Viertes Buch: Das Sechste Saeculum3. Kapitel: Das Amurru-Reich nach TiriganIm Jahre 529 ndFl erhoben sich die Amurru-Fürsten unter Rim-Sin, dem Schwiegersohn des Zeus und Gemahl der Hekate, und begannen den Krieg gegen Tirigan-Orion, der in der Kimmerer-Stadt Karkemisch residierte. Nach einer oder auch mehreren Feldschlachten, über die wir nicht informiert sind, begann dann Perseus im Auftrage seines Oberkommandierenden Rim-Sin mit der Belagerung von Karkemisch.In den Kämpfen hatte sich auch der ältere Halbbruder des Perseus hervorgetan, Sems Sohn Aram, der ehemalige Statthalter von Assur, dem jetzt die Stadt Ur in Chaldäa (das bedeutet in diesem Fall Südmesopotamien) anvertraut wurde. Aus seinem Namen Assur-Abi wurde Ur-Nammu, er selbst zum Begründer der III. Dynastie von Ur. Er hat inschriftlich wissen lassen, dass er der Feldherr des Utuchengal war, also des Schamaschiten Rim-Sin aus der Larsa-Dynastie, die sich von dem Sonnengott Schamasch herleitete. Der Name Utuchengal ist sumerisch und bedeutet "Sohn des Sonnengottes", der bei den Sumerern bekanntlich Utu hieß. Der Name Utuchengal ist als Beiname des Rim-Sin aufzufassen. Utuchengal war der einzige Herrscher der V. Dynastie von Uruk, und ihm werden hier sechs Regierungsjahre zugewiesen. Es sind dies die Jahre, in denen Tirigan herrschte, nämlich von 523 bis 529 ndFl, also die Jahre zwischen dem Ende des Akkader- und dem Beginn des Amurru-Großreiches. Über die Endphase der Tirigan-Herrschaft erfahren wir eigentlich nur aus der ziemlich verrückten Perseus-Sage, in welcher Dinge geschehen, die geradezu haarsträubend sind. Auf den ganzen Sagenkomplex Perseus-Danaos gehe ich erst in kommenden Hellas-Kapiteln ausführlich ein. Hier interessiert nur der Teilaspekt Perseus und die Gorgo-Medusa: Die Sage berichtet, dass der Herrscher der Insel Seiriphos, zu dem Danae mit ihrem Säugling Perseus vor ihrem Vater Akrisios geflohen war, dem Herangewachsenen den Auftrag erteilt habe, das Haupt der Gorgo-Medusa zu holen. Dies ist eine überaus fadenscheinige Angelegenheit, weil das Haupt der Gorgo-Medusa an sich völlig wertlos war, da es jeden, der es ansah, in Stein verwandelte. Die Aufbewahrung einer dermaßen brisanten Reliquie wäre daher nur mit aufwändigen Sicherheitsvorkehrungen ratsam gewesen. Möglicherweise war aber der Herrscher von Seiriphos kein Freund des Perseus und hatte weiter nichts mit seiner Order im Sinn, als sich auf diesem Wege ein für allemal des Perseus zu entledigen. In der Sage bringt Perseus die errungene Trophäe auch keineswegs seinem Auftraggeber, der die Rückkehr des Erfolgreichen ohnehin mehr zu fürchten als sehnlich zu erwarten hatte, sondern er setzt sie bedenkenlos zu seinem eigenen Nutzen ein. Zur Vorsicht und sicheren Aufbewahrung hat er das Haupt einem eigens zu diesem Zweck hergestellten Sack anvertraut. Sobald er es als Waffe einsetzen will, müssen er und seine Gefährten sich abwenden, um nicht selbst versteinert zu werden. So weit die Sage. Wieviel Wahres ist denn nun an dieser Geschichte? Wenn man davon ausgeht, dass Danae den Herrscher der Insel Seiriphos nach ihrer Ankunft hier geheiratet hatte, dann war Perseus dessen Stiefsohn geworden. Zunächst halten wir fest, dass die besagte "Insel" zu dem Zeitpunkt, als Danae hier anlangte, noch nicht den Namen Seiriphos getragen haben kann; sie wird erst nach einem Sohn Danaes so benannt werden, nämlich nach dem jüngeren Halbbruder des Perseus, nach Serug, Saruch, Sichru = Sirius, dem Sohn des Orion. Bei dieser "Insel" handelt es sich um Uruk, die Stadt der Inanna, die ihrerseits mit der Göttin Gula gleichgesetzt wird, deren Symbole der Hund und der Stern waren, also der "Hundsstern" Sirius, der Hauptstern (alpha Canis maioris) des Sternbildes "Großer Hund". Der Herrscher der "Insel des Seiriphos", also von Uruk, war zum Zeitpunkt des Eintreffens Danaes ihr Gemahl Rim- Sin bzw. Utuchengal. Danae war mit ihrem Söhnchen Perseus weder auf der Flucht vor "ihrem Vater Akrisios" noch vor Tirigan-Orion. Sie war von ihrem Vater Zeus-Scharkalischarri von Akkad mit dem Herrscher der späteren Stadt ihres Sohnes Seiriphos vermählt worden, eben mit Rim-Sin. Serug-Seiriphos wurde erst Statthalter von Uruk, nachdem Rim-Sin die Herrschaft über das zurückgewonnene Reich in Kisch angetreten hatte. Das war im Jahre 529 ndFl endlich der Fall. Die Sage schleift also hautnah an der historischen Wirklichkeit entlang. Sie berichtet weiter, dass Perseus bei der Bewältigung der schweren Aufgabe, nämlich das Haupt der Gorgo-Medusa abzuschlagen, unter dem Schutze von Hermes und Athene gestanden habe. Das ist äußerst pikant, um nicht zu sagen makaber; denn Hermes-Thot ist der später von Perseus getötete Akrisios, und Athene ist niemand anderer als Gorgo-Medusa selbst! Die Wirklichkeit sah folgendermaßen aus: Rim-Sin von Uruk, der Stadt der Hundssterngöttin Gula-Inanna, beauftragte seinen Stiefsohn Perseus mit der Belagerung und Einnahme der Festung Karkemisch, in die sich der auf dem Schlachtfeld besiegte Tirigan-Orion zurückgezogen hatte. In der Gorgonen-Stadt hielt sich natürlich auch die blutrünstige Gemahlin Athena-Metiadusa des Orion-Aktaion auf, ebenso die Kinder dieses Paares. Aus kleinasiatischen Überlieferungen geht eindeutig hervor, dass Gorgo-Medusa mit der "furchtbarblickenden" Athene identisch ist. Mit der späteren lieblich-wonnigen Athena mit dem Beinamen