Neuntes Buch: Kyros1. Kapitel: Assyrien und ÄgyptenIm Kapitel Assyrien und Babylonien habe ich außer deren Synchronizität auch schon die gleichzeitigen Ereignisse beider Länder mit Ägypten aufgezeigt. In den Kapiteln Die Wiederholung der Geburten und Ägypten nach "Typhon 4" (in Band 3) sowie Die Feldzüge Manachpirias (in Band 4) konnte ich zeigen, dass die Pharaonen der großen thebanischen und die Deltakönige der libyschen Dynastien, aber auch die Priesterkönige der Priesterdynastie nicht nur weitgehend gleichzeitig regiert haben, sondern zum Teil sogar identisch waren. Hauptsächlich gehören diese Ereignisse in die Zeit bis 652 ndFl. Auch zu Nimmuria-Ramses VI und seinem Stiefsohn Napchuria-Taharka, die zeitlich daran anschließen, ist in früheren Kapiteln bereits ausgeführt worden.Erst nach der Inthronisation des Pharaos Men-cheperu-Re in Theben, des vormaligen Feldherrn Manachpiria, der als Gaukönig unter den Namen Osorkon-Scheschonk Sechem-cheper-Re, 654 ndFl: Karkar-Schlacht Für Breasted lag die Zeit der 18. Dynastie mit ihren großen Pharaonen, unter ihnen Thutmoses (III/)IV, mehr als 700 Jahre zurück, als sich die Vorgänge abspielten, die er wie folgt beschreibt1: Inzwischen traten in Asien politische Veränderungen ein, welche die größte Gefahr für Ägypten mit sich brachten. Schon zweimal hatte der Westmarsch der Assyrer den ägyptischen König beunruhigt (S. 276 u. 283). Hier ist nicht mehr die Zeit der Feldzüge Manachpirias angesprochen. Breasted meint mit den beiden Westmärschen der Assyrer erstens das, was er auf Seite 276 gesagt hatte: Als ein assyrischer König, wahrscheinlich Tiglath-Pileser I, um 1100 v.Chr., sich im Westen zeigte, hielt ein ägyptischer Herrscher, vermutlich Smendes, im Gefühl seiner exponierten Lage im Delta, es für angebracht, den Assyrer durch Geschenke günstig zu stimmen. So war Ägyptens Macht in Syrien gänzlich erloschen, während am Hofe des Pharao die Fiktion einer traditionellen Herrschaft über Palästina noch immer aufrechterhalten wurde. und zweitens das von ihm auf Seite 283 Gesagte: In dieser Zeit scheint der Einfluss des ägyptischen Königs in Palästina ganz verlorengegangen zu sein; erschreckt aber durch die wachsende Macht Ninives in Syrien sandte einer der Bubastiden, wahrscheinlich Takelotis II (Ches-cheper-Re), ein Kontingent von 1000 Mann zu der westlichen Koalition gegen die Assyrer, die bei Karkar am Orontes im Jahre 854 v.Chr. von Salmanassar III geschlagen wurde. Die Schlacht bei Karkar fand im Jahre 654 ndFl statt, und die obige "Geschenksendung" an Tiglath-Pileser gehört ins Jahr 673 ndFl. Diese beiden Vorgänge, die Breasted auf den Seite 276 und 283 durch 250 Jahre getrennt sieht, lagen demnach in Wirklichkeit nur ganze 19 Jahre auseinander: 226 bis 207 v.Chr. Im einzelnen möchte ich diese Fehlinterpretationen, die der Leser mittlerweile selbst richtigstellen kann, nicht mehr besprechen. Bezeichnend ist jedoch, dass nicht nur auf ägyptischer, sondern auch auf assyrischer Seite die Namen derjenigen Könige auftauchen, die wir alle in diesem Jahrhundert vor uns haben, angefangen von Chus-Takelotis bis Manachpiria-Smendes auf der einen und von Tiglath-Pileser bis Salmanassar auf der anderen Seite. Bei den Namen der beiden Assyrer können wir die römischen Ziffern streichen. Mit beiden haben wir es im folgenden zu tun. Breasted fährt fort (S. 288): Tiglath-Pileser III hatte Assyrien aus einer Periode vorübergehenden Niederganges herausgerissen und seine ganze Macht gegen den Westen herangeführt, und in den Jahren 734 bis 732 v.Chr. hatte er Syrien und Palästina bis hart an die Grenzen Ägyptens geplündert. ... Die Jahre 734-732 v.Chr. sind die 12. bis 14. Feldherrnjahre Tiglath-Pilesers, nämlich die Jahre 652-654 ndFl, in denen der Amka-Überfall, die Niederlage der Hethiter bei Karkemisch und die Schlacht bei Karkar stattfanden. Auf ägyptischer Seite kommt derzeit nur Nimmuria als Entsender der Hilfstruppen in Frage. Weit verstreut durch die Jahrhunderte liegen die Wiederholungen identischer Ereignisse. Dasselbe gilt auch für die übrigen Begegnungen Assyrien/ Ägypten: 662 ndFl: Altaku-Schlacht Breasted (S. 290): Ehe die Verbündeten (Eig.Anm.: gemeint sind natürlich wieder die syrisch-phönizisch-palästinensischen Fürsten, die um ihre Unabhängigkeit von Assyrien rangen) noch gemeinsam vorgehen konnten, erschien Sanherib plötzlich im Westen, marschierte die phönizische Küste abwärts, nahm außer Tyrus alle ihre Festungen ein und drang nach Süden bis zu den aufrührerischen Philisterstädten vor. Hier züchtigte er zunächst Askalon und zog dann nach Altaku (= Elteke) weiter, wo er auf die bunte Armee traf, die der säumige Schabaka unter seinen nördlichen Vasallen, die Sanherib als "die Könige von Musri" (Ägypten) bezeichnet, gesammelt hatte. Über die Stärke seiner Truppen wissen wir nichts, und obwohl Sanherib behauptet, sie seien "ohne Zahl" gewesen, so wird es wohl kaum eine furchtbare Armee gewesen sein. Eine lose Zusammenwürfelung der Kontingente aus den Besitzungen der Stadtfürsten des Deltas war wenig geeignet, den festorganisierten Heeren der Assyrerkönige entgegenzutreten, die allmählich die Furcht und der Schrecken des Westens geworden waren. Wohl waren schon früher kleinere ägyptische Abteilungen als Hilfstruppen gegen die Assyrer zu Felde gezogen, aber noch nie hatten die Heere der beiden Reiche vom Nil und Tigris Aug in Aug gegenübergestanden. Sanherib führte seine Truppen in eigener Person (Eig.Anm.: Sanherib, der alte Haudegen Tiglath-Pileser = Lupakki ließ es sich nicht nehmen, dem Kriegszug in einer Sänfte beizuwohnen; in das Kampfgeschehen griff er selbst nicht ein, das überließ er seinen Söhnen und den übrigen Generälen.), das ägyptische Heer war von Schabaka seinem Neffen, einem Sohne des Pianchi, namens Taharka, anvertraut worden, der etwa 13 oder 14 Jahre später König von Äthiopien wurde - ein Umstand, der den hebräischen Chronisten verführte, ihm schon zur Zeit dieses Feldzuges den Königstitel zu geben. Zu den Verwandtschaftsverhältnissen ist schon im Kapitel Die Feldzüge Manachpirias ausgeführt worden. Sie sind von Breasted verkannt worden. Taharka war zum Zeitpunkt der Altaku-Schlacht des Jahres 662 ndFl zwar noch nicht König von Ägypten, da er noch in Äthiopien weilte; aber