Fünftes Buch: Die Plagen des Pharao
"Parsa" oder "Tubal" (pers. für Schmied) verbanden sich mit den Mas(ch) oder Mesech zu den Tubal-Mesech in Parsu-Masch. Im Anhang zu diesem Band werden die im Alten Testament aufgeführten Völker vom Stamme Japhet, die Indoarier also, zusammengefasst erläutert. In den folgenden Abhandlungen wird diese Untrennbarkeit immer deutlicher werden. Es empfiehlt sich deshalb, bei allen Erwähnungen der einen oder der anderen Völkerschaft stets die Möglichkeit der Verwendung auch anderer Bezeichnungen hierfür im Auge zu behalten. Die Sprachen der Perser, Meder und Hethiter unterscheiden sich zwar deutlich, aber sie haben auch unübersehbare Ähnlichkeiten. Dass die Griechen, die kleinasiatischen Lyder wie die Römer Sprachen besaßen, die teilweise erheblich von der persischen abweichen, beweist lediglich, dass sich Sprachen sehr schnell verselbständigen können, es beweist jedoch nicht, dass diese Völker schon sehr lange (mehrere Jahrhunderte) voneinander getrennt waren. Überall, wohin Indoarier kamen, trafen sie auf Ureinwohner, aus deren Sprachen sie bodenständige Elemente in ihre eigene einfließen ließen. Der sprachliche Aspekt kann hier jedoch nicht weiter verfolgt werden. Bevor ich auf diese Völker in der in Rede stehenden Zeit, das heißt an der Wende vom 6. zum 7. nachsintflutlichen Jahrhundert, eingehe, möchte ich ihre Vorgeschichte unter besonderer Berücksichtigung des "Par-adieses" Parsu-Masch, der Keimzelle des späteren Urartu und der Heimat der Perserkönige Kyros und Darius, zusammenfassen. Die Ägypter wussten, dass ihre "Götter" aus dem Lande Punt gekommen waren. Wie ich an anderer Stelle schon zeigte, ist das Land Punt der alten Ägypter nicht in Ostafrika zu suchen, wo eventuell die äthiopischen Götter hergekommen wären, sondern es ist das spätere Pontos an der Küste des Pontos Euxeinos, des Schwarzen Meeres. Hier, in dem Land zwischen dem Kaukasus und dem Ararat, war die Heimat der indoarischen Götter, die in Ägypten ebenso verehrt wurden wie die äthiopischen und die vordynastischen. Ins Land Punt gelangten die Ägypter durch den Hellespont (die Dardanellen), durch die Propontis (das Marmarameer), und durch das "Meer des umgekehrten Wassers", in das der "umgekehrte Nil" mündet, dessen Wasser "bergauf fließen". Es handelt sich um das Schwarze Meer (Pontos Euxeinos) und den Dnjepr, der dem Nil (damals) auf demselben Meridian entgegenfloss. Alle diese Hinweise bleiben sinnlos, wenn man Punt in Ostafrika sucht. Wie aber waren die Ägypter in - oder besser gesagt - an das Land Punt gekommen? Punt ist das sagenhafte Kolchis am Phasis, einem Fluss, der südlich des Kaukasus ins Schwarze Meer fließt. In einem an anderer Stelle ebenfalls schon besprochenen ägyptischen Text, der sogenannten Naos-Inschrift von el-Arisch, wird Kolchis ty-taui genannt, in dem die henu-Pflanzen wachsen. Es handelt sich dabei um die zu den Schwertliliengewächsen gehörende Familie der Krokus-Pflanzen, zu der neben dem Safran liefernden Krokus auch die Herbstzeitlose gehört, die das Gift Kolchizin enthält, das von den Pharaonen als Medikament gegen ihre Gicht geschätzt wurde. Der botanische Name Colchicum für diese Pflanze weist direkt auf ihre Heimat hin. Die Ägypter hatten die Kenntnis über die Heilwirkung dieser Pflanze vermutlich von den "Göttern", die ja ihre Vorfahren waren: "Seth, der Lehrmeister der Götter und der Menschen." Das Land Punt-Kolchis ist auch das sagenhafte griechische Märchenland Aia, in dem die Sonne sowohl auf- als auch unterging. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Orte für den Sonnenauf- und -untergang in historischer Zeit vertauscht wurden. Hier wohnten die Hesperiten, das bedeutet die "Abendlichen", die von Griechenland, also von Westen her gesehen, in der Gegend des Sonnenunterganges lebten. Das wiederum kann nur bedeuten, dass deren Name alt ist und auf die Zeit vor der vierten Typhon-Katastrophe zurückgeht. Andererseits war diese Gegend aber auch schon vor der Katastrophe die Heimat des Sonnengottes Helios, der unter verschiedenen Namen hier wohnte: Schamasch oder Hephaistos, Nergal oder Schiuini. In dem letzterwähnten Namen lässt sich der des Kain entdecken, des Tubal-Kain, der "allerlei Erz- oder Eisenwerk schuf", des Seth-Enos-Kenan, des "lahmen (Waffen-, Lanzen-)Schmiedes" Hephaistos. Hierüber ist an anderer Stelle schon ausführlich abgehandelt worden. "Schmiede der Heiden" (Haroschet Gojim) nannten die Juden vermutlich nicht nur das "Tal der Werkleute" an der Grenze von Israel zu Phönizien, sondern auch den Hüttendistrikt in der erzreichen Ararat-Gegend, der bei den Germanen "Lokis Eisenwald" hieß. Verursacht durch die unzähligen Meiler, die die zur Verhüttung der Eisenerze benötigte Holzkohle lieferten, ergab sich eine intensive Schwarzfärbung der Flüsse, die sich in das vielleicht deshalb so bezeichnete "Schwarze Meer" ergossen. Auch in späterer Zeit, als die "Götter" längst tot waren, war hier noch immer das Industriegebiet, wo das eri-nuchus-tum, das nuchassische Erz, verarbeitet wurde, das im Altertum sehr begehrt war. Bei allen Völkern der Antike stand das hethitische Eisen, der Schmiedestahl, hoch im Kurs. Städtenamen wie Erzurum und Erzincan weisen heute noch auf diesen Erzreichtum hin. Boris Pjotrowski, der russische Archäologe, der unter anderem die Ausgrabungen bei der heutigen armenischen Hauptstadt Eriwan leitete, gewährt uns einen sehr ausführlichen Einblick in die Geschichte Urartus; aber er ist natürlich in der falschen Chronologie befangen wie die ganze konventionelle Altertumswissenschaft überhaupt. In seinem Buch Urartu1 geht er auch auf die Vorgeschichte des "Königreiches Urartu" ein: (Seite 39) ... so wissen wir doch, dass es hervorging aus einer Fusion verwandter hurritischer Stämme, die in dem armenischen Hochland lebten, speziell in dem Gebiet um den Wansee, wo die Bedingungen besonders günstig für die Entwicklung der ... Viehzucht und des Ackerbaus waren. Dass in diesem Hochland hurritische Stämme lebten, leuchtet ohne weiteres ein. Wir hatten an einer früheren Stelle bereits festgestellt, dass die Churriter, die schon seit sehr langer Zeit hier gewohnt hatten, die eigentlichen Lehrmeister der Masch gewesen waren, jener Indoarier, die schon nach der Katastrophe Typhon 2 von Norden über den Kaukasus kommend in der fruchtbaren Araxes-Ebene eingewandert waren. Das Zusammentreffen beider rassisch verschiedener Völker führte letztlich zu einer friedlichen Koexistenz, die für die Indoarier aus dem Norden überaus gewinnbringend und in vieler Hinsicht nützlich war. Sie lernten den Steinbau, die Erzverhüttung und sicher auch manches auf dem Gebiet des Ackerbaues und der Viehzucht dazu, und nicht zuletzt waren sie gelehrige Schüler auf wissenschaftlichen Gebieten wie der Heilkunde und der Astronomie. Möglicherweise brachten sie den Churritern (= Karern, Megalithikern) dafür die Kenntnisse in der Pferdezucht bei, für die besonders die Mitanni-Meder als Bewohner dieser Region auch später noch berühmt waren; denn das Pferd war ein arisches Mitbringsel aus der eurasischen Steppe. Wie ebenfalls an anderer Stelle bereits geschildert wurde, sahen die Hethiter die beiden Stiere Churri und Scheri als ihre Vorfahren an: Churriter und Masch(eri). Der Stier ist in allen Kulturen das Symbol der Viehzüchter: Jabal-Hermes war der erste sesshafte Viehzüchter, der Ahnherr der nicht mehr nomadisierenden Zeltbewohner, sondern derer, die "in Hütten wohnen" (1. Mose 4, 20). Mas oder Masch ist im AT auch der Sohn des Aram, des Sohnes von Sem. Hieraus kann darauf geschlossen werden, dass Aram-Hammurabi, der Sohn des Sem-Juda = Ischtup-Ilum und (Halb)Bruder des Arphachsad-Perez-Perseus, den Bereich seiner Herrschaft bis nach Kleinasien ausgedehnt hatte, zumal auch Uz zu den Söhnen des Aram gehört, das heißt Zentralanatolien, die kissische Heimat des Hiob-Prometheus (1. Mose 10, 23). Aus der Verschmelzung der seit der Vorzeit in ganz Europa, Vorderasien und Nordafrika ansässigen Churriter, die auch in Kleinasien und Transkaukasien wohnten, mit den japhetitischen, das heißt indoarischen Mesech (1. Mose 10,2), die nach der zweiten Typhon-Katastrophe von Eurasien über den Kaukasus gekommen waren, entstand nach einer weiteren Verschmelzung mit den nach der dritten Typhon-Katastrophe aus dem Osten gekommenen Gutäern (in 1. Mose 10, 2: Thiras und Tubal) das Göttergeschlecht des ersten Zeus-Adam, des Ilu-Schuma, der sich als Mensch gewordener Uraltgott Teschub der Ariervölker ausgab. Obwohl hierüber an anderer Stelle bereits sehr ausführlich abgehandelt worden ist, soll hier nochmals auf die Teschub-Religion der Urartäer eingegangen werden2: An der Spitze des urartäischen Pantheons stand eine Göttertrias, die in Zentral-Urartu (d. h. im Gebiet des Wan- oder Vansees) verehrt wurde: Chaldi, Teischeba, Schiuini. Der oberste Gott, dem auch die meisten Inschriften gewidmet sind, ist Chaldi. Er wird dargestellt als ein Mann (teils bärtig, teils bartlos, wie die übrigen Götter) auf einem Löwen stehend. Seine Gattin war Arubani. Chaldi war ein Kriegsgott (Waffenkult, Schilde an den Innenwänden der Tempel, Tempel = "Haus der Waffen"). Den zweiten Platz im urartäischen Pantheon nahm Teischeba ein, der Sturm- und Donnergott. Er wurde bei den Assyrern mit dem Ideogramm für den Gott Adad geschrieben. Er teilte mit dem churritischen Gott Teschub, dessen Verehrung in Kleinasien weit verbreitet war, den Namen. Er wurde dargestellt als ein Mensch, der auf einem Stier stand. Oft hält er in der Hand ein Bündel Blitze. Seine Gattin war Chuba, die der hurritischen Göttin Chebar entspricht. Der dritte Gott des Pantheons war der Sonnengott Schiuini, dessen Name häufig mit dem assyrischen Ideogramm für Schamasch geschrieben wird. Er wurde dargestellt als ein kniender Mann, der sein Emblem, eine geflügelte Sonnenscheibe hochhält. Schiuinis Gattin war allem Anschein nach die Göttin Tuschpuea, die den dritten Platz in der Liste der Göttinnen in der Inschrift von Meher Kapisi (= Meher Tor in einer Nische in den Bergen nahe Wan) einnimmt. Der oberste Gott der Hethiter, deren Religion die gleiche Trias umfasste, war Teschup (= Teischeba) mit seiner Gattin Chepa (= Chuba bzw. Chebar). Diese Gottheiten als churritisch zu bezeichnen, ist wohl falsch. Sie waren die indoarischen Götter, die vermutlich schon von den Scha-Maschiten = Mas oder Masch, Mesech, Moscher, Scheri aus der Kurgan-Heimat nördlich des Kaukasus mitgebracht worden waren. Teschub und Chepa-Chebar entsprechen Adam-Zeus I und (Ch)Eva-Hebe. Ihre Söhne Chaldi und Schiuini, die in der hethitischen Vorstellung mit den Masch-Prinzessinnen Bag-Masch-tu und Hal-Masch-tu verheiratet sind, entsprechen Abel-Hermes und Kain-Hephaistos in jüdisch-griechischer Version. So wie Teischeba = Teschub-Adad war auch Zeus basileus ein Blitze schleudernder König. Chaldi war der Stammvater der Chaldäer. Daher ist anzunehmen, dass sich die Urartäer als Chaldäer bzw. Chalder auffassten, während die Hethiter sich eher an Pitchanas von Uz-Kussara = Kain-Schiuini orientierten, sich demnach als Kussarer bzw. Kossäer oder Kassiten "aus dem kissischen Land" auffassten. Für die Hethiter blieb jedoch Teschub der Hauptgott. Er war wie Adad nicht nur ein Wetter-, sondern auch ein Fruchtbarkeitsgott. Der erste uns namentlich bekannte Herrscher von Kolchis wird als Sohn des Helios und der Perse bezeichnet. Dass es sich hierbei nicht nur um eine Anlehnung an das Heimatland des alten Helios, sondern um einen neuen handelt, geht aus der Identifizierung des historischen Vaters dieses Aietes, wie der älteste bekannte Kolcherkönig heißt, hervor. Sein Vater war der lydische Sonnengott Helios-Sandon, der das lydische Sardes gebaut hatte: Perseus-Achaimenes-Sarduri. Seine Mutter Perse war die Tochter Persephone des griechischen Götterpaares Dionysos und Demeter, die wir ebenfalls schon in einem früheren Kapitel kennengelernt haben. Wie wir bei der Besprechung der griechischen Frühgeschichte gesehen haben, die konventionell lediglich als "mythisches Zeitalter" abgetan wird, handelt es sich bei all diesen "Göttern" um historische Personen, um Menschen aus Fleisch und Blut - wovon Euhemerus von Sizilien schon im Altertum überzeugt war. Persephone, die auch schlicht als Dia (Göttin) bezeichnet wird, bekam ihren Namen erst durch ihre Ehe mit Perseus, dem Sohn des Sem-Juda = Ischtup-Ilum mit der Göttin Diana-Artemis-Hekate. Wie ebenfalls schon gesagt wurde, verließ Perseus mit seiner neuen Gemahlin Persephone Griechenland und begab sich nach Kleinasien. Das war im Jahre 546 ndFl der Fall, und er kam über viele Stationen schließlich an die Spitze eines Reiches, das sein Halbbruder Hammurabi geschaffen hatte. Seit der Machtübernahme durch Perseus- Achaimenes hieß das aramäische Reich des Aram-Hammurabi nicht mehr Amurru, sondern Persien, und seine Bewohner waren für die Dauer dieses Reiches nicht mehr die Amoriter, sondern die Perser. Allerdings dauerte diese Perserherrschaft nicht lange, und am Ende waren die Amoriter wieder die alten. Erst ein sehr später Nachfahre des Perseus-Achaimenes machte aus dem Reich, das in der Zwischenzeit einige andere Namen gehabt hatte, wieder ein Perserreich: Kyros der Große. Persephone kam aus Orchomenos, wo sie zunächst die Gemahlin des Ixion geworden, dann aber von Pluto = Triptolemos-Ap(oph)is "geraubt" worden war. Als dieser im Jahre 537 ndFl mit dem Zug der Kaphthoriter, die auf der Insel Thera gewohnt hatten, und der Kreter, die beide ihre Insel verlassen mussten, nach Palästina aufbrach, wurde Dia (= Thea) wieder die Gemahlin des Ixion, des Königs der in Orchomenos beheimateten Lapithen (= Steinmänner, Rest der karisch-megalithischen Urbevölkerung). Dieser Ixion muss 546 ndFl oder noch davor verstorben sein, so dass seine Witwe von Perseus geheiratet werden konnte, der sehr wahrscheinlich für den Tod des Ixion verantwortlich war. Kurz nach dem Fortgang des Ap(oph)is kam ein jugendlicher Flüchtling nach Orchomenos: Phrix-Anubis-Zetes, der von Hermes-Thot des Landes Ägypten verwiesen worden war. Hierüber ist an anderer Stelle ausführlich abgehandelt worden. Dieser Zetes wird in der Überlieferung gemeinsam mit einem gewissen Kalaïs als Sohn des Boreas ausgegeben. Der Sage zufolge bestiegen die "Brüder" das Argonautenschiff. Hier dürften indes einige Korrekturen angebracht sein: In Orchomenos, der alten minoischen Hafenstadt innerhalb des boiotischen Landes, hatte Boreas-Aktaion geherrscht, bis er kurz vor 520 ndFl von Dionysos-Pandion vertrieben worden war. Seit 530 ndFl war Ixion Statthalter der Minoer in dieser Stadt. Nur Kalaïs, nicht Zetes, war ein Sohn von Aktaion-Boreas-Orion, und zwar mit Athena-Metiadusa. Er wurde um 516 ndFl geboren und von den Eltern als kleines Kind zurückgelassen. Dionysos und Demeter hatten den Knaben vermutlich schon in Pflege genommen. Als Ixion mit Persephone in Orchomenos einzog, können diese beiden die Pflegeltern des Kalaïs geworden sein. Die Sage überliefert eine Pflegschaft von Demeter bzw. Persephone an einem Knaben aus königlichem Hause, der jedoch sowohl einen anderen Namen hat als auch von anderer Herkunft ist. Im Laufe der Jahre war nun dieser Pflegesohn zum Manne herangewachsen und drohte, für Ixion eine Konkurrenz zu werden. Ein Orakel hatte den Bewohnern von Orchomenos den Rat gegeben, alles, was in der Stadt noch an Aktaion erinnere, in einen eisernen Behälter zu schließen und diesen dann an das Laphystion-Gebirge anzuschmieden: Im Jahre 537 ndFl waren vulkanische Bomben auf die Stadt gefallen, Auswurfprodukte aus dem 300 km von der Einschlagstelle entfernt liegenden Thera-Vulkan. Ich bringe diesen Orakelspruch, der tatsächlich in die Zeit der Thera-Katastrophe gehört, mit der Furcht des Ixion in Zusammenhang, der die Abwesenheit des Hermes und des Apis im Jahre 545 ndFl dazu nutzen wollte, sich des Konkurrenten zu entledigen. Er könnte beabsichtigt oder die Tat auch schon ausgeführt haben, Kalaïs, der noch an seinen Vater Aktaion erinnerte, im Laphystion-Gebirge auszusetzen bzw. gefangen zu halten, das dem laphystischen Zeus heilig war. Dies erinnert auch an die Sage von der beabsichtigten Opferung von Phrix und Helle, die ebenfalls in dieser Gegend beheimatet ist. Der Weg zu dieser Sage ist nicht weit, da Phrix der bereits erwähnte angebliche Bruder Zetes des Kalaïs ist. Perseus könnte durch diese Untat oder durch diese Absicht auf den Plan gerufen worden sein und Ixion getötet haben. Anschließend heiratete er (um 545/546 ndFl) die Witwe des Ixion und Ex-Gemahlin (?) des "Heilandes" Apophis-Achmose, der in Ägypten inzwischen mit Andromeda-Necht-Alkmene verheiratet war. Letztere war die "böse Stiefmutter Ino", die die Kinder der Nephthys-Nephele und des Seth-Schu-Thum = Athamas-Timaios-Radamanthos, nämlich Phrix und Helle, ebenfalls dem laphystischen Zeus opfern wollte. Hierbei überschlagen sich die Überlieferungen jedoch nach Kräften. Der Sage nach flohen Phrix und Helle auf dem von Hermes beschafften fliegenden goldenen Widder nach Aia-Kolchis am Phasis, worüber ebenfalls an anderer Stelle schon ausführlich abgehandelt worden ist. Auffallend ist die Gleichzeitigkeit aller dieser in alten Überlieferungen berichteten Vorfälle. Es war zwar nur einer der beiden jungen Männer ein Sohn des in Orchomenos übel beleumundeten Aktaion = Boreas-Orion, doch sie waren immerhin Vettern, wie aus dem nachstehenden Schema ersichtlich ist. Phrix-Anubis-Zetes war von Apis-Apophis zu seiner ehemaligen Gemahlin (?) und zu Ixion nach Orchomenos geschickt worden, gemeinsam mit der Schwester Helle des Phrix auf dem Goldenen Widder, dem Staatsschiff des besiegten und in der "Flut des Ogyges" umgekommenen Seth-Schu-Thum-Aton.
In der Begleitung des Perseus und der Persephone befanden sich demnach bei deren Aufbruch im Jahre 546 ndFl nach Kleinasien auch die inzwischen erwachsenen Herren Kalaïs und Zetes nebst der mittlerweile gereiften Helle, wenn der Sage geglaubt werden darf. Diese Expedition kann als der erste "Argonautenzug" aufgefasst werden. Es liegt nahe, dass diese ersten Argonauten zunächst in Teuthrania in Mysien auf kleinasiatischem Boden anlandeten, wo sie auf Telephos trafen, der ihre Ankunft als Bedrohung aufgefasst haben muss; denn er fiel im Kampf gegen die Argonauten. Er war ein Sohn des Zeus-Sohnes Tros, des Namensgebers sowohl der Landschaft Troas als auch der Stadt Troja. Telephos war demnach ein Vetter des Perseus, da sie beide Enkel des Erechthonios-Zeus-Pusarummas waren. Die Ilias lässt die Griechen auf ihrer Fahrt nach Troja durch einen Navigationsfehler in Teuthrania landen, was aber nicht einleuchtend ist. Perseus kann, wie dies die Ilias auch andeutet, von seinem Landeplatz Teuthrania aus zunächst die nahegelegene Ebene des Skamandros-Flusses aufgesucht haben, wo sich die Stadt Troja erhob, in der noch ihr Erbauer Tros geherrscht haben dürfte, der mit Kalirrhoë, der um 510 ndFl geborenen Tochter des Meders Skamandros (* um 470 ndFl), den um 525 ndFl geborenen Sohn Assarakos hatte, der auch die Namen Araxes bzw. Ares (II), Kyaxares und Schauschattar führte. Diesen Sohn nahm Perseus in seine Familie auf, indem er ihm seine Tochter Hiëromneme zur Frau gab, die bei seiner Halbschwester Kubau-Kybele bzw. Tawananna aufgewachsen war. Das geschah im Jahre 547 ndFl, als Perseus Troja verließ, um weitere Gebiete in Kleinasien aufzusuchen. Er hinterließ die Stadt seinem Schwiegersohn. Ob Perseus, der seit seiner Ankunft in Troja-Ilion den Namen Ilos führte, den Vater Tros seines Schwiegersohnes Kyaxares töten musste, um Herrscher in dieser Stadt zu werden, ist nicht mit Sicherheit zu bejahen. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich. Auf jeden Fall begründete er in Troja ein neues Herrscherhaus: die Dardaniden-Dynastie. Die griechische Überlieferung weist darin Ilos und Ganymed als Söhne von Tros und Kalirrhoë aus, was natürlich beides falsch ist. Außerdem wird Ilos mit Eurydike, der Tochter des Adrastos, verheiratet, was ebenfalls verworfen werden kann; denn hier kann noch nicht die Tochter des Adrastos gemeint sein, jene Eurydike nämlich, die erst in mehr als hundert Jahren geboren wird. Gemeint ist hier die Ehefrau Eurydike-Elektra des Perseus, deren etwa im Jahre 542 ndFl geborener Sohn Laomedon dem Vater kurz nach 560 ndFl nach Kleinasien folgte. Nach weiteren zehn Jahren etwa hatte Perseus auch das Reich seines Halbbruders Aram-Hammurabi erobert und konnte seinen Schwiegersohn Kyaxares zum König von Medien machen. Damals wurde Laomedon König von Troja. Auf ihrer Weiterfahrt - übrigens ohne Perseus - trafen die "Argonauten" am Bosporus auf den blinden König Phineus von Salmidessos in Thrakien, der als Sohn Agenors ausgegeben wird, der aber auch ein direkter Abkömmling des Poseidon, nämlich ein um 472 ndFl geborener Sohn gewesen sein kann, der mittlerweile immerhin fast 80 Jahre zählte. Das hohe Alter hinderte ihn nicht daran, die junge Schwester des Anubis-Zetes-Phrix zu heiraten. Helle blieb in Thrakien und dürfte tatsächlich dem Hellespont den Namen gegeben haben, wie die Sage behauptet. Sie ist sehr wahrscheinlich mit einer der sagenhaften Ehefrauen des Phineus identisch, entweder mit Kleopatra, einer Tochter des Boreas, deren Name aber nicht in diese Zeit zu passen scheint, oder mit Eidothia, die als zweite Gemahlin gilt, oder sogar mit beiden, falls die beiden Frauen miteinander identisch sein sollten. Helle (= Neferit?) jedenfalls war keine Tochter, sondern eine Nichte des Boreas. Dass die angeblichen Brüder Kalaïs und Zetes die Harpyen vernichteten, die dem blinden Phineus die Speisen verunreinigten und die die Stymphalischen Vögel des Herakles gewesen sein dürften, ist weniger von historischem Belang als die Tatsache, dass diese Vorkommnisse alle in die Zeit dieses ersten Argonautenzuges gehören. In Troja weilte Perseus-Ilos nur bis 547 ndFl, dann begab er sich - während die Argonauten weiter nach Aia segelten - ins kleinasiatische Binnenland. Er gründete Sardes in Lydien, das ebenfalls als ein "Sohn Sems" aufgeführt wird: Lud (1. Mose 10, 22 neben Arphachsad-Perseus und Aram-Hammurabi). Hier blieb er bis 549 ndFl. Von Sardes aus zog er seinen Gefährten zu Wasser nach in die Gegend Kolchis-Aia-Punt, von wo er auch nach Urartu kam, in die Ebene und das Hügelland zwischen Kaukasus und Zagros-Gebirge, wo er bis zum Jahre 551 ndFl blieb. Hier, in Parsu-Masch, dem Land der Tubal-Mesech, treffen wir ihn in einigen Jahren, in seiner Großkönigszeit, wieder an. Perseus-Sarduri scheint in Kleinasien ziemlich freie Hand gehabt zu haben. Er wurde allem Anschein nach von seinem Halbbruder Aram-Hammurabi, dessen amoritisches Reich bis Lud = Lydien reichte, als Statthalter über Kleinasien eingesetzt. Er richtete sich in dieser Eigenschaft nach dem Weggang des Saul aus Ebla = Rechoboth am Strom (im Jahre 551 ndFl) als Apil-Sin (= "Sohn der Mondgöttin" Hekate = Danae) in Ebla ein, nachdem er Kalaïs und/oder Zetes die Provinz Aia übertragen hatte. Das Nachbarland von Kolchis-Aia-Punt, also das spätere Armenien, das Land des Aramu, erwähnt eine ägyptische Inschrift in hundert Jahren als Land des Irem. Aietes heiratete um das Jahr 565 ndFl eine phönizische Prinzessin, vermutlich Ideia, eine um 552 ndFl geborene Tochter des Kadmos. Diesem Paar wurde um das Jahr 566 ndFl die Tochter Medeia geboren. Aietes muss eine Phönizierin geheiratet haben, da die Entführung seiner Tochter Medeia von Herodot mit dem angeblichen Raub der Io und der Entführung der Phönizierin Europa in einen diplomatischen Zusammenhang gebracht wird. Die Gemahlin des Aietes wäre somit eine Schwester der Europa gewesen. Da die Sage neben anderen Personen, die nicht als Kinder des Kadmos gelten können, auch Ino, die Mutter von Phrix und Helle, als eine Tochter des Kadmos ausgibt, liegt die von mir hergeleitete Verwandtschaft geradezu auf der Hand. Sie führt auch auf direktem Wege zu der politischen Verbindung zwischen den Frauenrauben. In einem früheren Kapitel bin ich hierauf bereits ausführlich eingegangen. Phrix (= Zetes) soll Chalkiope, die Tochter des Aietes, geheiratet haben. Wenn der Vater jedoch erst 546 ndFl oder wenig später geboren wurde, so könnte die Tochter kaum vor 566 ndFl geboren worden sein, was wiederum für Phrix keine Ehefrau mehr bedeutet hätte, da dieser im Jahre 567 ndFl zurück nach Ägypten gehen wird. Die richtige Tochter des Aietes hieß Medeia und wurde - übrigens in der Generation nach Chalkiope erst - von Jason geheiratet. Diese Ereignisse gehören in eine spätere Zeit, in der eine um 567 ndFl geborene Medeia das richtige Alter hatte, von einem Manne entführt zu werden. Hierüber ist ebenfalls schon im Kapitel Perseus und Orest in Hellas abgehandelt worden. Erst nachdem Zetes-Phrix-Anubis-Phiops - vermutlich in Begleitung des Kalaïs - nach Ägypten abgereist war, wurde Aietes, der Sohn des Helios-Perseus, König von Aia-Kolchis (567 ndFl) im Alter von 20 Jahren.
