Neuntes Buch: Kyros
Im 4. Kapitel des VI. Buches im Band 4 über den Dorereinfall und den Trojanischen Krieg habe ich schon die Entstehung des spartanischen Königtums aus dem Geschlecht des Dorers "Tyndaros", des "Zerschmetterers" Aristomachos, beschrieben. Ich gebe aus diesem Kapitel einige Passagen, teilweise gekürzte Absätze, hier im Folgenden noch einmal wieder. Kurz nach der Katastrophe Typhon 4 brachen die Dorer in Magna Graecia, d.i. Unteritalien und Sizilien, zu einer großangelegten Eroberungswelle in das (vorwiegend östliche) Mittelmeer auf: nach Kreta, Nordafrika und natürlich Griechenland. Für ihren Einstieg in Hellas suchten sie sich einen Platz auf der Peloponnes aus, der einerseits für die Landung einer größeren Flotte geeignet war und andererseits weitab von den Machtzentren lag. Als solch ein Platz bot sich eine Bucht im Südwesten der Halbinsel an: Messenien, das somit zur ersten hellenischen Provinz wurde, die die Dorer völlig unterwarfen. In Messenien war Leukippos, der Sohn von Orest und Hippodameia, der um 545 ndFl geboren worden war, zuletzt König gewesen. Der 1. Messenische Krieg Spartas ist die Landnahme der Lakedaimonier, die hier mit starken Kräften achäischen Boden eroberten. Dieser Krieg muss noch vor dem Beginn des messenischen Aufstandes beendet worden sein, er schließt jedoch in konventioneller Betrachtung die Niederwerfung dieses Aufstandes im 20. Jahr der dorischen Präsenz in Messenien inhaltlich mit ein. Wenn die Landung etwa 625 ndFl erfolgte, dann endete der Aufstand, der als 2. Messenischer Krieg auch mit dem so genannten Heilotenaufstand identisch ist, im Jahre 644, nämlich 19 Jahre nach dem Beginn des Eroberungskrieges in Messenien. Konventionell gibt es hier eine Vermischung. Zwischen dem Ende des ersten und dem Beginn des zweiten Krieges müsste, nachdem auch das restliche lakedaimonische Gebiet unterworfen war, auf der Peloponnes eine längere Friedenszeit bestanden haben. Das war meines Erachtens von etwa 628 bis kurz nach 640 ndFl der Fall. In dieser Phase des Friedens fand der Trojanische Krieg statt. Nach der Landung der Dorer und der Unterwerfung Messeniens marschierten die Eroberer auf Amyklai, jene oft schon in älteren Überlieferungen als Sparta bezeichnete Stadt, die einige Zeit belagert wurde. Die Dorer bauten vor jedes der fünf Stadttore von Amyklai je ein Lager. Aus diesen Lagern entstanden die fünf Stadtteile Spartas, einer Stadt, die auch noch in späterer Zeit eher einem Heerlager als einer Wohnstätte für Bürger glich. So hat es nach der Niederreißung der Mauern um Amyklai nie Stadtmauern um Sparta gegeben. Die "Mauern" waren seine wehrhaften Bürger selbst. Das Hauptquartier der Belagerer scheint das Lager Dyma gewesen zu sein, wo der Generalstab der Lake-Dyma-ner versammelt war. Die dorischen Lakedaimonier hatten ihre Namen schon vor ihrer Ägäiswanderung von ihren Stammvätern übernommen: Doros, Vater des Lakedaimon. Letzterer war der von den Spartanern göttlich verehrte Lykurg, der die Grundlage für die später in Sparta eingeführten Gesetze gelegt hatte. Der gleichnamige Schöpfer der spartanischen Staatsverfassung darf mit ihm nicht verwechselt werden. Er hatte ursprünglich einen anderen Namen, nahm aber als Begründer eines lakonischen Spartas den Namen seines göttlichen Vorfahren an. (Herodot, I 65:) Was aber die noch weiter zurückliegende Zeit betrifft, so hatten sie (Eig.Anm.: die Spartaner) auch noch von fast allen Hellenen die schlechteste Verfassung gehabt und weder gegenseitigen Verkehr noch solchen mit Fremden gepflogen. Dies änderte sich, und sie erhielten auf folgende Weise eine gute Verfassung. Lykurgos, ein angesehener Mann der Spartiaten, ging nach Delphi zu dem Orakel, und wie er in den innersten Tempelraum eintrat, da verkündete Pythia sogleich folgendes: O Lykurgos, du kommst in meinen begüterten Tempel, Bis zu diesem Zeitpunkt, der mit Sicherheit erst nach dem Trojanischen Krieg liegt, hatten sich die Spartaner offensichtlich zurückgehalten, nachdem sie ihren räumlichen Besitzstand gesichert hatten. Wie wir sehen werden, waren außerdem ihre Anführer bzw. Könige noch vor dem Krieg verstorben und ihre Nachfahren noch minderjährig. Daher erwähnen auch die Dichtungen um den Trojanischen Krieg nicht ausdrücklich die Dorer. Im Zusammenhang mit dem Dorereinfall werden keine Namen genannt. Man kann aber davon ausgehen, dass die Pythia wohl kaum einen x-beliebigen "angesehenen Mann der Spartiaten" mit dem Auftrag nach Hause bzw. nach Kreta geschickt hätte, um die Verfassung des älteren Lykurg wiederherzustellen. Der jüngere Lykurg, ein Sohn des Aristolaides1, dürfte ein direkter männlicher Nachfahre des Lakedaimon gewesen sein. Ich halte diesen Spartaner Lykurg auch für jenen attischen Lykurg, der mit Megakles und Peisistratos um die Herrschaft in Athen konkurrierte. Mir scheint der Namensteil Aristo- auf die lakedaimonische Linie hinzuweisen. So habe ich keine Bedenken, den Dorer Aristonymos, den Vater des älteren Kleisthenes, zu einem Bruder des Aristolaides zu machen. Ein dritter Bruder der Aristo-Familie dürfte der Eroberer und Gründer Spartas gewesen sein, was auch generationsmäßig auskommt. Herodot nennt ihn Aristomachos, bestätigt aber weder, dass es sich bei diesen drei Herren um Brüder handelt, noch dass Aristomachos der Hauptanführer der Dorer war. Da Herodot nicht in jedem Falle über die Hintergründe und Zusammenhänge im Bilde ist, so habe ich mich zu dieser Schlussfolgerung entschlossen. Das bedeutet, dass ich einen Stammbaum aufstellen muss, der durch nichts weiter als durch die Logik und die hohe Wahrscheinlichkeit begründet ist. (siehe weiter unten!) Lykurg II reformierte die Verfassung nicht als König, sondern als Prinzregent für seinen Neffen. Der Beginn der spartanischen Ephorenliste markiert sehr wahrscheinlich einen politischen Neubeginn im Jahre 754 v.Chr. entsprechend 646 ndFl. Wie ich begründet annehme, musste Lykurg die Stadt nach seiner Reform verlassen. Dies kennen wir auch von Solon, der nach seinen Reformen Athen für zehn Jahre verließ. Lykurg ging nach Athen, wo er vermutlich als "Drakon" ähnlich drakonische Maßnahmen und Strafen noch vor Solons Reformen einführte wie in seiner Heimat Sparta, und dann sogar versuchte, die Tyrannis in Athen zu gewinnen, eine Alleinherrschaft auf Lebenszeit nach Art eines Königs. Aristomachos war meines Erachtens der "Tyndaros" (griech. für der Zerschmetterer), der Vater der echten Dioskuren und der Helena, der mit dem Zerstörer Typhon auf eine Stufe gestellt wurde, mit dem er, der eigentliche Anführer der Lakedaimonier, fast gleichzeitig in Hellas eintraf. Die Überlieferung hat Tyndaros zu einem Sohn von Perieres, dem König von Sparta, und der Gorgophone, der Tochter des Perseus, gemacht. Diese Abstammung ist jedoch falsch, wie wir schon in einem früheren Kapitel gesehen haben. Ebenso ist seine Ehe mit Leda, der Tochter des Thestios von Kalydon - trotz der Gleichzeitigkeit beider Personen - unglaubhaft. Tyndaros-Aristomachos wurde von den Dorern später vergöttlicht und ging zuletzt als ein weiterer Aspekt des Zeus in die Religion und die Mythologie ein. Seine Söhne waren die Dioskuren (vgl. Dion, der Zeus von Epirus), und zwar die echten, die Herodot in dem Absatz meint, der auf denjenigen folgt, in dem Aristonymos als Vater des Kleisthenes erwähnt wird2. Er sagt darin, dass der Arkadier Euphorion die Dioskuren bewirtet habe.