als ein Heerführer des äthiopischen Kontingents konnte er dennoch im Heerzug der Ägypter anwesend sein, wenn auch die Hauptverantwortung bei Schabaka-Didumes-Dudu-Thuti, dem König des Kampfes, selbst gelegen haben dürfte. Breasted bezieht sich auch auf die Annalen Sanheribs, in denen die Schlacht von Altaku/Elteke des Jahres 662 ndFl erwähnt wird2: Auf meinem dritten Feldzug (Eig.Anm.: in seinem 4. Jahr als Großkönig = 662 ndFl) zog ich nach dem Chattiland. ... Die Könige von Ägypten (mussuri) und die Bogenschützen, Wagen und Rosse des Königs von Äthiopien (meluch-cha), Streitkräfte ohne Zahl, holten sie (Eig.Anm.: gemeint sind die palästinensischen Fürsten) sich herbei, und sie kamen ihnen zu Hilfe. Auf dem Felde bei Elteke (altaku) stellten sie sich vor mir in Schlachtordnung auf und schärften ihre Waffen. Im Beistand Assurs, meines Herrn, kämpfte ich und brachte ihnen eine Niederlage bei: Den Obersten der Streitwagen und die Söhne eines Königs von Ägypten und den Obersten der Streitwagen des Königs von Äthiopien nahm ich in der Schlacht lebend gefangen... Es ist von zwei unterschiedlichen Königen die Rede: einmal vom König von Ägypten, womit zweifellos Schabaka gemeint ist, und zum anderen vom König von Äthiopien, womit - auch nach Ansicht Breasteds - kein anderer als Taharka gemeint sein dürfte, der allerdings noch etwas Zeit hat, bis er in Achet-Aton erneut (zu seiner Amtszeit B) auf den Thron steigt. Gefangengenommen wurden die Streitwagenobersten beider Heere, bei denen es sich durchaus um die genannten Könige handeln kann, und offensichtlich auch die Söhne des Schabaka, unter denen sich mit großer Wahrscheinlichkeit Schabataka befunden haben kann. Beide "Äthiopier" kamen in dieser Schlacht in assyrische Gefangenschaft, aus der sie nur nach Treueschwüren freigekommen sein können. Sie tauchen nach diesen Begebenheiten beide wieder auf. Doch schon drei Jahre später hatte Schabaka als "Pharao So" seine Schwüre wieder vergessen, was ihm allerdings zum Verhängnis wurde. Taharka war in der Schlacht des Jahres 677 ndFl, dem letzten Jahr des Sanherib-Assurbanipal, König von Ägypten und sein eigener Heerführer, wie es der hebräische Chronist richtig festgehalten hat, und fiel im weiteren Verlauf dieser Schlacht, wie wir weiter unten sehen werden. Die Gefangennahme des Jahres 662 ndFl könnte der Gegenstand der Darstellung auf dem Kujundschik-Siegel sein (Breasted S. 291): Schabaka scheint seine ägyptischen Vasallenstaaten für den Rest seiner Regierungszeit in Frieden beherrscht zu haben. Die Bruchstücke eines Tonsiegels mit der Darstellung des Schabaka und eines Königs von Assyrien, die sich in Kujundschik (Teil von Ninive) gefunden haben, deuten vielleicht auf ein Einvernehmen zwischen den beiden Völkern. Zum Zeitpunkt der Altaku-Schlacht war keiner der gefangengenommenen Könige ein bedeutender Herrscher. Der Pharao hieß immer noch Men-cheperu-Re, der ein ehemaliger Verbündeter des Assyrers war. Vermutlich ließ Sanherib deshalb die "Äthiopier" auch wieder frei, nachdem er sie auf die "assyrische Fahne" vereidigt hatte. Nicht außer Betracht lassen darf man zudem die Tatsache, dass Nimrod-Sanherib der Sohn eines Pharaos war, nämlich des Chus-Sesostris, in welcher Eigenschaft er mit dem ägyptischen Thron geliebäugelt haben könnte. Bleiben wir zunächst bei Schabaka; Breasted (Seite 291): In Theben setzte Schabaka seine Schwester Amenerdis, die zeitweise von Osorkon III (Acheperre) vertrieben gewesen sein muss, wieder als Amonpriesterin ein. Mit ihr zusammen baute er eine Kapelle in Karnak, und seine Baunternehmungen führten wieder einmal zu einer Expedition nach den fernen Steinbrüchen von Hammamât. Wir finden auch Berichte über seine Tempelrestaurierungen in Theben, und er hat, wenigstens in seinem Verhältnis zu den Tempeln, Ägypten offenbar genauso regiert, wie es ein einheimischer König getan hätte. Ihm scheint es auch gelungen zu sein, die Macht des Hohenpriesters des Amon zu brechen, von dessen Kraftlosigkeit wir bald weitere Beweise sehen werden. Die Einsetzung der Amenerdis ist von mir an anderer Stelle bereits besprochen worden. Amenerdis war danach zwar nicht die Schwester des Schabaka, doch sie war mit ihm zur selben Zeit in Theben, und zwar unmittelbar nach dem Tod des User-A-cheperu-Re. Folglich liegen diese Ereignisse in der Zeit vor dem Einzug des Schabaka im Delta:
Während der 11jährigen Pharaozeit des Manachpiria (652-663 ndFl) war sein Sohn Nimmuria Vizekönig in Achet-Aton. Das bedeutet, dass wir mehrere "ägyptische Könige" im Jahre 662 ndFl zu beachten haben: den Pharao Manachpiria, den Unterkönig Nimmuria von Unterägypten in Achet-Aton, den Gaukönig Schabaka des Deltas und den Gaukönig Taharka von einem Teil Nubiens, wo Paio-Necho, der Sohn des Pianchi, Unterkönig ist. Breasted fährt nun - in Verkennung des wahren Sachverhaltes - fort (Seite 290): Die Schlacht (bei Elteke/Altaku) konnte nur einen Ausgang haben: Sanherib wurde ohne Schwierigkeit mit Taharkas Armee fertig, nachdem er inzwischen Jerusalem belagert und Juda weit und breit verwüstet hatte. Ehe er aber Jerusalem einnehmen konnte, hatten die pestdurchseuchten Winde von den Malariaküsten des östlichen Deltas den Tod in seine Reihen getragen. Diese unerwartete Katastrophe, zusammen mit beunruhigenden Nachrichten aus Babylon, zwang ihn, eilig nach Ninive zurückzukehren, und so ward Jerusalem die von Jesaia versprochene Befreiung, ein Ereignis, in dem die fromme Überlieferung später den Vernichtungsengel Gottes erblickte. Die Armee Schabakas war inzwischen zur Armee Taharkas geworden, was jedoch auf dasselbe hinauskommt, da beide die Anführer von Teilarmeen waren: Ägypter, die von Schabaka aus dem Delta geführt wurden, und Äthiopier, die unter der Führung Taharkas standen. Auf die Schlacht selbst bin ich im Kapitel Die Chronik der Könige (Teil I) bereits eingegangen. Es handelt sich, wie ich dort schon dargelegt und weiter oben erwähnt habe, um die Vermischung zweier Ereignisse, die dreizehn Jahre auseinanderliegen: Die Schlacht bei Altaku im Jahre 662 ndFl mit der reumütigen Nachsendung des Tributs aus Jerusalem durch Hiskia einerseits (Joas-Jonas Josia kommt nach Ninive) und der abgebrochenen Belagerung Jerusalems wegen der Pest im Jahre 675 ndFl