Chalkiope war die um 543 ndFl geborene Tochter des Perseus mit Chalkomedusa-Elektra-Eurydike, die der Vater mit auf die Reise genommen hatte. Sie heiratete um 558 ndFl Phrix (= Anubis-Zetes), wie es die Sage verlangt. Ob dieser seine Gemahlin dann etwa zehn Jahre später mit nach Ägypten nahm, ist nicht nachprüfbar, aber unwahrscheinlich. Im Jahre 566/567 ndFl, also kurz nach der Eheschließung des Aietes mit der Phönizierin, brach Anubis-Zetes-Phrix mit phönizischen Truppen, möglicherweise des Kadmos, der mittlerweile im griechischen Theben residierte, nach Ägypten auf, um das Reich seines Vaters zurückzuerobern, aus dem er durch Ap(oph)is-Achmose im Jahre 538 ndFl vertrieben worden war und wo dieser seit dem Jahre 550 ndFl als Pharao regierte. Hier ist zu beachten, dass Herakles, ein Protegé seines Stiefvaters Achmose, mittlerweile als minoischer Statthalter in Hellas fungierte. Herakles hatte Kadmos nach Theben beordert, wo dieser die Stadt wiederaufbaute (Kadmeia!). Es gelang Anubis-Phrix-Zetos in dem folgenden (von mir so genannten) Libyschen Krieg auf ägyptischem Boden, die Hälfte des Reiches zurückzugewinnen und als Phiops in der Hauptstadt Memphis des Nordreiches auf den Thron zu steigen. Den Süden musste er seiner Bundesgenossin Sebeknefrure = Achmes-Nefertari überlassen, der Witwe und mutmaßlichen Mörderin des Achmose. Im Jahre 568 ndFl wurde Sin-Muballit, ein mutmaßlicher Sohn des Perseus = Apil-Sin mit einer Tochter der Muball-Tochter Gorgo-Metiadusa, in Ebla Statthalter von Amurru (568-599 ndFl). Perseus machte sich in Kleinasien wieder selbständig: in Kanesch und Chatti-Susa im kissischen Land (= Hattusas in Uz) von 568-572 ndFl. In der Folgezeit lebte Sinuhe, der Ägypter, bis (592 ndFl) in Kleinasien und kam mit Perseus in Berührung, den er Amun-Nesch nennt, was dessen hethitischem Namen Ammunas entspricht. Man unterschied das westelamitische "Susa im kissischen Land" von dem ostelamitischen Susa (= Schu-schan) auf dem persischen Hochland durch den Zusatz "Chatti"-Susa, woraus der Name Hattusas entstand. Es hat zu eklatanten Fehldeutungen geführt, dass man dies nicht erkannt hat. Obwohl Herodot die Residenz der Perserkönige (Großkönige) ganz eindeutig in Susa im kissischen Land sieht, welches er unmissverständlich mitten in Kleinasien unterbringt, legt man konventionell die persische Hauptstadt (zum Beispiel des Großkönigs Darius I) in das persische Susa. Unter Darius wurde mit dem Bau der neuen Reichshauptstadt Persepolis begonnen, der von Xerxes vollendet wurde. Bis zu seinem Tode residierte Darius I in der hethitischen Hauptstadt Hattusas, wo er als Hethiterkönig Telepinos oder Lipit-Ischtar inschriftlich verbürgt ist. Perseus = Amun-Nesch wies dem Ägypter Sinuhe einen Posten in den vorher dem Goliath-Gilead gehörenden Ländereien zu, auf die sich Sinuhe durch den Sieg über diesen "Starken von Retsenu" einen Anspruch verschafft hatte. Hier beginnt auch das ägyptische Interesse an Punt. Im Jahre 572 ndFl starb Hammurabi, und Perseus-Achaimenes begann mit der Schaffung seines Perser-Reiches. Er zog vermutlich in Schuschan (= ostelamitisches oder persisches Susa) ein. Hier ist er als elamitischer König Haban-Ummena nachweisbar. Ob er in Urartu einen zweiten Regierungssitz hatte, ist nicht ohne Vorbehalt zu bejahen. Auf jeden Fall hat man den Großkönig Sarduri, "König des Weltalls", hier inschriftlich nachweisen können3: Am Westfuß des Felsens von Wan, der Zitadelle der urartäischen Hauptstadt Tuschpa, liegen die Reste einer massiven und zyklopenhaften Mauer, die aus kolossalen Steinblöcken von 6 m Länge und 0,75 m Stärke errichtet ist. Es wird sich um einen Hafendamm oder Wellenbrecher handeln, der sich in den See hinein erstreckt. Auf der Mauer sind drei gleichlautende, assyrisch abgefasste Inschriften Sarduris zu lesen: "Eine Inschrift Sarduris, des Sohnes des Lutipri, des erhabenen Königs, des mächtigen Königs, Königs des Weltalls, des Königs des Naïri-Landes, eines Königs, der nicht seinesgleichen hat, des bewunderten Hirten, der keinen Kampf fürchtet, eines Königs, der zu Boden warf, die sich nicht seinem Gebot unterwerfen wollten. Ich, Sarduri, der Sohn des Lutipri, König der Könige, empfing Tribut von allen Königen. Sarduri, der Sohn des Lutipri, spricht: Ich schaffte diesen Kalkstein von der Stadt Alniunu herbei. Ich errichtete diese Mauer". Zweifellos stammt diese Inschrift von einem Achaimenes-Perseus-Sarduri, der bereits mit Erfolg seine Mitbewerber um die Nachfolge des Hammurabi kaltgestellt hat. Er ist König des Weltalls, also Großkönig über das erste Perser-Reich einschließlich des Naïri-Landes, nämlich Urartus. Als König lediglich von Urartu hätte er diese Titulatur nicht benutzen können. Das "Weltall" war die gesamte vorderasiatische Welt "vom Oberen bis zum Unteren Meer". Er ist König der Könige, also "Kaiser" oder Gottkönig, womit er ebenfalls seine überragende Stellung unterstreicht. Somit kann er diese Anlagen am Wansee, zu denen gewiss auch die erste Festung auf dem Felsen Wan gehörte, nur zu seiner Zeit als Großkönig gebaut haben. Pjotrowski gesteht, dass sich die Historiker nicht imstande sehen, Sarduri, den Sohn des Lutipri, als Nachkommen des ältesten konventionell angesehenen Königs von Urartu, nämlich des Aramu, oder aus einer anderen Dynastie stammend zu identifizieren. Dabei unterliegt er dem konventionellen Irrtum, dieser Aramu sei ein Vorgänger des Sarduri, des Sohnes des Lutipri, gewesen. Dass dies nicht der Fall ist, wird der Leser schon ahnen. Es ist nicht einfach, aus dem Namen Lutipri auf Sem-Juda zu schließen. Nimmt man aber die Namen Lud und Isch-tup-Ilum mit in die Überlegungen hinein, dann fällt die sprachliche Verwandtschaft der Namen schon eher ins Auge. Die Historiker halten einen König mit Namen Siduri, der in den Annalen zum 27. Jahr des assyrischen Königs Salmanassar auftaucht, für diesen Sarduri I, den Sohn des Lutipri. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Namen der Urartäer-Könige in den assyrischen Quellen anders lauten können als in den urartäischen Inschriften. Außerdem nennen die assyrischen Quellen niemals den Vaternamen des Urartäers, wodurch die Könige mit den häufig gleichlautenden Namen noch leichter verwechselt werden können. Tatsache ist jedoch, dass dieser Siduri ein Sarduri war, aber nicht der erste mit diesem Namen, wie wir noch sehen werden. Die Tatsache, dass obige Inschrift des Sarduri-Achai-Manes assyrisch verfasst ist, lässt erkennen, dass zu der Zeit des Sarduri I in dieser Gegend Assyrisch gesprochen wurde. Es ist die Sprache der Einheimischen, in der später auch Personen wie Astyages, Semiramis und Arioch-Nimrod gesprochen haben dürften, die diese Sprache dann mit nach Assyrien nahmen. Wenn Pjotrowski meint, dass der assyrische Einfluss zu der Zeit dieses Sarduri I noch (!) groß gewesen sei und "die Schreibung Naïri-Länder den alten assyrischen Wortgebrauch aufgreift", dann ist er in der falschen Chronologie befangen. Als Großkönig baute Perseus-Sarduri am Felsen von Wan, der uns auch weiterhin noch beschäftigen wird, einen Hafen am Wansee und vermutlich auch eine Burg. Hiermit beginnen unsere inschriftlichen Kenntnisse über die Geschichte des Landes Urartu. Perseus-Achaimenes-Sarduri starb etwa im Jahre 580 ndFl, das heißt mit etwa 80 Jahren. Ob er auch eine Residenz in Rapichu hatte, dem Stammland Arapachitis der Aparsakiter, Arphachsaditer oder, wie Flavius Josephus meint, der Chaldäer, kann ich nicht definitiv bejahen.
Es ist nicht auszuschließen, dass in der Zeit, als sein Vater Perseus-Sarduri-Achaimenes persischer Großkönig war, Teispes die Regierung über Urartu innehatte. Er ist hier unter dem Namen Ischpuini inschriftlich erhalten, welcher Name deutlich die persische Version Tschischpis des Namens Teispes anklingen lässt, der aber auch an den Namen seines Halbbruders Ischbierra erinnert, der schon vor dem ersten Weggang des Perseus geboren wurde. Damals hatte der Vater seine Söhne und die Tochter aus erster Ehe seiner Halbschwester Tawananna = Kubau-Kybele anvertraut, als er von Karkemisch nach Ägypten zog, um die Tochter Andromeda des Kepheus von Äthiopien zu befreien. Wir besitzen auch eine Inschrift des Königs Ischpuini, des Sohnes des Sarduri I, die so genannte Kelischin-Stele, die in beiden Sprachen abgefasst ist. Dem Titel "König des Naïri-Landes" in der assyrischen Fassung entspricht der Titel "König des Landes Biaïni" in der urartäischen. Biaïni-Land nannten die Urartäer selbst ihr Land in der Folgezeit vom neunten Jahrhundert an. Dieser Ausdruck, ein kollektiver Plural, wurde später in zwei unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht: als Bezeichnung für das Zentrum des Königreiches, also das Wansee-Gebiet, und als allgemeine Bezeichnung für das ganze Land im Unterschied zu seiner feindlichen Umgebung. Da der Ausdruck Urartu im alten Orient weitverbreitet war, ersetzte er allmählich die phonetisch korrekte Form Biaïni(li), wie sich die Urartäer selbst nannten.4 Hierzu passend auch5. Die ältesten erhaltenen Inschriften in urartäischer Sprache datieren aus der Regierungszeit des Königs Ischpuini, des Sohnes des Sarduri, der in den assyrischen Annalen des Jahres 824 v.Chr. erwähnt war. Die primitive Bilderschrift erwies sich als ungeeignet für die Bedürfnisse des sich rasch aufwärts entwickelnden urartäischen Königreiches. Darum übernahmen die Urartäer die assyrische Keilschrift am Ende des neunten Jahrhunderts v.Chr. Dabei veränderten und vereinfachten sie die Form der Zeichen in mancher Hinsicht und passten die Schrift ihrer eigenen Sprache an. Die einheimische Bilderschrift behielt eine begrenzte Rolle bei der Rechnungsführung und beim Kult. Nach Ausweis der Inschriften ist die Regierung Ischpuinis, des Sohnes des Sarduri, gekennzeichnet durch den Bau vieler Tempel, Festungen und anderer Gebäude in der Hauptstadt Tuschpa und deren Umgebung. Von diesen Gebäuden sind jedoch nur geringe Reste bewahrt geblieben, in vielen Fällen nur noch einige Steine mit Keilinschriften. Da zwischen Sarduri I und seinem Sohn Ischpuini einschneidende politische Veränderungen lagen, ist die Hinzunahme einer weiteren Sprache in dieser Zwischenzeit nicht überraschend. Der Ursprung dieser Sprache scheint im medisch-persischen Bereich zu liegen. Hier stehen uns jedoch nicht genügend Hinweise für Nachforschungen zur Verfügung. Da der gesamte geschichtliche Zeitrahmen des Landes Urartu hauptsächlich auf die kurze Zeit des siebten nachsintflutlichen Jahrhunderts beschränkt ist, so sind alle Überlegungen, welcher Name in welchem Jahrhundert benutzt wurde, nutzlos. Biaïni ist W(i)a(ï)n(i) = Wan (eine moderne Form so wie Armenien von Erme oder Aramu, Irem abgeleitet ist). Der Bau der Festung Tuschpa am Wansee wurde bereits unter Sarduri I begonnen und von Ischpuini-Teispes fortgeführt. Nach dem Tode des Perseus-Achaimenes-Sarduri ging Teispes nach Anschan auf dem persischen Hochland, wo er die Nachfolge als Großkönig des Perser-Reiches antrat. Es erhoben sich alsbald die Söhne des Hammurabi und die Meder unter Kyaxares, und gemeinsam gingen Amoriter und Meder gegen Teispes vor, der sich schließlich nur noch "Großer König der Stadt Anschan" nennen konnte. Im Jahre 590 ndFl begann der große Elamfeldzug, der schließlich zur totalen Niederlage des Teispes führte. Auf amoritischer Seite stand als General des Schulgi der Sohn Ischbierra des Perseus, der ältere Halbbruder des Teispes und spätere Hethiterkönig Hattusilis (I/II). Die von Teispes = Untasch-Huban, Sohn des Habanummena = Achaimenes, begonnene neue Hauptstadt Dur-Untasch in Elam wurde vermutlich nicht vollendet. Im Jahre 592 ndFl übersiedelte Schulgi-Dungi in die persisch-elamitische Stadt Susa (= Schuschan, abgeleitet von dem Namen des elamitischen Gottes Inschuschinak, der auch im Namen des Schulgi = Schilhak-Inschuschinak und ebenso im Namen dessen Sohnes Schu-Sin = In-Schuschin-ak erscheint). Nach der Niederlage des Teispes gegen den Amoriterkönig Schulgi-Dungi = Schilhak-Inschusinak und dessen