Siebtes Buch: 642 bis 656 ndFl
In den folgenden Tabellen, in denen die Babylonier wegen der besseren Übersicht unter dem Assyrer (dem Alterego des Nimrod) aufgeführt werden, finden wir die babylonischen Zeitgenossen aus früheren Aufstellungen wieder. Hinzu kommen noch einige neue. In der Tabelle "Tiglath-Pileser III" sind es die Herren Nabunassir und dessen Sohn Nadinu = Nabu-nadin-zer. Nach dem letzteren erscheint erneut Nabu-schum-ukin, diesmal mit der Nummer II.
Die Liste "Sanherib" beginnt mit der Feststellung, dass er König von Babylon ist. Dieser Irrtum rührt daher, dass man Sanheribs Sohn Schar-ukin zum Vater Sanheribs gemacht hat. Dadurch verschoben sich die Aktivitäten Schar-ukins, der zuletzt ebenfalls von Assyrien aus die Regierungsgeschäfte in Babylon wahrgenommen hatte, vor die seines Vaters, der dadurch seinerseits zum König von Babylon wurde, und zwar irrigerweise schon am Anfang seiner Regierungszeit. Weiter heißt es, der erste babylonische König unter Sanherib sei Marduk-zakir-schum (II) gewesen, der sich jedoch nur einen Monat habe behaupten können. Es ist wohl kaum daran zu zweifeln, dass es sich hierbei um denselben Marduk-zakir-schum (I) handelt, der uns in der Tabelle ASSYRIEN-BABYLONIEN schon unter Salmanassar III begegnet ist. Da die Regierungsjahre Sanheribs von seiner Inthronisation in Kalach im Jahre 653 ndFl an gerechnet und mit 24 Jahren angegeben werden, die Regierungszeit des Tiglath-Pileser jedoch ab seiner Thronbesteigung in Assur gezählt wird, dem dritten Jahr Nabonassars = 659 ndFl, und daher nur 18 Jahre umfasst, so kommt es bei den entsprechenden Tabellen zu Unterschieden, obwohl sie denselben Inhalt haben. Die achtzehnjährige Regierungszeit Tiglath-Pilesers wird zudem noch verwechselt mit seiner achtzehnjährigen Feldherrnzeit (641-659 ndFl). Die politische Tätigkeit dieses Herrschers erstreckt sich demnach (nicht mitgerechnet die Zeit bis zum Beginn seiner Feldherrntätigkeit) über 36 Jahre, das sind zweimal die Tiglath-Pileser-Jahre. Die nachstehende Liste enthält die wichtigsten Synchronizitäten zwischen den Alteregos Nimruds und seiner babylonischen Zeitgenossen bis zum Ende der Lebenszeit Nimruds: ==============================+===========================
in Assyrien: | in Assyrien: ------------------------------+--------------------------- 1260-32 Tukulti-Ninurta I | 1202-1176 Ninurta-apal- | ekur I 823-811 Samsi-Adad V | 625-621 Assur-etil-ilani = 911-891 Adad-narari II | Assur-Uballit 745-727 Tiglath-Pileser III | 668-626 Assurbanipal 890-885 Tukulti-Ninurta II | 704-681 Sanherib 858-824 Salmanassar III | 681-668 Asarhaddon ------------------------------+--------------------------- in Babylon(ien): | in Babylon(ien): ------------------------------+--------------------------- 827-815 Marduk-balatsu-ikbi | 1202-1188 Melischipak II = = Daniel-Beltsazar | Daniel-Beltsazar ragt korrekt in die Zeit | ragt korrekt in die Samsi-Adads (V: 823-811) | Zeit des Ellil-/Nabu- hinein; | kudur-ussur und des | Ninurta-apal-ekur I | hinein; : 900-886 Nabu-schum-ukin I, | 693 Nergal-uschezib = von Adad-narari II | Schuzub, der Babylo- besiegt, dann Vertrag;| nier, wird bei Nippur 762-748 Nabu-schum-ischkun | besiegt und gefangen- (parallel zu Assur-Dan| genommen; III und Assur-nir. V) | | 885-852 Nabu-apal-idin | 1187-75 Merodachbaladan I | (parallel zu Ninurta- | apal-ekur I) | 703 Merodachbaladan II | von Sanherib besiegt | und vertrieben; | 851-828 Marduk-zakir-schum I | 703 Marduk-zakir-schum II | behauptet sich nur | einen Monat; er ist | 620 Sin-schum-lischir, | ein General des | Assur-etil-ilani = | Assur-Uballit; kann | sich nur wenige Mona- | te halten; | 851 Marduk-bel-usati, der | 702-700 Bel-ibni, von San- seinen Bruder Marduk-zak.