Sechstes Buch: Das Olympische Zeitalter von 624 bis 642 ndFl
5. Kapitel:
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Die Etrusker und die Könige von Rom
(3. Teil)
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Es ließe sich übrigens eine andere, meines Erachtens sogar bessere Deutung des Namens "Pompilius" ableiten: "pompe" ist das sabellische (sabinische) Zahlwort "fünf". Die Väter bestätigten die Wahl des Sabiners Numa Pompilius zum fünften König von Rom. Diesen fünften Platz muss Numa Pompilius also mit seinem Vater Tarquinius, der Livius zufolge der fünfte König von Rom gewesen sein soll, tauschen. Auch die Vogeldeuter sahen keine Einwände der Götter gegen diese Wahl. Das Ritual, das der Priester bei der göttlichen Ernennung des Numa zum König anwendet, beschreibt Livius sehr genau; der Übersetzer und Kommentator Robert Feger ist aber der Ansicht, dass Livius hier "anachronistisch" handele, da das von ihm beschriebene Ritual östlicher Herkunft und von den Etruskern übernommen worden sei. Dieser vermeintliche Anachronismus erweist sich als Folge der falschen Chronologie und der falschen Geschichte; denn Tarquinius und Numa waren ja Etrusker "von östlicher Herkunft" im Sinne von Tyrsenern.
Numa Pompilius führt sogleich Reformen durch, und zwar nicht nur hinsichtlich des Rechts und der Gesetze, sondern vor allen Dingen im Hinblick auf die Religion. Er wollte den Menschen die Furcht vor den Göttern wieder beibringen. Er richtete Priesterämter für Jupiter, Quirinus und Mars ein und (Livius 20,3) wählte Jungfrauen für Vesta aus, ein aus Alba stammendes und der Familie des Gründers nicht fremdes Priesteramt.
Meines Erachtens geht auf Numa Pompilius die Gründung des Vesta-Kultes überhaupt erst zurück; denn er ist ja auch Numitor, der Vater der Vestalin Rhea Silva, der Mutter der angeblichen Zwillinge Romulus und Remus. Die Göttin Vesta war die Göttin des staatlichen Herdfeuers und Hüterin des Nahrungsvorrats. Sie ist mit der persischen Vasthi-Esther ebenso identisch wie mit der assyrisch-babylonischen Ischtar und der jüdischen Astharoth. Sie ist Asterie-Astyoche = Leto, die Gattin des Perses-Pusarummas-Erechthonios = Zeus II.
Im Rundtempel der Vesta auf dem Forum brannte ein dauerndes Feuer, das alljährlich am 1. März, dem Jahres- und Frühlingsbeginn, erneuert wurde. Besorgt wurde der Kult vom Pontifex Maximus, dem die Virgines Vestae, die vestalischen Jungfrauen, zur Seite standen. Die Vestalien, das eigentliche Fest der Vesta, fanden aber am 9. Juni statt.
Ganz allgemein kann um diese Zeit das Aufkommen eines verbreiteten Ischtar-Kultes im Vorderen Orient beobachtet werden. Velikovsky hat das mit dem Auftauchen des Planeten Venus (= Ischtar) zu erklären versucht, das heißt mit dem Einschwenken des Typhon auf eine fast kreisförmige Sonnenumlaufbahn, wie sie heute noch besteht. Dazu möchte ich weder eine eigene Meinung abgeben noch nach einer Verbindung zu dem scheinbaren Sonnenstillstand des Jahres 676 ndFl suchen. In diesem Zusammenhang ist aber die Reform des Kalenders durch Numa Pompilius bemerkenswert; Livius schreibt dazu:
(19, 6) Aber zuallererst teilt er das Jahr nach dem Mondlauf in 12 Monate ein; weil aber der Mond in einem Monat keine 30 Tage ausfüllt und sechs (!) Tage zu einem vollständigen, dem Sonnenlauf folgenden Jahr fehlen, richtete er es durch Einschub von Schaltmonaten so ein, dass jeweils wieder im 20. Jahr die Tage mit dem Sonnenstandpunkt übereinstimmten, von dem sie ausgegangen.
Wenn die Historiker doch endlich einmal begreifen würden, dass man Kalender nicht einfach grundlos ändert oder neu erschafft, so, als habe man vorher nichts Gescheites auf dem Gebiet der astronomischen Zeitmessung besessen, sondern dass man Kalender immer nur dann ändert, wenn sich gravierende Änderungen am Jahreslauf bzw. Sonnenumlauf der Erde ergeben hatten, wie es in der jetzt in Rede stehenden Zeit durch den scheinbaren Sonnenstillstand des Jahres 676 ndFl verursacht worden war.
Der Mond hatte auch damals vermutlich schon eine synodische Umlaufzeit von ungefähr 29,5 Tagen, das heißt von Neumond bis Neumond. Zwölf Monate ergeben nach heutigem Kalender (12 x 29,5 =) 354 Tage. Demnach fehlen heute am vollen (tropischen) Sonnenjahr (365,25 minus 354 =) 11,25 und nicht 6 Tage. Diese Differenz ergab sich in dem davor bestehenden Olympiaden-Jahr, das allerdings genau 361,25 Tage umfasste. Livius wusste nicht mehr, dass das Jahr zu der Zeit des Numa Pompilius völlig anders aussah als zu seiner Zeit. Auf die Reform des Numa bin ich in Band 1 (Erstes Buch, 7. Kapitel Kalender und Chronologie) schon ausführlich eingegangen.
