Neuntes Buch: Kyros
Bei anderen wird eine Ehe zwischen Amenophis I und Achmes nicht gesehen, und folglich heiratet Thutmoses I dort auch nicht deren Tochter, sondern (seine Halbschwester) Achmes (1), die Tochter von Achmes-Nefertari. In dem Falle, dass Thutmoses I als außerehelicher Sohn von Amenophis I angesehen wird, heiratet Thutmoses I (ebenfalls seine Halbschwester) Achmes (2), die Tochter von Achmes-merit-Amun. In der Tat sind Chus - als Thutmoses I - und Achmes Kinder von Achmose und Halbgeschwister. 7. Thutmoses III Men-cheper-Re ist weder der Sohn Thutmoses' I noch des II, sondern der Sohn von Peinuzem (I)-Anubis-Phiops-Ramses III/VIII und somit eindeutig ein Setharide;
23. HATSCHEPSUT (629; 633-636 ndFl) Leca meint38: Ihre Mumie ist offiziell noch nicht identifiziert, doch es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich dabei um eine Mumie handelt, die zusammen mit den Überresten anderer Pharaonen im Grab Amenophis' II gefunden worden ist. Ihre linke Hand liegt, als ob sie noch das königliche Szepter trüge, auf ihrer Brust, und ihre Züge weisen, so Harris und Weeks, eine starke Ähnlichkeit mit Thutmoses I auf. Ursprünglich ist die Mumie als die einer alten Frau katalogisiert worden. Ihre langen, braunen Haare, ihre hohe Stirn und ihre schmale Nase verleihen ihr zweifellos eine gewisse königliche Würde. Das sind Ansichten aus dem vorigen Jahrhundert; müssen altägyptische Könige wie europäische ausgesehen haben? Die Ähnlichkeit mit "ihrem Vater" Thutmoses I ist geradezu lächerlich, wenn es sich bei dessen Mumie um die eines 18jährigen Jünglings handelt. Dieser kann gar nicht der Vater von Hatschepsut gewesen sein; was soll dann der Hinweis auf die Ähnlichkeit? Die Mutter des A-cheper-ka-Re war Seniseneb. Stammte sie aus dieser Familie, so dass die Ähnlichkeit aus dieser Richtung gegeben sein könnte? Kann überhaupt von der Ähnlichkeit einer Mumie gesprochen werden, deren Zugehörigkeit noch zweifelhaft ist? Mit wem diese Mumie auch immer Ähnlichkeiten hat - wem nützt sie? 24. MAKARE Wenn die im vorigen Abschnitt besprochene Mumie nicht die der Hatschepsut sein sollte, die indes durchaus als "alte Frau", die bei ihrem Tod immerhin etwa 60 Jahre alt war, angesehen werden kann, dann käme - falls diese Mumie nicht "zu jung" sein sollte, mit geringerer Wahrscheinlichkeit die folgende für sie in Frage39: Wenn wir nicht schon früher von der Mumie der Prinzessin Makare gesprochen haben, dann nur, weil es lange Zeit Kontroversen wegen ihrer Geschichte gegeben hat. Anfangs war Makare für die Gemahlin von Pinodjem I, dem ersten Propheten, gehalten worden mit dem Titel »Gottesgemahlin« und »Anbeterin Amuns«, was ihr eine wichtige Rolle in Theben verschaffte. Bis zur 18. Dynastie war die Rolle der königlichen Gemahlin mit der der Priesterin vereinbar, doch während der 21. Dynastie war dies schon nicht mehr möglich, da nur mehr Jungfrauen Priesterinnen werden durften. Auf Makares Sarg ist die Inschrift »Tochter des Königs, hohe Gemahlin des Königs«, was ihr einen Status verlieh, der mit der von einer Priesterin verlangten Jungfernschaft nicht zu vereinbaren war. Eine weitere Interpretation schlug Daressy vor: »Tochter des Königs und Tochter der hohen Gemahlin des Königs«, was ihr natürlich gestattet hätte, Priesterin zu werden, was allerdings nicht mit dem kleinen Bündel mit den Überresten eines Babys in ihrem Sarg in Einklang gebracht werden konnte. Es wurde sogar angenommen, Mut-hemat, einer der Namen auf dem Sarg, sei der Name des Babys, Mut-hemat war Makares erster Name. ... bis im Jahre 1968 ... Röntgenstrahlen ergaben, dass es sich ... um ein Affenbaby von einem Pavian handelt. Offensichtlich war sie zusammen mit ihrem Lieblingstier begraben worden, wie auch ihre Halbschwester Esemcheb eine mumifizierte Gazelle mit in ihre Grabkammer genommen hatte, woraus J. Yoyotte schloss: »Mit einem Kosenamen versehen und als Jungfrau beschrieben, war Makare mit niemand anderem als dem Gott von Theben verheiratet gewesen.