Verbündete wurde Kyaxares-Schauschattar selbständiger Herrscher von Medien-Mitanni, wozu auch Transkaukasien, also Urartu, das Land des Ares I (= Araxes, Hephaistos) am Ararat, gehörte. Dieser Hain des Ares, das vom Fluss Araxes durchflossene Par-adies (= Par-sumasch, Par-sa), in dem die goldenen Äpfel der Hesperiten reiften, war das Märchenland Aia der Griechen. Kyaxares-Schauschattar machte den unterlegenen Schwager Teispes, den Sohn seines Schwiegervaters und Förderers Perseus-Achaimenes, zum Vasallen, indem er ihn als medischen Statthalter in Urartu einsetzte. Ischpuini gilt als König von Urartu, wo er vermutlich schon unter Sarduri Vizekönig gewesen war. Ischbierra saß nach seiner Teilnahme am Elamfeldzug (590 ndFl) zunächst noch für einige Jahre in Mari. Er scheint aber von hier aus auch die kleinasiatische Provinz Lud des Aram-Hammurabi, in der sein Vater schon als Vizekönig des Hammurabi gewirkt hatte, mitverwaltet zu haben - es sei denn, dieses Gebiet hätte zu Kyaxares' Medien gehört. Als Schulgi seine Residenz nach Elam verlegte und Amar-Sin nach Ur in Südmesopotamien ging (592 ndFl), stand der Norden für den ehrgeizigen Ischbierra offen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis er die Provinz Lud = Lydien, das heißt Kleinasien oder Isin, ganz an sich reißen würde. Zu der Eheschließung, die Herodot am Ende des "ersten Halyskrieges" stattfinden lässt, muss es schon am Ende des Elam-Krieges gekommen sein. Die beiden Hochzeiten können nicht in der Weise "Friedenshochzeiten" gewesen sein, wie sie Herodot am Ende eines Krieges zwischen den Parteien gesehen hat. Mit solchen Hochzeiten pflegte man damals einen Friedensschluss zu besiegeln. Eine "Friedenshochzeit" dieser Art kann die hier in Rede stehende Hochzeit nur dann gewesen sein, wenn Hattusilis und Kyaxares im Elam-Krieg auf verschiedenen Seiten gestanden hätten. Das aber ist eigentlich nicht zu erkennen, wenn es auch nicht ganz auszuschließen ist. Die Partner, die um 590 ndFl die Ehen schlossen, waren der Hethiterkönig Hattusilis selbst, der die Tochter Paduchipa des Mederkönigs Kyaxares heimführte, der auch der Mitannikönig Schausch-Schattar ist, und Astyages, der um 565 ndFl geborene Sohn des medisch-mitannischen Königs, der Aryanis heiratete, die Tochter des Hattusilis = Atys, des Sohnes des Achaimenes = (Arphach-)Sad-yattes, und nicht - wie Herodot meint - die Tochter des "Lyderkönigs Alyattes". Aryanis stammte aus einer früheren Ehe des Hattusilis. Astyages (= Isch-tuegu; * ca. 565 ndFl) bekam von Aryanis (* ca. 575 ndFl) die Tochter Schamur-Amytis (* 590 ndFl), die später hochberühmte Schamuramat oder Semiramis. Hattusilis bekam von Paduchipa den Sohn Tudhaliyas, der mit dem von Herodot im Zusammenhang mit der "ersten Halys-Schlacht" erwähnten Lyder Alyattes ebenso identisch ist wie mit dem dritten "Vater des Reiches", mit Mursilis (I). Diese Hochzeit gehört in die Zeit, als Ischbierra-Hattusilis und Kyaxares noch nicht (oder vorläufig nicht mehr?) miteinander verfeindet waren. Die aus den Ehen hervorgegangenen ältesten Kinder müssen um 590 ndFl bereits geboren werden. Zu der Zeit, als die Ägypter damit beschäftigt waren, die Reste des David-Reiches zu erobern, versuchte Hattusilis I - offenbar noch als Heerführer Ischbierra der Amoriter - die Stadt Aleppo zu erobern, die offensichtlich ebenfalls zum Reiche Davids I gehört hatte. Hethitische Texte lassen erkennen, dass Hattusilis dieses Vorhaben nicht durchführen konnte. Ein Interessenskonflikt zwischen Amurru-Isin und Ägypten um Aleppo stand demnach am Beginn der neuen Ära, die die bisherige Isolationsphase ablöste. Dies muss noch vor dem "ersten Halys-Krieg" stattgefunden haben, als Chus noch nicht nach Europa aufgebrochen war. Das geschah erst um 595 ndFl. In Asien tauchte Chus schon bei seinem Feldzug gegen das David-Reich auf. Es ist denkbar, dass der Konflikt um Aleppo zu dieser Zeit vertraglich beigelegt wurde; denn nachdem Ischbierra sich Chus gegenüber als zukünftiger Chatti-König, dessen Abfall von Amurru schon geplant war, zu erkennen gegeben hatte, kann zwischen Ischbierra-Hattusilis und Chus-Sesostris, der für seinen Bruder Djoser-Ramses-Sesostris-Amenophis die Grenze Ägyptens bis zum Euphrat vorgeschoben hatte, ein Friede sowie ein offenbar geheimes Bündnis zustandegekommen sein, was beides selbstverständlich als mit dem Pharao abgeschlossen anzusehen ist. Möglicherweise kam es aber auch erst zehn Jahre später, als Chus von Europa kommend nach (Klein-)Asien gelangte, zu der missglückten Eroberung Aleppos durch Hattusilis und zu dem Vertrag zwischen Hattusilis und Ramses-Djoser. Es besteht außerdem die Alternative, Aleppo und Vertragsabschluss zu trennen und das eine in die frühere und das andere in die spätere Phase zu verlegen. Jedenfalls ist dieser Vertrag in der konventionellen Altertumsgeschichte mit einem Vertrag gleichgesetzt worden, der ebenfalls von einem Hattusilis abgeschlossen wurde, und zwar von dem Ururenkel des Hattusilis-Ischbierra, und auch diesmal wieder mit einem Ramses, nämlich mit Ptah-Ramses = Ptolemaios Soter. Dieser Vertrag, auf den hier natürlich noch nicht näher eingegangen werden kann, ist auf keinen Fall derselbe wie der ersterwähnte, der schon in einem Briefwechsel zwischen Naptera, der Gemahlin des Ramses-Djoser-Amenophis, und der Gemahlin Paduchipa des Hattusilis erwähnt wird, die ihrerseits nicht mit dem späteren Hattusilis (III = Nabonid, Antiochos) verheiratet war. Dieser Briefwechsel gehört zuversichtlich in die Zeit kurz vor dem Tode des Djoser-Ramses, etwa ins Jahr 606/7 ndFl, was einen Vertragsabschluss in dieser späteren Phase wahrscheinlicher macht. Die Amoriter hatten unmittelbar nach dem Fortgang des Chus nach Europa ihre Arme erneut nach Kanaan ausgestreckt. Im Jahre 596 ndFl setzten sie ihren Vasallen Elimelech auf den Thron von Israel. Daher kann von einem Kriegszustand zwischen Ägypten einerseits und Amurru, Medien und Chatti andererseits die Rede sein. Ein geheimes Bündnis zwischen Chatti und Ägypten ist zu diesem Zeitpunkt unwahrscheinlich, wenn man nicht die folgenden Ereignisse im Zusammenhang mit einem solchen Vertrag sehen möchte: In Anbetracht des Vertrages wäre die Trennung des ägyptenfreundlichen Hattusilis von den ägyptenfeindlichen Amoritern unter ihrem König Schulgi-Dungi schon 596 ndFl vollzogen gewesen. Da aber erstens das Bündnis zwischen Hattusilis und den Ägyptern geheim war und zweitens Chus als Initiator dieses Bündnisses in Europa weilte, kam es nicht sogleich zum Bruch zwischen Hattusilis und Schulgi. Erst nach dem Tode des Schulgi und der amoritischen Reichsteilung im Jahre 599 ndFl, in deren Folge Amar-Sin = Samsi-Adad nach Norden gehen musste, fiel Ischbierra offen von Amurru ab und begründete in Isin (= Kleinasien) die Isin-Dynastie (etwa im Jahre 600 ndFl) mit Sitz in Hattusas, weshalb er sich Hattusilis (= der von Hattusas) nannte. Er wurde aber offensichtlich nicht von Samsi-Adad zur Rechenschaft gezogen. Vielmehr griff ein anderer in die Kontroverse ein, der sich damit auf die Seite des Hattusilis stellte: Kyaxares-Schauschschattar unternahm zunächst im Bunde mit seinem Vasallen Teispes-Ischpuini einen siegreichen Feldzug gegen das zu Amurru gehörende Assur, von wo er Beute mitnahm nach Ekbatana. Hierher gehört die oben erwähnte Nennung des Königs Ischpuini, Sohnes des Sarduri, in der assyrischen Inschrift Samsi-Adads aus dem Jahre 824 v.Chr. bzw. richtiger 280 v.Chr. entsprechend Jahr 600 ndFl, in dem obiger Assur-Feldzug stattfand. Sie gehört ins zweite Jahr des Samsi-Adad ("V", konventionell 825-812 v.Chr.). Mit diesem inschriftlichen Hinweis wird eine Beziehung des mit Samsi-Adad (es gab nur einen) identischen Königs Amar-Sin = Amraphel von Sinear (= Nordmesopotamien) mit Teispes aus dem Jahr 600 ndFl angesprochen. Im Jahr darauf kam es zum Krieg zwischen Hattusilis und Kyaxares, der die Provinz Isin-Kleinasien offenbar selbst beanspruchte oder sich auch nur durch die Schaffung eines selbständigen Staates Chatti-Isin bedroht fühlte. Es kam zur Schlacht, und zwar zu einer der Halys-Schlachten, von denen es mehrere gab, was aber konventionell nicht zum Ausdruck kommt. Diese erste Halys-Schlacht muss nicht unbedingt am Halys-Fluss in Zentralanatolien ausgetragen worden sein. Sie geriet in den Beschreibungen Herodots mit den anderen Halys-Schlachten durcheinander, die erst ein bis zwei Generationen später stattfanden und auf die ich ebenfalls noch zu sprechen komme. Dass es zwischen Hattusilis, dem Parsa-Hethiter, und seinem vormaligen Verbündeten Kyaxares, dem Meder, zu einer Schlacht gekommen ist, steht für mich außer Zweifel. Es ist denkbar, dass Hattusilis den Krieg nach Medien hineintragen und die Hauptstadt Ekbatana plündern konnte; denn die Beute aus dem Feldzug gegen Haschschuwa hinterlegte er als finanzielle Grundlage des neugegründeten Staatswesens in einem eigens hierfür erbauten Tempel in seiner neuen Hauptstadt. Hasch-schuwa dürfte das medisch-mitannische Uausch- bzw. Waschu-kanni(galbat) gewesen sein, das mit Ekbatana identisch ist. Ich halte es für eine Tatsache, dass Kyaxares und Teispes in dieser Schlacht (601 ndFl) den Tod erlitten. Das Reichsgebiet des Hethiters dehnte sich nach dem Tode des Meders merklich aus. So konnte Hattusilis Parsumasch-Urartu seinem jungen Reich eingliedern. Die beiden Halys-Schlachten, über die Herodot, der Meister der Verwechslungen, berichtet, fanden - wie schon gesagt - erst einige Jahrzehnte später statt. Kyaxares lebte zu der Zeit der ersten von diesen beiden Schlachten nicht mehr, und auch Alyattes, der andere Beteiligte an dieser ersten Halys-Schlacht bei Herodot, war längst tot. Die Datierung des ersten Halys-Krieges, jenes Krieges, der zwischen den Schwägern Hattusilis (= Atys) und Kyaxares ausgetragen wurde, ist ausschließlich mit den Angaben des Herodot nicht möglich. Ohne eine richtige Geschichte, aus der die Zusammenhänge klar zu erkennen sind, bliebe es bei den dürftigen Kenntnissen, die wir den verworrenen Angaben Herodots abgewinnen können, der aus fünf Kriegen nur einen oder zwei machte, das heißt, er packte das Material zu den fünf Kriegen in zwei hinein, die vierzehn Jahre auseinanderlagen. Zwischen dem ersten und dem letzten Halys-Krieg lagen aber in Wirklichkeit fast hundert Jahre. Die Halys-Schlacht bei Herodot beginnt nach einem Streit6: Ein Haufe aufständischer skythischer Nomaden entwich und drang in Medien ein. Damals herrschte über die Meder Kyaxares, Sohn des Phraortes, Enkel des Deiokes. Er nahm jene Skythen anfangs freundlich auf, da sie als Bittende kamen, und erwies ihnen sogar hohe Ehre; denn seine Söhne wurden ihnen übergeben, um ihre Sprache und ihre Kunst des Bogenschießens zu erlernen. Es verging einige Zeit, und die Skythen, die immer auf Jagd gingen und Wild heimbrachten, hatten eines Tages nichts erlegt. ... Da schalt Kyaxares sie ... und sagte ihnen böse Worte. Die Skythen waren aufgebracht über diese unwürdige Behandlung und beschlossen, einen der Knaben, die ihre Schüler waren, zu töten, ... Dann wollten sie schleunigst zu Alyattes, dem Sohn des Sadyattes, entfliehen. ... (74) Darauf kam es zum Kriege zwischen den Lydern und den Medern, denn Alyattes gab die Skythen, deren Auslieferung Kyaxares verlangt hatte, nicht heraus. Der Krieg dauerte fünf Jahre, und oft siegten die Meder über die Lyder, oft auch die Lyder über die Meder; einmal hatten sie auch einen nächtlichen Kampf.
Kyaxares und Hattusilis-Atys, der Sohn des Perseus-Sarduri = Sadyattes und Vater des Tudhaliyas-Alyattes, waren die Zeitgenossen, die den ersten der historisch echten Halys-Kriege gegeneinander führten. Tudh-Alya(tte)s hingegen war beteiligt am zweiten historisch echten Halys-Krieg. Bei Herodot heißen die Hethiter prinzipiell Lyder. Die Skythen kamen erst nach 609 ndFl nach Kleinasien. Wenn sie an den medischen Hof kamen, dann trafen sie dort auf Astyages, der seit 609 ndFl über Mitanni-Medien herrschte. Auf den Einfall der Skythen komme ich weiter unten wieder zurück.