Ovid sagt, dass Numa-Pompilius bei seiner Kalenderreform weder den Janus noch die Schatten der Altvorderen übersehen habe, das heißt, dass er die Monate Januar und Februar in den (Epagomenen-)Kalender einfügte im Anschluss an den 10. Monat, den Dezember (latein. decem = Zehn). Das römische Kalenderjahr hatte vorher nur zehn Monate zu 36 Tagen und begann am 1. März, dem Monat des Mars, des wichtigsten Stammvaters der Tyrsener wie der Aeneïden, des Seth I = Quirinus = Vulkan = Ares I.
Diese Kalenderreform war durch die Entstehung des 375Tage-Jahres (des Epagomenen-Jahres) bereits im Jahre 676 ndFl fällig geworden, wurde aber offenbar erst frühestens sechs Jahre später durchgeführt. Livius bezieht sich mit der Angabe zu der Sechstage-Differenz auf das Olympiaden-Jahr, nicht aber auf das für Numa in Frage kommende Epagomenen-Jahr. Schon im Olympiaden-Jahr war eine Schaltung erforderlich gewesen, da das tropische Olympiaden-Jahr 361,25 Tage umfasste, also 1 1/4 Tag mehr als zehn mal 36 Tage. Dieses Jahr war für die Römer in Italien nur etwas mehr als dreißig Jahre gültig gewesen. Andere Völker (Griechen, Juden) hatten den Vierjahreskalender mit 48 Monaten plus einem Schaltmonat. Wie die Römer ihren Kalender schalteten, ist nicht bekannt; aber weder der Olympiaden noch der Epagomenen-Kalender lassen sich mit einem Zwanzigjahreszyklus schalten. Was Livius hier meint, kann ich nicht beantworten. Der Kalender des Numa-Pompilius war bis zum Jahre 728 ndFl in Gebrauch und musste dann dem noch heute gültigen Platz machen, der auf ein Jahr zu 365,2422 Tagen zugeschnitten und der einzige ist, den Livius erlebte.
Unter der Regierung des friedliebenden Numa Pompilius wurde "ganz unten am Argiletum" der Janus-Bogen errichtet als Anzeiger für Krieg und Frieden. Janus (= Ja-Anus) war der arisierte sumerische Gott Anu, identisch mit dem Ur-Anos der Griechen wie mit dem Ja-Hue (= Jaweh) der Juden und dem Zav-Anu der Perser. Dieser Gott galt als der zeitlich ewige und räumlich grenzenlose Himmelsgott wie der Anu bei den Sumerern, einer absoluten, gegenstandslosen Form des Gottes, dessen unbeschreibbares Wesen die Pythagoräer herausgefordert haben dürfte. So verwundert es nicht, dass unter dem pythagoräisch erzogenen Numa dieser Gott in Rom Fuß fassen konnte. Mit dem Janus-Tempel selbst hatte es - wie Livius schreibt - folgende Bewandtnis:
(19, 2) ... Geöffnet sollte er anzeigen, dass die Bürgerschaft unter Waffen stehe; geschlossen, dass man mit allen Völkern ringsum in Frieden lebe. (3) Nur zweimal war er denn auch nach der Herrschaft des Numa geschlossen, nämlich einmal während des Konsulats von Titus Manlius nach dem Ende des ersten Punischen Krieges, zum andern Mal - was die Götter unserem eigenen Zeitalter geschenkt haben, damit wir es erleben - nach dem Krieg von Actium, als durch den Imperator Caesar Augustus zu Land und Meer Friede geschaffen war.
Konventionell wird die erste Schließung nach Numa in das Jahr 235 (bzw. 241) v.Chr. gelegt, die zweite in das Jahr 29 v.Chr., als aber in konventioneller Sicht der Sieger von Actium (31 v.Chr.) über Antonius und Kleopatra noch nicht Kaiser Augustus hieß, sondern Octavian. Den Kaisernamen trug er erst ab 27 v.Chr. Auf beide Ereignisse kann hier noch nicht eingegangen werden.
Die von Livius (21, 6) angegebene Regierungszeit des Numa Pompilius von 43 Jahren ist in derselben Weise zu interpretieren, wie dies bei seinem Vorgänger Tullus Hostilius geschehen ist: seine Regierungszeit endete in seinem 43. oder 44. Lebensjahr: 686 ndFl. Livius lässt Numa sterben; ich aber neige zu der Ansicht, dass ihm dasselbe widerfahren ist wie seinem Alterego Numitor: er wurde von seinem Stiefbruder Amulius = Egerius = Servius Tullius und dessen Mutter Tanaquil, die für Numa nur die Stiefmutter war, abgesetzt und vertrieben. Wir gehen daher an das Ende der Regierung des Tarquinius zurück - bzw. bei Livius voraus - und übertragen die bei ihm auf den Tod des Tarquinius folgenden Ereignisse auf die Zeit nach der Absetzung bzw. dem Tod des Numa.