| herib (?) eingesetzt, -schum abgesetzt hatte, | verbündet sich mit wird von Salmanassar, der| Elam und wird von hier als ein General des | Sanherib abgesetzt; Assur-Uballit und nicht | als selbständiger König | agiert, in seinem 8. Jahr| (656 ndFl) nach vergebli-| chen Versuchen, sich von | assyr. Vorherrschaft zu | befreien, vertrieben; | | 747-734 Nabunassir; | | 733-732 Nabu-nadin-zer, Sohn | 691: Schlacht bei Chalule des vorigen, wird nach| (= Halys); Niederlage einer Revolte ermord.;| Sanheribs gegen die - Ende der Dynastie "H" - | Babylonier/Hethiter; | 731-729 Ukin-zer, der Chaldäer| 691-689 Muschezib-Marduk = (= Mursilis II, Sohn | Schuzub, der Chaldäer von Suppiluliumas) | behauptet sich mit | Hilfe der Chaldäer; | Bündnis mit Elam und | den Aramäern; | | 699-694 Assur-nadin-schum, | Sohn Sanheribs, gerät | in elamitische Gefan- | genschaft; | 1241-40 Ellil-nadin-schum | 731 Nabu-schum-ukin II | 693 Nergal-uschezib = 762-748 Nabu-schum-ischkun | Schuzub, der Babylo- (parallel zu Assur-Dan| nier (kehrt aus Süd- III und Assur-nir. V) | mesopotamien zurück; | er ist auch: | 668-648 Schamasch-schum- | ukin, Bruder Assurba- | nipals: Revolte; | 729 Tiglath-Pileser III | 689 Sanherib erobert und zerstört Babylon 1239 Tukulti-Ninurta | 648 Assurbanipal erobert und zerstört Babylon | 728-727 Tiglath-Pileser III | 704-703 Sanherib und unter dem Namen Pulu | 689-681 Sanherib sowie König von Babylonien. | 648-626 Assurbanipal | "Ein Jahr war kein (eigener) König (von Babylon) im Lande" | 885-852 Nabu-apal-idin | 626-605 Nabopolassar wirft | das assyrische Joch | ab und begründet die | chaldäische Dynastie; 721-710 Merodachbaladan II | 1187-75 Merodachbaladan I behauptet sich mit | (parallel zu Ninurta- Hilfe Elams gegen | apal-ekur I) Assyrien; | | 1232 Tukulti-Ninurta I wird| 681: Sanherib wird von von seinem Sohn (und | seinem Sohn Scharezer Nachfolger?) ermordet.| = Scharukin ermordet; 727 Tiglath-Pileser stirbt| es folgt sein (wie?); es folgt sein | 727-722 Sohn Salmanassar V. | 681-668 Sohn Asarhaddon. ==============================+=========================== Diese vollständige Tabelle mit der Gesamt-Regierungszeit Nimrods unter seinen verschiedenen Namen reicht über das Jahr 656 ndFl, bis zu welchem dieses Kapitel nur reichen soll, hinaus; trotzdem soll von den späteren Ereignissen hier schon einiges angesprochen werden, da sonst eine zusammenhängende Abhandlung nicht zustande käme. Selbstverständlich werden diese späteren Begebenheiten in den späteren Kapiteln auch wieder aufgegriffen. Der älteste Zeitgenosse Nimrods ist gewiss sein Stiefvater Samsi-Adad-schum-idin (1238-33 v.Chr.), der aber nach der Zerstörung Babylons durch Tukulti-Ninurta I (1239 v.Chr.) nicht mehr gelebt haben kann; denn er starb schon knapp 50 Jahre vorher, als es noch kein neues Babylon gab. Die auf seinen Tod folgenden Jahre, die Ära Nebukadrezzur, sind auch die Jahre des Melischipak (II) = Daniel-Beltsazar und des Kara-Indasch, des Vaters von Kadaschman-Charbe (II). Dieser und Kaschtiliasch (IV) gehören schon in die nächste Generation als Zeitgenossen des Generals Tiglath-Pileser im chattischen Heer des Marduk-nadin-ach = Tudhaliyas. Ebenfalls in die Generation nach Nebukadrezzur und Tudhaliyas gehören die Herren Merodachbaladan (I), der meines Erachtens ein Sohn des Melischipak (II) und außerdem mit Nabu-apal-idin identisch ist, und Nabu-schum-ukin (I). Einer bleibt zunächst noch "verdeckt": Ellil-nadin-schum; halten wir für ihn aber fest, dass er kurze Zeit vor der Zerstörung Babylons hier regiert hat. Adad-narari hatte nach seinem Sieg über Marduk-nadin-ach = Tudhaliyas und Nabu-schum-ukin den letzteren durch einen Vertrag gebunden. Inhalt dieses Vertrages dürfte wohl die Zusicherung gewesen sein, dass Schum-ukin als Sohn des Samsi-Adad den babylonischen Thron bekommen sollte. Noch in seinem ersten Jahr (653 ndFl) sah sich Adad-narari aber offenbar genötigt, Schum-ukin aus Babylon zu entfernen, welche Gründe er dafür auch immer hatte. Er setzte Marduk-apal-idin = Merodachbaladan = Nabu-apal-ussur(-idin) = Nabopolassar in Babylon ein und versetzte Nabu-Adad-bela- schum-ukin nach Kar-Tukulti-Ninurta. Sein Vorgänger dort war Ili-Ittija gewesen. Der für das Jahr 804 v.Chr. (konv.), also im ersten oder zweiten Jahr des Adad-narari III, in Kar-Tukulti-Ninurta gesehene Ili-Itti-ja könnte - vorsichtig vermutet - jener viel spätere Gegenspieler des Hattusilis III mit den Namen Armad-atta und Itti-Marduk-balatsu gewesen sein, "dem die Götter ein Altern über die Grenzen hinaus gestattet hatten", wie sich Hattusilis ausdrückt. Sollte er im Jahr 634 ndFl geboren sein, so könnte er im Jahr 652 ndFl als 18-jähriger Heerführer Zitana auf dem Kriegsschauplatz in Amurru-Kanaan aufgetreten sein. Er könnte schon unter Tiglath-Pileser in Kar-Tukulti-Ninurta residiert haben und Eponymos des Jahres 652 ndFl gewesen sein. Im Jahr darauf, im Siegesjahr des Adad-narari, wurde er - wie alle übrigen besiegten Familienmitglieder auch - vermutlich vor die Wahl gestellt, entweder auf der Seite des Siegers weiter in den Provinzstädten zu regieren, oder mit dem großen Verlierer, mit Mursilis-nadin-ach = Tudhaliyas, als Vasallen nach Kleinasien zurückzugehen. Ili-itti-ja wählte Kleinasien. Kurz darauf machte Tiglath-Pileser = Sanherib den Platz in Kar-Tukulti-Ninurta hier frei für den aus Babylon wieder abgeschobenen Nabu-schum-ukin = Adad-bela-ukin und ging in seine neue Residenz Kalach, die nach ihm auch (Kalach-)Nimrud hieß. Der noch junge Ili-Itti-ja = Itti-Marduk-balatsu = Marduk-bel-usati = Belesys = Asitawandas = Zida(ntas), ein Sohn des Marduk-nadin-ach = Mursilis = Tudhaliyas, ging im Jahre 653 ndFl nach Hattusas, wo er in der Burg seines Vaters Haushofmeister (= Gal-Mesedi) wurde. Im Jahre 656 ndFl gehörte er zu den Mördern seines Vaters. Nach der Revolte, von der er nicht profitierte, begab er sich nach Babylon, was auch als Flucht ausgelegt werden kann. Trotz seiner frühen Geburt kann er im Jahre 738 ndFl im Alter von 104 Jahren (eventuell auch schon einige Jahre vorher) seinen Urenkel Kadaschman-Turgu = Kodoman-Tarjuscha = Darius III = Labasch-Marduk = Urchi-Teschub gegen dessen Onkel Hattusilis (III) = Nabonid in Schutz genommen haben. Der Sohn des Belesys, Sin-Uas = Warpalawas = Syennesis, war im Jahre 724 ndFl (vermutlich in fortgeschrittenem Alter) noch ein Zeitgenosse von Xenophons Anabasis, was einmal mehr für die Richtigkeit meiner Chronologie spricht. Auch Sin-Uas machte Hattuslis III das Leben schwer. Neuer Vasallenkönig von Babylon nach Nabu-schum-ukin wurde noch im Jahre 653 ndFl Merodachbaladan = Nabopolassar = Nabu-apal-idin, Sohn des Marduk-balatsu-ikbi = Melischipak = Beltsazar = Daniel, den das AT jedoch weder Daniel noch Beltsazar nennt, sondern Baladan (Jes. 39,1). Daniel wohnt zu dieser Zeit schon längst wieder als Addu-Dani in seiner Heimat; ob er, der als ägyptischer Statthalter auf einem Thron in Amurru-Kanaan saß, noch lebt, ist nicht zu beantworten. Daniels Sohn Marduk/Nabu-apal-idin/ussur werden wir später wieder begegnen; im Jahre 653 ndFl sitzt er in jungen Jahren zum ersten Mal auf einem Thron. Er wurde um 630 ndFl geboren; seine Mutter war vermutlich eine Tochter Nebukadrezzurs. Sein Sohn Nabu-ach-idin(-zer) = Nabuchodonoser = Nebukadnezar wurde 652 ndFl in Elam-Chaldäa oder 653 ndFl in Babylon geboren. Im Jahre 656 ndFl wurde Mursilis-Tudhaliyas und kurz darauf Adad-narari ermordet, was beides zu Revirements in der babylonischen Szene geführt haben dürfte. Nachdem letzterer nicht mehr Großkönig war, sah sich sein Nachfolger Assur-Uballit nicht gezwungen, Verträge seines Vorgängers einzuhalten, sondern er holte einen Sohn des Samsi-Adad, seinen bisher kaum in Erscheinung getretenen General Sin-schum-lischir = Marduk-zakir-schum nach Babylon, während sich Merodachbaladan-Nabopolassar nach Sippar in Südmesopotamien zurückzog, wo er den Schamasch-Tempel wieder aufbaute (Nabu-apal-idin 885-852 v.Chr.). Marduk-zakir-schum konnte sich nur einen Monat halten; er rief die Assyrer um Hilfe gegen Marduk-bel-usati , der ihn vom Thron gedrängt hatte, und wurde in konventioneller Sicht von dem Assyrerkönig Salmanassar tatsächlich wieder eingesetzt, während Marduk-bel-usati vertrieben wurde. Salmanassar blieb der "Schutzherr Babyloniens". In Wirklichkeit war die Absetzung des Zakir-schum jedoch ebenso endgültig wie die Vertreibung des Bel-Usati (= Bel-Ibni) im 8. Jahr des Feldherrn Salmanassar (656 ndFl). Auch dauerte dessen Schutzherrschaft in Babylon nur höchstens ein Jahr; denn Assur-Uballit setzte im Jahre 657 ndFl einen weiteren Sohn Samsi-Adads in Babylon ein, den schon erwähnten Nabunassir bzw. Nabonassar, den "Sohn des Priesters des Gottes Adad", wie er sich selbst bezeichnet. Daraus schließe ich, dass er ein Sohn Samsi-Adads war, also ein "schum"-Sohn. Es ist jedoch eher noch anzunehmen, dass er sich kraft seiner Abstammung auf den Thron des Großkönigs setzen konnte: "Zeitalter Nabonassars"! Er könnte als "Nabu-schum-nassir" (diese Namenskonstruktion wurde von mir gewählt) eigentlich nicht mit seinem Bruder Adad-schum-nassir identisch sein, obwohl die Gottesnamen (erster Namensbestandteil) für jede Person austauschbar waren, je nachdem, in welcher Zeit und an welchem Ort der Namensträger lebte. Wenn wir also glauben wollen, dass sich Nebukadrezzur (in obiger Tabelle überliefert unter