Viertes Buch: Das Sechste Saeculum7. Kapitel: Perseus und Orest in HellasAllgemein gilt die Ansicht, dass mit der Thera-Katastrophe das Ende der minoischen Herrschaft auf dem griechischen Festland einhergegangen sei. Das war vorübergehend auch tatsächlich der Fall. Nach der (Andr-)Ogyges-Flut war Kreta zu geschwächt, um den Abfall der helladischen Provinzen und die Wegnahme der Hafenstädte außerhalb Kretas, soweit diese nicht von dem Tsunami zerstört worden waren, zu verhindern. Außerdem hatte sich Hermes als der wichtigste Garant für den Bestand der minoischen Herrschaft auf dem griechischen Festland nach Asien abgesetzt. So konnten die Herrscher in Hellas ihre Machtpositionen ausbauen:1. Oidipos-Eurypos-Eurytos beherrschte Hellas von Boiotien bis Thrakien, also bis zum Bosporus. Seine Residenz war vermutlich Oichalia in Thessalien, da Theben möglicherweise zum minoischen Attika gehörte bzw. gehört hatte. 2. Pallas, der Sohn des Kekrops und der Athena-Metiadusa, war König von Athen. Nach der Thera-Katastrophe fiel er ebenfalls von Kreta ab. 3. Orest-Eurystheus war von Hermes-Akrisios, der seit der Thera-Katastrophe nicht mehr auf griechischem Boden weilte, zum Herrscher von Argos bestimmt worden. Hermes und Apis waren den Bewohnern von Thera zu Hilfe geeilt. Orest tötete nach dem Fortgang des Hermes seine Mutter Hypermnestra, weil sie gemeinsam mit jenem, ihrem Buhlen, seinen Vater Lynkeus-Argos umgebracht hatte. 4. Oinoma(ch)os, der eventuell mit dem vormaligen König von Lesbos gleichen Namens und mit Oino-Phythos, einem möglichen Sohn des Dionysos, bzw. mit Butes (Phythos?), einem Sohn des Pandion(ysos), identisch ist, regierte nicht nur über Aitolien, das Gebiet westlich von Delphi und nördlich des Golfes, sondern er hatte bereits über den Golf auf die Peloponnes hinübergegriffen und Elis erobert. Die Identität von Oinoma(ch)os mit Butes kann sich aus der Tatsache ergeben, dass beide eine Tochter mit Namen Hippodameia hatten. Als deren Mutter wird in dem Falle, dass Butes als ihr Vater angegeben wird, eine Erechthonidin namens Chionia genannt. 5. Apollon bekam nach dem Fortgang des Hermes "aufgrund eines Götterbeschlusses", wie es heißt, seine Rinderherden wieder zurück, die ihm sein Bruder Hermes, der "Gott der Kaufleute und Diebe", abgenommen hatte. Es scheint, als hätten die Schwäger Butes-Oinoma(ch)os und Apollon, der Sohn und der Schwiegersohn des Dionysos, gemeinsam die Peloponnes erobert und unter sich aufgeteilt. Sparta bzw. Amyklai kann durchaus kurzfristig von Apollon in Besitz genommen worden sein, der auch der Anstifter des Orest zum Muttermord gewesen sein kann. Auf jeden Fall hätte er den jungen Mann und damit die Politik von Argos so besser unter seine Kontrolle bringen können als mit dessen Mutter Hypermnestra, wenn auch nichts darauf hindeutet, dass Apollon Argos jemals angetastet hat. Und wieder einmal begann in Hellas eine neue Ära. Mit der Beschreibung der Anlandung des Perseus, des schutzflehenden Sohnes Danaos der Danaë mit seinen fünfzig Töchtern, lieferte der altgriechische Dramatiker Aischylos in seiner Tragödie Die Schutzflehenden geradezu sein Meisterstück an Geschichtsentstellung. Es ist gewiss ganz amüsant, die von ihm vorgenommene Vervielfältigung der Generationen, durch die zwangsläufig eine grandiose Geschichts-Überdehnung ausgelöst wird, den historischen Tatsachen gegenüberzustellen. Dadurch werden das chronologische Chaos und die widerspruchsvollen Angaben zu den Abstammungen, die die griechische Mythologie so unglaubwürdig und schwer rehistorifizierbar machen, überdeutlich. Wenn man jedoch eine weitgehend richtiggestellte Chronologie zur Hand hat, dann lassen sich die dichterischen Freiheiten erkennen und in Geschichte zurückverwandeln. Wie ich im vorigen Kapitel bereits zeigen konnte, ist die Perseus-Sage eine Ansammlung von Anachronismen, Grotesken und Phantastereien, die auf eine ungezügelte dichterische Freiheit schließen lässt. Ich hatte schon an einer früheren Stelle gesagt, dass Perseus in der Sage als Sohn des Zeus ausgegeben wird, der sich seinerseits in einen goldenen Regen verwandelt hat, um zu Danaë zu gelangen, der Tochter des Akrisios von Argos. Dieser gilt als Sohn des Lynkeus, eines der fünfzig Söhne des Aigyptos, und der Hypermnestra, einer der fünfzig Töchter des Danaos. In diesen Punkten sind wir besser unterrichtet: Akrisios ist Argeiphontes = Hermes, der Nachfolger des von ihm getöteten Lynkeus von Argos. Die Sage schrammt auch hier wieder hart an der Wirklichkeit vorbei. +========================================================+
| Die Rollenverteilung in der Perseus-Sage | +--------------------------------------------------------+ DANAOS (= PERSEUS), Zwillingsbruder des AIGYPTOS | | HYPERMNESTRA -------- oo --------- LYNKEUS | AKRISIOS (oo EURYDIKE, die Schwester des AMYKLAS, des | Königs von SPARTA; als HERMES-ARKEISIOS ist | er mit EURYDIKE-ELEKTRA-CHALKOMEDUSA verhei- | ratet, der historisch echten Schwester des | EURYSTHEUS-OREST, des späteren Königs von | AMYKLAI-SPARTA) | Danaë (mit Zeus-"Goldregen") | PERSEUS (= DANAOS) ========================================================== Die Mär von dem schutzflehenden Danaos, der niemand anderer ist als Perseus, der Sohn der Danaë, der Tochter des Zeus, bildet mit der eigentlichen Perseus-Sage eine Einheit, die jedoch auf den historischen Sachverhalt wenig Rücksicht nimmt. Danaos wird hierin zu seinem eigenen Ururgroßvater bzw. Perseus zu seinem eigenen Ururenkel. Dem stehen die Tatsachen gegenüber, dass 1. Danaë bzw. Diana-Naema = Artemis-Hekate die Tochter des Zeus-Lamech und 2. Sem-Juda = Manisch-tup-Ilum der Vater des Arphachsad = Perezussa = Perseus-Hacha-Manisch (= Achaimenes) waren. Außerdem ist die Rolle des Akrisios in jeder Beziehung als falsch zu bezeichnen; denn er gehört eigentlich überhaupt nicht hierher. Er stellt das erfundene Bindeglied zwischen der angeblichen Tochter des Danaos-Perseus und der richtigen Mutter des Perseus-Danaos dar. Richtig ist seine Stellung einzig im Hinblick auf die Nachfolge des Lynkeus in Argos. In der Sage flieht Danaë vor ihrem Vater Akrisios, dem ein Orakel geweissagt hatte, dass ihn der Sohn seiner Tochter Danaë töten würde. Dem wollte Akrisios zuvorkommen und den Enkel umbringen. Bekanntlich gelingt Danae aber mit ihrem Söhnchen die Flucht. Der Großvater entflieht dem Orakelspruch nicht; sein Enkel Perseus tötet ihn später "versehentlich", vom Großvater unerkannt. Perseus kam tatsächlich als Nachfolger des Akrisios-Hermes nach Argos, nachdem er seinen Onkel - und nicht etwa seinen Großvater - Akrisios-Hermes-Thot in Ägypten getötet hatte. Die Schutzflehenden bei Aischylos sind außer Danaos seine fünfzig Töchter. Sie befinden sich auf der Flucht vor dem sie verfolgenden Zwillingsbruder des Danaos, vor Aigyptos mit seinen fünfzig dunkelhäutigen Söhnen. Danaos ist - wie schon gesagt wurde - Perseus, und Aigyptos ist natürlich Horus(-Chephren), von dem wir wissen, dass er nicht einmal einen einzigen Sohn, geschweige denn gar fünfzig Söhne gehabt hat. Es ist hieraus nun zu entnehmen, dass der Pharao dem Perseus auf den Fersen gewesen sein muss, was wiederum darauf schließen lässt, dass dieser in eine üble Sache verstrickt war. Ich halte die Ermordung des Akrisios-Hermes- Thot für einen ausreichend gravierenden Anlass dafür, dass sich der Pharao dieser Sache persönlich annahm. Zudem wäre Apis-Achmose, der ebenfalls in Ägypten weilende Sohn des Thot-Hermes, aufgerufen gewesen, Perseus nachzustellen. War Achmose eventuell "Aigyptos"? In keinem dieser Fälle wäre Aigyptos ein Zwillingsbruder des Danaos gewesen. Bei Aischylos ist der Grund für die Flucht des Danaos ein anderer: Die hellhäutigen Töchter des Danaos, des Perseus also, wollten nicht die dunkelhäutigen Söhne des Aigyptos heiraten. Ein ganz schlichtes Rassenproblem soll hier den Mord vertuschen. Perseus hatte sowenig fünfzig Töchter wie Aigyptos - welcher von beiden auch immer - fünfzig Söhne hatte. Dieser Teil der Überlieferung entstand, als in Hellas eine Kalenderreform anstand, und zwar genauer gesagt schon die dritte; denn die Zahl 50 steht für den Vollmondzyklus in einer alten, vierjährigen (pentaëterischen1) Olympiade, und die Summe 100 der Söhne und Töchter steht für die Anzahl der Vollmonde in einer neuen, versuchsweise eingeführten großen (Achtjahres-)Olympiade. Ich erinnere an die hundert Augen des Argos, die ebenfalls zu diesem Komplex gehören. Die Überlegung zur Einführung einer derartigen Kalender-Konstruktion gehört erst in die Zeit nach 728 ndFl (= 152 v.Chr.), in der Aischylos lebte. Zu gegebener Zeit komme ich darauf wieder zu sprechen. Die Töchter des Danaos zählen in Aischylos' Dichtung ihre Vorfahren auf und stapeln dabei die Geschichte so hoch, dass einem schwindlig werden kann. Sie beginnen mit einer Stammutter, die in Wirklichkeit noch gar nicht geboren ist, nämlich mit Io, der Tochter des minoischen Oberstatthalters Inachos in Argos zur Zeit des Minotauros-Katreus. Argos war zu dessen Zeit die wichtigste Stadt in Hellas. Daher kann davon ausgegangen werden, dass Inachos über das ganze minoische Hellas als Statthalter gesetzt worden war. Bis dahin ist aber noch etwas Zeit. ==========================================================
Herrscher von Argos geb. gest. Regierungszeit ---------------------------------------------------------- LYNKEUS2 480 530 504-530 HYPERMNESTRA 505 539 530-539 OREST3 521 561 539-546 ??? 546-561 INACHOS (Vater der Io) 540 616 561-616 PHEIDON 596 624 616-624 THYESTES 576 630? 624-630 DIOMEDES 580 638 630-638 NEOPTOLEMOS 605 6?? 638-6?? ========================================================== Die Tochter Io des Inachos schildert uns Herodot als ein kleines Luder, das offenbar ein Kind von einem phönizischen Kapitän erwartete und sich daher nicht mehr nach Hause getraute, sondern mit dem Schiff ihres Geliebten geflohen sei. Dabei muss natürlich unterstellt werden, dass besagter Kapitän des öfteren nach Argos kam, da Io kaum während eines einzigen Aufenthaltes feststellen konnte, dass sie Mutter wurde. Die Eltern sprachen damals, um dem Gerede der Leute zu begegnen, von einer Entführung der Io und hätten damit beinahe einen "Weltkrieg" ausgelöst. Auch darauf komme ich wieder zurück. Bei Aischylos wird Io von Zeus als Opfer für ein amuröses Abenteuer ausersehen. Damit hob der Dichter jenen Kapitän des phönizischen Kaufmannsschiffes in den Götterstand. Im Ernst lässt sich hieran jedoch die Wichtigkeit des Zeus als Stammvater aller griechischen Herrscherhäuser ablesen, wie er sie zur Zeit des Aischylos bekam oder schon bekommen hatte. Dass dies auch tatsächlich weitgehend der Fall war, braucht nicht mehr herausgestellt zu werden. Ob allerdings der phönizische Kapitän ein direkter Nachkomme des Zeus war, kann wohl bezweifelt werden. Die stets aus gutem Grunde eifersüchtige Hera, die erst in Griechenland zur olympischen Gattin des Zeus geworden war, verwandelte Io kurzerhand in eine Kuh und ließ sie von dem hundertäugigen Argos bewachen, in dem wir bereits Lynkeus, den Türmer oder Wächter, erkannt haben, der selbst einst Herrscher in Argos gewesen war. Gegen alle Regeln des guten Geschmacks ließ Zeus trotzdem nicht von seinem Vorhaben ab, ein Abenteuer mit der Kuh Io zu genießen. Es hinderte ihn daran einzig die Anwesenheit des Argos, weshalb er seinen Sohn Hermes beauftragte, den Aufpasser zu töten. Das tat Hermes auch in Wirklichkeit, so dass sich hier Dichtung und Wahrheit ausnahmsweise noch einmal einig sind. Hermes erhielt - wie schon an anderer Stelle gesagt - nun den Namen Argeiphontes (= Argostöter), woraus sowohl sein Name Arkeisios als auch sein Name Akrisios (durch Konsonantenumstellung) abzuleiten ist. Nach dem Schäferstündchen des Zeus mit der Kuh Io schickte Hera der ungleichen Rivalin eine Bremse oder Dasselfliege, deren Summton allein schon genügt, bei Rindern panikartige Fluchtreaktionen auszulösen. Genauso erging es auch der armen Io. Sie jagte über Länder und durch Meere, bis sie in das viehreiche Pamphylien kam, wo sie unter ihresgleichen war und vor Hera in Sicherheit. Dass dies die Heimat des Viehzüchters Jabal-Hermes war, der kurz zuvor Lynkeus- Argos getötet hatte, macht die Sache noch pikanter: Der Trick besteht nämlich darin, dass der Dichter die Kuh Io genau dorthin laufen lässt, wo sich eine uns bereits seit langem bekannte ähnliche Geschichte abgespielt hat. Die Kuh Io steht in diesem Falle für die kuhohrige Hathor, die Himmelskuh, die vor Thetis, der Gemahlin des Poseidon, auf der Flucht war und die von Hermes den Sohn Epaphos- Apophis-Achmose bekam, der in seiner Stadt Memphis geboren wurde, nämlich in der Stadt des prädynastischen Gottes Ptah, in der Isaak seinem Vater Kain-Kenan bzw. El-Kana oder Vulkan-Hephaistos schon einen Tempel gebaut hatte. Vulkan steht auch in enger Verbindung mit dem Gott Pluto, der wiederum in der Gestalt des Tri-ptole-mos Apis = Ptah in Erscheinung tritt. Aischylos lässt den Stier Epaphos in Kanubis (= Canopus), einer Hafenstadt im westlichen Delta, zur Welt kommen. Der Unterschied ist für die weiterführende Geschichte nicht allzu gravierend. Aischylos macht nun Epaphos, den Sohn von Zeus und Io, zum Vater der richtigen Mutter des Epaphos, indem er dessen Tochter Libya nennt, die in Wirklichkeit seine Mutter ist. Der Name Libya ist von uns schon als zu Hathor gehörig erkannt worden, zu Neith, Nut oder Ta-Nit, der libyschen Athene. Bei Aischylos bekommt Libya dann von Poseidon, mit dem Libya-Hathor auch tatsächlich kurzfristig verheiratet war, den Sohn Bel. Bei Aischylos wird Bel nun der Vater von Aigyptos und Danaos, die Zwillinge gewesen sein sollen, was