Für die Mutter war es nicht leicht, ihren Sohn, der aus der Ehe des Arruns-Servius von Corniculum stammte und der während ihrer Ehe mit Tarquinius geboren und von diesem adoptiert worden war, auf den Thron zu setzen. Daher waren Vorbereitungen zu treffen, die diesen Schritt ermöglichen und sogar als göttlichen Willen erscheinen lassen sollten. Zu letzterem diente - wie Livius überliefert - die folgende Geschichte:
(39, 1) Zu dieser Zeit (angeblich noch unter Tarquinius) ereignete sich in der Königsburg ein Vorzeichen, nach Anblick und Erfolg bestaunenswert: Einem schlafenden Buben, der Servius Tullius hieß, sei das Haupt - so berichten sie - im Beisein vieler Leute in Flammen gestanden; (2) von dem lauten Geschrei über dieses große Wunder sei auch das Königspaar angelockt worden; und als einer vom Hausgesinde Wasser zum Löschen brachte, sei er von der Königin daran gehindert worden; als sich die Aufregung gelegt hatte, habe sie verboten, den Buben zu bewegen, bis er von selbst aufgewacht sei; bald sei mit dem Schlaf auch die Flamme verschwunden.
Bemerkenswert ist hieran das aktive Mitwirken der Königin Tanaquil. Deshalb hatte ich weiter oben schon gesagt, dass ich die Königin für die Mutter des Knaben halte. Die Auslegung dieser angeblichen Flammenerscheinung zielt von ihr aus deshalb auch konsequent in Richtung auf den Thron des Königs von Rom. Wenn es nun heißt, dass Tarquinius diesen Servius Tullius zu seinem Schwiegersohn gemacht habe, dann kann das nur heißen, dass er noch unter Tarquinius einer um 665 ndFl geborenen Tochter des Numitor = Numa Pompilius vermählt wurde, die in der Sage Rhea Silva genannt wird. Ob dies ihr richtiger Name war, sei dahingestellt.
Sollte Servius Tullius = Amulius diese Tochter des Numa = Numitor aber gewaltsam zur Mutter gemacht haben, dann kann dies nicht vor dem Jahre 686 ndFl geschehen sein, in dem Numa Pompilius entweder starb oder abgesetzt wurde. Dies läge auf der Ebene der Sage, in der die Tochter Rhea Silva des Numitor von Amulius zur Vesta-Priesterin gemacht und vermutlich von ihm selbst geschwängert wurde; noch glaubwürdiger ist, dass die von ihrem Vater Numa eingesetzte Vestalin (womöglich noch in der Zeit von dessen Regierung) von Servius Tullius entehrt wurde und nur durch die Heirat mit dem neuen König der Verurteilung zum Tode entging. Ich halte es überhaupt nicht für ausgeschlossen, dass Servius Tullius seinen Schwiegervater und Schwager Numa Pompilius mit Unterstützung seiner Mutter Tanaquil ermordete.
Wie ich weiter oben im Anschluss an den Tod des Tarquinius schon geschildert habe, wurde Servius Tullius von Tanaquil zum Nachfolger bestimmt. Da aber diese Begebenheiten an den Tod bzw. die Absetzung des Numa Pompilius gehören, des Sohnes von Tarquinius Priscus, komme ich an dieser Stelle nochmals darauf zurück:
Tanaquil verspricht Servius Tullius, ihm bei der Erlangung der Königswürde behilflich zu sein. Nach außen hin gibt sie sich so, als sei der König noch am Leben und erwartet vom Volk, dass sie dem Servius Tullius gehorchen, solange der König noch genese. Auch Servius Tullius verstellt sich und lässt durchblicken, dass er bei der einen oder anderen Entscheidung "den König um Rat fragen müsse". So berichtet Livius (41, 6) jedenfalls. Wir können diese Begebenheiten auch ohne weiteres auf die Thronfolge nach Numa Pompilius beziehen, wenn wir - wie ich weiter auch vorgegangen bin - den Putsch der Söhne bzw. des Sohnes Tullus Hostilius des Ancus Marcius nach dem Tode des Tarquinius erfolgreich ausgehen lassen. In dem Falle müssten wir aber vom Ableben des Numa am Ende seiner Amtszeit ausgehen, was ich auch für die wahrscheinlichere, ja geradezu gesicherte Variante halte.
Livius sieht nicht nur eine enge Verbindung des Servius Tullius zum Hause des Tarquinius, sondern er geht auch davon aus, dass noch Söhne des Tarquinius da sind, die doch wohl mit größerem Recht als Servius die Nachfolge nach dem Vater hätten antreten dürfen. Diese Söhne des Tarquinius sind in Wirklichkeit dessen Enkel, die Söhne des Numa Pompilius. Sie heißen Lucius Tarquinius (wie sein Großvater; * 668 ndFl) und Arruntius (* 672 ndFl).