andererseits. Hiskias Tod gehört in das Jahr 677 ndFl, in welchem die entscheidende Schlacht der Assyrer gegen die Ägypter bis zu deren Niederlage und zum Tode Taharkas ausgetragen wurde. Ob der Fehler beim hebräischen Chronisten oder bei den späteren Bibelredakteuren liegt, ist nicht mehr zu klären. Nach dem Tod seines Vaters ging Nimmuria als Pharao Amenophis III = Ramses VI Neb-maat-Re im Jahre 663 ndFl nach Theben. In Achet-Aton zog die Witwe Teje des Amenophis II, die mittlerweile von Nimmuria geheiratet - oder besser: in seinen Harem aufgenommen - worden war als Königin von Unterägypten ein. Durch diese Heirat war ihr Sohn Taharka-Napchuria zum Adoptivsohn des Nimmuria geworden. Bis zum Wiedererscheinen Taharka-Napchurias in Achet-Aton vergingen aber noch einige Jahre, für die wir keine Korrespondenz vorliegen haben. Erst im Todesjahr des Nimmuria, also 669 ndFl, oder vielleicht schon ein Jahr früher kehrte Napchuria zu seiner Mutter Teje nach Achet-Aton auf den Thron eines Königs von Unterägypten zurück. Ich neige zu der Ansicht, dass nach dem Pharao Nimmuria, dessen Nachfolger in dieser hohen Position der Abydos-Inschrift zufolge ein gewisser Necht-cheperu-Re Hor-em-heb war, zunächst kein Pharao über Ägypten herrschte, sondern nur die Könige Taharka und der "Nubier" Necho. Nimmuria hatte offenbar keine leiblichen Söhne. 668 ndFl: Schlacht bei Raphia Breasted (Seite 288f.): Unter der kurzen Regierung Salmanassars V, der auf Tiglath-Pileser III folgte, wurde Israel zusammen mit anderen Stämmen von einem sonst unbekannten Deltafürsten namens Seba oder So zur Empörung aufgewiegelt ... Unfähig, den furchtbaren Heeren Assyriens entgegenzutreten, nährten die kleinen Könige Ägyptens beständig Unzufriedenheit und Empörung unter den syrisch-palästinensischen Staaten, um womöglich eine Reihe von Pufferstaaten zwischen sich und den Assyrern einzuschieben. Im Jahre 720 v.Chr. erschien Sargon wieder im Westen, um einen Aufruhr zu unterdrücken, an dem Ägypten ohne Zweifel beteiligt gewesen war. Das Jahr 720 v.Chr. ist das zweite Feldherrnjahr Sargons = Schar-ukins, nämlich 668 ndFl, ein Jahr nach der Fortführung der Samaritaner. Die Belagerung Samarias war schon 665 ndFl von Salmanassar (V) begonnen worden. Die Beteiligung Ägyptens daran bestand in der Reaktion von "Pharao So" auf den "Hilferuf" des Königs von Samaria, vermutlich des Menahem (und nicht des Hosea). Von Taharka ist in diesem Zusammenhang keine Rede; er war zu diesem Zeitpunkt noch in Äthiopien, von wo er vermutlich in diesem Jahr noch nach Achet-Aton umzog. Weiter bei Breasted (S. 289): Nachdem er (gemeint ist immer noch Sargon) im Norden einen vollkommenen Sieg erfochten hatte, marschierte er nach Süden bis Raphia (südwestlich von Gaza). Dort besiegte er die südlichen Bundestruppen - darunter ein ägyptisches Kontingent unter dem obengenannten Fürsten Seba - vollständig. Zweimal waren jetzt assyrische Heere bis hart an die Grenzen Ägyptens gedrungen, und die Deltafürsten müssen sich über die von dort drohende Gefahr jetzt völlig im klaren gewesen sein. Der "Pharao So" des Jahres 665 ndFl und der "Fürst Seba" des Jahres 668 ndFl sind ein und dieselbe Person, nämlich Schabaka, der seit dem Jahre 659 ndFl im Delta regiert. Er kann in dieser Schlacht bei Raphia im Jahre [720 v.Chr. entsprechend] 668 ndFl, gefallen sein. Sein Nachfolger im Delta wurde Sebichos-Schabataka, der von Taharka im nachfolgenden Jahr (669 ndFl) schon wieder abgesetzt werden wird, so dass Schabataka nicht in der Schlacht bei Raphia (668 ndFl) gefallen sein kann. In dem sehr wahrscheinlichen Fall, dass Schabaka in diesem Krieg sein Leben ließ, müsste Schabataka-Sebichos sein Nachfolger geworden sein. Um die Umstände seiner Absetzung durch Taharka ausfindig zu machen, schlagen wir wieder bei Breasted nach (S. 291): Um 700 v.Chr. folgte auf Schabaka ein anderer Äthiope, namens Schabataka, dessen Verbindung mit der regierenden äthiopischen oder nubischen Familie nicht ganz sicher ist, obwohl Manetho ihn zu einem Sohne des Schabaka macht. Da die westlichen Vasallen sich weiter ruhig verhielten und Sanherib jetzt am anderen Ende seines Reiches beschäftigt war, blieb Schabataka von den Assyrern unbelästigt. Sein Name findet sich in Ägypten selten, aber aus dem Zustande des Reiches, unmittelbar nach seiner Regierung, geht deutlich hervor, dass er ganz außerstande war, die Macht der Stadtfürsten zu beugen und die Macht Ägyptens für den furchtbaren Kampf zu festigen, der ihm bevorstand. Es zeigte sich jetzt ganz klar, dass die Äthiopen ihrer Herrscheraufgabe ganz und gar nicht gewachsen waren. Gegen Ende der Herrschaft Schabatakas (um 688 v.Chr.) können wir das Aufkommen eines Sohnes des Pianchi beobachten, des Fürsten Taharka, dessen Gesichtszüge in den zeitgenössischen Skulpturen unverkennbar negerhafte Formen aufweisen. Er hatte im Feldzuge gegen Sanherib das Oberkommando über die Armee gehabt. Wir wissen über die Umstände, die zu seiner Thronbesteigung führten, nichts Bestimmtes. Manetho berichtet, er habe, mit einem Heer aus Äthiopien kommend, den Sebichos, der mit Schabataka identisch sein muss, geschlagen und sich dann der Krone bemächtigt. Die gleichzeitigen Denkmäler erzählen uns von diesen Ereignissen nichts. Auch hier erweist sich die verpfuschte konventionelle Chronologie wieder einmal als das große Verhängnis, durch das die wirkliche Geschichte daran gehindert wird, zu Tage zu treten. Gerade an dieser Nahtstelle, an der Sanherib an "seinen Sohn" Schar-ukin anghängt wurde, muss es zu turbulenten Verdrehungen kommen. Natürlich war Schabataka der Sohn des Schabaka und folgte auf seinen Vater; aber er hat keine zwölf Jahre regiert (von "um 700 v.Chr" bis "um 688 v.Chr."), sondern nach dem Tode seines Vaters höchstens ein Jahr im Delta: 668 bis 669 ndFl. Breasted (Seite 292): Taharka erscheint in ihnen (den Denkmälern) plötzlich als König von Tanis, wohin er seine Mutter, die er seit Jahren nicht gesehen hat, aus Napata kommen lässt, damit sie nun die ihr zukommende Stellung als Königinmutter einnehmen sollte. ... ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Äthiopier in dieser Zeit Tanis als ihre ägyptische Residenz benutzten. Tatsächlich hatte Taharka seine Mutter Teje, die während seines Aufenthaltes in Napata/Nubien in Achet-Aton residiert hatte, längere Zeit nicht mehr gesehen. Er kam schon im Jahre 668 ndFl, vermutlich verspätet für eine Teilnahme an der Schlacht bei Raphia, nach Norden und traf sich mit seiner Mutter in Achet-Aton, bevor er nach Tanis ins Delta zog, was sogar für einen "Äthiopier" selbstverständlich war, wenn er der Anführer eines Heeres war. Taharka war nie der Heerführer seines "Bruders" Schabaka. Wie ich aber oben schon sagte, dürfte er ein eigenes Heer aus Melucha-Nubien-Äthiopien zur Verfügung gehabt haben. Taharka war der aus der Thronfolge nach seinem Vater verdrängte Sohn des Acheperure, für den es vermutlich nur ein Fürstentum in Nubien gab, wo er sich weitab von der großen Politik und seiner Mutter Gedanken machte, wie sie beide wieder an die Macht kommen könnten. Aus gewissen Anmerkungen, die die "königliche Poststelle" auf einigen Amarnabriefen gemacht hat, lässt sich darauf schließen, dass die Post an Naphuria und Teje prinzipiell ins Delta ging, auch wenn die Archivierung der Briefe in Achet-Aton vorgenommen wurde. Vermutlich wechselte man die Residenz aber auch je nach Jahreszeit. So kam es vor, dass einige Briefe in Achet-Aton ankamen, während Mutter und Sohn bereits wieder in Tanis waren. Unter diesem Aspekt müsste der Einzug Taharkas und Tejes im Norden, sei es in dieser oder in jener Residenz, mit der Absetzung des Schabataka gleichzeitig, und zwar im Todesjahre Nimmurias, anzusetzen sein: 669 ndFl. Was mit ihm geschah, kann man nur vermuten. 673 ndFl: "pir'u" gibt Geschenke Breasted (Seite 289): Im Jahre 715 v.Chr. berichtet Sargon über den Empfang von Geschenken des Pir'u (Pharao) von Ägypten, in dem wir wahrscheinlich Bokchoris zu erkennen haben. Breasted hält Sargon/Schar-ukin für den Nachfolger Salmanassars V, wie es auch heute noch gehalten wird, was aber nur zum Teil richtig ist. Der Deltafürst So oder Seba (im AT Sabtha) = Schabaka hatte Bokchoris (vermutlich schon im Jahre 659 ndFl) abgesetzt und verbrannt und sich zu dessen Nachfolger in Saïs/Tanis gemacht. Folglich kann besagter "pir'u" nicht Bokchoris gewesen sein. Auch Smendes, also Manachpiria, kann es nicht gewesen sein, der einen assyrischen König, wahrscheinlich Tiglath-Pileser I, um 1100 v.Chr., ... vermutlich im Gefühl seiner exponierten Lage im Delta ... durch Geschenke günstig zu stimmen sucht, wie Breasted (Seite 276; siehe weiter oben) annimmt, und der Assyrer ist in diesem Fall Schar-ukin. Das Jahr 715 v.Chr. entspricht dem 7. Feldherrnjahr Scharukins, dem Jahr 673 ndFl, in dem die Assyrer in einer der Halys-Schlachten besiegt wurden. Einen "pir'u" im Sinne von Pharao hatten die Ägypter zu dieser Zeit nicht; daher kann nur der Deltafürst Taharka gemeint sein, der sich mit Geschenken bei Schar-ukin beliebt machen wollte, da er ihm zu dicht aufgerückt war, und vor allem wohl deshalb, weil er nach seiner Gefangennahme bei Elteke/Altaku im Jahre 662 ndFl einen Eid auf Assyrien geschworen hatte. 677 ndFl: Großer Sieg der Assyrer über Ägypten Breasted (S. 292): Taharka herrschte etwa 13 Jahre (Eig. Anm.: nach anderer Ansicht auch 25 Jahre, tatsächlich aber 29 Jahre, nämlich ab 648 in Achet-Aton bis 677 im Delta), ohne von Asien her angegriffen zu werden. Seit 20 Jahren hatte sich Sanherib im Westen nicht mehr sehen lassen, und dann wurde er plötzlich von seinen Söhnen (Eig.Anm.: von Adramelech-Scharezer = Assurnasirpal-Scharukin) im Jahre 681 v.Chr. ermordet. Kaum aber hatte sein Sohn Asarhaddon (Eig.Anm.: = Salmanassar) die Angelegenheiten des assyrischen Reiches hinreichend geordnet, so beschloss er, das einzig mögliche Mittel zu wählen, das gegen die beständige Einmischung Ägyptens in den assyrischen Herrschaftsbereich in Palästina fruchten konnte: die Eroberung des Niltals und die Erniedrigung des ägyptischen Königs. Mit weitausblickender Gründlichkeit traf er die Vorbereitungen dazu, und im Jahre 674 v.Chr. stand sein Heer an den Grenzfestungen des östlichen Deltas. Aber auch Taharka, bei weitem geschickter und fähiger als seine beiden äthiopischen Vorgänger, muss gewaltige Anstrengungen gemacht haben, um der drohenden Gefahr zu begegnen. Der Ausgang der Schlacht (673 v.Chr.) war für die Assyrer ungünstig; vielleicht erlitten sie sogar, wie die Denkmäler es anzudeuten scheinen, eine wirkliche Niederlage. Doch Asarhaddon setzte trotzdem in aller Ruhe seine Vorbereitungen zur Eroberung Ägyptens fort. Hier halten wir erst einmal an. Salman-Asarhaddon (Schalmanu-ascharidu) zog nicht erst nach dem Tode seines Vaters als assyrischer Großkönig gegen Ägypten, sondern als Feldherr seines noch lebenden Vaters und davor als Heerführer seines Onkels Adad-narari und sogar der Hethiter bis zu deren Niederlage bei Karkemisch. Hier wird deutlich, zu welchen Fehleinschätzungen es in der konventionellen Sicht kommen musste, zumal man auch nicht bemerkt hat, dass der Nachfolger und angebliche Sohn Asarhaddons, nämlich Assurbanipal, mit dem Vater Sanherib des Asarhaddon identisch ist. So stehen uns noch einige Verwirrungen bevor. Die vorstehende Beschreibung Breasteds der Schlacht und der Vorbereitungen dazu der Jahre 674 und 673 v.Chr., dem 8. und 9. Jahr Asarhaddons, gehört zumindest teilweise zu der Karkar-Schlacht im 6. Jahr Salmanassars. Vermutlich war Taharka daran gar nicht beteiligt, da er im Jahre 654 ndFl weit vom Schuss in Nubien war. Wie schon bekannt, war die Beteiligung der Ägypter an dieser Karkar-Schlacht eher halbherzig. Der andere Teil obiger Beschreibung betrifft nicht mehr die 6., 8. oder 9. Jahre Salman-Asarhaddons, sondern liegt 23 Jahre später, nämlich im Jahre 677 ndFl, das dem 29. Jahr Salmanassars entspricht. Da Asarhaddon nach konventioneller Ansicht gar nicht so lange regiert hat, musste die Schlacht am Ende der Regierungszeit Sanheribs und ein Jahr vor der Thronbesteigung Salmanassars zeitlich vorverlegt werden. Es kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass sich Salmanassar-Asarhaddon als Heerführer an dieser Schlacht beteiligte, ja es ist sogar anzunehmen, dass sein Vater Sanherib-Assurbanipal die Schlacht, die sein Sohn schlug, von seiner Sänfte aus beobachtete. Wir bleiben noch etwas bei Breasted (S. 292f.): Baal, der König von Tyrus, wohl durch den Misserfolg des ersten assyrischen Einfalles