenn er von Kleinasien aus in die fruchtbare Araxes-Ebene südlich des Kaukasus-Gebirges vordringen wollte.

Aber gehören denn nicht die Hesperiden samt Herakles an das entgegengesetzte Ende der damals bekannten Welt, an die Säulen des Herakles, die die Straße von Gibraltar begrenzen?

Der altgriechische Historiograph Xenophon, der hauptsächlich durch seine Beschreibung des Feldzuges des jüngeren Kyros gegen seinen Bruder Artaxerxes berühmt geworden ist, an dem er selbst teilgenommen hatte, erwähnt unter den zahlreichen Völkerschaften, die er damals in den Gebirgsgegenden um das Ararat-Massiv antraf, auch besagte Hesperiden, die er jedoch korrekterweise Hesperiten nennt. Ihr Name bedeutet die Abendlichen. Xenophon geht auf die Merkwürdigkeit nicht weiter ein, dass nämlich ein Volk, das von Hellas aus gesehen im Osten wohnt, also in der Richtung des Sonnenaufgangs, seinem Namen nach von Hellas aus gesehen eigentlich im Westen wohnen müsste.

Xenophon übergeht diesen Tatbestand, obwohl zu seiner Zeit die Sonne längst im Westen unterging. Offensichtlich war den Menschen dieser späteren Zeit schon nicht mehr bewusst, dass vor noch nicht allzu langer Zeit (noch bis genau hundert Jahre vor Xenophons Anabasis!) die Sonne im Osten untergegangen war. Daher verlegte man auch die Geschichte mit den Äpfeln der Hesperiden (= Abendlichen) nach Westen, wo dann der Riese Atlas die Rolle des Antaios übernahm. In Wirklichkeit ist aber Herakles, der Sohn des Atlas, selbst dieser Atlantide oder - durch Buchstabenumstellung hieraus zu entwickeln - Tantalide. Damit sind wir wieder in Lydien bzw. in Kleinasien.

Wurde Herakles bei seinem Versuch, in das Par-adies einzudringen (um 575-580 ndFl), von Kyax-Ares, dem Vasallen des Sarduri-Perseus- Achaimenes, zurückgeschlagen? War letzterer schon tot (nach 580 ndFl) und Ischpuini-Teispes der Oberherr der hiesigen Könige? Wahrscheinlich wurde der ganze Argonautenzug erst geplant und ausgeführt, nachdem Labarnas-Sarduri-Achaimenes die Augen für immer geschlossen hatte; denn mit seinem Tod begann das Chaos in Kleinasien, das Herakles dazu nutzen konnte, sich in Sardes als König von Lydien, worunter ganz Westkleinasien verstanden werden kann, auf den Thron zu setzen.

Die Frauenraube Nr. 1 (Io) und Nr. 2 (Europa) müssen schon der Vergangenheit angehört haben, da mit dem Argonautenzug der Raub Nr. 3 (Medea) verbunden ist. Daher erscheint mir die Zeit unmittelbar um 580 ndFl die wahrscheinlichste für das Auftreten des Herakles in Kleinasien. Ob er mit seinem Landsmann Sinuhe hier zusammentraf, bleibt offen. Klarheit über die politischen Verhältnisse in jener Zeit verschafft uns auch Herodot nicht. Ich meine aber, dass aus dem bisher zusammengetragenen Material durchaus eine Rekonstruktion erstellt werden kann.

Aus der Korrespondenz Ischbierras mit seinem vorgesetzten König in Ur geht die Bedrohung durch Feinde aus dem Westen hervor. Er fordert Verstärkung an, da er die Mauer nicht länger halten könne. Diese 63 km lange Mauer hatte schon Schulgi gegen die Benjaminiten des David errichtet. Später ließ Schusin (oder Amar-Sin ?) sie auf 280 km verlängern. Die Feinde zu der späteren Zeit waren aber nicht mehr die Benjaminiten, sondern die Ägypter, die das David-Reich bereits erobert hatten.

Die Korrespondenz des Ischbierra nach Ur hinsichtlich der Mauer kann nach meinem Dafürhalten nur an Schulgi in dessen 2. Phase in Ur (von 572 bis 592 ndFl) gerichtet gewesen sein, da Ischbierra spätestens im Jahre 592 ndFl nach Hattusas ging. Außerdem gehört diese Korrespondenz in die Zeit nach dem Tode Davids' I. Dieser starb 591 ndFl, und im folgenden Jahr standen die Ägypter unter Chus-Sesostris an der Euphrat-Grenze. Edom-Israel war schon unterworfen. Die Bedrohungen, von denen Ischbierra spricht, können kaum aus dem David-Reich gekommen sein, da sich die Israeliten zu dieser Zeit mit anderen Problemen herumschlugen. Der Elam-Feldzug war ebenfalls vorüber, so dass auch von daher keine Gefechte an der Nordgrenze mehr zu erwarten sind. Folglich gehört die obige Korrespondenz präzise ins Jahr 592 ndFl, in dem Schulgi seine Residenz nach Schuschan in Elam verlegte. Amar-Sin, der Sohn des Ischme-Dagan und der Kubau-Kybele, ging nach Ur in Südmesopotamien. Der Norden war also ganz unter Ischbierras Kontrolle.