dem Namen Ellil-kudur-ussur) und Adad-schum-nassir im Zweikampf gegenseitig töteten (bei Assur, 641 ndFl), dann kann letzterer nicht mit Nabonassar identisch sein. Von der Tatsache, dass Adad-schum-nassir schon tot ist, müssten wir eigentlich ausgehen, um zu erklären, wieso der Babylon-Eroberer Tudhaliyas-Kurigalzu-"Marduk" Großkönig in Babylon wurde. Sollte es hier allerdings eine Intrige gegeben haben, wozu auch die etwaige Falschmeldung vom Tode des Adad-schum-nassir gehören könnte, dann wäre Nabonassar der von Assur-Uballit aus der Versenkung geholte älteste Sohn und der rechtmäßige Thronfolger des Samsi-Adad gewesen. Für Assur-Uballits Thron hätte dies keine Folgen gehabt, wenn nämlich "der Sohn des Priesters des Gottes Adad" auf den Großkönigsthron verzichtet hätte. Andererseits ist aber auch an eine Reichsteilung zu denken; denn Assur-Uballit muss nicht unbedingt Großkönig des ganzen Reiches gewesen sein, und von einem Zeitalter Nabonassars könnte kaum gesprochen worden sein, wenn dieser nur ein Unterkönig in Babylon gewesen wäre. Der konventionelle Vorgänger Nabunassirs (747-743 v.Chr.), Nabu-schum-ischkun (762-748 v.Chr.) war ebenfalls ein Sohn des Samsi-Adad-schum-idin und somit ebenfalls ein Bruder des Nabunassir-Nabonassar. Vor Nabu-schum-ischkun regierte ein "Interregnum" in Babylon, dessen Herrscher aber schon mit den babylonischen Königen vor diesem Interregnum nach Schamasch-Mudammik (= Mursilis-Kurigalzu-Tudhaliyas) ab Nabu-schum-ukin I weitgehend übereinstimmen. Es sind genau dieselben, die wir in jeder Zeitphase oder Reihe eines Alteregos von Nimrod und den übrigen Assyrerkönigen zwischen Samsi-Adad I und Sin-schar-ukin antreffen werden. Am Anfang sind es die Könige Nabu-schum-ukin (653 ndFl), Merodachbaladan (653-656 ndFl), Marduk-zakir-schum (656 ndFl), Marduk-bel-usati (656 ndFl) und Salmanassar (656 - 657 ndFl) zwischen Mursilis-Tudhaliyas und Nabu-nassir. Die Königsliste der Dynastie "H" endet (konventionell) im Jahre 732 v.Chr. mit dem König Nabu-nadin-zer (= Nadinu), dem Sohn des Nabunassir. Der babylonischen Chronik zufolge stieg im fünften Jahr Nabonassars (661 ndFl; bezeichnenderweise wird vermieden zu sagen: im dritten Jahr Tiglath-Pilesers!) Uman-Igasch auf den Thron von Elam; wie aus dem Namen I-gasch, der auch Kasch-ti gelesen werden kann, hervorgeht, war er ein Kassite, also ein Hethiter. Uman-Igasch, der derselben Chronik zufolge 26 Jahre in Elam regierte und (687 ndFl) starb, ist mit Suppiluliumas und daher auch mit dem schon erwähnten Eponymos von Kar-Tukulti-Ninurta Kasch-ti-liasch identisch. Ich gehe davon aus, dass ein Eponymos in der Stelenreihe von Kar-Tukulti-Ninurta hier gewohnt haben muss. Eine Jahresangabe ist zu Kaschtiliaschu dort allerdings nicht zu entziffern. Kaschtiliasch IV (1249-1242 v.Chr.) wurde von dem ersten Tukulti-Ninurta (1260-1232 v.Chr. = 28 Jahre) besiegt und gefangengenommen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch der Eponymos Kaschtiliaschu ein Zeitgenosse des dritten Tiglath-Pileser war. Wenn er aber ein Eponymos war, welche Ehre nur den höchsten Rängen zuteil wurde, dann muss er ein getreuer Anhänger "Tukulti-Pilesers" gewesen sein. Zu ihm ist noch etwas mehr zu sagen: Es ist so gut wie sicher, dass Kaschtiliasch unmittelbar nach dem Sieg des Adad-narari über die Hethiter (653 ndFl) in Uruk eingesetzt wurde. Die Lösung des Suppiluliumas von seinem Vater Mursilis I ist unverkennbar. Obwohl er noch im Jahre 652 ndFl den Amka-Überfall mit dem Heer seines Vaters leitete, suchte er ganz offensichtlich schon im Jahr darauf die Bundesgenossenschaft mit seinen ehemaligen Generälen, die jetzt die Gegner seines Vaters waren. Adad-narari setzte ihn 653 ndFl in der Chaldäer-Hochburg Uruk ein, wo er bis 659 ndFl residierte. Die Einsetzung des Kaschtiliasch in Uruk entspricht den Gegebenheiten besser als die konventionelle Angabe, er sei "König" in Babylon gewesen. Wenn wir unterstellen, dass der geografische Begriff Elam das gesamte Gebiet von Kleinasien über Urartu, Mitanni-Medien, Persien und das südmesopotamische Chaldäa umfasste, dann kann Uruk geradezu die Hauptstadt des südlichen Teils gewesen sein, gewissermaßen von Chaldäa- oder Ost-Elam. Wir werden weiter unten noch mehr Anhaltspunkte für diese Annahme gewinnen. Nachdem Kaschtiliasch-Suppiluliumas seinem Halbbruder und Vetter Assur-Uballit (ihrer beider