Anatomie
Um den menschlichen Körper exakt darstellen zu können, führte Leonardo
anatomische Studien durch, bei denen er sich auch auf illegalen Wegen beschaffter Leichen bediente. Daraus entstanden eine Vielzahl anatomischer Studien mit erstaunlicher Exaktheit, wie diese Darstellung des Geschlechtsakts. Auf diesem Bild fällt auch auf, dass er bei der Beschriftung oft Spiegelschrift verwendete, die er durchaus ohne Spiegel schreiben und lesen konnte. Im langsam endenden Mittelalter war es durch die Kirche streng verboten, sich mit der Ursache von Krankheiten zu befassen, denn sie waren ihrer Lehrmeinung nach verursacht durch Schuld und Sünde des Kranken, die Erbsünde, oder sie waren eine göttliche Prüfung. So war medizinisches Wissen in moslemischen und jüdischen Völkern viel fortgeschrittener. Heilkundige wurden exkommuniziert, Heilerinnen als
Hexen verbrannt und den Kranken sagte man:
»Nimm es hin, Gott will dich prüfen!« In Leonardos anatomischen Forschungen kann man schon Anfänge des Zeitalters der Aufklärung und der Neuzeit erkennen. Man hat den Eindruck, dass das finstere Mittelalter in den christlichen Kulturen länger dauerte. Zwar nicht aufzuhalten, ist es immer noch als Teil unserer Kultur in den Köpfen der Menschen. Einer, der die anatomischen Forschungen weiter führte, ist der flämische Leibarzt von Kaiser Karl V.,
Andreas Vesalius (eigentlich Andreas Witinck oder Andries Witting van Wesel).
Leonardo da Vinci:
Anatomie des Geschlechtsakts