Ischbierra war in der letzten Phase der David-Herrschaft Statthalter in Mari. Hammurabi hatte hier, nachdem sein Bruder Zimri-Lim gegen ihn gefallen war, Ischme-Dagan eingesetzt (546 ndFl). Wie ich meine, kann dessen angeblicher Nachfolger Enim-Dagan, unter dem die Stadt zerstört wurde, mit Ischme-Dagan, der ein Gegenspieler des Perseus gewesen sein dürfte, durchaus identisch sein. Der Mari-Palast wäre unter diesem Aspekt zerstört worden, als Perseus die Macht übernahm.

Andererseits kann Enim-Dagan von Perseus als Nachfolger des Ischme-Dagan in Mari eingesetzt worden sein, der dann von Schulgi-Samsuiluna nach dem Tode des Perseus im Zuge der Rückgewinnung Mesopotamiens in Mari bekriegt, besiegt und getötet worden wäre. Dann hätte Ischbierra in der von Schulgi zerstörten Stadt Mari in den ausgebrannten Riesenpalast einziehen können (ca. 585 ndFl). Über die Identität des Enim-Dagan, falls er nicht mit Ischme-Dagan identisch sein sollte, kann ich keine näheren Angaben machen.

Ischbierra forderte 600 Schiffe an3, um die in Isin gestapelten Getreidevorräte nach Ur zu schaffen. Das ist schon überaus merkwürdig; denn Isin ist ja Anatolien, und wie sollte das Getreide auf dem Wasserwege nach Ur gelangen, wenn doch der Euphrat erst viel weiter südlich schiffbar wird? Meine Erklärung lautet daher, dass das Getreide in Mari gelegen haben muss, das am Euphrat liegt und wo Ischbierra Statthalter war. Dass dieser Vorfall unbedingt in seine Statthalterzeit gehört, geht auch aus der Erwiderung hervor, die ihm übermittelt wurde: Für den Transport solle er selbst sorgen, er sei schließlich der Statthalter (!).

Man nimmt an, dass Ischbierra diese "königliche Zumutung"3 zum Anlass genommen habe, von seinem Großkönig (Schulgi in Elam) oder Unterkönig (Amar-Sin in Ur) zu verlangen, ihn zum Statthalter von Isin zu machen. Ich meine aber, dass Schulgi seinem General für dessen Verdienste die Nordwestprovinz Isin, das Land seiner Väter, in die Obhut gab. Das kann er durchaus in dem Sinne verstanden haben, dass Ischbierra dies als amoritischer Statthalter bewerkstelligen sollte; doch schon kurz nach seinem Einzug in Hattusas fiel Ischbierra-Hattusilis von Amurru ab und machte sich selbständig. Dieser Schritt löste vermutlich den ersten Halyskrieg aus, auf den ich noch zu sprechen komme.

Die Zweiteilung des Reiches, die durch die Verselbständigung Ischbierras gesehen wird, ist in Wirklichkeit nicht die Gründung der Isin-Dynastie, sondern die Reichsteilung ("peleg") des Jahres 599 ndFl. Diese ist nicht (allein) Ischbierra anzulasten. Hier dürften Interpretationsfehler vorliegen, die durch die falsche Chronologie und Umfeldgeschichte entstanden sind. So wird auch Ibi-Sin, der Sohn und Nachfolger des Schu-Sin in Ur, als der von Ischbierra schikanierte König angesehen, was allerdings völlig unzutreffend ist. Fast 14 Jahre lang soll Ibi-Sin nach dieser Spaltung noch im Süden regiert haben. Das aber sind die letzten Lebensjahre des Ischbierra-Hattusilis (I), der im Jahre 605 gestorben sein dürfte. Im Jahre 606 ndFl kann er nicht mehr gelebt haben, als Chus-Sesostris über Kolchis-Punt nach Kleinasien kam. Erst recht erlebte er den Regierungsantritt Ibi-Sins in Ur im Jahre 608 ndFl nicht mehr.