« Da die 18. und die 21. Dynastie in der richtigen Geschichte parallel verlaufen, so ist dieses Argument nur schwach. Es wäre durchaus möglich, dass noch zu Beginn der 21. oder Priesterdynastie Königsgemahlinnen auch Priesterinnen sein durften. Im vorliegenden Fall würde das für sie bedeuten, dass Makare auch als königliche Gemahlin dieses Amt hätte ausüben dürfen. War sie aber die Gemahlin des Pinodjem I? Auszuschließen ist dies nicht; denn Pinodjem (der einzige Träger dieses Namens!) war ja der spätere Pharao Anubis-Phiops-Ramses, der Makare, die Tochter des Pesibkenno, geheiratet haben könnte. Der Name Pesibkenno steht konventionell für den des Psusennes, dem ich widerspreche. Pesibkenno ist pa-Se-ib-ka-ne-Re, nämlich Chus-Sebek-hotep. Bekanntlich hatte auch Hatschepsut, die Tochter des Chus-Sebek-hotep, den Kurznamen Makare, der sich von Ka-maat-Re ableitet, einem ihrer Zusatznamen. Ob sie mit der hier in Rede stehenden Makare-Mutchemat identisch ist, bedarf der Prüfung. Mut-chemat, Mut-chem.t, die "Mutter Ägyptens"? Etwa "Herrin des Landes"? Die Angaben zu der Abstammung der Makare sind so abenteuerlich wie diese ganze Epoche in der falschen Geschichte.40 Smendes vermachte seinem Sohn Psusennes I die legitime Macht über ganz Ägypten, zumindest dem Titel nach, in Wirklichkeit erbte dieser lediglich die Autorität über Unterägypten. Aus einer ersten Ehe mit Tentamon hatte Smendes eine Tochter, die Prinzessin Henattaui, und aus einer zweiten Ehe mit Mutnodjem den Sohn Psusennes. Dieser heiratete seine Halbschwester Henattaui und hatte mit ihr eine Tochter, Makare. Pianchi seinerseits hatte einen Sohn, Pinodjem, und wie in einem Märchen begegneten die Kinder einander, heirateten, und Ägypten war wieder glücklich vereint. Dies war zumindest die bis vor kurzem anerkannte Version, aber die Geschichte dieser Periode ist so verwirrend, dass es fast unmöglich ist, Sicherheit zu erlangen, und es scheint, dass die wahren Familienbeziehungen zwischen Pinodjem und Makare doch etwas anders ausgesehen haben.
Mutnodjem ist mit Mutne[d]jem identisch; ich halte sie für die Schwester der Nofretete, die angeblich Haremhab, in Wirklichkeit aber dessen Großvater Pa-Aton-em-heb, Amenemheb, Amanappa, Amenophthis, Amenemope heiratete. In der Tat lesen wir neuerdings eine andere Version, die ich hier von Velikovsky übernehme und wiedergebe41: Man nimmt an, dass Peinuzem (II) einen Sohn namens Psusennes (II) gehabt hat; dieser Psusennes II wird gelegentlich als der letzte »König« der 21. Dynastie gezählt. Es gibt keine Inschrift, die sich mit Sicherheit ihm zuschreiben ließe oder ihn beträfe. Weiterhin geht man davon aus, dass dieser Psusennes II eine Tochter namens Makare hatte. Nach der Ansicht Velikovskys werden diese Annahmen aufgestellt, um ein Bindeglied zwischen der Dynastie der Priesterkönige (21. Dyn.) und der libyschen Dynastie (22. Dyn. im 9.-8. Jhdt. v.Chr.) zu schaffen. Er schreibt weiter: Eine Nilgott-Statuette wurde gewidmet von einem Hohenpriester Meriamun-Schoschenk, der sich als Sohn von König Osorkon (Eig.Anm.: gemeint ist Osorkon I Sechem-cheper-Re, also Smendes!) und dessen Frau Makare bezeichnet, einer Tochter von König Pesibkenno. Man vermutet, hier ein Bindeglied zwischen den beiden Dynastien gefunden zu haben, von denen die eine erlischt und die andere die Macht übernimmt. Es wurde ferner angenommen, der Hohepriester Schoschenk-Meriamun habe später als König Schoschenk den Thron bestiegen, obwohl nach den Inschriften dieser Schoschenk ein Vorgänger und nicht ein Nachfolger von Osorkon gewesen ist.