ermutigt, empörte sich jetzt und machte mit Taharka gemeinsame Sache. Im Jahre 670 vor Chr. stand Asarhaddon wieder an der Spitze seiner Truppen im Westen. Nachdem er Tyrus berannt hatte, besiegte und zerstreute er das Heer der Ägypter. Als Taharka sich nach Memphis zurückzog, folgte ihm Asarhaddon auf dem Fuße nach, belagerte und eroberte die Stadt, und eine reiche Beute fiel in die Hände der grausamen und raubgierigen assyrischen Soldaten. Taharka floh nach Süden. Unterägypten wurde nun sofort von Asarhaddon in assyrische Provinzen eingeteilt. Er zählt in seinen Inschriften die Namen von 20 Deltafürsten auf, früheren Vasallen der Äthiopier, die jetzt dem Assyrer den Lehnseid leisteten. Necho, ohne Zweifel ein Nachkomme des Tefnachte, nimmt unter ihnen als Fürst von Saïs und Memphis die hervorragendste Stelle ein. Die Liste nennt auch einen Fürsten von Theben, aber Asarhaddon besaß damals sicher nicht mehr als eine nominelle Herrschaft über Oberägypten. Das Jahr 670 v.Chr. entspricht dem 12. Jahr Asarhaddons, der nach konventioneller Auffassung im Jahre 681 v.Chr. auf seinen Vater Sanherib folgte. Weiter unten werde ich zeigen, dass dieser Feldzug mit dem des Assurbanipal identisch ist, das heißt, dass Salmanassar bzw. Asarhaddon diese Annalen als Heerführer seines Vaters Assurbanipal-Sanherib niedergelegt hat, wenn er sie nicht sogar erst als Großkönig verfasst hat. Insofern erscheinen die Annalen - auch die des Scharukin-Assurnasirpal - jeweils doppelt, nämlich einmal als die Leistungen des Vaters und zum anderen als die seiner heerführenden Söhne. Breasted fährt fort (S. 293): Als er (gemeint ist immer noch Asarhaddon) nach Ninive zurückkehrte, die Küstenstraße nordwärts hinauf marschierend, ließ er in die Felsen am Nahr el-Kelb (= Hundsfluss) neben der Siegesstele Ramses II (S. 241), einen Bericht über seine großen Taten einmeißeln. Hier liegt ein Irrtum in der Chronologie vor; denn diese Stele stellte Ramses II User-maat-Re erst etwa 100 Jahre später auf. Darauf komme ich natürlich zu gegebener Zeit wieder zurück. Die auf Seite 241 bei Breasted behandelten Vorgänge gehören in die Zeit der Ptolemäer, der Nachfahren des schon erwähnten Necho. Breasted (Seite 293): In Samal (Sendschîrli, Nordsyrien) errichtete er (gemeint ist Asarhaddon) ein ähnliches Denkmal, auf dem er sich selbst in Überlebensgröße darstellen ließ, wie er zwei Männer gefangen führt. Einer von ihnen ist wahrscheinlich Baal von Tyrus, der andere ist, wie seine negerhaften Züge erkennen lassen, der unglückliche Taharka. Es ist ausgeschlossen, dass Taharka am Ende des Feldzuges des Jahres 677 ndFl in Gefangenschaft geriet, da er starb. Sollte Taharka aber dennoch mit dieser Darstellung gemeint sein, so ist die Skulptur nach dem Feldzug des Jahres 662 ndFl (Schlacht bei Elteke/Altaku) errichtet worden, nachdem beide Äthiopier, Schabaka und Taharka, vorübergehend in assyrische Gefangenschaft geraten waren. Der "andere" auf dem Relief ist demnach nicht Baal von Tyrus, sondern Schabaka. Breasted fährt fort (Seite 293): Nach der libyschen und nubischen Herrschaft war Ägypten jetzt einem dritten auswärtigen Eroberer zur Beute gefallen. Dieser unterschied sich aber von den anderen wesentlich dadurch, dass er im Auslande wohnte und nicht die geringste Zuneigung zu ägyptischen Einrichtungen und Gebräuchen zeigte. Die Folge davon war, dass die Deltafürsten, die dem Assyrer den Treueid geleistet hatten, unmittelbar nach dem Abzuge des assyrischen Heeres Taharka zur Wiederaufnahme seiner Herrschaft in Unterägypten bewogen. So sah sich Asarhaddon gezwungen, seine Arbeit noch einmal zu tun. Aber im Jahre 668 v.Chr. wurde er auf dem Marsche gegen Ägypten vom Tode ereilt. Nach kurzer Unterbrechung wurde der Feldzug fortgesetzt durch seinen Sohn Assurbanipal, der einen seiner Feldherren an die Spitze des Unternehmens stellte. Natürlich stellte Sanherib-Assurbanipal seinen Sohn Salman -Asarhaddon an die Spitze des ägyptischen Feldzuges; denn er war mittlerweile nicht mehr der Jüngste. Wer aber derjenige war, der auf dem Marsch gestorben sein soll, liegt zunächst im dunkeln; denn 668 v.Chr. ist ein Jahr mit Verdrehung: auf den verstorbenen Asarhaddon folgt "sein Sohn" Assurbanipal! In Wirklichkeit ist 668 v.Chr. das 14. Jahr Asarhaddons und entspricht dem 14. Jahr Salmanassars, also dem Jahr 662 ndFl, mithin dem Jahr der Schlacht bei Altaku = Elteke. Hier gab es offensichtlich Verwechslungen. Auf die Frage, um welchen Feldzug es sich bei der "Wiederaufnahme" der Kampfhandlungen handelt, findet sich die Antwort wieder bei Breasted (Seite 289): In dieser drohenden Lage befand sich Ägypten, als, wahrscheinlich um 711 v.Chr., etwa zehn Jahre nach Pianchis Rückzug, die nubischen Könige wieder im Norden erschienen. Auf Pianchi war jetzt sein Bruder Schabaka gefolgt, mit dem die ununterbrochene Reihe rein äthiopischer Königsnamen beginnt. ... In klarer Erkenntnis der ernsthaften Gefahr, die Assyriens Nähe für sein Land bedeutete, sandte Schabaka unverzüglich seine Agenten in die syrisch-palästinensischen Staaten, um sie zum Aufruhr aufzuwiegeln. In Philistäa, Juda, Moab und Edom versprach er den assyrischen Vasallen, sie in der Empörung gegen ihren Oberherrn zu unterstützen. Das Jahr 711 v.Chr. ist das 11. Feldherrnjahr Schar-ukins und das letzte Jahr von Hiskia, Taharka und Sanherib: 677 ndFl. Man sieht hier ganz deutlich, wie das Zeitgefüge zerdehnt worden ist, indem zum Beispiel der bereits im Jahre 668 ndFl gefallene Schabaka wieder "aufersteht". Seine Aktivitäten, wie sie Breasted im zitierten Absatz erwähnt, gehören demnach zu ihm als Aufwiegler und "Pharao So" ins Jahr 665 ndFl. Dagegen gehört zu 711 v.Chr. = 11. Jahr Schar-ukins = 677 ndFl endlich die entscheidende Schlacht zwischen Assyrern und Ägyptern, angeführt von Taharka, die wir bisher immer nur gestreift haben; denn der ergiebigste Text zum Verlauf dieser Schlacht stammt von dem konventionell 668 v.Chr. auf den Thron gestiegenen Assurbanipal, der "den Feldzug seines Vorgängers Asarhaddon fortführte"; in Wirklichkeit handelt es sich bei der Beschreibung Breasteds um nur den einen Feldzug des Jahres 677 ndFl: Breasted (Seite 293): Zwischen Memphis und der Grenze des östlichen Deltas wurde Taharka wieder völlig geschlagen. Er