Vater war Tudhaliyas, und ihre Mütter Nikalmati und Semiramis waren Schwestern) gegen den Aufrührer "Tukulti"-Sanherib geholfen hatte, der schließlich doch der neue König von Assyrien wurde, geriet Kaschtiliasch nach einer Niederlage gegen den Assyrer in Gefangenschaft (659 ndFl). Auffallend ist, dass Nabunassir = Nabonassar von diesem Wechsel in der Herrschaft über Assyrien völlig unberührt bleibt. Das spricht für eine starke Position und letztlich auch für meine Annahme, dass zu seiner Zeit Babylonien und Assyrien gleichberechtigt waren, wenn die Assyrer nicht sogar unter babylonischer Oberherrschaft standen. Es ist daher unwahrscheinlich, dass Sanherib = Tukulti-Ninurta zu diesem Zeitpunkt bereits die goldene Marduk-Statue nach Assur holte, die Nebukadrezzur im Dura-Tal bei Babylon aufgestellt hatte. Uman-(I)Kaschtiliasch = Suppiluliumas wurde möglicherweise schon gleich nach seiner Gefangennahme wieder auf freien Fuß gesetzt; denn die Gemahlin des Sanherib war die Mutter des Suppiluliumas = Kaschtiliasch, nämlich die Astyages-Tochter Nikalmati-Nakita-Mandane-Medea, deren Einfluss bei ihrem Gatten dem Sohn zur Freiheit verholfen haben kann. Es kann der Einfluss der Mutter Nakita-Nikalmati gewesen sein, der ihren Sohn vom Vater fern und in Assyrien festhielt. Die Mutter kann am Ende aber auch hinter der Ermordung des Mursilis-Tudhaliyas gestanden haben. Ob Suppiluliumas auch an dem Mord an seinem Vater im Jahre 656 ndFl beteiligt war, wird nicht gesagt. Ich halte es auch für wenig wahrscheinlich. Die Namen der Verschwörer und Mörder sind jedenfalls andere. Auf sie komme ich an einer späteren Stelle zurück. Es ist denkbar, dass die Hilfe der Tante Nakita, durch die ihr Neffe Assurbanipal auf den Königsthron gelangte, in der Beihilfe zur Ermordung des Mursilis-Tudhaliyas und des Adad-narari im selben Jahr bestand. Dass Assur-Uballit die Thronbesteigung des Sanherib-Assurbanipal zunächst noch verhindern konnte, änderte an der ehrgeizigen Absicht von Tante-Gemahlin und Neffe-Gemahl nur wenig; denn schon im Jahre 659 ndFl hieß der Assyrerkönig Tukulti-Ninurta-Assur Sin-ach-eri-bani apal ekur. Uman-(I)Kaschtiliasch = Suppiluliumas wurde 659 ndFl in Kar-Tukulti-Ninurta eingesetzt, von wo Adad-bela-schum-ukin = Adad-Muschesch nach Uruk versetzt wurde. Schon zwei Jahre später kam Uman-Igasch = Suppiluliumas zunächst als Vasall des Assyrerkönigs Sanherib auf den Thron von Elam (661-687 ndFl), von dem er 26 Jahre dieses Land regierte, davon den größten Teil sogar selbständig. Er bezog seine Residenz vermutlich direkt in Hattusas, in dem kissischen oder Chatti-Susa, im "Schloss zu Susa im Lande Elam am Wasser Ulai" (Nehemia 1, 1; Daniel 8, 2; Esther 1, 2.5), am Fluss Halys. Da hier später auch der Perserkönig Darius residierte, ist das kissische Susa nach Persien verlegt und mit dem dort gelegenen Schuschan gleichgesetzt worden, obwohl Herodot die Lage des kissischen Susa sehr genau beschreibt: mitten in Kleinasien. Kar-Tukulti-Ninurta war nach dem Fortgang des Kaschtiliasch noch längere Zeit bewohnt; denn Nabopolassar flüchtete mit seinem Heer nach einem fehlgeschlagenen Angriff auf Assur (erst in dreißig Jahren!) in die nahe gelegene Stadt Takritain, die ich wegen ihrer Nähe zu Assur und wegen des verstümmelten Namens für Kar-Tukulti-Ninurta ansehe, das Assur gegenüber am anderen Ufer des Tigris liegt: Kar-ti-nita setzt sich aus denselben Buchstaben zusammen wie Ta-kri-tain.
In obiger Aufstellung "Tiglath-Pileser" ist Nabu-schum-ukin (II) der Nachfolger des Nadinu in Babylon; das ist vermutlich unzutreffend; denn ein Chaldäer mit Namen Ukinzer, dessen vollständige Schreibung Nabu-ukin-zer lautet, gehörte zu denen, die Nabu-nadin-zer oder Nadinu stürzten, der nach dem Tode seines Vaters Nabonassar im Jahre 671 ndFl auf den Thron von Babylon gekommen war und nur zwei Jahre regiert hatte. Er wurde bei dieser Revolte in seinem Palast ermordet. Ob unter den Revoluzzern Nabu-schum-ukin war, der dann auch noch kurz in Babylon auf den Thron kam, ist nicht sicher. In diese Zeit gehört auch der Halys-Krieg; der ist mit der Niederlage des Sanherib gegen die Babylonier bei Chalule gemeint. Und nur so konnte ein Chaldäer (= Hethiter!) wie Nabu-ukin-zer in Babylon auf den Thron steigen. Der neue König Nabu-ukin-zer hieß auch Muschezib-Marduk = Schuzub, der Chaldäer. Er ist auch Marduk-bel-zeri und der Sohn