Fünftes Buch: Die Plagen des Pharao7. Kapitel: Ägypten nach "Typhon 4" (Teil 1)AllgemeinesDie Griechen waren der Ansicht, Zeus habe den Himmelsstürmer Typhon, den Titanen, in die Sirbonische See (östlich des Nildeltas) hinabgestürzt. Dass er ein Titan gewesen sein soll, ist einleuchtend; denn Phrix-Typhon, der dem Himmelsstürmer den Namen gegeben hatte, war der Enkel des Titanenhauptes Poseidon. Typhon starb zwar nicht in der von dem Himmelskörper Typhon ausgelösten Flut; aber er kann die Katastrophe auch nicht mehr lange überlebt haben. Sein Alter betrug immerhin schon mehr als hundert Jahre. In einer Flut war sein Vater Seth-Schu-Thum-Timaios umgekommen, und zwar in der ogygischen und nicht in der von Typhon verursachten deukalischen. Das lag 86 Jahre zurück. In der Flut des Deukalion oder des Osorkon kam weder ein Pharao noch ein König von Libyen um. Hierbei ist es in späterer Zeit zu Verwechslungen mit der Flut des Ogyges gekommen. Die deukalische Flut wird ebensowenig wie die ogygische konventionell als historisch angesehen. Dagegen wird die mit der deukalischen Flut identische Osorkon-Flut durchaus für ein reales Ereignis gehalten. Dafür sprechen die im vorigen Kapitel besprochenen Inschriften, die der Zeit des Osorkon zugeordnet werden müssen. Dass dies wiederum nicht voll zutreffend geschehen ist, wurde dort schon dargelegt. Die andere Version, Zeus habe Typhon in die tiefste Unterwelt hinabgeworfen, erinnert an die mögliche Umwandlung des Typhon in den Planeten Venus, wovon bekanntlich Velikovsky ausgeht. Ein direkter Sturz Typhons in die Sonne als Ort des Höllenfeuers ist auch nicht auszuschließen. Dies setzt jedoch eine extreme Abbremsung Typhons voraus, die hier nicht im einzelnen durchdiskutiert werden kann. Der Verbleib des "aus dem Auge des Zeus-Jupiter entsprungenen" Himmelskörpers Athene-Typhon bleibt ungewiss. Die Literatur Aus dem Klagelied des Ipuwer und aus dem Exodus-Bericht geht der Zustand Ägyptens in der Zeit unmittelbar nach der vierten Typhon-Katastrophe sehr anschaulich hervor. Darüber habe ich im vorigen Kapitel berichtet, in dem ich auch ankündigte, dass ich auf die im Ipuwer-Bericht erwähnten zwei verschiedenen Arten von "Fremden", die in Ägypten nach der Katastrophe auftraten, noch eingehen würde. Dies soll weiter unten geschehen. Bevor wir uns genauer mit diesen "Fremden" beschäftigen, wenden wir uns erst einmal anderen Berichten über die Zeit nach Typhon 4 zu. Von vielen Schriftstellern, die sich mit der Geschichte - und auch der Vorgeschichte - des Auszugs der Kinder Israel aus Ägypten befasst haben, ist der Versuch gemacht worden, den Auszug exakt aufs Jahr genau zu datieren. Dabei gingen alle - soweit mir bekannt ist - mit Ausnahme Velikovskys davon aus, dass das chronologische Gerüst der konventionellen Altertumsgeschichte prinzipiell zwar richtig sei, dass es aber infolge des Fehlens jeglichen direkten chronologischen Anhaltspunktes im Exodus-Bericht schwierig sei, das genaue Datum für die Zeit der Unterdrückung, für den Auszug und das Ende des Wüstenaufenthaltes zu ermitteln. Es ist hier nicht der Ort, mit Velikovskys Irrtümern zu rechten und zu richten; aber selbst ihm gelang es nicht, sich völlig aus dem konventionellen Geschichtschaos zu befreien. Daher übersah er auch die Hinweise auf die nachtyphonische Zeit in Ägypten im sogenannten Großen Papyrus Harris (weiter unten mit GPH abgekürzt), den er stattdessen mit der Perserzeit in Verbindung brachte. Er verlegte die Angaben des GPH in die Zeit des Nektanebos (30. manethosche Dynastie), den er für Ramses III hielt, für denjenigen Ramses also, der in Wirklichkeit ein Zeitgenosse der Katastrophe war. Angesichts der korrigierten Geschichte scheint das auch gar nicht abwegig zu sein; die Katastrophe fand ja tatsächlich in einer frühen Phase der persischen Geschichte statt. Die aber meinte Velikovsky nicht, sondern eine spätere. Eine weitere Beschreibung der Zustände nach Typhon 4 liegt uns im Papyrus Mayer vor, der Namen und Daten erwähnt, die völlig falsch interpretiert worden sind. Außerdem gehören nicht nur die Angaben zu den Dynastien 18 bis 20 in diese Phase, sondern auch die Dynastien 21 bis 24. Die Besprechung all dieser Quellen wird einen großen Raum einnehmen. Es wird sich allerdings zeigen, dass es wenig Sinn hat, die Quellen einzeln jede für sich zu besprechen. Vielmehr ist es sinnvoller, die Ereignisse ablaufen zu lassen und die Quellenangaben hierin einzubauen. Mose(s) und Aaron Der Große Papyrus Harris (GPH) beschreibt, wie unschwer zu erkennen ist, die erste Zeit unmittelbar nach Typhon 4. Er enthält drei für unsere Betrachtung wichtige chronologische Angaben: 1. Früher, vor anderer Zeit, gab es nur Stadt- und Gaufürsten. Diese Formulierung kann sich aus einleuchtenden Gründen nicht auf die Zeit vor Typhon 4 beziehen. Deshalb bin ich der Ansicht, dass der GPH mit "früher" die Zeit zwischen Typhon 4 und der nächsten Phase meint: 2. Andere Zeiten kamen danach mit leeren Jahren; in ihnen war Arsa-cheru Oberhaupt. Dieser Arsa, der Syrer (= cheru) erinnert in der daran anschließenden Beschreibung an den "Wüstling" Osarsiph in der Schilderung des Manetho. Wir werden sehen, dass er mit diesem, also mit Aaron-Peteseph-Petubastis, auch tatsächlich identisch ist. In der Tat scheinen die beiden ersten Jahre nach Typhon 4 die Zeit der Stadt- und Gaufürsten gewesen zu sein, als es noch keinen Pharao gab. So gesehen müssen wir davon ausgehen, dass noch eine gewisse Verwaltung in diesem Chaos bestand. So kann man zum Beispiel im Jahr 17 noch Leben in Achet-Aton nachweisen. Man hat hier ein Gefäß gefunden, das mit einem "Jahr 17" beschrifteten Deckel verschlossen war. Da dies noch vor der Einführung des neuen Kalenders zu datieren sein dürfte, kann es sich dabei nicht um das Jahr 17 äg.Kal., des neuen ägyptischen Kalenders handeln, das mit dem Jahr 644 ndFl gleichzusetzen ist. Es ist wohl das Jahr 17 KNB = 626 ndFl damit gemeint. In diesem Jahr wurde vermutlich Eje (= Cheper-cheperu-Ai) abgesetzt, der seit 622 ndFl, nach der Vertreibung des Kamose-Echnaton, die Gaukönigsrolle in Achet-Aton gespielt hatte. Er war ursprünglich der Priester des Echnaton gewesen. In einigen Amarnabriefen, die in Achet-Aton (heute: Tell El-Amarna) gefunden wurden, werden wir ihm unter dem Namen Chaja wiederbegegnen. Die Beförderung Ejes zum König lässt den Schluss zu, dass er die politischen Umtriebe des Kamose-Echnaton nicht billigte und ihn verriet, wodurch die Haremsverschwörung auf Phiops-Ramses (III) rechtzeitig aufgedeckt werden konnte. Er war übrigens auch ein Sohn dieses Pharaos. In diese nachtyphonische Zeit gehört auch noch ein anderer Bericht, ich meine den Manetho-Bericht, den ich schon im Kapitel über Djoser herangezogen habe. Ich wies dort darauf hin, dass große Teile dieses Berichts erst in die Zeit nach Typhon 4 gehören. Manethos Bericht über die Unterdrückung der "Unreinen", über den Pharao dieser Zeit, der Amenophis und Ramses geheißen haben soll, und über Osarsiph, der sich auch Moses nannte, unterscheidet sich von den Darstellungen anderer antiker Autoren - wie wir im Djoser-Kapitel schon gesehen haben - nur unwesentlich. Er unterscheidet sich allerdings gewaltig von der Wirklichkeit, was zu der Annahme verleitet, die anderen Autoren hätten sich des Manetho-Berichtes bedient, um ihn in ihrer persönlichen Sicht zu verändern. Ich greife Manethos wichtigste Angaben nochmals heraus und korrigiere sie an Ort und Stelle, indem ich sie mit den Ereignissen der jetzt in Rede stehenden Zeit vergleiche. 