Wie aus dem Zusammenhang hervorgeht, muss Euphorion zu derselben Zeit gelebt haben, als die Dorer auf der Peloponnes an Land gingen. Bei diesen "echten" Dioskuren handelt es sich um Aristodemos und Zeuxidamos. Die "unechten" Dioskuren werden uns in einem späteren Kapitel wieder begegnen. Sie waren die Söhne der Leda: Perideikes-Kastor und Polydeikes-Pollux. Die Überlieferung tut so, als ob es seit Doros, dem Stammvater der Dorer, eine ununterbrochene Lakedaimonier-Herrschaft in einer gar nicht existenten Stadt Sparta gegeben habe. Selbstverständlich haben auch die historisch echten Dorer-Herrscher vor Aristomachos nicht in Sparta-Amyklai regiert: sie lebten seit den Tagen der dorischen Expansion nach Lykurg-Illyrios-Lakedaimon in Magna Graecia. Aus dem Fortgang der Geschichte lässt sich - zum Teil auch aus der sagenhaften Überlieferung, die bis in diese Zeit hineinreicht - rekonstruieren, wie die Dorer von den Achäern aufgenommen wurden bzw. wie sich die Dorer ihrerseits mit den Achäern arrangierten. Es herrscht allgemein die Ansicht, die Peloponnesier hätten sich nach einer kurzen Kriegszeit mit den Neuankömmlingen abgefunden. Dabei lassen sich sehr unterschiedliche Einzelschritte und Vorgehensweisen erkennen. Aus diesen verschiedenen Formen der Unterwerfung oder Verbrüderung entwickelten sich, wie zu Recht angenommen wird, auch die verschiedenen politischen Ränge, in die die von Sparta Abhängigen eingeteilt wurden. Dass Sparta die neue Hegemonialmacht auf der Peloponnes wurde, daran kann kein Zweifel bestehen. Nach meiner Ansicht bildeten sich die erheblichen sozialen Unterschiede der einzelnen Ränge erst nach der Reform des Lykurg im Laufe der Zeit heraus. Betrachten wir uns zunächst, wie Sparta-Lakedaimon organisiert war. Die Gebietsaufteilung Lakedaimoniens in drei Phylen, deren Bewohner jeweils einen ganz bestimmten politischen Rang besaßen, der ihr Verhältnis zum Herrscher bestimmte, sah folgendermaßen aus: Die Phyle der Dymanen, die aus dem Hauptquartier der Lake-Dymanen, also aus dem Stadtteil Dyma von Sparta, hervorgegangen waren, bildete infolgedessen die Herrscherschicht der Spartiaten, der Vollbürger Spartas. Der "Tyndaros" Aristomachos hatte vermutlich noch Gelegenheit, auf den Thron von Sparta zu kommen. Seine Zwillings-Söhne Aristodemos und Zeuxidamos, also die "echten" Dioskuren, wurden zu den Stammvätern des spartanischen Doppelkönigtums der Eurypontiden und Agiaden. Die Phyle der Hylleer, also der Nachfahren des Herakles-Sohnes Hyllos, war mit größter Wahrscheinlichkeit das am meisten umkämpft gewesene Messenien. Von etwa 625 bis 627 ndFl wurde um das Land des Leukippos gerungen, der seinerseits den Hylleern hier die Herrschaft schon abgenommen hatte. Nach der endgültigen Unterwerfung, dem 1. Messenischen Krieg, wurde Nestor, vermutlich ein um 587 ndFl geborener Sohn des Hyllos und der Jole, von den Dorern in Pylos eingesetzt. Hieraus leitet sich die irrige Vorstellung ab, Herakles sei ein Dorer gewesen. In Wirklichkeit waren die Nachfahren dieses Ägypters lediglich den Dorern behilflicher als andere Peloponnesier dabei gewesen, die Herrschaft der Orestiden zu beseitigen. Auf Orest besannen sich die Dorer erst einige Zeit später wieder. Die Hylleer sind auch die Heiloten, die in der Hierarchie eine Stufe unter den Spartiaten standen. Prokles, ein ca. 586 ndFl geborener Sohn von Hyllos und Jole, war vermutlich der letzte vordorische Herrscher in Amyklai gewesen, der anfänglich den Dorern energischen Widerstand geleistet hatte. Er scheint während der Belagerung verstorben zu sein, da sein Amtsnachfolger die Stadt offensichtlich an die Dorer übergab und somit ebenfalls in den Genuss der hylleischen Privilegien kam. Dennoch werden die Heiloten heute noch als "Staatssklaven" bezeichnet, was aber meines Erachtens zu weit geht. Die in der "Peri-oikeia", also in den umliegenden Dörfern wohnenden Periöken, die sich - vielleicht als Anhänger der Orestiden - der neuen Herrschaft entschiedener widersetzt hatten als die Herrscherfamilie des Prokles von Amyklai selbst, verlor ihren Besitz. Sie waren schlechter gestellt als die Heiloten, und sie gerieten in eine immer größer werdende Abhängigkeit von den Bessergestellten, bis ihr sozialer Status nur noch dem von Sklaven entsprach. Hier ist die Bezeichnung "Sklaven" angebracht. Die Phyle der Pamphyler, die von Hermes, dem Viehzüchter aus Pamphylien, abstammten, umfasste die argivischen Teile der Peloponnes. Die in der konventionellen Geschichtsdarstellung ebenfalls in Stufen erkennbare Unterwerfung der Argolis durch Sparta wurde durch die Kooperation der Pleistheniaden von Mykenä erleichtert. Sie waren Pamphyler, da die Gemahlin Nikippe (= Anaxo, Anaxibia) des Pleisthenes-Eurysthenes-Sthenelos eine Urenkelin des Pamphylers Hermes war. Diese pamphylischen Pleistheniaden trennten sich von der übrigen Argolis und wurden die Favoriten der Dorer, mit denen sie sich ebenfalls verschwägerten. Die Dynastie des Inachos von Argos, dessen Enkel Pheidon bis zur Typhon-Katastrophe auf dem Thron saß, stammte zwar ebenfalls von Hermes ab; doch nach Pheidon saß in Argos Diomedes, der Sohn des Tydeus von Kalydon, auf dem Thron. Die Annahme ist nicht abwegig, dass sich Diomedes den nach der Katastrophe ebenfalls in Bewegung geratenen dorischen Nordwestgriechen, die aus Epirus kamen, auf ihrem Weg nach Südhellas unterwegs in Kalydon anschloss. Diomedes hatte sich dann mit seinem Bruder Thyestes in Argos, das keinen Herrscher mehr hatte nach dem Tode des Pheidon, niedergelassen und sich letztlich gegen seinen Bruder, den Vater der Leda, durchgesetzt: Die Nacht der argivischen Tyrannen betrifft diese beiden statt Atreus und Thyestes, die gar keine Brüder waren. Diomedes von Argos saß noch in Argos, als der Trojanische Krieg begann, an dem er auch als einer der Gefolgsleute des Spartanerkönigs teilnahm. Daraus ist zu schließen, dass Argos in ein Lehensverhältnis zu Sparta getreten war. Auch Arkadien wurde von den Dorern mehr und mehr vereinnahmt. Lediglich die "Hauptstadt" Arkadiens, Tegea, leistete noch lange Zeit Widerstand. Erst in der Zeit des Königs Kroisos von Lydien (673-687 ndFl) gelang es den spartanischen Königen Anaxandrides und Ariston, im Krieg gegen Tegea die Oberhand zu behalten3. Herodot beschäftigt sich ausführlich mit der Geschichte der Stadt Sparta und der Lakedaimonier. Dabei unterlaufen ihm ganz gravierende Fehler. Er hat ein Sammelsurium von Ungereimtheiten hinterlassen, das einen Kenner des Alten Testaments direkt an die Generationsfolgen etwa im 1. Buch der Chronik erinnert. Ähnlichkeit mit diesen Geschlechterfolgen im AT hat besonders die Länge der Filiationen bei Herodot, was zur Annahme einer beabsichtigten Geschichtsdehnung geradezu herausfordert. Ein Beispiel hierfür gibt Herodot VIII, 131: Oberfeldherr der Flotte war Leotychides, Sohn des Menares, des Sohnes des Hegesilaos. Zum historischen Inhalt dieser Angabe möchte ich zunächst noch keine Stellung nehmen. Es drängt sich mir aber der Verdacht auf, dass das Folgende eine spätere Zugabe ist, die der Dehnung der spartanischen Geschichte dienen soll. Ich kann nicht glauben, dass ein Grieche des Altertums eine solche Vorstellung von seiner Geschichte gehabt haben soll. Der obige Text geht weiter: Seine Ahnenreihe lautet aufwärts: ... Allein diese Formulierung wirkt - ungeachtet möglicher anderer Interpretations- bzw. Übersetzungsmöglichkeiten - gestelzt und aufgesetzt. Es folgen achtzehn Vorfahren des - so ist anzunehmen - Hegesilaos bis Herakles, die bei der Durchschnittslänge einer Generation von fünfundzwanzig Jahren einen Zeitraum von 450 Jahren abdecken und somit die Länge des "dunklen Zeitalters" ausmachen würden. Alle seien - bis auf die letzten sieben - Könige von Sparta gewesen: Hippokratides, Leotychides, Anaxilaos, Archidemos, Anaxandrides, Theopompos, Nikandros, Charilaos, Eunomos, Polydektes, Prytanis, Euryphon, Prokles, Aristodemos, Aristomachos, Kleodaios, Hyllos, Herakles. Es tauchen bereits bekannte Namen auf wie Herakles und sein Sohn Hyllos, Aristomachos und Aristodemos, Prokles, Archidemos (auch Archidamos geschrieben) sowie solche, die wir in Kürze schon kennenlernen werden. Ihre Reihenfolge ist "erwürfelt", und deshalb können wir diesen Unfug vergessen. Es gibt vernünftigere Angaben bei Herodot, aus denen sich eine spartanische Königsfolge herleiten lässt.
Bekanntlich hatten die Spartaner zwei Königshäuser, deren eines, die Eurypontiden, sich auf Prokles zurückführte, das andere, die Agiaden, auf Eurysthenes. Für letzteres gibt es eine ähnliche Aufstellung wie die soeben besprochene für die Familie des Prokles: (Herodot VII, 204) Jede Stadt hatte einen eignen Feldherrn geschickt, der bewunderungswürdigste Mann im ganzen Heere aber war der lakedaimonische (spartanische) Feldherr Leonidas, Sohn des Anaxandrides, dessen Ahnenreihe lautet: Leon, Eurykratides, Anaxandros, Eurykrates, Polydoros, Alkamenes, Teleklos, Archelaos, Hegesilaos, Doryssos, Leobotes, Echestratos, Agis, Eurysthenes, Aristodemos, Aristomachos, Kleodaios, Hyllos, Herakles. Auch hier gibt es oberhalb von Leon, dem Großvater des zur Zeit regierenden Königs, achtzehn Vorfahren, und auch hier brauchen wir nicht an dieses Phantasieprodukt zu glauben. Die in Herodot VII, 204 in Rede stehende Zeit ist das Jahr 728 ndFl, in welchem die Schlacht bei den Thermopylen stattfand, in der Leonidas und viele seiner spartanischen Genossen im Kampf gegen die persische Übermacht fielen. Sein Mitkönig aus dem anderen Hause, dem des Prokles, war im selben Jahr Leotychides. Wie aber lauteten deren richtige Vorfahren? Es fällt auf, dass Prokles (VIII, 131) und Eurysthenes (VII, 204) dieselben Vorfahren haben. Im Zusammenhang mit der Besprechung Spartas in der Zeit nach dem Dorereinfall habe ich die Verschwägerung der Königshäuser von Sparta-Amyklai, Argos und Theben gezeigt, die ich weiter oben nochmals wiedergegeben habe (siehe die Tabelle 1!). Dass hierin viele mythologische Informationen enthalten sind, müssen wir mangels genauerer Angaben bei den Historiografen in Kauf nehmen. Wichtig ist, dass die Generationen in sich stimmig sind und dass am Ende klar ersichtlich ist, wo die Königslinien von Sparta ihren Ursprung haben. In diesem Schema enden die Eurypontiden mit Prokles. Wenn man unterstellt, dass mit ihm die männliche Linie nach Herakles schon endet, indem eine Tochter des Prokles einen Dorer heiratete, damit dieses Königshaus lakedaimonisch, also dorisch, werden konnte, dann könnte es sich bei diesem Lakedaimonier durchaus um einen "Spitzendorer" gehandelt haben, einen "Aristo"-kraten schlechthin; aber um welchen? Herodot kennt auch noch andere Erklärungen für die Abstammung der Lakedaimonier: (VI, 52) Die Lakedaimonier erzählen - im Widerspruch zu allen Dichtern (hierzu kann der Kommentator nur "vielleicht Hesiod" anmerken) - dass sie von Aristodemos, dem Sohn des Aristomachos, Enkel des Kleodaios, Urenkel des Hyllos, in das Land, das jetzt in ihrem Besitz ist, geführt worden seien, nicht erst von den Söhnen des Aristodemos. Obige Abstammung (Herodot VI, 52) bezeichnet der Kommentator als "eine Erfindung von Hofdichtern der damals herrschenden Adelsgeschlechter". Ich meine aber, dass hierin auch die Wahrheit steckt: Aristodemos war der Sohn des "Tyndaros" Aristomachos aus dem Geschlecht des Illyrios-Lykurg-Lakedaimon. Dieser hatte die auf der Peloponnes (in Messenien) gelandeten Dorer angeführt, was Herodot gemeint haben könnte, wenn er sagt nicht erst dessen Sohn. Es war schon der Vater Aristomachos der Führer der Dorer, ein Sohn des Myron - wie ich meine - und nicht des Kleodaios. Dieser ist offensichtlich in die phantastischen Generationsfolgen (VII, 204 und VIII, 131; siehe oben!) als Sohn des Hyllos übernommen worden; an anderen Stellen taucht er nicht auf. An seiner Historizität kann gezweifelt werden. Richtig ist auch, dass von den Lakedaimoniern über eine Enkelin des Hyllos, eine Tochter des Prokles - wie ich meine -, die Linie der Eurypontiden fortgeführt wurde, wie aus nachstehender Tabelle 2 ersichtlich ist:.