Livius (46, 4) möchte, "der Mehrzahl der Geschichtsschreiber folgend" Tarquinius den Jüngeren für einen Sohn des älteren Tarquinius ausgeben. Der Kommentator Robert Feger bemerkt hierzu: L. Piso hat den Lucius Tarquinius nach Dionysios von Halikarnassos (4,7) auf Grund chronologischer Berechnung für den Enkel des Tarquinius Priscus gehalten. Ich halte dies für gegeben. Allerdings würde eine Vaterschaft des Numa Pompilius an Lucius Tarquinius eine weitere Schwierigkeit erzeugen:
Während Numa mit seiner Gattin Egeria den Sohn Lucius Tarquinius Collatinus hatte, dessen Beiname auf die Tatsache hinweist, dass er ein Enkel des Arruns von Collatia war, des Vaters der Egeria, hätte Tarquinius Priscus nach Meinung des Livius und "der Mehrzahl der Geschichtsschreiber" auch einen Sohn mit Namen Lucius Tarquinius gehabt, der ebenfalls der Jüngere genannt werden könnte, der allerdings später den Beinamen der Übermütige (lat.: Superbus) bekam. Da nun dieser Sohn wie der Enkel Collatinus um das Jahr 670 ndFl geboren sein müsste, so erhebt sich sofort die Frage, ob etwa der eine L. Tarquinius "der Jüngere" mit dem anderen identisch oder dessen Bruder ist. Dabei ergäbe sich die Vaterschaft des Numa an dem Bruder des Superbus, an Arruntius, schon von selbst, was wegen der Mutter Egeria, der Tochter des Arruns, bei diesem Sohn genauso einleuchtend ist wie bei Collatinus.
Es sollte meines Erachtens jedoch völlig ausgeschlossen sein, dass Collatinus, der später der erste Consul nach der Königszeit in Rom war, mit dem "übermütigen" Tarquinius identisch ist. Zudem soll der Bruder dieses Sohnes des älteren Tarquinius (Priscus) den Namen Arruntius getragen haben, der gleichfalls an den des Großvaters Arruns von Collatia erinnert, was aber für einen Sohn des Priscus nur dann sinnvoll wäre, wenn er - wie sein Sohn Numa - ebenfalls mit einer Tochter seines frühverstorbenen Bruders verheiratet oder liiert gewesen wäre.
Livius beschreibt diesen jüngeren Tarquinius als einen "jungen Mann mit brennendem Ehrgeiz, dessen unsteten Geist zu Hause seine Gattin Tullia noch anstachelte". Tullia ist die (um 680 ndFl geborene) Tochter des Servius Tullius. Seinen Bruder Arruntius bzw. Arruns Tarquinius (!) schildert Livius als einen "jungen Mann von sanftem Gemüt". Der Hinweis darauf, dass Arruntius bzw. der "jüngere Arruns" ebenfalls den Familiennamen (lat.: gennomen) Tarquinius getragen hat, was für Nachfahren des Tarquinius Priscus auch in der Enkelgeneration selbstverständlich ist, führt zu der Überlegung, ob nicht der sanftmütige Arrun(tiu)s mit Collatinus, dem späteren ersten Consul, zu identifizieren ist, statt sein übermütiger Bruder L. Tarquinius Superbus. Beide Tarquinier wären über ihren Vater Numa Enkel des Tarquinius Priscus, wie es die alten Historiker zwar nicht glaubten, wie es aber Dionysios von Halikarnassos (4,7) auf Grund chronologischer Berechnung (siehe weiter oben) schon herausgefunden hatte. Die Mutter der Numa-Söhne ist mit großer Wahrscheinlichkeit Egeria, die Tochter der Tanaquil.
Es ist wenig überzeugend, dass die Söhne des Tarquinius bzw. in Wirklichkeit des Numa Pompilius sich so einfach hätten abspeisen lassen, wie Livius uns das nahebringen will:
(42, 1) Jetzt aber suchte Servius weniger durch öffentliche als durch familiäre Unternehmungen seine Macht zu festigen; und damit die Gesinnung der Tarquiniussöhne nicht so wäre wie die der Söhne des Ancus gegenüber Tarquinius, vermählte er seine zwei Töchter den beiden Königssöhnen, den Tarquiniern Lucius und Arruntius; doch vermochte er durch menschliches Planen das unabwendbare Geschick nicht zu brechen, dass der Neid um die Herrschaft alles unsicher und unzuverlässig machte.
Ich halte diese Stelle für einen Beweis dafür, dass diese Thronfolge erst nach dem leiblichen Sohn Numa Pompilius des Tarquinius stattfand. Die Söhne Lucius und Arruntius des Numa, die erst 668 bzw. 672 ndFl geboren wurden, waren noch sehr jung, so dass deren Vermählung mit den Töchtern des Servius Tullius, die erst um 680 ndFl geboren worden sein können, ohnehin nicht sofort nach der Thronbesteigung des Servius vorgenommen worden sein kann. Diese Hochzeit kann nicht vor dem Jahre 695 ndFl stattgefunden haben, das heißt erst wenige Jahre vor dem Sturz des Servius Tullius.
Servius Tullius soll Livius (48, 8) zufolge - das sei hier schon vorweggenommen - 44 Jahre regiert haben. Auch hier ist der Rotstift anzulegen. Es muss heißen: bis zu seinem 44. Lebensjahr, demnach bis 697 ndFl. Er war wieder ein sehr kriegerischer König, führte Krieg gegen die Veienter, da die vereinbarte Waffenruhe mit ihnen abgelaufen war, und gegen andere Etrusker. Nachdem er sich als tapferer Sieger dem Volk bekannt gemacht hatte, begann er weitere Friedenswerke in der Tradition des Numa Pompilius. Das ist ein interessanter Hinweis, da in Livius' Chronologie fast hundert Jahre seit Numa Pompilius verflossen sind, in der berichtigten Chronologie aber erst wenige Jahre.