angesichts der unterschiedlichen Hautfarbe der beiden befremden muss. Da Horus und Perseus keineswegs Zwillinge waren, so kann die unterschiedliche Hautfarbe diese Tatsache nur unterstreichen. Bel soll ganz eindeutig Baal-Zephon darstellen, nämlich denjenigen Seth, der nach seiner Vertreibung aus Ägypten die Söhne Judaios und Hierosolymos bekam. Der erstere, Sem-Juda, war der richtige Vater des Danaos-Perseus oder Perez, der auch vom AT als ein Zwilling angesehen wird. Dort heißt sein Bruder allerdings nicht Aigyptos, sondern Serach, und der ist in Wirklichkeit nur ein Halbbruder des Perez. Bel oder Baal-Zephon = Isaak-Tektamus war der Vater des Asterion-Poseidon. Dieser und Libya sollen nicht nur die Eltern des Agenor (= Kanaan, Kinachi, Kenkenes) gewesen sein, sondern nach anderer Darstellung auch die Eltern des Epaphos. Aischylos ging demnach davon aus, dass zwischen Poseidon und Hathor-Libya vor deren Vertreibung durch die eifersüchtige Thetis noch eine erfolgreiche Liebesbeziehung stattgefunden hatte. Bel steht bei ihm vermutlich für Epaphos, den er für den Sohn von Poseidon und Libya hielt; denn dass er selber an die falschen Generationsfolgen geglaubt hat, will ich nicht annehmen. Er bleibt immer hart an der Wahrheit, so dass prinzipiell kein Zweifel an seiner Kenntnis der Frühgeschichte Griechenlands gerechtfertigt wäre. Trotzdem möchte ich doch dabei bleiben, dass es sich bei Ptah-Epaphos um den Sohn des Thot-Hermes handelt und nicht des Poseidon. Vermutlich kursierten im Altertum in diesem Fall wie bei ähnlichen "Amphitryonaden" die wildesten Gerüchte. In Aischylos' Dichtung erfährt Danaos von dem einheimischen König, der ihn begrüßt und der sich als Pelasgos, Sohn des Palaichthon, zu erkennen gibt, dass vor einiger Zeit ein gewisser Apis in der zu Argos gehörenden Hafenstadt Nauplia an Land gegangen sei, der sich als "Heiland" nützlich gemacht habe, indem er das menschenverzehrende (gemeint ist menschenopfernde) Drachengeschlecht ausgerottet habe, das zuvor die Peloponnes unsicher gemacht hatte. Das ist insofern makaber, als Pelasgos jetzt nur noch der Pelasger bzw. Karer Orest sein kann, der Sohn desjenigen Palaichthonen (= Alteingesessenen), der als Menschenopfer bringender Lynkeus von Apis oder dessen Vater Akrisios- Hermes getötet wurde. In der Tat stand der Schutzflehende, der vermutlich kurz vorher eben diesen Hermes getötet hatte, vor dem Sohn des Palaichthonen Lynkeus, vor Orest. Orest war überwiegend selbst ein Pelasger oder "karischer Riese", da seine Mutter noch halbpelasgisch war. Der Sarkophag des Orest soll sieben Fuß (über zwei Meter) gemessen haben, wie wir von Herodot erfahren. Das spricht für eine Körpergröße, wie sie für die Palaichthonen typisch war. Die Bezeichnung Palaichthonen kann im Laufe der Zeit zu Pelasger abgeschliffen worden sein. Aischylos wusste - davon kann man getrost ausgehen - noch besser Bescheid über die wahren Sachverhalte als alle diejenigen, die später mit Begeisterung seine Werke lasen und sich nicht daran stießen, dass die Chronologie in der griechischen Mythologie ein einziges Chaos ist. Damit will ich weder die literarische Bedeutung der Tragödien des Aischylos herabsetzen, noch will ich jemandem die Lust an deren Lektüre nehmen. Aischylos durfte den Namen Orest auf gar keinen Fall in diesen Zusammenhang bringen, da er den für seine Orestie aufheben musste, in der er Orest an einen falschen Vater anhängte. Herodot, obwohl er Orest als Riesen von fast sieben Fuß schilderte, fiel dennoch auf diese Geschichtsentstellung herein, indem er von Aischylos die Bezeichnung Sohn des Agamemnon für Orest übernahm. Herodot wurde mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Trojanischen Krieg erst geboren. Sein Geschichtswissen basierte auf zum Teil recht zweifelhaften mündlichen Überlieferungen. Insofern ist von ihm nicht zu erwarten, dass er die historischen Tatsachen aus der Zeit vor seiner Geburt genau gekannt hätte. Seinem Zeitgenossen Aischylos, der ein Eingeweihter gewesen zu sein scheint, waren die Tatsachen bekannt. Bei Aischylos holen die Ägypter die Danaer alsbald ein und heiraten die fünfzig Töchter des Danaos. Damit sind auch die hundert Augen des Argos wieder erreicht. Wie ich schon andeutete, beziehen sich diese Zahlen auf den griechischen Kalender. Die zur Ehe gezwungenen Töchter des Danaos begehen in der Hochzeitsnacht den Danaerfrevel, indem sie ihre Männer, die Söhne des Aigyptos, umbringen. Dafür werden sie in der Unterwelt mit einer merkwürdigen Strafe belegt: Sie müssen Wasser in ein Fass schöpfen, in dem sich hundert Löcher befinden, die diese Beschäftigung natürlich ebenso sinnlos machen wie es die Arbeit des Sisyphos war, auf die ich noch zu sprechen komme. Interessant ist auch hier wieder die Zahl hundert. Einzig Hypermnestra, die hier als Tochter des Danaos ausgegeben wird, lässt ihren Gemahl Lynkeus am Leben, was die historischen Tatsachen auf den Kopf stellt; denn gerade sie brachte - mit Unterstützung des Hermes-Arkeisios - ihren Gemahl Lynkeus um, der natürlich nicht der Sohn des Aigyptos war. Beider Sohn ist nun bei Aischylos - man höre und staune - ausgerechnet Akrisios, der in Wirklichkeit der Mörder Hermes-Argeiphontes des Argos-Lynkeus und nicht dessen Sohn war. Akrisios wird der Vater Danaes, was in den Schutzflehenden allerdings aus verständlichen Gründen nicht mehr zum Ausdruck kommt; denn dann würde sich der Kreis Perseus-Danaos hier schließen, was nicht in der Absicht des Aischylos gelegen haben dürfte. Danaë (= Naema, Artamara, Hekate) wird nämlich der Sage nach wie in Wirklichkeit die Mutter des Perseus; doch ihr richtiger Vater ist Zeus-Lamech, den die Sage als Vater Goldregen des Perseus ansieht, und nicht Akrisios, der in Wirklichkeit der Sohn Hermes-Jabal des Zeus-Lamech ist. Wie ich schon sagte, fürchtet sich in der Sage Akrisios vor dem Sohn seiner Tochter, der ihn trotz aller Vorsicht beim Diskuswerfen versehentlich tötet. Dies erinnert an die an anderer Stelle überlieferte Tötung des Hyakinthos, des Nationalheros von Amyklai, durch ein Versehen Apollons beim Diskuswurf. Auf die verschlungenen Wege der Mythologie ist der Leser schon längst vorbereitet. Eindeutigkeit war in Hellas zwar in der Tragödie verlangt; doch der Stoff hierzu konnte aus der Geschichte durchaus mehrschichtig entnommen werden. Um es klarer auszudrücken: Die Handlung auf der Bühne musste eindeutig sein im Hinblick auf Ort, Zeit und Handlung. Der Stoff selbst konnte entstellte Geschichte und mehrschichtig sein. Es wurde die Mehrschichtigkeit im Stoff durch die Einheit von Ort, Zeit und Handlung auf der Bühne geradezu selbst zur Einschichtigkeit, also zu einem tatsächlichen Vorkommnis, unterschwellig suggeriert. Der richtige Sohn von Lynkeus und Hypermnestra war natürlich Orest und nicht Akrisios. Diesem Orest und nicht seinem Großvater Akrisios, der ohnehin nicht sein wirklicher Großvater gewesen wäre, stand Danaos-Perseus in Argos gegenüber. Es soll noch in klassischer Zeit ein Standbild des Danaos in Argos gestanden haben, so dass wir davon ausgehen können, dass Perseus hier gelandet ist und wohl auch eine Zeitlang gewohnt hat; denn Orest und Perseus werden für die folgenden Jahre die Geschichte von Hellas bestimmen. Weder Apollon, der sich politisch überhaupt nicht in Hellas hervorgetan zu haben scheint, noch Oidipos-Eurytos waren in diesen Jahren (541-546 ndFl) in Griechenland die "Macher". Orest begrüßte Perseus vermutlich zunehmend freundlicher, nachdem er erfahren hatte, dass dieser den Mörder seines Vaters getötet hatte: Hermes-Argeiphontes. Er selbst hatte für denselben Frevel, für den er den einflussreichen Hermes nicht hatte zur Rechenschaft ziehen können, nach dessen Abreise schon bald seine Mutter getötet, die ihm obendrein auch noch, nachdem er erwachsen geworden war, nicht die Regierung überlassen wollte. Auf diesen Vorgang komme ich wieder zurück. So gab denn auch Orest-Eurystheus seinem neuen Bundesgenossen Perseus seine Schwester Elektra-Eurydike zur Frau, die vorher schon als Chalkomedusa dem Hermes-Arkeisios in die Ehe gegeben worden war, der sie aber in Hellas zurückgelassen hatte. Nun war sie auch noch Witwe geworden und musste den Mörder ihres Gatten heiraten, der sie in einigen Jahren ebenfalls verlassen wird. Da möchte man wahrlich mit Eugene O'Neill feststellen: "Trauer muss Elektra tragen!" Arkeisios erscheint in der Sage als Sohn des Kephalos, eines Sohnes von Deïoneus-Dionysos und Diomede-Demeter, und einer Prokris genannten Tochter des Erechthonios von Athen. Arkeisios-Hermes aus dem athenischen Herrschergeschlecht der Deïoniden ist zwar glaubwürdig in dieser Aufstellung; doch er war der Vater und nicht der Enkel des Pan-Deïoneus. Einer anderen Sage zufolge, der ich mehr Glauben zu schenken gedenke, war Kephalos der Sohn des Hermes, und zwar - so behaupte ich - mit Eurydike als Mutter. Kephalos, der erst nach dem Fortgang des Hermes zur Welt kam (538 ndFl.), wurde derselben Sage zufolge von der Göttin der Morgenröte, von Eos, in die Berge entführt und tötete schließlich irrtümlich seine Gemahlin Prokris, die ihm heimlich in die Berge gefolgt war, mit dem Speer. Eine irrtümliche Tötung gab es auch bei Hyakinthos, dem (mutmaßlichen) Enkel des Hermes, der von Apollon getötet wurde, und bei Akrisios (= Hermes-Arkeisios), der durch seinen Enkel Perseus (= Danaos) starb, wie es das Orakel vorausgesagt hatte. Wenn Hykinthos ein Sohn des Dionysos gewesen sein sollte, dann blieben alle diese tödlichen Irrtümer in der Familie des Hermes. Kephalos, der um etwa 538 ndFl geboren wurde, heiratete erst kurz vor seinem Tode die Athenerin Prokris, wie auch aus der Sage hervorgeht. Sie war eine um 545 ndFl geborene Tochter des Erechthonios, des Königs von Athen. Insofern könnte sie mit Kreusa identisch sein (Konsonantenfolge k-r-s), die ebenfalls als Tochter des Erechthonios gilt. In dem Falle müsste Kephalos mit Xuthos identisch sein, dem Herrscher auf der Peloponnes. Ich kann mich jedoch nicht zu dieser Ansicht durchringen; vielmehr halte ich Prokris für eine Tochter des Pallas-"Erechthonios" von Athen, des Sohnes des Kekrops-"Erechthonios" von Athen und der Metiadusa-Athene. Ein König der Stadt Sparta bzw. deren Keimzelle Amyklai, den die Sage Perieres nennt und den sie mit Gorgophone verheiratet sieht, ist ein weiteres Alterego von Perseus. Perieres soll der Sohn des Kynortas, eines Königs von Sparta, gewesen sein, des angeblichen Sohnes von Amyklas und Diomeda. Amyklas, der angebliche Vater von Hyakinthos, ist in diesem Falle der Hermes-Sohn Pan-Dionysos, der mit Diomeda-Demeter verheiratet war. Deren Vater Xuthos war König auf der Peloponnes, und zwar vermutlich in Amyklai. Sparta bestand damals noch nicht. Es ist daher richtiger, in dieser Zeit von Amyklai zu sprechen, das später die Keimzelle der Stadt Sparta wurde. Perseus-Perieres wurde entweder sofort der Nachfolger des Hermes-Arkeisios in Amyklai-Sparta oder erst nach der Absetzung (Tötung?) des "Kynortas", zu dessen Sohn er dann gemacht wurde. In der zu den Deïoniden des Dionysos parallel verlaufenden Dynastie von Amyklai, den so genannten Tyndariden, ist der König Amyklas von Sparta als Bruder von Eurydike ausgewiesen. In dieser Eigenschaft ist er mit Eurystheus-Orest zu identifizieren. Andererseits ist er mit Diomeda = Diomede = Demeter verheiratet, steht also für Deïoneus-Dionysos. Da er außerdem als der Vater von Hyakinthos und Kynortas gilt, die sehr gut auch die Söhne des Xuthos von Amyklai gewesen sein können, kann er als eine "zusammengesetzte" Person aufgefasst werden:
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| Die Tyndariden in der Sage | +--------------------------------------------------------+ LAKEDAIMON, Sohn von Zeus und Taygete, oo SPARTE, Tochter von Eurotas und Kleba | +---------------------------+ | | AMYKLAS oo DIOMEDA EURYDIKE oo AKRISIOS König von Sparta König von Argos | | +------------------+ Danaë mit ZEUS | | | "Goldregen" KYNORTAS (oo?) HYAKINTHOS PERSEUS König von Sparta Nationalheros | | in Amyklaia, | | von Apollon getötet | | | PERIERES ------------ oo -------------- GORGOPHONE König von Sparta | +--------+--------+----------+----------+ TYNDAROS APHAREUS LEUKIPPOS HIPPOKOON IKARIOS oo PERIBOA König (Nachk.) König von v.Herakles | von Sparta Messenien getötet PENELOPE oo oo LEDA, T.v. Thestios v. Kalydon ODYSSEUS ========================================================== Es ist durchaus denkbar, dass die Brüder Hykinthos und Kynortas - möglicherweise auch unter anderen Namen - Söhne des Karers Xuthos, des Königs von Amyklai bzw. "des Königs auf der Peloponnes", gewesen sind, was die deutlich karische Form des Namens Hyaki-nthos unterstreicht. Außerdem können die Namen für die "eleusinische Gebetsformel" hye! (= regne!) und kye! (= empfange!) stehen, was deren Verbindung zu Dionysos und Demeter hervorheben würde. Hier ist eine Rehistorifizierung sehr schwierig. Merkwürdigerweise steht nun Danaë, die angebliche Tochter des Akrisios und tatsächliche Mutter des Perseus, in der Tyndariden-Generation vor dem Großneffen des Akrisios, vor Perieres. Bedenkt man, dass Hermes-Akrisios der (Halb-) Bruder der Danaë und derer beider Vater Zeus (II) ist, dann wird deutlich, wie hier die Sage weitgehend bei der Wahrheit geblieben und doch weit davon weg gedriftet ist. Die Familien bleiben aber irgendwie immer erhalten. Der Vater des Perseus ist in Wirklichkeit nicht Zeus, wie die Sage wissen will, sondern Sem-Juda, der in der griechischen Mythologie nicht unterzubringen war. Wegen der Bedeutung des Perseus für die Griechen musste er aber in deren Geschichte bzw. Mythologie eingeschleust werden. Es bot sich an, ihn mütterlicherseits an Hermes in der Identität Akrisios und väterlicherseits an Zeus, den Stammvater aller Herrscher, anzubinden. Akrisios ist bekanntlich in der Sage sowohl der Enkel des Danaos (= Perseus) als auch der Großvater des Perseus (= Danaos). In der Gestalt des Perieres ist dieser Perseus-Danaos auch noch der Großneffe des Akrisios. Durch die Anbindung des Perseus an diese bodenständigen Familien gelang es den griechischen Dichtern, ihn völlig von seiner asiatischen Herkunft zu lösen und ihn zu einem "Landsmann" Perieres in der Stadt Sparta zu machen, in der er sich auch niederließ. ==========================================================