Mursilis II (* 646 ndFl) des Suppiluliumas, der später im AT unter den Namen Samgar-Nebo-Sarsechim12 (Jer. 39, 3) und Nebuschasban (Jer. 39, 13) als oberster Kämmerer des Nebukadnezar erscheint. Er war der "Dichterkönig", der die Annalen seines Vaters niederschrieb, der aber auch das Pestgedicht verfasste, das die Seuche des Jahres 675 ndFl beschreibt. Die Regierungszeit von Nabu-ukin-zer, dem Chaldäer, und von Muschezib-Marduk = Schuzub, dem Chaldäer, wird mit 2 bzw. 3 Jahren angegeben: 731-729 und 692-689 v.Chr., was auch seiner tatsächlichen Regierungsdauer entspricht (673 - 675 ndFl). Er schloss ein Bündnis mit Elam, was bedeuten kann: mit seinem Vater. Dieses Bündnis war aber nicht der Grund für seine Absetzung; es betraf den Halyskrieg. Seine Absetzung war eine Konsequenz aus dem Wiedererstarken des Assyrers nach der verlorenen Schlacht. Der Friede nach der Halys-Schlacht des Jahres 673 ndFl wurde in demselben Heiligtum von Yasilikaya geschlossen, in dem auch schon der Friede zwischen Tudhaliyas bzw. Kadaschman-Charbe und den Phrygern im Jahre 641 ndFl geschlossen worden war. Es gelang dem Assyrer, den Chaldäer Nabu-ukin-zer im Jahre 675 ndFl wieder aus Babylon zu vertreiben und seinen Sohn Assur- oder Ellil-nadin-schum in Babylon einzusetzen. Über diesen ist nur wenig bekannt, er könnte ein Neffe des Nabu-nadin-zer, des Sohnes Nabonassars, gewesen sein; denn Nabonassar war ein Schum-Sohn des "Priesters des Gottes Ellil-Adad" = Samsi-Adad, und somit wäre auch der eventuelle Sohn seiner Tochter ein Schum gewesen, wenn Sanherib diesen Sohn mit einer Tochter des Nabonassar/Nabunassir gezeugt haben sollte. Insofern wäre die Einsetzung eines Enkels des Nabonassar nach der Vertreibung des Chaldäers für Sanherib geradezu eine Familiensache gewesen. Sowohl für Ellil- als auch für Assur-nadin-schum werden mehrere Regierungsjahre ausgewiesen. Da letzterer nach der Chronik in elamitische Gefangenschaft geriet, so ist anzunehmen, dass nach ihm ein Elamiter bzw. Chaldäer auf den Thron in Babylon kam. Das war jedoch nicht der Fall, sondern es kam der schon bekannte Sohn des Samsi-Adad wieder auf den Thron in Babylon, der seit 659 ndFl in Uruk residierte und dem die Chaldäer von Südmesopotamien geholfen hatten. Ellil-/Assur-nadin-schum wurde noch im selben Jahr von Nergal-Uschezib = Schuzub, dem Babylonier, gestürzt, den wir bereits unter anderen Namen kennen: Nabu-schum-ischkun
Nabu-schum-ukin (vermutlich wurde sein Vorgänger Nadin-schum mit Nadin-zer verwechselt; s. oben!) Bel-schum-ischkun, Vater des Neriglissar, Schamasch-schum-ukin, Bruder des Assurbanipal, Saosduchin (in griechischen Texten), Mutakkil-Nusku = Assur-tak-lak Nergal-(M)Uschezib = Schuzub, der Babylonier Adad-Muschesch = Adad-bela-ukin. Er kam 22 Jahre nach dem Regierungsantritt seines Bruders Assurbanipal (gemeint ist der Beginn der Assyrerherrschaft im Jahre 653 ndFl) erneut auf den Thron in Babylon: 675 ndFl. Er machte einen entscheidenden Fehler: er, der ein Sohn der Semiramis war wie Sanherib, hielt seinen Anspruch auf den Großkönigsthron aufgrund der Abstammung von seinem Vater Samsi-Adad für berechtigter als den seines Halbbruders, der von einem Ägypter abstammte. Er rief sich zum Schamasch aus, zum Großkönig über Assyrien, Babylonien und alle eroberten Gebiete. Das musste zwangsläufig zum sofortigen Erscheinen Sanheribs vor und in Babylon führen. Er besiegte nicht nur das babylonische Heer, sondern er zerstörte die Stadt Babylon und "machte sie zu Sintfluthügeln", wie er selbst schreibt. Der abtrünnige Saosduchin - wie er in griechischen Quellen genannt wird - verbrannte in seinem Palast. Die Angabe in obiger "Sanherib"-Tabelle, Nergal-uschezib sei bei Nippur in Gefangenschaft geraten, betrifft die Niederlage des Nabu-schum-ukin gegen seinen (Voll-)Bruder Adad-narari im Jahre 653 ndFl. Mursilis II (Nabu-ukin-zer) heiratete 675 ndFl die Witwe des in Babylon umgekommenen Mutakkil-Nusku13 = Nabu/Bel/Schamasch-schum-ukin = Nergal-Uschezib und adoptierte deren Sohn Nergal-Muwatallis. In der konventionellen Sicht gilt daher Muwatallis als Sohn des Mursilis II, was aber in alten Quellen nicht unbedingt leiblicher Sohn heißen muss. Muwatallis = Neriglissar = Nergal-schar-ussur stand als Oberster der Weisen und General Nergalscharezer des Nebukadnezar neben seinem Adoptivvater Nebuschasban unter dem Mitteltor Jerusalems. Es