Das 1. Kapitel
1. Dies sind die Sprüche Salomos, des Königs Israels, Davids Sohns,
2. zu lernen Weisheit und Zucht, Verstand,
3. Klugheit, Gerechtigkeit, Recht und Schlecht,
4. dass die Albernen witzig und die Jünglinge vernünftig und vorsichtig werden.
5. Wer weise ist, der hört zu und bessert sich; und wer verständig ist, der läßt ihm raten,
6. dass er vernehme die Sprüche und ihre Deutung, die Lehre der Weisen und ihre Beispiele.
7. Des Herrn Furcht ist Anfang zu lernen. Die Ruchlosen verachten Weisheit und Zucht.
8. Mein Kind gehorche der Zucht deines Vaters und verlaß nicht das Gebot deiner Mutter!
9. Denn solches ist ein schöner Schmuck deinem Haupt und eine Kette an deinem Halse.
10. Mein Kind, wenn dich die bösen Buben locken, so folge nicht!
11. Wenn sie sagen: Gehe mit uns, wir wollen auf Blut lauern und den Unschuldigen ohne Ursache nachstellen;
12. wir wollen sie lebendig verschlingen wie die Hölle, und die Frommen, als die hinunter in die Grube fahren;
13. wir wollen groß Gut finden; wir wollen unsere Häuser mit Raube füllen;
14. wage es mit uns; es soll unser aller ein Beutel sein:
15. mein Kind, wandle den Weg nicht mit ihnen; wehre deinem Fuß von ihrem Pfad!
16. Denn ihre Füße laufen zum Bösen und eilen, Blut zu vergießen.
17. Denn es ist vergeblich, das Netz auswerfen vor den Augen der Vögel.
18. Auch lauern sie selbst untereinander auf ihr Blut, und stellet einer dem andern nach dem Leben.
19. Also tun alle Geizigen, dass einer dem andern das Leben nimmt.
20. Die Weisheit klagt draußen und läßt sich hören auf den Gassen.
21. Sie ruft in der Tür am Tor vorne unter dem Volk; sie redet ihre Worte in der Stadt:
22. Wie lange wollt ihr Albernen albern sein und die Spötter Lust zu Spötterei haben und die Ruchlosen die Lehre hassen?
23. Kehrt euch zu meiner Strafe! Siehe, ich will euch heraussagen meinen Geist und euch meine Worte kundtun.
24. Weil ich denn rufe, und ihr weigert euch; ich recke meine Hand aus, und niemand achtet drauf,
25. und laßt fahren allen meinen Rat und wollt meiner Strafe nicht:
26. so will ich auch lachen in eurem Unfall und euer spotten, wenn da kommt, das ihr fürchtet,
27. wenn über euch kommt wie ein Sturm, das ihr fürchtet, und euer Unfall als ein Wetter, wenn über euch Angst und Not kommt.
28. Dann werden sie mir rufen, aber ich werde nicht antworten; sie werden mich frühe suchen und nicht finden.
29. Darum dass sie hassten die Lehre und wollten des Herrn Furcht nicht haben,
30. wollten meines Rats nicht und lästerten alle meine Strafe,
31. so sollen sie essen von den Früchten ihres Wesens und ihres Rats satt werden.
32. Das die Albernen gelüstet, tötet sie, und der Ruchlosen Glück bringt sie um.
33. Wer aber mir gehorcht, wird sicher bleiben und genug haben und kein Unglück fürchten.
Das 2. Kapitel
1. Mein Kind, willst du meine Rede annehmen und meine Gebote bei dir behalten,
2. so laß dein Ohr auf Weisheit achthaben und neige dein Herz mit Fleiß dazu.
3. Denn so du mit Fleiß danach rufest und darum betest,
4. so du sie suchst wie Silber und forschest sie wie die Schätze,
5. alsdann wirst du die Furcht des Herrn vernehmen und Gottes Erkenntnis finden.
6. Denn der Herr gibt Weisheit, und aus seinem Munde kommt Erkenntnis und Verstand.
7. Er läßt's den Aufrichtigen gelingen und beschirmet die Frommen
8. und behütet die, so recht tun, und bewahrt den Weg seiner Heiligen.
9. Dann wirst du verstehen Gerechtigkeit und Recht und Frömmigkeit und allen guten Weg.
10. Wo die Weisheit dir zu Herzen geht, dass du gerne lernest,
11. so wird dich guter Rat bewahren und Verstand wird dich behüten,
12. dass du nicht geratest auf den Weg der Bösen noch unter die verkehrten Schwätzer,
13. die da verlassen die rechte Bahn und gehen finstere Wege,
14. die sich freuen, Böses zu tun, und sind fröhlich in ihrem bösen, verkehrten Wesen,
15. welche ihren Weg verkehren und folgen ihrem Abwege;
16. dass du nicht geratest an eines andern Weib, und die nicht dein ist, die glatte Worte gibt
17. und verläßt den Herrn ihrer Jugend und vergisst den Bund ihres Gottes;
18. denn ihr Haus neigt sich zum Tode und ihre Gänge zu den Verlornen;
19. alle, die zu ihr eingehen, kommen nicht wieder und ergreifen den Weg des Lebens nicht:
20. auf dass du wandelst auf gutem Wege und bleibst auf der rechten Bahn.
21. Denn die Gerechten werden im Lande wohnen, und die Frommen werden drinnen bleiben;
22. aber die Gottlosen werden aus dem Lande gerottet, und die Verächter werden draus vertilgt.
Das 3. Kapitel
1. Mein Kind, vergiß meines Gesetzes nicht, und dein Herz behalte meine Gebote.
2. Denn sie werden dir langes Leben und gute Jahre und Frieden bringen;
3. Gnade und Treue werden dich nicht lassen. Hänge sie an deinen Hals und schreibe sie in die Tafel deines Herzens,
4. so wirst du Gunst und Klugheit finden, die Gott und Menschen gefällt.
5. Verlaß dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlaß dich nicht auf deinen Verstand;
6. sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.
7. Dünke dich nicht weise zu sein, sondern fürchte den Herrn und weiche vom Bösen.
8. Das wird deinem Nabel gesund sein und deine Gebeine erquicken.
9. Ehre den Herrn von deinem Gut und von den Erstlingen all deines Einkommens,
10. so werden deine Scheunen voll werden und deine Kelter mit Most übergehen.
11. Mein Kind, verwirf die Zucht des Herrn nicht und sei nicht ungeduldig über seiner Strafe!
12. Denn welchen der Herr liebt, den straft er, und hat Wohlgefallen an ihm wie ein Vater am Sohn.
13. Wohl dem Menschen, der Weisheit findet, und dem Menschen, der Verstand bekommt!
14. Denn es ist besser, um sie hantieren, weder um Silber, und ihr Einkommen ist besser denn Gold.
15. Sie ist edler denn Perlen; und alles, was du wünschen magst, ist ihr nicht zu gleichen.
16. Langes Leben ist zu ihrer rechten Hand; zu ihrer Linken ist Reichtum und Ehre.
17. Ihre Wege sind liebliche Wege, und alle ihre Steige sind Friede.
18. Sie ist ein Baum des Lebens allen, die sie ergreifen; und selig sind, die sie halten.
19. Denn der Herr hat die Erde durch Weisheit gegründet und durch seinen Rat die Himmel bereitet.
20. Durch seine Weisheit sind die Tiefen zerteilt und die Wolken mit Tau triefend gemacht.
21. Mein Kind, laß sie nicht von deinen Augen weichen, so wirst du glückselig und klug werden.
22. Das wird deiner Seele Leben sein, und dein Mund wird holdselig sein.
23. Dann wirst du sicher wandeln auf deinem Wege, dass dein Fuß sich nicht stoßen wird.
24. Legest du dich, so wirst du dich nicht fürchten, sondern süß schlafen,
25. dass du dich nicht fürchten darfst vor plötzlichem Schrecken noch vor dem Sturm der Gottlosen, wenn er kommt.
26. Denn der Herr ist dein Trotz; der behütet deinen Fuß, dass er nicht gefangen werde.
27. Weigere dich nicht, dem Dürftigen Gutes zu tun, so deine Hand von Gott hat, solches zu tun.
28. Sprich nicht zu deinem Freunde: Gehe hin und komm wieder, morgen will ich dir geben, so du es doch wohl hast.
29. Trachte nicht Böses wider deinen Freund, der auf Treue bei dir wohnt.
30. Hadre nicht mit jemand ohne Ursache, so er dir kein Leid getan hat.
31. Eifre nicht einem Freveln nach und erwähle seiner Wege keinen.
32. Denn der Herr hat Greuel an dem Abtrünnigen und sein Geheimnis ist bei den Frommen.
33. Im Hause des Gottlosen ist der Fluch des Herrn; aber das Haus der Gerechten wird gesegnet.
34. Er wird der Spötter spotten; aber den Elenden wird er Gnade geben.
35. Die Weisen werden Ehre erben; aber wenn die Narren hoch kommen, werden sie doch zuschanden.
Das 4. Kapitel
1. Hört, meine Kinder, die Zucht eures Vaters; merkt auf, dass ihr lernt und klug werdet!
2. Denn ich gebe euch eine gute Lehre; verlasst mein Gesetz nicht!
3. Denn ich war meines Vaters Sohn, ein zarter und ein einiger vor meiner Mutter,
4. und er lehrte mich und sprach: Laß dein Herz meine Worte aufnehmen; halte meine Gebote, so wirst du leben.
5. Nimm an Weisheit, nimm an Verstand; vergiß nicht und weiche nicht von der Rede meines Mundes!
6. Verlaß sie nicht, so wird sie dich behalten; liebe sie, so wird sie dich behüten.
7. Denn der Weisheit Anfang ist, wenn man sie gerne hört und die Klugheit lieber hat denn alle Güter.
8. Achte sie hoch, so wird sie dich erhöhen und wird dich zu Ehren machen, wo du sie herzest.
9. Sie wird dein Haupt schön schmücken und wird dich zieren mit einer hübschen Krone.
10. So höre, mein Kind, und nimm an meine Rede, so werden deiner Jahre viel werden.
11. Ich will dich den Weg der Weisheit führen, ich will dich auf rechter Bahn leiten,
12. dass, wenn du gehest, dein Gang dir nicht sauer werde, und wenn du läufst, dass du dich nicht anstoßest.
13. Fasse die Zucht, laß nicht davon; bewahre sie, denn sie ist dein Leben.
14. Komm nicht auf der Gottlosen Pfad und tritt nicht auf den Weg der Bösen.
15. Laß ihn fahren und gehe nicht drinnen; weiche von ihm und gehe vorüber!
16. Denn sie schlafen nicht, sie haben denn übel getan; und sie ruhen nicht, sie haben denn Schaden getan.
17. Denn sie nähren sich von gottlosem Brot und trinken vom Wein des Frevels.
18. Aber der Gerechten Pfad glänzet wie ein Licht, das da fortgeht, und leuchtet bis auf den vollen Tag.
19. Der Gottlosen Weg aber ist wie Dunkel und wissen nicht, wo sie fallen werden.
20. Mein Sohn, merke auf mein Wort und neige dein Ohr zu meiner Rede!
21. Laß sie nicht von deinen Augen fahren; behalte sie in deinem Herzen!
22. Denn sie sind das Leben denen, die sie finden, und gesund ihrem ganzen Leibe.
23. Behüte dein Herz mit allem Fleiß; denn daraus geht das Leben.
24. Tu von dir den verkehrten Mund und laß das Lästermaul ferne von dir sein.
25. Laß deine Augen stracks vor sich sehen und deine Augenlider richtig vor dir hinsehen.
26. Laß deinen Fuß gleich vor sich gehen, so gehest du gewiss.
27. Wanke weder zur Rechten noch zur Linken; wende deinen Fuß vom Bösen!
Das 5. Kapitel
1. Mein Kind, merke auf meine Weisheit; neige dein Ohr zu meiner Lehre,
2. dass du behaltest guten Rat und dein Mund wisse Unterschied zu haben.
