"Hochsensibel?"
Wie viele verschiedene Stimmen und Meinungen kann ich mir allein zu diesem einzelnen Begriff vorstellen.
"Bist du irgendwie verrückt oder so??"
"Die denken wohl, sie sind was Besonderes!"
"Hab' ich noch nie gehört."
"Da will sich wohl jemand Vorteile erschleichen!"
"Oje, du Arme. Wie lange hast du das denn schon?"
"Im Leben darf man nicht so empfindlich sein, sonst geht man unter!"
"Ach, du Mimose, dich muss man immer wie ein rohes Ei behandeln."
"Ist das heilbar?"
Diese Beispiele noch weiter fort zu führen, bleibt der Fantasie eines Jedem selbst überlassen.
Man könnte sogleich versuchen, sie zu widerlegen, ihnen entgegen zu rufen: Nein, nein, nein, so einfach und pauschal ist das nicht! Aber es ginge vielleicht an unserer komplexen Realität vorbei, auch und gerade wenn wir von einer rein subjektiven Realität ausgehen, also der Sichtweise und Lebenserfahrung eines jeden Einzelnen.
Und so bleibt es natürlich auch einem Jeden selbst überlassen, sich seine eigene Meinung über das Thema zu bilden.
Zunächst folgende Fakten:
- Bei Hochsensibilität handelt es sich nicht um eine subjektive Befindlichkeit, sondern um eine nachweisbare Veranlagung, und zwar um eine zum Teil sinnvolle und nützliche.
- Es ist keine Krankheit des Körpers oder des Geistes, sondern eine völlig natürliche Variation, wie z.B. blaue Augen.
- Allen bisherigen Erkenntnissen nach ist sie erblich bedingt (Zwillingsstudien und andere Forschungen weisen darauf hin), teilweise auch über zwei
Generationen hinweg.
- Etwa 15 bis 20 %, also jeder 5. bis jeder 6. Mensch, der uns auf der Straße begegnet, ist hochsensibel. Die allermeisten wissen allerdings nichts davon.
- Entgegen landläufiger, wenig differenzierter Ansichten sind Männer ebenso häufig betroffen wie Frauen. Leider können Männer ihre Veranlagung seltener für sich selbst akzeptieren und offen dazu stehen, da unser Gesellschaftsbild immer noch sehr von klassischen Rollenbildern geprägt ist.
Forschung zum Thema
(Zusammenfassung aus den Büchern "Zart besaitet" und "Sensibel kompetent", s.u.)
Der Begriff "hochsensible Person"
(kurz "HSP") wurde durch die Psychologin Elaine Aron in ihrem Besteller "The Highly Sensitive Person: How to thrive when the world overwhelms you" geprägt.
Bereits
Ivan Pawlow , ein russischer Physiologe der Jahrhundertwende, beschäftigte sich unter anderem mit der menschlichen Empfindsamkeit. Auf der Suche nach
objektiver "Messbarkeit" der Empfindlichkeit fand Pawlow heraus, dass es einen markanten Punkt gibt, an dem ein Mensch bei Überstimulation "dicht macht".
Pawlow setzte seine Versuchspersonen extremem Lärm aus.
Überschreiten die Dezibel eine bestimmte Höhe, gehen Menschen auch gegen ihren Willen in eine Schutzstellung, bei weiterer Steigerung der Lautstärke werden sie irgendwann bewusstlos.
Es war zu erwarten, dass es Menschen gibt, die mehr aushalten, und andere, die weniger aushalten. Was Pawlow aber überraschte, war, dass es in der Empfindlichkeit
zwei deutlich unterscheidbare Gruppen von Menschen gibt.
15 bis 20% erreichten den markanten Punkt der Überstimulation sehr schnell - doch dann kam lange nichts mehr, bevor schließlich die weniger Sensiblen nach und nach anfingen, unter dem Lärm bewusstlos zu werden.
Das heißt, es gibt in der Empfindlichkeit keinen fließenden Übergang zwischen den Menschen, nur diese zwei deutlich voneinander getrennten Gruppen, innerhalb derer es dann erst wieder fließendere Unterschiede gibt.