Die Zwillingssöhne des Aristomachos, die Dioskuren, waren die eigentlichen Stammherren der spartanischen Doppelmonarchie. Sie sind mit Sicherheit Ehen mit Töchtern der unterworfenen Herrscher eingegangen, und zwar sowohl mit den Hylleern (= Herakliden, Heiloten), als auch mit den Pamphylern von Mykenä. Auf diese Weise waren beide spartanischen Königshäuser sowohl achäisch als auch dorisch, und sogar die Namen erhielten die beiden Königshäuser von den Vorfahren der Frauen: Von Herakles und Eurypos-Oidipos leiteten sich über Prokles die Eurypontiden ab, und von Eurystheus-Orest und Eurysthenes-Pleisthenes die Agiaden. Die Entstehung zweier Königshäuser, die beide gleichzeitig in Sparta mit jeweils einem König regierten, führt Herodot auf andere Zwillinge zurück, also nicht auf die Dioskuren Aristodemos und Zeuxidamos, die doch als die eigentlichen "Weichensteller" in der Geschichte Spartas gelten können, weil sie bzw. einer ihrer Söhne Töchter aus den beiden angestammten Häusern geheiratet haben. Welche Zwillinge sieht Herodot aber an dieser Stelle? Herodot fährt fort (VI, 52): Nicht lange danach gebar die Gemahlin des Aristodemos namens Argeia, die ihrer Überlieferung nach eine Tochter des Autesion war, des Sohnes des Tisamenos, Enkels des Thersandros, Urenkels des Polyneikes ... Zunächst bis hier. Herodot führt die Abstammung der Gemahlin des Aristodemos, die eine Tochter des Autesion und nicht des Prokles gewesen sei, auf den Vater Oidipos des Polyneikes zurück. Legt man parallel dazu die Vorfahrenreihe von Eurysthenes und Prokles (Herodot VII, 204; VIII, 131) an, so ergibt sich folgendes Bild:
Hier wird deutlich, dass die beiden Königshäuser sowohl von Eurypos-Oidipos als auch von Herakles über Hyllos abstammen. Die Rolle des Kleodaios ist allerdings unverständlich. Er kommt nur in diesem Zusammenhang vor und würde generationsmäßig auch nicht in die Vorfahrenreihe bei Herodot hineinpassen. In obigem Schema sind die fettgedruckten Namen aus der Tabelle 2 übernommen. Richtig ist, dass die Ehe, die zur Lakedaimonisierung des Eurypontiden-Hauses geführt hat, zwischen Aristodemos, also einem der Dioskuren, und einer Tochter aus den Häusern Herakles und Oidipos geschlossen worden ist. Da Oidipos der Sage nach ein Kadmäer war, was er aber in Wirklichkeit nicht war, so ist die Bezeichnung "aus dem Geschlecht des Kadmos" zu Argeia und Theras bei Herodot verständlich. Das ändert jedoch nichts daran, dass sich obige Torsion, nämlich die Anhängung der längst verstorbenen Vorfahren Eurysthenes und Prokles an Aristodemos, verhängnisvoll auswirkt. Aristomachos könnte eine "Kadmäerin" aus Theben oder Argos geheiratet haben, nachdem er in Hellas siegreichen Einzug gehalten hatte. Ob er tatsächlich eine einheimische Prinzessin heiratete, die aus dem Geschlecht des Kadmos war, ist nicht mit letzter Sicherheit zu sagen. Genausowenig sicher ist, ob er überhaupt zum Regieren kam. Herodot fährt fort (VI, 52): Zwillinge gebar sie, aber als Aristodemos die Kinder gesehen hatte, wurde er krank und starb. Zunächst bis hier; etwas weiter unten nennt Herodot die Namen der Zwillinge: Eurysthenes und Prokles. Herodot kann gar nicht anders; denn wenn er bisher die Stammväter der beiden spartanischen Königshäuser noch nicht hat auftreten lassen, dann muss er es jetzt tun; aber die Stelle ist falsch. Die Stammväter waren weder Voll- noch Halbdorer: Sie waren Achäer! Hier ist vielleicht das geschehen, was der Kommentator weiter oben meinte: "eine Erfindung von Hofdichtern der damals herrschenden Adelsgeschlechter" könnte die wahre Geschichte verfälscht haben. Solche Gefälligkeitsdichtungen gab es im Altertum mehr als oft, und sie haben ganz entschieden das falsche Geschichtsbild, das wir heute bedauern, mitgeprägt. Ich möchte deshalb an der Vorfahrenreihe gemäß dem Schema 2 festhalten; Herodot konnte nicht Prokles zum Schwiegervater des Aristodemos machen, da er dessen Sohn mit Prokles identifizierte. Ob nun die Tochter des Prokles Argeia hieß, bleibt fraglich. Nachdem der Tyndaros Aristomachos gestorben war, fiel es den Spartanern zunächst leicht, einen Nachfolger für ihn zu finden; denn Zeuxidamos war schon vor seinem Vater verstorben, und so konnte Aristodemos mühelos auf den spartanischen Thron steigen. Das tatsächliche Problem ergab sich erst, als die Söhne der Dioskuren auf den Thron kommen wollten. Unglücklichereise war auch dem Aristodemos kein langes Leben beschieden. Er starb nur wenige Jahre nach Bruder und Vater, vermutlich schon im Jahre 628 ndFl. Entsprechend problematisch wird nun alles, was an Aristodemos als Nachfahren anschließt; er hinterlässt den Spartanern die Probleme mit seinen zwei minderjährigen Söhnen, die durchaus Zwillinge gewesen sein können, die aber nicht Eurysthenes und Prokles hießen. Wie weiter oben schon aufgezeigt wurde, waren ihre Namen Leobotes und Hegesikles. Wie komme ich aber dazu, diese Namen hier einzusetzen? Nach dem Tode des Aristodemos im Jahre 628 ndFl dürfte der älteste Sohn des Atreus-Diaktorides, Menelaos-Menion, die Tochter Helena des Tyndaros-Aristomachos geheiratet haben. Diese Tochter bzw. ihr Ehemann übernahmen die Regierung in Sparta, und zwar - wie es scheint - vorgesehen für Lebenszeit. Sie hatten vermutlich außer ihrer (sagenhaften?) Tochter Hermione auch noch den Sohn Leon. Über die Neffen, also über die Söhne des Aristodemos und über den Sohn des Zeuxidemos, die alle noch minderjährig waren, übernahmen Menelaos und Helena die Vormundschaft. Vielleicht meint Herodot das, wenn er sagt, die Zwillinge Eurysthenes und Prokles des Aristodemos seien auf Staatskosten aufgezogen worden. Das bedeutet natürlich, dass die Zwillinge bei ihren Müttern auf Staatskosten aufwuchsen. Jedenfalls