Parthenos (griech. für Jungfrau) der Athener hatte dieses Monster außer dem Namen so gut wie nichts gemein. Selbst in voller Rüstung konnte die Lieblingsgöttin der Athener nicht ihren Charme verbergen, der einer Gorgo-Medusa hingegen völlig abging. Auch ohne die Waffen, die die Götter dem Perseus in der Sage zur Verfügung stellen, gelang es ihm, Karkemisch zu erobern. Die Sage sieht den Vorgang so: Perseus robbt an die schlafende Gorgo-Medusa, die natürlich für die ganze belagerte Stadt steht, heran und beobachtet sie im Spiegel seines blanken Schwertes, um sie nicht direkt ansehen zu müssen; denn das würde ihn versteinern. Er schlägt ihr das Haupt ab, und sofort entspringen ihrem Rumpf, also der Stadt Karkemisch, der Riese Chrysaor (griechisch für Goldschwert) und der Pegasus, das Flügelross der Dichter. In dieser Kombination sehe ich den auf einem schnellen Ross aus der Stadt fliehenden Tirigan-Orion-Aktaion, der seinen Beinamen vermutlich einem goldenen Schwert verdankte, das er bei sich trug. Diana-Artemis bzw. Danae-Hekate wird nun nicht eher geruht haben, bis er von seinen eigenen Hunden zerfleischt worden war, seien es nun die Kimmerer selbst gewesen, die sich seiner entledigten, bevor sie auf freien Abzug kapitulierten, oder sei es sein Sohn Sirius gewesen, der Hundsstern - ich weiß es nicht. Das einzige, was in bezug auf das Ende des Orion feststeht, sagt eine andere Version der Sage: er wurde an den Himmel verbannt, wo er als eines der schönsten Sternbilder des Nordhimmels zu bewundern ist. Perseus konnte sich als neuer Herrscher von Karkemisch mit der Chimäre auf seinem Schild schmücken, bei deren Anblick seine Feinde vor Schrecken "versteinerten". Somit gäbe es auch für das schreckliche, "furchtbarblickende", versteinernde Gorgonenhaupt noch eine vernünftige Erklärung. Ob aber Rim-Sin-Utuchengal wirklich daran interessiert war, seinen Stiefsohn loszuwerden, kann mit Sicherheit niemand mehr sagen. Die Perseus-Sage endet hier noch nicht. Ihr Schauplatz verlagert sich nach Äthiopien, wie man annimmt, wo die Tochter Andromeda des Königs Kepheus von Äthiopien der Hilfe des Perseus bedarf. Auf diese Expedition gehe ich zu gegebener Zeit ausführlich ein. Zunächst heiratete Perseus eine Tochter der Metiadusa. Die Kinder dieses Paares waren die Söhne Ischbierra und Salach sowie die Tochter Hiëromneme. Die griechische Sage weiß hiervon nichts. Es kann aber kein Zweifel daran bestehen, dass der Name der Tochter der Metiadusa in der vorderasiatischen Version den Bestandteil muballit enthielt, der auf die Mutter hindeutet. Diese war bekanntlich die Tochter des Oi-Mubal bzw. Eumolpos oder Eopalamos, von dem die Muballit-Linie abstammte, in welcher der Name Muballitsat- Scherua auftauchen wird, der einer babylonischen Chronik zufolge zu der Mutter des Karaïndasch gehört, der uns noch beschäftigen wird. Nachdem wir erkennen mussten, dass die Überlieferung der historischen Wahrheit in den Sagen sehr ungenau ist, wird in uns der Wunsch nach Chroniken geweckt, mit denen historisches Geschehen müheloser zu rekonstruieren ist, wie man meinen sollte. Ich nutze daher hier die Gelegenheit, über Chroniken aus dem Altertum etwas Allgemeines zu sagen: Besagte babylonische Chronik ist nicht eindeutig und in schlechtem Zustand. Man sollte nicht annehmen, dass alle Chroniken, die gefundenen wurden, gleich gut zu entziffern sind. Überwiegend handelt es sich um in Keilschrift abgefasste Niederschriften auf Tontafeln, die zum Teil stark beschädigt und in großen Teilen unleserlich sind. Gut erhaltene Stücke in einwandfrei entzifferbarem Zustand sind die Ausnahme. Hinzukommt, dass nicht alle Chroniken von überfließender Sachkenntnis ihres Verfassers zeugen. Die meisten Chroniken aus dem Altertum sind schlicht aus dem Gedächtnis niedergeschrieben worden, das den Abfassern bisweilen böse Streiche spielte. Außerdem bezogen die Schreiber ihre Informationen meist aus mündlichen oder aus anzweifelbaren schriftlichen Überlieferungen. Von moderner Quellenforschung sind diese Art Chroniken meilenweit entfernt. Echte Chroniken oder gar fortlaufend geführte Annalen, die den Anspruch auf Genauigkeit und Vollständigkeit erheben können, sind selten. Trotzdem sind solche Chroniken von großem Wert für die Rekonstruktion der Altertums-Geschichte; aber man muss auch bei diesen Quellen bisweilen Korrekturen vornehmen, die sich aus parallel liegenden und schon richtig eingeordneten Geschehnissen ergeben. Es handelt sich bei Ischbierra um den späteren Gründer der Isin-Dynastie (Isin = Asien, welcher Name vielfach nur auf das heutige Kleinasien bezogen wurde), der das kissische Susa oder Chatti-Susa = Hattusas wieder zur Hauptstadt machte und sich deshalb den Beinamen Hattusilis zulegte, welcher "der von Hattusas" bedeutet. Er war der erste Träger dieses Namens und ist mit dem vermeintlichen zweiten identisch. Der dritte Hattusilis, mithin eigentlich der zweite, wird uns erst in der Perserzeit begegnen, wo er unter mehreren Namen in verschiedenen Identitäten auftauchen wird. Er war der Ururenkel des Ischbierra. Letzterer muss schon 530 ndFl geboren sein. Für die hebräische Tradition ist Salach wichtiger, der als zweiter Sohn des Perseus-Arphachsad geboren wurde. Er war der Vater des Eber, Ebrium, Abram oder Abraham und wurde im Jahre 535 ndFl von seinem 35jährigen Vater gezeugt. Ich wies an anderer Stelle schon