Fünftes Buch: Die Plagen des Pharao7. Kapitel: Ägypten nach "Typhon 4" (Teil 3)Das Psusennes-Grab in Tanis Wessen Mumie in diesem Sarkophag lag, bleibt offen. Sollte es noch die ursprüngliche sein, was nicht unbedingt der Fall sein muss, dann war es die des Ramses IV User-maat-Re, die dann natürlich nicht ein zweites Mal und an anderer Stelle auftauchen kann. Osorkon-Scheschonk Sechem-cheper-Re = Smendes-Mencheperre wurde ebenfalls als Pharao Thutmoses in einem Pharaonengrab bestattet. Leca fährt fort:
Die von der Vorhalle ausgehenden Seitenkammern hatte Chus für seine Familie angelegt. Die Kammer 1 (die Numerierung ist von Montet eingeführt worden) enthielt einen riesigen aber leeren Sarkophag. Der Name war getilgt, und zwar sowohl vom Sarg selbst als auch von den Wänden. Vermutlich war er für die Hauptfrau gedacht, also für Achmes, die von Herakles ermordet wurde. Sie bekam später, als Chus sein Pharaonengrab anlegte, ebenfalls einen würdigeren Platz. Daher wurde der Name ausgetilgt, um eventuell durch einen anderen ersetzt zu werden. Dazu ist es aber offenbar nicht gekommen. Das höher gelegene Osorkongrab wurde später angelegt, und zwar zu einem Zeitpunkt, als für das darunterliegende Grab des "Psusennes" schon keine Verwendung mehr bestand - oder wegen des Wassereinbruchs während der Osorkon-Flut keine Möglichkeit einer Nutzung bestand. Nachdem das Osorkongrab ebenfalls überflüssig geworden war, standen beide Gräber zur Disposition. Das Grab des Osorkon wurde, wie auch das des Psusennes, in dem Gräberareal gefunden. Der Tempel kann daher erst nach oder in der Zeit Osorkons gebaut worden sein, wurde aber zerstört und in der Zeit des Nechtnebef wieder aufgebaut. Da nun konventionell davon ausgegangen wird, dass Osorkon der Schwiegervater desjenigen Psusennes gewesen sei, der das Grab anlegte und der ziemlich am Anfang der 21. bzw. Priester-Dynastie steht, während Osorkon frühestens am Anfang der 22. Dynastie erscheint, steht die anerkannte Geschichtswissenschaft vor einem anerkannten Dilemma. Zwar könnte man die 21. Dynastie parallel mit der 22. Dynastie sehen, doch zeitlich ist das mit der konventionellen Chronologie nicht zu vereinbaren. Daher "erfand" man einen zweiten Psusennes, der ans Ende der 21. Dynastie und parallel zum Anfang der 22. Dynastie gesetzt wurde, um zumindest eine Gleichzeitigkeit des Schwiegervaters mit seinem Schwiegersohn zu ermöglichen. Allerdings schreckt man auch wiederum nicht davor zurück, bei Bedarf den ersten mit dem zweiten Psusennes gleichzusetzen. In meiner Chronologie sind solche Zwangsmaßnahmen nicht erforderlich. Zwar habe ich auch einen zweiten und dritten Psusennes in die Geschichte eingeführt; doch ich habe damit lediglich einem tatsachenbedingten Erfordernis entsprochen, da der ältere "Psusennes" mit Pesibkenno = Chus-Sebekhotep, der mittlere mit Osorkon-Ramses IV und der dritte mit einem Zeitgenossen der Ptolemäer oder eventuell sogar mit Seth IV = Atlas identisch ist, der vermutlich erst in der Ptolemäerzeit hier begraben wurde. Es lässt sich keine Geschichte mit Widersprüchen aufrecht erhalten, und wenn man, um Widersprüchen auszuweichen, neue erzeugt, dann ist das keine echte Lösung. In meiner Darstellung gibt es zwar alternative Lösungen, doch es finden sich keine Widersprüche in den alternativen und schon gar nicht in den einwandfreien Lösungen. Auch habe ich keine neuen Widersprüche erfinden