Velikovsky hat sogleich Bedenken gegen diese Version: Es ist durchaus nicht mit Sicherheit bekannt, ob Peinuzem II einen Sohn namens Psusennes (II) hatte, und es gibt auch kein Beweismaterial dafür, dass - falls es einen solchen Nachkommen in der priesterlichen Dynastie gegeben haben sollte - er eine Tochter Makare hatte. Aber eine Vermutung, dass ein Psusennes II einem Peinuzem II folgte, dass er eine Tochter Makare hatte und schließlich, dass diese Osorkon I heiratete und einen Sohn Schoschenk gebar, führte zu einer Verwirrung, in der die Nachkommen ihre Rollen und Regierungszeiten mit ihren Ahnen tauschten. Dies ist die Art, wie gedacht wird, um die Abfolge der Dynastien aufzustellen. In der Tat wird mit diesem einzigen Bindeglied die libysche Dynastie, und die ihr folgende äthiopische, an die Dynastie der Priester-Fürsten angehängt. Wenn diese Makare mit Hatschepsut identisch sein sollte, die ja ebenfalls mit Osorkon-Smendes-Mencheperre verheiratet war, dann muss der Name "Pesibkenno" als "Chus" interpretiert werden: pa-Se-ib-ka-ne-Re Chus-Sebekhotep. Da Psusennes (I) als Sohn des Smendes gilt, dessen Identität keineswegs immer gesichert ist, so ließe sich für ihn auch noch eine andere Identität finden. Er könnte zum Beispiel ein Sohn des "anderen" Smendes sein, nämlich des irrtümlich für diesen gehaltenen Nesbanebded, dessen Name richtiger wohl Nesu-Aneb-djed(-chuti-messe) lauten dürfte, also zu Phiops-Anubis-Pinodjem-Ramses III/VIII gehört. Solange also die übrigen Identitäten nicht einwandfrei geklärt sind, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, wer dieser Psusennes (I oder II) war. Ich meine, es könnte sich bei ihm um Ramses IV User-maat-Re handeln. Die Torsionen liegen in beiden Versionen ganz klar auf der Hand. Daher ist es angebracht, an dieser Stelle auf die richtige Generationsfolge einzugehen, soweit das mit den derzeit zur Verfügung stehenden Informationen überhaupt möglich ist. Die andere Version, in der Pesibkenno = Chus-Sebekhotep zu setzen wäre, würde wie folgt aussehen:
Da es sich bei Sethos II um Amenophis II handelt, halte ich seinen legitimen Sohn Ramses-Siptah für Taharka Neb-cheru-Re Nefer-tem, also für den Napchuria der Amarnabriefe. Er wurde um 629 ndFl geboren und starb 677 ndFl. Sein Alter war demnach fast 50 Jahre, als er starb. Das ließe sich mit dem wahrscheinlichen Alter zwischen 20 und 30 auf den ersten Blick nicht gut vereinbaren; aber die Altersbestimmung bei Mumien ist nicht frei von Zweifeln. Achmes-Nefertari Tausret (I) (oo Achmose)
| Achmes (oo Chus-Thutmoses) | Nofretete (oo Echnaton) | Nefer-neferu-Aton Tascherit (II) (oo ?) | ? Tausret-Tascherit-Tetischeri (III) (oo Ramses-Siptah = Taharka) Diese Möglichkeit würde dem verwandtschaftlichen Verhältnis Rechnung tragen, das sich aus morphologischen Eigenheiten zu erweisen scheint. Es ist uns aber aus der schon besprochenen Altertums-Geschichte eine andere Witwe des Taharka noch in Erinnerung, die mit den vorstehend genannten Personen offenbar nicht verwandt war. Da unter dem Namen Tausre.t der Wissenschaft keine Mumie einer Gemahlin des Siptah bekannt ist, bietet sich für ein Alterego der Siptah-Taharka-Gemahlin Tausret eine Frau an, die keinerlei verwandtschaftliche Beziehungen zu Dirke-Achmes-Nefertari = Thoëris-Tausret (I) erkennen lässt: TU-SCHERATTA