Pawlow fand auch über diesen Test hinaus eine Reihe von Gemeinsamkeiten bei den Menschen der empfindlicheren Gruppe. Er war davon überzeugt, dass diese Anlage zur Empfindlichkeit erblich ist.
Auch andere Forschungen aus jüngerer Zeit weisen stark darauf hin:
Jerome Kagan, ein Psychologe der Universität Harvard, stellte fest, dass
hochsensible Säuglinge deutlich höhere Herzfrequenzen zeigten, ihre Pupillen sich unter Stress früher weiteten und ihre Stimmbänder sich eher spannten. Ihre Körperflüssigkeiten zeigten
hohe Konzentrationen von Noradrenalin im Gehirn. Dieser Neurotransmitter wird im Körper aller Menschen in geringen Mengen produziert, wenn Adrenalin, das Stresshormon, hergestellt wird. Es weckt das Gehirn auf und bereitet es auf bevorstehende Denkprozesse vor.
Im Blut hochsensibler Menschen ist Noradrenalin oft in ungleich größeren Mengen vorhanden als bei nicht hochsensiblen. Das heißt, dass sie tendenziell ständig geistig auf ihren Einsatz warten.
Auch das
Hormon Cortisol das unter dauerhafter Erregung freigesetzt wird, war bei den von Kagan untersuchten hochsensiblen Kindern stärker vorhanden als bei der nicht hochempfindlichen Parallelgruppe. Auch in einer ruhigen Situation, etwa zu Hause, war die feststellbare Menge an Cortisol bei den HSP immer höher. Damit bestätigte Kagan die These von Pawlow, dass diese
Unterschiede bereits ab Geburt feststellbar sind.
Hypersensibilität ist also nicht das Ergebnis einer besonders schweren oder behüteten Kindheit oder ähnlichem, sondern in fast allen Fällen bereits von Geburt an vorhanden.
Auch verblüffend: Selbst bei verschiedenen
höheren Säugetieren konnte eine
Subpopulation hochsensibler Individuen von etwa 15 - 20% ausgemacht werden. Es sind Individuen, die sich nicht kurzentschlossen in neue Situationen werfen, sondern erst innehalten, um die Lage genau zu erfassen. Manchmal wird ihnen dies zum Verhängnis, etwa wenn sie zu wenig angriffslustig sind, wo es nötig wäre. In anderen Situationen jedoch haben sie Vorteile, da sie sich nicht so leicht in Gefahr begeben und andere Mitglieder ihres Rudels vor drohenden Gefahren warnen können. Es kann daher angenommen werden, dass es für den Fortbestand vieler Arten günstig ist, wenn es eine Mischung von hochsensiblen und nicht hochsensiblen Vertretern gibt.
Wäre die Überempfindlichkeit also nur von Nachteil, wäre sie wohl durch die Evolution längst ausgerottet worden, da im Laufe dieser nur die anpassungsfähigste Spezies überlebte.
Wenn man an den Begriff des "Anpassens" denkt, scheinen HSPs oberflächlich gesehen nicht besonders dazu geeignet, da sie mit scheinbaren "Kleinigkeiten" öfter Probleme haben.
Beschäftigt man sich aber detaillierter mit der Geschichte der Menschheit, wird man feststellen, dass genau dieses "Nicht-Anpassen ", das "Anders-Denken", das "Ständige-Hinterfragen", das "Andere-Wege-Gehen-Müssen" von Hochsensiblen oft zu veränderten Verhaltensweisen sowie zu Entdeckungen und Erfindungen führte, die das Überleben unserer Spezies sicherten und tiefgreifende Fortschritte ermöglichten.
Und oft waren es eben auch nur "Kleinigkeiten", genaue Beobachtungen, die entscheidende Wendungen herbeiführten.
Diese und andere Stärken wiederzuerkennen, zu nutzen und zu einem neuen Selbstbewusstsein zu finden, obliegt den Hochsensiblen unserer Tage.
Gemeinsamkeiten von Hochsensiblen
Die folgende Aufzählung enthält viele mögliche (allerdings nicht alle) Gemeinsamkeiten der Gruppe der hochsensiblen Menschen, was aber natürlich nicht heißt, dass alle Punkte auf jeden zutreffen.