war das 19. Jahr Nebukadnezars und das letzte Jahr Zedekias. Der oberste Anführer des Heeres war damals ein gewisser Nebuscharadan = Nabu-schar-idin, der ein Bruder des Nabu-ach-idin = Nebukadnezar gewesen sein könnte, also ebenfalls ein Sohn des Nabu-apal-idin/ussur = Nabopolassar. Diese Vorfälle gehören jedoch in eine viel spätere Zeit. Es kann argumentiert werden, die endgültige Zerstörung Babylons habe zwei Jahre nach dem Putsch des Schamasch-schum-ukin erst stattgefunden, da sie konventionell sowohl bei Tiglath-Pileser als auch bei Sanherib im Anschluss an den Chaldäer Nabu-ukin-zer und nicht schon im Anschluss an den vor diesem angesetzten Babylonier Nabu-schum-ukin gesehen wird. In dem von mir angenommenen Fall ist es erforderlich, eine Verwechslung der Reihenfolgen in beiden Listen zu postulieren; denn nicht den Umtrieben des Chaldäers Ukin-Zer = Muschezib-Marduk hat es Babylon zu verdanken, dass es zerstört wurde und Saosduchin in seinem Palast verbrannte, sondern dem mit Nabu-schum-ukin identischen Schamasch-schum-ukin selbst, dem Halbbruder Assurbanipals. Gegen ihn richtete sich der ganze Groll des Assurbanipal, der sich schließlich in der Zerstörung der Stadt Babylon entlud. Schuzub, der Chaldäer, gehört in der Reihenfolge vor Schuzub, den Babylonier! Unter Tukulti-Ninurta I (1260-1232 v.Chr.) treffen wir außer den bereits bekannten Herren Kaschtiliasch (IV) und Ellil-nadin-schum auch zum zweiten Mal Kadaschman-Charbe (II; 1240-1239 v.Chr.) in Babylon an. Er scheint derjenige Babylonier gewesen zu sein, dem dieses Strafgericht (1239: Tukulti-Ninurta erobert und zerstört Babylon) gegolten haben soll. Kadaschman-Charbe (I; bzw. Kadaschman-Bel oder -Ellil I; 1389-1370 v.Chr.), bei dem es sich um den schon bekannten Amarnakorrespondenten handelt, der mit dem hier angesprochenen II natürlich identisch ist, erscheint auch unter dem mit Tukulti-Ninurta und Sanherib identischen Assyrerkönig Eriba-Adad (I; 1392-1366 v.Chr.) in Babylon; in dieser Phase ist von einer Zerstörung Babylons allerdings keine Rede. Da wir gelernt haben, dass viele sogenannte "Babylonier" nach Karduniasch = Meerland bzw. Kleinasien gehören, so fragen wir gar nicht erst, weshalb Kadaschman weder unter Tiglath-Pileser (III) noch unter Sanherib in Babylon auftaucht; denn in Wirklichkeit hat er nie dort gesessen, und eine Strafexpedition kann sich folglich gar nicht gegen ihn gerichtet haben.
Der Assyrerkönig übernahm nach der Zerstörung Babylons selbst hier die Regierung, und zwar unter dem (Kurz-)Namen Pulu für Tiglath-Pileser, der im AT Phul heißen soll. Sein Alterego Assurbanipal dagegen soll als Kandalanu (647-626) auf dem babylonischen Thron gesessen haben. Alle diese Namensgebungen stehen für mich nicht eindeutig fest; darauf komme ich wieder zurück. Die achtjährige Regierungszeit Sanheribs in Babylon ist indes eine ebensolche Farce wie die 22jährige Regierungszeit Assurbanipals in dieser Stadt. Selbstverständlich regierte Sanherib-Assurbanipal während seiner gesamten Großkönigszeit auch über Babylon. Somit ist es müßig, ihn dort noch zusätzlich als König auszuweisen. Nur ein einziges Jahr wird für Babylon ausdrücklich erwähnt, in dem "kein König im Lande war". Damit sind das Jahr nach der Zerstörung und ein fehlender Statthalterkönig gemeint. Der nächste, der in Babylon auf den Thron stieg, war der schon erwähnte Merodachbaladan-Nabopolassar (676 ndFl). Der Name Kandalanu, den Assurbanipal in Babylon getragen haben soll, gehört meines Erachtens gar nicht zu diesem, sondern zu dem nicht unbedingt nach Babylon gehörenden Kandaules-Hantilis-Karaïndasch, dem 590 ndFl geborenen Enkel des Nahor und Sohn der Muballitsat-Scherua, der Tochter des Salach und Schwester (Sarah?) des Abraham. Er war von 628 bis 641 ndFl Statthalter in seiner Heimatstadt Uruk und unter seinem Schwiegervater Myrsos-Mursilis-Tudhaliyas eventuell Statthalter der "Umgebung von Babylon" (641 bis 653 ndFl). Danach ging er nach Westkleinasien, wo wir ihn im Jahre 656 ndFl unter den Mördern des Mursilis I wiederfinden. Auch sein Sohn Kadaschman-Charbe (II), in dessen letztes Regierungsjahr (1239 v.Chr.) konventionell die Zerstörung Babylons durch Tukulti-Ninurta (I) gehört, hat nicht in Babylon, sondern in Karduniasch regiert. Die Zerstörung Babylons hat er sehr wahrscheinlich gar nicht mehr erlebt (gestorben 669 ndFl oder kurz danach).