ahnen wir hier das von Herodot angeschnittene Problem, wer von den Zwillingen König werden sollte. Wie weiter oben schon gesagt wurde, bekamen die Zwillinge (Herodot IV, 147) Theras, den Sohn des Autesion, zum Vormund. Das wurde jedoch erst akut, nachdem Menelaos und Helena Hellas nach dem Trojanischen Krieg verlassen hatten und Theras volljährig geworden war. Das Geburtsjahr von Leobotes und Hegesikles war das Todesjahr ihres Vaters Aristodemos: 628 ndFl. Zeuxidemos hatte noch aus seiner Ehe aus der Zeit vor der Eroberung den Sohn Archidamos, der beim Tod des Vaters etwa vier Jahre alt war. Diesen nahm sein Onkel Menelaos in seine Familie auf und erzog ihn gemeinsam mit seinem Sohn Leon. Erst nach dem Trojanischen Krieg übernahm der jüngere Lykurg die Erziehung der Vaterlosen, während die Zwillingssöhne des Aristodemos von Theras erzogen wurden. Kleisthenes der Ältere, der Sohn des dritten "Tyndariden" Aristonymos, übersiedelte kurz nach dem Trojanischen Krieg nach Sekyon, das damals mindestens so bedeutend war wie seine Nachbarstadt Korinth, in der Kypselos herrschte. Die Namen Zeuxidemos (Zeuxidamas) und Archidemos (Archidamos) begegnen uns bei Herodot auch in einem anderen Zusammenhang, der wieder einmal äußerst fadenscheinig ist: (Herodot VI, 71:) Leotychides, der Sohn des Menares, wurde König... Er hatte einen Sohn Zeuxidemos, den manche Spartiaten auch Kyniskos nennen. Dieser Zeuxidemos ist nicht König von Sparta geworden, sondern vor Leotychides gestorben. Er hinterließ den Sohn Archidemos. Nach dem Tode des Zeuxidemos heiratete Leotychides eine zweite Frau namens Eurydame, Schwester Menions und Tochter des Diaktorides. Männliche Kinder hatte er von ihr aber nicht, nur die Tochter Lampito, die er dem Sohn des Zeuxidemos, Archidemos, zur Frau gab. Herodot verwechselt hier zunächst Aristomachos, den Vater der Dioskuren, mit Leotychides d.Ält., dem Sohn des Menelaos-Menares-Menion. Trotzdem erhalten wir hier wichtige Informationen: Zeuxidamos wurde nicht König, er starb vor seinem Vater und hinterließ den Sohn Archidemos. Zeuxidemos selbst war es, der eine Frau mit Namen Eurydame heiratete, die eine Schwester des Menion-Menelaos und eine Tochter des Atreus-Diaktorides war. Von ihr hatte er vermutlich gar keine Kinder mehr. Die Tochter Lampito gehört an eine andere Stelle, an die auch der Name Leotychides gehört. Archidemos oder Archidamos heiratete zunächst nicht diese Frau, sondern die Tochter des Agamemnon; denn sein Sohn Agesilaos war der Enkel des Agamemnon. Diaktorides ist meines Erachtens der historisch richtige Name des Atreus, des Vaters von Menelaos-Menion und Agamemnon sowie von Eurydame. Dass Archidamos später tatsächlich die Lampito heiraten wird, steht zu diesem Zeitpunkt aber noch in den Sternen. Die schon mehrfach zitierten Kapitel Herodot VII, 204 und VIII, 131 weisen aus der Zeit des Perserkrieges (um 728 ndFl) auf die Vergangenheit hin, auf die Vorfahren der am Krieg beteiligten Könige Spartas. Es handelt sich um den Eurypontiden Leotychides und den Agiaden Leonidas: VIII, 131 Hegesilaos VII, 204 Leon
| | Menares Anaxandrides | | Leotychides Leonidas Wenn wir uns jetzt schrittweise zurücktasten, so müssten wir irgendwo den Anschluss an die Tabelle 2 bekommen, an Aristodemos und Zeuxidemos; denn die beiden Königshäuser gehen nicht allein von Aristodemos aus, wie es Herodot in VI, 52 suggeriert. Wir wissen aus anderen Angaben, dass die spartanischen Könige Agesilaos und sein jüngerer Halbbruder Agis, die beide noch kurz vor dem Perserkrieg lebten, Söhne des Archidamos waren, des Sohnes des Zeuxidemos, der am Beginn des Peloponnesischen Krieges König war (Archidamischer Krieg konv. 431 bis 421 v.Chr., real 693 bis 703 ndFl). Andererseits wird von Agesilaos gesagt, er sei ein Enkel des Agamemnon gewesen, was nur heißen kann, dass Archidamos eine Tochter Agamemnons geheiratet haben muss. In Tabelle 2 ist dies berücksichtigt. Nun heißt es bei Herodot aber auch, dass zu der Zeit des Kroisos (673-687 ndFl) in Sparta die Könige Anaxandrides und Ariston auf ihren Thronen saßen (Herodot I, 67), die erfolgreich gegen Tegea kämpften und die Gebeine des Orest von Tegea in Arkadien nach Sparta holten. Neben dem Agiaden Anaxandrides, dem Sohn des Leon, saß auf dem Eurypontiden-Thron Ariston, der Sohn des Hegesikles-Hegesilaos. Der Eurypontide Hegesikles stieg etwa im Jahre 650 ndFl zusammen mit dem Agiaden Leon auf den Doppelthron. Alsbald begannen die Kämpfe um Tegea, die unter diesen Königen erfolglos blieben. Es liegt nahe, Hegesikles als den Vater des Eurypontiden Ariston anzusehen, so wie Leon der Vater des Agiaden Anaxandrides war. Herodot übermittelt uns keinen Namen für den Vater des Ariston. Doch bezeichnet er diesen mehrfach als den Vater des Demaratos, was zu der Annahme verleitet, Ariston habe seinen Sohn nach seinem Großvater benannt: Der mutmaßliche (Zwillings-?)Bruder Demaratos des jüngeren Lykurg war vermutlich im Zuge der Reformen seines Brudes nach Korinth und von dort nach Italien ausgewandert. Es ist nicht anzunehmen, dass Demaratos einen Sohn mit Namen Leobotes bei Lykurg zurückließ, der dann dessen Vormund wurde. Herodot, der diese Vormundschaft des Lykurg über einen Brudersohn namens Leobotes sieht (I, 65), meint gewiss Leon, den Sohn des Menelaos; denn der Vormund des Leobotes war Theras. Er kann aber auch gemeint haben, dass Lykurg eine Tochter seines Bruders Demaratos mit dem Sohn Hegesikles des Aristodemos verheiratet habe, von der Hegesikles den Sohn Ariston bekam. Livius zufolge war Lucumo (= Lucius Tarquinius Priscus) der Sohn des Korinthers Demaratus, der von Cypselus (= Kypselos) aus Korinth vertrieben worden war. Demaratus, so sagt Livius, habe in seiner Heimat Ärger