1. Der unter Amenophis-Ramses (= Djoser) amtsenthobene Priester Osarsiph von Heliopolis, den andere Peteseph nannten, habe sich zum Anführer der "Unreinen" gemacht und sich die von den Hyksos verlassene Stadt Auaris als Heimstatt auserbeten. Dort habe er sich Moses genannt, die "Unreinen" durch einen Eid zum absoluten Gehorsam verpflichtet und ihnen die Anbetung ägyptischer Gottheiten untersagt. Er habe sie aufgefordert, die heiligen Tiere der Ägypter zu töten. Darin erkennen wir den "Bund" und das Verbot, das "Goldene Kalb", also den Apis-Stier, zu verehren. Apis-Apophis war der Vater des Pharaos. Was aber nicht einleuchtet, ist die Großzügigkeit des Pharaos Djoser, diesem Renegaten und Unruhestifter eine wehrhafte Stadt zu überlassen. Zu diesem Punkt verweise ich auf das im Djoser-Kapitel Gesagte, dass nämlich Osarsiph der vogelfreie Ur-mai ist, der zur Zeit Djosers lediglich Unterschlupf bei den "Unreinen" fand, deren Sache er sich vermutlich bereits vor seiner Entlassung aus Heliopolis angenommen hatte. Sein Einzug in der Stadt Auaris erfolgte erst nach dem Tode des Djoser, der bekanntlich von Herakles getötet wurde, an den sich Urmai in seinem Klagebrief um Hilfe gewandt hatte. Das meiste in diesem 1. Absatz betrifft also die Zeit der Unterdrückung, die schon durch Herakles-Achthoës abgeschlossen wurde, und die anschließende Zeit bis zur Katastrophe Typhon 4. 2. Osarsiph-Moses habe die nach Jerusalem vertriebenen Hyksos herbeigerufen, mit deren Hilfe er dann den Pharao Amenophis in ein dreizehnjähriges Exil nach Nubien vertrieben habe. Unterdessen hätten die "Unreinen" mit ihren Verbündeten ganz Ägypten in einen Schutthaufen verwandelt, die Tempel ruiniert und die heiligen Tiere getötet. Der Bericht Nr. 2 - entsprechend berichtigt - gehört auf jeden Fall erst in die Zeit nach Typhon 4, da unter Chus bzw. Anubis-Ramses III ein solcher Vorgang nicht vorstellbar ist. Die Hyksos wurden schon mehr als hundert Jahre vor dem Exodus nach Israel vertrieben, wo sie - Flavius Josephus bestätigt in diesem Punkt die Angaben Manethos - die Vorfahren der Juden geworden seien. Dem GPH zufolge soll auf die erste Kurzepoche, die ich in die Jahre 624-626 ndFl legen möchte, eine noch schrecklichere Zeit gefolgt sein. Es ist davon auszugehen, dass mit den leeren Jahren, in denen Arsa-cheru Oberhaupt war, die Jahre 626-628 ndFl gemeint sind. Das würde bedeuten, dass sein Regime von allen in dieser Zeit regierenden Fürsten das schlimmste war. Arsa = Osarsiph = Petubastis wird als ein Herrscher in der 23. Dynastie von Tanis aufgeführt. Er ist aber zweifellos identisch mit einem Pemu (pa-Moses?) aus der 22. Dynastie von Bubastis, einer Deltastadt, in der die semitische Katzengöttin Bast oder Bastet verehrt wurde. Wie aus seinem Namen Petu-Bastis hervorgeht, sollte der Angabe zu Pemu, er habe in Bubastis regiert, mehr vertraut werden als der, wonach Petubastis in Tanis regiert habe. Es ist indes nicht auszuschließen, dass Petubastis-Pemu tatsächlich in beiden Städten residiert hat. Die konventionellen Datierungen zu Pemu-Petubastis liegen im 8. Jahrhundert v.Chr., also gut zweihundert Jahre nach der 21. (Priester-)Dynastie, die von Herihor eingeleitet wird, der Kamose-Echnaton demnächst zum Pharao krönen wird. Die Krönung dieses Kamose, der zuvor Chambudscha = Cha-em-udja-cheper-Re Kamose geheißen hatte, zum Pharao Mesuti-Re (= Methusuphis) schreibt sich ein gewisser Udjahorresne zu, dessen Name meines Erachtens besser Udja-Hor-se-ne-Re zu lesen ist. Er ist der Priester Heri-Hor, der aber auch der Gefolgsmann des Phiops mit Namen Harchuf (6. Dynastie) und außerdem der biblische Josef ist. Ich hatte ihn schon mit dem Wesir En-chu-tef des Djoser-Userkare identifiziert (im 1. Kapitel dieses Bandes: Ägypten unter Djoser). Herihor stammte aus der angesehenen Familie der Mariannu, jener "Wächter des Südtores" in Elephantine, wo diese Familie seit dem Einzug des Jakob(-cheru) ihren Sitz hatte. Wir erinnern uns: Die unter Phiops-Anubis und Ramses (III)-Anubis verbürgte Haremsverschwörung, deren Ursache die Unzufriedenheit des Kamose-Neferkare war, der nicht gewillt war, seine Herrschaft in Ägypten mit einem Nubier und einem Libyer zu teilen, war die Kamose-Echnaton-Revolte, die zwei Jahre vor der vierten Typhon-Katastrophe stattfand. Der Putsch flog auf, und Neferkare-Kamose wurde zum Tode verurteilt. Dem Giftbecher entging er durch die Flucht in die östliche Wüste. Nefer-ka-Re Cha-em-use war der Sohn des Ramses (III/VIII)-Anubis-Painozem mit Sebeknefrure, der sowohl als Ramses IX Neferkare-Chaemuse als Nachfolger des achten Ramses und als Neferkare-Methusuphis als Sohn und Nachfolger des Phiops, als auch als Lieblingssohn Neferkare-Chaemuse des zweiten Ramses gilt. Er war auch Uadj-cheper-Re Kamose und Nefer-cheperu-Re Ua-ne-Re Echnaton. In der 1. Dynastie erscheint er schon als Wedimu, was aus dem semitischen Namen Udja-mo bzw. (Meth-)Usaphais herzuleiten ist. Als Sohn des Phiops wird er auch Antienshaf genannt. Seine letztgenannten Namen führen hin zu den Namen Mesuti-Re und Tisithen, welcher letzterer unstrittig zu dem Mose des AT gehört, bzw. zu Den, was ebenfalls ein Name für Wedimu (in der 1. Dynastie) ist. Im Gegensatz zu Moudja-Mose ist Aaron der Moschäch-Moses, der "aus dem Wasser Gezogene", der bei der Osorkon-Flut beinahe ertrunken wäre, wenn man ihn eben nicht aus dem Wasser gezogen und somit gerettet hätte. Die Binsenkorb-Geschichte, von der sich der Name "aus dem Wasser gezogen" ableiten soll, ist unhistorisch. Durch einen geschickt vorgenommenen Chiasmus (von dem griechischen Buchstaben X = chi abgeleitet: eine "Überkreuzung" der beiden Personen) entstanden so die "Brüder" Aaron und Moses. Ka-Mose hatte bei den Amalekitern im Midian Unterschlupf gefunden, einem esauitischen Wüstenstamm. Velikovsky sah in den Amalekitern die Amu-Hyksos, die unter ihrem Anführer Agog oder Apop, in dem er zu Recht Apop(his) sah, in Ägypten einfielen. Dieser Amu(rru)-Überfall unter Apophis fand aber schon 538 ndFl während der Ogyges-Flut statt. Ich greife jetzt das Klagelied des Ipuwer wieder auf und gehe auf die dort erkennbaren zwei Arten von Fremden ein: 1. ... und die Fremden sind unterrichtet in den Werken des Deltas. Die Fremden sind überall zu Ägyptern geworden. 2. Das Fremdvolk von draußen ist zu Ägypten hingekommen. Der Übersetzer tat sich schwer; gemeint ist unter 1., dass die "Eidgenossen" des Aaron-Petubastis, die im Delta, nämlich in Bubastis und Umgebung, eine neue Heimat gefunden hatten, nicht ganz "fremd" waren, da sie schon vorher in Ägypten gewohnt hatten. Das wird auch in dem zweiten Satz deutlich: Sie waren mittlerweile von Fremdarbeitern zu Ägyptern geworden. Unter den Fremden zu 2. sind unmissverständlich solche zu verstehen, die von draußen her die Grenzen Ägyptens - unfriedlich - überquert haben müssen. Mit der zweiten Art sind, wenn beide Gruppen zur Zeit der Abfassung des Ipuwer-Liedes bereits im Lande waren, sowohl die Amalekiter gemeint, die Kamose führte, als auch die Amoriter. In Exodus (2. Buch Mose) gehen diese "Fremden" in der ausführlichen Schilderung des Auszugs zunächst noch unter. Sie tauchen unter anderem als Amalekiter auf, die den Zug der Kinder Israel in der Wüste überfallen. Dem Buch Exodus zufolge war der Bundesgenosse des Aaron jener in die Wüste geflohene Ägypter hebräischer Abstammung und Bruder des Aaron, der ebenfalls den Namen Moses trägt, was nicht unerhebliche Verwirrung stiften muss, wenn auch Aaron selbst diesen Namen getragen haben soll. Diesen Mose(s) holte dem Exodus-Bericht zufolge Josua im Auftrage Aarons, den wir als Urmai-Osarsiph = Peteseph-Petubastis bereits identifiziert haben, aus der Wüste wieder zurück. Der Ägypter Ka-Mose, um den es sich bei dem Wüstenflüchtling handelt, war weder von hebräischer Abstammung, noch war er ein Bruder des Aaron. Er hatte zwar möglicherweise einen Ägypter erschlagen, was aber lediglich eine Begleiterscheinung seiner Haupttat gewesen sein könnte, nämlich der Verschwörung gegen seinen Vater und seine Miterben des Reiches. Der