darauf hin, dass Perseus auch der Amurru-Dynast Apil-Sin sein dürfte; denn dieser Name bedeutet Sohn des Mondgottes. Zwar war Perseus der Sohn der Mondgöttin Hekate, aber sein Sohn Salach drängt sich geradezu auf, mit dem Sohn des Apil-Sin aus der Amurru- Dynastie, mit Sin-Muballit, identisch zu sein, so dass kaum noch ein Zweifel an der Identität Perseus = Apil-Sin angebracht erscheint, der ja die Tochter aus der Muballit- Linie geheiratet hatte, die als Mutter des Salach gelten kann. Außerdem steht Apil-Sin in der Amurru-Tabelle kurz hinter Sumu-Abi (= Sem-Juda), so dass er durchaus gleichzeitig mit seinem Alterego Perseus und kurze Zeit nach seinem Vater Sem-Juda gelebt haben kann. Perseus war demnach zunächst Herrscher in Karkemisch, der Grenzfestung gegen die Edomiter. Erst im Jahre 538 ndFl wird er Andromeda begegnen. Schon zwei oder drei Jahre später wird er seinen Onkel (nicht Großvater) Akrisios = Hermes-Thot töten, in dessen Gefolge er nach Ägypten gezogen war. Auf der Flucht vor Horus-Chephren, dem regierenden Pharao, den die Sage Aigyptos nennt, gelangt er unter dem Namen Danaos (nach seiner Mutter Danae) nach Argos in Hellas. Damit werden wir uns noch eingehend befassen. Am Ende wurde Perseus Herrscher über Amurru, zunächst vermutlich in Ebla, nachdem Saul von Rechoboth am Strom (= Ebla) von hier nach Edom gegangen war, wo er alsbald König von Israel wurde (551 ndFl). Perseus regierte 17 Jahre (551-568 ndFl) in verschiedenen Städten als Statthalter seines Halbbruders Hammurabi über den Westteil von Amurru. Dann übernahm er die Herrschaft über dessen ganzes Reich und wurde so unter seinem Namen Achaimenes zum Begründer des Perserreiches (568 ndFl). Er setzte seinen Sohn Salach = Sin-Muballit als Statthalter über den Reichsteil Amurru und verlegte seine eigene Residenz in den elamitischen Reichsteil. Der Sohn regierte ebenfalls in Ebla bzw. in der zu dieser Residenz gehörenden Tempelstadt Haran, wo er als Sin-Priester wirkte. Er behielt den Priester- und Statthalterposten auch über den Tod des Vaters hinaus (568-599 ndFl). Abgelöst wurde er hier durch seinen Sohn Abraham, der mithin ein Enkel des Perseus und ein Urenkel des Sem-Juda war. Die Perseus-Tochter Hiëromneme (römisch: Minerva oder Venera, später Venus; griech.: Aphrodite, die Ares heiratete) wurde um 532 ndFl geboren. Sie heiratete 546 ndFl den um 525 ndFl geborenen Sohn von Tros und Kalirrhoë, Assarakos-Kyaxares = Schauschschattar, der als Ares II angesehen werden kann. Hierauf komme ich zu gegebener Zeit ausführlich zurück. Die Mutter der ältesten drei Perseus-Kinder, die Mubal- Tochter der Athene, starb vermutlich bei der Geburt des Salach, so dass Perseus nach einer Ziehmutter für seine Kinder Ausschau halten musste. Hierfür geeignet erschien ihm seine Halbschwester Tawananna, die um 515 ndFl geborene Tochter von Hekate und Rim-Sin, die auch unter den Namen Ku-Bau, Ku-Baba und Kybele bekannt ist. Sie war mit Ur-Bau bzw. Ur-Baba von Lagasch verheiratet, von dem sie drei Töchter hatte, die zwischen 530 und 535 ndFl geboren wurden. Auf diese und ihre Ehegatten komme ich im Kapitel Amurru und Persien wieder zu sprechen. Die Identität von Tawananna, deren Name unüberhörbar von Inanna von Uruk, das auch ihre (Geburts-)Stadt war, hergeleitet ist, ergibt sich aus einer hethitischen Quelle, in der Hattusilis als der Tawananna Bruder Sohn bezeichnet wird. Außerdem wird Kybele in Kleinasien in Gesellschaft zweier Knaben abgebildet, die mit allergrößter Wahrscheinlichkeit ihre Neffen Ischbierra-Hattusilis und Salach darstellen. Die Knaben wuchsen in Südmesopotamien auf. In der Mythologie gilt der phrygische Gott Attis als Geliebter der Kybele. Es ist demnach nicht auszuschließen, dass diese in Mesopotamien als leichtlebig angesehene Witwe mit ihrem Neffen Attis = Atys-Hattusilis = Ischbierra ein Verhältnis hatte. Ischbierra trat in die Dienste der Amurru-Könige, und sein Bruder Salach ging nach Ur, wo er im Alter von dreißig Jahren seinen Sohn Eber = Abra(ha)m zeugte, der um 565/566 ndFl folglich geboren wurde. Doch schon im Jahre 568 ndFl (siehe oben) verließ er diese Stadt wieder, um in Ebla- Haran unter dem Namen Sin-Muballit die Nachfolge seines Vaters anzutreten. Es ist kaum als ein Zufall anzusehen, dass sowohl in Ur als auch in Haran der Mondgott verehrt wurde: Nammu bzw. Sin. Abraham kam später wieder nach Ur ("in Chaldäa"), von wo er im Jahre 599 ndFl zurück nach Haran ging. Kybele, deren Name auch Kubau bzw. Kubaba lautet, gilt als die Tochter der Hekate. Diese ist aber, wie schon gezeigt wurde, identisch mit Artemis-Diana und kann somit als die Mutter Danae des Perseus angesehen werden. Während Kybele von den Hethitern hochverehrt wurde, hatte ihr Name in Mesopotamien keinen guten Klang. Den einen galt sie als Schwester des Reichsgründers und Ziehmutter des Reichserneuerers, den anderen war sie bekannt als Weinhändlerin bzw. Schankwirtin und als Kupplerin von Kisch, die außer von ihrem ersten Ehemann noch von anderen Männern Kinder hatte. Mit 30 Jahren, was für damalige Verhältnisse ein hohes Alter für Mütter war, gebar sie ihren wichtigsten Sohn: Ur-Zababa = Samsi-Adad. Dieser um 545 ndFl geborene Herrscher wird uns unter vielen Namen noch ausführlich beschäftigen. Sein Vater war der im AT Ismael genannte angebliche Sohn Abrahams, der in Wirklichkeit jedoch von Samuel stammte und in Mari unter dem Namen Ischme-Dagan erscheint, während sein Name in der Sabäerstadt Ebla Ischma-Ilu lautete, was dem biblischen Namen Ismael noch näher kommt. Auf alle diese Personen komme ich weiter unten wieder zu sprechen. Der in römischer Zeit schreibende jüdische Historiograph Flavius Josephus, der allgemein für sehr zuverlässig gehalten wird, behauptete, die Chaldäer stammten von Arpaksad ab (Ant. I, 6.4). Arphaxad oder Arpaksad ist sowohl der Name des ältesten Sohnes von Sem (1. Chron. 