gehabt, sei deshalb geflohen und zufällig nach Tarquinii gekommen. Dort habe er geheiratet und zwei Söhne bekommen, den besagten Lucumo und dessen Bruder Arruns. Andere sagen, Demaratus Corinthus sei der Schwiegervater von Lucumo und Arruns gewesen, der Vater der Tanaquil, mit der Arruns und Lucumo nacheinander verheiratet waren. Kypselos (geboren 598 ndFl), der Vater des weiter oben schon besprochenen Periandros, regierte in Korinth noch bis in die Fünfzigerjahre dieses Jahrhunderts. Mit ihm muss Demaratos sich entzweit haben, so dass er spätestens im Jahre 650 ndFl nach Italien ausgewandert sein muss. Demaratos war wohl kaum der Spartaner gleichen Namens, der ein Zeitgenosse von Darius und Xerxes war. Es kann dieser jüngere Demaratos aber schon ein junger Zeitgenosse des Tarquinius Priscus (regierte insgesamt 643-681 ndFl) gewesen sein. Der jüngere Demaratos war, wie ich schon sagte, der um 672 ndFl geborene Sohn des Ariston, der seinerseits ein Enkel des älteren Demaratos war. Auch hier wurde ein Sohn nach einem Vorfahren genannt, wie es zu dieser Zeit üblich war. Im 5. Kapitel des VI. Buches (Band 4) über die Etrusker und die Könige von Rom habe ich Tanaquil, eine um 635 ndFl geborene Ehefrau von Arruns und Tarquinius, als eine weitere Tochter des älteren Demaratos geschildert. Die Mündel des Theras und des Lykurg wurden um das Jahr 650 ndFl volljährig. Es ist nicht abwegig, in der Zeit zwischen 644 (Ende des 2. Messenischen Krieges) und 650 ndFl die Reformen des Lykurg in Sparta anzusetzen. Mit der Volljährigkeit des Leon endete die Fürsorgepflicht Lykurgs für ihn und dieser konnte nach Athen gehen. Die Reformen des Lykurg, empfohlen von Delphi, hatten seinen Schützling Leon, den Sohn des Menelaos, und den (älteren?) Zwillingssohn Hegesikles des Aristodemos zu Doppelkönigen gemacht. Ausgelassen wurde der Sohn Archidamos des nicht auf dem Thron gewesenen Zeuxidemos. Das sorgte für den Zündstoff der nächsten Jahre. Nach dem Tod des Anaxandrides herrschte in Sparta sein Sohn Kleomenes. Dieser war ein Zeitgenosse des Peloponnesischen Krieges bis mindestens in die Tage des zweiten Teiles dieses Krieges, des dekeleisch-ionischen. Er war der Sohn der um 655 ndFl geborenen Tochter des Prinetades, eines Sohnes des Demarmenos. Diese Frau hatte nur diesen Sohn. Die zweite Frau des Anaxandrides, die er als erste geheiratet hatte - wie Herodot (V, 39) sagt -, bekam zunächst keine Kinder; aber nachdem Anaxandrides die zweite Frau neben seiner ersten geheiratet hatte, was für Sparta ungewöhnlich war, gebar sie gleich drei Söhne, und zwar Dorieus, Leonidas und Kleombrotos. Die letzten beiden können sogar Zwillinge gewesen sein.
Hier gibt es ein generationsmäßiges Problem: Die Tochter seines Bruders kann Anaxandrides nicht schon vor seiner angeblichen zweiten Frau, der Mutter des Kleomenes, geheiratet haben; denn seine Nichte könnte im Geburtsjahr des Kleomenes noch nicht im heiratsfähigen Alter gewesen sein: ca. 670 ndFl. Es ist daher plausibler, die Eheschließung mit der Tochter seines Bruders, der selbst kaum vor 650 ndFl geboren sein kann und dessen Tochter daher kaum vor 670 ndFl, in das Jahr 685 ndFl zu verlegen. Damit entfällt aber auch das von Herodot angeschnittene Problem (V, 39), da Kleomenes in diesem Sinne ohnehin der ältere Sohn und somit der legitime Thronfolger seines Vaters gewesen wäre. Die Söhne von der Nichte, Dorieus (geboren ca. 686 ndFl), Kleombrotos und Leonidas (geboren ca. 688 ndFl) waren mithin wesentlich jünger. Letzterer heiratete um 715 ndFl die um 700 ndFl geborene Tochter Gorgo des Kleomenes und bekam von ihr um dieselbe Zeit den Sohn Pleistoanax. Dorieus und Kleomenes sollen Herodot zufolge fast gleichzeitig geboren worden sein. Das ist nach dem zuvor Gesagten hinfällig. Wenn Kleomenes schon zu Beginn des Peloponnesischen Krieges im Amt gewesen sein soll, dann müsste er spätestens 670 ndFl geboren sein, mithin noch unter der Regierung seines Großvaters Leon. Sein jüngerer Halbbruder Dorieus wird sein Glück in Libyen und danach in Sizilien versuchen, wo er den Tod erleiden wird. Kleombrotos, der Mitkönig des Agesilaos, wird das spartanische Heer im Jahre 728 ndFl am Isthmos versammeln und den scheinbaren Sonnenrückschritt (Solarretrogression) dieses Jahres, die von mir so genannte Xerxes-Nacht, miterleben. Kurz darauf wird er sterben; sein (Zwillings-?)Bruder Leonidas wird dann das Heer übernehmen und bei den Thermopylen zu Tode kommen. Die Brüder müssten etwa im Jahre 688 ndFl geboren sein. Herodot (VI, 61) erzählt eine Begebenheit, die in diese Zeit gehört und an die schöne Helena erinnert: König Ariston von Sparta bekam, obwohl er zwei Frauen heiratete, keine Kinder. Da er sich selber unschuldig daran wusste, nahm er eine dritte Frau. Hier wiederholt sich der für Sparta ungewöhnliche Schritt, dass ein Mann mehrere Frauen gleichzeitig hatte, so dass von einer Verwechslung seitens Herodots ausgegangen werden kann: Er meinte statt Anaxandrides, der seine beiden Frauen offenbar nacheinander geheiratet hatte, dessen Mitkönig Ariston. Herodot fährt fort: Er wählte folgende. Unter den Spartiaten war einer, mit dem Ariston am meisten befreundet war. Dieser hatte weitaus die schönste Frau in ganz Sparta, und doch war diese Frau einst die hässlichste gewesen. Weil sie reicher Leute Kind und so garstig war, hatte ihre Amme folgendes Mittel ausgedacht, da sie sah, dass die Eltern über ihre garstige Tochter unglücklich waren. Sie trug das Kind jeden Tag in das Heiligtum der Helene, das draußen in Therapne, über dem Heiligtum der Phoibe liegt. Jedesmal trat die Amme vor das Bild der Göttin und betete, sie möchte das Kind von seiner Hässlichkeit befreien. Einmal, so heißt es, erschien der Amme, als