3. Denn die Lippen der Hure sind süß wie Honigseim, und ihre Kehle ist glätter denn Öl,
4. aber hernach bitter wie Wermut und scharf wie ein zweischneidig Schwert.
5. Ihre Füße laufen zum Tod hinunter, ihre Gänge erlangen die Hölle.
6. Sie geht nicht stracks auf dem Wege des Lebens; unstet sind ihre Tritte, dass sie nicht weiß, wo sie geht.
7. So gehorcht mir nun, meine Kinder, und weicht nicht von der Rede meines Mundes!
8. Laß deine Wege ferne von ihr sein und nahe nicht zur Tür ihres Hauses,
9. dass du nicht den Fremden gebest deine Ehre und deine Jahre dem Grausamen,
10. dass sich nicht Fremde von deinem Vermögen sättigen, und deine Arbeit nicht sei in eines andern Haus,
11. und müssest hernach seufzen, wenn du dein Leib und Gut verzehrt hast,
12. und sprechen: Ach, wie habe ich die Zucht gehasst, und mein Herz die Strafe verschmäht,
13. und habe nicht gehorcht der Stimme meiner Lehrer und mein Ohr nicht geneigt zu denen, die mich lehrten!
14. Ich bin schier in all Unglück kommen vor allen Leuten und allem Volk.
15. Trinke Wasser aus deiner Grube und Flüsse aus deinem Brunnen.
16. Laß deine Brunnen herausfließen und die Wasserbäche auf die Gassen.
17. Habe du aber sie alleine und kein Fremder mit dir.
18. Dein Born sei gesegnet, und freue dich des Weibes deiner Jugend!
19. Sie ist lieblich wie eine Hindin und holdselig wie ein Reh. Laß dich ihre Liebe allezeit sättigen, und ergötze dich allewege in ihrer Liebe.
20. Mein Kind, warum willst du dich an der Fremden ergötzen und herzest dich mit einer andern?
21. Denn jedermanns Wege sind stracks vor dem Herrn, und er misset gleich alle ihre Gänge.
22. Die Missetat des Gottlosen wird ihn fahen, und er wird mit dem Strick seiner Sünde gehalten werden.
23. Er wird sterben, dass er sich nicht will ziehen lassen, und um seiner großen Torheit willen wird's ihm nicht wohlgehen.
Das 6. Kapitel
1. Mein Kind, wirst du Bürge für deinen Nächsten und hast deine Hand bei einem Fremden verhaftet,
2. so bist du verknüpft mit der Rede deines Mundes und gefangen mit den Reden deines Mundes.
3. So tu doch, mein Kind, also und errette dich; denn du bist deinem Nächsten in die Hände kommen; eile, dränge und treibe deinen Nächsten!
4. Laß deine Augen nicht schlafen noch deine Augenlider schlummern!
5. Errette dich wie ein Reh von der Hand und wie ein Vogel aus der Hand des Voglers.
6. Gehe hin zur Ameise, du Fauler, siehe ihre Weise an und lerne!
7. Ob sie wohl keinen Fürsten noch Hauptmann noch Herrn hat,
8. bereitet sie doch ihr Brot im Sommer und sammelt ihre Speise in der Ernte.
9. Wie lange, liegst du, Fauler? Wann willst du aufstehen von deinem Schlaf?
10. Ja, schlaf noch ein wenig, schlummere ein wenig, schlage die Hände ineinander ein wenig, dass du schlafest,
11. so wird dich die Armut übereilen wie ein Fußgänger und der Mangel wie ein gewappneter Mann.
12. Ein loser Mensch, ein schädlicher Mann, geht mit verkehrtem Munde,
13. winket mit Augen, deutet mit Füßen, zeigt mit Fingern,
14. trachtet allezeit Böses und Verkehrtes in seinem Herzen und richtet Hader an.
15. Darum wird ihm plötzlich sein Unfall kommen und wird schnell zerbrochen werden, dass keine Hilfe da sein wird.
16. Diese sechs Stücke hasst der Herr, und am siebten hat er einen Greuel:
17. hohe Augen, falsche Zungen, Hände, die unschuldig Blut vergießen;
18. Herz, das mit bösen Tücken umgeht; Füße, die behende sind, Schaden zu tun;
19. falscher Zeuge, der frech Lügen redet, und der Hader zwischen Brüdern anrichtet.
20. Mein Kind, bewahre die Gebote deines Vaters und laß nicht fahren das Gesetz deiner Mutter!
21. Binde sie zusammen auf dein Herz allewege und hänge sie an deinen Hals:
22. wenn du gehest, dass sie dich geleiten; wenn du dich legest, dass sie dich bewahren; wenn du aufwachest, dass sie dein Gespräch seien.
23. Denn das Gebot ist eine Leuchte und das Gesetz ein Licht; und die Strafe der Zucht ist ein Weg des Lebens,
24. auf dass du bewahrt werdest vor dem bösen Weibe, vor der glatten Zunge der Fremden.
25. Laß dich ihre Schöne nicht gelüsten in deinem Herzen und verfahe dich nicht an ihren Augenlidern.
26. Denn eine Hure bringt einen ums Brot; aber ein Eheweib fängt das edle Leben.
27. Kann auch jemand ein Feuer im Busen behalten, dass seine Kleider nicht brennen?
28. Wie sollte jemand auf Kohlen gehen, dass seine Füße nicht verbrannt würden?
29. Also geht es, wer zu seines Nächsten Weib geht; es bleibt keiner ungestraft, der sie berührt.
30. Es ist einem Diebe nicht so große Schmach, ob er stiehlt, seine Seele zu sättigen, weil ihn hungert.
31. Und ob er begriffen wird, gibt er's siebenfältig wieder und legt dar alles Gut in seinem Hause.
32. Aber der mit einem Weibe die Ehe bricht, der ist ein Narr, der bringt sein Leben ins Verderben.
33. Dazu trifft ihn Plage und Schande, und seine Schande wird nicht ausgetilgt.
34. Denn der Grimm des Mannes eifert und schont nicht zur Zeit der Rache
35. und sieht keine Person an, die da versöhne, und nimmt's nicht an, ob du viel schenken wolltest.
Das 7. Kapitel
1. Mein Kind, behalte meine Rede und verbirg meine Gebote bei dir!
2. Behalte meine Gebote, so wirst du leben, und mein Gesetz wie deinen Augapfel.
3. Binde sie an deine Finger, schreibe sie auf die Tafel deines Herzens!
4. Sprich zur Weisheit: Du bist meine Schwester, und nenne die Klugheit deine Freundin,
5. dass du behütet werdest vor dem fremden Weibe, vor einer andern, die glatte Worte gibt.
6. Denn am Fenster meines Hauses guckte ich durchs Gitter und sah unter den Albernen
7. und wurde gewahr unter den Kindern eines närrischen Jünglings,
8. der ging auf der Gasse an einer Ecke und trat daher auf dem Wege an ihrem Hause,
9. in der Dämmerung, am Abend des Tages, da es Nacht wurde und dunkel war.
10. Und siehe, da begegnete ihm ein Weib im Hurenschmuck, listig,
11. wild und unbändig, dass ihre Füße in ihrem Hause nicht bleiben können.
12. Jetzt ist sie draußen, jetzt auf der Gasse und lauert an allen Ecken.
13. Und erwischte ihn und küsste ihn unverschämt und sprach zu ihm:
14. Ich habe Dankopfer für mich heute bezahlt, für meine Gelübde.
15. Darum bin ich herausgegangen, dir zu begegnen, dein Angesicht frühe zu suchen, und habe dich funden.
16. Ich habe mein Bett schön geschmückt mit bunten Teppichen aus Ägypten.
17. Ich habe mein Lager mit Myrrhen, Aloes und Zinnamen besprengt.
18. Komm, laß uns genug buhlen bis an den Morgen und laß uns der Liebe pflegen;
19. denn der Mann ist nicht daheim, er ist einen fernen Weg gezogen;
20. er hat den Geldsack mit sich genommen; er wird erst aufs Fest wieder heimkommen.
21. Sie überredete ihn mit vielen Worten und gewann ihn ein mit ihrem glatten Munde.
22. Er folgte ihr bald nach; wie ein Ochs zur Fleischbank geführt wird, und wie zur Fessel, da man die Narren züchtiget,
23. bis sie ihm mit dem Pfeil die Leber spaltete, wie ein Vogel zum Strick eilt und weiß nicht, dass ihm das Leben gilt.
24. So gehorcht mir nun, meine Kinder, und merkt auf die Rede meines Mundes.
25. Laß dein Herz nicht weichen auf ihren Weg und laß dich nicht verführen auf ihre Bahn!
26. Denn sie hat viele verwundet und gefällt, und sind allerlei Mächtige von ihr erwürgt.
27. Ihr Haus sind Wege zur Hölle, da man hinunterfährt in des Todes Kammer.
Das 8. Kapitel
1. Rufet nicht die Weisheit und die Klugheit läßt sich hören?
2. Öffentlich am Wege und an der Straße steht sie.
3. An den Toren bei der Stadt, da man zur Tür eingeht, schreit sie:
4. O ihr Männer, ich schreie zu euch und rufe den Leuten!
5. Merkt, ihr Albernen, den Witz; und ihr Toren, nehmt es zu Herzen!
6. Hört, denn ich will reden, was fürstlich ist, und lehren, was recht ist.
7. Denn mein Mund soll die Wahrheit reden, und meine Lippen sollen hassen, das gottlos ist.
8. Alle Reden meines Mundes sind gerecht; es ist nichts Verkehrtes noch Falsches drinnen.
9. Sie sind alle gleichaus denen, die sie vernehmen, und richtig denen, die es annehmen wollen.
10. Nehmt an meine Zucht lieber denn Silber und die Lehre achtet höher denn köstlich Gold.
11. Denn Weisheit ist besser denn Perlen, und alles, was man wünschen mag, kann ihr nicht gleichen.
12. Ich, Weisheit, wohne bei dem Witz und ich weiß guten Rat zu geben.
13. Die Furcht des Herrn hasst das Arge, die Hoffart, den Hochmut und bösen Weg, und bin feind dem verkehrten Munde.
14. Mein ist beides, Rat und Tat; ich habe Verstand und Macht.
15. Durch mich regieren die Könige und die Ratsherren setzen das Recht.
16. Durch mich herrschen die Fürsten und alle Regenten auf Erden.
17. Ich liebe, die mich lieben; und die mich frühe suchen, finden mich.
18. Reichtum und Ehre ist bei mir, wahrhaftig Gut und Gerechtigkeit.
19. Meine Frucht ist besser denn Gold und fein Gold und mein Einkommen besser denn auserlesen Silber.
20. Ich wandle auf dem rechten Wege, auf der Straße des Rechts,
21. dass ich wohl berate, die mich lieben und ihre Schätze voll mache.
22. Der Herr hat mich gehabt im Anfang seiner Wege; ehe er was machte, war ich da.
23. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit, von Anfang vor der Erde.