1, 17ff.), den Luther hier und an anderer Stelle Arphachsad nennt (Luk. 3, 36), als auch der Name eines vermeintlich semitischen Landes oder Volkes, was mit der assyrischen Provinz Arapcha bzw. Arrapachitis oder Rapichu im Dreiländereck Assyrien-Medien- Elam bzw. Persien verbunden wird. Zweifellos stammten von hier die im Buch Esra (4,9; 5,6; 6,6) erwähnten Aphars(ak)iter oder Apharsathkiter (LXX: Apharsachaioi), die ein "medischer Stamm" sein sollen, "den die Annalen Sanheribs erwähnen" und "der mit den Elamitern verbündet war". Man will in ihnen auch "die medischen Parsua" erkennen, was in meiner Sicht der Geschichte auch gar kein Widerspruch ist. Es waren Kolonisten von der medisch-persischen Grenze des Assyrer-Reiches, die "der große und berühmte Asnaphar" (gemeint ist Assurnasirpal = Sin-schar-ukin, Sargon II) in Samaria an Stelle der von hier deportierten "verlorenen zehn Stämme Israels" angesiedelt hatte. Wenn von Land oder Mann Arphachsad bzw. Perseus die Chaldäer abstammten, dann können diese kein semitisches Volk gewesen sein; denn trotz der sabäischen Mutter Peninna- Lea des Sem-Juda war Arphachsad-Perseus überwiegend ein Indoarier, und die Perser gelten wie die Meder und Hethiter als "mustergültige" Arier. Die Chaldäer, die im AT auch Kasdim (Einzahl: Kesed oder Chesed) und an anderen Stellen Kassiten, Kossäer, Kussarer und Hethiter heißen, sind im weitesten Sinne demnach auch die Elamiter und Perser. Ihr eigentlicher Stammvater ist natürlich Chaldi, der Sohn des Teschub, also Irischum, der Sohn des Iluschuma. Stammvater der Meder hingegen ist der Bruder Kain-Seth des Abel-Chaldi, der seinem Sohn Henoch die medische Hauptstadt Ekbatana baute. Über Prometheus, den Sohn des Japetos-Chaldi, und Zeus-Pusarummas verlief die chaldäische Linie zunächst weiblich über Danae-Hekate weiter, um schließlich bei deren Sohn Perseus-Arphachsad in die persische Linie einzumünden. Die medische Linie berührte die kussarische Linie, die ihren Ausgang bei Pitchanas von Kussara nahm, also bei "Chanas", Chiun, Schiuini oder Kain, nur durch die Mutterschaft der Kain-Enkelin Selene-Mahujael an Zeus-Pusarummas. Der Begriff Hethiter bezieht sich primär auf die im Lande wohnenden Chatti, die heute als Protohattier bezeichnet werden. Das von Herodot erwähnte "Susa im kissischen Land, wo der Großkönig (er meint Darius I) seine Residenz hat", ist das Chatti-Susa oder Hattusas im kussarischen Land. Die konventionell vertretene Ansicht, Darius habe in Susa = Schuschan in Elam-Persien residiert, lässt sich nach genauer Interpretation der Lagebeschreibung der Nachbarländer, die Herodot liefert, nicht aufrecht erhalten. Darius I war, wie ich noch zeigen werde, mit dem hethitischen König Telipinus = Lipit-Ischtar identisch, der die Hethiterkönige Labarnas (= Perseus-Arphachsad-Achaimenes), Hattusilis und Mursilis als "Väter des Reiches" bezeichnete. Darius I nennt seinen Stammvater Hachamanisch, was für Achaimenes steht. Mit diesem identisch ist auch der Elamiterkönig Haban-Ummena, der der Vater des Untasch-Gal bzw. Untasch-Huban war, der mit Teispes identisch ist, dem Sohn des Achaimenes. Teispes oder Tschischpis, wie Darius ihn nennt, ist auch Ischpuini, der Sohn des Königs Sarduri von Urartu, der folglich mit Perseus-Achaimenes bzw. Manes von Lydien identisch sein muss, dem Gründer der lydischen Stadt Sardes, der auch mit dem "Sonnengott" Sandon gleichgesetzt wird. Auf diese Namen und Personen werde ich noch ausführlich zurückkommen. Der Leser kann an dieser Namensauflistung aber schon erkennen, wie kompakt die Altertumsgeschichte in Wirklichkeit ist; denn es ist kein Geheimnis, dass die Wissenschaftler die oben erwähnten Namen, die zu nur ganz wenigen Personen gehören, fast alle mit unterschiedlichen Identitäten in Verbindung bringen, über die dann nur ganz wenig bekannt ist. So ist es nicht verwunderlich, dass in meiner berichtigten Geschichte Personen vor unseren Augen auferstehen, deren Lebenslauf beinahe lückenlos verfolgt werden kann. Uruk in Chaldäa, unter welchem Land man im Altertum noch sehr lange den Süden Mesopotamiens verstand, ist natürlich ebenfalls eine Heimat der Chaldäer. Viele chaldäische Magnaten kamen von hier oder flohen nach hier, wenn ihnen der Boden im Norden zu heiß geworden war. So treffen wir Nabopolassar später hier an, den Vater Nebukadnezars, die beide mit ihren "Nabu"-Namen auf ihre chaldäische Abstammung hinweisen. Nabu ist ja Chaldi, der Merkur der Chaldäer und der Abel (I) der Bibel. Die Hauptgöttin der Chaldäer von Uruk blieb noch lange Zeit Inanna oder Eanna, deren Tempel als das Eanna von Uruk bezeichnet wurde, was dem antiken Sprachgebrauch entspricht. Es tauchen nach dem Sieg über Tirigan im Jahre 529 ndFl im wiedererstandenen Amurru-Reich nicht nur die schon bekannten Magnaten wieder auf, sondern es erscheinen auch neue Namen. Zimri-Lim, der Bruder des Hammurabi (von