floh nach Theben, diesmal verfolgt von den Assyrern, die den vierzigtägigen Marsch dorthin nicht scheuten, fest entschlossen, ihn nun endgültig aus Ägypten zu vertreiben. Ob die Feinde diesmal wirklich Theben eingenommen haben, ist nicht ganz sicher. Auf jeden Fall vermochte Assurbanipal noch immer nicht, seine Herrschaft über Oberägypten auszudehnen. Er hatte kaum sein Regiment im Delta wiederhergestellt, als die dortigen Fürsten wieder mit Taharka in Verbindung traten, um ihm aufs neue die Oberherrschaft zu übertragen. Aber ihre Korrespondenz mit Taharka wurde von den assyrischen Beamten in Ägypten entdeckt, und sie wurden in Ketten nach Ninive geschickt. Dort wusste der schlaue Necho, den Asarhaddon zum Könige von Saïs gemacht hatte, Assurbanipals Zutrauen zu gewinnen. Er wurde von ihm begnadigt, sogar mit Ehren überhäuft und in sein Königreich in Saïs wieder eingesetzt; sein Sohn (Eig.Anm.: gemeint ist Psammetich I) wurde zur Herrschaft über Athribis bestimmt. Zugleich aber gab ihm Assurbanipal assyrische Beamte mit, die natürlich nur dazu bestimmt waren, sein Verhalten zu überwachen. Jetzt müssen wir erst einmal Luft holen: Asarhaddon hatte Necho auf seinem vorigen Feldzug, der natürlich derselbe ist, den er jetzt führt, in Saïs und Memphis eingesetzt. Abgesehen davon, dass Necho kein Nachkomme des Tefnachte, sondern dessen Zwillingsbruders Pianchi ist, wird er jetzt von Assurbanipal gefangengenommen und nach Ninive gebracht und sogleich wieder begnadigt und zurück auf seinen Posten in Unterägypten geschickt. Ich würde sagen, dass umgekehrt ein Schuh daraus wird: Sanherib-Assurbanipal und sein Sohn Asarhaddon-Salmanassar nehmen den Anführer der nubischen Truppen gefangen, nämlich Necho, und setzen ihn gemeinsam in Saïs-Tanis bzw. Memphis ein. Den Umweg über Ninive kann man sich sparen. Es gäbe noch eine andere Möglichkeit, bei der es dennoch zu einem kurzen Aufenthalt Nechos in Ninive gekommen sein könnte: Vater und Sohn nehmen Necho mit nach Ninive, und nach dem Tode des Vaters Sanherib schickt der Sohn und Nachfolger Asarhaddon Necho wieder nach Ägypten. Der Sohn des Necho, der wie sein Vater Psammetich hieß, wurde in der Stadt Athribis eingesetzt. Er ist der auch Amasis genannte spätere Gegner des Kambyses. Breasted fährt fort (Seite 294): Taharka vermochte seitdem unter den assyrischen Vasallen im Delta nicht wieder Fuß zu fassen. Er behielt wahrscheinlich Theben in seinem Besitz. Jedenfalls sicherte er sich dort die Gewalt über das Vermögen des Amon dadurch, dass er Amenerdis, die "Gottesverehrerin" oder Priesterfürstin von Theben, die seinerzeit von Pianchi ernannt worden war, veranlasste, seine Schwester Schepnewepet zu adoptieren. In Napata baute oder vergrößerte Taharka zwei bedeutende Tempel, und die äthiopische Hauptstadt scheint sich unter seiner Regierung zu einer würdigen königlichen Residenz entwickelt zu haben. Taharka lebte nur noch wenige Monate, nachdem er den Tanutamon, einen Sohn des Schabaka, zum Mitregenten ernannt hatte; dieser folgte ihm dann im Jahre 663 v.Chr. auf dem Thron. Breasted geht immer wieder davon aus, dass Taharka kein echter Ägypter, sondern ein Äthiopier war, der eigentlich gar nicht nach Ägypten gehörte. Das meiste von dem, was er nach seiner Niederlage gegen die Assyrer noch in Theben und Napata getan haben soll, hatte er schon vorher getan, auch die Einsetzung der Schepnewepet gehört in die Zeit vor seiner Niederlage, da diese auch seinen Tod zur Folge hatte. In obigem zitiertem Text taucht neben Necho noch ein weiterer neuer Name auf: der angebliche Sohn des Schabaka, Tanutamun. Daraus können wir schließen, dass Breasted hier dieselbe Schlacht meint, deren Ende sich in den Annalen Assurbanipals etwas anders ausnimmt, speziell, was ihren Ausgang und das Ende Taharkas (im letzten Jahr Assurbanipals) betrifft3: Tar-ku-ú (Taharka), den König des Landes Ku-u-si (Kusch = Nubien, Äthiopien), warf Panik (und) Furcht vor meiner Herrschaft nieder, und sein nächtliches Geschick (der Tod) ereilte (ihn). ...Tandaname (Tanutamun), der Sohn seiner Schwester, setzte sich auf seinen (gemeint ist Taharkas) Thron und regierte das Land. Schabaka soll der Vater des Tanutamun gewesen sein; dessen Mutter, eine Schwester Taharkas, könnte daher Schepnewepet gewesen sein (beide waren Kinder des Osorkon-Acheperure). Das letzte Jahr Sanherib-Assurbanipals war auch das letzte Jahr Taharkas, der mithin kurz vor dem Assyrer gestorben sein muss, so dass der den Tod des Äthiopiers noch notieren konnte: 677 ndFl. Wenn wir jetzt die "beiden" Feldzüge zusammenfassen, den des Asarhaddon und den des Assurbanipal, dann ergibt sich folgendes Bild: Kurz vor Memphis wurde Taharka geschlagen; er zieht sich nach Memphis zurück, das von Asarhaddon nach einer Belagerung erobert wird. Taharka flieht angeblich nach Süden, und die Assyrer müssen auf einem sehr beschwerlichen 40-Tage-Marsch seine Verfolgung aufnehmen. Breasted sieht sich außer Stande, den Ausgang dieses Unternehmens zu beschreiben. Das ist ehrlich; denn niemand hat Taharka nach Theben verfolgt, da er schon bei Memphis den Tod fand. Konventionell ist die Flucht aber unumgänglich; denn die Deltafürsten fordern Taharka zur Rückkehr auf, welchem Verlangen dieser auch nachgekommen wäre, wenn er a) nicht schon tot gewesen wäre und b) diese Korrespondenz überhaupt stattgefunden hätte. Breasted musste diese Korrespondenz wie auch deren Abfangung durch die Assyrer erfinden, um den zweiten Kriegszug, der nach dem angeblichen Tod des Asarhaddon durch dessen angeblichen Sohn Assurbanipal geführt werden musste, zu erklären. Dieser zweite Zug fand aber gar nicht statt, da es nur diesen einen im Jahre 677 ndFl gegeben hat. Wenn aber Taharka schon bei Memphis den Tod gefunden haben soll, dann lautet die Frage, wen die Assyrer nach Theben verfolgt haben. Darüber gibt Assurbanipal Auskunft: Tanutamun (Tandaname), der Sohn seiner Schwester, setzte sich auf seinen (gemeint ist Taharkas) Thron und regierte das Land. Er machte Ni' (Theben) zu seiner Festung und versammelte seine Streitmacht. Um meinen Truppen Kampf und Schlacht zu liefern, ließ er seine Waffen erheben und versperrte den Weg. Unter dem Beistand Assurs, Sins und der großen Götter, meiner Herren, bewirkten sie in