24. Da die Tiefen noch nicht waren, da war ich schon bereitet, da die Brunnen noch nicht mit Wasser quollen,
25. Ehe denn die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln war ich bereitet.
26. Er hatte die Erde noch nicht gemacht, und was dran ist, noch die Berge des Erdbodens.
27. Da er die Himmel bereitete, war ich daselbst; da er die Tiefe mit seinem Ziel verfasste,
28. da er die Wolken droben festete, da er festigte die Brunnen der Tiefe,
29. da er dem Meer das Ziel setzte und den Wassern, dass sie nicht übergehen seinen Befehl, da er den Grund der Erde legte:
30. da war ich der Werkmeister bei ihm und hatte meine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit
31. und spielte auf seinem Erdboden; und meine Lust ist bei den Menschenkindern.
32. So gehorcht mir nun, meine Kinder! Wohl denen, die meine Wege behalten!
33. Hört die Zucht und werdet weise, und laßt sie nicht fahren!
34. Wohl dem Menschen, der mir gehorcht, dass er wache an meiner Tür täglich, dass er warte an den Pfosten meiner Tür.
35. Wer mich findet, der findet das Leben und wird Wohlgefallen vom Herrn bekommen.
36. Wer aber an mir sündigt, der verletzt seine Seele. Alle, die mich hassen, lieben den Tod.
Das 9. Kapitel
1. Die Weisheit baute ihr Haus und hieb sieben Säulen,
2. schlachtete ihr Vieh und trug ihren Wein auf und bereitete ihren Tisch
3. und sandte ihre Dirnen aus, zu laden oben auf die Paläste der Stadt:
4. Wer albern ist, der mache sich hieher! Und zum Narren sprach sie:
5. Kommt, zehrt von meinem Brot und trinkt des Weins, den ich schenke!
6. Verlasst das alberne Wesen, so werdet ihr leben; und geht auf dem Wege des Verstandes.
7. Wer den Spötter züchtiget, der muß Schande auf sich nehmen; und wer den Gottlosen straft, der muß gehöhnet werden.
8. Strafe den Spötter nicht, er hasst dich; strafe den Weisen, der wird dich lieben.
9. Gib dem Weisen, so wird er noch weiser werden; lehre den Gerechten, so wird er in der Lehre zunehmen.
10. Der Weisheit Anfang ist des Herrn Furcht; und der Verstand lehrt, was heilig ist.
11. Denn durch mich wird deiner Tage viel werden, und werden dir der Jahre des Lebens mehr werden.
12. Bist du weise, so bist du dir weise; bist du ein Spötter, so wirst du es allein tragen.
13. Es ist aber ein töricht, wild Weib, voll Schwätzens und weiß nichts;
14. die sitzt in der Tür ihres Hauses auf dem Stuhl, oben in der Stadt,
15. zu laden alle, die vorübergehen und richtig auf ihrem Wege wandeln.
16. Wer ist albern, der mache sich hieher! Und zum Narren spricht sie:
17. Die verstohlenen Wasser sind süß und das verborgene Brot ist niedlich.
18. Er weiß aber nicht, dass daselbst Tote sind und ihre Gäste in der tiefen Hölle.
Das 10. Kapitel
1. Dies sind die Sprüche Salomos. Ein weiser Sohn ist seines Vaters Freude; aber ein törichter Sohn ist seiner Mutter Grämen.
2. Unrecht Gut hilft nicht; aber Gerechtigkeit errettet vom Tode.
3. Der Herr läßt die Seele des Gerechten nicht Hunger leiden; er stürzt aber der Gottlosen Schinderei.
4. Lässige Hand macht arm; aber der Fleißigen Hand macht reich.
5. Wer im Sommer sammelt, der ist klug; wer aber in der Ernte schläft, wird zuschanden.
6. Den Segen hat das Haupt des Gerechten; aber den Mund der Gottlosen wird ihr Frevel überfallen.
7. Das Gedächtnis der Gerechten bleibt im Segen; aber der Gottlosen Name wird verwesen.
8. Wer weise von Herzen ist, nimmt die Gebote an; der aber ein Narrenmaul hat, wird geschlagen.
9. Wer unschuldig lebt, der lebt sicher; wer aber verkehrt ist auf seinen Wegen, wird offenbar werden.
10. Wer mit Augen winket, wird Mühe anrichten; und der ein Narrenmaul hat, wird geschlagen.
11. Des Gerechten Mund ist ein lebendiger Brunn; aber den Mund der Gottlosen wird ihr Frevel überfallen.
12. Hass erregt Hader; aber Liebe deckt zu alle Übertretungen.
13. In den Lippen des Verständigen findet man Weisheit; aber auf den Rücken des Narren gehört eine Rute.
14. Die Weisen bewahren die Lehre; aber der Narren Mund ist nahe dem Schrecken.
15. Das Gut des Reichen ist seine feste Stadt; aber die Armen macht die Armut blöde.
16. Der Gerechte braucht seines Guts zum Leben; aber der Gottlose braucht seines Einkommens zur Sünde.
17. Die Zucht halten, ist der Weg zum Leben; wer aber die Strafe verläßt, der bleibt irrig.
18. Falsche Mäuler decken Hass; und wer verleumdet, der ist ein Narr.
19. Wo viel Worte sind, da geht es ohne Sünde nicht ab; wer aber seine Lippen hält, ist klug.
20. Des Gerechten Zunge ist köstlich Silber; aber der Gottlosen Herz ist nichts.
21. Des Gerechten Lippen weiden viele; aber die Narren werden in ihrer Torheit sterben.
22. Der Segen des Herrn macht reich ohne Mühe.
23. Ein Narr treibt Mutwillen und hat's noch dazu seinen Spott; aber der Mann ist weise, der drauf merkt.
24. Was der Gottlose fürchtet, das wird ihm begegnen; und was die Gerechten begehren, wird ihnen gegeben.
25. Der Gottlose ist wie ein Wetter, das überhin geht und nicht mehr ist; der Gerechte aber besteht ewiglich.
26. Wie der Essig den Zähnen und der Rauch den Augen tut, so tut der Faule denen, die ihn senden.
27. Die Furcht des Herrn mehrt die Tage; aber die Jahre der Gottlosen werden verkürzt.
28. Das Warten der Gerechten wird Freude werden; aber der Gottlosen Hoffnung wird verloren sein.
29. Der Weg des Herrn ist des Frommen Trotz; aber die Übeltäter sind blöde.
30. Der Gerechte wird nimmermehr umgestoßen; aber die Gottlosen werden nicht im Lande bleiben.
31. Der Mund des Gerechten bringt Weisheit; aber das Maul der Verkehrten wird ausgerottet.
32. Die Lippen der Gerechten lehren heilsam Ding; aber der Gottlosen Mund ist verkehrt.
Das 11. Kapitel
1. Falsche Waage ist dem Herrn ein Greuel; aber ein völlig Gewicht ist sein Wohlgefallen.
2. Wo Stolz ist, da ist auch Schmach; aber Weisheit ist bei den Demütigen.
3. Unschuld wird die Frommen leiten; aber die Bosheit wird die Verächter verstören.
4. Gut hilft nicht am Tage des Zorns; aber Gerechtigkeit errettet vom Tode.
5. Die Gerechtigkeit des Frommen macht seinen Weg eben; aber der Gottlose wird fallen durch sein gottlos Wesen.
6. Die Gerechtigkeit der Frommen wird sie erretten; aber die Verächter werden gefangen in ihrer Bosheit.
7. Wenn der gottlose Mensch stirbt, ist Hoffnung verloren; und das Harren der Ungerechten wird zunichte.
8. Der Gerechte wird aus der Not erlöst und der Gottlose kommt an seine Statt.
9. Durch den Mund des Heuchlers wird sein Nächster verdorben; aber die Gerechten merken's und werden erlöst.
10. Eine Stadt freut sich, wenn's den Gerechten wohlgeht; und wenn die Gottlosen umkommen, wird man froh.
11. Durch den Segen der Frommen wird eine Stadt erhaben; aber durch den Mund der Gottlosen wird sie zerbrochen.
12. Wer seinen Nächsten schändet, ist ein Narr; aber ein verständiger Mann stillet es.
13. Ein Verleumder verrät, was er heimlich weiß; aber wer eines getreuen Herzens ist, verbirgt dasselbe.
14. Wo nicht Rat ist, da geht das Volk unter; wo aber viel Ratgeber sind, da geht es wohl zu.
15. Wer für einen andern Bürge wird, der wird Schaden haben; wer sich aber vor Geloben hütet, ist sicher.
16. Ein holdselig Weib erhält die Ehre; aber die Tyrannen erhalten den Reichtum.
17. Ein barmherziger Mann tut seinem Leibe Gutes; aber ein unbarmherziger betrübt auch sein Fleisch und Blut.
18. Der Gottlosen Arbeit wird fehlen; aber wer Gerechtigkeit sät, das ist gewiss Gut.
19. Denn Gerechtigkeit fördert zum Leben; aber dem Übel nachjagen fördert zum Tode.
20. Der Herr hat Greuel an den verkehrten Herzen und Wohlgefallen an den Frommen.
21. Den Bösen hilft nichts, wenn sie auch alle Hände zusammentäten; aber der Gerechten Same wird errettet werden.
22. Ein schön Weib ohne Zucht ist wie eine Sau mit einem güldenen Haarband.
23. Der Gerechten Wunsch muß doch wohl geraten; und der Gottlosen Hoffen wird Unglück.
24. Einer teilt aus und hat immer mehr; ein anderer karget, da er nicht soll, und wird doch ärmer.
25. Die Seele, die da reichlich segnet, wird fett; und wer trunken macht, der wird auch trunken werden.
26. Wer Korn inhält, dem fluchen die Leute; aber Segen kommt über den, so es verkauft.
27. Wer da Gutes sucht, dem widerfährt Gutes; wer aber nach Unglück ringt, dem wird's begegnen.
28. Wer sich auf seinen Reichtum verläßt, der wird untergehen; aber die Gerechten werden grünen wie ein Blatt.
29. Wer sein eigen Haus betrübt, der wird Wind zu Erbteil haben; und ein Narr muß ein Knecht des Weisen sein.
30. Die Frucht des Gerechten ist ein Baum des Lebens; und ein Weiser nimmt sich der Leute herzlich an.
31. So der Gerechte auf Erden leiden muß, wie viel mehr der Gottlose und Sünder!
Das 12. Kapitel
1. Wer sich gerne läßt strafen, der wird klug werden; wer aber ungestraft sein will, der bleibt ein Narr.
2. Wer fromm ist, der bekommt Trost vom Herrn; aber ein Ruchloser verdammt sich selbst.
3. Ein gottlos Wesen fördert den Menschen nicht; aber die Wurzel der Gerechten wird bleiben.
4. Ein fleißig Weib ist eine Krone ihres Mannes; aber eine Unfleißige ist ein Eiter in seinem Gebeine.
5. Die Gedanken der Gerechten sind redlich; aber die Anschläge der Gottlosen sind Trügerei.
6. Der Gottlosen Predigt richtet Blutvergießen an; aber der Frommen Mund errettet.
7. Die Gottlosen werden umgestürzt und nicht mehr sein; aber das Haus der Gerechten bleibt stehen.
8. Eines weisen Mannes Rat wird gelobt; aber die Tücken werden zuschanden.
9. Wer gering ist und wartet des Seinen, der ist besser, denn der groß sein will, dem des Brots mangelt.
10. Der Gerechte erbarmt sich seines Viehes; aber das Herz der Gottlosen ist unbarmherzig.
11. Wer seinen Acker baut, der wird Brots die Fülle haben; wer aber unnötigen Sachen nachgeht, der ist ein Narr.
12. Des Gottlosen Lust ist, Schaden zu tun; aber die Wurzel der Gerechten wird Frucht bringen.
13. Der Böse wird gefangen in seinen eigenen falschen Worten; aber der Gerechte entgeht der Angst.
14. Viel Gutes kommt einem durch die Frucht des Mundes; und dem Menschen wird vergolten, nachdem seine Hände verdient haben.