Kurda, das vermutlich mit Ur gleichzusetzen ist) und Schwiegersohn des Hethiters Yarim-Lim von Aleppo, zu dem (oder besser: mit dem) er im Jahre 523 ndFl vor den Kimmerern geflohen war, lebte vermutlich in Mari bei seinem Onkel Sumu-la-il = Samuel bzw. Jaschmach-Adad, der ebenfalls fliehen musste. Wenn Zimri-Lim ein Bruder des Hammurabi war, dann war er folglich ein Sohn von Sem-Juda = Ischtup-Ilum von Mari, wo er im Jahre 483 ndFl etwa geboren wurde. Dass sein Bruder Hammurabi inschriftlich den Zusatz von Kurda trägt, kommt der konventionellen Geschichtswissenschaft sehr entgegen, da sie den einzigen Hammurabi, den es in Wirklichkeit nur gegeben hat, den sie aber irrtümlich in Babylon und in einer anderen Zeit angesiedelt hat, mit dem Bruder des Zimri-Lim nicht zu synchronisieren vermag. Die berichtigte Geschichte lässt dies nicht nur zu, sondern sie offenbart es. Da Zimri-Lim wahrscheinlich älter war als Hammurabi, müsste er vor 488 ndFl schon geboren sein. Insofern wäre er eine weitere mögliche Identität für Sela, den dritten Sohn des Juda (AT), der nach dem Tode seiner Brüder (spätestens 499 ndFl) noch zu jung war, um Tamara, die Witwe des Ger, heiraten zu können. Zimri-Lim erhielt Briefe von seiner jungen Frau Schibtu, der Tochter des Yarim-Lim, während er im Felde war. Darin teilt sie ihrem Gatten u.a. mit, dass sie Zwillinge bekommen habe, einen Jungen und ein Mädchen. Da dieser Brief mit großer Wahrscheinlichkeit von Mari aus geschrieben wurde, könnte er den Krieg gegen Terah-Orion-Tirigan (505 ndFl) betreffen, an dem der ca. 483 ndFl geborene, jetzt etwa 22 Jahre alte Zimri-Lim teilgenommen haben dürfte. Die Ansetzung des Krieges, in dem die Zwillinge des Zimri- Lim geboren wurden, ins Jahr 529 ndFl halte ich nicht für gerechtfertigt. In diesem Krieg konnte vermutlich von Mari noch keine Post abgehen. Zimri-Lim nahm an dem Krieg des Jahres 529 ndFl ebenfalls teil; auch er kämpfte zum zweitenmal gegen Orion-Tirigan. Nach der Niederlage Tirigans kehrten Samuel und Zimri-Lim nach Mari = Masrech zurück, wo der Neffe die Regierung übernahm, nachdem sein Onkel Jaschmach-Adad = Samuel = Samla von Masrecha im Jahre 537 ndFl für immer nach Edom- Palästina-Kanaan = Israel gegangen war. Die Hauptstadt des Rim-Sin Utuchengal wurde nicht etwa Babylon, sondern Kisch. Babylon, wo konventionell der spätere Machtwechsel von Rim-Sin zu Hammurabi gesehen wird, existierte zu dieser Zeit noch nicht als befestigte Stadt, bestenfalls als Provinznest auf der grünen Wiese. Da der Euphrat sein Bett als Folge der Sintflut verlagert hatte, floss er an der von Dumuzi gegründeten Stadt Kisch vorbei. Erst nach der vierten Typhon-Katastrophe (624 ndFl) wird "Enki der Ströme Lauf geändert" haben, so dass der Euphrat wieder an jener Stelle vorbeifließen wird, an der das alte Pauti-Babylon stand. Dort wird dann ein neuer Großer Herr Marduk (dies war ein Name des Dumuzi) eine neue "große Babel zum königlichen Hause" sich erbauen (Daniel 4,27): Nebukadrezzur. Auch die III. Dynastie von Kisch, der genau hundert Jahre gegeben werden, begann folglich im Jahre 529 ndFl. Einzige Herrscherin in den ganzen hundert Jahren soll Ku-Bau, die Weinhändlerin, gewesen sein. Wir sehen aber, dass die Dynastie mit Rim-Sin Utuchengal begann, auf den der Usurpator Hammurabi folgte (546-572 ndFl). Dessen Nachfolger, sein Sohn Samsuiluna, musste unter dem Namen Schulgi bzw. Dungi zunächst in Ur residieren, wohin er von Perseus, dem Begründer des Perserreiches, abgeschoben worden war. In Kisch setzte dieser seine Schwester ein. Erst im Alter von fast 60 Jahren kam Ku-Bau, die sich aber offensichtlich mehr für mit dem Weinbau und -verzehr zusammenhängende Dinge als für Politik interessierte, hier auf den Thron. Ob sie noch lebte, als ihr Sohn Samsi-Adad nach Ur ging (592 ndFl), wo er den Namen Amar-Sin (biblisch: Amraphel von Sinear) annahm, ist ungewiss. Jedenfalls kehrte der Sohn als Ur-Zababa im Jahre 599 ndFl nach Kisch zurück, wo er 629 ndFl verstarb, exakt hundert Jahre nach Begründung der III. Dynastie von Ur. Mit seinem Tode endete auch die Dynastie von Amurru, deren letzter König Samsuditana ebenfalls mit Samsi-Adad identisch ist. Strenggenommen endete die III. Dynastie von Ur weder mit Amar-Sin noch im Jahre 629 ndFl, sondern erst im Jahre 632 ndFl mit Ibi-Sin, dem letzten Herrscher von Ur bzw. Südmesopotamien. Sie beginnt mit Ur-Nammu, den ich bereits mit Assurabi und Hammurabi identifiziert habe, dem Sohn des Sumu-Abi = Sem-Juda bzw. Man-Ischtu(p)schu(-Ilum) von Mari und Akkad. Alle diese Dynastien bilden im Grunde genommen nur eine einzige Familie, einen Herrscherclan bestehend aus Nachkommen des "Adam" Iluschuma von Assur. Aus der konventionellen Darstellung ist diese Erkenntnis nicht zu gewinnen. Ein eklatanter Fall einer chronologischen und somit geschichtsentstellenden Fehlleistung liegt gerade in Verbindung mit Hammurabi vor, von dem zwei Gesetzesstelen existieren. Die Inhalte der beiden Stelen stimmen nicht in allen Punkten überein, ihre Zierfriese gleichen sich aber wie ein Ei dem anderen. Es ist mir unverständlich, wie man zwischen zwei stilistisch so ähnliche Arbeiten fünfhundert Jahre (!) einschieben konnte; denn der Beginn der III. Dynastie von Ur wird auf ca. 2100 v.Chr. und der Regierungsantritt des Hammurabi auf ca. 1600 v.Chr. datiert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in der