ausgedehnter, offener Schlacht seine Niederlage und zersprengten seine Streitmacht. Tandaname allein floh und betrat Ni', seine königliche Residenz. Eine Strecke von einem Monat und zehn Tagen (40Tage-Marsch!) verfolgten sie ihn auf beschwerlichen Wegen bis zur Festung Ni'. Diese Stadt eroberte ich in ihrer Gesamtheit und ebnete sie ein wie durch eine Wasserflut. Das ist es. Unmittelbar nach dem Tode Taharkas setzte sich der von Breasted als Mitregent gesehene Tanutamun auf den freigewordenen Thron und setzte den Kampf gegen die Assyrer fort. Seine Stadt Ni' kann wegen des langen Marsches dorthin nur Theben gewesen sein. Auch diesen Sieg erlebte Assurbanipal noch mit. Am Ende dieses Feldzuges, der tief nach Ägypten hineingetragen wurde, wurden die Deltafürsten in einem schauerlichen Zug gefangen weggeführt. Asarhaddon führte sie vor seinen Vater, der sich als Beobachter in der Nähe des Kriegsschauplatzes aufhielt. Die 20 Deltafürsten, unter ihnen auch Necho, der jedoch keineswegs ein Deltafürst war, sondern mit seinem nubischen Heeresteil dem Norden zu Hilfe gekommen war, werden auf Assyrien vereidigt. Necho wird jetzt erst Fürst von Saïs im Delta als Nachfolger Taharkas. In Theben sitzt ebenfalls ein Vasall der Assyrer, was für Breasted verwunderlich ist; aber das ist der Beweis dafür, dass Ägypten ganz erobert ist. Dazu passt die Siegesstele, die von Asarhaddon am Nahr el-Kelb (= Hundsfluss) errichtet wurde. Der assyrische Vasall in Theben dürfte Haremhab gewesen sein, während sich Tanutamun in Nubien vor den Assyrern verborgen hielt. Er kam erst nach dem Tode Assurbanipals und wahrscheinlich auch Salmanassar-Asarhaddons aus seinem Versteck heraus und ließ sich vermutlich in Achet-Aton nieder, wo er die Witwe Taduchipa-Dachamun des Taharka zur Ehefrau nahm. Er regiert hier noch sechs Jahre, das heißt bis 683 ndFl (konventionell bis 655 v.Chr.), bis er von Haremhab gestürzt wird, der sich zum Pharao machen lässt. Haremhab ist sehr wahrscheinlich der Enkel eines Generals des Manachpiria, den wir schon unter vielen Namen kennengelernt haben: jener Amenemheb (* 585 ndFl), der seinem Herrn das Leben rettete, der in den Amarnabriefen Amanappa und sonst noch Amenemope sowie Amenophthis heißt, und der unter Echnaton den Namen pa-Aton-em-Heb trug, den man irrtümlich seinem Enkel gibt: Er stammte aus der Heb-Familie aus Elephantine, er war ein Sohn des Josef-Herihor. Seine Gemahlin hieß Mut-ne-djem.t, in deren Sarkophag im Psusennes-Komplex er auch beigesetzt wurde. Diese Frau war vermutlich die Mutter des Apries-Hophra-Nepherites = Nefer-uach-ib-Re (* 635 ndFl), der mit Nes-en-per-mut den Sohn Necht-Hor = Haremhab Necht-cheperu-Re (* 657 ndFl) hatte, der später auch den Namen (H)Akoris bekam. Von Haremhab wird gesagt, er habe Theben wieder aufgebaut. In der konventionellen Darstellung ist dies unbegreiflich, da er dort an einer ganz falschen Stelle eingebaut wird, als Theben nämlich gar nicht zerstört war. Haremhab war der Abydosliste zufolge der nächste auf Amenophis III Neb-maat-Re folgende Pharao, was sich ebenfalls in diese Zeit einfügt. Ich bin nach allem Gesagten zu der Ansicht gekommen, dass nach sechsjähriger Regierung des Tanutamun in Theben Haremhab im Jahre 683 ndFl dessen Thron usurpierte und sich zum Pharao krönen ließ. Es ist denkbar, dass er von dem inschriftlich erwähnten "assyrischen Königsmacher Bel" = Assur-bel-kala = Schar-ukin zum Pharao gekrönt wurde. Besagter Assyrer saß im Krönungsjahr 683 ndFl schon wieder als König von Assyrien (682-689 ndFl) auf dem Thron in Dur-Scharukin. Amenophis III Von 663 bis 669 ndFl regierte im Anschluss an seinen Vater Manachpiria Amenophis III = Ramses VI Neb-maat-Re, der vormalige Nimmuria der Amarnabriefe, als Pharao. Da wir über ihn schon viele Einzelheiten in früheren Kapiteln zusammengetragen haben, so beschränken wir uns hier auf Dinge, die bisher noch nicht oder nur am Rande behandelt wurden. Ramses VI (Neb-maat-Re) soll alle Namen Ramses' IV (User-maat-Re) von den Monumenten in Theben ausgemeißelt und durch seinen eigenen ersetzt haben. Das, was hier in der 20. Dynastie geschah, kennen wir auch aus der 18., in die Amenophis III bekanntlich ebenfalls hineingehört. Hier sind solche Machenschaften im sogenannten "Thutmoses-Wirrwarr" und im Zusammenhang mit Hatschepsut beschrieben worden (siehe Breasted). Ich sehe hierin für die 20. Dynastie keinerlei Sinn, da die Thronfolge zu der Zeit Ramses' IV nicht erkennen ließ, dass Ramses VI jemals Pharao werden würde. Es heißt auch, Ramses VI sei der Sohn des zum Tode verurteilten Prinzen gewesen, der auf seinen Vater Ramses III/VIII eine Verschwörung angestrengt hatte. Nimmuria war aber nicht der Sohn des Echnaton-Kamose, sondern der Sohn dessen jüngsten Bruders Thutmoses III/IV. Der Sohn von Kamose-Ramses IX war "der Äthiopier" Schabaka, der keinen Anspruch auf den Pharaonenthron hätte anmelden können. Vermutlich richtete sich die Ausmeißelungskampagne gegen den Sohn des Ramses IV User-maat-Re, gegen Ramses V User-maat-Re, der aufgrund der getroffenen Vereinbarung nach dem Tode des Chus-Thutmoses I offenbar nicht thronberechtigt war. Auf Ramses IV hätte die Mutter Nimmurias sofort folgen müssen: Hatschepsut. Diese Annahme wird bestärkt durch die Tatsache, dass Ramses VI das unvollendete Grab von Ramses V usurpierte. Von letzterem ist sonst so gut wie nichts bekannt, außer dass er an den Pocken gestorben sein soll. Ich bezweifle dieses ebenso wie die Inbesitznahme seines Grabes durch Ramses VI; denn das Grab, das dieser sich aneignete, war das Grab eines noch länger verstorbenen jungen Pharaos, nämlich des Tut-anch-Amun. Dessen Mumie und die Grabbeigaben fand Howard Carter in einer Rumpelkammer unterhalb des Grabes von Ramses VI, dessen Mumie seinerseits in ein Versteck geschleppt worden war, um sie vor Grabräubern in Sicherheit zu bringen. So konnte nicht erkannt werden, dass das Grab Ramses' VI auch das des Amenophis III war, dessen Mumie in eben diesem Versteck gefunden wurde, nicht aber die des Ramses VI; denn dessen Mumie "ist von Räubern so schwer beschädigt worden, dass die Priester der 20. Dynastie, die für das erneute Bandagieren verantwortlich waren, nur raten konnten, welche menschlichen Überreste ihm gehörten - unter anderem