Herrscher in Amyklai geb. gest. Regierungszeit ---------------------------------------------------------- XUTHOS (AMYKLAS I) 465 514 4??-514 DIONYSOS (AMYKLAS II) 482 529 514-518 HYAKINTHOS als Sohn des Karers Xuthos ? 490 530 518-530 APOLLON 480 ??? 523-530 HERMES-ARKEISIOS 465 540 530-537 KYNORTAS als Sohn des 495 (?) 540 (?) 537-539 Karers Xuthos? Von Perseus getötet? PERSEUS-PERIERES 500 580 539-546 OREST (AMYKLAS III) 521 561 546-561 ========================================================== Die Zweizügigkeit Arkeisios-Hermes oo Chalkomedusa-Elektra bei den Deïoniden und Akrisios-Hermes oo Eurydike-Elektra bei den Tyndariden berechtigt uns, die Deïoniden und die Tyndariden zu "mischen". Sind doch beide Ehen identisch. Von den Angaben in der Sage, dass Gorgophone die Gemahlin des Perieres und die Tochter des Perseus mit der Andromeda gewesen sei, können wir nicht alles glauben; denn wenn Perieres mit Perseus identisch ist, dann kann er doch wohl kaum seine eigene Tochter geheiratet haben. Gorgophone stammte, wie ihr Name schon verrät, von Gorgo-Me(tia)dusa ab. Sie war deren Urenkelin. Sie wurde dem Paar Perseus und Chalkomedusa-Elektra schon kurz nach deren Heirat in Sparta geboren. Von der Möglichkeit, dass die Mutter der Gorgophone die Athene-Gorgo-Tochter Hypermnestra gewesen sein könnte, möchte ich trotz der sich bietenden Identifizierbarkeit Gorgo-phone = Chalko-medusa, also = Elektra, absehen, wenn das auch den Dichtern eine geistreiche Wortspielerei ermöglicht hätte. In diesem Fall wäre Perseus- Perieres tatsächlich ihr Ehemann und nicht ihr Vater gewesen. Ich möchte aber daran festhalten, dass Gorgophone die Tochter des Perseus und der Chalkomedusa-Elektra war: Gorgo-Metiadusa-Athene oo Kekrops
| Danaë Hypermnestra oo Lynkeus | | Perseus-Perieres oo Elektra-Chalkomedusa | Gorgophone In der Sage werden Chalkomedusa und Arkeisios die Eltern des Laertes, des Vaters von Odysseus (* ca. 590 ndFl). Das würde bedeuten, da Laertes in diesem Falle um 537/538 ndFl geboren sein müsste, dass er mit ungefähr 52 Jahren Vater des Odysseus geworden wäre. Laertes kann aus dieser Ehe jedoch nicht hervorgegangen sein, da er wohl kaum hundert Jahre alt gewesen sein dürfte, als der Trojanische Krieg begann. Hier fehlt mindestens ein Zwischenglied. "Kephalos" (griech. für der Kopf) könnte als Umschreibung für den Kopf oder Stammvater eines ganzen Geschlechts gemeint sein. Wenn man nun Kephalos als den Namengeber der westionischen Insel Kephallinia und als den "Kopf" einer ganzen westionischen Dynastie ansieht, dann kann Laertes, der Herrscher auf der benachbarten westionischen Insel Ithaka, von ihm abstammen. Kephalos, der Begründer dieser Dynastie, sollte daher folgerichtiger als der Sohn des Hermes-Arkeisios mit der Elektra-Chalkomedusa angesehen werden, der entweder mit Prokris oder mit einer anderen Frau den Sohn Laertes hatte. Laertes ist demnach nicht der Sohn, wie es die Sage will, sondern der Enkel des Paares Arkeisios und Chalkomedusa, und er ist nicht der Enkel, sondern der Sohn des Paares Kephalos und Prokris. Hier handelt es sich um eine typische "Torsion". Laertes wurde der Vater des Odysseus (* ca. 590 ndFl). Da Ikarios (* ca. 560 ndFl), auf den ich weiter unten noch zu sprechen komme, der Vater Penelopes war, der um etwa 615 ndFl geborenen angeblichen Gemahlin des Odysseus, sind wir hier zumindest in der richtigen Generation - und das will bei dem chronologischen Chaos in der griechischen Mythologie schon etwas heißen. Die mütterliche Ahnenreihe des Odysseus geht ebenfalls zurück auf Hermes, und zwar über Deïoneus-Dionysos. Dessen Tochter Philonis (* ca. 524 ndFl) bekam von Apollon zwei Söhne. Odysseus' Mutter Antikleia, die um 575 ndFl geboren sein müsste, gilt als die Tochter des Autolykos (* ca. 538 ndFl), den ich für den älteren der beiden Philonis-Söhne halte. Philamon (* ca. 540 ndFl), der andere Sohn, war später unter dem Namen Philemon mit einer gewissen Baukis verheiratet, über deren Herkunft ich nichts aussagen kann. Dieses Paar galt in der Antike als vorbildliches Ehepaar und soll gemeinsam sehr alt geworden sein. +========================================================+
| Die historisch echten Vorfahren des Odysseus | +--------------------------------------------------------+ SEMELE---oo---HERMES---oo---ELEKTRA ERECHTHONIOS | ARKEISIOS CHALKOMEDUSA PALLAS | * ca. 465 * ca. 523 * ca. 504 | | | DIONYSOS oo DEMETER KEPHALOS oo PROKRIS * ca. 482 * ca. 504 * ca. 538 * ca. 545 | | PHILONIS oo APOLLON | PERSEUS-HELIOS oo PERSE * ca. 524 * ca. 480 | | * 500 (-PHONE) | | | *ca.520 AUTOLYKOS oo ? (2. Ehe) | AIETES * ca. 538 * ca. 560 | *ca.548 SISIPHOS | | | ISESI-CHUS ANTIKLEIA------- oo --------LAERTES MEDEA oo SESOSTRIS * ca. 575 * ca. 560 568 ndFl --------- | | ELEKTRA oo PERSEUS | | CHALKOMEDUSA PERIERES | | --------- | | | OREST oo GORGOPHONE | | * ca. 521 * ca. 542 | | --------- | | | PERIBOIA oo IKARIOS ODYSSEUS oo KIRKE (vor dem * ca. 600 * ca. 560 * ca. 590 Trojan. Krieg!) | | *ca.596 PENELOPE oo TELEGONOS * ca. 615 * ca. 610 | TELEMACHOS * ca. 630 ========================================================== Der Geschichte wird zwar etwas vorgegriffen, wenn ich hier auch sogleich noch die dritte Ehe der Elektra-Chalkomedusa bespreche; ihr dritter Ehemann war nämlich nicht so bedeutend, dass wir uns zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich mit ihm zu befassen hätten, und außerdem kommt Apollo in diesem Zusammenhang nochmals vor, dem ich ebenfalls nach dieser Besprechung keine weiteren Ausführungen zu widmen gedenke. Nachdem auch Perseus-Perieres sie verlassen hatte (um 546 ndFl), heiratete Elektra den Freund und Gefolgsmann ihres Bruders Orest mit Namen Pylades, von dem sie um 548 ndFl die Tochter Pythia bekam, die später Priesterin im Tempel des Apollon von Delphi wurde. Dies ist nicht belegt, kann aber als sehr wahrscheinlich angesehen werden. Pylades war der Sohn von Strophios und Anaxibia - so will es die Überlieferung. Ich halte den Vater St-rophios für Orpheus (absolute Übereinstimmung der Buchstaben), also für Am-phiaraos = Amphitryon, und die Mutter für einen Anachronismus, da Anaxibia eine erst später erscheinende Frau ist. Die richtige Mutter des Pylades war nach meiner Ansicht Pelia, die Tochter des Pylos von Megara, und wenn Orpheus der Vater Strophios des Pylades gewesen sein sollte, dann muss der Sohn spätestens 519 ndFl geboren sein. Kann aber Strophios mit Orpheus identifiziert werden? Ich sage ja; denn Strophios, von dem sonst nichts bekannt ist, war ein Seher, was ihn in die Nähe des Sehers Amphiaraos und des "Strophenmachers" = Sängers Orpheus rückt. Es wäre noch an die Möglichkeit zu denken, Strophios, dessen Name das in der Dichtung wie in der Musik übliche Wort Strophe beinhaltet, mit dem anderen Orakelspender und Musikanten, nämlich mit dem Musengott Apoll bzw. Jubal gleichzusetzen, in welchem sogar das AT den Stammvater aller Saiten- und Flötenspieler sieht. Ich meine aber, dass die Gleichsetzung Strophios = Amphiaraos = Amphitryon = Orpheus der wahren Geschichte gerechter wird. Apoll, der Erfinder der Harfe, ließ sich der Sage nach in einen Wettstreit mit dem Silenen Marsias ein, der aber auf seiner Hirten- oder Pan-Flöte in der Beurteilung durch den Publikumsgeschmack besser abschnitt als der Gott selbst, der ihm dafür bei lebendigem Leibe die Haut abzog. Mit Neuerungen den Geschmack des Publikums auf Anhieb zu treffen, war immer schon schwierig. Richard Wagner konnte ein Lied davon singen. Der Austragungsort dieser Meisterschaft soll die Ebene des Marsias-Flusses in Kleinasien gewesen sein. Schließlich kann auch hierin eine Überwindung des eleusinischen Kultes des Pan-Dionysos durch den delphischen Kult des Apollon gesehen werden. Von dem Wort Pan leitet sich das Wort Panik ab, worunter man in engster Auslegung eine überstürzte Flucht versteht. Durch den von der Pan-Flöte hervorgebrachten Ton lassen sich die ansonsten recht schwerfälligen Rinderherden auf leichte Weise in Bewegung versetzen, da die Rinder hierin das Geräusch der Dasselfliege zu erkennen glauben, vor der sie höllischen Respekt haben; denn dieses Insekt legt seine Eier unter die Haut der Rinder, was schmerzhafte und in jeder Hinsicht unangenehme Folgen hat. Aus diesem praxiserprobten Instrument der Rinderhirten entstand nach und nach die ganze Familie der Flöten. Wie an früherer Stelle in diesem Kapitel schon gesagt wurde, schickte Hera der Kuh Io eine echte Dasselfliege und jagte sie, bis sie bei Hermes im "viehreichen" Pamphylien auftauchte. Das Zustandekommen der Freundschaft des Orest mit dem Sohn Pylades des Orpheus-Strophios ließe sich am ehesten damit erklären, dass die beiden in etwa gleichaltrigen jungen Männer sich im Hause des Apollon kennenlernten, wo sich der vaterlos gewordene Pylades, womöglich sogar mit seiner Mutter Pelia, schon seit längerer Zeit aufhielt. Pelia war 526 ndFl von Pan-Deïoneus die Mutter des Aigaios geworden. Letzterer war meines Erachtens aber mit seiner Stiefmutter Diomede-Demeter nach dem Tode des Vaters nach Kreta ausgewandert. +========================================================+
| Die historisch echten Pyladen von Megara | +--------------------------------------------------------+ PYLOS von Megara, über dessen Herkunft nichts bekannt ist; | * ca. 475 ndFl | PELIA (= PYLA ?) oo 2) PANDION(YSOS) von Athen oo DIOMEDE | * ca. 502 ndFl (= NYSOS von Megara?) | | | | +--------------------------+ | | AIGAIOS (* ca. 526 ndFl) | | | oo 1) STROPHIOS (oo nicht | | Anaxibia!) = ORPHEUS | | (* ca. 480 + 518 ndFl) +------------------+ | | PYLADES (* ca. 518 ndFl) PHILONIS (* ca. 524 ndFl) oo oo ELEKTRA (Schwester des OREST) A P O L L O N | | | PYTHIA (* ca. 548 ndFl) -- oo --AUTOLYKOS PHILAMON | ca. 538 = * ca. 540 LYKOMEDES (* 560/3 ndFl) BAUKIS -- oo -- PHILEMON ? ========================================================== Wie aus vorstehendem Schema hervorgeht, bestanden selbst in der nächsten Generation noch enge Bande zwischen den beiden Häusern. "Du sprichst ein großes Wort gelassen aus", lässt der Dichter den König Thoas sagen, bei dem die Freunde Orest und Pylades das von Iphigenie gehütete Bild der Artemis rauben wollen. Diese schöne Dichtung gibt aber für die Rekonstruktion der Geschichte des Altertums nicht viel her. Letztlich bleibt hier alles nur Spekulation. Gemeinsam zogen Perseus und Orest zunächst gegen Oinomaos von Elis, der seine Residenz offenbar von Kalydon in Aitolien nach Pisa verlegt hatte, das in dem hinzugewonnenen Elis lag. Hier, in der Ebene des Flusses Alphaios, in der später die Olympischen Spiele stattfanden, kam es zu dem spektakulären Wagenrennen, mit dem die Tradition der Spiele begründet worden sein soll. Ab hier beginnen aber auch neue Ungereimtheiten in der Mythologie. So wird angeblich dieses Wagenrennen von einem gewissen Pelops gewonnen, der als Preis dafür die Tochter Hippodameia des Oinoma(ch)os zur Frau bekommt. Es spricht nicht für einen makellosen Charakter dieser Dame, dass sie zuvor die Wagenachse ihres Vaters entsprechend präpariert hatte, was diesen das Leben kostete. Der Gewinner des Wagenrennens in der Alphaios- Ebene kann jedoch nicht Pelops gewesen sein, der Herodot zufolge erst unter Darius I in die Geschichte eintreten wird, sondern es kann nur Orest gemeint sein, der unter der Bezeichnung der Peloponnesier Eurystheus bekannt ist, was mit ein Grund für diese Verwechslung sein kann. Die Peloponnes bekam - wie Herodot schreibt - ihren Namen von Pelops, einem Knecht des Darius. Folglich hätte es vorher diese Bezeichnung überhaupt nicht geben dürfen. Ich bin aber der Ansicht, dass es auch umgekehrt gewesen sein kann, dass nämlich Pelops seinen Beinamen von der Tatsache ableiten konnte, dass er in einer noch zu besprechenden Beziehung zur Peloponnes stand. Aber wer war dieser "Knecht des Darius"? Er war Philipp I von Makedonien. Der Leser wird hier schon darauf vorbereitet, dass auch viele Namen in der griechischen Geschichte, die konventionell unterschiedlichen Personen zugeteilt wurden, zu ein und derselben Person gehören. Philipp I, der konventionell einige Jahrzehnte nach Herodot gesehen wird, war dessen Zeitgenosse wie auch der Peloponnesische Krieg. Die altgriechische Geschichte ist kein geringeres chronologisches Chaos als die übrige Altertumsgeschichte. Durch die verfrühte Einführung des Pelops an Stelle des in anderen Zusammenhängen benötigten Orest krankt die ganze Hellas-Geschichte hier an einer Kette von Anachronismen, Verdrehungen und Widersprüchen. Ein stummer Zeuge für die Richtigkeit meiner Ansicht, dass es sich hier um massive Personenvertauschungen handelt, ist der zu den "sieben Weltwundern" gezählte Zeus-Tempel von Olympia, der zwar damals, als das Wagenrennen stattfand, noch nicht gebaut war, der aber auf seinen beiden Giebelfriesen diese um Jahrzehnte zurückliegenden Ereignisse festgehalten hat: Auf dem Ostgiebel sind die Vorbereitungen zu dem Streitwagenrennen