Die individuellen Empfindlichkeiten, Begabungen und Eigenheiten der Hochsensiblen sind breit gestreut und in den unterschiedlichsten Bereichen angesiedelt.
Dennoch gibt es Hauptcharakteristika, die auf eine Hochsensitivität hinweisen. Sowohl positive als auch negative.
Treffen viele dieser Punkte mehr oder minder zu, oder sind ein paar davon besonders stark ausgeprägt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, hochsensibel zu sein. Wer es genauer wissen möchte, macht den
Test auf zartbesaitet.net.
- Die wichtigste aller Eigenschaften, die alle Hochsensiblen verbindet, ist:
Eine erhöhte Empfänglichkeit für Reize und ein intensiveres Empfinden und Erleben. Die erhöhte Empfänglichkeit für äußere (z.B. Geräusche, Gerüche, etc.) und innere Reize (z.B. Vorstellungen, Gedanken, Erinnerungen) führt dazu, dass Hochsensible generell mehr Informationen wahrnehmen. Außerdem verarbeiten sie diese wesentlich tiefer und gründlicher als nicht hochsensible Menschen.
Weil sie aber mehr und stärker wahrnehmen, kommen diese Menschen auch schneller an den Punkt, an dem sie sich in eine "reizärmere" Umgebung zurückziehen möchten, also eine Art "Überstimulation".
Sie tritt auch bei nicht hochsensiblen Menschen irgendwann ein, z.B. bei einer Nacht in der Disco, nach der sie sich auf eine geräuscharme Umgebung freuen. Nimmt man aber einen Hochsensiblen, dessen erhöhte Empfänglichkeit laute Geräusche einschließt, wird er schon viel eher an diesen Punkt kommen, und wohl auch früher gehen. Aber Geräusche sind, wie schon erwähnt, nur ein Beispiel von vielen.
Dazu eine persönliche Erfahrung:
Als ich das erste Mal über diese grundlegende Eigenschaft las, hörte sich das für mich zunächst sehr seltsam an, und ich war mir absolut nicht sicher, ob das bei mir wirklich zutrifft.
"Mehr Informationen aufzunehmen" als Andere, das konnte ich mir kaum vorstellen, denn, so dachte ich mir, - dann müsste ich das ja deutlich merken. Vielleicht müsste ich mich dann z.B. an mehr Dinge erinnern, die während des Tages passiert sind, als jemand, der mit mir das Gleiche erlebt hat. Aber das ist damit nicht gemeint.
Der Knackpunkt bei der Sache ist: Dieses "Aufnehmen", diese "erhöhte Empfänglichkeit" - sie geschehen meist unbewusst. Das heißt wiederum, der Hochsensible merkt gar nicht, dass er mehr aufnimmt und anders erlebt als andere.
Und da man ja noch nie ein anderer Mensch war und aus anderen Augen auf die Welt heraus geschaut hat, hat man auch keinen direkten Vergleich zu einem Normal-Sensiblen. Wir Hochsensible gehen also automatisch davon aus, alle nehmen die Dinge, die wir so intensiv und detailreich aufnehmen, gleich wahr. Aber die Wahrnehmung ist individuell sehr verschieden, selbst bei Hochsensiblen untereinander.
Es gibt jedoch weitere konkrete Eigenschaften, die bei Hochsensiblen sehr gehäuft auftreten, wie die nun folgenden zeigen.
Weitere Eigenschaften der Hochsensibilität:
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Starke subtile (innere) Wahrnehmung: Ein reichhaltiges und vielschichtiges Innenleben. Ausgeprägte Fantasie und Gedankenwelten. Intensives Traumgeschehen. Endlose Nuancen der eigenen Stimmungen.
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Tendenz zu überdurchschnittlicher Intelligenz und/oder Kreativität und/oder Analyse- und Differenzierungsfähigkeit.
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Erhöhte Schmerzempfindlichkeit.
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Bemerken von Details: Hochsensible haben ein sehr gutes Auge für Details. Ihnen fallen Dinge auf, die anderen oft entgehen. Wo es auf detailgenaues, sorgfältiges Arbeiten ankommt, sind sie meist besser als Nicht-HSPs.