hier erwähnte Josua ist auch der Titelheld des gleichnamigen Buches im AT. Im Exodus hat er jedoch keinen Platz, obwohl er auch in Wirklichkeit ein Zeitgenosse des Auszuges ist. Allerdings verbringt dieser Sohn des ersten David zur Zeit des Exodus eine Geiselhaft im ersten babylonischen Exil unter dem Amoriterkönig Nebukadrezzur. Ob nun Aaron "seinen Bruder" Mose herbeiholte, oder ob er die Amu-Amoriter-"Hyksos" zu Hilfe rief, die seit 615 ndFl beide Edom besetzt hielten (also auch Jerusalem), oder ob er beide rief, oder ob beide gleichzeitig oder mit zeitlichem Abstand kamen, das ist alles nicht einwandfrei zu rekonstruieren. Feststeht jedoch, dass sowohl die Amalekiter unter Ka-Mose als auch die Amu-Amoriter in dieser Zeit als "nichtägyptische Fremde" in Ägypten einfielen. Die Frage bleibt offen, ob die Hochgeborenen Ägyptens vor den Folgen der Katastrophe Typhon 4, vor Aaron-Petubastis, vor dem zurückgekehrten Ka-Mose und den Amalekitern oder vor den Amu-Hyksos aus Jerusalem, die mit Kedor-Laomor im Bunde waren, die Flucht nach Süden angetreten hatten. Auf gar keinen Fall waren sie - außer Chus-Thutmoses I, der in einem elfjährigen "Exil" gewesen war - aus einem dreizehn Jahre dauernden Exil in Nubien zurückgekehrt, als sie im Jahr 19 KNB entsprechend Jahr 1 äg.Kal, des neuen ägyptischen Kalenders, das dem Jahr 628 ndFl entspricht, nach Ägypten zurückkamen und die Fremden wieder aus dem Lande warfen. Besagte dreizehn "Exil-Jahre" hatte ich schon mit der Besetzung Edoms durch Kedor-Laomor (616-629 ndFl) in Zusammenhang gebracht, dessen Interesse an Ägypten, selbst wenn hier kaum noch ein Stein auf dem anderen stand - oder auch gerade deshalb -, nicht gering war. Schon im Jahre 625 ndFl kam die eine Gruppe der "Fremden" in der Gestalt der Amalekiter unter Ka-Mose nach Ägypten. Ich bin davon überzeugt, dass nicht die Amu-riter als erste Gruppe eintrafen, da diese es kaum zugelassen hätten, dass Kamose sich zum Pharao krönen ließ. Ka-Mose als Pharao Mesuti-Re regierte von 626 bis 627 oder gar bis 628 ndFl in Achet-Aton, wo er den Atonskult weiterführte und viele jener Bildwerke mit seinen Darstellungen als Sonnengott Echnaton schuf und Inschriften anbringen ließ, die ihn als den "Herrn der Länder" ausweisen, der er vor seinem Putsch nicht gewesen war. Es lassen sich zwei deutlich voneinander zu unterscheidende Stilrichtungen aus seiner Zeit ausmachen, von denen eine die Zeit vor und die andere die Zeit nach der Katastrophe Typhon 4 betreffen könnte. Mose kann am Anfang durchaus der Bundesgenosse des Aaron gewesen sein, und gemeinsam könnten sie Ägypten verwüstet haben, was der GPH deutlich der zweiten Phase zuschreibt. In der ersten Phase, die als nicht so schlimm beschrieben wird, scheint dies Aaron-Petubastis allein nicht möglich gewesen zu sein. Ich halte es aber für wenig wahrscheinlich, dass Petubastis bis zur Rückkehr der ägyptischen Könige mit Ka-Mesu(tire)-Echnaton verbündet war; denn es kam zu einer Schlacht, die nur zwischen diesen beiden ausgetragen worden sein kann. Alle anderen Gegner wären zu stark gewesen für den "buntgewürfelten Haufen" unter dem "Mäusekönig" Aaron-Petubastis. Hatte Aaron nicht auch dem AT zufolge gegen einen ähnlichen "Haufen" gekämpft, als Mose(s) dabei war, nämlich gegen die Amalekiter? Ka-Mose als Anführer der Amalekiter, die den Israeliten auf ihrem Wüstenzug begegneten, könnte das merkwürdige Verhalten des Mose(s) erklären, als nämlich die Israeliten immer dann über die Amalekiter siegten, wenn er seinen Arm emporhob, und jedesmal die Amalekiter stärker waren, wenn er ihn wieder sinken ließ. Die einfache Frage, warum Mose den Arm nicht immer oben behielt, konnte mir bisher noch niemand beantworten. Wenn er aber der Anführer der Amalekiter war, dann wird in dieser Rollenverteilung klar, dass Moses im AT aus zwei Personen zusammengesetzt worden ist. Welcher Grund oder welche Gründe kommen für diesen Krieg, wie er tatsächlich stattgefunden hat, in Frage? Es wird auch im AT überdeutlich gemacht, dass die Ansichten von Aaron und Mose(s) nicht immer übereinstimmten. Jedem Bibelkenner muss doch die Frage kommen, wie dem jahwetreuen Aaron die böse Entgleisung mit dem Goldenen Kalb - ausgerechnet während des Aufenthalts des Moses beim Herrn - passieren konnte. Ich glaube darin eine Verdrehung der tatsächlichen Ereignisse zu erkennen, wie es nach allem, was bisher zu den beiden "Kontrahenten" gesagt wurde, einleuchtet; denn es war der Ägypter Mose, der seine Anhänger um das Goldene Kalb tanzen ließ, während der Aaron-Mose mit solchen, dem "Bund" zuwiderlaufenden Machenschaften nichts zu tun hatte. Zu dem "Kalb", dem "Stier des Apis", sei noch gesagt, dass das Richter-Buch Mose-Kamose-Kamosch von Moab auch Eglon nennt, was Abraham Meister mit vom Kalbe und stierartig, übersetzt, was meiner Darstellung sehr entgegenkommt. Und ausgerechnet Abraham Meister dürfte meiner Auslegung der in Exodus und Richter gemachten Angaben kaum zustimmen! Als nach einiger Zeit die Differenzen zwischen den beiden historisch echten Kontrahenten nicht mehr zu überbrücken waren, kam es zum offenen Krieg zwischen Aaron-Petubastis von Bubastis und dem König Ka-Mesuti-Re. Der Anlass für den Krieg kann ein religiöser, aber auch genausogut ein anderer gewesen sein: Die Amalekiter gebärdeten sich in Ägypten wie die Maden im Fleisch. Alles, was noch von Wert war, rafften sie zusammen (2. Mose 11). Aaron-Petubastis, der Priesterkönig von Buto = Letopolis = Bubastis, stellte sich diesem Treiben entgegen - oder sie stritten sich um die Beute. Zwangläufig musste es zu der "Amalekiterschlacht" kommen. Es gelang Aaron, die Amalekiter zu besiegen. Ob er sie vertreiben konnte, sei dahingestellt. Die entscheidende Schlacht fand nun nicht bei Raphidim in der Wüste, sondern bei Memphis (= Raphidim, welcher Name lt. Abraham Meister "auf einen ausgedehnten Talgrund hinweist"? 2. Mose 17) auf ägyptischem Boden statt. Hierüber berichtet Herodot1: Auf Anysis folgte als König ein Priester des Hephaistos, namens Sethos. Dieser behandelte die ägyptische Kriegerkaste sehr geringschätzig, als hätte er die Krieger nicht nötig...Hierauf rückte Sanacharibos, der König von Arabien und Assyrien, mit einem großen Heer gegen Ägypten. Und nun weigerten sich die ägyptischen Krieger, in den Kampf zu ziehen. In seiner Not ging der Priester in den Tempel und klagte dem Götterbild, in welcher furchtbaren Lage er sei. Bei dem Klagen aber überkam ihn der Schlaf. Im Traum trat der Gott zu ihm und tröstete ihn, er könne ohne Furcht dem arabischen (!) Heere entgegenziehen. Er werde ihm Streiter senden. Dieser Traum ermutigte ihn. Er nahm die Ägypter, die bereit waren, ihm zu folgen, mit sich und schlug bei Pelusion ein Lager auf. Dort nämlich ist das Tor Ägyptens. Kein einziger der Krieger war ihm gefolgt; nur Krämer, Handwerker und Marktleute. Als sie dort angekommen waren, überfielen Feldmäuse nachts das Lager der Gegner und zernagten ihre Köcher und Bogen, auch die Griffe ihrer Schilde, so dass sie am nächsten Morgen ohne Schilde die Flucht ergreifen mussten, und viele von ihnen fielen. Noch jetzt steht ein steinernes Standbild dieses Königs im Tempel des Hephaistos. Er hält in der Hand eine Maus. Eine Inschrift sagt: "Schau auf mich und sei gottesfürchtig!" Die modernen Kommentare hierzu lauten2: Der assyrische König Sanherib (= Sanacharibos, 705-681 v.Chr.) wurde durch die Pest, die sein Heer in Palästina ereilte, zur Rückkehr gezwungen (vgl. Jesaja 37, 36-37). Die Maus war bei den Semiten das Symbol der Pest. Eine Statue des Horus, der mit seinem heiligen Tier, der Maus dargestellt war, wird von Herodot unzutreffend auf diesen König bezogen. Zu dem Namen Sethos haben die Kommentatoren nichts hinzuzufügen. Sie halten diesen König für einen Ptah- bzw. (was gemäß dem