Kyaxares war weder der Sohn des Phraortes noch der Enkel des Deiokes, der in assyrischen Texten Daiukku geschrieben wird. Deiokes war sein Urenkel, nämlich der Mitannikönig Tuschratta oder Duscheratta, der Sohn des Schutarna, des Sohnes von Artatama, des Sohnes von Kyaxares. Mithin war Deiokes ein Großneffe des Astyages. Er gehört erst in den dritten historisch echten Halys-Krieg. Die von Herodot aufgestellte Filiation ist absoluter Unsinn. Der dritte Halys-Krieg war es, der fünf Jahre dauerte, und der gehört in die Zeit des Kroisos, des Sohnes des Alyattes, also in die Zeit nach dem Tode des Hethiter-Königs Tudhaliyas. Dieser dritte bildet den Halys-Krieg, in dem die Hethiter die Assyrer besiegen konnten. Den vierten historisch echten Halys-Krieg kennen wir ebenfalls von Herodot; er ist dessen zweiter, da er die ersten drei alle in einem einzigen, dem historischen dritten, untergebracht hat. Nach seinem Sieg über Kyaxares-Schauschattar und Teispes-Ischpuini (601 ndFl) wurde Hattusilis I Herr von Urartu. Er machte Artatama, den ältesten Sohn des Kyaxares, zu seinem Vasallen in Ekbatana. Der zweite Sohn, Astyages, bekam von seinem Schwiegervater Hattusilis die Parsumasch-Provinz Urartu unterstellt, wo Teispes-Ischpuini vorher regiert hatte. Der ca. 570 ndFl geborene Sohn des Teispes, Ariyaramanu = Ariaramnes = Erimena bzw. Aramu oder Menua, wurde später der Nachfolger des Astyages in Urartu. Hattusilis (* 530 ndFl) starb im Jahre 605 ndFl oder kurz davor und allem Anschein nach eines natürlichen Todes. Da sein Sohn Tudhaliyas, der nicht vor 590 ndFl geboren sein kann, zu dieser Zeit noch minderjährig war, übernahm seine Mutter Paduchipa die Regierung für ihn. Aus einem Brief Ramses' II (gemeint ist wieder Ramses-Djoser-Amenophis I) geht hervor, dass sie die offizielle Herrscherin war, möglicherweise jedoch nur für die Zeit der Minderjährigkeit ihres Sohnes. Durch den Tod des Hattusilis wurde Artatama wieder sein eigener Herr. Wie sich Astyages in dieser Lage verhielt, ist ungewiss; vermutlich unterwarf er sich seinem Bruder, der auch Paduchipas Bruder war. Artatama, der sich an den Amoriter Samsi-Adad angenähert hatte, versuchte, Chatti bzw. Isin zu erobern, das auch für die Amoriter durch seine Allianz mit Ägypten zu einer Bedrohung geworden war. Es gelang ihm offensichtlich sogar, die Stadt und den Palast von Hattusas zu zerstören. Das wäre dann die Rache für die Eroberung Ekbatanas bzw. Haschu- oder Waschu-kannis durch Hattusilis gewesen. Ob es nun purer Zufall war, oder ob Chus-Sesostris durch die Nachricht vom Fall der Stadt seines Bündnispartners alarmiert worden war, kann ich nicht mit letzter Sicherheit entscheiden. Jedenfalls tauchte der vor kurzem noch in Europa weilende Chus-Isesi im Jahre 605 oder 606 ndFl in Punt-Kolchis bei Astyages auf, mit dem er sich nach Kleinasien aufmachte, Hattusas und Paduchipa befreite und die Meder vertrieb. Wie aus früheren Kapiteln schon bekannt ist, kam Chus, der Bruder des Pharaos Djoser-Amenophis I, gegen Ende seiner Europareise nach Kolchis-Punt. Da bisher noch keine ägyptischen Besitzungen hier bestanden, kann davon ausgegangen werden, dass dieser Einmarsch dafür sogte, dass ab sofort eine ägyptische Kolonie hier entstand. Herodot sagt, die Kolcher stammten von den Soldaten aus dem Heer des Sesostris ab, das heißt also aus dem Herr des Chus-Sesostris = Isesi-Sisiphos. Ob zu dieser Zeit Aietes noch der König in Kolchis war, ist nicht auszuschließen. Xenophon erwähnt Aietes, den König von Kolchis, als eine historische Person, dessen Nachfahre zu der Zeit, als Xenophon durch diese Gegend kam, noch in Kolchis regiert habe, das heißt um das Jahr 725 ndFl. Es liegt daher nahe, dass Chus den zu dieser Zeit regierenden Kolcherkönig in seinem Amt beließ. Besagter von Xenophon erwähnter Nachfahre müsste wohl ein Urururenkel des Aietes gewesen sein; denn wenn Aietes der Sohn des Helios-Perseus bzw. des Sonnengottes Sandon-Sarduri, wie sein Bruder Teispes-Ischpuini um das Jahr 546 ndFl in Sardes geboren wurde, dann dürfte sein Nachfahre 130 Jahre jünger als er gewesen, das heißt um 675 ndFl geboren sein. Es ist aber andererseits auch denkbar, dass Astyages, der die medisch-hethitischen Interessen in Urartu wahrnahm, auch der Herr über Kolchis war, wo später dann wieder ein Nachfahre des Aietes eingesetzt wurde, der aber wiederum auch ein Nachfahre mütterlicherseits des Meders gewesen sein kann. Zunächst wurde diese Provinz ägyptisch und von den Assyrern einige Jahrzehnte später noch Bit-Gusi genannt: Bit-Agusi = Haus der Ägypter. Sie hieß bei den Urartäern Welikuchi, woraus die Griechen "ku-li-chi" = Kolchis machten. Astyages, der mit Chus sehr schnell handelseinig wurde, bekam nicht nur diese Provinz zurück, sondern einen Schwiegersohn dazu: Aus dem AT erfahren wir, dass Chus der Vater des Nimrud war (1. Mose 10,8). Hierüber ist an anderer Stelle ebenfalls schon abgehandelt worden. Chus traf im Jahr 605/6 ndFl in Punt-Kolchis ein. Damals residierte Astyages in Irpuni-Eribani-Eriwan in Armenien. Die Mutter des Nimrud war die Tochter Semiramis des Astyages. Nimrud (= Tukulti-Ninurta bzw. -Nimruta) nannte sich später nach seiner Geburtsstadt Sin-ach-Eri-Ba(ni) und Assur-bani-pal. Was nun die Zerstörung von Hattusas betrifft, so sind wir durch traurige Texte aus der Hand Paduchipas hierüber gut unterrichtet. Auch die Ausgrabungen vor Ort haben gezeigt, dass Hattusas zerstört und offensichtlich unter Tudhaliyas wieder aufgebaut worden ist. Zu dem glücklichen Ausgang der Fehde mit den Medern passen die Glückwünsche, die die oben erwähnte Naptera ihrer "Schwester" Paduchipa übermittelt. Bei der Ägypterin, die als Gemahlin des Ramses auch mit Djoser-Amenophis I verheiratet ist, handelt es sich um die Tochter Seba des Chus, die spätere Pharaonin Hatschepsut, die in etwa dreißig Jahren dieser Gegend einen Besuch abstatten wird. Chus hatte durch seine Eheschließung mit Semiramis, der Nichte der Paduchipa, verwandtschaftliche Bande zwischen dieser und Naptera geknüpft. Ramses-Djoser-Amenophis I wurde bekanntlich im Jahre 608 ndFl mit seinen und seiner Hauptfrau Neferu-Re Kindern von seinem Halbbruder Herakles ermordet. Neferu-Re scheint bereits verstorben zu sein. Seine Gemahlinnen Naptera und deren Schwester Nofretete entgingen dem Massaker. Nach diesen Vorkommnissen ist eine Korrespondenz zwischen Naptera und Paduchipa unwahrscheinlich. Die von Paduchipa beschriebene Zerstörung der Stadt Hattusas kann daher nicht die von den Skythen verursachte gewesen sein, die erst später stattfand. Chus und die Truppen des Astyages verfolgten die Truppen Artatamas bis nach Ekbatana, das offenbar längere Zeit belagert werden musste, bis Chus dem Astyages im Jahre 609 ndFl auf den medischen Thron helfen konnte. Artatama stand - wie sein Oberherr Hattusilis seit der Plünderung Assurs durch Schauschschattar-Kyaxares auch - in einem Bündnisverhältnis mit Samsi-Adad von Amurru. Letzterer hatte den Meder nicht daran gehindert, Hattusas zu überfallen. Das nahm Chus ihm übel, der als Ägypter ohnehin in einem sehr gespannten Verhältnis zu den Amoritern stand. Folglich war das, was sich im medisch-assyrischen Grenzland nun zutrug, der Ausdruck des Streits zwischen den mächtigen Rivalen an Euphrat und Nil. Samsi-Adad schickte seinem Verbündeten, Gefolgsmann oder Vasallen Artatama seinen Feldherrn Kedor-Laomor zu Hilfe. Bei Assur könnte es gewesen sein, wo (konventionell etwa 1123 v.Chr.) Re-Isesi = Chus den späteren Nebukadrezzur besiegte. In Assur stieg jedenfalls der Sieger unter dem Namen Assur-Re-Isesi auf den Thron. Keilschriftlich liest sich der Name Assur-Resch-ischi. Dieser König gilt in der Assyrologie als der Vater des Tiglath-Pileser, der seinerseits wiederum mit Tukulti-Ninurta und Nimrud (= Ninruta) zu identifizieren ist, dem Sohn des Chus. Da es auch damals schon gut funktionierende Geheimdienste gab, ohne die es überhaupt keine Politik geben kann (denn wirkliche Politik ist immer Geheimpolitik!), dürfen wir uns nicht wundern, dass Chus auch in einem Geheimdienstbericht auftaucht: Aus den Berichten des assyrischen Geheimdienstes erfahren wir von einem erfolglosen Feldzug der Urartäer gegen die Kimmerer, in dessen Verlauf die Führer der Expedition zusammen mit dem Herrscher des Distriktes Uasi7 getötet wurden und von der Verwirrung, die in Urartu durch die Niederlage der Armee verursacht war. Assur-ressu'a widmet vier Briefe der Revolte der Gouverneure von Uasi und der Unterdrückung dieses Aufstandes durch den urartäischen König.8 Hier werden unterschiedliche Vorgänge nicht getrennt. Auf jeden Fall ist Assur-ressu'a = Assur-resch-ischi, und in diesem Falle beträfe diese "Geheimdienst-Mitteilung" die Zeit, als Chus = Assur-Re-Isesi in Assur weilte (609-610 ndFl). Ob die Kimmerer, die sich an der Küste des Kaspischen Meeres entlang auf das Territorium der Meder zu bewegten, in diese Zeit gehören, ist fraglich. Es bleiben einige Fragen offen: Betrifft die Niederlage der Urartäer die Niederlage des Artatama gegen seinen Bruder? Betrifft die Erwähnung des Landes Uasi einen Vorgang, der in eine spätere Phase der Geschichte gehört? Waren die Kimmerer mit den Skythen oder den Phrygern verbündet, die jetzt ebenfalls vor den Toren stehen? Oder waren die "Kimmerer" die Phryger, die mit den Skythen verbündet waren? Waren die Skythen mit den Medern des Artatama gegen die Kimmerer verbündet? Bezeichnend ist der von Velikovsky bereits angesprochene konventionelle Irrtum, die Umman-Manda als "Skythen" zu bezeichnen. Es handelt sich eindeutig um die Mitan-Manda = Meder, Nachfahren des Pusar-Ummas, der auch Guti-Land = Medien beherrschte. Die Meder waren aber offensichtlich zeitweise mit den Skythen, die sich noch lange Zeit als Söldnertruppen verdingten, verbündet, so dass ihre Identifizierung mit den Umman-Manda leicht gemacht wird. Dafür sprechen auch die Ausführungen Pjotrowskis, die meines Erachtens ebenfalls in diese Zeit gehören9: Unter Orakelanfragen Asarhaddons (Eigene Anmerkung: Es handelt sich um den auch Salmanassar genannten Sohn des Nimrud-Sanherib-Assurbanipal), die an den Gott Schamasch gerichtet waren und auf Tontafeln niedergeschrieben sind, ist eine, in der er fragt, ob der Skythenkönig Partatua Bündnistreue halten werde, wenn er, wie er bittet, eine assyrische Prinzessin zur Frau erhält. Die Antworten auf diese Fragen sind nicht erhalten, und wir wissen nicht, ob die vorgeschlagene Ehe je stattgefunden hat. Bekanntlich hatte der heiratsfreudige Partatua-Perithoos auch in Athen schon für eine Doppelhochzeit gesorgt. Asarhaddon ist hinsichtlich des Partatua ein Anachronismus. Man hat ihn offenbar hier "hingesehen". In einem späteren Kapitel wird dies verständlich, wenn ich zeigen werde, dass unter Asarhaddon neue Probleme im Norden auftauchten. Auch Madyas-Midas war zu der Zeit Asarhaddons bereits tot, erst recht sein Vater Partatua = Protothyas-Phraortes-Perithoos. Die obige Geschichte passt besser in die in Rede stehende Zeit. Es handelt sich bei dem um die Treue des Partatua besorgten Orakelbefragers vermutlich statt um Asarhaddon (= Assur-Dan, Assur-nadin-apal) um den ähnlich klingenden Assur-nadin-ach = Tudhaliyas aus der Zeit der beginnenden Skythen- bzw. Phrygerherrschaft in Medien, als Assur-Re-Isesi = Chus-Sesostris wieder in Ägypten - und Asarhaddon noch lange nicht geboren war. Es würde sich dann nicht um eine assyrische, sondern um eine hethitische Frau für den Skythen-Phryger-König Partatua handeln. In Urartu wurden nach dem Fortgang des Astyages (609 ndFl) die Söhne Ariaramnes = Aramu-Menua = Erimena und "Kyros I" = Sarduri (II) des Teispes-Ischpuini Statthalterkönige (Beachte: Konventionell scheint dieser Sarduri mit Sarduri II, dem Sohn des Argischti I, vermischt worden zu sein; daher führe ich seine Apposition in Klammern). Da dieses Gebiet aber nun ägyptisch war und für einige Zeit auch blieb, können