Sanherib wurde von seinem Sohn Sinscharukin-Assurnasirpal im Jahre 677 ndFl ermordet. Der Mörder floh nach Urartu zu seinen Verwandten mütterlicherseits. Beigesetzt wurde Nimrod meines Erachtens auf dem großartigsten Grabhügel, den die Welt je gesehen hat, auf dem Nemrud-Dag. Auf den assyrischen Thron stieg Salman-Asarhaddon (bis 682 ndFl). Nimrods Nachfolger Der im Jahre 629 ndFl geborene Salmanassar-Asarhaddon war der Nachfolger des Sanherib. Seine Mutter kann Nikalmati-Nakita-Medea gewesen sein, falls sie ihren ersten Gemahl, den Hethiter Tudhaliyas, bereits im Jahre des Elam-Feldzuges - aus nicht mehr ersichtlichen Gründen - verlassen haben sollte. Von diesem hatte sie 624 ndFl noch den Sohn Suppiluliumas bekommen, den sie vermutlich mit in die neue Ehe nahm. So jedenfalls ist die Annahme, er sei der Haushofmeister im Palast zu Kalach gewesen, der als Bel-tarsi-ilumma überliefert wird, nicht abwegig. In dieser Eigenschaft widmete er seinen beiden Vorgesetzten, Semiramis und Adad-narari, die allerdings in Assur saßen, eine Inschrift. Xenophon erwähnt übrigens "Medeia" (= Mandane, Nikalmati, Nakita und vermutlich auch Nitokris) in seiner Anabasis (III 4,11). Er schreibt im Zusammenhang mit der Erwähnung der Stadt Mespila-Ninive: Hierher soll Medeia, eine Gemahlin des Großkönigs, geflohen sein, als die Meder die Herrschaft an die Perser verloren. Der als "persisch" bezeichnete Großkönig war - wie schon in früheren Kapiteln gesagt wurde - Tudhaliyas-Ulamburiasch, der den "Meder" Nebukadrezzur bzw. den letzten Meerland-Elamiten Ea-Gamil besiegt hatte. Es gibt mehrere mögliche Erklärungen dafür, was es mit dieser "Flucht" auf sich haben könnte; wenn aber Medeia-Nakita die Mutter des Salmanassar gewesen sein soll, dann muss sie schon im Jahre 629 ndFl mit Sanherib-Arioch-Nimrod verheiratet gewesen sein. Falls diese Mutterschaft nicht zwingend sein sollte, dann kann die "Flucht" auch anders gesehen werden: Nebukadrezzur hatte, nachdem Semiramis von ihm verbannt worden war, Medea von Tudhaliyas gefordert oder geraubt. Als die "Perser" des Tudhaliyas den "Meder" Nebukadrezzur besiegten - das ist der Vorgang, den Xenophon meint - war Medea wieder zu ihrem ersten Ehemann zurückgeflohen. Nachdem Tudhaliyas-Mursilis ermordet worden war, lief sie zu Sanherib-Assurbanipal über, dem sie im Jahre 659 ndFl auf den Thron von Assyrien half. Es ist nicht abwegig, sie in dem Mörderkomplott zu sehen. Medeia-Nakitas ältere Schwester Semiramis soll 62 Jahre alt geworden sein und davon 42 Jahre regiert haben, wie uns überliefert wird. Da sie 610 ndFl als Nachfolgerin des Chus (= Assur-Re-Isesi) auf den Thron von Assur kam, muss sie 590 ndFl geboren und 652 ndFl gestorben sein. Möglicherweise löste ihr Tod jenen Wandel aus, der zum Krieg Adad-nararis gegen die Chatti und zum ersten Aufstieg Assyriens führte. Über das Ende Assyriens wird in einem späteren Kapitel abgehandelt. Deshalb sei hier nur kurz darauf eingegangen: Die siebzehn Regierungsjahre Schar-ukins (722-705 v.Chr.) entsprechen den Jahren als Feldherr seines Vaters Sanherib von 667 ndFl (1. Jahr) bis 677 ndFl (11. Jahr: er ermordet seinen Vater und flieht nach Urartu) und von 682 ndFl bis 689 ndFl (12. bis 19. Jahr bzw. richtiger: 1. bis 8. Jahr als Großkönig. In der Zwischenzeit (677-682 ndFl) regierte Salmanassar-Asarhaddon als Großkönig über Assyrien. Selbstverständlich bezeichnet sich Assur-bel-kala (= Adramelech) in seinen Annalen, die er in seiner Zeit als Großkönig Schar-ukin (682-689 ndFl) abgefasst hat, schon als "Sargon", obwohl er diesen Namen unter der Regierung seines Vaters noch nicht getragen haben kann. Seine reinen Feldherrn-Annalen gehören in die erste Phase. Der Vatermörder Sin-schar-ukin kehrte unterstützt von den Urartäern, Chaldäern und Elamitern im Jahre 682 ndFl nach Assyrien zurück, eroberte Ninive, wo sein Bruder Salman-Asarhaddon = Assur-Sar-Dan-apal sich selbst mit seinen Frauen im Palast verbrannte, und stieg auf den assyrischen Thron. Seine Bundesgenossen kehrten sich bald schon gegen ihn, so dass er 687 ndFl Assur und 689 ndFl Ninive und sein Reich verlor. Sein weiteres Schicksal ist ungewiss. Der an früherer Stelle bereits erwähnte Sarkophag Assurnasirpals, der in Assur gefunden wurde, war jedenfalls leer; vermutlich ist er irgendwann ausgeplündert worden. Assur-Uballit, der in Assur im sogenannten "Kronprinzenpalais" unter dem Namen Assur-ilu-muballitsu gewohnt und regiert hatte und der im Jahre 659 ndFl unter dem Namen Assur-etil-schame-irsitu-muballitsu von Nimrod-Sanherib-Assurbanipal abgesetzt und nach Haran "ins Kloster" abgeschoben worden war, unternahm im Jahre 689 ndFl nach der Niederlage seines Neffen Sin-schar-ischkun den Versuch, unter dem Namen Assur-etil-ilani ein neues assyrisches Reich aufzubauen. Die Perser und Chaldäer ließen auch ihm keine Gelegenheit mehr dazu. Die Uhr Assyriens war endgültig abgelaufen. Uruk Zum Abschluss dieses Kapitels sollte noch ein zusammenfassender Blick auf die Zeit von 642 bis 656 ndFl in Uruk geworfen werden. Hier war Nimrod = Tiglath-Pileser im Jahre 641 ndFl auf Karaïndasch gefolgt, der hier 13 Jahre unter Nebukadrezzur Statthalter gewesen war. In den ersten drei Jahren kämpfte der Heerführer Tiglath-Pileser in Urartu, was nicht gegen die Annahme verstößt, er sei Statthalter des Hethiters Mursilis-Tudhaliyas in Uruk gewesen. Es ist denkbar, dass Nimrod in diesen Jahren seine Garnisonsstadt Kar-Tukulti-Ninurta baute, in die er dann im Jahr 649 ndFl mit allen ihm unterstellten Heeresteilen einzog. Gleichzeitig begann er mit dem Bau oder Umbau von Kalach-Nimrud, in das er 653 ndFl einzog und bis 659 ndFl hier wohnte.
Letzter Stand: 15. Juli 2013
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