Bericht Herodots dasselbe bedeutet) Hephaistos-Priester in Memphis, der "der Stellvertreter eines Pharaos aus der äthiopischen Dynastie (671-653 v.Chr.)" gewesen sein soll. Man beachte die zehn Jahre, die konventionell zwischen dem Tode des Sanherib und dem Beginn der äthiopischen Dynastie liegen! Es bedarf keines Hinweises mehr, dass nicht nur die Jahreszahlen falsch sind, sondern auch die gesamte konventionelle Zuordnung dieser Ereignisse. Vorgänger des Sethos soll Anysis gewesen sein, hinter welchem sich unüberhörbar Anubis verbirgt. Der Kommentar dazu hört sich folgendermaßen an: Anysis war ein uns sonst unbekannter Gaufürst im Deltagebiet. Herodot macht hier einen Sprung ... bis zum Beginn der äthiopischen Herrschaft in Ägypten 715 v.Chr. War oben noch der Beginn dieser Dynastie in das Jahr 671 v.Chr gelegt worden, so liegt er hier schon 44 Jahre früher. Dazu erübrigt sich jeder Kommentar. Bezeichnend ist nun, dass Aaron-Petubastis, der auch Pemu genannt wird (von pa mo-schäch = "der aus dem Wasser Gezogene" abgeleitet?) tatsächlich (konventionell) um diese Zeit regiert hat. Herodot lässt den blinden König Anysis vor dem äthiopischen König Sabakos ins Delta fliehen. Diesen Sabakos haben die Kommentatoren mit dem äthiopischen König Schabaka verwechselt, was doppelt verzeihlich ist; denn erstens besticht die Namensähnlichkeit, und zweitens regierte Schabaka nach konventioneller Auffassung von 715-700 v.Chr., womit also jener Oberpriester "Sethos" bedenklich nahe an Petubastis herangerückt wird. Der König Sabakos, so berichtet Herodot weiter, habe die von Sesostris vorgenommenen Aufschüttungen noch erhöht. Es waren in Wirklichkeit aber immer noch seine eigenen; denn Sabakos (= Se-ib-ka-ne-Re) ist Chus-Sebekhotep-Sesostris! Sesostris war Herodot zufolge der Vater und Vorgänger des ebenfalls blinden Königs Pheros, der keinen Kriegszug unternommen habe. Folgendes Ereignis habe zu seiner Erblindung geführt:3 Der Strom war sehr hoch gestiegen, achtzehn Ellen hoch, und überflutete die Felder. Da kam noch ein Sturm und der Fluss schlug Wellen. Der König ergriff in frevelhaftem Übermut seine Lanze und warf sie mitten in den Strudel des Flusses. Gleich darauf erkrankte er an den Augen und erblindete. Zehn Jahre lang war er blind. Im elften Jahr aber wurde ihm ein Orakelspruch aus der Stadt Buto zuteil. Wie wir mittlerweile wissen, war Pheros-Phiops nicht der Sohn, sondern lediglich der Nachfolger des Chus-Sesostris, der nach Äthiopien (= Nubien, Chus!) ging, von wo er nach der Katastrophe, bei der Pheros-Anysis = Phiops-Anubis offenbar erblindete, auf den Pharaonenthron zurückkehrte: "Thutmoses I". Auf die näheren Umstände wird weiter unten eingegangen. Chus war jener Sabakos = Sebek-hotep, nämlich das Krokodil sobk, das den wütenden Herakles-Achthoës im Jahre 610 ndFl getötet hatte. Herodot hat den falschen König wieder auf seinen Thron kommen lassen: Anysis-Pheros war zehn Jahre lang Pharao, nämlich von 617 bis zu seinem Tode, der vermutlich im Jahre 626 ndFl eintrat. Im elften Jahr (oder besser: nach elf Jahren) wurde Chus-Sabakos-Sesostris, der 617 ndFl hatte abdanken müssen, erneut Pharao. Aus seinem Namen Isesi Zed-ka-Re Sa-Necht (= Sohn der Necht) wurde auch sein Name Necht-Zed bzw. Sethnacht. Ich möchte nicht versäumen darauf hinzuweisen, dass der bei Herodot auf Pheros folgende Pharao "den hellenischen Namen Proteus hatte, zu dessen Zeit der Trojanische Krieg stattfand"4. Auch das kann als Hinweis darauf angesehen werden, dass sich die unter Pheros angesetzten Vorgänge in der Zeit des Petubastis abspielten, da der Trojanische Krieg etwa zehn Jahre nach der Katastrophe ausbrach und "Proteus" = Sethos-Amenophis II (User-A-cheperu-Re) zu dieser Zeit tatsächlich Pharao war; denn Proteus ist jener Sethos, der Sohn des Amenophis bei Manetho, dessen Name von Herodot mit Osorkon (III A-cheper-Re), dem (Hohen-)Priester (des Hephaistos?) in Verbindung gebracht wurde. Ich bin der festen Überzeugung, dass Herodot mit diesem Ptah-Priester von Memphis den ehemaligen Priester des Re von Heliopolis gemeint hat, nämlich den tatsächlichen Anführer des buntgewürfelten Haufens: Aaron-Petubastis. Von ihm wurde die Stele mit dem "Mäusekönig" aufgestellt. Der bereits mehrfach erwähnte römisch-jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus hat die von Herodot überlieferte Geschichte mit den Mäusescharen, die den Assyrern die Waffen verdarben, in seiner betont nüchternen Art mit dem Untergang des assyrischen Heeres vor Jerusalem (675 ndFl in der berichtigten Chronologie) in Zusammenhang gebracht, das unbesiegt, doch von der Pest dezimiert, abziehen musste (Jesaja 37, 36-37). Immanuel Velikovsky schließt nun aus der Tatsache, dass die Spitzmaus in der Stadt Letopolis (bei Herodot: Buto, die heilige Stadt der Leto; vgl. II, 67) verehrt wurde, dass Herodot die Statue des Königs mit der Maus und der Inschrift "Sieh mich an und sei gottesfürchtig!" nicht in Memphis, im Tempel des Ptah bzw. des Hephaistos, sondern in Letopolis gesehen hat, wo auch heute noch bronzene, mit Gebeten von Pilgern beschriftete Mäuse ausgegraben würden. So wie die Formulierung "Deine Macht, o Herr und Schöpfer, möge sich offenbaren", die wir im "Klagebrief des Urmai (= Aaron)" vorfanden, weist auch die Inschrift "Sieh mich an und sei gottesfürchtig!" auf einen Jahwe-Verehrer hin; denn der Zusatz Jirach zum Namen des Jahwe bedeutet "der Sehende" oder "der mich ansieht". Das wird in einer Szene im AT (1. Mose 16, 13.14) deutlich, die am Beer Lacha-Roi (= Brunnen des Lebendigen, der mich sieht) spielt: Hier kündet der Magd Hagar des Abraham eine Stimme die Geburt ihres Sohnes Ismael an: Und sie hieß den Namen des Herrn, der mit ihr redete: Du Gott siehest mich (= Jahwe Jirach). Denn sie sprach: Gewiss habe ich hier gesehen den, der mich hernach angesehen hat. Demnach war der Priesterkönig, der die Maus auf seiner Hand hält, ein Jahwe-Verehrer. Was liegt näher, in diesen ganzen Zusammenhängen an Aaron zu denken? Aber es gibt noch mehr Hinweise darauf. Wenn also die Mäuse von Jerusalem mit denen von Letopolis-Buto (oder Memphis) nichts zu tun haben, dann drängt sich die Frage auf, gegen welches Heer hat der Priesterkönig "Sethos" denn nun gesiegt? Herodot sagt, dieser König sei auf Anysis gefolgt und habe die Kriegerkaste vernachlässigt, vielmehr sei er mit einem buntgewürfelten Haufen Kriegsunerfahrener gegen die Feinde gezogen. Mir scheint, als handele es sich hier um die Beschreibung eines Zustandes in Ägypten, wie er nach dem König Anysis-Anubis bzw. Pheros-Phiops herrschte, als nicht nur die Kriegerkaste desolat war. Der Priesterkönig Petubastis hatte überhaupt kein Heer zur Verfügung, weil dieses nämlich entweder mit der Königsfamilie nach Nubien geflohen oder völlig aufgelöst war. Und wen würde der Haufe von Krämern, Handwerkern und Marktleuten nicht an die Chabiru erinnern, die sich unter Aaron-Petubastis zusammengeschart hatten? Und wer anders als die Amalekiter könnten die Feinde gewesen sein? Zwar wurden Mose und seine Amalekiter von Aaron besiegt, aber offensichtlich wurden sie noch nicht aus dem Lande getrieben. Arsa-Aaron hätte kaum mit seinem "Haufen" die Amu-riter besiegen können. Es ist davon auszugehen, dass die Amoriter noch vor der Rückkehr der ägyptischen Herrscherfamilie in Unterägypten einfielen. Sie hielten wohl die Macht der Ägypter für alle Zeiten für gebrochen. Inwieweit sie sich des Kamose-Mesutire-Echnaton und des Aaron-Petubastis bedienten, oder ob letzterer sie, die (Amu-)Hyksos aus Jerusalem, um Hilfe - evtl. gegen Kamose - gerufen hatte, ist nicht mit letzter Sicherheit zu entscheiden. Feststeht, dass am Ende alle drei Gruppen den Ägyptern doch weichen mussten. Dabei ist zu beobachten, dass die Amoriter offensichtlich bis Kanaan verfolgt