wir sie als ägyptische Vasallenfürsten ansehen. Im Jahre 635 ndFl, als die Pharaonin Hatschepsut in Punt mit Arioch (= Nimrud) und seiner Mutter Semiramis sowie gewiss auch mit Astyages zusammentraf, die hier im Exil lebten, gehörte der Westteil von Urartu, das eigentliche Kolchis, noch oder schon wieder zu Ägypten. Ähnlich war die Situation, als Chus-Sesostris einen Teil seiner Soldaten hier als Kolonisten zurückließ, die zu Herodots Zeiten als die Vorfahren der Kolcher galten. Die Ägyptisierung von Punt-Kolchis hatte schon unter Phrix-Zetes stattgefunden, der nach 546/547 ndFl hier aufgetaucht war. Danach hatte Aia-Kolchis-Punt für längere Zeit zum Perserreich gehört. Der Zug des Chus-Sesostris in diese Gegend fand sicherlich auch in der Absicht statt, das von Phrix-Anubis-Zetes, dem derzeitigen Ratgeber Phritiphantes des Djoser-Amenophis, entdeckte Kolchis-Punt auszukundschaften. Die Ansiedlung der "Soldaten aus dem Heer des Sesostris" in Kolchis kam einer Eroberung dieses Gebietes durch Chus für Ägypten gleich. Selbstverständlich war es für die Ägypter nicht leicht, eine so abgelegene Provinz ständig unter Kontrolle zu halten. Wir gehen deshalb nicht fehl in der Annahme, dass es von Seiten der Nachbarn häufig Versuche gab, dieses Gebiet zu annektieren. Schließlich kam aber eine Zeit für alle Völker Kleinasiens, Transkaukasiens und sogar Mediens herauf, die diese Probleme weit in den Schatten stellte: Die thrakischen Bryger bzw. die Phryger kamen von Hellas, wo sie bereits spätestens im Jahre 606 ndFl aufgetaucht waren, über den Bosporus und nahmen mit ihren skythischen Söldnertruppen weite Gebiete in dieser Region ein. Das von Sarduri-Achaimenes und Ischpuini-Teispes gebaute Tuschpa am Wansee wurde vermutlich von den Kimmerern zerstört, die von Norden über den Kaukasus kamen. Tuschpa ist die Stadt des Teispes-Tschischpis-Ischpuini, worin sich auch der Name des Gottes Teischeba-Teschup verbirgt. Die Stadt lag unterhalb des Felsens von Wan am Wansee, wo Sarduri I bereits den Hafendamm gebaut hatte. Nach der Niederlage der Phryger und Sutu-Skythen gegen Kadaschman-Charbe im Jahre 641 ndFl wurde Tuschpa, das vermutlich mit Teischebiaïni identisch ist, wieder aufgebaut. Die konventionelle Annahme, der Name der Vorratsstadt von Tuschpa in der Nähe von Eriwan, deren Überreste auf dem Hügel Karmir-Blur ausgegraben wurden, sei Teischebiaïni gewesen, ist abwegig. In einem späteren Kapitel komme ich hierauf zurück. Die Skythen herrschten, wenn Herodot geglaubt werden kann, 28 Jahre über "Medien". Demnach müssen sie, wenn sie im Jahre 641 ndFl von Kadaschman-Charbe besiegt wurden, im Jahre 613 ndFl in "Medien" eingefallen sein. Ihr Anführer war der Phryger Protothyas-Partatua-Phraortes, der Vater des Madyas-Midas. Seine Hilfstruppen waren die skythischen Reiter, die "Sutu", ein nomadenähnliches Volk, das keinen König hatte. Wir werden noch des öfteren sehen, dass die Thraker, Phryger, Makedonen, Mygdonen, Gallier, Galater, Kelten, Kimbern, Kimmerier, Sarmaten und Skythen nur sehr schwer voneinander abzugrenzen sind. Ihre Heimat war die eurasische Steppe, das südrussische Gebiet bis hinunter zum Balkan und zum Kaukasus. Sie bildeten kein zusammenhängendes Staatsgebilde, waren extrem kleingekammert gewesen, sprachlich getrennt entwickelt und ohne ausgeprägten Herrscherkult. Offensichtlich hatten sie in Phraortes- Phrygos = Protothyas-Partatua-Perithoos einen Anführer gefunden, der ihnen größere Perspektiven zur Entfaltung ihrer Fähigkeiten eröffnete. Das von den thrakischen Brygern (= Phrygern, aber auch = Makedonen!) unterworfene Gebiet auf dem Boden Kleinasiens war von drei Meeren umgeben: von der Ägäis mit dem Hellespont, vom Marmarameer (Propontis) und vom Schwarzen Meer (Pontos euxeinos). Deshalb nannte man dieses Gebiet auch das Meerland, was auf aramäisch Kar-Duniasch heißt, woraus der griechische Name Bi-Thynien wurde. Auf diese Weise kontrollierten die Phryger, deren Land vor Zeiten Aiolien geheißen hatte und von Zeus dem Aiolos-Poseidon, seinem Schwager, zur Verwaltung übergeben worden war, den gesamten Schiffsverkehr durch den Bosporus, was besonders den Ägyptern missfallen musste, deren Fahrten nach Kolchis-Punt dadurch sicherlich beeinträchtigt waren. In der "skythischen Eroberung Mediens" sehe ich nur die Eroberung West-Kleinasiens bis zur Halys-Grenze. Die Anwesenheit der Skythen/Phryger während dieser Zeit in Kleinasien wird durch ihr Eingreifen in den Trojanischen Krieg (635-636 ndFl) bestätigt. Sie waren allerdings immer nur die Herrscher des "Landes unterhalb des Halys-Flusses". Erst Madyas-Midas, der Sohn des Protothyas-Phraortes, versuchte 641 ndFl mit seinen skythischen Hilfstruppen, den "Sutu", auch den Osten mit der Hethiter-Hauptstadt Hattusas zu erobern. Die Phryger und Skythen eroberten zunächst große Teile des Hethiter-Reiches und zerstörten die Hauptstadt Hattusas. Dies geschah, "als der König der Meder Ninive belagerte". Mittlerweile war Tudhaliyas König der Hethiter, der auch jener "König der Meder" ist, den Herodot ohne Namensnennung vor Ninive erwähnt. Auch Xenophon berichtet in seiner Anabasis hierüber: ein lauter Donner erschrak die Bewohner Mespilas (damit ist Ninive gemeint), als der Perserkönig den Medern die Herrschaft abzunehmen trachtete. Der "König der Meder" des Herodot ist auch der "Perserkönig" des Xenophon, nämlich der Hethiter-König Tudhaliyas. Bekanntlich wurden die Hethiter im Altertum sowohl als Perser als auch als Meder bezeichnet, so wie auch die Unterscheidung zwischen diesen beiden Völkern nie ganz scharf verläuft. Die Meder sind in diesem Fall bei Xenophon die Babylonier des Nebukadrezzur. Also auch hier viel Verwirrung schon im Altertum. Madyas-Midas wurde von Kadaschman-Charbe im Auftrage des Tudhaliyas, dessen hethitisches Teilreich im mitannisch-medischen Großreich am ehesten von den Sutu bedroht war, so endgültig besiegt und botmäßig gemacht, dass ihre Macht von der Sonne Auf- bis zu ihrem Untergang vernichtet war. Bei dieser "Niederwerfung der Sutu" handelt es sich schon um die zweite (historisch echte) Halys-Schlacht, die erst in ein späteres Kapitel gehört. Die Skythen haben mithin in der Zeit des Kyaxares nichts verloren, da sie erst acht Jahre nach dessen Tod nach Kleinasien kamen.
Die Nachfahren des Teispes-Ischpuini waren zunächst seine Söhne Ariaramnes (persisch Ariyaramanu) und Kyros I (gemäß Herodot). In Urartu lauteten die Namen dieser Söhne Menua und Sarduri, Söhne des Ischpuini. Menua heißt in den assyrischen Texten Aramu oder Arame. Sein Sohn Rusa nennt sich "Sohn des Erimena", was ebenfalls auf Ariy-Aramanu hindeutet: Aramu-Menua = Erimena. Sein bedeutend jüngerer Bruder Sarduri findet bei den Historikern keinen Platz in der Geschichte Urartus, obwohl er sich inschriftlich als urartäischer König bezeichnet. Ich werde im Band 4 auf die fragwürdigen konventionellen Synchronizitäten eingehen. Da nun dieser Sarduri, der Sohn des Ischpuini, keine laufende Nummer bekommen hat, werde ich ihn stets als Sarduri (II) mit Klammern bezeichnen, um ihn von dem konventionellen Sarduri II zu unterscheiden, der de facto schon der dritte dieses Namens ist. Labarnas (= Sarduri, der "König des Weltalls"), wird von dem Hethiter-König Telipinus (= Lipit-Ischtar = Darius I) als erster "Vater des Reiches" aufgezählt, gefolgt von Hattusilis und Mursilis. Analog nennt Darius I den Gründer des Perserreiches in der Behistun-Inschrift Hachamanisch, welchen Namen die Griechen in Achaimenes wandelten. Darius fasste sich selbst demnach als Perser auf. Die Griechen nannten die hochverräterische Zusammenarbeit mit Persern aber keineswegs "Persismos", sondern "Medismos". Darius I, der Großkönig von Persien, ist andererseits wiederum mit jenem Darius, dem Meder aus dem Buch Daniel absolut identisch. Eine scharfe Abgrenzung von Medern, Persern und Hethitern ist im Altertum nicht zu beobachten. Darius I erneuerte das persische Achämeniden-Reich seines Ahnherrn Perseus-Achaimenes, das von seinem Schwiegervater Kyros dem Großen bereits wiedererschaffen worden war. Sein direkter männlicher Vorfahre war Tschischpis-Ischpuini = Teispes, nicht dessen Bruder Hattusilis, der Reichsvater Nr. 2, dessen Linie im Unterschied zu der persischen demnach als die hethitische bezeichnet werden muss. Das aber hinderte spätere Historiographen nicht daran, die Hethiter auch als Perser oder Meder oder auch als Lyder zu bezeichnen. Das hat bis in die heutige Zeit Verwirrung gestiftet. Der Vorfahre des Kyros war ebenfalls Teispes, wenn auch Herodot dies etwas eigenwillig darstellt: Er nennt Kyros' Vater "Kambyses I" und dessen Vater "Kyros I". Auf die Herkunft des großen Kyros (II) komme ich weiter unten wieder zurück. Darius-Telipinus wurde im Jahre 654 ndFl geboren, was zu seinem Vater Hystaspes (* ca. 628 ndFl), zu seinem Großvater Arsames (* ca. 600 ndFl) und zu seinem Urgroßvater Aramu-Ariaramnes (* ca. 570 ndFl) generationsmäßig ebensogut passt wie die Geburt seines Schwiegervaters Kyros um etwa 645 ndFl. Da Telipinus den Hethiter Hattusilis an der zweiten Stelle der "Väter des Reiches" aufzählt, muss davon ausgegangen werden, dass Hattusilis mehr zu diesem Perserreich beigetragen hat als nur die Begründung der Isin-Dynastie in Kleinasien. Den Anfang der Erweiterung Isins zu einem namhaften Staatsgebilde machte Hattusilis mit jener Hochzeit, die oben schon besprochen wurde, vor allem aber mit seinem Sieg über die Mitanni-Meder des Schauschschattar-Kyaxares. Chus-Isesi, Asosi oder Sesostris, dessen Familie in gleichem Maße von der Brutalität des Herakles-Achthoes betroffen worden war, begab sich spätestens im Jahre 610 ndFl nach Ägypten, um die Ordnung im Lande wiederherzustellen. Er ließ Frau und Sohn in Assur zurück, was diese beiden ihm offenbar nie verziehen haben. Der Sohn schämte sich zeitlebens seines Vaters. Was nach dem Fortgang des Chus in Mesopotamien und speziell in Assur geschah, kann man nur vermuten. Ich behaupte (und das hat einen hohen Wahrscheinlichkeitsgrad), dass in Assur der junge Tudhaliyas unter dem Namen Assur-nadin-ach auf den Thron kam, und zwar als Statthalter des Samsi-Adad und nicht etwa seines Onkels Astyages. Tudhaliyas, der jetzt volljährig und "König der Heiden" war, heiratete seine Cousine, die von Chus-Re-Isesi verlassene Semiramis, und hatte mit ihr zwei Söhne: Assur-Uballit (* 610 ndFl) und Arnuwandas (= Burnaburiasch, * 612 ndFl). Seine eigentliche Residenz war Hattusas, das er wieder aufbaute. Vermutlich haben die im Jahre 613 ndFl in West-Kleinasien eingefallen Skytho-Phryger Tudhaliyas bedrängt. Er lehnte sich daher an den starken Mann am Euphrat an. Er wurde ein Gefolgsmann des Samsi-Adad, dem er jedoch seine Gemahlin Semiramis abgetreten haben muss. Dieser Vorgang liegt möglicherweise der Anekdote von Belos und Ninos zugrunde. Auf jeden Fall waren die freundschaftlichen Bande zwischen Ägypten und Chatti vorerst wieder zertrennt. Nach dem Fortgang des Chus atmeten Amraphel von Sinear (= Samsi-Adad; vgl. 1. Mose 14) und seine Gefolgsleute wieder auf. Im Jahre 615 ndFl drangen sie in Phönizien-Kanaan und Edom-Israel ein, was auf Betreiben der Semiramis geschehen sein dürfte. Der Anführer war Kedor-Laomor, der seit zwei Jahren König von Elam war, das heißt von Elam-Ost, wo bis dahin sein Vater Urdu-Nanna regiert hatte. Möglicherweise war bei diesem Zug auch Tudhaliyas = Tidhal, der König der Heiden, schon dabei. Ob auch Astyages von Samsi-Adad unter Vertrag genommen wurde, ist nicht eindeutig zu erkennen. Medien und Urartu können durchaus als selbständige Staatsgebilde weiterbestanden haben. Astyages stand später noch bei den Ägyptern in höchstem Ansehen. Daher halte ich es für möglich, dass er zum Hüter der ägyptischen Provinz Punt-Kolchis berufen war und diese Aufgabe gewissenhaft löste. Eine Verbindung zu den Amoritern wäre in diesem Falle unvorstellbar. Eher ist es