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Schnelligkeit vs. Genauigkeit: Da es bei vielen Dingen in unserer heutigen Gesellschaft eher um Schnelligkeit als um wohlüberlegtes Handeln geht, kommen HSPs damit oft nicht so gut zurecht. Auch Entscheidungen wägen sie normalerweise gut ab, unter Berücksichtigung der möglichen Folgen.
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Stress und Leistungsdruck: Unter Druck bringen Hochsensible meist nicht die Leistung, zu der sie eigentlich fähig wären. Stehen sie unter Dauerstress, leidet - so wie generell bei den meisten Menschen - auch darunter ihre Leistungsfähigkeit.
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Anfälligkeit für psychische Krankheiten: Wie man sich vorstellen kann, sind HSPs - bei ständiger "Überstimulation" - damit leider auch eher gefährdet, an psychischen Erkrankungen wie "Burn-Out", Depressionen, etc. zu erkranken.
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Empfindsamkeit für Kunst, Musik und/oder Naturstimmungen: 92% der Hochsensiblen fühlen sich durch diese Dinge stark bewegt. Manche auf diesen Gebieten Interessierte und Begabte machen ihre Empfindsamkeit daher auch erfolgreich zum Beruf.
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Vielseitige Interessen & hohe Begeisterungsfähigkeit: Soviele interessante Dinge, die es zu erfahren gilt, und nur so wenig Zeit. Viele HSPs sind von Natur aus neugierig und vielseitig interessiert. Themen wie Geschichte, Philosophie, aber auch die Logik der Mathematik und der Naturwissenschaften, oder die kreative Welt der Künste, etc. pp. - HSPs sind für vieles offen und informieren sich. Ein hohes Allgemeinwissen ist deshalb nicht selten bei ihnen anzutreffen.
Wenn sich Hochsensible für etwas begeistern, sei es ein bestimmtes Hobby, ein Beruf, oder auch nur ein besonderes Erlebnis - dann ist ihre Begeisterung tatsächlich sehr groß, und ebbt normalerweise nicht so schnell ab. Oft sind sie wie versessen und vergessen die Welt um sich herum.
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Feinwahrnehmung von Befindlichkeiten, Stimmungen und Beziehungsqualitäten: Der köperliche und psychoemotionale Zustand anderer, oder die aktuelle Qualität ihrer Beziehungen werden von einem in dieser Eigenschaft begabten HSP oft schon erkannt, bevor die betreffenden Personen sich dessen selbst bewusst sind.
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Gutes Einfühlungsvermögen: Die Fähigkeit, sich in viele verschiedene Stimmungen und Gefühle und deren Intensität hineinversetzen können, macht viele Hochsensible zu verständnisvollen Zuhörern und differenzierten Gesprächspartnern. Für diese HSPs sind tiefgehende Gespräche oft ein wichtiger, erfüllender Lebensinhalt. Aber auch hier lauert - wie überall - die Gefahr der Überstimulation, da die Informationen genauer aufgenommen und intensiver verarbeitet werden.
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Starke Beeinflussung durch die Stimmung anderer Menschen: Durch eben dieses Einfühlungsvermögen werden jedoch auch viele HSPs von den Stimmungen anderer Menschen beeinflusst. Arbeitet z.B. ein Kollege im selben Raum, der sich über etwas sehr ärgert, verspürt auch so mancher Hochsensible bald ein ähnliches Gefühl. Er "spiegelt" quasi automatisch.
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Ausgeprägte Intuition: Einzelheiten unbewusst aufzunehmen und diese in Beziehung zu setzen, geschieht bei vielen Hochsensiblen automatisch. Das "Bauchgefühl" entscheidet oft für sie, ohne dass dabei das lineare Denken oder die Sinne in bewusster Weise bemüht werden.
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"Nachhall" von Emotionen und Erlebnissen: Manche Erlebnisse und die damit verbundenen Gefühle beeinflussen HSPs oft noch Stunden, Tage oder sogar Wochen danach. Sie kreisen noch immer in ihren Gedanken und Erinnerungen, und teilweise spüren sie auch die gleichen Emotionen, so als wäre das Erlebnis noch immer gegenwärtig.