wurden. Allerdings kann die endgültige Vernichtung ihrer Streitmacht noch nicht im Jahr der Rückkehr der Ägypter und des Exodus erfolgt sein, da dieser Sieg erst im Jahr darauf in Syrien-Kanaan durch Serach, den Äthiopier, erfochten wurde. Insofern ist auch möglicherweise mehr an eine Bedrohung Ägyptens zu denken als an eine bereits stattgefundene Besetzung. In dem Falle wären die Amoriter nicht "die Fremden" gewesen, die Ameni aus dem Lande vertrieb. Bei denen hätte es sich dann nur um die Gruppen um Kamose und Aaron gehandelt. Aaron-Petubastis war der Syrer Arsa, der die leeren Jahre bis 628 ndFl mit seiner Herrschaft ausfüllte. Er konnte ungehindert die Tempel und die heiligen Tiere, so noch welche übrig waren, austilgen. Dabei könnten ihm die Amalekiter (und deren Verbündete aus Jerusalem?), die ebenfalls keine glühenden Verehrer der ägyptischen Religion waren, zur Hand gegangen sein. Die Amalekiterzeit war eine schlimme "Zwischenzeit" für Ägypten, und es dauerte zwei Jahre, bis sich das Blatt wendete: Die Ägypter kehrten zurück und stellten die alte Ordnung wieder her. Das war das Werk des Thutmoses (I) = Chus-Necht-Seth und seines Enkels Ameni-Sethos, aber auch des Pianchi. Sie führten die Herrscherfamilie und das neue Heer, mit dem sie die Fremden aus dem Land jagen konnten, aus Nubien zurück. Die endgültige Vertreibung der Amalekiter kann daher durch sie bewerkstelligt worden sein. Auch Aaron konnte nach der Rückkehr der Ägypter nicht mehr lange im Lande bleiben. Angesichts der Tempelschändungen, die von Aaron-Petubastis und seinen Anhängern, den jahwetreuen Chabiru, in Ägypten begangen wurden, ist es nicht vorstellbar, dass er den Pharao gebeten haben müsste: "Lass mein Volk ziehen!". Diese Bitte ergibt - wenn es sie denn überhaupt gegeben hat - nur einen Sinn zu der Zeit des Unterdrückers Djoser-Amenophis. Denkbar wäre, dass Aarons Bitte in jener Zeit der Anlass für seine Amtsenthebung oder der Grund für seine Ächtung war, nachdem er seinen Priesterposten schon freiwillig aufgegeben hatte. Es gibt im AT (2. Mose 11,1) einen deutlichen Hinweis darauf, dass am Beginn des Exodus eigentlich eine ganz andere Situation herrschte: Und der Herr sprach zu Mose: Ich will noch eine Plage über Pharao und Ägypten kommen lassen; darnach wird er euch von hinnen lassen und wird nicht allein alles lassen, sondern euch von hinnen treiben. Es ist durchaus denkbar, dass beide Gruppen gleichzeitig, wenn auch kaum gemeinsam, in die Wüste zogen. Der biblische Wüstenzug muss unter dem Aspekt, dass sowohl Ka-Mose mit seinem Anhang als auch Aaron mit seinen Eidgenossen durch Ameni-Sethos aus dem Lande gejagt wurden, als ein Kompendium zweier Wüstenzüge angesehen werden. Den einen führte Kamose nach Midian zu seinem Schwiegervater Reghuel, den anderen leitete Aaron bis zum Berge Hor (an der phönizischen Küste!), wo er verstarb (4. Mose 20, 22-27). Darüber wird im folgenden Kapitel ausführlich abgehandelt. Da die Eroberung des Gelobten Landes und die Stammesaufteilung, wie sie das AT im Anschluss an den Exodus beschreibt, nicht in dieser Form stattgefunden haben, taucht die Frage auf, wo die Teilnehmer am Zug des Aaron-Moses geblieben seien, nachdem sie im Lande Kanaan angekommen waren. Um es kurz zu sagen: Das kann ich auch nicht genau beantworten. Auf jeden Fall zog Eleasar mit Abraham in der Stadt Hebron ein, von wo aus Eleasar das Werk seines Vaters fortführte als Prophet Elias, der Thisbiter (= der aus Thisbe, dem ägyptischen Theben, Stammende). Von Hebron aus wurde die levitische Form der Jahwe-Verehrung verbreitet. In der Levitenstadt Hebron starb im Jahre 641 ndFl (als Folge der Siddim-Katastrophe) Abraham, den die Ägypter im Jahre 629 ndFl wegen seiner Verdienste bei der Niederwerfung der amoritischen Streitmacht (1. Mose 14) als ägyptischen Statthalter eingesetzt hatten. Abraham war seit dem Jahre 617 ndFl in Ägypten, worüber an anderer Stelle schon abgehandelt worden ist. Er hatte miterlebt, wie der Pharao geplagt wurde (1. Mose 12, 17). Vermutlich war er mit der Herrscherfamilie nach Süden geflohen und hatte die Untriebe des Aaron nicht miterlebt. Unter dem Einfluss des Aaron oder des Eleasar und der Chabiru schloss er sich dem levitischen Glauben an. Ka-Mose dagegen zog sich zunächst in den Midian zurück, von wo er einige Zeit später nach Moab aufbrach: 641 ndFl, nach dem Siddim-Einsturz, und zwar bei Tage der Rauch- und bei Nacht der Feuersäule folgend, die von diesem Einsturz herrührten. In Moab führte er als König den Namen Kamosch und wurde später als Planetengott Saturn verehrt. Da Ka-Mose nicht aus Jerusalem herbeigerufen worden sein kann, ist es denkbar, dass von dort die Amu-Hyksos bzw. die Amoriter in Ägypten einfielen, die acht Jahre vor Typhon 4 beide Edom erobert hatten. Nicht umsonst galt Kedor-Laomor (= Nebukadrezzur) später den Ägyptern als der elende Feind von Naharina (= Mesopotamien). Einen Wüstenaufenthalt von vierzig Jahren hat es nicht gegeben, selbst der des Ka-Mose dauerte nur bis 641 ndFl, also höchstens dreizehn Jahre. Die Amalekiter galten noch lange als die Erzfeinde der Juden, weil sie gemeinsam mit den Midianitern in der Richterzeit die Felder und Herden der Israeliten mehrfach geplündert hatten. Ich erinnere hier an die Betrachtung der Richterzeit in den diesbezüglichen Kapiteln. Pinehas = Pianchi In der Zeit des Arsa-cheru und der allgemeinen Anarchie nach der Katastrophe waren die Gräber der Pharaonen und der sonstigen Vornehmen geplündert worden. Das "Jahr 1" steht deshalb schon im Zeichen der "Wiederherstellung der Ordnung". Der GPH des Ramses IV schreibt diese Restauration Necht-Seth, also Chus zu, während ein anderer Papyrus, der ebenfalls fraglos in diese Zeit gehört, nämlich der Papyrus Mayer, diese Formulierung auf einen anderen anwendet. Bezeichnend ist, dass auch hierzu das Datum "Jahr 1" lautet. Ich bin nun der Ansicht, dass der Papyrus Mayer - wie viele andere Quellen auch - völlig falsch interpretiert worden ist. Ad eins ist es schon verdächtig hilflos, wenn man das "Jahr 1" als das "erste Jahr eines ungenannten Königs der 21. Dynastie" ansieht. Es ist das Jahr 1 des neuen ägyptischen Kalenders, also das Jahr 628 ndFl. Was aber macht mich so sicher? Erinnern wir uns: Neferkare-Echnaton zog mit seiner Gemahlin Nofretete nach Achet-Aton und setzte in Theben einen gewissen Amenhotep als Hohenpriester des Amun ein. Der war nach der Katastrophe offenbar noch im Amt, als die von Ipuwer erwähnten Fremden in Ägypten einfielen. Um diese Fremden handelt es sich vermutlich auch im Papyrus Mayer, in dem die Person, die "die Ordnung wieder herstellte", Pinehas oder Pinhasi heißt. Auf den Hohenpriester Amenhotep komme ich in Kürze zurück. Bleiben wir zunächst bei Pinehas-Pianchi, dessen Name in den Amarnabriefen Ianchamu lautet, der echt semitisch ist und keilschriftlich ein westsemitisches j.n.h.s wiedergibt, womit man die sabäischen Personennamen JHNS und JCHNHS (eig.Anm.: Übertragung der hebräischen in lateinische Buchstaben) vergleiche. Es ist zweifellos, dass Ianchamu kein Ägypter, sondern ein Semite und wohl ein Volksgenosse der bedrängten syrischen Vasallen gewesen ist.5 Dieser Kommentar ist unter der unzutreffenden konventionellen Vorstellung entstanden, dass in der Amarnazeit keine "biblischen", sondern "irgendwelche kanaanitischen" Stämme in Palästina lebten. Der vollständige Name des Pinehas-Pinhasi-Pianchi-Ianchamu dürfte pa-Incha-Si-Amu(n) gelautet haben, woraus sich neben den obigen Namen außerdem auch noch der Name Siamun ableiten lässt. Pinehas ist der Josef-Sohn Paneach oder Pianchi, der Sohn des Herihor. Von den Priestern Herihor und seinem Sohn Pianchi sind priesterliche Tätigkeiten (Mumienumbettungen) bekannt, ebenso von Siamun, der ja mit Pianchi identisch ist. Nach der Rückkehr der Ägypter