denkbar, dass sich Tudhaliyas durch sein Bündnis mit dem Amoriter Samsuditana = Samsi-Adad von den Thronansprüchen des Astyages freimachen wollte, der sich nach dem eventuellen Tode Paduchipas Hoffnungen auf Chatti gemacht haben könnte. Möglicherweise hatte sich Paduchipa aber auch an ihren Bruder in Ekbatana angelehnt, und der nun schon volljährige Tudhaliyas, der mittlerweile Vater dreier Söhne war, wollte sich wieder davon befreien. Zu einem "Vater des Reiches" wurde er dadurch noch nicht, wenn er auch damit den Grundstein zu seinem späteren Groß-Cheta legte, das erst im Jahre 643/644 ndFl entstand. Bei Astyages war der Sohn Ariya-Ramanu = Ariaramnes des Teispes = Tschischpis aufgewachsen, und der Meder ließ ihn nach seinem Weggang als Statthalter in Nord-Urartu zurück. Nach Aramu hieß dieses Land des Aramu später Armenien. Der andere Sohn des Teispes-Ischpuini, der um 595 ndFl geborene Sarduri (II), wurde Statthalter der Wansee-Provinz in Zentral-Urartu. Die Angaben Herodots zu Astyages sind anachronistisch, da er denjenigen Kyros, der Astyages stürzte aber nicht tötete, für denselben hält, der der Vater des Kambyses und der Schwiegervater des Darius I wurde. Außerdem hält er diesen vermeintlich einzigen Kyros für den Sohn der Mandane, der Tochter des Astyages. Diese Tochter wurde unter dem Namen Nikalmati die Mutter des Suppiluliumas, eines Sohnes von Tudhaliyas. Darauf werde ich hier noch nicht weiter eingehen. Recht hatte Herodot damit, dass er in Astyages den großen König der Meder sah, einen imperialen Herrscher, der auch tatsächlich von Manachpiria (= Thutmoses III) zum Großkönig von Nuchasse gesalbt worden war. Unter Nuchasse ist in diesem Zusammenhang ein Reichsgebilde zu verstehen, das von Kleinasien bis zum Persischen Golf reichte. Es schloss Babylonien ein. Das bedeutete für die Chatti, dass sie nach der Niederlage Nebukadrezzurs (641 ndFl) zunächst unter der Oberherrschaft des Astyages standen. Mit der Entmachtung des Meders Astyages durch die Perser unter Kyros, so sagt Herodot, habe die 128jährige Vorherrschaft der Meder in Asien geendet: Astyages wurde nach 35jähriger Herrschaft ... gestürzt, und die Meder beugten sich unter das persische Joch, woran Astyages mit seiner hartherzigen Strenge schuld war. Sie hatten über den Teil von Asien, der oberhalb des Halys-Flusses liegt, 128 Jahre geherrscht, nicht gerechnet die Zeit, da die Skythen die Herrschaft innehatten ... Dem Astyages aber tat Kyros kein weiteres Leid an und behielt ihn bei sich, bis Astyages starb.10 Die 35jährige Herrschaft des Astyages ist leicht zu datieren: Sie reichte von 609 ndFl, in welchem Jahr er mit der Unterstützung durch Chus König von Medien wurde, bis zum Jahre 644 ndFl, in dem er getötet wurde. Die vorhergehende Absetzung des Astyages durch einen anderen Kyros, mit dem hier Nebukadrezzur (Nabu-kudur-ussur, vorher Kedor-Laomor) gemeint ist, im Jahre 633 ndFl führte nicht zu seinem Tod, sondern nur zu einem mehrjährigen Machtverlust (bis zum Tode des Nebukadrezzur im Jahre 641 ndFl). Der noch wieder andere Kyros, der Astyages tötete bzw. töten ließ und die Meder-Herrschaft für eine weitere Zeit unterbrach, war Kurigalzu-Tudhaliyas, und schließlich war derjenige Kyros, der die Meder-Herrschaft endgültig durch eine Herrschaft der Perser (Achaimeniden) ablöste, der große Kyros, der Schwiegervater des Darius I, den auch Herodot hauptsächlich meint. Herodot hat aber mindestens fünf unterschiedliche Kyroi in einem einzigen zusammengefasst. Der Name des Nebukadrezzur ist eine Verkürzung des Namens Nabu-kudur-ussur, wobei das Wort "kudur" (= "Krone") dem biblischen Namensteil "Kedor" und dem persischen "kuros" sowie dem griechischen "Kyros" entspricht. Mithin kann man Nebukadrezzur schon allein wegen dieses Namensteils als einen "herodotschen Kyros" auffassen. Auf den "Kyros-Wirrwarr" komme ich in einem späteren Band zurück. Den Beginn der Herrschaft des Astyages ins Jahr 609 ndFl zu legen, macht das späte Auftreten des Chus in Ägypten zwei Jahre nach den Umtrieben des Herakles, nämlich erst im Jahre 610 ndFl, leichter erklärbar. Die Zeit, die Chus als Assur-Re-Isesi in Assur verbrachte, schrumpft so auf etwas weniger als ein Jahr zusammen. Wann muss die 128jährige Mederherrschaft begonnen haben? Der Anfang müsste einige Jahre früher gesehen werden, da Herodot ganz deutlich sagt: "...nicht gerechnet die Zeit, da die Skythen die Herrschaft innehatten." Um es abzukürzen, schlage ich vor, die Herrschaft der Meder schon mit Zeus-Pusarummas im Jahre 487 ndFl beginnen zu lassen, in dem dieser den Thron in Hattusas als einer der Nachfolger seines Halbbruders Sargon I und damit eines selbständigen Königs auch über die Meder einnahm. Charops, der Sohn des Henoch-Mitan (= Channig-Madai, Ganymed), wurde von Pusarummas als Statthalter über Medien in Ekbatana, der Stadt seines Vaters, eingesetzt. Bis zum Tode des Astyages und der Beendigung der Mederherrschaft durch den Perser Kyros in der Gestalt des Tudhaliyas wären dann etwa 156 Jahre verstrichen, also 128 Meder- plus 28 Skythen-/Phryger- Jahre (von 613 bis 641 ndFl). Konventionell wird die Nachfolge Nebukadnezars I (in Wirklichkeit: Nebukadrezzurs) als Königs von Babylon mehrere Jahre nach dessen Niederlage gegen Assur-resch-ischi von einem Marduk-nadin-ach angetreten, der nicht nur mit dem Assyrerkönig Assur-nadin-ach identisch ist, sondern der auch Mursilis-Tudhaliyas ist, der Nebukadrezzur besiegte und dessen Nachfolger auf dem Thron in Babylon wurde: 641 ndFl als König von Elam (Babylonien und Kleinasien) und 644 ndFl endlich als Großkönig von Gesamt-Nuchasse, das heißt von dem medo-persisch-hethitischen Großreich. Die Abstammung des in diesem Kapitel schon mehrfach angesprochenen Kedor-Laomor wurde bereits in den Kapiteln Die Semiten oder Amoriter und Amurru und Persien erläutert. Da er unter dem Namen Nebukadrezzur in der Zeit unmittelbar nach Typhon 4 eine wichtige Figur auf dem politischen Schachbrett sein wird, beziehe ich ihn hier schon in die Betrachtung zweier "konkurrierender" Dynastien ein. Die Kossäer eroberten Babylon, wie es heißt, nachdem der Hethiterkönig Mursilis (I), der nach seinem (angeblichen) Sieg über Samsuditana, den letzten Herrscher der Dynastie von Amurru, Babylon erobert hatte, wieder nach Hause gezogen war. Das wird konventionell mit den Jahreszahlen 1590, 1550 und 1530 v.Chr. verbunden, je nachdem, welche Chronologie man zugrunde legt. Zu dieser Ungenauigkeit kommt noch hinzu, dass ein gewisser Ulamburiasch, der einen ganz und gar kassitischen Namen hat, den letzten Herrscher der Meerland-Dynastie besiegt, einen gewissen Ea-Gamil, und dann ganz Mesopotamien unter seiner Herrschaft vereinigt: konventionell 1536-1510 v.Chr. In dieser Sicht geraten die Aktivitäten von Mursilis und Ulamburiasch gehörig ins Gedränge; denn der Beginn der Kossäer-Herrschaft nach Mursilis und das Ende der ersten Dynastie des Meerlandes durch die Kossäer bzw. Kassiten werden zu gleichzeitigen Ereignissen, obwohl sie doch eigentlich durch die zwölf Herrscher der I. Dynastie des Meerlandes getrennt sein müssten, die außerdem noch nach den Kossäern, die offenbar unter einem namenlosen Anführer hinter Mursilis in Babylon eingefallen waren, Babylon erobert haben müssten. Davon ist aber keine Rede in der konventionellen Geschichte. Im Gegenteil: nach Mursilis I regieren die Kossäer mit 36 Königen ununterbrochen bis zum Nachfolger des Zababa-schum-idin, bis zu Ellil-nadin-ach, der als letzter Herrscher der Kossäer-Dynastie angesehen wird (konv. bis 1171 v.Chr.). Niemand kam bisher auf die Idee, dass es sich bei all den oben aufgeführten Namen um nur einen einzigen Herrscher handeln könne, nämlich um den Kussarer-Kossäer-Kassiten Mursilis I = Ulamburiasch = Ellil-(Marduk-, Assur-)nadinach = Tudhaliyas. Wenn natürlich der Kassite Ulamburiasch als derjenige angesehen werden soll, der die Kossäer-Herrschaft nach Mursilis I begründete, dann ist das zunächst einleuchtend. Doch wann kam dann die Meerland-Dynastie an die Macht, deren letzter Herrscher Ea-Gamil von diesem Kassiten erst noch besiegt werden musste? Für die ganze Meerland-Dynastie bleibt konventionell nur ein Zeitraum von maximal einigen Jahrzehnten, in denen sich die Kassiten noch gedulden mussten. Es wird aber genau das betont, dass sie unmittelbar nach Mursilis I in Babylon einrückten. Und ist es nicht ein merkwürdiger "Zufall", dass der letzte Kossäer-König, Ellil-nadin-ach, auch wieder der erste ist, Mursilis- bzw. Marduk-nadin-ach? Wie fragt doch Brünnhilde in Richard Wagners "Götterdämmerung": Welches Unholds List liegt hier verhohlen? Und noch etwas wird konventionell falsch gesehen: Es war nicht mehr Samsuditana, der letzte Herrscher von Amurru, der von Mursilis = Ellil-nadin-ach besiegt wurde, sondern es war bereits des Samsuditana = Samsi-Adad-(Ur-)Zababaschum-idin Nachfolger: Kedor-Laomor = Kudur-Lach-Gumal = Ea-Gamil = Gimil-Sin,
= Nabu-Kudur-ussur = Nebukadrezzur, jener letzte Herrscher der I. Dynastie des Meerlandes, die folglich nicht auf die Kossäer-Hethiter, sondern auf die Amurru-Dynastie gefolgt war. Des "Unholds verhohlene List" entpuppt sich als ein massiver Irrtum der konventionellen Altertumskunde. Ea(nnes)-Oannes oder Lachmu war der sumerische Wassergott in Fischgestalt. Die Renaissance dieses Fischgottes und seiner Enkelin Inanna-Eanna bzw. Lachamu fand um dieselbe Zeit statt, in der Kudur-Ea-Lach-Gumal seinen Namen in Nabu-kudur(= kedor)-ussur änderte. Exakt in der Gestalt des Nabu, der unter seinem Namen Chaldi auch der Hauptgott der Chaldäer war, fand die Wiederbelebung des Eanna-Kultes statt. Ein weiteres Indiz für die Identität des Ea-Gamil mit Nabu-kedor-laomor-ussur ist die Gleichzeitigkeit des Amar-Sin mit Bur-Sin und Gimil-Sin. Konventionell wird sogar angenommen, es handele sich hierbei um weitere Namen des Amar-Sin (= Amraphel von Sinear, Samsi-Adad). In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um dessen Generäle Tideal = Ulam-Bur-iasch und Kedor-Lach-Gimil. Sie sind einerseits mit Mursilis = Tudhaliyas und andererseits mit Nebukadrezzur identisch. Beide gehörten der Dynastie des Meerlandes an, doch es handelte sich um zwei verschiedene Äste. Der eine stammte von Arphachsad, dem Stammvater bzw. Stammland der Chaldäer ab, also von Achaimenes-Perseus, der andere führte sich auf dessen Halbbruder zurück, der ebenfalls ein Sohn der Hekate-Diana war, auf Serug-Serach-Sarug-Sirius,
den Sohn des Regu-Orion. Serach, der im AT als Zwillingsbruder des Perez-ussa = Perseus-Achaimenes-Arphachsad ausgegeben wird, hat in einer so genannten "babylonischen" Chronik den Namen Sichru. Unbegreiflicherweise wird dieser Name für den des Kassitenkönigs Kurigalzu gehalten, der seinerseits aber mit dem Anführer der Kossäer identisch ist, die "nach dem Abzug des Mursilis I in Babylon einfielen"; das bedeutet: Kurigalzu ist Mursilis-Tudhaliyas, aber er ist natürlich nicht Sichru. Wenn auch die hier angesprochene Eroberung Babylons erst in das Jahr 641 ndFl gehört, so habe ich doch gute Gründe, diesen Komplex vorzuziehen, da die Meerland-Dynastie überwiegend in die vortyphonische Zeit gehört. Wenn also die Meerland-Dynastie zwei Äste hat, dann muss "Kar-Duniasch" (= "Meerland" in konventioneller Interpretation) eine Gemeinsamkeit beider Linien beinhalten. Das ist auch der Fall; denn kara-iluduniasch (so die keilinschriftliche Schreibweise in ihrer Umschrift) kann gelesen werden Land des/der Gottes/Göttin Duniasch. Wer aber ist Dunia(sch) anders als Diana, Danae (Naema), Artemis-Tamara oder Hekate? Keine andere Person oder Gottheit ist geeigneter, die beiden Äste der Dynastie von Karduniasch bzw. Meerland zu verknüpfen, als die Mutter von Perseus und Sichru, den Halbbrüdern. Folglich ist sie auch die Stammutter der beiden Dynastien von Isin-Meerland (= Kleinasien) und von Elam- oder Bassu-Meerland (= Chaldäa in Südmesopotamien).
