Die Villa der Familie Heß in Reicholdsgrün ca. 1975
Das Grab von Rudolf Heß in Wunsiedel im Fichtelgebirge
Ich bin kein Nazi, warum schreibe ich über ihn? Ganz einfach: Er hat eine
besondere Beziehung zu meiner Heimat, dem
Fichtelgebirge.
Und er ist nun mal eine Persönlichkeit der deutschen Geschichte, mit der wir
uns auseinandersetzen müssen.
Die Familie seines Vaters, des Kaufmanns Johann Fritz Heß, stammte aus
Wunsiedel
und in dem bäuerlichen Dorf
Reicholdsgrün, einem Ortsteil von
Kirchenlamitz, besaßen sie ein Haus, das als
Heß-Villa
bekannt war und in dem Rudolf Heß teilweise aufwuchs.
Immer wenn ich als Kind mit meinem Vater daran vorbeikam, sprach er davon, dass
das Haus der Familie des Mannes gehört, der der Stellvertreter von
Adolf Hitler
war. Als Nachkriegs-Kind konnte ich damit nicht viel anfangen und das Haus sah
ziemlich unbewohnt aus.
Eines Tages, ich glaube es war schon in den 80er Jahren, konnte man in der
Zeitung lesen, dass die Familie in dem Haus Bauarbeiten durchführt. Später
stellte sich heraus, dass sie versucht hatten, eine Betonplatte zu
durchbrechen, weil dahinter geheime, vielleicht historisch wichtige Unterlagen
vermutet wurden. Die Rolle von Rudolf Heß in der Nazi-Diktatur und im
2. Weltkrieg war nämlich schon immer von Geheimnissen umwittert. Der
Versuch misslang jedoch. Der Beton war eben noch gute alte
deutsche Wertarbeit, für das "Tausendjährige Reich" gebaut.
Ansonsten war es lange Zeit recht still um den einstmals berühmten Sohn der Gegend, bis...
...bis er schließlich am 17. August 1987 im
Kriegsverbrechergefängnis Berlin-Spandau
Selbstmord beging. Im Alter von 93 Jahren erhängte er sich mit einem
Verlängerungskabel. Als man eine Ruhestätte für ihn suchte, kam man auf
Wunsiedel, der Stadt seiner Wurzeln. Auf dem Stadtfriedhof befand sich bis zum
Jahr 2011 sein Grab.
Er wäre nicht der geheimnisvolle Rudolf Heß, würde nicht auch sein Tod von Geheimnissen und
Verschwörungstheorien umwittert. Immer wieder tauchen angebliche Beweise auf, dass er nicht Selbstmord begangen habe, sondern ermordet worden sei. Seitdem kämpft die Stadt Wunsiedel mit Aktionen wie "Wunsiedel ist bunt, nicht braun" dagegen, Wallfahrtsstätte für ewig gestrige Neonazis zu werden. Was ihr bis jetzt recht gut gelingt.