abgebildet, und auf dem Westgiebel ist die daran anschließende Hochzeit zu erkennen. Einen einleuchtenderen Zusammenhang kann ich mir nicht vorstellen. Heute interpretiert man diese Darstellungen jedoch völlig getrennt, als handele es sich um unterschiedliche Personen: 1. Die Vorbereitungen zu dem Wagenrennen auf dem Ostgiebel werden mit Pelops verbunden, von dem gesagt wird, er habe den Wettstreit nur deshalb gewonnen, weil Hippodameia an der Achse des Wagens ihres Vaters Oinoma(ch)os manipuliert oder dessen Wagenlenker bestochen habe. Pelops und Hippodameia werden dann in der Mythologie zu den Stammeltern der Pelopiden. Pelops selbst gilt als Sohn des Tantalos, des Königs von Lydien, der bei den Göttern in Ungnade gefallen und mit den sprichwörtlich gewordenen Tantalus- Qualen bestraft worden war. Er hatte den Göttern, um sie auf die Probe zu stellen, seinen eigenen Sohn Pelops zubereiten und ihnen zum Gastmahl vorsetzen lassen. Bis auf eine vorschnell verzehrte Schulter, die der kunstfertige Hephaistos durch eine elfenbeinerne ersetzen konnte, wurde Pelops von Zeus in seiner ursprünglichen Gestalt wieder hergestellt. Es ist bezeichnend, dass die Tantaliden auch in der Enkel-Generation mit einem "Kindesmahl" in Verbindung gebracht worden sind, diesmal jedoch in Argos. Den Grund hierfür sehe ich darin, dass diese zweite Greueltat vermutlich die einzige und eine historisch echte war, die auf den Vater des Pelops übertragen werden konnte, da Pelops als historische Person Philipp I eine Schulterverletzung und eine entsprechende Prothese gehabt haben kann. Bei der Besprechung dieser Zeit in einem späteren Kapitel werden sich Anhaltspunkte dafür ergeben. Tantalos hingegen war nicht der Vater des Pelops; er war Herakles, der Sohn des Atlas, der deshalb auch Atlantos oder - nach Konsonanten-Umstellung - Tantalos hieß. Greueltaten an Kindern werden wir bei Herakles ebenso wie in Argos noch kennenlernen. Außerdem berichtet Herodot von einer ähnlichen Greuel im Zusammenhang mit der Schilderung der Jugend des Kyros, wo dessen Großvater Astyages seinem ungehorsamen General Harpagos dessen Sohn zubereiten lässt. Eine solche Tat muss damals irgendwo geschehen sein; die Dichter stürzten sich darauf wie es heute die Boulevardpresse tun würde. Sie brachten diese Tat an mehreren Stellen unter. Zum Zeitpunkt der hier besprochenen Ereignisse lag Herakles-Tantalos jedoch noch in den Windeln. 2. Die auf dem Westgiebel des Zeustempels von Olympia dargestellte Hochzeit gilt nach heutiger Auslegung als die des Perithoos, eines angeblichen Sohnes des Zeus, mit der Tochter Hippodameia von Butes und Chionia. Es kann jedoch angesichts des Wagenrennens auf der gegenüberliegenden Tempelseite kein Zweifel daran aufkommen, dass es sich um dieselbe Hippodameia handelt, die auf der Ostseite als Tochter des Oinomaos von Elis ausgegeben wird. Perithoos ist ebenfalls eine historische Person, nämlich der unter den Namen Protothyas bzw. Partatua bekannte Skythe, der als Vater des Madyas, Midas oder Mita-Muski gilt. Als Vater des Midas von Phrygien muss er zwangsläufig auch ein Phryger gewesen sein. Er ist zudem der konventionell für einen Meder gehalten Skythe Phraortes. Er beherrschte Medien, wie Herodot erkennen lässt, 28 Jahre lang. In der Tat wurde die Phryger- bzw. Skythen-Herrschaft über Kleinasien erst im Zusammenhang mit dem Trojanischen Krieg beendet. Da sowohl der Beginn der Herrschaft des Partatua-Perithoos (28 Jahre vor der Belagerung Ninives im Jahre 641 ndFl, demnach 613 ndFl), als auch die Tatsache, dass Perithoos der Bundesgenosse und Schwager des Theseus war, was in die Zeit um 600 ndFl gehört, dagegen sprechen, dass Perithoos irgendetwas mit der Hochzeit der Hippo- oder Deïdameia zu tun gehabt haben kann, bietet sich uns der Peloponnesier Eurystheus-Orest an, die männliche Hauptrolle auf beiden Giebelfriesen zu übernehmen; denn nichts ist nach allem Voraufgesagten logischer als das. Die Verbindung zu dem Skytho-Phryger Perithoos-Protothyas kann durch eine mehr oder weniger absichtliche Namensvertauschung zustande gekommen sein; denn Theseus heiratete die Schwester Hippo-lyte des Skythen, deren Name an Hippodameia anklingt. Die Angabe, der thessalische Perithoos sei ein König der den Phlegyern (Pelasgern) und Minyern (Minoern) verwandten Lapithen (= Steinmänner) gewesen, brauchen wir aus vielen Gründen nicht ernst zu nehmen. Es liegt nahe, dass hiermit die Hochzeit des Lapithen-Königs Ixion mit Dia-Persephone (vgl. den Namen Deï-dameia, der auch für Hippo-dameia steht) aufbereitet werden soll. Es gibt keinen Sinn, einen ungeborenen Pelops um Hippodameia kämpfen zu lassen, die dann von einem ebenfalls noch nicht geborenen Perithoos geheiratet wird. Das ergäbe noch nicht einmal Sinn, wenn beide Herren schon geboren wären. Die im Zusammenhang zu sehenden Darstellungen auf den beiden Giebeln gehören zu dem Peloponnesier Orest, der folglich der richtige Stammvater der "Pelopiden" ist, die deshalb besser "Orestiden" heißen sollten. Der Pelops in der Sage wird als König von Elis bezeichnet, also derjenigen peloponnesischen Provinz, in der das Wagenrennen stattfand und in der später auch Orest unter dem Namen Augias residierte. Darauf und auf die Pelopiden, die auch nach einem wichtigen Mitglied dieser Familie Atriden genannt werden, komme ich in späteren Kapiteln zurück. Gorgo-phone, die Tochter des Perseus, die er angeblich von Andromeda gehabt haben soll, stammte entweder von seiner ersten Frau, einer Tochter der Gorgo-Medusa, oder von seiner erst in Hellas geheirateten Frau Elektra-Chalkomedusa, einer Enkelin der Gorgo-Medusa. Sie müsste im ersten Falle etwa in den Jahren 530-533 ndFl in Karkemisch geboren und mit ihrem Vater (als dessen einziger Tochter statt derer fünfzig!) nach Hellas gekommen sein. Als Perseus im Jahre 546 ndFl Hellas verließ, wäre sie im richtigen Alter gewesen, den langjährigen Kampfgenossen Orest ihres Vaters zu heiraten. Sollte sie jedoch erst im Jahre 542 ndFl von Elektra-Chalkomedusa geboren worden sein, dann hätte sie noch bis mindestens 555 ndFl bei ihrer Mutter gelebt, die sie dann ihrem Bruder Orest in die Ehe gegeben haben müsste. Diesen Fall halte ich für wahrscheinlicher. In der Mythologie sind die Kinder des Orest, der ja an der falschen Stelle eingeordnet ist, unter anderen Vätern verzeichnet. So erscheinen die Söhne der Gorgophone unter den Tyndariden als Söhne des Perieres, der bekanntlich nicht ihr Gemahl, sondern ihr Vater Perseus ist. Hippodameia hat mit Pelops, der ebenfalls nicht hierher gehört, unter den Pelopiden oder Atriden die Kinder Nikippe und Chrysippos, die tatsächlich zu ihr gehören, sodann die Söhne Atreus, Thyestes und Pittheus, die nicht zu ihr gehören, sowie die Tochter Lysidike, die ich der Gorgophone zurechnen möchte. +========================================================+
| Die Pelopiden oder Atriden in der Sage | +--------------------------------------------------------+ TANTALOS, König in Lydien, Sohn von Zeus | +--------------------------------------+ | | PELOPS, König in Elis NIOBE oo AMPHION oo I. HIPPODAMEIA, Tochter von | Oinomaos, König von Lesbos | (und/oder von Elis in Pisa) | oo II. DIA (Mutter von keinem der | nachfolgenden Kinder) | +----------------+-----------+----------+---------+--------+ | | | | | | ATREUS, NIKIPPE THYESTES PITTHEUS, LYSIDIKE CHRYSIPPOS König in Mykenä, oo (hatte mit König in oo (v. Atreus von Ägisthos STHENELOS, s. Tochter Troizen ALKAIOS, getötet) getötet König in PELOPEIA | König in oo I. AEROPE, Mykenä den Sohn AITHRA Tiryns | Tochter v. | ÄGISTHOS) oo | | Katreus EURYSTHEUS, oo ÄGEUS, AMPHITRYON, |oo II.PELOPEIA, König von LAODAMEIA König in ANAXO | Tochter v. Mykenä und | Athen (Vorfahren | Thyestes Tiryns | | d.HERAKLES) | (Mutter von | THESEUS, | keinem der | König in Athen | nachf.Kind.) +---------------------+ +-----------+-+------------------+ | | | | | | PLEISTHENES | AGAMEMNON MENELAOS div.Söhne (von Atreus | K.i.Mykenä König in (v.Atreus getötet) | v.Ägisthos SPARTA getötet), | getötet oo PELOPEIA +-----------+ oo HELENA, Tochter (mit Vater) ANAXIBIA KLYTÄMNESTRA | von ZEUS | oo T.v.Tyndaros | und LEDA ÄGISTHOS STROPHIOS v.Orest getötet HERMIONE (v.Orest | | oo I. NEOPTOLEMOS getötet) | IPHIGENIE, II. OREST oo PYLADES oo ELEKTRA und (s.u.) KLYTÄMNESTRA OREST, König | in Mykenä, HERMIONE oo OREST oo ERIGONE Argos und +-----------+--------+ SPARTA TISAMENOS PENTHILOS ========================================================== Lysidike, die ohnehin nicht mit Alkaios-Herakles verheiratet war, gehört zu den Kindern des Orest mit der Perseus-Tochter Gorgophone. Da der Name Lysidike stark an den der Eurydike anklingt, so möchte ich auch hierin ein Argument dafür sehen, dass Lysidike die Enkelin der Chalkomedusa-Elektra-Eurydike und diese die Mutter der Gorgophone war. Gorgophone wurde die zweite Frau des Pelop(onne)s(ios) Orest nach Hippodameia, deren Kinder alle die hippo-Namen tragen: der Sohn Chrysippos (* 546 ndFl) und die Tochter Nikippe (= Anaxo = Anaxibia * 542 ndFl). Folglich gehören zu ihnen aber auch einige der (angeblichen) Kinder der Gorgophone: die Söhne Hippokoon (* 543) und Leukippos (* 545), während Gorgophone von Orest die Tochter Lysidike (* 555) sowie die Söhne Aphareus (* 557) und Ikarios (* 561), den Vater der Penelope, bekommen haben dürfte. Auf die Gleichsetzung der Nikippe mit Anaxo und Anaxibia komme ich weiter unten wieder zurück. Während Atreus und Thyestes als Söhne von Pelops, der hier für Orest steht, weggenommen werden müssen, kommen die des Perieres mit Gorgophone bis auf Tyndaros zu Orests Kindern dazu. Es handelt sich um die bereits aufgeführten Herren Aphareus, Leukippos, Hippokoon und Ikarios. Auf Tyndaros komme ich weiter unten ebenfalls wieder zurück. Wie aus der Überkreuzung der Familien in der Mythologie zu ersehen ist, kann davon ausgegangen werden, dass alle diese Familienmitglieder miteinander verschwägert waren. Die Überlieferung krankt indes daran, dass die Generationen verschoben wurden, dass die falschen Personen an die entscheidenden Stellen gesetzt wurden und auch daran, dass die genaue Kenntnis der wahren Verhältnisse wegen der Zerdichtung in späterer Zeit nicht mehr vorlag. Bedeutsam für den weiteren Ablauf der Geschichte Griechenlands ist die Verschwägerung der Königshäuser von Sparta bzw. Amyklai (Perseus-Perieres), Argos (Eurystheus-Orest) und Theben (Oidipos-Eurypos-Eurytos). In der Mythologie werden einerseits die "Pelopiden", also die Orestiden, mit den Perseiden verschwägert, andererseits die Thebaner mit den Argivern (Siebenzug, Epigonenzug). Weitere Abstammungen aus diesen Häusern, besonders die Könige von Sparta, die aus den Eurypontiden und Agiaden hervorgingen, sollen vorab noch nicht besprochen werden. Ich komme zu gegebener Zeit auf sie zurück. Das nachstehende Schaubild gibt die historisch richtige Version wieder; die mythologische, die historisch falsche mithin, ist weitgehend bereits in diesem Kapitel ad absurdum geführt worden. Die Dichtung bleibt in der nicht überarbeiteten Fassung zwar stets hart an der Wirklichkeit, weist aber in vielen entscheidenden Punkten Abweichungen auf, wodurch die tatsächliche Geschichte entstellt wird. So gelten Pelops und Hippodameia als die Eltern von Atreus und Thyestes, den argivischen Tyrannen. In der Dichtung des Aischylos werden diese beiden zwar als Tantaliden bezeichnet, jedoch fehlt hier die Erwähnung des Pelops als Vater. Außerdem waren sie weder Brüder noch stammten sie von Tantalos-Atlantos-Herakles ab, der in den Jahren der Geburt der Kinder der Hippodameia selbst noch ein kleiner Junge war, und schon gar nicht stammten sie von dem Makedonenkönig und Perservasallen Philipp-Pelops ab. +========================================================+
| Die Verschwägerung der Königshäuser von | | Sparta-Amyklai, Argos und Theben | +--------------------------------------------------------+ LYNKEUS-ARGOS oo HYPERMNESTRA *ca. 480 ndFl | *ca. 505 ndFl +------------------+------------------+ | | | IPHIGENIE-EURYGANEIA OREST-EURYSTHEUS ELEKTRA-EURYDIKE *ca. 520 ndFl *ca. 521 ndFl *ca. 523 ndFl oo von ARGOS oo OIDIPOS-EURYPOS oo 2) oo 1) PERSEUS-PERIERES von THEBEN GORGOPHONE HIPPODAMEIA von SPARTA *ca. 504 ndFl *ca. 542 *ca. 528 * 500 ndFl | | | | IPHITOS-JOLAOS oo LYSIDIKE NIKIPPE oo STHENELOS = *ca. 539 ndFl *ca. 555 = ANAXO oo ELEKTRYON = | = ANAXIBIA PLEISTHENES = JOLE oo HYLLOS *ca. 542 EURYSTHENES *ca. *ca. 565 ndFl ndFl *ca. 540 ndFl 570 Sohn von HERAKLES | ndFl | und DEIANEIRA | | | +-------+------+ +---------+ NESTOR PROKLES ATREUS von Pylos von Amyklai von Mykenä *ca. 587 ndFl *ca. 586 ndFl *ca. 560 ndFl | | EURYPONTIDEN AGIADEN (1. Königshaus von Sparta) (2. Königshaus von Sparta) ========================================================== In seiner Orestie nennt Aischylos die Atriden - das sind die Nachfahren des Atreus - nicht Pelopiden, wie dies allgemein üblich ist, sondern Pleistheniaden, wodurch er von der Verantwortung befreit wird, Pelops zum Urgroßvater des Orest gemacht zu haben. Agamemnon, den historisch echten Sohn des Atreus, der aber nicht der richtige Vater des Orest war, nennt Aischylos "der Chryseïden Liebling". Tantalos = Atlantos = Herakles, der Sohn des Atlas, wird als König von Lydien bezeichnet, wohin er als Vater des Pelops nicht so recht zu gehören scheint. Tatsächlich saß aber Herakles mit seiner Gemahlin Omphale (= griech. für Nabel) hier, und deren beider Tochter, die auch in Wirklichkeit mit Amphion (= Imhotep) verheiratet war, wie es die Sage überliefert, hieß in der Tat Niobe. Dieser Name klingt an den der Mutter des Herakles an: (A)N(T)IOPE.