konventionellen, also in der angeblich "gesicherten" Geschichte, drei unterschiedliche Chronologien um ihre Anerkennung ringen: Die Kurzchronologie, die Hammurabi um 1600 v.Chr. auf den Thron steigen sieht, die mittlere Chronologie, die dieses Ereignis auf ca. 1650 v.Chr. datiert, und die Langchronologie, die dasselbe schon ins Jahr 1700 v.Chr. einordnen möchte. Diese Zahlen sind jetzt nur grob ausgewählt, da es keinen Sinn ergibt, sich mit einer überflüssigen Problematik auseinanderzusetzen. Denn dadurch würde sich erstens nichts an der Tatsache ändern, dass zwischen Ur-Nammu und seinem Alterego Hammurabi völlig überflüssige fünfhundert Jahre eingeschoben worden sind, und zweitens wird hier ohnehin um des Kaisers Bart gestritten, da der Regierungsbeginn dieses Herrschers in Wirklichkeit erst ins Jahr 334 v.Chr. (= 546 ndFl) gehört. Alexander der Große, der im Jahr darauf nach konventioneller Auffassung die Schlacht bei Issos gewonnen haben soll, war aber dennoch kein Zeitgenosse des Hammurabi. Bei einer vergleichenden Betrachtung der beiden Gesetzesstelen fällt also einmal die bis zur Übereinstimmung reichende Ähnlichkeit der Zierfriese auf, und zum anderen erkennt man gewisse Unterschiede in den Gesetzestexten, auf die ich hier aber nicht eingehen kann. Die Tafel Ur-Nammus enthält einen Text, der auch auf einer in Nippur ausgegrabenen Stele des Utuchengal gefunden wurde. Folglich stellte Ur-Nammu seine Tafel im Namen seines Oberherrn Rim-Sin = Utuchengal auf, während er als Großkönig Hammurabi einen geänderten Text niederlegte, und zwar auf einer Tafel mit sehr ähnlichem Zierfries. Dieser enthält in der Hauptsache eine Darstellung, in der der Sonnengott Schamasch besagte Gesetze dem König überreicht. Das lässt den Schluss zu, dass der Larsaite Rim-Sin, der Sohn des larsaitischen Sonnengottes Schamasch wie des sumerischen Utu (vgl. auch seinen Namen Utu-chengal), diesen Gott zum Hüter der Gesetze einsetzte, also ihn zum obersten Staatsgott erhob. In seinem Reich nahm der Mondgott Sin, der später in der Gemahlin Hekate des Rim-Sin Utuchengal erstmals "verweiblicht" wurde, bestenfalls die Fürstenebene ein. Die "Semiten" wären mit dem Mondgott niemals so verfahren; aber Rim-Sin war kein Sabäer. Rim-Sin war ein Scha-Masch-ite, ein Mas(ch) oder Mesech. Daher entdecken wir im Gesetz des Utuchengal eher arisches Gedankengut, während das von Hammurabi, dem "Semiten", in wesentlichen Punkten abgeänderte Gesetz große Ähnlichkeit mit biblischen Vorschriften aufweist. Lange Zeit nahm man an, Hammurabi sei der biblische Abraham. Dass auch die Gesetzesstele des "Semiten" Hammurabi den Sonnengott als Gesetzeshüter zeigt, kann opportunistische Gründe haben. Sin, der Mondgott, heute noch als Halbmond das Wahrzeichen des Islam, war in frühislamischer Zeit noch der Hauptgott der Sabäer in Charrä, dem Haran der Bibel. Es gibt eine Überlieferung, nach der die Sabäer zu den vorislamischen Religionsgruppen gehörten, die im Reiche Mohammeds und der Kalifen bestehen bleiben konnten und von den Rechtgläubigen nicht verfolgt werden durften. Das führt zu der Überlegung, ob nicht der Allah der Mohammedaner wie der Jahwe der Juden an einem Vorbild orientiert wurde, das in der sumerischen Religion zu suchen ist. Bekanntlich kam Abraham von dem Mondheiligtum des Nammu oder Nannar in Ur in den Mondtempel des Sin nach Haran. Auch den Mohammedanern gilt "Ibrahim" als ihr Stammvater, allerdings nicht über den "jüdischen" Isaak, sondern über den Sohn der Hagar, der ägyptischen Magd des Abraham, über Ismael. Letzteren hatte ich schon mit Ischme-Dagan, dem Vater Samsi-Adads, identifiziert. Ischme-Dagan = Ischma-ilu = Ismael war in Mari ein Nachfolger Jaschmach-Adads, also Samuels, dessen Sohn er auch war. Isaak war mithin nicht der Halbbruder, sondern der Großvater des Ismael. Es besteht im AT eine unübersehbare Tendenz, Ismael in die Nähe des Amalek, des Sohnes von Isaak mit einer Horitin, und eines Sohnes von Abraham mit der Ketura zu rücken, dessen Name Joks(ch)an war (1. Mose 25, 2.3) und der mit Joktan identisch sein dürfte, den das AT zum Sohn des Eber gemacht hat (1. Chronik 1,19-23), der seinerseits wiederum mit Abraham identisch ist. Joksan wie auch Joktan gelten als Vater von Saba, womit sich dieser Kreis zu schließen scheint: Abraham und Ketura waren über Joksan/Joktan Stammeltern eines sabäischen Geschlechts, was der gängigen Auffassung widerspricht, Joksan/Joktan sei wie Ismael ein "Araber". Sollte die mohammedanische Bewegung von Saba-Haran ausgegangen sein, bevor sie in Arabien Fuß fasste? Es ist eine Konstruktion denkbar, nach der das Reich der Königin von Saba, das im Süden Arabiens gesucht wird, von joktanischen Arabern aus Saba-Haran gegründet wurde, also von Nachfahren der Ketura. Ihr Name klingt ägyptisch und könnte von Che.t-u-Ra herzuleiten sein, was eine Querverbindung zu Hagar, der ägyptischen Magd Abrahams, darstellen kann. Der Name Jok-san und noch mehr der Name Jok-tan klingen zudem an den Isaak-Namen Jagg-id(-Lim) = Idi-Ilum an. Ischme-Dagan = Ismael war auch Herrscher in Assur, wo ihm große Bauten zugeschrieben werden. Wie wir sehen, werden die historischen Hintergründe im AT teilweise stark entstellt und häufig geradezu auf den Kopf gestellt. Hier ist noch ein weites Feld zu bearbeiten, um die allerletzte Klarheit zu gewinnen. Dass die Statthalter von Ur in der dritten