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Tiefe Reflexion, Nachdenken und Nachempfinden: HSPs denken über fast alles nach und sie reflektieren meist sehr gut über ihr eigenes Innenleben.
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Denken in größeren Zusammenhängen: Vor allem erfahrene Hochsensible hüten sich vor täuschend einfachen Denk- und Erklärungsmustern. Pauschalisierungen und Klischees lehnen sie daher aus gutem Grund oft ab. Ihr System der "Schubladen", das dennoch ein Jeder braucht, um Menschen und Situationen richtig einschätzen zu können, ist dann jedoch - in Extremfällen - so vielfältig und komplex, dass es nicht unbedingt dazu beiträgt, "klarer" zu sehen.
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Mitgefühl und Altruismus: Jedem Menschen helfen zu können, der Hilfe benötigt, ist unmöglich, und doch gibt es so einige HSPs, die diesen Wunsch ihr Leben lang hegen. Viele ergreifen deshalb auch einen helfenden Beruf, z.B. im Gesundheitswesen. In unserer Zeit verzweifeln jedoch viele an der Massenabfertigung, die mittlerweile in diesem Bereich herrscht.
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Empfindsamkeit für Temperaturen/Luftqualität: Eine schmälere Behaglichkeitszone in punkto Hitze oder Kälte, das heißt, es ist ihnen schneller zu heiß oder zu kalt. Stickige Sommer oder eisige Winter sind daher für temperaturempfindliche HSPs schwerer zu ertragen.
Auch verräucherte oder übelriechende Luft, Gerüche, die Andere kaum oder nur unterschwellig wahrnehmen, können Stress bedeuten. Regelmäßig zu lüften ist deshalb für Manche ein Muss.
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Gerechtigkeitssinn und Harmoniebedürftigkeit: Viele Hochsensible verabscheuen Unfrieden und Streit, ebenso offensichtliche Ungerechtigkeiten. Sie tun, was sie können, um diese Dinge zu vermeiden und ihnen entgegen zu wirken. Manche ziehen sich bei Konflikten um der Harmonie willen auch lieber zurück.
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Gewissenhaftigkeit: Ist ein HSP von einem Projekt, einer Aufgabe, oder einem Ziel überzeugt, steht er normalerweise sehr stark dahinter. Er würde niemals wissentlich zu einer Gefährdung dessen beitragen, wenn er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könnte. Auch in Bezug auf Menschen, die er respektiert, zeigt er große Loyalität.
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Perfektionismus und Fehler-Sensibilität: Manche HSPs sind wahre Perfektionisten, sie versuchen unter allen Umständen, Fehler zu vermeiden. Auch fallen ihnen Fehler anderer eher auf, weshalb sie oft als "pedantisch" gefürchtet sind. Bevor sie etwas nur halb oder nicht "gut genug" in die Tat umsetzen können, lassen sie es lieber gleich ganz bleiben.
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Uneinheitliches Persönlichkeitsbild & schwächer ausgeprägte Geschlechtsstereotypien: Die Persönlichkeiten vieler Hochsensibler sind nicht linear und allzu einfach in eine Schublade zu stecken. Oft vereinen sie beinahe gegensätzliches in sich. Ob sensibel und gleichzeitig wagemutig, ängstlich aber Horrorfan, oder optimistisch und auf der anderen Seite voller Weltschmerz - eine komplexe Persönlichkeit lässt sich oft schwer einschätzen. Auch "Geschlechtsstereotypien" wie z.B. Männer & Fußball, Frauen & Romantikschnulzen, etc. lassen sich auf Hochsensible seltener anwenden. Dafür sind sie durch diesen Umstand jedoch auch vielseitige und interessante Menschen.
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Starke Reaktionen auf Medikamente und/oder Alkohol und/oder Koffein: Für manche HSPs ist die übliche Dosierung von Medikamenten viel zu hoch, da sie sehr empfindlich darauf reagieren. Teilweise vertragen sie sie auch gar nicht oder kämpfen gehäuft mit Nebenwirkungen. In diesem Fall ist es ratsam, ein Medikament erst auf Verträglichkeit zu testen, oder eine geringere Dosis als üblich einzunehmen.