müssen, um andere zu vermeiden. Bekanntlich hat der Priester Si-Amun das Inhapi-Grab in Deir-el-Bahari im Jahr 10 (= 637 ndFl) verschlossen. Sein Siegel fand sich auch im Psusennes-Grab. Hat Iancha-mu = P-ianchi-Siamun auch dieses Grab im Jahr 10 verschlossen, nachdem er seinen Bruder Amenemope hier beigesetzt hatte? Ich meine, dass das Jahr 10 äg.Kal. = 637 ndFl zu früh wäre für die Bestattung des Amenemope, da dieser als Amanappa noch in der Amarnazeit (um 650 ndFl) lebte. Trotzdem kann das Jahr 10 auch im Psusennes-Komplex eine Bedeutung haben: Da nämlich im Jahre 9 = 636 ndFl Amenophis-Sethos II auf den Pharaonenthron gestiegen war, könnte mit Jahr 10 die Übertragung (Schenkung) des Grabes an die Heb-Familie (Josef und seine Söhne) durch den neuen Pharao verbunden werden, die dann zur Ausmeißelung aller Namen der Vorbesitzer auf den Sarkophagen führte. Bis zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Übertragung war noch keine Mumie hier beigesetzt worden. Das erleichterte eine mögliche Schenkung ungemein. Die erste Beisetzung war die des Amenemope. Mutnedjem und Amenemope Mutnedjemi soll die Schwester der Nofretete gewesen sein, was natürlich in der konventionellen Chronologie mit der Zeit der Priester-Dynastie nicht zu vereinbaren ist. Deshalb wird diese Mutnedjemi auch nicht wie die "andere" mit der Gemahlin des Haremhab (18. Dynastie), die diesem die Pharaonenwürde verschafft haben soll, gleichgesetzt. Weder die zeitliche Trennung noch die Heirat aus dem angegebenen Grund entsprechen den Tatsachen. Konventionell ist man ohnehin der Ansicht, Nofretete sei eine mitannische Prinzessin gewesen, und mir fällt es schwer zu glauben, dass eine Schwester dieser Ausländerin durch ihre Ehe mit einem Ägypter diesem den Weg auf den Thron geebnet haben soll. Diese Konstruktion ist schlichtweg an den Haaren herbeigezogen. Ich will bei dieser Gelegenheit den "Haremhab-Wirrwarr" aufgreifen, der zwangsläufig in der falschen Chronologie aufkommen musste: Necht-cheperu-Re Hor-em-heb stammte aus der Hor-Dynastie aus dem Lande "heb", also von den Mariannu, der Nachkommenschaft des Jakob(-her), ab. Er begann seine Laufbahn in sehr jungen Jahren, vermutlich in den Diensten des Taharka Neb-cheru-Re, dem Napchuria der Amarnabriefe, der irrtümlich für Echnaton Nefer-cheperu-Re gehalten wird. Dieser Missgriff wird uns in späteren Kapiteln noch beschäftigen. Der General pa-Aton-em-heb des richtigen Echnaton-Kamose ist nach konventioneller Ansicht mit obigem Haremhab identisch. Das ist nicht korrekt. Er ist dessen Großvater. Er ist der General Amen-em-heb des Thutmoses-Mencheperre, und er ist der oben erwähnte Priester Amenemope oder Amenophthis, dessen Mumie im Sarkophag seiner Gemahlin gefunden wurde. Er ist sehr wahrscheinlich auch der Hohepriester Amenophis von Theben, dem "Gewalt angetan wurde" und von dem weiter oben schon die Rede war. Außerdem ist er der General Amanappa in den Amarnabriefen. Darauf komme ich ebenfalls noch zurück. Amenemheb ist ein Sohn Josef-Herihors, der selbst auch ein General und Flottenkommandant war (unter dem schon zitierten Namen Udja-Hor-se-ne-Re Heri-otef). Er dürfte um etwa 585 ndFl geboren sein, trat in die Dienste Echnatons um 617 ndFl ein und starb nach 650 ndFl. Als seinen Sohn sehe ich Nefer-uach-ib-Re = Apries-Hophra-Nepherites an, der um 635 ndFl geboren wurde. Den um 657 ndFl geborenen Necht-Hor-em-heb, Nechthor, Nechtichur