Pelops kann nicht erst von Tantalos-Herakles abstammen, wenn er schon ein Zeitgenosse des Perseus gewesen sein soll, indem dessen Sohn Alkaios die Pelops-Tochter Lysidike geheiratet haben soll, und er kann nicht schon der Sohn des Tantalos-Herakles gewesen sein, wenn er - wie Herodot sagt - ein Knecht des Darius werden soll. Außerdem ist in der Mythologie Perseus über seinen Sohn Alkaios und dessen Sohn Amphitryon der Urgroßvater des Herakles-Tantalos und wäre somit der Ururgroßvater des Pelops gewesen. An die Stelle des Pelops muss ein anderer gesetzt werden, und zwar - wie oben dargelegt wurde - Orest, mithin der Pelop(onne)s(ios) Eurystheus. +========================================================+
| Die Perseïden in der Sage | +--------------------------------------------------------+ PERSEUS, Sohn von Zeus und Danaë, König von Mykenä oo ANDROMEDA, Tochter von Kepheus, König von Äthiopien | +-------------+---------------+----------------+ | | | | ALKAIOS ELEKTRYON GORGOPHONE STHENELOS König von König von oo König von Tiryns Mykenä PERIERES Mykenä oo | König von oo LYSIDIKE | Sparta NIKIPPE Tochter oo | Tochter von PELOPS | TYNDAROS, von PELOPS +-------------+ APHAREUS, | | ANAXO LEUKIPPOS, EURYSTHEUS | | HIPPOKOON, König von AMPHITRYON oo ALKMENE IKARIOS Mykenä und | (= Necht) (Tyndariden Tiryns | oo siehe Liste | II.RADAMANTHOS weiter oben) | (= Seth IV; | historisch | echte Eltern | d. HERAKLES) +-------------+ | | IPHIKLES HERAKLES (sowohl Perseïde als auch Pelopide; oo Sohn v.ZEUS) ANOMEDUSA oo I. MEGARA, T. v. Kreon (keine Nachkommen) | II.DEIANEIRA, T. v. Oineus von Aetolien | | JOLAOS Nachkommen Gefährte von Herakles ========================================================== Lysidike heiratet der Sage nach Alkaios, den Sohn von Perseus und Andromeda. Ihre Kinder sind angeblich Amphitryon und Anaxo, welche letztere mit ihrem Onkel Elektryon die Tochter Alkmene gehabt haben soll. Alkaios-Herakles war in Wirklichkeit aber erst der Sohn dieser Alkmene, die zudem mit der obigen Familie nur weitläufig verwandt war. Der Name Alkaios (= der Starke) gehört meines Erachtens ebenfalls zu dem starken Herakles, dem Sohn der männerstarken Andromeda-Alkmene. Lysidike war aber nicht mit Herakles- Alkaios verheiratet, sondern mit dem Oidipos-Sohn Iphitos-Jolaos (siehe Schaubild weiter oben). Anaxibia (zusammengezogen aus Anaxo-Nikippe, "Anaxippia") war weder die Gemahlin des Orpheus-Strophios noch die Mutter dessen Sohnes Pylades, die ja bekanntlich Pelia hieß. Anaxibia gehört eine Generation höher an die Stelle der Nikippe, und ihr Bruder Pleisthenes an die Stelle ihres Gemahls Sthenelos. (Plei-)Sthenelos = Pleisthenes wiederum gilt als Sohn von Atreus und Aërope, der Tochter des Minotauros Katreus, und soll samt seiner Mutter von Atreus getötet worden sein. In Anbetracht der Brutalität des argivischen Geschlechts halte ich es für möglich, dass Atreus seinen Vater Pleisthenes und seine Mutter Anaxo-Nikippe tötete. Die Generationen sind auch hier vertauscht. Da nämlich Sthenelos und Nikippe nicht - wie die Sage dazu meint - den Sohn Eurystheus gehabt haben können, der ja Orest ist, so können wir aus guten Gründen an Pleisthenes- Sthenelos zumindest Atreus, den Pleistheniaden, als dessen Sohn anhängen; denn wenn Atreus ein Pleistheniade gewesen sein soll, dann kann wohl kaum Pleisthenes sein Sohn gewesen sein, sondern der müsste schon vor ihm dagewesen sein. Nikippe, die als Tochter des Orest-Eurystheus und nicht des Pelops gesehen werden muss, kann deshalb als Mutter statt als Schwester des argivischen Tyrannen Atreus angesehen werden. Ihre Mutter Hippodameia darf ihren Platz behalten; denn sie trägt wie sie selbst einen hippo-Namen. Der angebliche Sohn des Sthenelos, Eurystheus, wurde aus einem plausiblen Grund in einer so späten Generation angesiedelt; Herakles muss nämlich bei ihm, seinem angeblich nur um Minuten älteren Vetter, "Strafarbeiten" verrichten, die ihm von Hera, seiner Erzfeindin, auferlegt wurden, weil er im Wahn seine beiden Kinder getötet haben soll. Wir werden sehen, dass Herakles tatsächlich eine Menge Kinder umbringen ließ, die jedoch alle nicht seine eigenen waren. Im Anschluss an dieses Blutbad wurde er wahnsinnig - oder er war es schon vorher. Diese Begebenheiten gehören aber an das Ende seines Lebens und nicht an den Anfang. Am Ende seines Lebens steht nicht nur in der Mythologie der Wahnsinn des Herakles, der hier durch das Nessushemd ausgelöst wurde, sondern auch in der Wirklichkeit. Worum es sich dabei gehandelt hat, werde ich zu gegebener Zeit aufdecken. Die Dichtung hat den Wahn teilweise vordatiert, damit Herakles seine zwölf "Strafarbeiten" noch im jugendlichen Alter verrichten kann. Hera hatte die Geburt des Herakles um die entscheidenden Minuten verzögert, wie die Sage berichtet, um Eurystheus als den älteren Vetter vor Herakles thronberechtigt zu machen. Das klingt nicht sonderlich überzeugend; denn als Sohn des Sthenelos, des Königs von Mykenä, wäre Eurystheus in jedem Falle der Thronfolger in Mykenä geworden, zumal Herakles auch gar nicht als dessen Vetter sondern als dessen Großneffe erscheint. Interessant ist die Anbindung des Herakles an Elektryon, den König von Mykenä, seinen Großvater mütterlicherseits, was mich veranlasst hat, die beiden Könige von Mykenä, Sthenelos und Elektryon, miteinander zu identifizieren. Dadurch rückt zwar Herakles näher an Eurystheus heran; aber dass dies alles nicht so gewesen sein kann, steht nach allem bisher Besprochenen außer Zweifel. Schließlich ist Eurystheus gar nicht der Sohn des Sthenelos - er ist Orest, der Sohn des Lynkeus. Außerdem wurde Eurystheus keineswegs fast gleichzeitig mit Herakles geboren; er war zwanzig Jahre älter als dieser. Hier liegt eine massive Generationsverschiebung vor: Zum Gefährten des Herakles macht die Sage seinen angeblichen Neffen Jolaos, den Sohn seines angeblichen Bruders Iphikles mit Anomedusa, in welchem Paar wir bereits Oidipos und Iphigenie erkannt haben. Dieser Jolaos, der tatsächlich fast gleichzeitig mit Herakles auf die Welt gekommen sein kann, ist auch Iphitos, der Sohn des Eurytos und Vater der Jole, die den Sohn Hyllos des Herakles heiraten wird. Iphikles-Oidipos-Eurypos-Eurytos erscheint als Bruder des Herakles, weil Amphitryon, der angebliche Pflegevater des Herakles, in Wirklichkeit sein Pflegevater war. Elektryon soll die Tochter Anaxo seines fiktiven Bruders Alkaios, des Königs von Tiryns, geheiratet haben, die eine Schwester des Amphitryon gewesen wäre. Letzterer hätte somit in seiner Gemahlin Alkmene auch seine Nichte vor sich gehabt, da sie als Tochter von Elektryon und Anaxo ausgewiesen wird. Prinzipiell ist es also nicht auszuschließen, dass Alkaios-Herakles, der im Jahre 560/561 ndFl in Hellas eintreffen wird, dem mit ihm nicht verwandten Elektryon-(Plei-)Sthenelos später (um 575 ndFl) eine frühe Tochter zur Frau gibt. Bei seinem Eintreffen in Hellas regierte auf der Peloponnes (in Amyklai/Sparta) tatsächlich der "Peloponnesier Eurystheus", nämlich Orest; doch Herakles, der minoische Statthalter, trat nicht in dessen Dienste, vielmehr führte er gegen ihn Krieg. Das aber gehört in ein anderes Kapitel. Stammt von Alkaios(-Herakles) der mit Amphiaraos-Orpheus identische Meder Amphitryon schon nicht ab, so stammt von diesem schon gar nicht Herakles(-Alkaios) ab, der ohnehin als Sohn des Zeus gilt, der sich Herakles' Mutter Alkmene in der Gestalt des Amphitryon genähert haben soll. Sowenig wie dies alles wahr ist, sowenig war auch Anaxo die Tochter des Alkaios-Herakles bzw. die Mutter Alkmenes, die jedoch ihrerseits die richtige Mutter des Herakles war, des Ägypters. Anaxo ist - wie schon gesagt wurde - identisch mit Nikippe und Anaxibia. Tyndaros, der als König von Sparta ausgewiesen wird, kann als eine Allegorie des Zerstörers Typhon aufgefasst werden; denn sein Name bedeutet "der Zerschmetterer". Hinter ihm verbirgt sich aber auch Aristomachos, der erste dorische König von Sparta, der kurz nach der Katastrophe Typhon 4 mit seinen Zwillingssöhnen Aristodemos und Zeuxidemos, die als die "echten" Dioskuren aufgefasst werden können, in Messenien auf der Peloponnes an Land ging. Tyndaros ist der dorische Zeus-Dion, Vater der Dioskuren. Aristomachos muss nicht selbst der Eroberer gewesen sein; diese Feldzüge können seine beiden Söhne durchaus in eigener Regie geführt haben. Die Dorer unterwarfen in einem mit brutaler Gewalt vorgetragenen Feldzug zuerst Messenien, dann Lakonien, schließlich sogar die Argolis und machten auch vor Arkadien nicht halt, wo ihnen die Stadt Tegea allerdings lange Zeit widerstand. Dies alles gehört aber erst in ein späteres Kapitel. Tyndaros war nicht der Vater jener Dioskuren, die unter den Namen Kastor und Pollux bekannt sind. Diese Makedonen wurden in der späteren höfischen Dichtung zu Dioskuren hochstilisiert. Die Tyndariden, die "echten" Dioskuren, sind die Söhne des Zeus-Tyndaros-Aristomachos, die aber ebenfalls als historische Personen aufzufassen sind, als welche Herodot (VI, 127) sie auch schildert. Kastor und Pollux, die "unechten" Dioskuren, die dessen ungeachtet als die Dioskuren schlechthin angesehen werden, gehören an eine ganz andere Stelle: Leda, die Mutter der von Zeus in Schwanengestalt gezeugten Dioskuren, war nicht mit dem Dorer Tyndaros verheiratet. Sie war - wie ich an geeigneter Stelle zeigen werde - die Gemahlin des Phrygers Alexandros "mit dem Schwanenhals", der deshalb den Beinamen "Kyknos" (griech. für der Schwan) führte. Dieser Alexandros-Kyknos, der vor Troja fiel, war nicht nur der Sohn des Priamos, sondern auch der Vater der Zwillingssöhne Kastor (= Perideikes bzw. Perdik-kas) und Pollux (= Polydeikes, Pelops, Philipp I). Er war der Vater Alexandros des Makedonen Perdikkas (Thuk. II, 29; 95) und dessen historisch echten Bruders Philippos (Thuk. II, 95). Dieser Philippos ist auch der "Knecht des Darius" namens Pelops. Später wurden Kastor und Pollux von den Dichtern mit den echten Dioskuren Aristodemos und Zeuxidemos bzw. Zeuxidamos gleichgesetzt. Herodot (I, 3) hat den Priamos-Sohn Alexandros, der schon mit einer Frau aus Hellas verheiratet war, nämlich mit der Tochter Leda des Thyestes bzw. Thestios von Kalydon, mit seinem Bruder Paris verwechselt, der ebenfalls eine Frau aus Lakedaimon (Sparta) haben wollte und daher die Gattin Helena des Menelaos, des Königs von Sparta, raubte. Bei Herodot heißt dieser Sohn des Priamos und Frauenräuber Alexandros. Der Name Paris scheint Herodot gänzlich unbekannt zu sein. Helena hingegen, die über Troja das große Unglück brachte, war nach meiner Überzeugung tatsächlich die Tochter des "Tyndaros" Aristomachos, des dorischen Königs in dem neugegründeten Sparta, während die Angabe, Klytämnestra, die angebliche Frau Agamemnons, sei ebenfalls eine Tochter des Tyndaros gewesen, falsch ist. Sie ist eine "Neuauflage" der Hypermnestra. Die Gemahlin des Agamemnon hieß Ktimene und war eine Schwester des Odysseus, der mithin ein Schwager des Anführers der Griechen im Zug gegen Troja war. Ihr Name in Verbindung sowohl mit dem Namen der Tochter des Minotauros-Katreus und Mutter des trojanischen Helden Palamedes, der Klymene lautete, als auch mit dem Namen der eigentlich angesprochenen Hypermnestra wurde umgewandelt in den Phantasienamen Klytämnestra:
In den verwandtschaftlichen Beziehungen zu Odysseus, dem Bruder der Ktimene, und zu Palamedes, dem Sohn der Klymene aus demselben Hause, aus dem auch die Mutter Agamemnons, Aërope, stammte, liegt der Grund, weshalb diese beiden Helden mit den Argivern nach Troja segelten. Dies alles gehört aber erst in das nächste nachsintflutliche Jahrhundert. Spätestens und wahrscheinlich auch exakt im Jahre 555 ndFl heiratete Orest die von Perseus bei Elektra-Chalkomedusa, ihrer Mutter, zurückgelassene Tochter Gorgophone. Augeias- Orest fiel kurz nach der Ankunft des Herakles (vermutlich im Jahre 561/562 ndFl) gegen diesen neuen minoischen Oberstatthalter. Die Kinder von Orest und Gorgophone müssen daher zwischen 555 und 562 ndFl geboren worden sein:
Bei der Mutter Penelopes, bei Periboia (* ca. 600 ndFl), handelt es sich vermutlich nicht um die erste Frau des Ikarios. Sie war vierzig Jahre jünger als dieser. Die Eurypontiden, die eines der beiden Königshäuser von Sparta stellten und deren Ahnherr nach der einen Version Eurystheus und nach der anderen Eurysthenes geheißen haben soll, stammmen ebenso wie das andere, deren Stammvater Prokles4 gewesen sein soll, von Pelop(onniso)s-Eurystheus- Orest ab (siehe das Schema "Die Verschwägerung der Königshäuser von Sparta-Amyklai, Argos und Theben" weiter oben). Allerdings führen die Linien von ihm aus über die Töchter Lysidike von Gorgophone und Nikippe von Hippodameia; seine Söhne spielen hierin keine Rolle. Es sind sein Schwiegersohn Eurysthenes, der Sohn des Perseus, und sein Urenkel Prokles, der auch ein Urenkel des Oidipos-Eurypos und ein Enkel des Herakles ist, die die Königshäuser der Agiaden bzw. der Eurypontiden begründen. Insofern ist alles, was im sechsten nachsintflutlichen Jahrhundert in Hellas Rang und Namen hatte, in der Vorfahrenreihe der spartanischen Könige vertreten: Aus der Ehe der Lysidike mit Iphitos-Jolaos, dem Sohn des Oidipos-Eurytos mit der Iphigenie-Euryganeia, ging die Tochter Jole (* um 570 ndFl) hervor. Nachdem Hyllos (* um 565 ndFl), der Sohn des Herakles mit Deïaneira, diese Enkelin des Oidipos-Eurytos-Eurypos geheiratet hatte, war das eurypontische Königshaus auch ein heraklidisches. Aus der Ehe Hyllos/Jole ging der Sohn Prokles (* um 586 ndFl) hervor, der letzte König von Amyklai, dessen Tochter den Dorer Aristodemos heiratete und hiermit das spartanische Königshaus der Eurypontiden mitbegründete. Aus derselben Ehe dürfte auch der an Jahren älteste Teilnehmer am Trojanischen Krieg hervorgegangen sein: Nestor von Pylos, der im Jahre 587 ndFl geboren sein muss. Hippokoon (* ca. 543 ndFl), der älteste Sohn der Hippodameia, fiel mit seinem Vater Orest im Kampf gegen den kretisch- minoischen Statthalter Herakles. Hierauf komme ich im Herakles-Kapitel wieder zurück. Deïaneira war die Tochter des Oineus von Kalydon und möglicherweise auch der Althaia, die ansonsten als die Mutter eines Sohnes von Oineus gilt, der unter verschiedenen Namen erscheint (Meleagros, Meilanion, Hippomenes). Es kann sich bei diesem Sohn aber auch um den Schwiegersohn Herakles (vgl. dessen Namen Melkart!) handeln oder auch um den ebenfalls "bärenstarken" und "eberkühnen" Tydeus, der uns bereits - allerdings verfrüht - im Zug der Sieben gegen Theben auffiel. Um einen Eber geht es auch bei der "kalydonischen Jagd", in welcher Sage Meleagros und Althaia die Hauptrollen spielen. Hier schneiden sich aber auch noch andere Sagenkreise, auf die ich an dieser Stelle nicht eingehen kann. Pittheus, König von Troizen, einer argivischen Hafenstadt, war nicht der Sohn des "Pelops" (auch nicht des Orest) mit Hippodameia, wie es in der Mythologie heißt, sondern er war der Sohn des Ptah-Apis oder sogar dieser selbst, dessen Domizil in Hellas sonst nicht näher bezeichnet wird. Sollte er es tatsächlich selbst gewesen sein, dann müsste seine in Troizen zurückgelassene Tochter ungefähr dreißig Jahre alt gewesen sein, als sie im Jahre 561 ndFl von dem in Begleitung des Herakles gelandeten Aigeus, der damals etwa 35 Jahre alt war, den Sohn Theseus empfing. Sollte Pittheus jedoch ein Sohn des Petech-Ptah-Ap(oph)is gewesen sein, so könnte er mit Askleipios (= Aa-sech-Re Apophis) zu identifizieren sein, den Homer indes als Sohn Apollons ansah. Die Griechen verehrten Askleipios als Heilgott. Perseus-Perieres von Sparta-Amyklai, "Pelops"-Orest (der Peloponnesier Eurystheus) von Argos und Oidipos-Eurypos oder Eurytos von Theben, Thessalien und der angrenzenden Gebiete waren nach der Thera-Katastrophe unabhängige Herrscher über die größten Teile von Hellas. Athen war damals noch von untergeordneter Bedeutung, ebenso Lokris-Phokis (mit Delphi) und Aitolien (mit Kalydon). Doch auch hier gab es keine minoische Oberhoheit. Diese wurde erst von Herakles im Auftrage des Minotauros-Katreus nach 560 ndFl über das ganze ehemals minoische Hellas wiedererrichtet. Auch nach dem Fortgang des Perseus im Jahre 546 ndFl blieb Hellas demnach noch 14 Jahre minoerfrei. Durch diese Veränderung verlagerten sich die Machtverhältnisse in Hellas zugunsten des Peloponnesiers Augeias-Orest, der nun seine Residenz nach Sparta-Amyklai verlegte und somit zum Herrscher der gesamten Halbinsel wurde. Die Teile jenseits des Isthmos dürften dem Thebaner gehört haben. Dem Peloponnesier dürfte die Halbinsel auf die Dauer zu klein gewesen sein. Die erste Kraftprobe gegen die von der Peloponnes ausgehende Expansionspolitik mussten die Athener bestehen. Sie wird von dem späteren athenischen Dichter, Denker und Redner Isokrates beschrieben, der meines Erachtens mit dem berühmteren Philosophen Sokrates identisch ist, von dem keine schriftlichen Hinterlassenschaften gefunden wurden. Wenn der eine sich aber in dem anderen verbirgt, dann ist alles, was aus der Feder des Isokrates vorliegt (konventionell 4. Jahrhundert v.Chr.), auch von Sokrates (konventionell 5. Jahrhundert v.Chr.) geschrieben worden. Der Einwand, zwischen beiden Denkern läge doch ein ganzes Jahrhundert, sticht natürlich nicht; denn auch in der Geschichte Griechenlands herrscht das bekannte Chaos. Isokrates richtete in einem Panathenaikos, das ist eine zu den alle vier Jahre stattfindenden Großen Panathenäen verfasste Festrede, in einer besonders schweren Zeit eine Art "Durchhalteparole" an die Athener. Er führte darin seinen Mitbürgern drei ruhmvolle Ereignisse aus der Vergangenheit ihrer Stadt vor Augen, bei denen ernste Bedrohungen Athens durch äußere Feinde von den Athenern abgewehrt wurden. In jenen Tagen, als noch Könige über Athen herrschten, sei folgendes passiert: Als erstes sei unter dem Thrakerkönig Eumolpos ein Angriff gegen Athen geführt worden, den die Athener abwehren konnten. Diese Geschichte kennen wir aus der Sage, in der der Vater der Metiadusa allerdings den Namen Eopalamos trägt. Der König, der in jenen Tagen in Athen herrschte, hieß angeblich Kekrops. Über diesen Vorgang wurde schon in einem früheren Kapitel ausführlich abgehandelt. Dann sei der Zug der Skythen und Amazonen vor Athen zum Stehen gebracht worden, was aber erst an die dritte Stelle gehört; denn dieser Skytheneinfall unter dem oben bereits erwähnten Perithoos, Protothyas, Partatua oder Phraortes fand erst um 600 ndFl statt. Hierüber werde ich noch ausführlich abzuhandeln haben. Das von Isokrates an dritter Stelle erwähnte Unglück, das von den Athenern aus eigener Kraft rechtzeitig abgewendet werden konnte, gehört in die in Rede stehende Zeit und somit an die zweite Stelle. Es handelt sich um den Zug des Peloponnesiers Eurystheus gegen Athen. Mit diesem Ereignis verbinde ich den Zug des Eurystheus-Orest, der jetzt schon Sparta und somit die gesamte Peloponnes beherrschte, auf das griechische "Festland", und zwar zunächst gegen Athen. Es gelang den Athenern jedoch offensichtlich nicht nur, den Angriff abzuwehren, sondern sie nahmen Orest obendrein auch noch gefangen, gegen den auf Geheiß des Königs Pallas von Athen ein "Haftbefehl" ergangen war. Orest wurde als Mörder seiner Mutter, die eine Schwester des Pallas gewesen war, dem athenischen Blutgerichtshof, dem Areopag, vorgeführt und freigesprochen; die "Geschworenen" nämlich, die alle aus der adligen patriarchalischen Ritterschaft kamen, sahen in der Bluttat Orests die Sühne für den Mord an seinem Vater. Dieses Urteil galt in der Rechtsprechung dem demokratischen Athen später nicht mehr als Vorbild. Orest wurde mit der Auflage freigelassen, die Stadt Athen künftig zu meiden. Dies gehört wahrscheinlich noch in die Zeit des Aufenthaltes des Perseus in Hellas, vermutlich ins Jahr 545 oder spätestens 546 ndFl. An dieser Stelle sei dem Leser, der im vorliegenden Kapitel besonders viele Personennamen und Verwandtschaftsverhältnisse zugemutet bekommen hat, eine Verschnaufpause gegönnt. Diese will ich dazu nutzen, ein weiteres Beispiel konventioneller Unlogik anzuführen, das die Historiker in ihrem Glauben an eine lange Altertumsgeschichte keineswegs zu erschüttern vermochte: Fragt man einen Gymnasiasten, welchen Krieg und welchen Sieg er als den wichtigsten für das antike Athen ansieht, dann wird er antworten: den Perserkrieg und den Seesieg bei Salamis. Diese Ereignisse gehören konventionell in das Jahr 480 v.Chr. Es ist für mich nur schwer einzusehen, wieso Isokrates diesen so bedeutsamen Seesieg der Athener bei Salamis oder auch den im Jahr darauf errungen Sieg zu Lande bei Platää, durch die von Athen eine weitaus größere Bedrohung abgewendet wurde als alle die drei aufgezählten zusammengenommen bedeutet hatten, verschwiegen haben sollte. Er lebte konventionell erst hundert Jahre danach, während die anderen drei Ereignisse zum Teil "schon uralt" waren. Es mag sein, dass politische Rücksichtnahme in jener Zeit, als Isokrates seinen Panathenaikos verfasste, es geboten erscheinen ließ, über Salamis oder Platää besser nicht zu sprechen. So müsste ein moderner Althistoriker argumentieren, wenn er mir eine Erklärung für die fehlende Erwähnung abzugeben hätte. Der wahre Grund ist jedoch ein anderer: die Schlachten bei Salamis und Platää hatten zur Zeit des Panathenaikos des Isokrates noch gar nicht stattgefunden! Hierzu passt eine andere Merkwürdigkeit, die allerdings nur in der konventionellen Geschichtsdarstellung eine solche ist und die ebenfalls mit Athen zu tun hat: Rund um die Agora, den athenischen Marktplatz, war zur Zeit des Perikles, nach konventioneller Auffassung also nach dem Perserkrieg, die Stoa poikile, die "bebilderte Wandelhalle", gebaut worden. Zu den Motiven der Bilder zählten Schlachten, in denen die Athener siegreich gewesen waren. Der Leser kann sich gewiss schon denken, welche Schlacht hier fehlte: die Seeschlacht bei Salamis und natürlich auch die Landschlacht bei Platää, die im Jahr darauf (konvent. 479 v.Chr.) die Perser endgültig von Hellas abwehrte. Hieran ist nun ganz besonders "merkwürdig", dass die Landschlacht bei Oinoë, die konventionell in das Jahr (ca.) 460 v.Chr. datiert wird, also ebenfalls in die Zeit nach den Perserkriegen, sehr wohl bereits stattgefunden haben muss; denn sie gehört zu den abgebildeten Motiven. Was ziehen wir daraus für Schlüsse? Sowohl der Panathenaikos des Isokrates als auch die Schlacht bei Oinoë gehören zeitlich vor die Perserkriege und die Siege von Salamis und Platää, und noch vor diesen beiden Siegen wurde die Wandelhalle ausgemalt! Wir werden sehen, dass dies auch tatsächlich so ist. Der Zug der Peloponnesier richtete sich anschließend gegen Orchomenos, die alte minoische Hafenstadt innerhalb des boiotischen Landes. Es ist nicht leicht zu entscheiden, ob Perseus noch mit Orest gemeinsam den Zug gegen Orchomenos unternahm oder einer der beiden im Alleingang. Es ist vorstellbar, dass sich Perseus und Orest vor Athen trennten, damit der eine Athen und der andere Orchomenos einnehmen könne. Während nun Orest in die Hände der Athener fiel und sich vor dem Areopag verantworten musste, gelang es Perseus (möglicherweise im Bunde mit Pylades, dem Freund Orests) Orchomenos zu erobern. Hier hatte Orion-Boreas-Aktaion geherrscht, bis er kurz vor 520 ndFl von Dionysos-Pandion vertrieben worden war. Seit 530 ndFl war Ixion Statthalter der Minoer in dieser Stadt. Seine Gemahlin war die von Pluto-Apis geraubte und wieder zurückgegebene Thea- oder Dia-Persephone. Dass Perseus in Orchomenos war und von hier nach Kleinasien aufbrach, ist nicht von der Hand zu weisen; denn er heiratete die Ex-Gemahlin Persephone des von ihm getöteten Ixion. Außerdem lernte er hier zwei Männer kennen, deren Namen uns an eine bestimmte Version der Argonauten-Sage erinnern: Kalaïs und Zetes. Diese beiden wurden in späterer Zeit als Brüder, als Söhne des Boreas-Orion-Aktaion, ausgegeben, des vormaligen Statthalters von Orchomenos. Kalaïs war tatsächlich ein Sohn von Aktaion-Boreas-Orion mit der Athena-Metiadusa, der um 516 ndFl geboren wurde und den die Eltern hier als kleines Kind zurückgelassen hatten. Dieser Pflegesohn des Ixion war im Laufe der Jahre zum Manne herangewachsen und drohte, für Ixion eine Konkurrenz zu werden. Ich vermute, dass Ixion mit Kalaïs auf dieselbe Weise verfahren ist, wie uns auch aus anderen Familien überliefert ist. Und das stelle ich mir in diesem Falle folgendermaßen vor: Es heißt, ein Orakel habe den Bewohnern von Orchomenos den Rat gegeben, sie sollten alles, was in der Stadt noch an Aktaion erinnere, in einen eisernen Behälter schließen und diesen an das Laphystion-Gebirge anschmieden. Damals, im Jahre 537 ndFl, waren vulkanische Bomben auf die Stadt niedergegangen, weitgeworfene Eruptionsprodukte, die von der Explosion des Thera-Vulkans herrührten, der immerhin etwa 300 km von der Einschlagstelle entfernt liegt. Die Bewohner von Orchomenos hätten nun nicht Lapithen ("Steinmänner") heißen dürfen, wenn sie diese vom Himmel gefallenen Steine nicht zu Heiligtümern gemacht hätten, die noch in späterer Zeit zu bewundern waren. Als "Steinmänner" waren sie auch Megalithiker, das heißt Karer oder Pelasger (Kyklopen!), die hier noch ansässig waren: Der älteste Hellene, der eine Flotte geschaffen hat, war, soweit unsere Kunde reicht, Minos. Er gewann die Herrschaft über den größten Teil des heutigen hellenischen (ägäischen) Meeres, eroberte die Kykladen und besiedelte zum ersten Mal die meisten dieser Inseln, indem er die Karer verjagte und seinen Söhnen die Leitung der Kolonien übertrug. Er suchte begreiflicherweise auch das Seeräuberwesen nach Kräften auszurotten, damit die Einkünfte ihm sicher zuflossen. (Thuk. I,4) ... Unter den eifrigsten Seeräubern waren die Inselbewohner karischer und phönikischer Herkunft... Als Minos seine Flotte geschaffen hatte, wurden die Seeverbindungen günstiger. (Thuk. I, 8) Es ist nach diesen Hinweisen kaum noch daran zu zweifeln, dass Minos die Karer in seine Flotte aufnahm, wenn nicht schon Poseidon dies getan hatte, da die Familie der Sethariden als Inlandbewohner kaum auf Schiffsführer aus den eigenen Reihen zurückgreifen konnte. Denkbar ist, dass die Bewohner von Orchomenos in den vulkanischen Bomben