Servius Tullius führte - so Livius (42, 5) - die Schätzung ein oder, wie wir heute sagen würden, die Veranlagung zur Einkommen- und Vermögenssteuer. Sie blieb beispielhaft für die spätere römische Zeit. Nicht die Kopfzahl, sondern das Vermögen war ausschlaggebend. Hauptsächlich wurde das Geld für Kriegszwecke verwendet; aber es gab auch einen Sozialhaushalt. Die politischen Rechte überwogen natürlich bei denen, die zahlten, und waren geringer bei denen, die nur empfingen. Damit war das seit Romulus geübte Prinzip der Stimmengleichheit durchbrochen. Rom war eine Klassengesellschaft geworden. Die Stadt wurde in Steuerbezirke (= tribus von tributum = Steuer) eingeteilt, und von nun an lautete das lateinische Wort für Bezirk, Hügel oder Stadtteil tribus. Steuersünder wurden mit dem Tode bedroht.
Eine in diesem Zusammenhang durchgeführte Volkszählung ergab eine Bevölkerungszahl von 80 000; Livius meint aber in bezug auf Fabius Pictor, den er als den ältesten römischen Geschichtsschreiber bezeichnet, dies sei nur die Anzahl der waffenfähigen Bürger gewesen, so dass man getrost - so meine ich - von rund 200 000 Bürgern in Rom ausgehen kann, da die Kinder, Greise, Frauen und vom Wehrdienst befreiten Armen gewiss das Eineinhalbfache der Zahl der Waffenbürger ausgemacht haben dürften. Die Stadt wurde um zwei Hügel erweitert, um den Quirinal und den Viminal.
Nachdem Servius alles in diesem Sinne geordnet hatte, versuchte er, sein Gebiet nicht mit Gewalt, sondern durch einen klugen Plan zu erweitern und damit das Ansehen der Stadt zu vergrößern: Er überredete die Vornehmen unter den Latinern, gemeinsam mit den Römern nach dem panionischen Vorbild in Asien einen Kult zu gründen, und zwar derselben Göttin, die in Asien die ephesische Artemis hieß, und ihr in Rom ein Heiligtum zu errichten. Diese Göttin, die in Italien Diana hieß, wurde in Latium schon früh als Göttin der Jagd und der Frauen verehrt. Sie wird - wie Artemis-Hekate auch - mit dem Mond in Beziehung gesetzt, was sie zur Göttin der Frauen prädestiniert.
Vorstufe dieser Diana-Verehrung dürfte der Kult der Aricia gewesen sein, der in der gleichnamigen latinischen Stadt südöstlich von Rom nahe des Lacus Nemorensis (= Nemisee) bestand. Diese Stadt soll von dem Sikuler (= Siziler, vermutlich ein Dorer) Archilochos gegründet worden sein, was noch eher eine Verbindung zu Artemis glaubhaft macht. Der See selbst galt als Kultort der Diana Nemorensis, der hier ein Hain (Nemus Dianae) geheiligt war. Das Heiligtum der Diana von Rom wurde auf dem Hügel Aventin errichtet (Diana Aventina). Man vermutet, dass es von Aricia nach hier verlegt worden ist.
Da die Durchsetzung dieses Planes keine Schwierigkeiten machte, sahen sich die Römer darin bestätigt, dass Rom das "Haupt der Welt" war - so meint Livius (45, 3), in dessen Zeit dies tatsächlich zutraf, jedoch noch nicht in der in Rede stehenden. Der erste Schritt zur Großmacht könnte die kultische Vereinigung der Latiner in einem Heiligtum auf einem römischen Hügel allerdings schon gewesen sein.
Livius berichtet weiter, die Söhne des Tarquinius Priscus, hauptsächlich aber der ältere von ihnen, Lucius Tarquinius der Jüngere, hätten, nachdem sie erwachsen geworden waren, Servius Tullius Vorhaltungen gemacht, indem sie monierten, dass er nicht mit der Zustimmung des Volkes regiere. Daraus könnte man schließen, dass Servius Tullius = Amulius seinen (Stief-) Bruder Numa Pompilius = Numitor lediglich (möglicherweise aus gesundheitlichen Gründen) abgesetzt hatte und seit der Zeit dem Volk eine Regentschaft in Vertretung vorspielte. In der Zwischenzeit könnte Numa verstorben sein, und die Reklamation seiner Söhne hätte sich auf die Wahl oder Bestätigung des regulären Nachfolgers gerichtet, als welcher Servius Tullius ja gar nicht angetreten war. Die Hoffnung der Brüder, das Volk werde die Herrschaft des Servius Tullius nicht sanktionieren, zerschlug sich, da der König durch Verteilung von Land dafür gesorgt hatte, dass die Bürger für ihn stimmen würden. Livius (46,1) sagt dazu, dass Servius "mit einer Einstimmigkeit wie noch kein anderer vor ihm zum König erklärt" worden sei. Das war im Jahre 686 ndFl.