aus dem "nubischen Exil" im Jahre 628 ndFl zog Herihor in Theben ein, wo er die Nachfolge des oben erwähnten Priesters Amenhotep (= Amenophis) antrat. Pinehas erschien im Jahr 1 und führte Prozesse gegen Grabräuber. Der Zeuge Ahautinofer, der im Papyrus Mayer genannt wird, sagt in einem dieser Prozesse aus6: Die Barbaren kamen und besetzten den Tempel. Da ergriff mich Pahati, ein Fremdling, und nahm mich mit nach Ipip, zu der Zeit, als man dem Amenhotep, der damals Hoherpriester des Amun war, sechs Monate lang Gewalt antat. Der Zeuge durfte, wie er weiter aussagt, zurückkehren, neun Monate, nachdem man dem Amenhotep, der damals Hoherpriester des Amun war, Gewalt angetan hatte. Es besteht meines Erachtens kein Zweifel daran, das dies der von Neferkare-Kamose eingesetzte Hohepriester Amenophis (= Amenhotep) war, der auf einer Stele abgebildet ist, wie er dem gleich groß dargestellten König Neferkare-Setpenre (konventionell für Ramses IX gehalten, was auch zutrifft) huldigt7. Diese Art der größengleichen Abbildung verrät, dass Echnaton-Neferkare zu dem Zeitpunkt nur ein König und kein Pharao war. Er war auch nie anerkannter, sondern höchstens selbsternannter Pharao; denn Wen-Amun, auf den ich weiter unten wieder zu sprechen komme, sagte, Chaemuse (Kamose) sei "kein Gott, sondern nur ein Mensch" gewesen. Der Versuch, mit Amenhotep und der ihm angetanen Gewalt Imhotep zu identifizieren, der ja ebenfalls Amenhotep = Amenophis (Sohn des Pa-Apis) hieß, und der von Herakles-Achthoës gewaltsam getötet wurde, und mit dem Jahr 1 das Jahr 1 KNB zu verbinden, in dem Pinehas als etwa Dreißigjähriger "die Ordnung wiederherstellte", scheitert an den "Fremden", derer Herakles nicht bedurfte, um seine Pläne durchzuführen. "Fremdlinge" ergeben nur Sinn nach Typhon, also im Jahr 1 äg.Kal. (des neuen ägyptischen Kalenders). Unverständlich ist mir, warum ausgerechnet der die Ordnung wiederherstellende Pinehas konventionell zum Anführer der Barbaren gemacht wird, die die Unordnung herstellten. Das spricht jeder Logik Hohn. Ausdrücklich erwähnt der Papyrus Mayer, dass Pinehas überführte und verurteilte Grabräuber hinrichten ließ. (Pa-incha-)Siamun erscheint als Grabversiegler noch im Jahr 10 (= 637 ndFl) als Nachfolger seines Vaters Herihor, der seinerseits im Jahr 5 (= 632 ndFl) von Wen-Amun noch erwähnt wird. Zwischen den Jahren 5 und 10 äg.Kal. starb Josef-Herihor-Harchuf mit etwa 90 Jahren. Wenn dem Hohenpriester Amenhotep "sechs Monate lang Gewalt angetan wurde", und zwar von "Fremdlingen", dann ergibt das Sinn nach dem Einfall der Amalekiter im Jahre 625/626 ndFl, und wenn der Zeuge (und Priester?) Ahautinofer "neun Monate, nachdem man dem Amenhotep Gewalt angetan hatte", wieder auf freien Fuß kommt, dann ist das vermutlich mit dem Eingreifen des Josef-Herihor zu verbinden, der nur unter gewissen Bedingungen bereit war, die Krönung des Kamose-Echnaton zum Pharao Mesuti-Re vorzunehmen. Alle diese Vorgänge sind - wie wir festgestellt haben - für die konventionelle Geschichtswissenschaft weitgehend undurchsichtig. Daher wurden sie vielfach in andere Zusammenhänge gebracht. Selbst Velikovsky, der schon eine Menge Licht in dieses Chaos brachte, erkannte die Zugehörigkeit des Hohenpriesters Amenophis zu Kamose-Echnaton nicht, und die AT-Stelle (2. Mose 1, 8), wonach "zu Moses' Zeiten ein neuer König in Ägypten war, der wusste nichts von Josef", erscheint angesichts der Wirklichkeit ausgesprochen naiv. Pinehas wird auch im Zusammenhang mit einem Silberdiener namens Yenes erwähnt, der mit Una = Onnos, Wen-Amun identisch sein kann. Wen-Amun kam unter dem Sohn seines großen Gönners Phiops, unter Ramses IV, wieder zu Ehren, nachdem er, der Sohn des Herakles, unter Chus in die Oase Siwa gehen musste. Ich komme auf ihn und seine Libanon-Reise noch zurück. Bedenkt man, dass eine Übersetzung auch immer unter einer gewissen Voreingenommenheit des Übersetzers hinsichtlich des historischen Umfeldes und vor allem der Chronologie entsteht, so ließe sich das eine oder andere möglicherweise noch anders interpretieren. Das würde aber an der Situation selbst und an ihrer Zugehörigkeit zu den nachtyphonischen Ereignissen in Ägypten nichts ändern. Doch zurück zu dem Bericht des Manetho: Ameni, der Sohn einer Nubierin Der Hauptfehler unter Punkt 2 des Manetho-Textes ist die Angabe, Amenophis (I) sei vertrieben worden. Busiris, wie er von den Griechen genannt wurde, fiel aber durch die Hand seines Halbbruders Herakles-Achthoës. Auch Sesostris-Chus, der nach Nubien ging, wurde nicht von den Unreinen dorthin ins Exil verbannt; wenn schon exiliert, dann durch die Familie Anubis. Aus der Familie Djoser-Amenophis entkamen seine Gattin Naptera-Hatschepsut und sein noch ungeborener Sohn Sethos-Amenophis dem Gemetzel des wahnsinnigen Herakles-Achthoës. Echnaton-Kamose und Nofretete, die zu dieser Zeit allerdings noch nicht miteinander verheiratet waren, blieben ebenfalls verschont. Nofretete war vermutlich wie ihre Schwester Hatschepsut mit Djoser-Amenophis verheiratet. Seba-Hatschepsut und Nofretete waren Töchter des Chus-"Thutmoses I". Sie entkamen tief in den Süden nach Nubien, wo der Sohn Sethos-Amenophis II des Ramses-Amenophis I in der Höhle Abu-Simbel geboren wurde, jener "Sethos, der nach seinem Vater auch Ramses hieß", bzw. Ameni, der Sohn einer Nubierin. Von "beiden" wird gesagt, sie hätten "das Land Ägypten von Fremden befreit". Ameni-Ramses-Sethos, der spätere Pharao Amenophis (User-) A-cheperu-Re, wurde bereits im Jahre 608/609 ndFl in der besagten Höhle geboren, mithin lange vor Typhon 4. Die Ausrottung oder Vertreibung der Familienangehörigen des Djoser war das Werk des von Aaron-Urmai-Osarsiph zu Hilfe gerufenen Herakles, also indirekt doch eine Tat dieses Ex-Priesters von Heliopolis. Eine Einmischung der Amu-Hyksos aus Jerusalem, wie sie von Manetho beschrieben wird, ist zu diesem Zeitpunkt unwahrscheinlich, da die Amoriter mit eigenen Problemen beschäftigt waren, wie aus Kapitel 4 dieses Bandes zu ersehen ist. Das Ergebnis dieser Fehlsicht stellt sich bei Manetho wie folgt dar: 3. Nach dreizehnjährigem Exil sei der in einer Höhle in Nubien geborene Sohn Sethos des Amenophis, der nach seinem Vater auch Ramses hieß, gegen die Verbündeten gezogen, habe sie besiegt und seinen Vater wieder auf den Thron gesetzt. In einer anderen Darstellung war der Sohn bereits fünf Jahre alt, als er in die Höhle kam. In dieser Passage stecken die meisten Fehler. Ein in der Höhle geborener Knabe kann nicht die Truppen anführen, die seinen Vater nach dreizehnjährigem Exil wieder auf den Thron setzen. Daher musste in einem (späteren?) Bericht das Alter des "Knaben" künstlich erhöht werden, der jedoch tatsächlich erst (5 + 13 =) 18 (besser: 19) Jahre alt war, als er die Truppen befehligte. Allerdings setzten diese Truppen nicht den Vater wieder auf den Thron, sondern den Großvater mütterlicherseits des jungen Mannes: "Thutmoses I" = Chus-Sesostris, der der eigentliche Heerführer gewesen sein dürfte. Man beachte dazu auch den Bericht Herodots im Hinblick auf Sabakos (= Chus-Sebekhotep), den ich weiter oben zitierte. In einem anderen Text, der meines Wissens überhaupt nicht in der konventionellen Darstellung der Geschichte Ägyptens versucht wurde unterzubringen, wird die Befreiung Ägyptens einem gewissen Ameni, dem Sohn einer Nubierin, zugeschrieben, der nicht nur die Fremden aus Ägypten vertrieben, sondern auch dafür gesorgt habe, dass die Jahreszeiten wieder in ihrer richtigen Zeit gekommen seien. Dadurch wird unmissverständlich die Vertreibung von Fremden aus Ägypten mit einer Kalenderänderung in Verbindung gebracht. Selbstverständlich handelt es sich bei Ameni um Osorkon (III = A-cheper-Re), der den Opferkalender reformierte und der mit Amenophis-Sethos II, dem in der Höhle in Nubien