Es gibt eine Liste der Sichru-Kassiten, die konventionell allerdings auf Babylon bezogen wird, das irrtümlich für Karduniasch gehalten wird. Diese Gleichsetzung ist jedoch nur bedingt zu rechtfertigen; denn nicht jeder Hinweis auf Karduniasch kann direkt auf Babylonien bezogen werden. Zur Verdeutlichung sei hier gezeigt, wie Irrtümer entstehen können und wie sich die vermeintlich verworrenen Angaben dennoch zur Geschichts-Rekonstruktion verwenden lassen: Die Sichru-Liste enthält Regierungslängen, die sich in Babylon nur schwer synchronistisch einordnen lassen. Die hauptsächlichen Quellen für die Chronologie der Parallel-Geschichte Babyloniens und Assyriens sind die Babylonische Chronik und die Synchronistische Geschichte, aus welcher sich Gleichzeitigkeiten von Herrschern in Babylon und in Assur herleiten lassen. Durch die irrtümliche Gleichsetzung von Karduniasch mit Babylonien entstanden erhebliche Schwierigkeiten, diese beiden Quellen in Übereinstimmung zu bringen. Außerdem tat man sich keinen Gefallen damit, Sichru mit Kurigalzu zu identifizieren. Es sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, dass auch in der konventionellen, anerkannten Geschichte Identifizierungen von Trägern unterschiedlicher Namen vorgenommen werden, eine Methode, die keineswegs von mir erst "erfunden" wurde. Nur leider hatten die Althistoriker in den meisten Fällen eine unglücklichere Hand als ich, indem sie dort Identifizierungen durchführten, wo diese nicht angebracht waren, und sie anderswo unterließen, wo sie zum Erfolg geführt hätten. Wenn sie mehr Vertrauen in die biblische Geschichte gesetzt hätten, dann wäre ihnen zum Beispiel die Ähnlichkeit der nur im AT vorkommenden Namen Serug11 (hebr. auch Seruk oder Seruch, griech. Saruch) und Serach12 mit dem Namen Sichru, der mit den vorstehend aufgeführten Namen besser übereinstimmt als mit dem Namen Kurigalzu, unweigerlich aufgefallen. Einen Sichru hätten sie aber trotzdem in Babylon überhaupt nicht unterbringen können; denn Sichru-Sirius hat dort nie gelebt. Er wuchs bekanntlich in Uruk auf, der "Insel des Seiriphos", in der Stadt der Sirius-Göttin Gula, Inanna oder Eanna. Hier blieb er auch als Stadt- oder Priesterkönig, nachdem Rimsin-Utuchengal seine Residenz als Großkönig im Jahre 529 ndFl nach Kisch verlegt hatte. Nach der Sichru-Liste soll er mehr als 32 Jahre (die Zahl ist unsicher, bedeutet aber "mindestens 32") regiert haben, angeblich in Karduniasch-Babylonien, doch wie wir jetzt besser erkennen können - in Uruk! Dass es mithin zwei verschiedene Meerländer Karduniasch gegeben haben muss, geht daraus hervor, dass Kleinasien als von drei Meeren umschlossenes Land als "Meerland" und auch als "Karduniasch" bezeichnet worden ist. Da hier die Heimat der Chaldäer war, die ihren zweiten Stützpunkt in Südmesopotamien hatten, wurde die Bezeichnung "Meerland" auf "Chaldäa" in Südmesopotamien übertragen. Allerdings lebte in Kleinasien die von Perseus-Achaimenes ausgehende Linie, während in Südmesopotamien die von Serug-Sichru abstammende Linie saß. Die Griechen nannten in späterer Zeit nur noch das an Ägäis und Schwarzem Meer liegende "Meerland" (Nordwest-Kleinasien) in ihrer Sprache "Bithynien". Dabei sind die Silben "dunia" und thynia", die sich entsprechen, einwandfrei zu isolieren. Da nun die Könige sowohl des einen als auch des anderen Meerlandes Karduniasch zeitweise in Babylon residierten, kam auch Babylonien zu dem Namen Karduniasch, der ihm aber nicht für alle Zeiten anhaftete. Eher ist es so zu verstehen, dass über Babylonien Könige von Karduniasch regierten, die sowohl zu der Isin-Meerland- als auch zu der elamitischen Bassu-Meerland-Dynastie gehört haben können. Die Sichru-Liste, die einer jüngeren Dynastie von Uruk zuzuordnen ist, geht nach Sichru weiter mit einem König, der 26 Jahre regierte. Auf ihn folgen Herrscher mit den Regierungslängen 17, 11 (oder mehr), 6, 13, 8, 1 1/2, 1 1/2 und 6 Jahre. Danach soll ein gewisser Adad-Mu.Schesch (angeblich in Babylon) auf den Thron gekommen sein. Durch den unsicheren Beginn dieser Aufstellung sind wir nun gezwungen, durch Hinundherschieben der Liste auf brauchbare Synchronismen zu stoßen. Zunächst bietet sich der Hinweis an, dass unter Schulgi das Amt des Großwesirs an eine arische Familie übergeben worden sei, deren dritter Vertreter, ein Enkel des ersten, unter dem Namen Urdu-Nanna bekannt ist. Dieser, der auch als Warad-Sin inschriftlich erscheint, versah sein Amt unter dem Enkel des Schulgi, unter Ibi-Sin. Man nimmt an, dass er maßgeblich an der Loslösung von Elam aus dem Herrschaftsbereich des Ibi-Sin beteiligt war. Den Namen des ersten selbständigen Königs von Elam nach längerer Zeit der Abhängigkeit von Ur kennt man nicht. Ich behaupte nun, er war eben dieser Urdunanna. Seine Residenz war bis zur Usurpation des Thrones von Elam die Stadt Uruk. Was liegt deshalb näher, als ihn auch zum Nachkommen des von Schulgi zum Wesir ernannten Sichru von Uruk zu machen? Leider kennen die Historiker weder den Namen des ersten noch den des zweiten arischen Großwesirs; das AT führt sie indes beide auf (1. Mose 11, 10 ff.): Dies sind die Geschlechter Sems; Sem war 100 Jahre alt und zeugte Arphachsad, zwei Jahre nach der Sintflut, und lebte danach 500 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Dies hatte ich schon dahin gehend interpretiert, dass Sem diesen Sohn 500 Jahre nach der Sintflut gezeugt hatte und danach noch zwei Jahre lebte. Arphachsad war 35 Jahre alt und zeugte Salach und lebte danach 403 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Wenn auch die Angabe "403 Jahre" in diesem Falle sinnlos erscheint, so ist doch das Geburtsjahr des Salach mit 535 ndFl schon in die berichtigte Geschichte übernommen worden (siehe dazu die entsprechenden früheren Kapitel). Salach war 30 Jahre alt und zeugte Eber und lebte danach 403 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Auch hier bleibt lediglich die Angabe glaubhaft, dass Eber = Abraham 565 ndFl geboren worden sein muss. Eber war 34 Jahre alt und zeugte Peleg und lebte danach 430 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. In 1. Chron. 1, 19 wird noch präziser gesagt: Eber aber wurden zwei Söhne geboren: der eine hieß Peleg (hebr. für Teilung), darum, dass zu seiner Zeit das Land zerteilt ward, und sein Bruder hieß Joktan. Wie ich ebenfalls schon an anderer Stelle sagte, ist mit der Landzerteilung die amoritische Reichsteilung des Jahres 599 ndFl gemeint, im 34. Lebensjahr des Abraham-Eber. Peleg ist daher eine Unperson, wohingegen mit Joktan der Sohn Joksan des Abraham = Eber mit der Ketura gemeint zu sein scheint. Demnach kann diese Textstelle als Beweis dafür angesehen werden, dass Eber (Vater von Joktan) mit Abraham (Vater von Joksan) identisch ist. Peleg war 30 Jahre alt und zeugte Regu und lebte danach 209 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Eine Unperson kann keine Kinder haben; folglich ist hier eine neue Reihe angefangen worden, und zwar die von Poseidon ausgehende, die des Vaters von Regu-Ragan-Tirigan-Orion; denn Regu war 32 Jahre alt und zeugte Serug und lebte danach 207 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Damit wird gesagt, dass Regu-Orion, der seinen Sohn im Jahre 502 ndFl zeugte, im Jahre 470 ndFl geboren worden sein muss, und der Vater Poseidon (statt Peleg), der seinen Sohn mit 30 Jahren gezeugt haben soll, im Jahre 440 ndFl. Das steht in keinem Widerspruch zu den bekannten Tatsachen. Ich behaupte nun, dass dieser Serug der erste Großwesir des Schulgi war. Serug war 30 Jahre alt und zeugte Nahor und lebte danach 119 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Dieser Sohn wurde demnach im Jahre 532/533 ndFl geboren. Er war der zweite Großwesir des Schulgi. Nahor war 29 Jahre alt und zeugte Tharah und lebte danach 119 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Dieser Sohn, der der oben erwähnte Urdunanna und nicht Tharah (= Tirigan-Orion) war, wurde folglich im Jahre 562 ndFl geboren. Die nun folgende Angabe kann in keiner Weise überzeugen: Tharah war 70 Jahre alt und zeugte Abram, Nahor und Haran. Dass ein 70jähriger Mann drei Söhne auf einmal gezeugt haben soll, kann nur jemand glauben, der das für wahr halten möchte. An die Stelle dieser drei Herren, über die ich an anderer Stelle schon einiges gesagt habe, gehört der Sohn des Urdunanna, nämlich der ebenfalls schon mehrfach angesprochene Kedor-Laomor. Dass sein Vater ihn mit 70 Jahren erst gezeugt haben sollte, halte ich allerdings nicht für eine Tatsache. Vermutlich wurde er, der schon im Jahre 612 ndFl zum König von Elam aufstieg, im Jahre 585 ndFl geboren, als sein Vater 23 Jahre alt war. Es lassen sich nun die Datierungen in die Sichru-Liste einfügen: Sichru = Serach, Serug, Seiriphos, Sirius regierte mindestens ab 536 ndFl bis zum Jahre 568 ndFl (32 Jahre), eher aber schon ab dem Jahr des Umzugs des Rim-Sin nach Kisch, ab 529 ndFl, als er 26 Jahre alt war. Nahor, sein Sohn, der um 532/3 ndFl geboren wurde, regierte 26 Jahre in Uruk nicht nur als Priesterkönig, sondern auch als Großwesir unter Schulgi (bis 594 ndFl). Urdunanna, der 562 ndFl geborene Sohn des Nahor, wurde noch von Schulgi ins Wesiramt eingesetzt und regierte 17 Jahre (bis 611 ndFl) in Uruk. Sein Oberherr war hauptsächlich Schu-Sin (599-608 ndFl), der Sohn und Nachfolger des Schulgi-Dungi. Die letzten drei Jahre war er Großwesir unter Ibi-Sin, dem Sohn des Schu-Sin. Im 4. Jahr Ibisins machte er sich selbständig als König von Elam, wo er noch ein Jahr regierte; dann folgte sein Sohn Kedor-Laomor auf dem Thron von Elam (1. Mose 14). Sein Name kann in der Sichru-Liste, die sich ja auf Uruk bezieht, nicht enthalten sein. Im Jahre 599 ndFl, als das Reich geteilt wurde, blieben Urdunanna und sein Sohn bei Schu-Sin in Südmesopotamien. Ob der Abfall des Urdunanna zu einer Abhängigkeit des Süd- oder Nordreiches oder gar beider Reiche von ihm geführt hat, ist nicht zu erkennen. Jedenfalls war Kedor-Laomor ein Gefolgsmann des Amraphel von Sinear, also des Amar-Sin bzw. Samsi-Adad von Nordmesopotamien. Auffallend ist indes die Formulierung in 1. Mose 14, 1: Und es begab sich zu der Zeit des Königs Amraphel von Sinear..., woraus auf dessen Oberherrschaft zu schließen ist. Mithin ist die Formulierung in Vers 4 desselben Kapitels: Denn sie waren zwölf Jahre unter dem König Kedor-Laomor gewesen... dahingehend zu interpretieren, dass Kedor-Laomor von Elam nur der Feldherr und Statthalter des Amraphel war. Ab 611 ndFl regierte in Uruk ein von Ibi-Sin eingesetzter Priesterkönig, dem die Sichru-Liste 11 (oder mehr) Jahre zugesteht: mindestens bis 622 ndFl. Ein weiterer von Ibi-Sin eingesetzter Statthalter bzw. Priesterkönig, der sechs Jahre im Amt gewesen sein soll, müsste demnach bis 628 ndFl in Uruk residiert haben. Zunächst bis hier; in einem späteren Kapitel bespreche ich diese Liste weiter. Die Sichru-Liste enthält keine Angaben zu Elam, sondern zu Uruk bzw. Chaldäa, dem südlichen Meerland der Kassiten. Wie aus den Angaben in 1. Mose 11 weiter zu entnehmen ist, war Haran, der Sohn des Tharah und Halbbruder des Sichru, beim Auszug Abrams, Tharahs, Sarahs und Lots aus Ur in Chaldäa (599 ndFl) bereits verstorben. Dasselbe ist für Nahor, den Schwiegersohn des Haran anzunehmen, da er in Vers 31 nicht mit aufgeführt wird. In der berichtigten Chronologie ist dies nicht verwunderlich; denn Nahor war schon 594 ndFl durch seinen Sohn Urdunanna abgelöst worden. Die Mutter des letzteren könnte eine Tochter Harans gewesen sein, die im AT Milka (= Königin) genannt wird. Ihr Name deutet jedoch darauf hin, dass sie die Gemahlin eines Königs war. Deshalb halte ich sie an dieser Stelle für deplaziert. Ich habe sie, die Tochter aus Haran im Sabäerland, schon mit Nahor = Nabu = Chaldi verheiratet, womit sie in die Zeit des Irischum-Japetos und ihrer beider Sohn Promethu-Selasphoros gehört. Harans angeblicher Sohn Lot ist eine Anspielung auf den Esauiter Lotan, aus dessen Gebiet später (nach dem Siddim-Einsturz) die Länder Ammon und Moab hervorgehen werden, also die Söhne, die Lot angeblich von seinen Töchtern geboren wurden. Diese hatten "ihren Vater trunken gemacht und sich zu ihm gelegt". Das ist umso verwunderlicher, als die Familie Lot soeben als die einzigen vier anständigen Bewohner Sodoms dem Kataklysma entkommen waren, dem Einsturz des Siddim-Tales im Jahre 641 ndFl.
Der Hinweis, Haran sei in seinem Vaterlande zu Ur in Chaldäa gestorben lässt erkennen, dass sowohl in Uruk als auch in Ur die Chaldäer oder Kassiten in angesehenen Positionen saßen. Unabhängig von den Namen, die sich an anderen Stellen besser unterbringen lassen, ist es nicht abwegig, die Personen selbst in dieser Zeit zu sehen: Haran möglicherweise tatsächlich als Sohn des Tharah = Tirigan, den er mit einer unbekannten Frau gezeugt haben könnte, nachdem er in Akkad aufgetaucht war (523 ndFl). Ich halte die Halbschwester Sarah des Abraham, mit der er verheiratet gewesen sein soll, für die Mutter Muballitsat-Scherua des Karaindasch, was als Tochter des Sin-Muballit nicht abwegig sein dürfte. Salach, der Vater des Abraham, saß schon unter dem Namen Sin-Muballit in Haran, und da die echte Milka, die Königin und Gemahlin des Irischum, aus Haran stammte, liegt es nahe, dass dieser Ort schon vor Zeiten diesen Namen hatte. Es besteht indes noch die Möglichkeit, dass Tharah-Salach-Sinmuballit auch mit "Haran" identisch ist, da er nach diesem Ost benannt worden sein kann. In dem Falle wäre nicht Haran schon in seiner Heimat verstorben, sondern - wie bekannt - Nahor, allerdings nicht in Ur sondern in Uruk. Da Abrahams Vater in Haran verstorben sein soll, so ist Haran als Sterbeort Salach-Sinmuballits einleuchtend. Wenn allerdings - wie in 1. Mose 11, 29 gesagt wird - die Herren Abraham und Nahor ihre Frauen gleichzeitig heirateten, dann kann Milka nicht die Mutter des Urdunanna geworden sein. Hier sind die Widersprüche zu groß, um eine eindeutige Aussage machen zu können.
Ich halte es neuerdings für möglich, dass Adad-schum-nassir nicht im Jahre 641 ndFl im Zweikampf mit seinem Halbbruder Ellil-kudur-ussur umkam, sondern dass er als Nabu-(schum-)nassir im Jahre 657 ndFl auf den Thron des Großkönigs von Babylonien kam.
Letzter Stand: 29. Juli 2014
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