DU-SCHERATTA = DAIUKKU = DEIOKES | Taus-Re.t = Ta-scherit = TA-DU-CHIPA, die Gemahlin des NAPCHURIA = Da-ch-amun = Taharka Neb-cheru-Re = Du-cha.t-amun Nefer-Tem = Ramses-Siptah Nach dem Tode ihres ersten Gatten wurde sie die Gemahlin des Tanutamun, und nach dessen Tod versuchte sie, in die Familie des Suppiluliumas einzuheiraten. Dieses Vorhaben wurde bekanntlich von ägyptischen Kräften vereitelt, die eigene Interessen gefährdet sahen. Ob sie einen der jetzt Emporkommenden heiratete bzw. heiraten musste, ist nicht überliefert, aber zumindest wahrscheinlich. Ihr Tod läge dann auf jeden Fall erst nach dem des Tanutamun, also frühestens im Jahre 683 ndFl. Sie könnte Amasis-Ramses I geheiratet haben und die nicht mehr ganz junge Mutter des Euergetes-Sethos I geworden sein. Das entspräche nicht so ganz dem Überlieferten, bietet sich aber als nachdenkenswert an. 28. HAREMHAB (Necht-cheperu-Re Hor-em-heb) Seine Regierungszeit dauerte nur ein Jahr und zwei Monate und hinerließ keine nennenswerten Spuren. Seine Mumie beweist, dass er recht alt geworden ist, ein ziemlich großer Mann mit kurzem Haar und kräftigen Muskeln. Sein Gesicht ist zerstört, aber sein Körper ist gut mumifiziert.46 Die Mumie selbst beschreibt Leca nicht und verschweigt auch deren Fundort. Das Alter dieses Herrschers dürfte die Siebzigerjahre erreicht haben. Seiner eigenen Angabe zu der kurzen Regierunsdauer widerspricht Leca an anderer Stelle kommentarlos: König Haremhab betraute, wie wir aus Inschriften wissen, die er im achten Jahr seiner Regierung einmeißeln ließ, einen gewissen Maja mit der Aufgabe, "das Grab von Thutmosis IV in seinem kostbaren Wohnsitz westlich von Theben zu restaurieren".47 Auf diese Begebenheit komme ich bei der Besprechung der Thumoses-Mumien III und IV wieder zurück. Die Mumien dieser Pharaonen habe ich bis zuletzt aufgehoben, da es nach Ansicht einiger Ägyptologen für jeden dieser Herren eine eigene Mumie gibt, nach Auffassung anderer wiederum nur eine, und zwar die des Thutmoses III. 29. THUTMOSES III(IV) (Men-cheperu-Re) Bekanntlich haben wir für Manachpiria mehrere Identiäten ausfindig gemacht, von denen natürlich keine eine eigene Mumie vorweisen darf: Osorkon I (22. Dynastie) Sechem-cheper-Re setpen-Re: Keine Mumie, kein Grab; Scheschonk IV (22. Dynstie) Sechem-cheper-Re setpen-Amon: Keine Mumie, kein Grab; Smendes (21. Dynastie) Se-sechem-men-chau-ib-Re (teilweise mit seinem Vater Nesbanebded = Anubis-Ramses verwechselt): Kein Grab, keine Mumie und - in konventioneller Sicht - kein Vater! Insofern können wir also beruhigt sein, von hier droht der Identifizierung mit Thutmoses III (18. Dynastie; Breasted: Mencheperrê) keine Gefahr. Was aber ist mit der Identität mit Thutmoses IV? In der berichtigten Geschichte ist dieser Pharao zusätzlich zu Thutmoses III nicht unterzubringen. Ist die neue Sicht deshalb falsch? Die eine Mumie wurde im ersten Versteck von Deir-el-Bahari gefunden, die andere, die des Thutmoses IV, im zweiten. An anderen Stellen wird die Mumie des Thutmoses IV als "noch nicht gefunden" bezeichnet. Bei Leca finden wir Angaben zu zwei unterschiedlichen Mumien, von denen eine dennoch als die Thutmoses' IV angesprochen wird. Es dürfte dem Leser schon aufgefallen sein, dass es ähnlich wie den von Manetho erfundenen Dynastien-Circus auch noch so eine Art Mumien-Circus gibt, wo offenbar jeder, der sich für einen Artisten