sie aus dem Heiligtum kam, eine Frau und fragte, was sie da in den Armen hielte. Sie sagte, sie trüge ein Kind. Die Frau bat, ihr das Kind zu zeigen; aber sie weigerte sich; die Eltern hätten ihr verboten, es irgendeinem zu zeigen. Die Frau bestand darauf, es zu sehen, und da die Amme sah, wieviel ihr daran lag, es zu sehen, zeigte sie ihr das Kind. Die Frau aber strich mit der Hand über den Kopf des Kindes und sagte, es würde die schönste Frau in Sparta werden. Von diesem Tage an veränderte sich sein Aussehen und als es mannbar geworden war, heiratete es Agetos, der Sohn des Alkeides, jener Freund des Ariston. Das Heiligtum der Helene in Therapne (im Südosten Spartas) über dem Heiligtum der Phoibe war das Menelaion, in dem Menelaos und Helena begraben waren. Das Phobaion hingegen soll die Grabstätte der Dioskuren gewesen sein. Ariston, in Liebe zu der Frau seines besten Freundes entbrannt, gewinnt sie durch eine List. Sie wird seine dritte Frau, seine zweite Frau entlässt er. Die dritte Frau wird die Mutter des Demaratos, was nicht ganz unproblematisch ist; denn die Zeit zwischen der Eheschließung mit dieser Frau und der Geburt des Sohnes kommt dem Ariston zu kurz vor, und deshalb verkündete er seinen Zweifel öffentlich. Später bereute er diesen Schritt und akzeptierte Demaratos als eigenen Sohn (Herodot VI, 62). Die Geburt des Demaratos gehört in die Zeit kurz nach 670 ndFl, als Ariston neben Anaxandrides König in Sparta war. Diese Geschichte vom "hässlichen Entlein" und vom Betrug um dieselbe schöne Frau schleift eng an der Geschichte vom Raub der schönen Helena entlang. Deshalb halte ich es für gerechtfertigt, folgende Stammtafel aufzustellen, mit der die sagenhafte Tochter Hermione von Menelaos und Helena doch noch in die Geschichte eingeführt werden kann:
Hermione könnte auf Anraten des Lykurg, der der Vormund des Leon und der Hermione war, der Kinder des Menelaos, den Sohn Leobotes des Aristodemos geheiratet haben, der mit Hilfe seines Vormundes Theras für kurze Zeit auf den Thron eines Einzelkönigs von Sparta gekommen sein könnte. Nach dessen möglicherweise frühem Tod (um 649 ndFl) führte Lykurg die Verfassungsreform durch, in der das Doppelkönigtum eingeführt wurde. Aus der angenommenen Ehe des Leobotes mit Hermione könnte nur eine Tochter hervorgegangen sein, jenes hässliche Entlein, das später zu einer Schönheit wurde wie seine Großmutter, die schöne Helena. Die Amme, die diese wundersame Wandlung in die Wege leitete, könnte die Gemahlin des Lykurg gewesen sein; aber für alle in diesem letzten Absatz aufgestellten Mutmaßungen gibt es keine Beweise. Hegesikles regierte von etwa 650 bis zu seinem Tode etwa im Jahre 675 ndFl. Auf ihn folgte sein Sohn, der Eurypontide Ariston. Auf den Agiaden Leon folgte um das Jahr 680 ndFl sein Sohn Anaxandrides. Hier sind die beiden Stämme noch deutlich zu unterscheiden. Wenn aber in den folgenden Jahren die Agiaden Archidamos und Kleomenes auf beiden Thronen sitzen, dann muss es dafür eine Erklärung geben. Die Schlüsselfigur für diesen Umstand heißt Leotychides. Und zwar ist der oben bereits erwähnte Vater der Lampito gemeint (Herodot VI, 71), also der ältere, und nicht der Zeitgenosse des Perserkrieges (Herodot VIII, 131). Herodot überliefert eine Begebenheit, die wieder einmal haarscharf an der Wirklichkeit vorbeizielt: (VI, 64) Nach einiger Zeit starb Ariston, und Demaratos wurde König. Aber das Schicksal wollte, dass jenes Wort ruchbar wurde und ihn des Thrones beraubte. Mit Kleomenes war er völlig zerfallen. ... (65) Als Kleomenes an seine Rache ging, einigte er sich mit Leotychides, dem Sohn des Menares, Enkel des Agis, der demselben Hause angehörte wie Demaratos, dahin, dass er ihn an Stelle des Demaratos zum König machen wollte... Zunächst bis hier. Kleomenes war demnach schon König, als Ariston starb. Der hatte seinen Mitkönig Anaxandrides um einige Jahre überlebt. Demaratos, der Sohn des Ariston, war von seinem Vater schon kurz nach seiner Geburt als nicht legitim bezeichnet worden, was Ariston allerdings später nicht mehr gelten lassen wollte. Trotzdem griff Kleomenes aus Wut über ein Fehlverhalten seines Mitkönigs diesen Vorwurf wieder auf und machte Demaratos den Thron streitig. Dieser wurde von dem Orakel von Delphi, das von Kleomenes bestochen worden war, als nicht thronberechtigt bestätigt. Demaratos ging nach Persien zu König Darius, der zu dieser Zeit jedoch noch nicht Großkönig gewesen sein kann; denn das wurde er erst im Jahre 700 ndFl, also zu einer Zeit, als in Sparta schon längst Archidamos König anstatt des Demaratos war. Es ist allerdings vorstellbar, dass Demaratos erst einige Jahre nach seiner Absetzung an den persischen Hof ging (vgl. Hellenika III 1,6 und Anm. 7!). Herodot ist hier ohnehin nicht präzise; denn Leotychides war zwar der Sohn des Menares, also des Menelaos, aber er war nicht der Enkel des Agis. Entweder Herodot oder seine schon viel zitierten späteren Kopisten haben hier Verwirrung gestiftet; der Urenkel dieses älteren Leotychides, nämlich jener am Perserkrieg beteiligte Flottenführer des gleichen Namens, war der Sohn des Agis (vgl. Hellenika III 3,1ff.). Die von dem Kommentator der Hellenika4 halbherzig gemachte Angabe, der wirkliche Vater des (jüngeren) Leotychides sei der athenische Stratege Alkibiades gewesen, hat so gut wie nichts für sich. Außerdem liegt konventionell - wegen der Positionierung des Peloponnesischen Krieges ein halbes Jahrhundert später als den Perserkrieg - noch eine weitere Verwirrung vor, da der in den Hellenika gemeinte Leotychides gar nicht mehr derselbe wie der aus dem Perserkrieg (Herodot VIII, 131) gewesen sein kann. Dieses Problem ergibt sich in der berichtigten Geschichte natürlich nicht.