Dieser Stimmenkauf, der offensichtlich gegen den Willen der Väter vorgenommen worden war, erschien L. Tarquinius dem Jüngeren, dem (vermeintlichen) Sohn des Tarquinius Priscus, Grund genug zu sein, gegen Servius Tullius jetzt öffentlich vorzugehen. Dieses Vorgehen gehört nicht an den Anfang der Regierungszeit des Servius Tullius. Es gehört in das Jahr 697 ndFl, in dem Servius Tullius stirbt.
Was Livius nun folgen lässt, ist wahrlich eine bühnenreife Tragödie:
(46, 5) Diesen beiden (Tarquiniern) waren die zwei Tullien vermählt worden, die Töchter des Königs (Servius Tullius); und auch sie waren sich im Charakter völlig unähnlich, und nur durch Zufall war es dahin gekommen, dass nicht zwei gewalttätige Gemüter ehelich verbunden wurden... (6) Die ungestüme Tullia grämte sich, dass in ihrem Mann keine Anlage zu Ehrgeiz und Kühnheit war; sie wandte sich dem anderen Tarquinius zu, bewunderte ihn, nannte ihn einen Mann aus königlichem Blut gezeugt; sie verachtete ihre Schwester, weil diese - obwohl im Besitz eines Mannes - es an weiblicher Keckheit fehlen lasse. (7) Rasch brachte ähnliche Veranlagung beide zusammen...: Böses passt ja zu Bösem am besten.
Die beiden "Bösen" ermorden dann auch ihre Ehepartner, und einer Eheschließung der beiden steht nichts mehr im Wege, da selbst der König seine Zustimmung dazu gibt. Es besteht unter den Gelehrten weder eine einheitliche Auslegung darüber, welche Tullia (maior oder minor, die Ältere oder die Jüngere) die "böse" war, noch gibt es eine Erklärung für die Zustimmung des Königs, zwei Gattenmörder, statt sie zu bestrafen, miteinander die Ehe eingehen zu lassen. Da die ältere Tullia logischerweise mit dem älteren Tarquinius, dem Superbus (geboren 668 ndFl), verheiratet gewesen sein müsste, kann - falls sie die "böse" war - von einer direkten Eheschließung ausgegangen werden, so dass ein doppelter Gattenmord überhaupt nicht erforderlich war. Nur so kann der Gleichmut eines römischen Königs gegenüber Gattenmord erklärt werden. Die jüngere Schwester muss auch gar nicht Tullia geheißen haben, sondern sie hieß wie die Ehefrau des jüngeren (672 ndFl geborenen) Collatinus mit größter Wahrscheinlichkeit Lucretia. Die ganze Tragödie ist in dieser Form historisch nicht echt. In der Überlieferung geht es dann wie folgt weiter:
Aufgestachelt durch die Reden seiner jetzigen Frau und aus eigenem Ehrgeiz ergreift Tarquinius die Initiative, um den Thron des Königs von Rom vorzeitig zu gewinnen. Er macht Geschenke und erweckt auch auf andere Weise Dankbarkeit bei den Vätern aus den jüngeren Geschlechtern. Schließlich beruft er - auf dem Königsstuhl vor dem Rathaus sitzend - die Väter zum Rathaus und vor König Tarquinius zusammen. Es muss natürlich schon der König Servius Tullius sein, da Tarquinius Priscus schon seit den jungen Jahren des Superbus tot war. Der schmäht die Abkunft des Servius Tullius und die Art und Weise, wie er auf den Thron kam. Er beschuldigt ihn, das Volkseigentum zur Bestechnung missbraucht zu haben, um von den Vätern bestätigt zu werden; außerdem sei die Steuerschätzung ungerecht, weil sie die Reichen benachteilige.
Als Servius laut protestierend am Ort des Geschehens ankommt und das Volk ihm zujubelt, ergreift ihn Tarquinius kurzerhand und wirft ihn die Stufen des Rathauses hinab, ehe die Anhänger des Königs seinem Tun Einhalt gebieten können. Schwerverletzt kann sich der König zunächst noch in Sicherheit bringen, wird aber schon kurz darauf von den Schergen des Tarquinius niedergemacht. Und damit nicht genug; die Königstochter, die neue Königin Tullia, fährt mit ihrem Wagen über den Leichnam ihres Vaters hinweg, der in der nach dieser Untat später Frevelgasse (= Sceleratus Vicus) benannten Gasse tot auf dem Boden liegt.
Wieviel an dieser Räuberpistole wahr ist, wusste vermutlich nicht einmal mehr Livius selbst. Über die Geschichte Roms unter seinem letzten König und der Beginn der Konsulherrschaft wird erst in einem späteren Band abgehandelt. So endet dieses Kapitel im Jahre 697 ndFl.
Spätestens hier muss bei der Betrachtung der berichtigten Geschichte auffallen, dass die Nachfahren des "Julius"-Latinus-Romulus-Aeneas kaum noch eine Rolle spielen. Der letzte König von Rom aus dem Julier-Geschlecht war sein Enkel Tullus-Hostilius. Und die einzige Verbindung der Könige nach diesem geht über dessen Tante Lavinia, die Mutter des Numa Pompilius. Danach gibt es keinen erkennbaren Wechsel mehr zwischen Juliern und "Sabinern", sondern nur noch zwischen "Etruskern" und Sabinern in Gestalt der Nachfahren des Arruns. Wie konnte Livius das seinem Kaiser erklären? Er betont ja noch nicht einmal die Identität des Aeneas mit Latinus als Vaters der Lavinia! Vermutlich war für Livius oder besser: für Kaiser Augustus die weitere Königsabfolge nach dem letzten Julier völlig uninteressant; denn wichtig war für ihn nur, dass der Gründer Roms ein Julier und von göttlicher Herkunft war.