hiesigen Dynastie den Zusatznamen "Sin" tragen, ist lediglich eine Frage der keilschriftlichen Übersetzung. Er könnte genausogut "Nannar" oder "Nammu" gelesen werden, so dass "Ur-Nammu" auf die andere Art gelesen auch "Ur-Sin" bzw. "Warad-Sin" geheißen haben kann, womit er sich in die Reihe der "Sin-Namen" bestens einfügen würde. Andererseits müssten die übrigen Statthalter von Ur III "Schu-Nammu", "Ibi-Nammu" - und möglicherweise auch "Amar-Nammu" gelesen werden. Letzterer muss seinen Namen jedoch bald auf Sin ausgerichtet haben, da er mit Amraphel von Sinear (1. Mose 14) identisch ist, in dessen Gefolge Abra(ha)m aus Ur in Chaldäa nach Haran im Sabäerland kam, wo der Mondgott unter dem Namen Sin verehrt wurde. Offensichtlich war ganz Mesopotamien das "Land des Mondgottes". Während der Süden im AT stets "Chaldäa" genannt wird, hieß der Norden "Land Sinear". Zwar scheint das AT - wenn 1. Mose 10,10 in dieser Weise zu interpretieren ist - nicht nur Babel und Akkad in das "Land Sinear" zu legen, sondern auch die südmesopotamische Metropole Uruk; aber möglicherweise bezieht sich in diesem Bibelvers die Angabe "im Lande Sinear" nur auf Chalne (= Kalne in Amos 6,2 oder Kalno in Jes. 10, 9), eine Stadt in Nordsyrien. Dagegen spricht der Vers 1. Mose 11, 2 eher dafür, dass das ganze Zweistromland "Land Sinear" genannt wurde. Feststeht aber, dass Amraphel, der vormalige Amar-Sin von Ur, nach der Teilung des Reiches im Jahre 599 ndFl nur noch Herrscher von Nordmesopotamien war und in Kisch residierte. Wie ich in einem weiteren Kapitel zur Rehistorifizierung des Richterbuches zeigen werde, wurde Abraham nach seiner Einsetzung als amoritischer Statthalter in Kanaan mit dem El-Elyon vertraut gemacht, mit dem Gott, dem Höchsten, der dem sumerischen Ellil oder En-lil mehr als nur dem Namen nach entspricht. Samsi-Adad = Amraphel von Sinear, ehemals Amar-Sin, war ein großer Verehrer dieses Gottes, als dessen Priester er sich auffasste und dem er in Nippur einen Tempel gebaut hatte, den Ekur oder Escharra "auf der Höhe" (man beachte die Höhenverehrung im AT!). Dieser Tempel war mit Lapislazuli ausgekleidet, dem "Stein des gestirnten Nachthimmels". Tatsächlich sehen die metallisch glänzenden Einschlüsse in diesem tiefblauen Halbedelstein wie Sterne am nächtlichen Firmament aus. Rückte Ellil dadurch in die Nähe des Mondgottes, des "Herrn des Nachthimmels"? Es wird bald eine "sumerische Restauration" einsetzen, die auf die Wiedereinführung der Ellil-Verehrung hinausläuft. Sie wird schwerpunktmäßig im Raum Edom-Seirirot = Israel beginnen, wo sie ihren Höhepunkt unter David I, dem Feldherrn und Nachfolger Sauls, erreichen wird. Wie der Name Sumu-la-il (= Samla-El, Samu-El, Jerachme-El) schon zeigt, war Samuel an der Einführung des El-Kultes in Edom-Israel maßgeblich beteiligt. Sein Name Jerach-me-El birgt allerdings in dem Namensteil "Jerach" oder "Jirach" auch schon den ersten Hinweis auf einen anderen Gott, auf die im folgenden Jahrhundert einsetzende Verehrung des Jahwe; denn einer dessen "heilswichtiger" Namenszusätze ist "Jirah" oder "Jireh" (= "er sieht"). Bei der Besprechung des Exodus unter Aaron-Moschäch nach der Katatstrophe Typhon 4 werde ich hierauf ausführlich eingehen. In dem hier zu besprechenden Zusammenhang interessiert, wie Samuel sowohl den Ellil- als auch den Jirach- Kult in Edom-Israel eingeführt hat. Bekanntlich ist der hellenistische Name des Samuel, des Sohnes des aus Ägypten vertriebenen Seth, Hiëro-Solymos bzw. Jeru-Schalma. Beides sind auch die hellenistischen Namen, die vom Ausland oder auch von den Juden dieser Zeit selbst für die Stadt Jeru-Salem benutzt wurden. Jerusalem wurde auf dem Berg Morija (= "Jahwe wird ersehen") erbaut, zumindest aber der wichtige Tempelbezirk. Auf diesem Berg sollte Abraham seinen Sohn Isaak opfern, was nicht ausgesprochen jüdisch klingen will. Vermutlich galt der Berg in horitisch-enakitischer Zeit als Stätte für Menschenopfer, etwa so wie die "runden Fässer", die in Mykenä in die Erde eingelassen waren. Wenn wir nun annehmen, dass Samuel hier den ersten Tempel baute, dann kann er eine heilige Stätte der Edomiter, Esauiter, Seiriter bzw. Horiter ausgewählt haben, die Karer waren und daher vor Menschenopfern nicht zurückschreckten. Samuel kann zum Schein hierauf eingegangen sein, wenngleich es auch unwahrscheinlich ist, dass zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch Menschen in Edom-Israel geopfert wurden. Es sollen allerdings in späterer Zeit sogar noch Kinder dem Moloch geopfert worden sein, was ebenfalls schwer zu glauben ist. Als König von Edom hatte sich Samla von Masrech (= Samuel von Mari, Jaschmach-Adad, Jerachme-El) jedoch an die Sitten der Edomiter zu halten, und zwar aus politischer Rücksichtnahme. Dass er diesen Tempel in Wirklichkeit dem Gott Jahwe-Jirach baute, blieb von untergeordneter Bedeutung. Er übernahm damit, indem er für den Gott seines Großvaters Enos einen Tempel baute, nämlich für Ja-An(us) (= Janus, Jahwe), die volle Verantwortung für das folgende Dilemma, das heißt für die ständige Versuchung, Baal oder El-Elyon wieder an die Stelle des Jahwe-Jirach zu setzen. Dies ist ein Antagonismus, der fast das gesamte Alte Testament ausfüllt. Für die Edomiter blieb offensichtlich Moloch der Gott von Jerusalem, dessen Name auf melek (hebr. "König") zurückgeführt wird. Er wird auch mit Bel oder Baal gleichgesetzt. Baal-Zephon, so hatten wir aber gesehen, war der Vater Samuels, nämlich Isaak-Seth (II). Die Geschicklichkeit, mit der Samuel bei der Schaffung der "edomitischen" bzw. israelischen Religion vorging, ist geradezu bewunderungswürdig. Er führte drei Gottheiten zusammen, die alle für die Geschichte der Völker in diesem Raum von Bedeutung waren:
Die letzte Ausformung erhielt das jüdische Gottesbild erst bei der Schaffung des Judentums, was durch die Kanonisierung der Schriften und deren Überarbeitung auf das Ziel hin markiert wird, alle Juden als Kinder des Stammvaters Jakob-Israel erscheinen zu lassen, mit denen Gott einen Bund geschlossen hat, demzufolge er ihnen das Land zum dauernden Wohnsitz überlässt; dafür erwartet er aber, dass ihm unbedingt die Treue gehalten wird. Damals entstand auch die erweiterte Form des Buches Hiob. Der biblische Ismael bzw. Ischma-Ilu (so lautete sein Name in Ebla) war von Rim-Sin Utuchengal nach der Niederlage Tirigans unter dem Namen Ischme-Dagan, unter welchem er von nun an auftritt, in Assur auf den Posten des Statthalters gesetzt worden. Nach dieser Zeit (529-546 ndFl) ging er nach Mari, wo bis dahin sein Vetter Zimri-Lim (537-546 ndFl) Statthalter gewesen war. Dieser hatte nach dem Tode Rim-Sins als ältester der noch lebenden Söhne Sem-Judas nach der Krone des Großkönigs gestrebt, war aber von seinem jüngeren Bruder Hammurabi, dem vormaligen Statthalter Ur-Nammu (529-546 in Ur), besiegt worden. Der Riesenpalast des Zimri-Lim in Mari wurde - und das ist auch die konventionelle Ansicht - von Hammurabi zum großen Teil zerstört. Da sich Ischme-Dagan offensichtlich rechtzeitig auf die Seite des Siegers gestellt hatte, fiel ihm die Statthalterschaft in Mari zu. Auch der jüngere Halbbruder des Hammurabi, Perseus, hatte damals versucht, in dem Thronfolgekrieg etwas für sich zu erreichen. Als er - von Hellas kommend - die Küste Kleinasiens erreichte, stand Hammurabi jedoch schon als Sieger in dieser Auseinandersetzung fest. Konventionell wird die Anwesenheit Ischme-Dagans in Mari früher gesehen als die des Zimri-Lim, weil die Löwenallee, die zu dem Tempel des Ischme-Dagan hinführt, von Zimri-Lim erstellt worden sein soll. Ich sehe aber eine Möglichkeit, die umgekehrte Reihenfolge zu erklären, darin, dass man zunächst davon abgeht, nach Zimri-Lim und der Zerstörung der Stadt Mari eine große Lücke zu sehen. Wenn nämlich Ischme-Dagan als unmittelbarer Nachfolger Zimri-Lims den besagten Tempel wieder aufbaute, dann kann er die Löwenallee seines Vorgängers stehen gelassen und dem Tempelkomplex eingefügt haben. Die Torsion ist hiermit aufgehoben. Möglicherweise ist Ischme-Dagan mit dem angeblich nach ihm in Mari inschriftlich erwähnten Enim-Dagan identisch, zu dessen Zeit Mari abermals in Flammen aufging. Aus einer in Mari gefundenen Tontafel geht die Kurzmitteilung eines Spähers hervor, nach der die Benjaminiten Feuer auf den Bergen ringsumher anzündeten. Benjamin ist Samuel, der jüngste Sohn des Isaak und der Vater Ischme-Dagans. Erst nach seinem Tod (553 ndFl) erscheint ein Angriff auf Mari, die Stadt seines Sohnes, sinnvoll. Dieser Angriff könnte von Saul inszeniert worden sein oder auch erst von David I (558 ndFl oder später). Ein weiterer Name, der nach der Tiriganzeit neu auftaucht, ist der des Priesterfürsten Ur-Bau = Ur-Baba von Lagasch. Es sieht ganz so aus, als ob er, der um 505 ndFl geboren sein müsste, Tawananna geheiratet hätte, die um 515 ndFl geborene Tochter des Rim-Sin und der Hekate. Von dieser Verbindung her ist die Umwandlung des Namens der Tawananna in Ku-Bau, Ku-Baba und schließlich Kybele am einfachsten zu erklären. Ihr Sohn von Ischme-Dagan, den sie nach dem Tode Ur-Baus heiratete, hieß u. a. Ur-Zababa, welcher Name stark an den der Mutter anklingt. Er ist der bereits mehrfach erwähnte Samsi-Adad. Ur-Baba scheint im Kampf um die Nachfolge Rim-Sins auf der Seite Hammurabis gefallen zu sein. Denn er, der von Tawananna nur Töchter hatte, starb verhältnismäßig jung und wurde von einem Schwiegersohn gefolgt, von Ur-Gar. Ein anderer Schwiegersohn wurde dessen Nachfolger. Sein Name war Gudea, was ihn in die Nähe der Gutäer rückt, worüber ich jedoch nur spekulieren könnte. Gudea von Lagasch wird uns noch beschäftigen. Ein dritter Schwiegersohn Ur-Baus war vermutlich der älteste Sohn und Thronfolger des Hammurabi, Samsuiluna, auch Schulgi = Schilhak-Inschusinak bzw. Dungi genannt. Er entspricht dem Sohn Chul des Sem-Sohnes Aram (1. Mose 10, 23). +========================================================+
| Die Priesterdynastie von Lagasch | +--------------------------------------------------------+ RIM-SIN oo HEKATE *ca.460 *ca.480 | | | | TAWANANNA = KUBAU SAMUEL T. oo HAMMURABI | *ca.515 ndFl | | *ca.510 * 488 ndFl | + 580 " | | | + 572 ndFl 1) oo 2) oo ISCHME-DAGAN | | *ca.510 SAMSUILUNA oo 3.T. von | +ca.585 | *ca.525 KUBAU | | | reg. 561-599 ndFl URBABA | | | *ca.505 + 546 SAMSI-ADAD | | * ca.546 SCHU-SIN * ca.550 ndFl +-------+--------+ + 629 ndFl | reg. 599-608 ndFl | | | | 1. T. 2. T. 3. Tochter | *ca.530 *ca.532 *ca.533 IBI-SIN * ca.575 ndFl oo oo oo reg. 608-631 ndFl UR-GAR GUDEA SAMSUILUNA + nach 631 ndFl *ca.520 *ca.525 *ca.525 ndFL (2.) (3.) (1. Schwiegersohn) +ca.585 ==========================================================
Letzter Stand: 28. August 2013
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