oder (H)Akoris, den richtigen Haremhab, der in anderen Texten auch Harmais heißt und als Vorgänger des Ramses I gilt, von dem er abgesetzt worden sein soll, halte ich für den Sohn des Apries. Diese Absetzung entspricht übrigens in etwa der Absetzung des Apries durch den oben mit Ramses I identifizierten Amasis. Zwar war Apries der mutmaßliche Vater des Necht-Hor-em-Heb, aber dieser war dann wieder ein Nachfolger des Amasis und dessen Sohnes Psamtschek = Sethos I = Ptolemaios-Euergetes(-Physkos). Der Leser ahnt schon, dass auch in der Ptolemäerzeit noch kein Ende des konventionellen Chaos' zu erwarten ist. Das alles gehört natürlich erst in ein späteres Kapitel. Eingehen muss ich aber noch einmal auf die Verwechslung Haremhabs mit Djoser = Zeser-cheperu-Re = Sesostris-Amenophis-Ramses I. Letzterer war mit Meren-mut-naptera (= Hatschepsut) verheiratet, was zu der Annahme verleiten könnte, Mutnedjemi, die oben erwähnte Schwester Nofretetes und angebliche Gemahlin des "Haremhab Zeser-cheperu-Re", sei Hatschepsut, die auch den Namen Mut-em-udja hatte. Die Namen Mutnedjemi und Mutemudja unterscheiden sich jedoch deutlich voneinander, so dass eine Identifizierung der einen Schwester mit der anderen unangebracht ist. Vielmehr bestätigt die Ehe der Mutnedjemi mit pa-Atonemheb = Amenemheb (statt Haremhab), dass diese drei Frauen Schwestern waren und als getrennte Personen zu sehen sind. Die dritte Tochter des Chus, die Schwester von Nofretete = Mut-nofret und Hatschepsut = Mut-em-udja, hieß demnach Mut-ne-djemi.t (das Endungs-"t" wird nicht gesprochen). Sie war in erster Ehe mit Osorkon-Psusennes-Ramses IV und in zweiter Ehe mit Amenemheb-Amanappa-Amenemope-Amenophis-Amenophthis verheiratet. Sie muss vor den Nachstellungen des Herakles-Achthoës ebenfalls sicher gewesen sein wie ihre beiden Schwestern. Das kann sie als Gemahlin des aus der von Herakles weitgehend verschonten Sethariden-Familie stammenden Ramses IV (und Mutter des Ramses V?) durchaus gewesen sein. Gegen dieses Geschlecht wollte oder konnte Herakles offensichtlich nichts ausrichten. Trotzdem müssen es einige Mitglieder dieser Familie vorgezogen haben, nach Nubien zu fliehen. Siamun gilt als der Nachfolger des Amenemope. Da ersterer mit pa-Incha-si-amun, also mit Pianchi, identisch ist, mit dem Sohn des Herihor, kann die Reihenfolge der Deltakönige nach der Typhon-Katastrophe genau angegeben werden. Es sind auch die Priesterkönige der 21. Dynastie, wenn man von Herihor absieht, der in Theben Priesterkönig war, und von Painozem, der es zum Pharao gebracht hatte. Menelik und die Königin von Saba Während ihres Exils in Äthiopien (= Nubien) wurde Saba, die Tochter von Kamose und der Chus-Tochter Ragma, mit Pianchi verheiratet; denn in Äthiopien muss ihr Sohn von diesem "äthiopischen Fürsten" geboren worden sein. Bei dem Sohn handelt es sich um den legendären äthiopischen König Baïna-Lechem, den andere für einen Sohn der Königin von Saba und des Salomo halten. Die hebräische Bezeichnung Malchat Scheba für die "Königin von Saba" kann nun sowohl Chat-Schep-sut gelesen werden als auch Königin Saba. Das hat Velikovsky zu der Annahme verleitet, Hatschepsut sei die Königin von Saba aus dem Alten Testament gewesen, die auch nach äthiopischer Tradition den König Salomo in Jerusalem besuchte. Was das AT jedoch überhaupt nicht erwähnt, wird in Äthiopien freimütig erzählt: Die Königin von