Die Könige Roms bei Livius und in
der konventionellen Chronologie |
|
Livius |
|
v.Chr. |
Romulus |
37 |
Jahre |
753-716 |
Zwischenregierung |
(Senatsjahr) |
1 |
Jahr |
716-715 |
Numa Pompilius |
43 |
Jahre |
715-672 |
Tullus Hostilius |
32 |
" |
672-640 |
Ancus Marcius |
24 |
" |
640-616 |
Tarquinius Priscus |
38 |
" |
616-578*
|
Servius Tullius |
44 |
" |
578-534 |
Tarquinius Superbus |
25 |
" |
534-509 |
|
244 |
Jahre (incl. Senatsjahr) |
* Weissenborn (1966, S. 143): "... nach der angenommenen Chronologie
würden seit Romulus' Tode 137 Jahre verflossen sein."
Konventionell wird aber die Regierungszeit des Tarquinius ab 607 bis 569 v.Chr.
gerechnet, die des Servius Tullius von 569 bis 525 v.Chr. und die des Tarquinius
Superbus um 9 auf 16 Jahre verkürzt und auf 525 bis 509 v.Chr. festgesetzt. |
Die römischen Könige in der berichtigten Geschichte |
König |
geb. |
gest. |
von-bis |
(ndFl) |
TYRSENOS (REMUS,
TARQUINIUS) |
620 |
681 |
643-647; |
Tarquinia:
647-676 |
AINEAS
(ROMULUS) |
595 |
652 |
643-652; |
bis 647 mit
Tyrs.-Remus |
ASKANIOS (ANCUS
MARCIUS), Sohn d.
Aineas-Romulus |
623 |
676 |
652-676 |
|
TARQUINIUS PRISCUS
(TYRSENOS) |
|
|
676-681 |
TULLUS HOSTILIUS,
S.d. Ancus-Marcius |
650 |
682 |
681-682 |
NUMA POMPILIUS,
S.d. Tarqu.-Prisc.
|
643 |
686 ? |
682-686 |
SERVIUS TULLIUS,
Neffe d. Tarqu.Pr. |
653 |
697 |
686-697 |
LUCIUS TARQUINIUS
SUPERBUS, Sohn des
Numa Pompilius |
668 |
? |
697-708 |
Livius (60, 3) zufolge soll Lucius Tarquinius Superbus 25 Jahre lang regiert haben, die Königsherrschaft in Rom soll "von der Gründung bis zur Befreiung der Stadt" 244 Jahre gedauert haben. Was bedeutet das für die konventionelle und für meine Chronologie? Siehe dazu das Schema weiter unten! Daran fällt auf, dass die 244 (oder besser: 243 Jahre, wenn man das Senatsjahr herauslässt und nur die von Livius gemachten Angaben zu den Regierungszeiten addiert) mit der Differenz des AD-Kalenders (vor bzw. nach Christi Geburt) gegenüber dem jüdischen Kalender "seit Erschaffung der Welt" eigenartigerweise übereinstimmen. Sie reichen von 753 v.Chr. bis 509 (oder 510) v.Chr., also bis zu der Jahreszahl, die mit den aus dem AUCD-Kalender eliminierten 500 Jahren (Buchstabe "D" wurde als Zahlzeichen "D" = 500 gelesen) zuzüglich den aus dem AD-Kalender durch Verschieben des Anfangsjahres ins Jahr 243 statt 753 AUCD herausgenommenen 10 Jahren übereinstimmt. Ist das ein Zufall?
Offensichtlich haben die Althistoriker die Regierungsjahre des letzten Königs um die "vertrackten" 9 bzw. 10 Jahre gekürzt, die auch in meiner Chronologie Schwierigkeiten bereiten. Sie hängen mit der Angabe zusammen, wonach Rom im 4. Jahr der 6. Olympiade gegründet worden sein soll: 647 ndFl. Wenn man den AUCD-Kalender hier beginnen lässt, dann springen die zehn Jahre immer irgendwo in der Chronologie als nicht unterzubringende Zeitspanne heraus. Welche von den der berichtigten Chronologie zugrundeliegenden Angaben falsch ist, kann nicht ohne weiteres gesagt werden. Deshalb habe ich den AUCD-Kalender schon mit dem Jahr 637 ndFl beginnen lassen und unterstellt, Aeneas-Romulus habe mit der Stadt, die am Beginn seines Kalenders gegründet wurde, das von ihm wiederaufgebaute Troja und nicht Rom gemeint. Bei der sehr engen Verbindung der Julier, des Geschlechts der Aeneïden, mit Ilion-Troja = "Julion" kann man meines Erachtens von dieser Vorstellung ausgehen.