noch Untaten des verhassten Orion-Aktaion gesehen hatten, der zu diesem Zeitpunkt allerdings schon seit fast zwanzig Jahren nicht mehr in der Stadt und schon seit acht Jahren tot war. Ich halte daher die Herleitung dafür, alles an ihn Erinnernde aus der Stadt zu schaffen, aus einem Orakelspruch für beschönigend, da sie mehr als fadenscheinig und äußerst unwahrscheinlich ist. Dagegen bevorzuge ich die realistischere, politische Erklärung, dass Ixion den Fortgang des Hermes und des Apis aus Hellas kurz nach der Therakatastrophe dazu nutzen wollte, sich des lästigen Konkurrenten zu entledigen. Er setzte Kalaïs, der noch an seinen Vater Aktaion erinnerte, offenbar nach guter alter Sitte im Laphystion-Gebirge gefangen. Jason lässt grüßen! Auch er war ein Argonaut und ihm erging es ähnlich. Seine Zeit wird jedoch erst in hundert Jahren kommen. Zetes stellt die Verbindung von Ägypten nach Hellas her, und zwar genau dorthin, wo seine Stiefmutter Ino ihn und seine Schwester dem laphystischen Zeus opfern wollte. Die griechische Version der Sage von Phrix und Helle geht ja bekanntlich von Orchomenos aus. Bezeichnend ist, dass auch das Schicksal des Kalaïs mit dem Namen Laphystion verbunden war. Zetes = Seth(os) V = Geb-Phrix-Anubis-Phiops war nach seiner Vertreibung aus Ägypten im Jahre 537/538 ndFl mit dem Goldenen Widder nach Orchomenos zu Verwandten gesegelt. Er hatte nicht mehr allzu viele. Vielleicht war Geb-Anubis-Phrix von Apis oder Hermes-Thot mit einem Empfehlungsschreiben zu Persephone bzw. Ixion geschickt worden; denn er sollte ja lediglich der Thronfolge aus dem Wege geschafft werden. Zu Schulden kommen lassen hatte sich der Sohn des Seth-Schu-Atlas in Ägypten nichts. Die angeblichen Brüder Kalaïs und Zetes waren in Wirklichkeit Vettern. Perseus ließ seine Gemahlin Elektra-Chalkomedusa-Eurydike mit ihren Kindern Kephalos (von Hermes; * ca. 538 ndFl), Pleisthenes (von ihm; * ca. 540 ndFl), Gorgophone (von ihm; * ca. 542 ndFl) und der vermutlich noch ungeborenen Tochter Themis (von ihm; * ca. 546 ndFl) auf der Peloponnes zurück. Die näheren Umstände sind nicht ersichtlich. Es könnte sein, dass seine ganze Familie bei ihm war, als sie durch ein unverhofftes Ereignis in Orchomenos getrennt wurden. Offensichtlich musste er geradezu überstürzt nach Kleinasien aufbrechen. Persephone, Kalaïs und Zetes-Phrix schlossen sich ihm an. Er nahm auch seine Kinder Chalkiope (* ca. 543 ndFl) und Dardanos (* ca. 545 ndFl) von Elektra mit. An der nun folgenden Argonautenfahrt nach Kleinasien kann indes kein Zweifel bestehen. Der Hauptgrund für den Aufbruch des Perseus aus Orchomenos, wenn auch nicht unbedingt so sehr der Anlass für dessen Plötzlichkeit, war ganz offensichtlich der Tod seines Stiefvaters Rim-Sin Utuchengal (546 ndFl) und der sich anbahnende Streit um die Thronfolge. Da nämlich Rim-Sin keine Söhne hatte, kamen nur die Schwiegersöhne als Nachfolger in Frage. Der älteste von ihnen war Aram-Hammurabi, der Sohn des Sem-Juda, nicht aber von (Ar-)Thamara-Hekate, und daher der Halbbruder des Perseus-Arphachsad. Während nun Perseus, Dia-Persephone, Kalaïs, Zetes und die Kinder des Perseus in Orchomenos an Bord ihres Schiffes gingen, um nach Kleinasien zu segeln, hatte sich Hammurabi bereits gegen seinen Bruder Zimri-Lim und die übrigen Mitbewerber um die Nachfolge des Rim-Sin durchgesetzt. Hierüber wird in einem der folgenden Kapitel ausführlicher abgehandelt. Orest-Eurystheus kann in dem Falle, dass er seinen Zug auf das griechische Festland erst nach dem Auszug des Perseus begann, in Orchomenos nur einen Nachfolger der Persephone angetroffen haben, dessen Namen wir nicht kennen. Pylades, sein Freund und baldiger Schwager, wäre als von Perseus zurückgelassener Statthalter denkbar. Als jetziger Alleinherrscher der Peloponnes zog Orest-Eurystheus nach seinem Freispruch in Athen und der Abreise seines Bundesgenossen Perseus vor Theben und bedrohte seinen Schwager Oidipos- Eurypos. Nach dessen anzunehmender Flucht nach Oichalia in Thessalien, seiner neuen Residenz, war der Peloponnesier Orest auch Herrscher Boiotiens einschließlich der dortigen minoischen Küstenstädte. Er konnte sich wegen seiner neuen Machtfülle den Namen Augeias (= der Strahlende) zulegen. In dem Namen Perithoos, den ich dem Skythenfürsten Protothyas zugedacht hatte, steckt vermutlich auch ein Stück des Namens Perseus, und zwar in Verbindung zu Orchomenos. Ich erinnere an den Westgiebel des Zeustempels zu Olympia, auf dem die Hochzeit des Perithoos mit Hippodameia oder - wie sie auch genannt wird - Deïdameia dargestellt war. Auf eine hiermit verbundene Verwechslung mit Dia-Persephone hatte ich schon hingewiesen, und nun kommen weitere dazu. Hermann Steuding schreibt: In dem zu den altionischen Vierstädten Attikas gehörigen Marathon, dem Schauplatz des Stierkampfes (Anm.: Herakles soll in Mykenä den kretischen Stier freigelassen haben, der bis Marathon gelaufen war, wo er von Theseus getötet wurde.), trifft Theseus mit dem thessalischen Perithoos, dem Könige der den Phlegyern und Minyern verwandten Lapithen (= Steinmänner in Orchomenos) zusammen, schließt mit ihm enge Freundschaft und bekämpft an seiner Seite, wie schon in der Ilias an einer zu Unrecht bestrittenen Stelle erwähnt wird, bei dessen Hochzeit mit Hippodameia oder Deïdameia die wilden Kentauren des Peliongebirges, als sich diese in der Trunkenheit an den Frauen vergreifen: eine Szene, die seit der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts v.Chr. von der Kunst vielfach, besonders an den Metopen des Parthenon und in der Westgiebelgruppe des Zeustempels von Olympia behandelt worden ist, während früher, und zwar schon seit dem siebten Jahrhundert, Herakles regelmäßig als Gegner der Kentauren erscheint.5 In dieser Darstellung der Mythologie werden die Ereignisse um Perithoos-Protothyas, dem Zeitgenossen des Theseus, und um Perithoos-Perseus miteinander vermischt. Hippodameia ist ohnehin weder mit Protothyas noch mit Perseus, sondern mit Pelops-Orest verheiratet, und Pelops soll auch noch in zweiter Ehe mit Dia verheiratet gewesen sein, also mit Thea-Persephone, was wiederum nicht auf Pelops alias Orest zutrifft, sondern auf Perseus. Perithoos-Perseus heiratete Dia-Persephone, die unter dem Namen Deï-Dameia irrtümlich mit Hippo-Dameia gleichgesetzt wurde. Theseus war nicht nur der Kampfgenosse des Skythenkönigs Perithoos-Protothyas, der irrtümlich mit Perithoos-Perseus gleichgesetzt wurde, sondern auch dessen Schwager. Theseus heiratete die Schwester oder Tochter des Skythen, mithin eine Amazone, die den Namen Hippolyte trug, der ebenfalls an den Namen Hippodameia anklingt und zu der allgemeinen Verwirrung zusätzlich beigetragen haben kann. Protothyas-Perithoos nahm eine Schwester des Theseus zur Frau, die die Mutter des berühmten Königs Midas (= Madyas, Sohn des Protothyas) geworden sein dürfte. Sowohl diese Hochzeit, die jedoch erst um das Jahr 600 ndFl stattfand, als auch die des Perseus mit Dia-Persephone aus dem Jahre 546 ndFl können mit derjenigen verwechselt worden sein, auf die sich die Darstellung auf dem Westgiebel zu Olympia bezieht und die ins Jahr 539/540 ndFl und zu Orest gehört. Den Namen Persephone hat Dia oder Thea (griech. für Göttin), die Tochter von Dionysos und Demeter, offensichtlich erst nach ihrer Eheschließung mit Perseus angenommen; denn eine Namensverlagerung in umgekehrter Richtung, also von Persephone auf Perseus, halte ich aus vielerlei Gründen für unwahrscheinlich. Die Sage berichtet, dass Theseus und Perithoos, die die von Pluto geraubte Persephone zurückholen wollen, am Eingang zur Unterwelt auf einem Felsen anwachsen, von dem sie durch Herakles befreit werden. Auch in dieser Version erscheint Herakles später als Perithoos und Theseus. Diese typischen Anachronismen in der griechischen Mythologie machten einem Volk, dessen Geschichtsbewusstsein ohnehin nur in mythologischen Vorstellungen verhaftet war, nichts aus. Ergänzend zu diesem Themenkreis sei noch erwähnt, obwohl es noch nicht in die in Rede stehende Zeit gehört, dass der von Theseus in jungen Jahren besiegte kretische Stier, den Herakles losgelassen haben soll, niemand anderer als Herakles selbst war, der von Theseus besiegt und zum Verlassen des Landes gezwungen wurde. Darauf komme ich wieder zurück. Die Kentauren, jene Wesen halb Mensch und halb Pferd, die die Einheit von Mensch und Pferd symbolisieren, stehen für die Skythen bzw. deren Frauen, die Amazonen, die erst nach Herakles in Hellas einfielen und daher als dessen Gegner von vornherein ausscheiden. Wenn also Steuding sagt, dass Herakles schon vor Theseus als Gegner der Kentauren gegolten habe, dann liegt dieser Ansicht die chaotische Chronologie der griechischen Geschichte und Mythologie zugrunde. Die oben genannten vier "Perser", nämlich Perseus, Perse bzw. Dia-Persephone, Kalaïs und Zetes, die wir als die ersten Argonauten auffassen können, landeten zunächst in der Hafenstadt Teuthrania an der mysischen Küste Kleinasiens. Dieser Teil der Reise wurde später mit dem Aufbruch der Achäer nach Troja verbunden, die irrtümlich in dieser Hafenstadt gelandet sein sollen. Eine derart miserable Navigation ist jedoch wenig glaubhaft. Achilleus soll dann auf der wegen eines Sturmes erforderlich gewordenen Rückfahrt auf der Insel Skyros (auf der Theseus später ermordet worden sein soll) die Königstochter Deïdameia geheiratet haben. Die Dichter hatten keine Hemmungen, alles dies in einem Topf durcheinander zu kochen. Nach dem Sturm kommt dann die große Flaute. Um diese zu beheben, will Agamemnon in Aulis seine Tochter Iphigenie opfern. Die Göttin Artemis kommt ihm zuvor und entführt das Mädchen nach Tauris, wo sie aus ihr eine Priesterin macht. Sie begnügt sich als Opfergabe mit einer Hirschkuh. König Telephos von Teuthrania, der bei der missverstandenen Landung der Achäer Blessuren abbekommen hatte, kann nur durch dieselbe Lanze, die ihm seine Wunden schlug, wieder geheilt werden. Deshalb reist er den Achäern nach. Wer dächte hierbei nicht an Wagners Parsifal und: "Die Wunde schließt der Speer nur, der sie schlug"? Telephos könnte aufgrund seines Namens und der Tatsache, dass seine Stadt in Ionien liegt und er folglich als ein Ionier anzusprechen ist, ein Bruder der Telephassa gewesen sein, der Gemahlin des phönizischen Königs Agenor, dessen Sohn Kadmos auch unter dem Namen Nikmad, der Javan bekannt ist, was einer anderen Form der Namen Nikodemus oder Nikomedes entspricht. Javan ist eindeutig die orientalische Bezeichnung für Ionier (vgl. 1. Mose 10 und die Bezeichnung Achijavan für die Bewohner der kleinasiatischen Küste bei den Hethitern). Generationsmäßig ließe sich das vertreten, da ein um 505 ndFl geborener Agenor-Kinachi-Kanaan = Kenkenes einen etwa gleichaltrigen Schwager Telephos in Ionien gehabt haben kann. Im Jahre 546 ndFl scheint dieser sich dem Perseus unterworfen zu haben. Jedenfalls lässt die Ilias-Version hierauf schließen. Er kann aber auch tödlich verwundet worden sein. Ni-Kad(e)mos bzw. Nik(o)mad(es) wurde um etwa 530 ndFl geboren. Er wird uns noch ausführlicher beschäftigen, wenn seine Tochter Europe entführt wird. Auf einen weiteren Sohn von Agenor und Telephassa, Phineus, der zu dieser Zeit König von Salmidessos war und über den im 5. Kapitel bereits abgehandelt wurde, komme ich weiter unten zurück. Teuthrania in Mysien war also der erste Brückenkopf auf der kleinasiatischen Seite, der von Hellas aus errichtet wurde. Bisher waren die Hellenen nur umgekehrt, von Asien nach Europa, vorgedrungen. Konventionell wird ohnehin nur die Bewegung der griechischen Stämme von West nach Ost gesehen, wodurch die Tatsache, dass Kleinasien der Ausgangspunkt der griechischen Wanderung war, völlig unerkannt geblieben ist. Perseus kann, wie dies die Ilias auch andeutet, von seinem Landeplatz Teuthrania aus zunächst die nahegelegene Ebene des Skamandros-Flusses aufgesucht haben, wo sich die Stadt Troja erhob, in der noch ihr Erbauer Tros geherrscht haben dürfte, der mit Kalirrhoë, der um 510 ndFl geborenen Tochter des Meders Skamandros (* um 470 ndFl), den um 525 ndFl geborenen Sohn Assarakos hatte, der auch die Namen Araxes bzw. Ares (II), Kyaxares und Schauschattar führte. Diesen Sohn nahm Perseus in seine Familie auf, indem er ihm seine Tochter Hiëromneme zur Frau gab, die bei seiner Halbschwester Kubau-Kybele bzw. Tawananna aufgewachsen war. Das müsste schon im Jahre 546 ndFl geschehen sein, woraus zu schließen wäre, dass sich Tawananna wegen der politischen Unruhen in Amurru nach dem Tode ihres Vaters Rim-Sin in Kleinasien (= Isin!) aufhielt, wohin sie ihr Halbbruder Perseus gerufen haben könnte. Außer der Tochter Hiëromneme müsste Tawananna auch den Sohn Ischbierra des Perseus mit nach Kleinasien gebracht haben. Mit letzter Sicherheit ist dies alles nicht zu sagen, ist aber plausibel. Perseus zog mit seiner letzten Gemahlin Perse(phone) von Troja-Ilion weg, um neue Gebiete Kleinasiens zu erobern. Er hinterließ die Stadt seinem Schwiegersohn Kyaxares, bei dem er auch seinen Sohn Ischbierra zurückließ, der später die Dynastie von Isin begründen und unter dem Namen Hattusilis in der Hauptstadt Hattusas einziehen wird. Seinen Sohn Salach dürfte Tawananna in Uruk oder in Ur zurückgelassen oder wieder dorthin mitgenommen haben. Jedenfalls sind beide nicht bei Perseus geblieben. Ob Perseus, der seit seiner Ankunft in Troja-Ilion auch den Namen Ilos führte, den Vater des Kyax(Ass)ara(ko)s, den Namensgeber Tros der Stadt Troja, tötete, um Herrscher dieser Stadt zu werden, ist nicht mit Sicherheit zu bejahen. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich. Auf jeden Fall begründete er in Troja ein neues Herrscherhaus, das als Dardaniden-Dynastie bezeichnet wird. Darin sind Ilos und Ganymed als Söhne von Tros und Kalirrhoë ausgewiesen, was natürlich beides falsch ist. Außerdem wird Ilos mit Eurydike, der Tochter des Adrastos, verheiratet, was ebenfalls verworfen werden muss; denn hier kann nicht die Tochter des Adrastos gemeint sein, jene Eurydike, die erst in mehr als hundert Jahren geboren werden wird. Gemeint ist hier die Ehefrau Eurydike-Elektra des Perseus, deren im Jahre 545 ndFl (ca.) geborener Sohn Laomedon dem Vater entweder schon jetzt oder erst im Jahre 561 ndFl (etwa) nach Kleinasien folgte. Nach weiteren zehn Jahren hatte Perseus auch das Reich seines Halbbruders Hammurabi erobert und konnte seinen Schwiegersohn Kyaxares zum König von Medien machen. Das war der Zeitpunkt, zu dem Laomedon König von Troja wurde. Laomedon ist meines Erachtens mit Dardanos identisch, der dieser Dynastie den Namen gab. Dardanos gilt ebenfalls als Sohn der Elektra, die mit der Mutter Eurydike des Laomedon identisch ist. Als Vater des Dardanos wird allerdings Zeus angegeben, was jedoch falsch ist. Er stammte lediglich aus der Familie des Zeus-Erechthonios. Richtig ist hingegen die Angabe, Tros sei ein Sohn des Erechthonios gewesen; denn sein Vater war tatsächlich Zeus (II)-Erechthonios. Dardanos soll Bateia, die Tochter des Teukros, geheiratet haben. Laomedon hingegen wird mit Styrmo verheiratet. Wenn beide Ehefrauen miteinander identisch sein sollten, dann wäre auch Styrmo, deren Name zu einem thrakischen Fluss gehört, die Tochter des Thrakerkönigs Teukros gewesen. Teukros gilt als ein Sohn von Telemon und Hesione, einer Tochter des Laomedon, was einem Anachronismus gleichkäme. Dass aber Telemon (* ca. 505 ndFl) ein Bruder von Telephos (* ca. 510 ndFl) und Telephassa (* ca. 515 ndFl) gewesen sein könnte, ist nicht ganz abwegig. Hesione, die natürlich auch nicht die Tochter ihres Enkels gewesen sein kann, war entweder nicht mit diesem Telemon verheiratet, oder sie war die Tochter eines anderen, was mir plausibler erscheint. +========================================================+
| historische Thraker- und Dardaniden-Dynastie | +--------------------------------------------------------+ PERSEUS-ILOS oo ELEKTRA-EURYDIKE TELEMON oo HESIONE * 500 ndFl *ca. 523 ndFl *ca.505 *ca.515 | | | TEUKROS | *ca. 530 ndFl | | DARDANOS-(JARDANOS)-LAOMEDON --- oo --- BATEIA-STYRMO | König von Troja *ca. 555 ndFl | *ca. 545 ndFl | +ca. 586 ndFl | getötet von Herakles, | der Omphale heiratet, | die Tochter bzw. die | Sklavin des Jardanos; | PRIAMOS, König von Troja *ca. 567 ndFl, + ca. 70jährig im Trojanischen Krieg ========================================================== Es sei noch erwähnt, dass in der Sage das Paar Dardanos und Bateia den Sohn Erechthonios hat, der mit Astyoche verheiratet ist. Bei diesem Paar handelt es sich jedoch um Zeus (II) bzw. Perses-Pusarummas und um Leto-Asterie, die Eltern von Artemis-Hekate-Danaë, der Mutter des Perseus- Danaos. Insofern bleibt wieder einmal alles in der Familie, wenn auch die Filiationen anachronistisch sind. Siehe dazu auch die vorstehende Aufstellung. Wie ich bereits im 5. Kapitel sagte, kamen die angeblichen Brüder Kalaïs und Zetes, Söhne des Boreas, des Nordwindes, eines Sohnes des Aiolos, auf ihrem Weg nach Kolchis vorbei an Salmidessos an den Dardanellen (= Hellespont). Boreas = Orion-Aktaion war der Sohn des Aiolos = Seth-Poseidon. Die angeblichen Brüder wären der Sage nach also Enkel väterlicherseits des Poseidon gewesen. Wenn es nun heißt, dass ihr blinder Großvater Phineus König von Salmidessos war, dann kann dieser nur der mutterseitige Großvater gewesen sein. Die angeblichen Brüder befreiten in Salmidessos den blinden angeblichen Großvater Phineus von den Harpyen, das heißt von den Seevögeln, die seine Speisen beschmutzten. Phineus selbst gilt als Sohn des Phöniziers Agenor und der Telephassa, wie im 5. Kapitel schon gezeigt wurde. Seine Tochter hätte die Gemahlin des Boreas-Orion-Aktaion gewesen sein müssen. Während seiner Zeit in Orchomenos, von wo die angeblichen Brüder aufbrachen und daher auch dort aufgewachsen sein dürften, war Boreas-Orion mit der Athena-Metiadusa verheiratet, die zwar die Mutter des Kalaïs war, nicht aber die des Zetes, und auch nicht die Tochter des Phineus. Zetes = Phrix-Anubis-Phiops war der Sohn des Athamas = Seth IV mit der Nephthys-Nephele. Dass dieser wiederum mit seinem Vetter Kalais nach Kolchis gesegelt ist, kann als gesichert angesehen werden. Wenn die Sage dann auch noch erwähnt, dass die Schwester Helle des Phrix vom Goldenen Widder herabgefallen sei in den nach ihr benannten Hellespont, dann schließt sich der Kreis im hellespontischen Salmidessos. Die beiden Frauen des Phineus, Kleopatra, Tochter von Boreas und somit eine Schwester zumindest von Kalais, und Eidothia, sind schwer zu identifizieren. Letztere kann nicht Helle gewesen sein, die Schwester des Phrix. Ihre Identität mit Eileithya, der Ex-Frau Nefer-Dirke = Tausret = Thoëris des Achmose, die den aus Asien zurückgekehrten Anubis-Phiops später geheiratet hat, ist nur dann gegeben, wenn der blinde Pharao Phiops-Pheros mit dem blinden Phineus identisch sein sollte. Dies ist insofern möglich, als Phrix-Phiops-Pheros einige Zeit in der Stadt Salmidessos gelebt haben kann. Immerhin ist Phineus als Agenoride auch ein Nachfahre des Aiolos-Poseidon wie Phrix-Phiops-Pheros. Die bösartige Thoëris-Eileithya wurde als nilpferdgestaltige Helferin bzw. Schmerzverursacherin der Gebärenden noch lange göttlich verehrt. Perseus ist mit Sicherheit der lydische Sonnengott Sandon, der die Stadt Sardes in Lydien gebaut haben soll. Insofern kann jetzt schon davon ausgegangen werden, dass er mit dem urartäischen König Sarduri identisch ist, der sich Sohn des Lutipri, das heißt des biblischen Lud, und König des Weltalls nannte. Lud, der im AT als Sohn des Sem ausgegeben wird, steht hier als Gründer bzw. Namengeber Lydiens, während der Name Lutipri eine gewisse Ähnlichkeit (Übereinstimmung der Konsonanten) mit dem Namen Isch-tupilum des Sem-Juda-Manischtuschu aufweist, des Vaters des Perez- Perseus-Arphachsad. Der Löwe, den die Frau des Sandon gebar und den dieser nach Angabe Herodots um die Mauer von Sardes herumtrug, damit die Stadt uneinnehmbar werde, war kein geringerer als Tschispisch, der Sohn des Hachamanisch (persische Version), oder Ischpuini, der Sohn des Sarduri (urartäische Version), oder Teispes, der Sohn des Achaimenes (griechische Version), oder Untasch-Huban, Sohn des Haban-Ummena (elamitische Version). Er war jedoch kein Löwe, sondern ein durchaus menschengestaltiger Sohn der Persephone. Die Burg des Perseus-Sarduri stand nach einiger Zeit in Parsumasch, das später Armenien genannt wurde nach Aramu bzw. Ariaramnes, dem Sohn des Teispes, der auch Erimena bzw. Menua, Sohn des Ischpuini, hieß. Von Parsumasch aus begründete Perseus-Achaimenes sein Perserreich, in dem das Reich des Hammurabi später vorübergehend aufgehen sollte. Auf die weitere Geschichte von Parsumasch-Urartu gehe ich in einem eigenen Kapitel ausführlich ein. Zetes, der mit Perseus, Persephone und Kalaïs in Asien gelandet war, blieb auf dem Nordfeldzug, den Perseus-Sarduri geführt haben muss, in Aia am Phasis zurück. Dieses Land hieß später bei den Griechen Kolchis oder Pontos, und die Ägypter nannten es Punt. Das Nachbarland von Kolchis-Punt, also Armenien, das Land des Aramu, hieß bei den Ägyptern Land des Irem. Aietes, der König von Kolchis, soll der Sage nach ein Sohn von Helios und Perse gewesen sein. Perse ist leicht mit Persephone zu identifizieren. Xenophon erwähnt Aietes als eine historische Person, dessen Nachfahre zu jener Zeit, als Xenophon durch diese Gegend kam, noch die Herrschaft in Kolchis innegehabt habe: um das Jahr 725 ndFl. Dieser Nachfahre müsste wohl ein Urururenkel des Aietes gewesen sein; denn wenn Aietes der Sohn des Helios-Perseus, des Sonnengottes Sandon-Sarduri, gewesen sein sollte, der wie sein Bruder Teispes-Ischpuini um 546 ndFl in Sardes geboren sein müsste, dann dürfte sein Nachfahre etwa 130 Jahre jünger als er gewesen bzw. um 675 ndFl geboren sein: +========================================================+
| Die Dynastie von Aia-Kolchis-Punt | +--------------------------------------------------------+ Sarduri-Helios-Perseus | mit Perse(-phone)-+-mit Elektra-Chalkomedusa | | Aietes Chalkiope * ca. 547 ndFl * ca. 543 ndFl oo Ideia? (* ca. 552 ndFl) oo Phrix-Zetes-Anubis T. des Kilix** (* ca. 527 ndFl) * ca. 524 ndFl | Medeia (* ca. 566 ndFl, **:Es kann auch eine geraubt ca. 580 ndFl) Tochter des Kadmos oo 595 Chus in Korinth in Frage kommen, | falls nicht sogar Kirke (* ca. 595 ndFl) Kilix und Kadmos oo Odysseus miteinander iden- tisch sein sollten. ========================================================== +========================================================+ | Kinder der Elektra-Chalkomedusa-Eurydike | +--------------------------------------------------------+ geb. 538 Kephalos Sohn v. Hermes-Arkeisios " 540 Pleisthenes Sohn von Perseus " 542 Gorgophone Tochter von Perseus " 543 Chalkiope Tochter von Perseus " 545 Dardanos Sohn von Perseus-Ilos " 546 Themis Tochter von Perseus " 548 Pythia Tochter von Pylades ========================================================== Phrix(-Zetes) soll Chalkiope, die Tochter des Aietes, geheiratet haben. Wenn der Vater jedoch erst 546 ndFl oder wenig später geboren wurde, so könnte die Tochter kaum vor 567 ndFl geboren worden sein, was wiederum für Phrix keine Ehefrau mehr bedeutet hätte, da dieser - wie ich zeigen werde - im Jahre 567 ndFl zurück nach Ägypten gehen wird. Chalkiope kann nur die Tochter der Chalkomedusa sein, also der Elektra mit Perseus. Es hat den Anschein, als seien in die Phrix-Sage die Geschwister Dardanos-Laomedon (Namengeber der Dardanellen) und Chalkiope unter den Namen Phrix und Helle (Namengeberin des Hellesponts) eingeflossen. Die Identifizierung der Helle als Schwester des Phrix-Anubis mit Nefer.t und mit Eidothia, der Gemahlin des Poseidon- Sohnes Phineus, bleibt davon unberührt. Entscheidend ist, dass offensichtlich zwei Kinder der Elektra-Eurydike-Chalkomedusa in Asien auftauchten, die beide ihre Namen der Wasserstraße vor Troja verliehen - oder umgekehrt? Wenn Chalkiope-Helle also die um etwa 543 ndFl geborene Tochter des Perseus gewesen sein sollte, dann kann sie leicht im Jahre 560 ndFl von Phrix geheiratet worden sein, der mithin ihr Ehemann und nicht ihr Bruder war. Nachdem Zetes-Phrix-Anubis-Phiops wieder nach Ägypten zurückgegangen war, konnte Aietes König von Punt-Kolchis werden: 567 ndFl im Alter von 20 Jahren etwa. Die Tochter des Aietes hieß Medeia und wurde der Sage zufolge erst in der Generation nach Chalkiope von Jason geheiratet. Diese Ereignisse gehören in eine spätere Zeit, in der eine um 566 ndFl geborene Medeia das richtige Alter hatte, von einem Manne entführt zu werden. Ob der tatsächlich Jason hieß, sei zunächst noch dahingestellt. Durch die Verbindung der Phönizier (Agenor ist vermutlich mit seinem angeblichen Sohn Phönix identisch) zu Mysien und damit zu Kleinasien kamen die Kinder des Agenor von Phönizien mit der Familie des Perseus in Berührung. Aietes muss eine Phönizierin geheiratet haben, da der Raub seiner Tochter Medeia von Herodot mit dem angeblichen Raub der Io und der Entführung der Phönizierin Europa in einen diplomatischen Zusammenhang gebracht wird, wie ich bald zeigen werde. Die Gemahlin des Aietes dürfte eine um 552 ndFl geborene Tochter des Kilix oder des Kadmos und in diesem Falle eine Schwester der Europa gewesen sein. Es besteht aber die Möglichkeit, dass Kilix mit Kadmos identisch ist. Der Name der Mutter Medeias soll Ideia gewesen sein. Da die Sage neben anderen Personen, die nicht als wirkliche Kinder des Kadmos gelten können, auch Ino, die Mutter von Phrix und Helle, als Tochter des Kadmos ausgibt, liegt die von mir hergeleitete Verwandtschaft mit Phönizien auf der Hand. Sie führt auf direktem Wege zu der politischen Verbindung zwischen den Frauenrauben. In einem späteren Kapitel werde ich hierauf ausführlicher eingehen. Zwischen der Abreise des Perseus aus Hellas und dem ersten Auftreten des Herakles in Hellas liegen 14 oder 15 Jahre (546 bis 560/561 ndFl), in die wir wenig Einblick haben. Erst im letzten (14.) Kapitel dieses Bandes werden wir uns wieder mit Hellas befassen, wenn mit der Ankunft des Herakles erneut ein minoisches Kapitel der Frühgeschichte Griechenlands aufgeschlagen wird. Letzter Stand: 14. Juni. 2014
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