Saba habe von dem König Salomo einen Sohn empfangen, den sie Baïna-Lechem bzw. Menelik genannt habe. Was die Äthiopier hingegen auslassen, ist der Hinweis, die Königin von Saba sei die ägyptische Pharaonin Hatschepsut gewesen. Alle diese Spekulationen sind nicht zutreffend. Die später aus dem Jemen kommende Königin von Saba lebte tatsächlich zur Zeit des Hohenpriesters Salomo von Jerusalem, dem sie möglicherweise einen Besuch machte. Sie wird als Zabibe von Arabien in einer assyrischen Tributliste von Tiglath-Pileser aufgeführt. Zu dieser Zeit war Hatschepsut vermutlich schon längst tot. Salomo ist sowenig der Vater des Baïna-Lechem wie die Ägypterin Hatschepsut die Königin von Saba und schon gar nicht die Mutter von Baïna-Lechem war. Dessen Mutter war die oben erwähnte Saba oder Zabibe, die spätere Königin von "Reicharabien". Deren Mutter Ragma mit einer anderen Chus-Tochter, mit der oben erwähnten Gemahlin Mutnedjemi des Ramses IV wie des Amenemope zu identifizieren, ist zwar verlockend, aber auch nicht zwingend. Wie es dazu kam, dass die Gemahlin des Pianchi später auf der Arabischen Halbinsel eine große Karriere machte, ist nicht ganz einwandfrei zu klären. Ich habe aber schon seit langem den Verdacht, dass "Reicharabien" eine Kolonie der Ägypter war wie Kolchis-Punt. Die ägyptischen Reisen in das "Goldland Ophir", von dem auch im AT gerade zu der Zeit die Rede ist, in der Usia-Asarja-Salomo lebte, könnten unter Umständen auch als Reisen nach "Reicharabien" aufgefasst werden. Die Ägyptologie sieht Ophir allerdings in Somalia am Horn von Afrika. Baïna-Lechem oder Menelik hat viele Namen. Er ist zunächst der Sohn Paionech des Pianchi aus der 21. Dynastie. Am bekanntesten ist er aber unter seinem Namen Necho bzw. Nekos (bei Herodot). Noch der letzte "Kaiser" von Äthiopien (im 20. Jhdt.), Haile Selassi, führte den Titel "Negus", der sich zweifellos von Necho herleitet. Necho ist zudem der Stammvater Lagos (abgeleitet von Mene-Lik) der Ptolemäer-Dynastie, und schließlich ist er Psammetich I der Große; dieser Name bedeutet Ptahmaat; Ptolemaios hingegen bedeutet Ptah-Ramesse = Sohn des Ptah-Re, wodurch seine Abstammung auf den Stammvater aller Ptah-Ramessu zurückgeführt wird, nämlich auf Achmose. Auf Baïna-Lechem komme ich in einem späteren Kapitel ausführlich wieder zurück. Die Götter sind "zufrieden" Wie ich an früherer Stelle schon sagte, bestand die Aufgabe der Amun-Priester hauptsächlich darin, den rechtmäßigen Thronfolger ausfindig zu machen und zu krönen. Wenn dies den Vorschriften entsprechend geschehen war, dann musste Amun "zufrieden" (ägypt.: hotep) gestellt sein. Folglich trug der rechtmäßige Nachfolger den Namen oder den Titel Amunhotep, Amenhotep oder Amenophis. Wenn darüber hinaus auch noch der Gott Ptah zufrieden war, dann ist aus dem Namen oder Titel Ptahhotep abzuleiten, dass es sich bei diesem Nachfolger um einen Nachfahren des Ptah-Achmose handelt. Und wenn nun auch noch Seth rehabilitiert wurde, wie es zur Zeit der Ptolemäer offensichtlich geschah, dann kann man davon ausgehen, dass diese sich nach allen Seiten abgesichert hatten, um unangefochten auf dem Thron sitzen zu können. Dass alle drei Gottheiten auch zu den Vorfahren des Necho, des Stammherrn der Ptolemäer, gehörten, geht aus folgendem Schema hervor: ==========================================================