Auch Alkohol und Koffein wirken sich auf manch einen verstärkt aus.
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Gefühle der Verbundenheit: HSPs "investieren" oft viel in ihre Beziehungen zu manchen Menschen ihrer Umgebung und spüren starke Gefühle der Verbundenheit, beispielsweise in einer guten Freundschaft. Leider haben auch viele das Gefühl, als würden ihre Gefühle nicht in dieser Form erwidert, so als wäre dem Anderen die Freundschaft nicht so wichtig, und wisse sie nicht so sehr zu schätzen. Tatsächlich ist es so, dass jeder Mensch eine andere Auffassung von Freundschaft hat - von relativ oberflächlicher Plauderei im Café um die Ecke bis zu einer engen Vertrauensbasis, auf der man vieles teilt. Um richtig gute Freunde zu finden, die dieses Verbundenheitsgefühl teilen, bedarf es also oft einer längeren Suche - dafür halten diese Verbindungen aber größtenteils auch sehr lange.
Auch in Beziehungen wünschen sich HSPs meist große Nähe und starkes Vertrauen auf beiden Seiten.
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Erhöhte Tendenz zu Allergien.
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Introversion/Extraversion: Laut Umfragen bezeichnen sich etwa 70% aller Hochsensiblen als introvertiert, allerdings auch ganze 30% als extrovertiert. Es gibt also auch einen Anteil HSPs, die sehr aktiv auf Leute zugehen und energisch und bestimmt auftreten.
Wobei man berücksichtigen muss, dass extreme Ausprägungen an Intro- oder Extraversion generell eher selten sind, auch hier sind vorwiegend Mischformen zu finden.
Zur Introversion ist folgendes zu sagen: Viele Hochsensible werden automatisch als schüchtern bewertet, weil sie in sozialen Gruppen eher beobachten, als zu handeln oder sich in den Mittelpunkt zu stellen. Introversion ist allerdings nicht unbedingt gleich Schüchternheit. Trifft man z.B. den gleichen HSP, der in einer bestimmten Gruppe oder Situation eher zurückhaltend auftritt, an einem anderen (vielleicht weniger überstimulierenden) Ort, unter anderen Umständen, oder nur zu zweit, kann er wie ein anderer Mensch erscheinen, denn von der vermeintlichen Schüchternheit ist dann oft kaum noch etwas zu spüren. Hier liegt der Unterschied zur wahren Schüchternheit.
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Unreflektiertes Schließen von sich auf Andere: Da die meisten HSPs nicht wissen, dass es zwei voneinander relativ klar getrennte Sensibilitäts-Gruppen gibt, schließen sie trotz - oder auch gerade wegen - ihrer guten Selbstreflexion einfach so auf andere, und schätzen sie dadurch vielleicht falsch ein.
Dieser Mechanismus findet sich auch bei weitem nicht nur bei Hochsensiblen, hier fußt er jedoch auf dem Grund, dass ein Hochsensibler ja davon ausgehen muss, dass alle Menschen in ihrer Sensibilität ähnlich veranlagt sind. Das scheinbar absichtlich "verletzende" Verhalten eines Freundes, die stundenlange "laute" Musik aus der Nebenwohnung, etc. pp. - ein unerfahrener HSP kann nicht wissen, dass anderen Menschen diese Dinge nichts ausmachen, oder dass sie sie einander zumuten, ohne lange darüber nachzudenken oder sie zu bemerken.
Erst wenn er weiß, dass dem tatsächlich überwiegend so ist, versteht er, dass er teils falsche Rückschlüsse gezogen hat, da ein anderer Mensch in dieser Hinsicht eben auch wirklich "anders" ist. Missverständnisse sind also quasi vorprogrammiert, und Toleranz zu üben ist deshalb - sowohl für HSPs als auch für Nicht-HSPs - nicht leicht. Aber wir alle stehen - und das nicht nur in der Sensibilität - auf unterschiedlichen "Leveln", beeinflusst durch Gene, Erziehung und das gesellschaftliche Umfeld; wir nehmen die Welt mit völlig unterschiedlichen Augen und Gefühlen wahr, wie auch neueste Forschungen immer mehr zeigen. Toleranz und eine offene, konstruktive Kommunikation sind also unerlässlich, um eine positivere soziale Struktur zu erlangen.