hält, machen kann, was er will - und das wird man mir ebenfalls unterstellen! Ich werde aber nicht damit aufhören, immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Altertumsgeschichte überhaupt nicht so gewesen sein kann, wie konventionell behauptet wird. Und ich werde auch zeigen, dass es keinen separaten vierten Thutmoses gegeben hat. Im einzelnen macht Leca für die Mumie des Thutmoses III folgende Angaben48: Seite 80: Einschnitt für die Entnahme der Eingeweide ab diesem Pharao: Schnitt an der Leiste entlang. Seite 96: Arme extra bandagiert über der Brust gekreuzt, die Finger berühren die Schultern. Seine eigene Größe bewahrte ihn wie schon seine Vorgänger leider nicht vor Grabplünderern, die seine Mumie schon bald berauben und in drei Teile brechen sollten, so dass sie restauriert werden musste. Offensichtlich war es nicht einfach, die Fragmente wieder zusammenzufügen, also benützten die Priester als Schienen vier kleine weißbemalte Ruder, drei innen und eines außerhalb der Bandagen. Zum Glück zerstörte der Schaden nicht den frühesten Beweis einer neuen Technik des Ausweidens, den wir gefunden und bei der die Einbalsamierer statt eines vertikalen Schnitts in die Seite einen Schnitt parallel zur Leistenfalte geführt haben. Was die Mumie ebenfalls enthüllt, ist, dass Thutmoses (III) von eher kleiner und robuster Statur war.49 Wenn man verfolgt, wie es mit der Mumie von Thutmoses III seit den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts weiterging, dann kann man sich kaum vorstellen, dass dadurch irgendetwas an relevantem Material auf uns überkommen sein kann.50 30. THUTMOSES IV = DIDUMES-SCHABAKA Zur Mumie des Thutmoses IV Men-cheperu-Re (18. Dynastie; Breasted: Mencheperurê) hat Leca folgendes zu sagen: Seite 29: Das feuchteste Grab von allen. Seite 113: Im Jahre 1903 wurde die Mumie Thutmoses' IV von Elliot Smith und Wood Jones zur Röntgenuntersuchung in eine Klinik in Kairo gebracht. Die Mumie Thutmoses' IV ist weitaus mehr eingeschrumpft, als eine Entwässerung allein vermocht hätte, und verrät, dass ihn zwischen seinem 30. und 40. Lebensjahr eine heimtückische Krankheit heimgesucht haben muss. Seine Arme waren sorgfältig über seiner Brust gekreuzt, seine Finger in der Stellung der Szepterhaltung abgewinkelt, seine Nägel in tadellosem Zustand, die Einbalsamierung selbst scheint jedoch nicht gewissenhaft ausgeführt worden zu sein, wie gewisse äußerliche Anzeichen verraten. Der Einschnitt an seiner Seite ist sehr lang und hässlich und sieht aus, als wäre er in aller Eile gemacht worden, was einem Professionellen kaum zur Ehre gereicht hätte.51 Sollen wir das so verstehen, dass das Sterbealter Thutmoses' IV etwa 40 Jahre gewesen sei? Er starb nach nur achtjähriger Regierung, wie konventionell angenommen wird, und müsste somit als etwa Dreißigjähriger auf den Thron gekommen sein, was mit seinem "Traum" zeitlich harmoniert; aber es war ja gar nicht so! Auch muss er als Nachfolger einen erwachsenen Sohn gehabt haben, den mindestens 20jährigen Amenophis III; aber auch das ist ganz anders! Die hier beschriebene Mumie Thutmoses' IV, eines Pharaos, den es getrennt von Thutmoses III gar nicht gegeben hat, kann durchaus auch die eines etwa 70jährigen Mannes gewesen sein, der im Jahre 596 ndFl geboren wurde und im Jahre 668 ndFl zu Tode kam: Thutmoses = Didumes = Thuti, Dudu, der