ZEUS-ADAM I +-------------------------------------------+ | | KAIN-SETH I "ABEL"-JAPETOS | | ISAAK-SETH II METHU(SA)EL | | POSEIDON-SETH III AMUN-MENES ZEUS-ADAM II | | | TEM-ATLAS-SETH IV CHAT-HOR --- oo ---- HERMES-THOT | | +----------------------+ | ANUBIS-PHIOPS KASSIOPEIA | | | | | AARON-POTIPHAR oo NECHT-ANDROMEDA oo ACHMOSE-PTAH | (Urenkel ISAAKs, | | | Enkel JAKOBs) | | | | | | JOSEF-HERIHOR oo ASNAT CHUS-SESOSTRIS | (Urenkel ISAAKs, | | | Enkel JAKOBs) | | | | | KAMOSE ----- oo -------|------------------- RAGMA | | SABA ------- oo ------ PIANCHI | PAIO-NECHO MEN-TEM-CHAT ========================================================== Aus dem Schema geht aber auch hervor, durch welch dünnen Faden Necho-Psammetich-Ptolemaios mit der Ptah-Linie verbunden war: über seine Großmutter Ragma mütterlicherseits! Die Sethariden-Linie war ein dickes Seil im Vergleich zu den Ptah- und Amenhoteps, zumal in den Sethariden auch noch Nachfahren Jakobs enthalten sind, die in diesem Schema nur angedeutet sind. Aus der Linie Jakob kommt zudem noch ein semitisches Element in die Ptolemäer-Familie, was natürlich auch für die Abstammung von Methu(sa)el gilt. Die Namenskette Men-Tem-Chat, die nach der Ansicht von Breasted "zu einem Magnaten aus der Zeit des Psammetich I gehört", nach meiner Ansicht jedoch zu Necho-Ptah-maat direkt, weist außerdem auf die Herkunft des Necho von den Göttern Amun-Menes, Seth-Schu-Tem und Chat-Hor = Hathor hin. Der Feldzug des Jahres 629 Solange Scheschonk-Mencheperre in Theben saß, war Osorkon-Ameni-Acheperre, der Sohn der Nubierin Hatschepsut und des Ramses-Amenophis (I = Djoser-cheper-ka-Re), jener Sethos, der nach seinem Vater auch Ramses hieß, der Feldherr des Pharaos Chus-"Thutmoses I", seiner Mutter Hatschepsut und des Ramses IV, seines Stiefvaters. Er war zwar noch jung; aber seine körperliche Stärke war sprichwörtlich. Er hatte 628 ndFl nicht seinem Vater Amenophis I auf den Thron, geholfen, sondern seinem Großvater und Onkel Chus, der elf Jahre zuvor seinen Thron an Phiops-Anubis-Ramses verloren hatte. Osarsiph-Aaron war daran überhaupt nicht beteiligt gewesen. Dies alles geriet bei Manetho fürchterlich durcheinander. Ameni-Sethos begann seine Annalen mit dem neuen Kalender, also mit "Jahr 1" (äg.Kal. = 628 ndFl). Man hat darunter - wie so oft - seine Regierungsjahre als Pharao verstanden. Das ist natürlich falsch und naiv; denn ein Pharao liegt nicht vor seinem Regierungsantritt faul in der Sonne, um dann als Gottkönig die Mühen vieler Feldzüge auf sich zu nehmen. Selbstverständlich sind die Jahresangaben in Feldherrn-Annalen niemals oder höchst selten Regierungsjahre als Großkönig oder als Pharao. Wenn die Annalen des späteren Pharaos Amenophis II Acheperure für "Jahr 2" seinen ersten großen Syrien-Feldzug vermerken, dann bedeutet das, dass er im Jahre 629 ndFl bereits einen Feldzug in Syrien-Palästina führte, und zwar als Feldherr Serach, der Äthiopier und nicht als Pharao. Weiter oben hatte ich den Namen Serach, den er im AT trägt, bereits hergeleitet. Was aber hatte es mit diesem Feldzug auf sich? Breasted, der leider in der falschen Chronologie und allen damit verbundenen irrigen Vorurteilen befangen war, hat diesen Feldzug wie folgt beschrieben27: Amenhotep (= Amenophis II) hatte mit seinen Truppen im April seines zweiten Regierungsjahres (1449 v.Chr.!) Ägypten verlassen. Anfang Mai traf er in Nordpalästina auf den Feind und lieferte sofort eine Schlacht gegen die Fürsten