Es versteht sich, dass die Übernahme der Angaben des Livius in die konventionelle Altertumsgeschichte nur unter den gegebenen Umständen möglich war, das heißt in einer ohnehin schon überdehnten Geschichte. Man wird mir entgegenhalten, dass diese römische Königszeit - von geringfügigen Unstimmigkeiten abgesehen - sich gut in die griechische Chronologie auf der Basis des Olympiaden-Kalenders einfügt. Das ist in der Tat erstaunlich; aber die Zählung nach Olympiadenjahren war eine andere, als konventionell angenommen wird. Es wurden nach 52 Jahren seit Bestehen dieses Kalenders nur noch einfache Olympiadenjahre statt vierfachen gezählt. Folglich ergeben die 244 Jahre des Livius (anstatt der konventionellen Datierung 753 bis 509 v.Chr.) geteilt durch vier lediglich 61 Jahre: 647 bis 708 ndFl.
In diesem Kapitel ist von den "so genannten Etruskern", den Ureinwohnern Italiens, die eigentlich Rasen(na) hießen, wenig die Rede gewesen. Mit ihnen kamen die "wirklichen Etrusker", die Tyrsener bzw. Tarquinier oder Plebejer, in engeren Kontakt als die Stadtrömer oder Patrizier aus der Familie des Aeneas. Die Tyrsener, die große Güter erwarben und Ackerbau betrieben, zeigten den Ureinwohnern neue Wege im Ackerbau auf. Dafür erwarben sie von denen neue Kenntnisse im Städtebau und in der Erzverhüttung. Sie bedienten sich deren Handelsbeziehungen und -wege, deren Fähigkeiten im Schiffbau, und sie übernahmen gewiss auch vieles von deren Lebensgewohnheiten, Kunstfertigkeiten und ihre Art der Totenbestattung (Tumuli). So ist es nicht verwunderlich, wenn Tyrsener-Etrusker und Rasenna-"Etrusker" heute nicht mehr getrennt gesehen werden. Die Römer entwickelten sich nämlich völlig anders.
Aus dem angeblich von Tyrsenos-Remus und Aeneas-Romulus gegründeten Hügelstädtchen am Tiber entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit die Kapitale, die über mehrere Jahrhunderte die Welt beherrschte. Schon der letzte König, Lucius Tarquinius Superbus, der Lukaner, dehnte das Gebiet der Stadt zum Stadtstaat aus, indem er weite Teile von Latium (= Gabii, Japygien) vereinnahmte. Dann dauerte es nur noch etwa eineinhalb Jahrhunderte bis zur Krönung des Octavianus zum Imperator Caesar (= Kaiser) Augustus. Auf diese "Republikzeit" komme ich in einem späteren Band erst wieder zurück. Zum Abschluss dieses Kapitels gebe ich dem Leser noch einige Übersichten an die Hand.
Konventioneller
Beginn der Saecula
v.Chr. |
Berichtigter
Beginn der Saecula
v.Chr./ndFl |
1. 907 (897) |
879 = 1 (Jahr der Sintflut) |
2. 807 (797) |
779 = 101 |
3. 707 (697) |
679 = 201 |
4. 607 (597) |
579 = 301 |
5. 507 (497) |
479 = 401 |
6. 384 (374) |
379 = 501
Beginn des:
279 = 601 7. Rasen-Saeculums
|
7. 265 (255) |
256 = 624 8. " "
237 = 643 1. tyrsenischen "
179 = 701 8. rechnerischen "
156 = 724 9. Rasen-Saeculums |
8. 146 (136) |
137 = 743 2. tyrsenischen " |
9. 88 ( 78) |
79 = 801 9. rechnerischen "
56 = 824 10. Rasen-Saeculums |
10. 44 ( 34) |
37 = 843 3. tyrsenischen "
n.Chr.
22 = 901 10. rechnerischen " |
Ende des 10. Saeculums der:
a) Rasen 34/35 (44/45) = Ende 923 bei Tacitus
b) Tyrsener 53/54 (63/64) = " 942 bei Claudius
c) Ägypter 111/12 (121/2) = " 1000 bei Theon und
Censorinus |
Name |
geb. |
Vater |
geb. |
Mutter |
geb. |
verh.mit
geb. |
AINEAS |
595 |
ANCHISES |
568 |
? |
|
|
TYRSENOS
(TARQUINIUS) |
620 |
TUDHALIYAS |
590 |
? |
|
|
ASKANIOS |
623 |
AINEAS |
595 |
KREUSA_II |
608 |
|
TULLUS
HOSTILIUS |
650 |
ASKANIOS |
623 |
T.D.HOSTIUS |
628 |
|
NUMA
POMPILIUS |
643 |
TYRSENOS |
620 |
T.D.AENEAS
(LAVINIA?) |
628 |
EGERIA
648 |
SERVIUS
TULLIUS |
653 |
SERVIUS
(ARRUNS) |
625 |
TANAQUIL
(1. Ehe) |
635 |
T.D.NUMA
POMPILIUS
663*) |
LUCIUS
TARQUINIUS
SUPERBUS |
668 |
NUMA POMP. |
643 |
EGERIA |
648 |
TULLIA
677 |
*) = |
Wenn diese Tochter des Numa = Numitor die Stelle der Rhea Silva einnehmen sollte,
dann zeugte ihr Onkel Servius Tullius = Amulius mit ihr die (Zwillings-?) Schwestern
Tullia Maior und Tullia Minor, die dann allerdings nicht von einer Wölfin gesäugt und
aufgezogen worden wären.
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Letzte Fassung vom 15. August 2014
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