Die erste Halys-Schlacht und ihre Folgen

Ischbierra wurde wegen seines offenen Abfalls von Amurru zur Rechenschaft gezogen, und zwar - wie es scheint - von Kyaxares-Schauschattar, dem Herrscher von Medien-Mitanni, der entweder im Auftrage der Amoriter handelte oder aber Kleinasien, das ihm gehörte, nicht freiwillig herausgeben wollte. Es kam zur Schlacht, die vermutlich am Halysbogen in Zentralanatolien ausgetragen wurde; denn sie geriet in der Beschreibung durch Herodot mit drei anderen Schlachten durcheinander, die ein bis zwei Generationen später ebenfalls am Halys stattfanden. Offensichtlich besiegte Ischbierra seinen Schwager Kyaxares (= Ares II); denn er stiftete die Beute, die er aus Haschschuwa mitbrachte, den Tempeln seiner neuen Hauptstadt Hattusas. Ich halte Hasch-schuwa für das medisch-mitannische Waschu-kanni(galbat), das spätere Ekbatana. Wenn wir weiter auf Herodot hören, dann kam es anlässlich des Friedensschlusses "am Halys" zu Hochzeiten, von denen eine auch tatsächlich in diese Zeit gehört:

Astyages (= Isch-tuegu, Taku, Tages usw.), der um 560/565 ndFl geborene Sohn des Kyaxares, heiratete Aryanis, die Tochter des Begründers der Isin-Dynastie, des Ischbierra, und nicht des "Lyderkönigs Alyattes", wie Herodot irrtümlich überliefert. Von dieser Tochter des Ischbierra, den ich fortan nur noch Hattusilis (= Atys, Sohn des [Achai-] Manes) nennen werde, bekam Astyages die Tochter Semiramis (= Schamuramat, Schamur-Amytis), die jedoch spätestens im Jahre 590 ndFl geboren worden sein muss. Die Eheschließung zwischen Astyages und Aryanis muss deshalb schon zu einem früheren Zeitpunkt stattgefunden haben, als ihre Väter noch nicht verfeindet waren. Für die Annahme, dass die Ehe schon vor dem "Halysfrieden" geschlossen wurde und nicht, wie Herodot es sieht, im Zusammenhang hiermit, spricht die Tatsache, dass Hattusilis eine Tochter des Kyaxares heiratete, nämlich Paduchipa. Dies kommt bei Herodot nicht klar zum Vorschein; denn für ihn war der "Lyderkönig Alyattes" der Widerpart des Meders. (Tidh-)Alyattes = Tudhaliyas war aber der Sohn des Hattusilis mit Paduchipa, der ebenfalls schon spätestens 590 ndFl geboren sein muss.

Semiramis war der Sage nach mit Belos verheiratet. Herodot (I, 7) zufolge soll dieser von Alkaios abstammen, dem Sohn des Herakles, und der Vater des Ninos gewesen sein. Hier hat es schlimme Verwechslungen gegeben; doch darauf kann ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Eine ausführliche Betrachtung der hier angedeuteten Verhältnisse wird in den Kapiteln über Assyrien und Urartu vorgenommen. Die zweite Tochter des Astyages, Mandane, wurde erst im Jahre 609 ndFl geboren. Auch sie wird uns noch beschäftigen. Ihre Mutter kann jedoch kaum noch Aryanis gewesen sein.

Schauschattar schleppte Beute aus Assur nach Waschukanni. Assur wurde von Schauschattar-Kyaxares beansprucht, da es die Stadt des Gutäers Puzur-Assur war, der als Gott Assur weiter verehrt wurde, der seinerseits mit dem Vater des Gottes Ares der Meder und Thraker identisch war. Letztere waren sowohl aus den Medern als auch aus den Gutäern hervorgegangen. Kyax-Ares wiederum hielt sich offensichtlich für die Reinkarnation des (Kain-Doros-Nergal-)Ares (I), des Sohnes des Puzur-Assur. Deshalb eroberte er Assur, das nach der Reichsteilung allerdings zum Einflussbereich des Samsi-Adad (= Samsuditana, Amraphel von Sinear, Amar-Sin) gehörte, so dass spätestens im Jahre 600 ndFl der Konflikt zwischen diesen beiden Herrschern aufkommen musste.