vom Libanon bei Schemesch-Edom (es müsste heißen: in Schemesch-Edom = Ostjordanland). Wie sein Vater (gemeint ist Thutmoses III, der irrtümlich für den Vater des Amenophis II gehalten wird) es so oft vor ihm getan hatte (in Wirklichkeit liegen die Feldzüge Thutmoses' III überwiegend später als die des Serach-Ameni), führte er persönlich seine Truppen an und nahm selbst am Handgemenge teil (!). Mit eigener Hand erbeutete er 18 Mann und 16 Rosse. Wenn er dies alles in seiner Eigenschaft als Pharao getan hätte, dann wäre das so, als sei eine Bienenkönigin selbst zum Honigsammeln ausgeflogen. Und das Ende war, dass der Feind in Verwirrung geriet und zurückgeschlagen wurde. Anfang Juni hatte er die Verbündeten von Naharina (Es handelte sich präzise um die Amoriter, die Kedor-Laomor 616 ndFl nach Edom und - möglicherweise - kurz vor der Rückkehr der Ägypter sogar nach Ägypten hineingeführt hatte.) auseinandergesprengt, sieben von ihren Fürsten in Tichsi (gemeint ist wohl das in den Amarnabriefen matu tachschi genannte Land: Phönizien, das Land des Tachtim-Hodschi = Isaak) gefangengenommen, die Stadt Nii wiedererobert (war von Chus bereits fast dreißig Jahre zuvor erobert worden) und seine belagerte Garnison in Ithaki entsetzt (Eine Garnison konnte hier noch nicht bestanden haben; es handelt sich vermutlich um Geiseln aus der vortyphonischen Zeit, wie wir es im Wen-Amun-Bericht bei Zakar-Baal sehen werden.) ... Die nicht-kursiven Texte in Klammern sind eigene Anmerkungen zum Breasted-Text. In der Tat war das ein großer Triumph für Ägypten und ganz besonders für den jungen Heerführer. Es handelt sich hier um denselben Feldzug, der in 1. Mose 14 beschrieben wird. Dort heißt es, Kedor-Laomor habe zwölf Jahre über Edom geherrscht (in Wirklichkeit die Amurru-Amoriter des Amraphel von Sinear = Samsi-Adad), im 13. Jahre sei es aber abgefallen. Edom war demnach von 616 bis 628 ndFl amoritisch, und zwar sowohl Ost- oder Schemesch-Edom als auch West-Edom oder Israel. Im 14. Jahr seien Amraphel von Sinear und seine Verbündeten, die Herren Kedor-Laomor von Elam, Tidhal(yattes = Tudhaliyas), der König der Heiden, und Arioch von Ellasar (= Zariku von Assur, Nimrod) nach Edom gezogen, "dass sie es zurückgewännen". Nach anfänglichen Erfolgen (hauptsächlich im Siddim-Tal, das zu Schemesch-Edom gehörte) mussten sie geschlagen abziehen. Von einem Zug der Amoriter nach Ägypten weiß dieses Kapitel nichts. In diesem Zusammenhang rühmt 1. Mose 14 Abraham, der die Amoriter bis in die Gegend von Damaskus (Land Hoba = Ube) verfolgte und ihnen die Beute wieder abnahm. Von der ägyptischen Heeresmacht unter Ameni ist keine Rede in 1. Mose 14; doch wir wissen, dass Abraham, seit ihn 617 ndFl der ägyptische Feldherr Chu-Sebek (= Sebekchu, Bok-choris) in Sichem (= Sekmem) gefangengenommen hatte, in Ägypten war, wo er sogar miterlebt hatte, wie der Pharao geplagt wurde. Er wurde - wie ich oben schon sagte - nach diesem Feldzug im Jahre 629 ndFl als ägyptischer Statthalter in Hebron eingesetzt. Zu Begegnungen der Züge von Aaron und Ka-Mose mit dem Heer der Ägypter sowie mit Abraham kann es durchaus gekommen sein. Hierüber wird in einem gesonderten Kapitel abgehandelt. Osorkon-Ramses IV Die Absetzung Hatschepsuts durch Osorkon-Ramses IV gehört in dieses Jahr 629 ndFl, in welchem "der weibliche Horus", wie die bärtig dargestellte Pharaonin in dieser Phase ihrer Herrschaft genannt