15. Dem Narren gefällt seine Weise wohl; aber wer Rat gehorcht; der ist weise.
16. Ein Narr zeigt seinen Zorn bald; aber wer die Schmach birget, ist witzig.
17. Wer wahrhaftig ist, der sagt frei, was recht ist; aber ein falscher Zeuge betrügt.
18. Wer unvorsichtig herausfährt, sticht wie ein Schwert; aber die Zunge der Weisen ist heilsam.
19. Wahrhaftiger Mund besteht ewiglich; aber die falsche Zunge besteht nicht lange.
20. Die, so Böses raten, betrügen; aber die zum Frieden raten, machen Freude.
21. Es wird dem Gerechten kein Leid geschehen; aber die Gottlosen werden voll Unglücks sein.
22. Falsche Mäuler sind dem Herrn ein Greuel; die aber treulich handeln, gefallen ihm wohl.
23. Ein witziger Mann gibt nicht Klugheit vor; aber das Herz der Narren ruft seine Narrheit aus.
24. Fleißige Hand wird herrschen; die aber lässig ist, wird müssen zinsen.
25. Sorge im Herzen kränket; aber ein freundlich Wort erfreut.
26. Der Gerechte hat's besser denn sein Nächster; aber der Gottlosen Weg verführt sie.
27. Einem Lässigen gerät sein Handel nicht; aber ein fleißiger Mensch wird reich.
28. Auf dem rechten Wege ist Leben, und auf dem gebahnten Pfad ist kein Tod.
Das 13. Kapitel
1. Ein weiser Sohn läßt sich den Vater züchtigen; aber ein Spötter gehorcht der Strafe nicht.
2. Der Frucht des Mundes geneußt man; aber die Verächter denken nur zu freveln.
3. Wer seinen Mund bewahrt, der bewahrt sein Leben; wer aber mit seinem Maul herausfährt, der kommt in Schrecken.
4. Der Faule begehrt und kriegt's doch nicht; aber die Fleißigen kriegen genug.
5. Der Gerechte ist der Lüge feind; aber der Gottlose schändet und schmähet sich selbst.
6. Die Gerechtigkeit behütet den Unschuldigen; aber das gottlose Wesen bringt einen zu der Sünde.
7. Mancher ist arm bei großem Gut; und mancher ist reich bei seiner Armut.
8. Mit Reichtum kann einer sein Leben erretten; aber ein Armer hört das Schelten nicht.
9. Das Licht der Gerechten macht fröhlich; aber die Leuchte der Gottlosen wird auslöschen.
10. Unter den Stolzen ist immer Hader; aber Weisheit macht vernünftige Leute.
11. Reichtum wird wenig, wo man's vergeudet; was man aber zusammenhält, das wird groß.
12. Die Hoffnung, die sich verzeucht, ängstet das Herz; wenn's aber kommt, das man begehrt, das ist ein Baum des Lebens.
13. Wer das Wort verachtet, der verdirbt sich selbst; wer aber das Gebot fürchtet, dem wird's vergolten.
14. Die Lehre des Weisen ist eine lebendige Quelle, zu meiden die Stricke des Todes.
15. Ein guter Rat tut sanft; aber der Verächter Weg bringt Wehe.
16. Ein Kluger tut alles mit Vernunft; ein Narr aber breitet Narrheit aus.
17. Ein gottloser Bote bringt Unglück; aber ein treuer Werber ist heilsam.
18. Wer Zucht läßt fahren, der hat Armut und Schande; wer sich gerne strafen läßt, wird zu Ehren kommen.
19. Wenn's kommt, das man begehrt, das tut dem Herzen wohl; aber der das Böse meidet, ist den Toren ein Greuel.
20. Wer mit den Weisen umgeht, der wird weise; wer aber der Narren Geselle ist, der wird Unglück haben.
21. Unglück verfolgt die Sünder; aber den Gerechten wird Gutes vergolten.
22. Der Gute wird erben auf Kindeskind aber des Sünders Gut wird dem Gerechten vorgesparet.
23. Es ist viel Speise in den Furchen der Armen; aber die unrecht tun, verderben.
24. Wer seiner Rute schont, der hasst seinen Sohn; wer ihn aber liebhat, der züchtiget ihn bald.
25. Der Gerechte isset, dass seine Seele satt wird; der Gottlosen Bauch aber hat nimmer genug.
Das 14. Kapitel
1. Durch weise Weiber wird das Haus erbaut; eine Närrin aber zerbricht es mit ihrem Tun.
2. Wer den Herrn fürchtet, der geht auf rechter Bahn; wer ihn aber verachtet, der weicht aus seinem Wege.
3. Narren reden tyrannisch; aber die Weisen bewahren ihren Mund.
4. Wo nicht Ochsen sind, da ist die Krippe rein; aber wo der Ochse geschäftig ist, da ist viel Einkommens.
5. Ein treuer Zeuge lüget nicht; aber ein falscher Zeuge redet türstiglich Lügen.
6. Der Spötter sucht Weisheit und findet sie nicht; aber dem Verständigen ist die Erkenntnis leicht.
7. Gehe von dem Narren; denn du lernest nichts von ihm.
8. Das ist des Klugen Weisheit, dass er auf seinen Weg merkt; aber das ist der Narren Torheit, dass es eitel Trug mit ihnen ist.
9. Die Narren treiben das Gespött mit der Sünde; aber die Frommen haben Lust an den Frommen.
10. Wenn das Herz traurig ist, so hilft keine äußerliche Freude.
11. Das Haus der Gottlosen wird vertilgt; aber die Hütte der Frommen wird grünen.
12. Es gefällt manchem ein Weg wohl; aber endlich bringt er ihn zum Tode.
13. Nach dem Lachen kommt Trauern, und nach der Freude kommt Leid.
14. Einem losen Menschen wird's gehen, wie er handelt; aber ein Frommer wird über ihn sein.
15. Ein Alberner glaubt alles; aber ein Witziger merkt auf seinen Gang.
16. Ein Weiser fürchtet sich und meidet das Arge; ein Narr aber fährt hindurch türstiglich.
17. Ein Ungeduldiger tut närrisch; aber ein Bedächtiger hasst es.
18. Die Albernen erben Narrheit; aber es ist der Witzigen Krone, vorsichtiglich handeln.
19. Die Bösen müssen sich bücken vor den Guten und die Gottlosen in den Toren des Gerechten.
20. Einen Armen hassen auch seine Nächsten; aber die Reichen haben viel Freunde.
21. Der Sünder verachtet seinen Nächsten; aber wohl dem, der sich der Elenden erbarmt!
22. Die mit bösen Ränken umgehen, werden fehlen; die aber Gutes denken, denen wird Treue und Güte widerfahren.
23. Wo man arbeitet, da ist genug; wo man aber mit Worten umgeht, da ist Mangel.
24. Den Weisen ist ihr Reichtum eine Krone; aber die Torheit der Narren bleibt Torheit.
25. Ein treuer Zeuge errettet das Leben; aber ein falscher Zeuge betrügt.
26. Wer den Herrn fürchtet, der hat eine sichere Festung, und seine Kinder werden auch beschirmet.
27. Die Furcht des Herrn ist eine Quelle des Lebens, dass man meide die Stricke des Todes.
28. Wo ein König viel Volks hat, das ist seine Herrlichkeit; wo aber, wenig Volks ist, das macht einen Herrn blöde.
29. Wer geduldig ist, der ist weise; wer aber ungeduldig ist, der offenbart seine Torheit.
30. Ein gütiges Herz ist des Leibes Leben; aber Neid ist Eiter in Beinen.
31. Wer dem Geringen Gewalt tut, der lästert desselben Schöpfer; aber wer sich des Armen erbarmt, der ehrt Gott,
32. Der Gottlose besteht nicht in seinem Unglück; aber der Gerechte ist auch in seinem Tode getrost.
33. Im Herzen des Verständigen ruht Weisheit und wird offenbar unter den Narren.
34. Gerechtigkeit erhöht ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben.
35. Ein kluger Knecht gefällt dem Könige wohl; aber einem schändlichen Knechte ist er feind.
Das 15. Kapitel
1. Eine linde Antwort stillet den Zorn; aber ein hart Wort richtet Grimm an.
2. Der Weisen Zunge macht die Lehre lieblich; der Narren Mund speit eitel Narrheit.
3. Die Augen des Herrn schauen an allen Orten beide, die Bösen und Frommen.
4. Eine heilsame Zunge ist ein Baum des Lebens; aber eine lügenhaftige macht Herzeleid.
5. Der Narr lästert die Zucht seines Vaters; wer aber Strafe annimmt, der wird klug werden.
6. In des Gerechten Hause ist Guts genug aber in dem Einkommen des Gottlosen ist Verderben.
7. Der Weisen Mund streut guten Rat; aber der Narren Herz ist nicht also.
8. Der Gottlosen Opfer ist dem Herrn ein Greuel; aber das Gebet der Frommen ist ihm angenehm.
9. Des Gottlosen Weg ist dem Herrn ein Greuel; wer aber der Gerechtigkeit nachjagt, der wird geliebt.
10. Das ist eine böse Zucht, den Weg verlassen; und wer die Strafe hasst, der muß sterben.
11. Hölle und Verderbnis ist vor dem Herrn; wie viel mehr der Menschen Herzen!
12. Der Spötter liebt nicht, der ihn straft, und geht nicht zu den Weisen.
13. Ein fröhlich Herz macht ein fröhlich Angesicht; aber wenn das Herz bekümmert ist, so fällt auch der Mut.
14. Ein kluges Herz handelt bedächtiglich; aber die kühnen Narren regieren närrisch.
15. Ein Betrübter hat nimmer keinen guten Tag; aber ein guter Mut ist ein täglich Wohlleben.
16. Es ist besser ein wenig mit der Furcht des Herrn denn großer Schatz, darin Unruhe ist.
17. Es ist besser ein Gericht Kraut mit Liebe denn ein gemästeter Ochse mit Hass.
18. Ein zorniger Mann richtet Hader an; ein Geduldiger aber stillet den Zank.
19. Der Weg des Faulen ist dornig; aber der Weg der Frommen ist wohl gebahnet.
20. Ein weiser Sohn erfreut den Vater; und ein närrischer Mensch ist seiner Mutter Schande.
21. Dem Toren ist die Torheit eine Freude; aber ein verständiger Mann bleibt auf dem rechten Wege.
22. Die Anschläge werden zunichte, wo nicht Rat ist; wo aber viel Ratgeber sind, bestehen sie.
23. Es ist einem eine Freude, wo man ihm richtig antwortet; und ein Wort zu seiner Zeit ist sehr lieblich.
24. Der Weg des Lebens geht überwärts klug zu machen, auf dass man meide die Hölle unterwärts.
25. Der Herr wird das Haus der Hoffärtigen zerbrechen und die Grenze der Witwen bestätigen.
26. Die Anschläge des Argen sind dem Herrn ein Greuel; aber tröstlich reden die Reinen.
27. Der Geizige verstört sein eigen Haus; wer aber Geschenk hasst, der wird leben.
28. Das Herz des Gerechten dichtet, was zu antworten ist; aber der Mund der Gottlosen schäumt Böses.
29. Der Herr ist ferne von den Gottlosen; aber der Gerechten Gebet erhört er.
30. Freundlicher Anblick erfreut das Herz; ein gut Gerücht macht das Gebeine fett.
31. Das Ohr, das da hört die Strafe des Lebens, wird unter den Weisen wohnen.
32. Wer sich nicht ziehen läßt, der macht sich selbst zunichte; wer aber Strafe hört, der wird klug.
33. Die Furcht des Herrn ist Zucht zur Weisheit; und ehe man zu Ehren kommt, muß man zuvor leiden.
Das 16. Kapitel
1. Der Mensch setzt ihm wohl vor im Herzen; aber vom Herrn kommt, was die Zunge reden soll.
2. Einen jeglichen dünken seine Wege rein sein; aber allein der Herr macht das Herz gewiss.
3. Befiehl dem Herrn deine Werke, so werden deine Anschläge fortgehen.
4. Der Herr macht alles um sein selbst willen, auch den Gottlosen zum bösen Tage.
5. Ein stolz Herz ist dem Herrn ein Greuel und wird nicht ungestraft bleiben, wenn sie sich gleich alle aneinander hängen.