gaben sie ihm die Hand einer Frau -, und setzten die Fragmente, so gut sie konnten, auf einem Stück Holz zu einer mumienähnlichen Figur zusammen. Sein Gesicht war von Messerschnitten bis zur Unkenntlichkeit zerschnitten, und anhand der Zähne, die nur wenig abgenützt waren, konnte das Alter zwischen vierzig und fünfzig angesiedelt werden."4 Auf gut deutsch heißt das, dass dieser Torso nicht unbedingt die Mumie des Nimmuria-Ramses VI sein muss. Die Mumie des Tut-anch-Amun wurde vergessen, und sein Grab entging der Plünderung, weil niemand es für möglich hielt, dass dort, wo Carter nach zweitausend Jahren - vielleicht als erster - fündig wurde, ein Pharaonengrab angelegt worden war. Nach dem Tod des Amenophis III Nimmuria im Jahre 669 ndFl kam es zu Thronstreitigkeiten, die konventionell an anderen Stellen untergebracht wurden; denn für die Schulwissenschaft folgt auf den dritten Amenophis der vierte, der Sohn des dritten, mit dem Beinamen Echnaton, der folglich auch Napchuria = Amenophis IV Nefer-cheperu-Re sein muss. Dass dies nicht richtig sein kann, habe ich schon ausführlich an mehreren Stellen begründet. In Wirklichkeit brach nach Nimmurias Tod der alte Konflikt wieder aus, welche Familie den nächsten Pharao zu stellen hatte. Da Teje als Hauptfrau des Amenophis II Acheperure = Sethos II und Mutter dessen Sohnes Taharka Napchuria = Ramses-Siptah die Ptah-Linie vertrat, und als Gemahlin des Amenophis III Nimmuria, der zudem noch Napchuria adoptiert haben muss, auch für die Anubis-Linie stand, so hätte sie alle Chancen gehabt, ihren Sohn Taharka auf den Pharaonen-Thron zu bringen. Dies umso berechtigter, als Taharka ja von Manachpiria (aus der Anubis-Linie) von der Thronfolge auf seinen Vater Acheperure ausgeschlossen worden war. Schabaka, der Sohn des Kamose-Echnaton und somit Enkel des Anubis-Phiops-Ramses III/VIII, war schon im Vorjahr in der Raphia-Schlacht gefallen. Sein Sohn Schabataka saß seitdem auf einem Thron im Delta als Nachfolger seines Vaters. Als nubischer Heerführer, der allerdings wegen seiner Beinverkrüppelung nicht an Kämpfen direkt teilnehmen konnte, saß Taharka seit dem Vorjahr ebenfalls noch im Delta, wohin er mit seiner Mutter Teje gekommen war, die unter dem Pharao Amenophis-Nimmuria in Achet-Aton gesessen hatte. Taharka setzte Schabataka ab und stiegt als Anwärter auf den Thron des Pharaos zunächst in Saïs im Delta auf den Thron eines Vizekönigs. In Theben erschien jetzt ein Mann, der sich ebenfalls aus beiden Linien (des Ptah-Achmose und des Anubis-Phiops) herleiten konnte: (Paio-)Necho, der Sohn des Pianchi und der Saba, einer Tochter des Kamose und der Chus-Tochter Ragma. Sein Vater Pianchi, der noch als Ianchamu in den Amarnabriefen auftauchte, muss inzwischen verstorben sein. Es gelang beiden Thronprätendenten nicht, sich auf einen von ihnen als Pharao zu einigen. So blieb Ägypten geteilt in ein Oberägypten unter Necho in Theben und ein Unterägypten unter Taharka in Saïs. Dies dürfte auch die Situation sein, die Herodot meint (zit. bei Breasted S. 297). Da Necho auch Psammetich I ist, so gehören seine Bemühungen, um das freilich schon sehr geschmälerte Vermögen des Amon rechtmäßig in seine Gewalt zu bekommen, genau in diese Zeit. Wie ich an einer anderen Stelle schon andeutete, verfügte Psammetich, dass seine Tochter Nitokris von der 'Gottesverehrerin' Schepnewepet, der Schwester des verstorbenen Taharka, adoptiert werde. (Breasted S. 297) Ob Taharka zu diesem Zeitpunkt schon verstorben war, sei dahingestellt; plausibler ist die Annahme, dass dies eine Maßnahme zu der Teilung Ägyptens darstellt. Wenn Breasted in diesem Zusammenhang auch eine Beteiligung des Gyges von Lydien zum Vorteil des Psammetich sieht, dann muss Gyges - wie ich an anderer Stelle schon sagte - seine Niederlage gegen die Meder im Jahre 661 ndFl überlebt haben: Nach akkadisch-assyrischer Überlieferung war Gyges, der hier Gugu genannt wird, ein Zeitgenosse des Assurbanipal. Mit den Assyrern hatte er sich gegen die Kimmerier zusammengeschlossen, und danach nahm er mit den Ägyptern, den damaligen Feinden Assyriens, Kontakt auf. Konventionell5 wird dabei an Psammetich (Ptah-Maat-Re) gedacht, was aber ebensogut Nimmuria (Neb-Maat-Re) betreffen könnte. Zwischen den Pharaonen Amenophis III und Haremhab sollen die "Ketzer" auf dem Pharaonenthron gesessen haben, die dem Aton-Kult anhingen. Ihre Namen "fehlen" nämlich in der Pharaonenliste, die auf der Wand des Abydos-Tempels abgemalt ist. Diese Inschrift soll von Sethos I, der auch den Tempel baute, angebracht worden sein. Es "fehlen" aber nur solche Namen von Pharaonen, die ohnehin nicht hierher gehören:
Es wäre außerdem falsch, sie alle als "Ketzer" zu bezeichnen, da besonders Tutanchamun auch konventionell keinerlei Verbindung mit dem Aton-Kult nachzuweisen ist. Haremhab hingegen, der nach konventioneller aber falscher Ansicht in der Echnaton-Zeit pa-Aton-em-heb geheißen und somit eindeutig einen Hinweis auf Aton im Namen geführt haben soll, hätte dann mit Sicherheit ausgelassen werden müssen. Er aber erscheint in Abydos. Wenn man bedenkt, dass diese Vorgänge alle in einer Zeit liegen, in der die meisten Amarna-Korrespondenten noch leben, die nach konventioneller Auffassung schon sechshundert Jahre tot sein müssten, dann wird einem klar, weshalb die konventionelle Geschichtsdarstellung solch einen "zerfledderten" Eindruck macht. Ein weiterer Fehler in dieser Geschichtsphase ist wieder einmal der, dass man die Feldherren auf assyrischer Seite für Assyrerkönige hält, die als Söhne offenbar nur darauf gewartet hatten, dass sie endlich als Könige und Nachfolger ihrer gleichfalls heerführenden Vorgänger in den Krieg ziehen durften. Weder Tiglath-Pileser noch seine Söhne Salmanassar und Scharukin waren Könige von Assyrien, als sie die Siege in Syrien-Palästina errangen. Der Vater war Heerführer der Chatti und später der Assyrerkönige Adad-narari und Assur-Uballit gewesen, und die Söhne führten die Heere ihres großköniglichen Vaters, der mittlerweile die Namen Sanherib und Assurbanipal angenommen hatte. Abschließend fasse ich die assyrischen Begegnungen mit den Ägyptern mit den richtigen Jahreszahlen zusammen:
Letzter Stand: 10. Dezember 2012
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