wurde, nur wenige Monate auf dem Thron gesessen hat. Osorkon-Ramses IV werden konventionell vier Regierungsjahre zugebilligt. Das ist aber ein Missverständnis; denn sein Tod beendete seine Regierung im Jahre 4 (äg.Kal. = 631 ndFl), im 21. Jahr der mit dem KNB-Kalender parallel verlaufenden Annalen des Thutmoses Mencheperre. Der Nachfolger des Osorkon-Ramses (IV) User-maat-Re setpen-Amun-Re auf dem Pharaonenthron war, wie schon mehrfach erwähnt, sein Sohn Ramses V. Im Jahre 631 ndFl übersiedelte Smendes-Thutmoses III nach Saïs-Tanis im Delta, von wo aus der spätere Pharao Thutmoses IV Mencheperure in den folgenden zwei Jahrzehnten seine syrischen Feldzüge gegen den elenden Fürsten von Naharina führte, mit dem wir uns im nächsten Band erst befassen werden, wo auch die Feldzüge selbst und die neuerlichen ägyptischen Thronwechsel besprochen werden. Ipuwer wird rehabilitiert Im Kapitel Die Wiederholung der Geburten versprach ich dem Leser, auch auf die späte Rehabilitierung des Paur-Pewero = Ipuwer einzugehen, der von Paser-Peser = Aaron-Petosiris beschuldigt worden war, in Grabplünderungen verwickelt gewesen zu sein. Wie wir gesehen hatten, war es schon unmittelbar nach den sogleich durchgeführten Untersuchungen (im Jahre 613 ndFl) zu einer ersten Rehabilitierung Peweros gekommen. Trotzdem muss ihm daran gelegen haben, auch für die angebliche Plünderung des Ramses-Amenophis-Grabes von aller Schuld gereinigt zu werden, da seine Verantwortung für die Totenstadt nun einmal gegeben war. Leca - und vermutlich andere Altertumskundler auch - sehen einen Vorgang, der erst nach der Katastrophe Typhon 4 zu datieren ist, für die zeitlich unmittelbare Konsequenz der obigen Ereignisse an. In dem betreffenden Schriftstück wird ein Datum angegeben, das die Ansetzung des Dokuments vor der Typhon-Katastrophe aber ausschließt. Das Dokument nimmt allerdings Bezug auf die Vorfälle in den früheren Jahren, und ich bin der Ansicht, dass bei der Interpretation bzw. Übersetzung dieses Textes einige auf Voreingenommenheit zurückzuführende Irrtümer unterlaufen sind. Wir lesen das Zitat bei Leca28: "Seht, Chaemuse, der Gouverneur der Stadt und Wesir, hat den Metallarbeiter Pichare, den Metallarbeiter Pikam und den Metallarbeiter Zaroj vorführen lassen, alle drei aus dem Tempel von Ramses III. Der Wesir sprach zu den großen Prinzen des Tribunals: 'Dieser Prinz der Stadt hat am 19. Hathor des Jahres 16 ...' Zunächst bis hier. Im Jahre 16 KNB = 625 ndFl war Chaemuse nicht mehr der Wesir. Er war bereits König von Mittelägypten gewesen und hatte 622 ndFl nach dem fehlgeschlagenen Putsch das Land verlassen. Es ist also entweder das Datum falsch gelesen worden, was bei alten Texten nicht selten vorkommen kann, oder es handelt sich hier um eine falsche Interpretation des Vorgefallenen. Das Jahr 16 ergibt auch in anderer Datierung keinen besseren Sinn als den, dass es sich tatsächlich um das Jahr 625/626 ndFl handelt. Es besteht die Möglichkeit, dass Kamose, der bekanntlich unmittelbar nach der Katastrophe nach Ägypten zurückkam, den Prozess wieder aufrollte. Schließlich wollte er sich zum Pharao krönen lassen und musste gewissermaßen als Vorbedingung hierzu Paur-Ipuwer endgültig rehabilitieren. Er, der möglicherweise neuernannte Wesir, könnte selbst hier sprechen: "Der Wesir (Eig.Anm.: der um seine Rehabilitierung bemühte Ipuwer) sprach am 19. Hathor des Jahres 16 zu den großen