6. Durch Güte und Treue wird Missetat versöhnt; und durch die Furcht des Herrn meidet man das Böse.
7. Wenn jemands Wege dem Herrn wohlgefallen, so macht er auch seine Feinde mit ihm zufrieden.
8. Es ist besser wenig mit Gerechtigkeit denn viel Einkommens mit Unrecht.
9. Des Menschen Herz schlägt seinen Weg an, aber der Herr allein gibt, dass er fortgehe.
10. Weissagung ist in dem Munde des Königs; sein Mund fehlt nicht im Gericht.
11. Rechte Waage und Gewicht ist vom Herrn; und alle Pfunde im Sack sind seine Werke.
12. Vor den Königen unrecht tun, ist ein Greuel; denn durch Gerechtigkeit wird der Thron bestätigt.
13. Recht raten gefällt den Königen; und wer gleich zu rät, wird geliebt.
14. Des Königs Grimm ist ein Bote des Todes; aber ein weiser Mann wird ihn versöhnen.
15. Wenn des Königs Angesicht freundlich ist, das ist Leben; und seine Gnade ist wie ein Abendregen.
16. Nimm an die Weisheit, denn sie ist besser weder Gold, und Verstand haben ist edler denn Silber.
17. Der Frommen Weg meidet das Arge; und wer seinen Weg bewahrt, der behält sein Leben.
18. Wer zugrund gehen soll, der wird zuvor stolz; und stolzer Mut kommt vor dem Fall.
19. Es ist besser niedriges Gemüts sein mit den Elenden, denn Raub austeilen mit den Hoffärtigen.
20. Wer eine Sache klüglich führt, der findet Glück; und wohl dem, der sich auf den Herrn verläßt.
21. Ein Verständiger wird gerühmt für einen weisen Mann, und liebliche Reden lehren wohl.
22. Klugheit ist ein lebendiger Brunn dem, der sie hat; aber die Zucht der Narren ist Narrheit.
23. Ein weises Herz redet klüglich und lehrt wohl.
24. Die Reden des Freundlichen sind Honigseim, trösten die Seele und erfrischen die Gebeine.
25. Manchem gefällt ein Weg wohl; aber sein Letztes reicht zum Tode.
26. Mancher kommt zu großem Unglück durch sein eigen Maul.
27. Ein loser Mensch gräbt nach Unglück, und in seinem Maul brennet Feuer.
28. Ein verkehrter Mensch richtet Hader an, und ein Verleumder macht Fürsten uneins.
29. Ein Frevler locket seinen Nächsten und führt ihn auf keinen guten Weg.
30. Wer mit den Augen winkt, denkt nicht Gutes; und wer mit den Lippen deutet, vollbringt Böses.
31. Graue Haare sind eine Krone der Ehren, die auf dem Wege der Gerechtigkeit funden werden.
32. Ein Geduldiger ist besser denn ein Starker, und der seines Muts Herr ist, denn der Städte gewinnt.
33. Los wird geworfen in den Schoß; aber es fällt, wie der Herr will.
Das 17. Kapitel
1. Es ist ein trockner Bissen, daran man sich genügen läßt, besser denn ein Haus voll Geschlachtetes mit Hader.
2. Ein kluger Knecht wird herrschen über unfleißige Erben und wird unter den Brüdern das Erbe austeilen.
3. Wie das Feuer Silber und der Ofen Gold, also prüfet der Herr die Herzen.
4. Ein Böser achtet auf böse Mäuler, und ein Falscher gehorcht gerne schädlichen Zungen.
5. Wer des Dürftigen spottet, der höhnet desselben Schöpfer; und wer sich seines Unfalls freut, wird nicht ungestraft bleiben.
6. Der Alten Krone sind Kindeskinder, und der Kinder Ehre sind ihre Väter.
7. Es steht einem Narren nicht wohl an, von hohen Dingen reden, viel weniger einem Fürsten, dass er gerne lüget.
8. Wer zu schenken hat, dem ist's wie ein Edelstein; wo er sich hinkehrt, ist er klug geachtet.
9. Wer Sünde zudeckt, der macht Freundschaft; wer aber die Sache aufrührt, der macht Fürsten uneins.
10. Schelten schreckt mehr an dem Verständigen denn hundert Schläge an dem Narren.
11. Ein bitterer Mensch trachtet Schaden zu tun; aber es wird ein grausamer Engel über ihn kommen.
12. Es ist besser, einem Bären begegnen, dem die Jungen geraubt sind, denn einem Narren in seiner Narrheit.
13. Wer Gutes mit Bösem vergilt, von des Hause wird Böses nicht lassen.
14. Wer Hader anfängt, ist gleich, als der dem Wasser den Damm aufreißt. Laß du vom Hader, ehe du drein gemengt wirst.
15. Wer den Gottlosen recht spricht und den Gerechten verdammt, die sind beide dem Herrn ein Greuel.
16. Was soll dem Narren Geld in der Hand, Weisheit zu kaufen, so er doch ein Narr ist?
17. Ein Freund liebt allezeit, und ein Bruder wird in der Not erfunden.
18. Es ist ein Narr, der an die Hand gelobt und Bürge wird für seinen Nächsten.
19. Wer Zank liebt, der liebt Sünde; und wer seine Tür hoch macht, ringt nach Unglück.
20. Ein verkehrt Herz findet nichts Gutes, und der verkehrter Zunge ist, wird in Unglück fallen.
21. Wer einen Narren zeugt, der hat Grämen, und eines Narren Vater hat keine Freude.
22. Ein fröhlich Herz macht das Leben lustig; aber ein betrübter Mut vertrocknet das Gebeine.
23. Der Gottlose nimmt heimlich gern Geschenke, zu beugen den Weg des Rechts.
24. Ein Verständiger gebärdet weislich; ein Narr wirft die Augen hin und her.
25. Ein närrischer Sohn ist seines Vaters Trauern und Betrübnis seiner Mutter, die ihn geboren hat.
26. Es ist nicht gut, dass man den Gerechten schindet, den Fürsten zu schlagen, der recht regiert.
27. Ein Vernünftiger mäßiget seine Rede, und ein verständiger Mann ist eine teure Seele.
28. Ein Narr, wenn er schwiege, würde auch weise gerechnet und verständig, wenn er das Maul hielte.
Das 18. Kapitel
1. Wer sich absondert, der sucht, was ihn gelüstet, und setzt sich wider alles, was gut ist.
2. Ein Narr hat nicht Lust am Verstand, sondern was in seinem Herzen steckt.
3. Wo der Gottlose hinkommt, da kommt Verachtung und Schmach mit Hohn.
4. Die Worte in eines Munde sind wie tiefe Wasser, und die Quelle der Weisheit ist ein voller Strom.
5. Es ist nicht gut, die Person des Gottlosen achten, zu beugen den Gerechten im Gericht.
6. Die Lippen des Narren bringen Zank, und sein Mund ringt nach Schlägen.
7. Der Mund des Narren schadet ihm selbst, und seine Lippen fahen seine eigene Seele.
8. Die Worte des Verleumders sind Schläge und gehen einem durchs Herz.
9. Wer laß ist in seiner Arbeit, der ist ein Bruder des, der das Seine umbringt.
10. Der Name des Herrn ist ein festes Schloß; der Gerechte läuft dahin und wird beschirmet.
11. Das Gut des Reichen ist ihm eine feste Stadt und wie eine hohe Mauer um ihn her.
12. Wenn einer zugrund gehen soll, wird sein Herz zuvor stolz; und ehe man zu Ehren kommt, muß man zuvor leiden.
13. Wer antwortet, ehe er hört, dem ist's Narrheit und Schande.
14. Wer ein fröhlich Herz hat, der weiß sich in seinem Leiden zu halten; wenn aber der Mut liegt, wer kann's tragen?
15. Ein verständig Herz weiß sich vernünftiglich zu halten, und die Weisen hören gern, dass man vernünftiglich handelt.
16. Das Geschenk des Menschen macht ihm Raum und bringt ihn vor die großen Herren.
17. Der Gerechte ist seiner Sache zuvor gewiss; kommt sein Nächster, so findet er ihn also.
18. Das Los stillet den Hader und scheidet zwischen den Mächtigen.
19. Ein verletzter Bruder hält härter denn eine feste Stadt; und Zank hält härter denn Riegel am Palast.
20. Einem Mann wird vergolten, danach sein Mund geredet hat, und wird gesättiget von der Frucht seiner Lippen.
21. Tod und Leben steht in der Zunge Gewalt; wer sie liebt, der wird von ihrer Frucht essen.
22. Wer eine Ehefrau findet, der findet was Gutes und bekommt Wohlgefallen vom Herrn.
23. Ein Armer redet mit Flehen; ein Reicher antwortet stolz.
24. Ein treuer Freund liebt mehr und steht fester bei denn ein Bruder.
Das 19. Kapitel
1. Ein Armer, der in seiner Frömmigkeit wandelt, ist besser denn ein Verkehrter mit seinen Lippen, der doch ein Narr ist.
2. Wo man nicht mit Vernunft handelt, da geht es nicht wohl zu; und wer schnell ist mit Füßen, der tut Schaden.
3. Die Torheit eines Menschen verleitet seinen Weg; da sein Herz wider den Herrn tobet.
4. Gut macht viel Freunde; aber der Arme wird von seinen Freunden verlassen.
5. Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft, und wer Lügen frech redet, wird nicht entrinnen.
6. Viele warten auf die Person des Fürsten und sind alle Freunde des, der Geschenke gibt.
7. Den Armen hassen alle seine Brüder, ja auch seine Freunde fernen sich von ihm; und wer sich auf Worte verläßt, dem wird nichts.
8. Wer klug ist, liebt sein Leben; und der Verständige findet Gutes.
9. Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft, und wer frech Lügen redet, wird umkommen.