geborenen Sohn der Hatschepsut-Merire, identisch ist. Die Mutter des äthiopischen "Nationalhelden" Baïna-Lechem = Paionech bzw. Menelik oder auch Necho, der ebenfalls in dieser Höhle das Licht der Welt erblickt haben könnte, war die spätere Königin (von) Saba, sein Vater war der "äthiopische Fürst" Pianchi. Saba war die Tochter von Echnaton und Ragma, einer Tochter des Chus, und die (Zwillings-) Schwester des Dedan-Didumes-Schabaka. Kamose (* 568) und Ragma (* 577) hatten im Jahre 595/596 entweder kurz nacheinander die Tochter Saba und den Sohn Sabtha-Schabaka oder sogar Zwillinge. Im Jahre 628 ndFl war Ameni oder Serach, der Äthiopier (= U-Ser-A-Cheperu-Re) 19 Jahre alt, als er mit seiner Familie aus Nubien-Äthiopien zurückkehrte. Pharao wurde er erst im Jahre 636 ndFl. Als solcher erscheint er sowohl in der 18. Dynastie als Amenophis II A-cheperu-Re als auch in der 19. Dynastie als der Nubier Sethos II User-cheperu-Re. In der letztgenannten Dynastie ist er einer der Nachfolger des großen Ramses II, der bekanntlich aus mehreren Trägern des Ramses-Namens zusammengesetzt worden ist und der aber auch mit dem Höhlenheiligtum von Abu-Simbel in einem engen Zusammenhang steht. Es ist bemerkenswert, dass die Ägypter überhaupt über eine Heeresmacht gebieten konnten, die in der Lage war, den Amoritern die Absicht auszutreiben, Ägypten zu bedrohen oder gar zu erobern. Trotz der verheerenden Folgen, die die Typhon-Katastrophe in Ägypten zurückgelassen hatte, waren die Ägypter nicht untätig geblieben. Im Gegenteil; sie hatten mit dem Heer, das dereinst mit Chus-Sesostris nach Nubien gegangen war, großen Erfolg in diesem Land gehabt. Im Jahre 8 (KNB = 617 ndFl), im Jahr seiner Absetzung mithin, hatte Chus-Sesostris (III) Nubien bereits bis Kumme und Semne erobert. In beiden Orten, die sich am oberen Nil gegenüberlagen, hatte er je eine Grenzbefestigung errichtet. Sesostris (III) stieß im Jahre 16, das sich nur auf den von ihm eingeführten KNB-Kalender beziehen kann und folglich 625 ndFl bedeutet, über diese Grenze hinaus weiter nach Süden vor und plünderte das Gebiet der dort lebenden Stämme. An der Grenze bei Semne baute er einen Tempel, der eine zweite Grenzproklamation enthielt. Offenbar hatten die Stämme den Eindruck gehabt, dass das verwüstete Ägypten nun auch für sie offenstünde. Ein letztes Eingreifen des Chus-Sesostris (III) ist aus dem Jahr 19 verbürgt, worauf ich schon im Kapitel Typhon 4 eingegangen bin. In diesem Jahr legte er nämlich die Südgrenze Ägyptens auf der Insel Argo fest, was er durch die Aufstellung seiner Kolossalstatue manifestierte, die er genau auf der geodätischen Spitze des Fünfecks dritter Ordnung aufstellen ließ. In diesem Jahr 628 ndFl begann der neue ägyptische Kalender (äg.Kal.). Breasted sieht die Sache so8: Scheschonk I Ches-cheper-Re (Eig.Anm.: Chus-Sesostris) war noch im Besitz von Nubien, und es ist wahrscheinlich, dass die Kataraktengegend noch bis zur Mitte der 22. Dynastie, etwa bis 850 v.Chr., noch zu Ägypten gehörte. ... Nubien war fünf Jahrhunderte lang aufs engste mit Theben und dem Tempel des Amun verbunden gewesen. Die Aufsicht, welche der thebanische Hohepriester führte, war schließlich in einen vollen Besitz Nubiens übergegangen, der 250 Jahre andauerte. Die thebanischen Priester müssen es gewesen sein, die wahrscheinlich als politische Flüchtlinge die Theokratie des Amun begründeten, welche jetzt als ein vollentwickeltes nubisches Königreich vor unserem Blick auftaucht, mit seinem Regierungssitz in Napata, unmittelbar unterhalb des vierten Katarakts. Napata war seit der Zeit Amenhoteps III (Neb-maat-Re), also 700 Jahre lang, ägyptische Grenzfestung gewesen. Obwohl Breasted in der überdehnten Chronologie gefangen ist, so kann man trotzdem sagen, es sei alles weitgehend richtig gesehen; denn Chus-Scheschonk ist der Namensgeber von Kusch = Nubien. Die thebanischen Flüchtlinge, die die Amun-Theokratie dort begründeten, sind zum einen die vor Herakles geflohenen und zum andern die mit Chus-Sesostris nach Nubien gegangenen Exulanten. Die Grenzfestung Napata war vermutlich schon eine Gründung von Djoser-Amenophis I, der hier ebenso wie seine Gemahlin Meren-mut-Naptera = Hatschepsut göttlich verehrt wurde. Nicht auszuschließen ist aber auch, dass Naptera diese göttliche Verehrung ihres Gemahls überhaupt erst in Nubien einführte. Aus Nubien stammte schließlich die Gründerfamilie des Amun-Kultes, nämlich die Vorfahren des Amun-Menes und dieser möglicherweise sogar selbst. Unter Achmose muss es schon einen regelmäßigen Verkehr mit Nubien gegeben haben; denn einige seiner Widersacher und andere politische Flüchtlinge suchten dort Zuflucht. Den Handel mit Nubien kontrollierten spätestens seit der Zeit des Jakob-cheru die Mariannu auf Elephantine (= Heb), die "Wächter des Südtores", die "Herrscher des Berglandes" und "Karawanenführer Ihrer Majestät". Tefnachte (Zaphenat) und Pianchi (Paneach) Ein anderer Feldherr, möglicherweise der Oberbefehlshaber des jungen Ameni, war der oben bereits erwähnte Pianchi, der Sohn des Herihor-Josef-Harchuf, dessen Kinder nach der vierten Typhonkatastrophe zunehmende Bedeutung erlangten. Hören wir, was Breasted über den Äthiopier Pianchi zu sagen weiß9: Um das Jahr 721 v.Chr. (Eig.Anm.: Andere sehen ein Datum um 750 v.Chr.) finden wir den nubischen König Pianchi, der damals schon mehr als 20 Jahre auf dem Thron gesessen hatte, im Besitz von Oberägypten bis hinauf nach Herakleopolis (Eig.Anm.: es muss heißen: hinunter, nilabwärts), etwas südlich vom Fayjum, und alle wichtigeren Städte besetzt von nubischen Garnisonen. Um dieselbe Zeit trat der XXIII. Dynastie bzw. ihrem Vertreter Osorkon III in Bubastis, der in Wirklichkeit nicht mehr als das Gebiet von Bubastis selbst beherrschte, ein energischer und mächtiger Widersacher entgegen in Tefnachte, dem Stadtfürsten von Saïs im westlichen Delta. Dieser hatte alle seine Nachbarn im westlichen Delta unterworfen und hatte in der Absicht, sich auch Oberägypten untertan zu machen, Hermupolis schon eingenommen. Pianchi sandte sein Heer gegen ihn, das ihn ins Delta zurücktrieb und Hermupolis zu belagern begann. Einige Monate später langte Pianchi selbst mit Verstärkung bei Hermupolis an, beschleunigte die Belagerung und erzwang bald darauf die Übergabe der Stadt. Bei dem Jahr 20 (oder höher?) handelt es sich um das Amtsjahr des Pianchi, das - wie bei allen anderen von Chus im Jahre 1 KNB = 610 ndFl eingesetzten Magnaten - ab diesem Jahr gezählt wurde. So verstanden ist dieses Auftreten von Pianchi im Jahr 2 äg.Kal. (oder später) gemeint, also 629 (+ X) ndFl, als Osorkon III A-cheper-Re schon in Bubastis saß. Es kann daraus geschlossen werden, dass Tefnachte im Jahre 20 KNB oder kurz darauf in den Thronwirren nach dem Tode des Chus-Thutmoses einen Putschversuch unternahm, der ihm schon einen großen Vorteil verschafft hatte, bis er von Pianchi, der bis dahin mit seinem Vater Herihor und seiner Gemahlin Saba in Theben als Priester gewirkt und ab dem Jahr 1 die Untersuchungen geführt hatte, angegriffen und besiegt wurde. Dies wäre auch denkbar, wenn es im 21. Jahr nach dem Amtsantritt des Pianchi geschehen wäre, zum Beispiel im Jahre 630 ndFl unter der Regierung des Ramses IV. Dann hätte Tefnachte tatsächlich eine Regierungszeit im Delta gehabt (628-630 ndFl), die mit der konventionell (meistens) mit drei Jahren angegebenen ziemlich gut übereinstimmen würde. Es wird aber auch von einer achtjährigen Regierungszeit gesprochen, die folglich von 622 bis 630 ndFl gedauert haben muss. Der Beginn dieser Regierungszeit fiele in das Jahr des Kamose-Putsches. Auf dem Weg des Tefnachte nach Oberägypten kam Pianchi seinem Bruder schon entgegen, oder besser gesagt: während sich Pianchi noch bei Herakleopolis-Mer aufhielt, war seine Vorhut bereits bis Hermopolis