Prinzen des Tribunals (Eig.Anm.: gemeint sind meines Erachtens die Gaufürsten, die dem GPH zufolge in dieser Zeit noch im Amt waren): Seht, Chaemuse, der (damalige !) Wesir und Gouverneur der Stadt, hat (damals!) den Metallarbeiter ... usw. vorführen lassen, ... Der Text geht dann mit einer Titulierung weiter, die zwar zu Chaemuse passt, der damals tatsächlich "Prinz" war; aber wenn Chaemuse hier als der Wesir sprechen soll, dann ist es unlogisch, wenn er wie folgt fortfährt: "Dieser Prinz der Stadt hat (Eig.Anm.: nicht am 19. Hathor des Jahres 16, sondern 'damals', 613 ndFl) vor den Inspektoren und Arbeitern der Nekropole gewisse Behauptungen fallen lassen im Beisein von Nesamun, dem Vorschneider des Königs und Schreiber des Pharaos, und in verleumderischer Art und Weise von den großen Plätzen, die sich am 'Ort der Schönheit' befinden, gesprochen." Es spricht hier der derzeitige Wesir von dem damaligen Wesir und Prinzen Chaemuse, dem "Verleumder": "Aber ich, der Wesir dieses Landes, habe mich mit Nesamun, dem ..., dorthin begeben. Wir untersuchten die verschiedenen Plätze, die, wie der Prinz der Stadt zu sagen beliebte, von den Metallarbeitern vom Tempel von Ramses III, dem Wohnsitz des Amun, erbrochen worden sein sollen, und haben diese unberührt vorgefunden." Offensichtlich hatte sich Chaemuse damals von Paser-Peser aufwiegeln lassen, dem jetzigen Wesir und damaligen Stadtvorsteher der Nekropole eine Beteiligung an Grabplünderungen vorzuwerfen. Wie wir aber schon in dem früheren Kapitel gesehen haben, war alles gar nicht so schlimm: "Also muss auch alles andere, was er (Eig.Anm.: gemeint ist Prinz Chaemuse oder auch der hinter allem steckende Peser) vorgebracht hat, unrichtig sein. Seht, die Metallarbeiter stehen vor euch (Eig.Anm.: offenbar hatte Ipuwer sie nach mehr als zehn Jahren und nach der Katastrophe als Zeugen auftreiben können), lasst sie berichten, was sich abgespielt hat. Wir haben sie verhört und festgestellt, dass sie Kenntnis von keiner der Örtlichkeiten in der Stadt der Toten, über die der Prinz der Stadt gesprochen hat, gehabt haben. Aus diesem Grund ist (damals) der Denunziant (Eig.Anm.: gemeint ist natürlich Peser-Paser und nicht der Prinz Chaemuse) auch für schuldig befunden worden. Die Hohenpriester erklärten (damals) das Leben der Metallarbeiter aus dem Tempel von Ramses III für gerettet." Mit den Metallarbeitern wurde auch Ipuwer nach der Typhon-Katastrophe, die er in so eindringlichen Versen beschrieben hatte, nochmals von dem Vorwurf der Plünderung von Gräbern reingewaschen. Ich meine, dass diese Interpretation glaubwürdiger ist als die konventionell vertretene, die diesem Text eine weniger glaubhafte Auslegung zuteil werden lässt. Entscheidend für die nachtyphonische Datierung dieses Textes ist die Jahreszahl 16, die sich sonst nirgendwo anders unterbringen lässt als im Jahre 625 ndFl. Hatschepsut und Nofretete Auf den folgenden Seiten werden dem Leser die zahlreichen Namen der Chus-Töchter in einer Zusammenfassung (mit nur kurzen Erläuterungen) vorgestellt.
Die in diesem Kapitel eingehend besprochene Schwester der Hatschepsut mit Namen Mut-ne-djemi.t ist nicht mit Makare-Hatschepsut identisch. Sie kann auch nicht mit Nes-en-per-mut identisch sein, der Mutter des Nechthor-em-heb, "hervorgegangen aus Nesenpermut ", wenn dieser erst der Enkel des Amenemheb war. Die Parallel-Geschichte
Letzter Stand: 11. Juni 2013
|