10. Dem Narren steht nicht wohl an, gute Tage haben, viel weniger einem Knechte, zu herrschen über Fürsten.
11. Wer geduldig ist, der ist ein kluger Mensch, und ist ihm ehrlich, dass er Untugend überhören kann.
12. Die Ungnade des Königs ist wie das Brüllen eines jungen Löwen; aber seine Gnade ist wie Tau auf dem Grase.
13. Ein närrischer Sohn ist seines Vaters Herzeleid und ein zänkisch Weib ein stetiges Triefen.
14. Haus und Güter erben die Eltern; aber ein vernünftig Weib kommt vom Herrn.
15. Faulheit bringt Schlafen, und eine lässige Seele wird Hunger leiden.
16. Wer das Gebot bewahrt, der bewahrt sein Leben; wer aber seinen Weg verachtet, wird sterben.
17. Wer sich des Armen erbarmt, der leihet dem Herrn; der wird ihm wieder Gutes vergelten.
18. Züchtige deinen Sohn, weil Hoffnung da ist; aber laß deine Seele nicht bewegt werden, ihn zu töten.
19. Denn großer Grimm bringt Schaden; darum laß ihn los, so kannst du ihn mehr züchtigen.
20. Gehorche dem Rat und nimm Zucht an, dass du hernach weise seist.
21. Es sind viel Anschläge in eines Mannes Herzen; aber der Rat des Herrn bleibt stehen.
22. Einen Menschen lüstet seine Wohltat; und ein Armer ist besser denn ein Lügner.
23. Die Furcht des Herrn fördert zum Leben und wird satt bleiben, dass kein Übel sie heimsuchen wird.
24. Der Faule verbirgt seine Hand im Topf und bringt sie nicht wieder zum Munde.
25. Schlägt man den Spötter, so wird der Alberne witzig; straft man einen Verständigen, so wird er vernünftig.
26. Wer Vater verstört und Mutter verjaget, der ist ein schändlich und verflucht Kind.
27. Laß ab, mein Sohn, zu hören die Zucht, die da abführt von vernünftiger Lehre!
28. Ein loser Zeuge spottet des Rechts, und der Gottlosen Mund verschlingt das Unrecht.
29. Den Spöttern sind Strafen bereitet und Schläge auf der Narren Rücken.
Das 20. Kapitel
1. Der Wein macht lose Leute und stark Getränk macht wild; wer dazu Lust hat, wird nimmer weise.
2. Das Schrecken des Königs ist wie das Brüllen eines jungen Löwen; wer ihn erzürnt, der sündigt wider sein Leben.
3. Es ist dem Mann eine Ehre, vom Hader bleiben; aber die gerne hadern, sind allzumal Narren.
4. Um der Kälte willen will der Faule nicht pflügen; so muß er in der Ernte betteln und nichts kriegen.
5. Der Rat im Herzen eines Mannes ist wie tiefe Wasser; aber ein Verständiger kann's merken, was er meint.
6. Viele Menschen werden fromm gerühmt; aber wer will finden einen, der rechtschaffen fromm sei?
7. Ein Gerechter, der in seiner Frömmigkeit wandelt, des Kindern wird's wohlgehen nach ihm.
8. Ein König, der auf dem Stuhl sitzt zu richten, zerstreut alles Arge mit seinen Augen.
9. Wer kann sagen: Ich bin rein in meinem Herzen und lauter von meiner Sünde?
10. Mancherlei Gewicht und Maß ist beides Greuel dem Herrn.
11. Auch kennt man einen Knaben an seinem Wesen, ob er fromm und redlich werden will.
12. Ein hörend Ohr und sehend Auge, die macht beide der Herr.
13. Liebe den Schlaf nicht, dass du nicht arm werdest; laß deine Augen wacker sein, so wirst du Brots genug haben.
14. Böse, böse! spricht man, wenn man's hat; aber wenn's weg ist, so rühmt man es denn.
15. Es ist Gold und viel Perlen; aber ein vernünftiger Mund ist ein edel Kleinod.
16. Nimm dem sein Kleid, der für einen anderen Bürge wird, und pfände ihn um des Unbekannten willen.
17. Das gestohlene Brot schmeckt jedermann wohl; aber hernach wird ihm der Mund voll Kieseling werden.
18. Anschläge bestehen, wenn man sie mit Rat führt; und Krieg soll man mit Vernunft führen.
19. Sei unverworren mit dem, der Heimlichkeit offenbart, und mit dem Verleumder und mit dem falschen Maul.
20. Wer seinem Vater und seiner Mutter flucht, des Leuchte wird verlöschen mitten in Finsternis.
21. Das Erbe, danach man zuerst sehr eilt, wird zuletzt nicht gesegnet sein.
22. Sprich nicht: Ich will Böses vergelten. Harre des Herrn, der wird dir helfen.
23. Mancherlei Gewicht ist ein Greuel dem Herrn, und eine falsche Waage ist nicht gut.
24. Jedermanns Gänge kommen vom Herrn. Welcher Mensch versteht seinen Weg?
25. Es ist dem Menschen ein Strick, das Heilige lästern und danach Gelübde suchen.
26. Ein weiser König zerstreut die Gottlosen und bringt das Rad über sie.
27. Die Leuchte des Herrn ist des Menschen Odem; die geht durchs ganze Herz.
28. Fromm und wahrhaftig sein behüten den König, und sein Thron besteht durch Frömmigkeit.
29. Der Jünglinge Stärke ist ihr Preis; und grau Haar ist der Alten Schmuck.
30. Man muß dem Bösen wehren mit harter Strafe und mit ernsten Schlägen, die man fühlt.
Das 21. Kapitel
1. Des Königs Herz ist in der Hand des Herrn wie Wasserbäche, und er neigt es, wohin er will.
2. Einen jeglichen dünkt sein Weg recht sein; aber allein der Herr macht die Herzen gewiss.
3. Wohl und recht tun ist dem Herrn lieber denn Opfer.
4. Hoffärtige Augen und stolzer Mut und die Leuchte der Gottlosen ist Sünde.
5. Die Anschläge eines Endelichen bringen Überfluß; wer aber allzu jach ist, wird mangeln.
6. Wer Schätze sammelt mit Lügen, der wird fehlen und fallen unter die den Tod suchen.
7. Der Gottlosen Rauben wird sie schrecken; denn sie wollten nicht tun, was recht war.
8. Wer einen andern Weg geht, der ist verkehrt; wer aber in seinem Befehl geht, des Werk ist recht.
9. Es ist besser wohnen im Winkel auf dem Dach, denn bei einem zänkischen Weibe in einem Hause beisammen.
10. Die Seele des Gottlosen wünschet Arges und gönnet seinem Nächsten nichts.
11. Wenn der Spötter gestraft wird, so werden die Albernen weise; und wenn man einen Weisen unterrichtet, so wird er vernünftig.
12. Der Gerechte hält sich weislich gegen des Gottlosen Haus; aber die Gottlosen denken nur Schaden zu tun.
13. Wer seine Ohren verstopft vor dem Schreien des Armen, der wird auch rufen und nicht erhört werden.
14. Eine heimliche Gabe stillet den Zorn und ein Geschenk im Schoß den heftigen Grimm.
15. Es ist dem Gerechten eine Freude zu tun, was recht ist, aber eine Furcht den Übeltätern.
16. Ein Mensch, der vom Wege der Klugheit irrt, der wird bleiben in der Toten Gemeinde.
17. Wer gern in Wollust lebt, wird mangeln; und wer Wein und Öl liebt, wird nicht reich.
18. Der Gottlose muß für den Gerechten gegeben werden und der Verächter für die Frommen.
19. Es ist besser wohnen im wüsten Lande denn, bei einem zänkischen und zornigen Weibe.
20. Im Hause des Weisen ist ein lieblicher Schatz und Öl aber ein Narr verschlemmt es.
21. Wer der Barmherzigkeit und Güte nachjagt, der findet das Leben, Barmherzigkeit und Ehre.
22. Ein Weiser gewinnt die Stadt der Starken und stürzet ihre Macht durch ihre Sicherheit.
23. Wer seinen Mund und Zunge bewahrt, der bewahrt seine Seele vor Angst.
24. Der stolz und vermessen ist, heißt ein loser Mensch, der im Zorn Stolz beweist.
25. Der Faule stirbt über seinem Wünschen; denn seine Hände wollen nichts tun.
26. Er wünscht täglich; aber der Gerechte gibt und versagt nicht.
27. Der Gottlosen Opfer ist ein Greuel; denn sie werden in Sünden geopfert.
28. Ein lügenhaftiger Zeuge wird umkommen; aber wer gehorcht, den läßt man auch allezeit wiederum reden.
29. Der Gottlose fährt mit dem Kopf hindurch; aber wer fromm ist, des Weg wird bestehen.
30. Es hilft keine Weisheit, kein Verstand, kein Rat wider den Herrn.
31. Rosse werden zum Streittage bereitet; aber der Sieg kommt vom Herrn.
Das 22. Kapitel
1. Das Gerücht ist köstlicher denn großer Reichtum und Gunst besser denn Silber und Gold.
2. Reiche und Arme müssen untereinander sein; der Herr hat sie alle gemacht.
3. Der Witzige sieht das Unglück und verbirgt sich; die Albernen gehen durchhin und werden beschädigt.
4. Wo man leidet in des Herrn Furcht, da ist Reichtum, Ehre und Leben.
5. Stacheln und Stricke sind auf dem Wege des Verkehrten; wer aber sich davon fernet, bewahrt sein Leben.
6. Wie man einen Knaben gewöhnt, so läßt er nicht davon, wenn er alt wird.
7. Der Reiche herrscht über die Armen, und wer borget, ist des Lehners Knecht.
8. Wer Unrecht sät, der wird Mühe ernten und wird durch die Rute seiner Bosheit umkommen.
9. Ein gut Auge wird gesegnet; denn er gibt seines Brots den Armen.
10. Treibe den Spötter aus, so geht der Zank weg, so hört auf Hader und Schmach.
11. Wer ein treu Herz und liebliche Rede hat, des Freund ist der König.
12. Die Augen des Herrn behüten guten Rat; aber die Worte des Verächters verkehrt er.
13. Der Faule spricht: Es ist ein Löwe draußen, ich möchte erwürgt werden auf der Gasse.
14. Der Huren Mund ist eine tiefe Grube; wem der Herr ungnädig ist, der fällt drein.
15. Torheit steckt dem Knaben im Herzen; aber die Rute der Zucht wird sie ferne von ihm treiben.
16. Wer dem Armen unrecht tut, dass seines Guts viel werde, der wird auch einem Reichen geben und mangeln.
17. Neige deine Ohren und höre die Worte der Weisen und nimm zu Herzen meine Lehre.
18. Denn es wird dir sanft tun, wo du sie wirst bei dir behalten, und werden miteinander durch deinen Mund wohl geraten,
19. dass deine Hoffnung sei auf den Herrn. Ich muß dich solches täglich erinnern dir zu gut.
20. Hab ich dir's nicht mannigfaltiglich vorgeschrieben mit Raten und Lehren,
21. dass ich dir zeigte einen gewissen Grund der Wahrheit, dass du recht antworten könntest denen, die dich senden?
22. Beraube den Armen nicht, ob er wohl arm ist, und unterdrücke den Elenden nicht im Tor;
23. denn der Herr wird ihre Sache handeln und wird ihre Untertreter untertreten.
24. Geselle dich nicht zum zornigen Mann und halte dich nicht zu einem grimmigen Mann;
25. du möchtest seinen Weg lernen und deiner Seele Ärgernis empfahen.