vorgedrungen. Breasted fährt fort: Dann begann er (Pianchi), den Bahr-Yussuf (Eig.Anm.: den von Josef unter Djoser bzw. Chus gebauten Kanal, der vom Nil abzweigend durch das Fayjum, den heutigen Moërissee, ins Delta führte) hinabfahrend, gegen das Delta vorzurücken. Die wichtigeren Städte des westlichen Deltas ergaben sich eine nach der anderen, als sie Pianchis Heeresmacht kommen sahen. In allen Städten, durch die er kam, brachte der nubische König den Göttern Opfer dar und nahm alles erreichbare Eigentum für seine eigene Schatzkammer und den Staat des Amon in Besitz. Diese letzte Szene erinnert zwar sehr an die gottgewollte Plünderung Ägyptens in Exodus (2. Buch Mosis), doch kann man in dem ganzen Vorgang auch die Amun-Restauration nach den Verwüstungen der ägyptischen Heiligtümer durch die Anhänger des Aaron-Petubastis sehen; weiter bei Breasted: Als er (Pianchi) in die Gegend von Memphis kam, fand er die Stadt von Tefnachte sehr stark befestigt. Tefnachte ermahnte die Garnison, sich auf ihre starken Mauern, ihre reichen Vorräte und den hohen Wasserstand, der die Ostseite der Stadt gegen einen Angriff schützte, zu verlassen und ritt selbst nach Norden, um Verstärkungen heranzuholen. Als Pianchi im Norden der Stadt landete, war er über die Stärke der Befestigung überrascht und entwarf einen Angriffsplan, der von großem strategischem Geschick zeugt. Die hohen Mauern im Westen der Stadt waren vor kurzem noch erhöht worden, dagegen hatte man die Ostseite, die durch wahrscheinlich künstlich erhöhten Wasserstand geschützt wurde, offenbar vernachlässigt. Hier lag der Hafen, in dem die Schiffe jetzt so hoch schwammen, dass ihre Bugseile an den Häusern der Stadt befestigt wurden. Wann die Mauern von Memphis erhöht worden waren, ist nicht mit letzter Sicherheit zu sagen; aber der künstlich erhöhte Wasserstand kann durchaus noch von der (einige Jahre zurückliegenden) Typhonkatastrophe (Osorkonflut) stammen. Weiter heißt es: Pianchi sandte seine Flotte gegen den Hafen und nahm mit einem Schlage sämtliche Schiffe weg. Dann übernahm er selbst den Oberbefehl und eilte mit seiner durch die eroberten Schiffe verstärkten Flotte die östlichen Stadtmauern entlang und gewährte seinen Angriffstruppen so einen gesicherten Stützpunkt. Er ließ sofort die Wälle übersteigen und nahm die Stadt ein, ehe ihre Befestigungen im Osten verstärkt werden konnten. Nun unterwarf sich die ganze memphitische Gegend. Auch die Deltafürsten erschienen in großer Zahl und brachten Geschenke für Pianchi zum Zeichen ihrer Unterwerfung. Die Ägypter hatten nicht nur ein Heer aufstellen können; sie besaßen sogar eine Flotte. Offenbar gab es außer Tefnachte noch mehrere abtrünnige Deltafürsten, die sich auch redlich zu verteidigen wussten. Breasted fährt fort: Pianchi überschritt jetzt den Fluss (den Nil) und folgte der alten heiligen Straße nach Heliopolis, wo er am Hafen sein Lager aufschlug. In seinen Annalen wird ausführlich erzählt, wie er das dortige Allerheiligste des Sonnengottes betrat, um nach der uralten, seit den Tagen der fünften Dynastie herrschenden Sitte als sein Sohn und der Thronerbe Ägyptens anerkannt zu werden. Heliopolis war der Kultort des Re. Hier war Pianchis Großvater Aaron-Petubastis-Osarsiph-Peteseph-Potiphar, der nun nicht mehr im Lande war, einst Priester gewesen, und zwar nachdem er Thot-Priester in Hermopolis (Hermupolis) gewesen war. Es ist erwähnenswert, dass beide Orte, in denen Petosiris-Potiphar tätig war, nämlich Hermopolis und Heliopolis, in den Annalen des Enkels erscheinen. Da wir nicht annehmen, dass sich Pianchi zum Pharao krönen lassen wollte, was in Anbetracht der Tatsache, dass er unter den folgenden Pharaonen noch im Dienst war, nicht vorstellbar ist, so müsste Breasted wohl eher davon ausgehen, dass sich Pianchi hier ebenfalls als Reiniger des Tempels betätigte. Nicht umsonst wird an anderer Stelle gesagt, Pinehas (= Pianchi) habe die Ordnung im Lande wieder hergestellt. Weiter heißt es bei Breasted: Hier (in Heliopolis) machte König Osorkon III aus der 23. Dynastie aus Bubastis - jetzt nichts weiter als ein unbedeutender Stadtfürst wie alle übrigen - Pianchi einen Besuch und erkannte die Oberherrschaft des Nubiers an. Dann verlegte Pianchi sein Lager an einen Platz östlich von Athribis und empfing dort die Unterwerfung der Hauptfürsten des Deltas, fünfzehn an der Zahl. Es ist doch ein netter Zug von Ameni-Osorkon-Acheperre, dass er seinem Oberbefehlshaber einen Besuch abstattet. Sollte er auch zu den abtrünnigen, von Tefnachte unterworfenen Deltafürsten gehört haben? Vermutlich nahm Pianchi in Athribis die Neuverteilung der Deltaposten vor, indem er zum Beispiel in Saïs Sechem-/Men-cheper-Re als Nachfolger Tefnachtes einsetzte. Pianchis ausführliche Annalen schildert Breasted weiter: Inzwischen hatte sich der verzweifelte Tefnachte, der aus seiner letzten Festung vertrieben worden war, auf eine der entlegenen Inseln in den westlichen Nilmündungen geflüchtet. Viele Meilen ausgedehnter Deltasümpfe und ein Netzwerk von Bewässerungskanälen trennten Pianchi von dem Flüchtling. Es wäre ein tollkühnes Unterfangen gewesen, in eine solche Gegend ein Heer auszusenden. Als Tefnachte daher Geschenke sandte und eine unterwürfige Botschaft mit der Bitte, Pianchi möge ihm einen Boten senden, mit dem er zu einem benachbarten Tempel gehen und seinem nubischen Oberherrn den Treueid schwören könne, war Pianchi sehr gern bereit, den Vorschlag anzunehmen. Nachdem auch dies geschehen, war Pianchis Ehrgeiz befriedigt. Ein nubischer Pharao hatte nun im ganzen Land Anerkennung gefunden, hatte die Libyer aus der Herrschaft verdrängt und war jetzt Herr über ganz Ägypten. Dass Pianchi seinem leiblichen Bruder vergab, beinhaltet nicht, dass er ihn mit einem Fürstenthron belohnte. Sein weiteres Schicksal ist ungewiss. Während wir sowohl Pianchi als auch seinen Neffen Bokchoris, den Sohn Tefnachtes, in den Amarnabriefen wiederfinden, ist dort von letzterem keine Rede, was allerdings nicht unbedingt heißen muss, dass er zu dieser Zeit nicht mehr lebte. Von Tefnachte hören wir bei Breasted, dass er König über ein unterägyptisches Reich gewesen sei und wenigstens acht Jahre über einen Lehensstaat nach Art der 22. Dynastie geherrscht habe. Diese Zeit sei parallel mit den letzten Regierungsjahren der 23. Dynastie verlaufen, also mit Osorkon (III)-Acheperre und Chus-Takelotis, dem Pharao. Da die 22. Dynastie mit Sechem-cheper-Re Scheschonk IV ebenfalls parallel zu den Aktivitäten des Nubiers verlief, so liegen die in den Annalen beschriebenen Ereignisse ganz eindeutig nach der Rückkehr der ägyptischen Herrscherfamilie aus Nubien. Nach der Absetzung des Tefnachte im Jahre 630 ndFl zog als dessen Nachfolger der mit Scheschonk IV identische Smendes-Manachpiria in Saïs ein, der seit der Rückkehr der Ägypter aus Nubien in Theben der Hohepriester Mencheperre gewesen war. Scheschonk hat seine Feldherrn-Annalen, die genau denen entsprechen, die er als Pharao Thutmoses III/IV in Theben auf einer Tempelwand verewigte, schon in Saïs/Tanis auf einer Tempelwand hinterlassen. Sollten die acht Jahre im Anschluss an die Unterwerfung zu sehen sein, dann hätte Tefnachte bis zum Jahre 638 ndFl im Delta gesessen. Das ist in vieler Hinsicht äußerst unwahrscheinlich. Denkbar wäre jedoch, dass er seit 622 ndFl in einer Deltastadt saß, und dass seine Karriere im Jahre 630 ndFl (entsprechend dem 21. Jahr des Pianchi) zu Ende ging. Seine Annalen hat Pianchi eingraviert auf allen vier Seiten einer Granitstele im Amun-Tempel von Napata, der nubischen Hauptstadt. Daraus ist zu schließen, dass er hier als König eingesetzt wurde, und zwar sehr wahrscheinlich nicht schon von Chus, sondern von Amenophis-Sethos II. Letzter Stand: 8. Juni 2013
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