Das bedeutete im bezug auf Hattusilis (I), dass er sich aus machtpolitischen Erwägungen mit Samsi-Adad gutstellen musste; ein zu starker Meder hätte seine Pläne mit Urartu, auf das er ein Auge geworfen hatte, durchkreuzen können. Das beantwortet auch die Frage, ob Hattusilis (und später sein Sohn Tidehal-Tudhaliyas) als Vasallen oder als Verbündete dem Amoriter folgten: Sie waren unabhängige, wenn auch vertragliche Verbündete, die bei Amraphel etwas gutzumachen hatten. Hattusilis hätte sich in der Zeit nach der Reichsteilung (599 ndFl) kaum noch selbständig machen und ein "Vater des Reiches" werden können.

Durch seinen Sieg über Kyaxares wurde Hattusilis I (der übrigens mit dem konventionellen zweiten Träger dieses Namens identisch ist) vermutlich nicht auch gleichzeitig Herr von Urartu, wo sich sein Halbbruder Teispes-Ischpuini selbständig gemacht haben dürfte. Es sieht so aus, als sei Schauschattar-Kyaxares kurz nach seinem Assur-Feldzug verstorben (ca. 601 ndFl). Sein ältester Sohn Artatama wurde sein Nachfolger auf dem Thron in Ekbatana. Astyages, der zweite Sohn, bekam von Hattusilis die am Ararat gelegene Provinz Urartu unterstellt, wo vorher der inzwischen verstorbene Teispes-Ischpuini regiert hatte. Dessen Sohn Ariaramanu = Erimena bzw. Aramu oder Menua wurde später der Nachfolger des Astyages in Urartu, der spätestens im Jahre 609 ndFl auf seinen Bruder Artatama in Waschukanni- Ekbatana folgte.

Es kam erneut zum Kampf um Assur, das von den Medern mit ägyptischer Unterstützung gewonnen wurde. Hierzu wird weiter unten mehr zu sagen sein. Da aber Samsi-Adad spätestens im Jahr darauf schon wieder in Assur die Oberhand gewann, kann ab 610 ndFl mit seinen Bauten begonnen worden sein, die am Beginn einer neuen Epoche der Geschichte der Stadt Assur stehen. In diesem Zusammenhang scheint auch die Beute des Schauschattar wieder nach Assur zurückgebracht worden zu sein, wie belegt ist.

Die Hochzeit zwischen Astyages und Aryanis war der älteste Teilaspekt des von Herodot geschilderten Halys-Komplexes, wiewohl die Hochzeit schon einige Jahre früher stattfand, und die Schlacht selbst zwischen Hattusilis und Kyaxares gar nicht am Halys stattgefunden haben muss. Den zweiten Teilaspekt nehme ich an dieser Stelle absichtlich vorweg. Er betrifft den Sohn Tudhaliyas des Hattusilis und Bruder (nicht Vater!) Alyattes der Aryanis, der jedoch der Vater des Kroisos war; es handelt sich hierbei um den Sieg des Tudhaliyas-Alyattes durch seinen Feldherrn Kadaschman- Charbe über die sutu, das sind die Skythen bzw. Phryger.

Der Skythe Perithoos-Protothyas, der Vater des Madyas, der seinerseits der Phryger Midas ist, ist der Phrygerkönig Partatua und sogar der vermeintliche "Meder" Phraortes. Er trat kurz nach 600 ndFl mit seinen thrakischen Brygern in Hellas auf, belagerte Athen und schloss mit dessen damaligem König Theseus einen bemerkenswerten Frieden. Aus den Brygern gingen die Phryger hervor, die zu den zahlreichen Skythvölkern gehörten, die in jener Zeit auf Wanderschaft gingen. Fortan wurden die Phryger und die Skythen - pars pro toto - miteinander gleichgesetzt oder missverstanden verwechselt. Die Frauen der Skythen reisten nicht in Trosswagen mit, sondern sie saßen wie ihre Männer auf Pferden. Die Griechen nannten sie Amazonen. Das Thema "Skythen und Amazonen vor Athen" habe ich schon im Kapitel Perseus und Orest in Hellas angesprochen. Im nächsten Hellas-Kapitel werde ich darauf wieder zurückkommen.

Die Reichsteilung "Peleg"

Äußeres Zeichen der Reichsteilung (Peleg: 1. Chron. 1,19) im Jahre 599 ndFl war der Einzug Samsi-Adads in der Hauptstadt Kisch des Nordreiches. Er ist hier unter dem Namen Ur-Zababa bekannt, der mit den beiden vermeintlichen Babylonierkönigen Zababa-schum-idin und Adad-schum-idin identisch ist. Er ist somit der Stammvater der schum-Linie. Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass Babylon zu dieser Zeit noch keinerlei politische Bedeutung hatte. In Kisch war auch Ur-Zababas Mutter Kubaba (= Ku-Bau, Kybele bzw. Tawananna), die privat auch als Weinhändlerin und Schankwirtin in Erscheinung trat, längere Zeit Statthalterin gewesen, bis sie im Jahre 580 ndFl etwa starb.