26. Sei nicht bei denen, die ihre Hand verhaften und für Schuld Bürge werden;
27. denn wo du es nicht hast zu bezahlen, so wird man dir dein Bett unter dir wegnehmen.
28. Treibe nicht zurück die vorigen Grenzen, die deine Väter gemacht haben!
29. Siehest du einen Mann endelich in seinem Geschäfte, der wird vor den Königen stehen und wird nicht vor den Unedlen stehen.
Das 23. Kapitel
1. Wenn du sitzt und isst mit einem Herrn, so merke, wen du vor dir hast,
2. und setze ein Messer an deine Kehle, willst du das Leben behalten.
3. Wünsche dir nicht seiner Speise, denn es ist falsch Brot.
4. Bemühe dich nicht, reich zu werden, und laß ab von deinen Fündlein!
5. Laß deine Augen nicht fliegen dahin, das du nicht haben kannst; denn dasselbe macht ihm Flügel wie ein Adler und fleugt gen Himmel.
6. Iß nicht Brot bei einem Neidischen und wünsche dir seiner Speise nicht.
7. Denn wie ein Gespenst ist er inwendig. Er spricht: Iß und trink! und sein Herz ist doch nicht an dir.
8. Deine Bissen, die du gegessen hattest mußt du ausspeien und mußt deine freundlichen Worte verloren haben.
9. Rede nicht vor des Narren Ohren; denn er verachtet die Klugheit deiner Rede.
10. Treibe nicht zurück die vorigen Grenzen und gehe nicht auf der Waisen Acker!
11. Denn ihr Erlöser ist mächtig; der wird ihre Sache wider dich ausführen.
12. Gib dein Herz zur Zucht und deine Ohren zu vernünftiger Rede.
13. Laß nicht ab, den Knaben zu züchtigen; denn wo du ihn mit der Rute hauest, so darf man ihn nicht töten.
14. Du hauest ihn mit der Rute; aber du errettest seine Seele von der Hölle.
15. Mein Sohn, so du weise bist, so freut sich auch mein Herz;
16. und meine Nieren sind froh, wenn deine Lippen reden, was recht ist.
17. Dein Herz folge nicht den Sündern, sondern sei täglich in der Furcht des Herrn.
18. Denn es wird dir hernach gut sein und dein Warten wird nicht fehlen.
19. Höre, mein Sohn, und sei weise und richte dein Herz in den Weg.
20. Sei nicht unter den Säufern und Schlemmern;
21. denn die Säufer und Schlemmer verarmen, und ein Schläfer muß zerrissene Kleider tragen.
22. Gehorche deinem Vater, der dich gezeugt hat, und verachte deine Mutter nicht, wenn sie alt wird!
23. Kaufe Wahrheit und verkaufe sie nicht, Weisheit, Zucht und Verstand.
24. Ein Vater des Gerechten freut sich, und wer einen Weisen gezeugt hat, ist fröhlich darüber.
25. Laß sich deinen Vater und deine Mutter freuen und fröhlich sein, die dich gezeugt hat.
26. Gib mir, mein Sohn, dein Herz und laß deinen Augen meine Wege wohlgefallen.
27. Denn eine Hure ist eine tiefe Grube, und die Ehebrecherin ist eine enge Grube.
28. Auch lauert sie wie ein Räuber und die Frechen unter den Menschen sammelt sie zu sich.
29. Wo ist Weh? Wo ist Leid? Wo ist Zank? Wo ist Klagen? Wo sind Wunden ohne Ursache? Wo sind rote Augen?
30. Nämlich, wo man beim Wein liegt und kommt auszusaufen, was eingeschenkt ist.
31. Siehe den Wein nicht an, dass er so rot ist und im Glase so schön steht. Er geht glatt ein;
32. aber danach beißt er wie eine Schlange und sticht wie eine Otter.
33. So werden deine Augen nach andern Weibern sehen, und dein Herz wird verkehrte Dinge reden,
34. und wirst sein wie einer, der mitten im Meer schläft, und wie einer schläft oben auf dem Mastbaum.
35. Sie schlagen mich, aber es tut mir nicht weh; sie klopfen mich, aber ich fühle es nicht. Wann will ich aufwachen, dass ich's mehr treibe?
Das 24. Kapitel
1. Folge nicht bösen Leuten und wünsche nicht, bei ihnen zu sein.
2. Denn ihr Herz trachtet nach Schaden, und ihre Lippen raten zu Unglück.
3. Durch Weisheit wird ein Haus gebaut und durch Verstand erhalten.
4. Durch ordentlich Haushalten werden die Kammern voll aller köstlichen, lieblichen Reichtümer.
5. Ein weiser Mann ist stark und ein vernünftiger Mann ist mächtig von Kräften.
6. Denn mit Rat muß man Krieg führen; und wo viel Ratgeber sind, da ist der Sieg.
7. Weisheit ist dem Narren zu hoch; er darf seinen Mund im Tor nicht auftun.
8. Wer ihm selbst Schaden tut, den heißt man billig einen Erzbösewicht.
9. Des Narren Tücke ist Sünde; und der Spötter ist ein Greuel vor den Leuten.
10. Der ist nicht stark, der in der Not nicht fest ist.
11. Errette die, so man töten will, und entzieh dich nicht von denen, die man würgen will.
12. Sprichst du: Siehe, wir verstehen's nicht; meinst du nicht, der die Herzen weiß, merkt es, und der auf die Seele acht hat, kennt es und vergilt dem Menschen nach seinem Werk?
13. Iß, mein Sohn, Honig, denn es ist gut, und Honigseim ist süß in deinem Halse.
14. Also lerne die Weisheit für deine Seele. Wenn du sie findest, so wird's hernach wohlgehen, und deine Hoffnung wird nicht umsonst sein.
15. Laure nicht, als ein Gottloser, auf das Haus des Gerechten; verstöre seine Ruhe nicht!
16. Denn ein Gerechter fällt siebenmal und steht wieder auf; aber die Gottlosen versinken in Unglück.
17. Freue dich des Falles deines Feindes nicht, und dein Herz sei nicht froh über seinem Unglück;
18. es möchte der Herr sehen und ihm übel gefallen und seinen Zorn von ihm wenden.
19. Erzürne dich nicht über den Bösen und eifre nicht über die Gottlosen;
20. denn der Böse hat nichts zu hoffen, und die Leuchte der Gottlosen wird verlöschen.
21. Mein Kind, fürchte den Herrn und den König und menge dich nicht unter die Aufrührerischen!
22. Denn ihr Unfall wird plötzlich entstehen; und wer weiß, wann beider Unglück kommt?
23. Dies kommt auch von den Weisen: Die Person ansehen im Gericht ist nicht gut.
24. Wer zum Gottlosen spricht: Du bist fromm, dem fluchen die Leute und hasst das Volk.
25. Welche aber strafen, die gefallen wohl, und kommt ein reicher Segen auf sie.
26. Eine richtige Antwort ist wie ein lieblicher Kuß.
27. Richte draußen dein Geschäft aus und arbeite deinen Acker; danach baue dein Haus.
28. Sei nicht Zeuge ohne Ursache wider deinen Nächsten und betrüge nicht mit deinem Munde!
29. Sprich nicht: Wie man mir tut, so will ich wieder tun und einem jeglichen sein Werk vergelten.
30. Ich ging vor dem Acker des Faulen und vor dem Weinberge des Narren,
31. und siehe, da waren eitel Nesseln drauf und stand voll Disteln, und die Mauer war eingefallen.
32. Da ich das sah, nahm ich's zu Herzen und schaute und lernte dran.
33. Du willst ein wenig schlafen und ein wenig schlummern und ein wenig die Hände zusammentun, dass du ruhest;
34. aber es wird dir deine Armut kommen wie ein Wanderer und dein Mangel wie ein gewappneter Mann.
Das 25. Kapitel
1. Dies sind auch Sprüche Salomos, die hinzugesellt haben die Männer Hiskias, des Königs Judas.
2. Es ist Gottes Ehre, eine Sache verbergen; aber der Könige Ehre ist's, eine Sache erforschen.
3. Der Himmel ist hoch und die Erde tief; aber der Könige Herz ist unerforschlich.
4. Man tue den Schaum vom Silber, so wird ein rein Gefäß draus.
5. Man tue gottlos Wesen vom Könige, so wird sein Thron mit Gerechtigkeit bestätigt.
6. Prange nicht vor dem Könige und tritt nicht an den Ort der Großen.
7. Denn es ist dir besser, dass man zu dir sage: Tritt hie herauf! denn dass du vor dem Fürsten erniedrigt wirst, dass deine Augen sehen müssen.
8. Fahre nicht bald heraus zu zanken; denn was willst du hernach machen, wenn du deinen Nächsten geschändet hast?
9. Handle deine Sache mit deinem Nächsten und offenbare nicht eines andern Heimlichkeit,
10. auf dass dir's nicht übel spreche, der es hört, und dein böses Gerücht nimmer ablasse.
11. Ein Wort, geredet zu seiner Zeit, ist wie güldene Äpfel in silbernen Schalen.
12. Wer einen Weisen straft, der ihm gehorcht, das ist wie ein gülden Stirnband und gülden Halsband.
13. Wie die Kälte des Schnees zur Zeit der Ernte, so ist ein getreuer Bote dem, der ihn gesandt hat und erquickt seines Herrn Seele.
14. Wer viel geredet und hält nicht, der ist wie Wolken und Wind ohne Regen.
15. Durch Geduld wird ein Fürst versöhnt, und eine linde Zunge bricht die Härtigkeit.
16. Findest du Honig, so iß sein genug, dass du nicht zu satt werdest und speiest ihn aus.
17. Entzeuch deinen Fuß vom Hause deines Nächsten, er möchte dein überdrüssig und dir gram werden.
18. Wer wider seinen Nächsten falsch Zeugnis redet, der ist ein Spieß, Schwert und scharfer Pfeil.
19. Die Hoffnung des Verächters zur Zeit der Not ist wie ein fauler Zahn und gleitender Fuß.
20. Wer einem bösen Herzen Lieder singet, das ist wie ein zerrissen Kleid im Winter und Essig auf der Kreide.
21. Hungert deinen Feind, so speise ihn mit Brot; dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser.
22. Denn du wirst Kohlen auf sein Haupt häufen; und der Herr wird dir's vergelten.
23. Der Nordwind bringt Ungewitter, und die heimliche Zunge macht sauer Angesicht.
24. Es ist besser im Winkel auf dem Dache sitzen denn bei einem zänkischen Weibe in einem Hause beisammen.
25. Ein gut Gerücht aus fernen Landen in wie kalt Wasser einer durstigen Seele.
26. Ein Gerechter, der vor einem Gottlosen fällt, ist wie ein trüber Brunnen und verderbte Quelle.
27. Wer zu viel Honig isset, das ist nicht gut; und wer schwere Dinge forscht, dem wird's zu schwer.
28. Ein Mann, der seinen Geist nicht halten kann, ist wie eine offene Stadt ohne Mauern.
Das 26. Kapitel
1. Wie der Schnee im Sommer und Regen in der Ernte, also reimt sich dem Narren Ehre nicht.
2. Wie ein Vogel dahinfährt und eine Schwalbe fleugt, also ein unverdienter Fluch trifft nicht.
3. Dem Roß eine Geißel und dem Esel ein Zaum; und dem Narren eine Rute auf den Rücken.
4. Antworte dem Narren nicht mich seiner Narrheit, dass du ihm nicht auch gleich werdest.
5. Antworte aber dem Narren nach seiner Narrheit, dass er sich nicht weise lasse dünken.
6. Wer eine Sache durch einen törichten Boten ausrichtet, der ist wie ein Lahmer an Füßen und nimmt Schaden.
7. Wie einem Krüppel das Tanzen, also steht den Narren an, von Weisheit reden.
8. Wer einem Narren Ehre anlegt, das ist, als wenn einer einen Edelstein auf den Rabenstein würfe.
9. Ein Spruch in eines Narren Mund ist wie ein Dornzweig, der in eines Trunkenen Hand sticht.
10. Ein guter Meister macht ein Ding recht; aber wer einen Hümpler dinget, dem wird's verderbt.
11. Wie ein Hund sein Gespeites wieder frißt, also ist der Narr, der seine Narrheit wieder treibt.
12. Wenn du einen siehst, der sich weise dünkt, da ist an einem Narren mehr Hoffnung denn an ihm.
13. Der Faule spricht: Es ist ein junger Löwe auf dem Wege und ein Löwe auf den Gassen.
14. Ein Fauler wendet sich im Bette wie die Tür in der Angel.
15. Der Faule verbirgt seine Hand in dem Topf, und wird ihm sauer, dass er sie zum Munde bringe.
16. Ein Fauler dünkt sich weiser denn sieben, die da Sitten lehren.
17. Wer vorgeht und sich mengt in fremden Hader, der ist wie einer, der den Hund bei den Ohren zwacket.
18. Wie einer heimlich mit Geschoß und Pfeilen schießt und tötet,
19. also tut ein falscher Mensch mit seinem Nächsten und spricht danach: Ich habe gescherzt.