Umgang mit der Hochsensibilität
Da man als Hochsensibler nicht "erwarten" kann, dass die Welt sich auf die eigenen Bedürfnisse einstellt und Rücksicht auf Dinge nimmt, die den 80 - 85 % der Normal-Sensiblen gar nichts ausmachen, kann man dennoch versuchen, durch einen guten Umgang mit seiner Veranlagung damit einhergehende Belastungen soweit wie möglich zu reduzieren.
Ebenso wünschenswert ist es, die vielen positiven Seiten der Hochsensibilität nutzen und genießen zu können, privat und/oder auch beruflich.
Um dies zu erreichen, ist oft viel an Kraft und ausgeprägter Persönlichkeitsentwicklung nötig, was aber - so denke zumindest ich - bei jedem Menschen mehr oder weniger nötig ist, um persönliche Ziele im Leben erreichen zu können. Bei Hochsensiblen gestaltet sich dies teilweise nur anders. Um z.B. nicht einer ständigen Überstimulation ausgesetzt zu sein, muss man erst einmal wissen, welche Dinge übermäßigen Stress verursachen, erst dann kann man nach einer Lösung suchen.
Manchen Hochsensiblen helfen etwa Praktiken wie Meditation oder Yoga, die aufgenommenen Informationen des Tages verarbeiten zu können. Auch die verschiedenen Künste, Religion, Spiritualität, Sport, Hobbys oder Handwerk sind für Viele ein bedeutsamer Lebensinhalt und ein wichtiger Ausgleich.
Außerdem hilft es den meisten Hochsensiblen, überhaupt erst zu erfahren, dass ihre Veranlagung völlig natürlich ist, und sie damit bei weitem nicht alleine sind. Deshalb ist es sehr wichtig, das Thema in der Öffentlichkeit besser bekannt zu machen.
Beruf / Berufung / Privatleben
Manche Hobbys oder Aktivitäten können auch zum Beruf gemacht werden, was jedoch nicht leicht ist, so wie der Weg zur Berufung (als Unterschied zum Beruf) für einen HSP generell eher schwierig ist. Viele von ihnen finden erst in fortgeschrittenem Alter die Tätigkeit, die sie erfüllt, nachdem sie jahrelang "Frondienst" auf Gebieten geleistet haben, die ihnen nicht liegen, und in denen sie keinen wahren Sinn sehen, außer natürlich dem, Geld zu verdienen und über die Runden zu kommen.
Nun kann der Kritiker rufen "das geht vielen Leuten so! Die können das auch nicht ändern!", und er hat wohl absolut recht damit. Nicht nur in unserer heutigen Zeit der Massenarbeitslosigkeit, vor allem in früheren Zeiten ging es oft schlichtweg ums Überleben, und dafür musste immer hart gearbeitet werden, ohne Rücksicht auf eigentliche Interessen und Begabungen. Dennoch ist es für viele Hochsensible - wie generell für einige Menschen - auf lange Sicht schwer zu ertragen, ihre eigentliche Berufung nicht leben zu können. Seine Träume nicht aufzugeben und in kleinen Schritten darauf hinzuarbeiten ist daher oft der einzige Weg, um sein berufliches "Glück" zu finden.
Ähnlich steht es tendenziell auch im Privatleben, denn manche HSPs finden ihren Partner fürs Leben erst sehr spät - wenn überhaupt. Stetige Entwicklung und schmerzhafte Erfahrungen sind oft vonnöten, bis eine Beziehung entsteht, die ein Leben lang hält. Aber auch das kommt sicher vielen Menschen bekannt vor, bei Hochsensiblen tritt es nur gehäuft auf und resultiert aus teils anderen Gründen.
Buchtipps
In den Büchern
Zart besaitet
und
Sensibel kompetent
gibt es viele weitere Tipps zum Umgang mit Hochsensibilität. ("Zart besaitet" beschreibt das Thema allgemein, in "Sensibel kompetent" liegt der Fokus vor allem auf dem Beruflichen.)