Die Reichsteilung selbst scheint nach anfänglichem Krieg auf friedliche und vertragliche Weise vorgenommen worden zu sein. Große Schlachten oder Zerstörungen, die auf kriegerische Umtriebe schließen ließen, sind in diesem Zusammenhang nicht erkennbar. Schu-Sin bezog Ur und setzte in Elam(-Ost) seinen Wesir und Feldherrn Urdunanna (= Warad- Sin von Uruk) als Statthalter ein. Es heißt, dass dieser in dritter Generation das Amt des Wesirs innehatte, dass einst Schulgi einem Indoarier übergeben hatte, also dem Großvater Urdunannas. Dieser Großvater hieß nach meinen Recherchen keilschriftlich geschrieben Sichru, woraus die konventionelle Wissenschaft den Namen Kurigalzu lesen zu müssen meint, der zu dem Begründer der Kassiten-Dynastie gehört. Der Name Kurigalzu gehört jedoch dem Hethiter- Kussarer = Kassiten-Kossäer oder auch "Lyder" Tudhaliyas- Alyattes, dem Sohn des Atys-Hattusilis. Sichru hingegen ist ein ganz anderer:

Sichru ist Serach, der angebliche Zwillings-Bruder des Perez-Perseus (1. Mose 38, 29.30), dessen Halbbruder er jedoch nur ist; denn er ist auch Serug (1. Mose 11, 20) = Saruch-Sirius von Uruk-Seiriphos, der Sohn des Regu (1. Mose 11, 18) = Ragan-Orion mit der von ihm vergewaltigten Danae(ma) = (Ar-)Tamara-Diana-Oreithya. Der Sohn des Serug war Nahor (1. Mose 11, 22), der meines Erachtens der Vater des Urdunanna von Uruk war, wenn dies auch nicht mehr aus dem AT zu ersehen ist. Im vierten Jahr des Ibi-Sin (611 ndFl) machte Urdunanna sich selbständig, und zwei Jahre später starb er schon. Er hinterließ Ost-Elam seinem Sohn Kedor-Laomor, der ein weiterer Verbündeter des Amraphel von Sinear (= Samsi-Adad) war und der später unter seinem bekannteren Namen Nebukadrezzur (Nabu-kudur-ussur, fälschlich auch Nebukadnezar gelesen) Babylon wieder in den Rang einer Reichshauptstadt erhob. Ausführlich wird hierüber im nächsten Band abgehandelt. Auf Abraham (= Abram, Ebrium, Eber), der mit Amar-Sin aus Ur in Chaldäa nach Norden kam, wo er sich als Mondpriester in Haran bzw. Ebla im Sabäerland Zabalam niederließ, komme ich im 13. Kapitel dieses Bandes wieder zurück.

Mit dem Tode des Schulgi-Inschusinak (599 ndFl; amoritische Reichsteilung), des Teispes-Ischpuini (um 600 ndFl oder erst einige Jahre später) und des Schauschschattar- Kyaxares (kurz nach 600 ndFl) beende ich das Kapitel über die Amoriter und Perser. Wir haben gerade noch erlebt, wie die (thrakischen) Bryger bzw. die (skythischen) Phryger in Hellas einfielen, von wo aus sie dann ihren Weg durch die Geschichte antraten, wir ahnen bereits die Präsenz eines weiteren Ägypters in Kleinasien, in Kolchis und besonders in Urartu, der aber auch in Assur für kurze Zeit den Thron besteigen wird, und wir sind gespannt, wie der Sohn der Schankwirtin Ku-Bau vom König des Nordreiches zu einem der bedeutendsten Könige des Altertums aufsteigen wird.

Letzter Stand: 24. März 2014


1 Kurt Bittel, Hattuscha, Hauptstadt der Hethiter, DuMont Buchverlag Köln 1983, S. 27
2 Boris Pjotrowski, Urartu, Wilhelm Heyne Verlag München, Seite 54ff
3 Helmut Uhlig, Die Sumerer; Goldmann-Sachbuch;
Die Geschichte des Altertums in neuer Sicht Band 1 bis 3 der Geschichte des Altertums in neuer Sicht
gibt es inzwischen auch gedruckt.

Sie können sie hier beim Lulu-Marktplatz bestellen:
 Band 1
 Band 2
 Band 3 (einschließlich 6. Buch)

Oder bei Amazon:
 Band 1
 Band 2
 Band 3 (einschließlich 6. Buch)



Zurück zum Inhaltsverzeichnis   Weiter