König des Kampfes, Schabaka. Das ändert nichts daran, dass die Mumie, um die es im folgenden Abschnitt geht, die des Pharaos Thutmoses III/IV ist: Thutmoses IV ruhte nur wenige Jahre unter der Erde, als sein Grab geplündert worden war: König Haremhab betraute, wie wir aus Inschriften wissen, die er im achten Jahr seiner Regierung einmeißeln ließ, einen gewissen Maja mit der Aufgabe, "das Grab von Thutmosis IV in seinem kostbaren Wohnsitz westlich von Theben zu restaurieren"52 Hier erhalten wir den ersten Anhaltspunkt für eine frühe Restaurierung: Das achte Jahr des Haremhab ist das Jahr 690 ndFl, in dem die Mumie des Thutmoses III/IV bereits so schweren Schaden genommen hatte, dass sie neu gewickelt werden musste. Der mit dieser Aufgabe betraute Maja kann der in den Amarnabriefen erwähnte gleichnamige ägyptische Magnat gewesen sein, der dann allerdings schon sehr alt gewesen sein müsste, als er die Ausbesserung übernahm. Es lässt sich nicht exakt angeben, wann und in welchem Zusammenhang die Mumie beschädigt worden ist. Es kommt nur die in der berichtigten Chronologie verhältnismäßig kurze Zeit zwischen 663 ndFl (Tod des Manachpiria) und 690 ndFl (8. Jahr Haremhabs) in Frage; in konventioneller Sicht ist das immerhin eine Zeitspanne von etwa 150 Jahren. In diesem Verständnis wurde die Mumie entweder nicht kurz nach ihrer Beisetzung geschändet, oder die nachfolgenden Pharaonen ließen sich viel Zeit mit der Restaurierung. Mit dieser Frage brauchen wir uns aber nicht zu beschäftigen. Im Hinblick auf die berichtigte Chronologie kommt der Verdacht auf, die Beschädigung der Mumie sei von den Assyrern bei ihrem Theben-Zug im Jahre 677 ndFl verursacht worden. Sicher ist das jedoch nicht. Sicher ist indes, dass dies nicht die letzte Beschädigung einer Mumie war, und außerdem scheint es unter Haremhab noch nicht zu der Verlegung der Mumie des Thutmoses III = IV in eins der Verstecke gekommen zu sein. Nachwort Wie der Leser bemerkt hat, gehört das Thema "Mumien" nicht zu den erfreulichsten Kapiteln der Ägyptologie. Zweifel, Widersprüche und Fehlinterpretationen gehören zum Standard der Mumienforschung. Was aber sollte ich aus diesen Wirrnissen für die berichtigte Chronologie und die neue Sicht der Altertumsgeschichte gewinnen können, ohne eigene Meinungen und Interpretationen einzubringen? Wenn ich mich auch strikt an die von mir selbst gesetzte Regel zu halten gedenke, keine Meinungen, sondern Fakten zu liefern, so muss ich doch - speziell beim Kapitel ägyptische Mumien - hin und wieder eigene Ansichten zu Funden und Befunden in die neue Sicht übernehmen. Selbstverständlich bezeichne ich solche Mutmaßungen nicht als feststehende Tatsachen. Ich halte solche Modelle für nachdenkenswert. Das Kapitel "Mumien" schließe ich keineswegs mit großer Befriedigung ab. Ich weiß, dass es noch viel zu tun gäbe; aber ich bin kein Feldforscher und auch kein Gelehrter an einer Universität, dem die Archive und Bibliotheken offen für seine Forschungen sind. Ich bin ein "Hiëronymus im Gehäuss", wie Albrecht Dürer mich sehen würde, und mein wichtigstes Utensil bei der Berichtigung der Altertumsgeschichte ist mein angeborener analytischer Verstand. Logik und unverstellte Einsicht, frei von Wunschdenken und Ideologie, sind meine Leitmotive. Letzter Stand: 20. Dezember 2012
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