Die folgende Passage wurde weiter oben bereits zitiert: (Herodot VI, 71) Leotychides, der Sohn des Menares, also wurde König anstelle des abgesetzten Demaratos. Er hatte einen Sohn Zeuxidamos, den manche Spartiaten auch Kyniskos nennen. Dieser Zeuxidemos ist nicht König von Sparta geworden, sondern vor Leotychides gestorben. Er hinterließ einen Sohn Archidemos. Nach dem Tode des Zeuxidemos heiratete Leotychides eine zweite Frau Eurydame, eine Schwester Menions und Tochter des Diaktorides. Männliche Kinder hatte er von ihr nicht, nur eine Tochter Lampito, die Leotychides dem Sohn des Zeuxidemos, Archidemos, zur Frau gab. Jetzt interessiert uns an dieser Passage die Tochter des Leotychides: Lampito. Ihre Mutter ist nicht Eurydame, die Schwester des Menion-Menelaos und Tochter des Diaktorides-Atreus. Diese Frau wurde schon von Zeuxidemos geheiratet und ist nicht die Mutter des Archidamos geworden, der von einer früheren Frau des Zeuxidemos stammen dürfte; denn der Sohn Agesilaos des Archidamos muss spätestens 646 ndFl geboren sein, da er mit 81 Jahren im Jahre 727 ndFl starb. Sollte Archidamos diesen Sohn jedoch schon als sehr junger Vater bekommen haben, so käme Eurydame doch noch als dessen Mutter in Frage. Die Mutter der Lampito stammte aus der Eurypontiden-Linie; denn Herodot irrt, wenn er meint, Leotychides stamme aus demselben Haus wie Demaratos. Leotychides war ein Agiade; aber er hatte eine Schwester des Ariston aus der Eurypontiden-Linie geheiratet, eine Tochter des (Hegesilaos =) Hegesikles, und Lampito war eine Cousine des Demaratos d.Jüng. (siehe vorstehendes Schema!). Wenn Herodot die Feindschaft zwischen Demaratos und Leotychides auf den Streit um die Braut Perkalos zurückführt (VI, 65), die Tochter des (um 600 ndFl geborenen) Chilon, des Sohnes des Demarmenos, dann irrt er hier schon wieder: Diese Dame gehört in die Jugendzeit des Leotychides und des älteren Demaratos, und nicht in die Zeit des jüngeren. Ihr Vater Chilon kann der Weise sein, der dem Hippokrates in Olympia riet, keine Frau zu heiraten, damit er keinen Sohn bekäme. Der würde nämlich Unglück über die Menschen bringen. Das tat dieser Sohn nicht in größerem Maße als andere Tyrannen: Peisistratos war auch nicht schlimmer. Demarmenos ist nicht mit anderen bekannten Personen zu identifizieren. Seine Enkelin (* ca. 635 ndFl) heiratete Demaratos um 650 ndFl und ging mit ihm nach Korinth, vermutlich sogar nach Italien. War der Streit um die Braut der eigentliche Grund für die Auswanderung des älteren Demaratos? Es muss das Jahr 692 ndFl gewesen sein, in dem sich der Streit zwischen Kleomenes und Leotychides auf der einen und Demaratos dem Jüngeren auf der anderen Seite abspielte; denn schon im Jahre 693 ndFl beginnt der Peloponnesische Krieg mit einem Einfall der Spartaner in Attika unter ihrem König Archidamos, dem Schwiegersohn des Leotychides. Zum Schicksal des letzteren weiß Herodot zu berichten: (Her. VI, 72) Aber Leotychides selber wurde auch nicht in Sparta alt; er hat, was er an Demaratos getan hatte, büßen müssen. Auf einem Feldzug der Lakedaimonier nach Thessalien, den er befehligte, ließ er sich durch hohe Geldsummen bestechen, während er die Feinde ganz hätte unterwerfen können. Man ertappte ihn in seinem eigenen Lager vor einem vollen Beutel Geld sitzend. Vor Gericht gefordert, entfloh er aus Sparta, und sein Haus wurde niedergerissen. Er ging nach Tegea und starb dort. Doch geschah das erst in späterer Zeit. Sein Tod in Tegea mag erst in späterer Zeit erfolgt sein; er war aber immerhin schon über sechzig Jahre alt, als er abdanken musste. Die Korruption selber gehört jedoch spätestens in das Jahr 693 ndFl, vermutlich sogar noch in das Jahr 692 ndFl. Für dieses Jahr sind Kämpfe in der Region Thessalien-Chalkidike überliefert, auf die ich erst in dem Kapitel über den Peloponesischen Krieg zu sprechen komme. Das kann sogar alles mit der Flucht des Kleomenes zusammenhängen: (Herodot VI, 73) Damals zog Kleomenes, sobald der Anschlag gegen Demaratos geglückt war, mit Leotychides gegen Aigina ... Die Spartaner machen Gefangene, nehmen auch die mächtigsten Männer als Geiseln, und liefern diese an ihre ärgsten Feinde, die Athener, aus. Zwischen Sparta und Athen bestand seit dem Jahre 679 ndFl ein für dreißig Jahre geschlossener Friedensvertrag, der jedoch schon nach vierzehn Jahren durch den Beginn des Peloponnesischen Krieges verletzt wurde. (Herodot VI, 74) Da aber kam es an den Tag, dass Kleomenes unehrliche Mittel gegen Demaratos angewendet hatte. Er entwich aus Furcht vor den Spartiaten nach Thessalien. Von dort aus ging er nach Arkadien und wiegelte die Arkader gegen Sparta auf. ... (75) Als die Lakedaimonier Kunde davon erhielten, fürchteten sie sich und holten Kleomenes nach Sparta zurück. Er wurde König wie vorher. Sein Mitkönig war aber mittlerweile nicht mehr Leotychides - wie Herodot (75ff.) meint -, sondern dessen durch die Heirat mit Lampito "eurypontisierter" Schwiegersohn Archidamos, der den Einfall der Lakedaimonier in Attika befehligte und dem ersten Teil des Peloponnesischen Krieges seinen Namen gab: Archidamischer Krieg (431-421 v.Chr., entspr. 693-703 ndFl). Kleomenes soll später wahnsinnig geworden sein. Er muss aber vorher noch die Begegnung mit Aristagoras von Milet gehabt haben, von dem seine sechsjährige Tochter nicht sehr angetan war. Hierauf komme ich in einem späteren Kapitel zurück. Archidamos hatte die Tochter Lampito des Leotychides schon um 680 ndFl geheiratet, als er schon um die sechzig Jahre alt war. Obwohl er von der Tochter Agamemnons bereits den Sohn Agesilaos (geboren 646 ndFl) hatte, wurde der Sohn der eurypontidischen Lampito, der um 680 ndFl geborene Agis, später sein Nachfolger. Als nach dessen Tod im Jahre 725 ndFl sein Sohn Leotychides der Jüngere (geboren etwa 705 ndFl) auf den Thron steigen wollte, drängte sich sein Onkel Agesilaos vor. Erst nach dessen Tod im Jahre 727 ndFl wurde Leotychides der Jüngere König. Er war jener Flottenchef im Perserkrieg, den Herodot irrigerweise als den Sohn des Menares bezeichnet. Streng genommen war der Onkel Agesilaos gar kein Eurypontide, so dass mit seinem Mitkönig Kleombrotos für einige Jahre zwei Agiaden auf dem spartanischen Doppelthron saßen. Kleombrotos, der Nachfolger seines Halbbruders Kleomenes, starb im Jahre 728 ndFl während des Perserkrieges. Sein Nachfolger wurde zunächst sein Bruder Leonidas, der an den Thermopylen fiel, und danach der angebliche Sohn Pausanias des Kleombrotos, der auch die Vormundschaft für den Sohn Pleistoanax des Leonidas übernahm. In Wirklichkeit war er aber der Schwager des Kleombrotos und des Leonidas und somit der Onkel des Pleistoanax. Die Mutter dieses Mündels dürfte die um etwa 700 ndFl geborene Tochter Gorgo des Kleomenes gewesen sein. Mit diesem Ausblick auf das folgende nachsintflutliche Jahrhundert beende ich die Geschichte Spartas vor dem Peloponnesischen Krieg, wohl wissend, dass noch einige Kapitel bei Herodot und Xenophon in diese Zeit gehören. Da die Unordnung in diesen Kapiteln, besonders in Xenophons Hellenika, jedoch erst bereinigt werden muss, stelle ich diese Ereignisse zurück. Letzter Stand: 3. November 2013
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