20. Wenn nimmer Holz da ist, so verlöscht das Feuer, und wenn der Verleumder weg ist, so hört der Hader auf.
21. Wie die Kohlen eine Glut und Holz ein Feuer, also richtet ein zänkischer Mann Hader an.
22. Die Worte des Verleumders sind wie Schläge und sie gehen durchs Herz.
23. Giftiger Mund und böses Herz ist wie ein Scherben mit Silberschaum überzogen.
24. Der Feind wird erkannt bei seiner Rede, wiewohl er im Herzen falsch ist.
25. Wenn er seine Stimme holdselig macht, so glaube ihm nicht; denn es sind sieben Greuel in seinem Herzen.
26. Wer den Hass heimlich hält, Schaden zu tun, des Bosheit wird vor der Gemeinde offenbar werden.
27. Wer eine Grube macht, der wird dreinfallen; und wer einen Stein wälzt, auf den wird er kommen.
28. Eine falsche Zunge hasst, der ihn strafet; und ein Heuchelmaul richtet Verderben an.
Das 27. Kapitel
1. Rühme dich nicht des morgenden Tages; denn du weißest nicht, was heute sich begeben mag.
2. Laß dich einen andern loben und nicht deinen Mund, einen Fremden und nicht deine eigenen Lippen.
3. Stein ist schwer und Sand ist Last; aber des Narren Zorn ist schwerer denn die beiden.
4. Zorn ist ein wütig Ding, und Grimm ist ungestüm; und wer kann vor dem Neid bestehen?
5. Öffentliche Strafe ist besser denn heimliche Liebe.
6. Die Schläge des Liebhabers meinen's recht gut; aber das Küssen des Hassers ist ein Gewäsch.
7. Eine volle Seele zertritt wohl Honigseim; aber einer hungrigen Seele ist alles Bittre süß.
8. Wie ein Vogel ist, der aus seinem Nest weicht, also ist, der von seiner Stätte weicht.
9. Das Herz freut sich der Salbe und Räuchwerk; aber ein Freund ist lieblich um Rats willen der Seele.
10. Deinen Freund und deines Vaters Freund verlaß nicht. Und gehe nicht ins Haus deines Bruders, wenn dir's übel geht; denn ein Nachbar ist besser in der Nähe weder ein Bruder in der Ferne.
11. Sei weise, mein Sohn, so freut sich mein Herz, so will ich antworten dem, der mich schmähet.
12. Ein Witziger sieht das Unglück und verbirgt sich; aber die Albernen gehen durch und leiden Schaden.
13. Nimm dem sein Kleid der für einen andern Bürge wird, und pfände ihn um der Fremden willen.
14. Wer seinen Nächsten mit lauter Stimme segnet und früh aufsteht, das wird ihm für einen Fluch geredet.
15. Ein zänkisch Weib und stetiges Triefen, wenn's sehr regnet, werden wohl miteinander verglichen.
16. Wer sie aufhält, der hält den Wind und will das Öl mit der Hand fassen.
17. Ein Messer wetzt das andere und ein Mann den andern.
18. Wer seinen Feigenbaum bewahrt, der isst Früchte davon; und wer seinen Herrn bewahrt, wird geehrt.
19. Wie der Schemen im Wasser ist gegen das Angesicht, also ist eines Menschen Herz gegen den andern.
20. Hölle und Verderbnis werden nimmer voll, und der Menschen Augen sind auch unsättig.
21. Ein Mann wird durch den Mund des Lobers bewährt wie das Silber im Tiegel und das Gold im Ofen.
22. Wenn du den Narren im Mörser zerstießest mit dem Stämpfel wie Grütze, so ließe doch seine Narrheit nicht von ihm.
23. Auf deine Schafe hab acht und nimm dich deiner Herde an;
24. denn Gut währt nicht ewiglich, und die Krone währt nicht für und für.
25. Das Heu ist aufgegangen und ist da das Gras, und wird Kraut auf den Bergen gesammelt.
26. Die Lämmer kleiden dich, und die Böcke geben dir das Ackergeld.
27. Du hast Ziegenmilch genug zur Speise deines Hauses und zur Nahrung deiner Dirnen.
Das 28. Kapitel
1. Der Gottlose fleucht, und niemand jagt ihn; der Gerechte aber ist getrost wie ein junger Löwe.
2. Um des Landes Sünde willen werden viel Änderungen der Fürstentümer; aber um der Leute willen, die verständig und vernünftig sind, bleiben sie lange.
3. Ein armer Mann, der die Geringen beleidigt, ist wie ein Meltau, der die Frucht verderbt.
4. Die das Gesetz verlassen, loben den Gottlosen; die es aber bewahren, sind unwillig auf sie.
5. Böse Leute merken nicht aufs Recht; die aber nach dem Herrn fragen, merken auf alles.
6. Es ist besser ein Armer, der in seiner Frömmigkeit geht, denn ein Reicher, der in verkehrten Wegen geht.
7. Wer das Gesetz bewahrt, ist ein verständig Kind; wer aber Schlemmer nährt, schändet seinen Vater.
8. Wer sein Gut mehrt mit Wucher und Übersatz, der sammelt es zu Nutz der Armen.
9. Wer sein Ohr abwendet, zu hören das Gesetz, des Gebet ist ein Greuel.
10. Wer die Frommen verführt auf bösem Wege, der wird in seine Grube fallen; aber die Frommen werden Gutes ererben.
11. Ein Reicher dünkt sich weise sein; aber ein armer Verständiger merkt ihn.
12. Wenn die Gerechten überhand haben, so geht es sehr fein zu; wenn aber Gottlose aufkommen, wendet sich's unter den Leuten.
13. Wer seine Missetat leugnet, dem wird's nicht gelingen; wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.
14. Wohl dem, der sich allewege fürchtet! Wer aber halsstarrig ist, wird in Unglück fallen.
15. Ein Gottloser, der über ein arm Volk regiert, das ist ein brüllender Löwe und gieriger Bär.
16. Wenn ein Fürst ohne Verstand ist, so geschieht viel Unrechts; wer aber den Geiz hasst, der wird lange leben.
17. Ein Mensch, der am Blut einer Seele unrecht tut, der wird nicht erhalten, ob er auch in die Hölle führe.
18. Wer fromm einhergeht, wird genesen; wer aber verkehrtes Weges ist, wird auf einmal zerfallen.
19. Wer seinen Acker baut, wird Brots genug haben; wer aber Müßiggang nachgeht, wird Armuts genug haben.
20. Ein treuer Mann wird viel gesegnet; wer aber eilt, reich zu werden, wird nicht unschuldig bleiben.
21. Person ansehen ist nicht gut; denn er täte übel auch wohl um ein Stück Brots.
22. Wer eilt zum Reichtum und ist neidisch, der weiß nicht, dass ihm Unfall begegnen wird.
23. Wer einen Menschen straft, wird hernach Gunst finden, denn der da heuchelt.
24. Wer seinem Vater oder Mutter nimmt und spricht, es sei nicht Sünde, der ist des Verderbers Geselle.
25. Ein Stolzer erweckt Zank; wer aber auf den Herrn sich verläßt, wird fett.
26. Wer sich auf sein Herz verläßt, ist ein Narr; wer aber mit Weisheit geht, wird entrinnen.
27. Wer dem Armen gibt, dem wird nicht mangeln; wer aber seine Augen abwendet, der wird sehr verderben.
28. Wenn die Gottlosen aufkommen, so verbergen sich die Leute; wenn sie aber umkommen, wird der Gerechten viel.
Das 29. Kapitel
1. Wer wider die Strafe halsstarrig, ist, der wird plötzlich verderben ohne alle Hilfe.
2. Wenn der Gerechten viel ist, freut sich das Volk; wenn aber der Gottlose herrscht, seufzet das Volk.
3. Wer Weisheit liebt, erfreut seinen Vater; wer aber mit Huren sich nährt, kommt um sein Gut.
4. Ein König richtet das Land auf durchs Recht; ein Geiziger aber verdirbt es.
5. Wer mit seinem Nächsten heuchelt, der breitet ein Netz zu seinen Fußtapfen.
6. Wenn ein Böser sündigt, verstrickt er sich selbst; aber ein Gerechter freut sich und hat Wonne.
7. Der Gerechte erkennt die Sache der Armen; der Gottlose achtet keine Vernunft.
8. Die Spötter bringen frechlich eine Stadt in Unglück; aber die Weisen stillen den Zorn.
9. Wenn ein Weiser mit einem Narren zu handeln kommt, er zürne oder lache, so hat er nicht Ruhe.
10. Die Blutgierigen hassen den Frommen; aber die Gerechten suchen seine Seele.
11. Ein Narr schüttet seinen Geist gar aus; aber ein Weiser hält an sich.
12. Ein Herr, der zu Lügen Lust hat, des Diener sind alle gottlos.
13. Arme und Reiche begegnen einander; aber beider Augen erleuchtet der Herr.
14. Ein König, der die Armen treulich richtet, des Thron wird ewiglich bestehen.
15. Rute und Strafe gibt Weisheit; aber ein Knabe, ihm selbst gelassen, schändet seine Mutter.
16. Wo viel Gottlose sind, da sind viel Sünden; aber die Gerechten werden ihren Fall erleben.
17. Züchtige deinen Sohn, so wird er dich ergötzen und wird deiner Seele sanft tun.
18. Wenn die Weissagung aus ist, wird das Volk wild und wüst; wohl aber dem, der das Gesetz handhabt!
19. Ein Knecht läßt sich mit Worten nicht züchtigen; denn ob er's gleich versteht, nimmt er sich's doch nicht an.
20. Siehest du einen schnell zu reden, da ist an einem Narren mehr Hoffnung denn an ihm.
21. Wenn ein Knecht von Jugend auf zärtlich gehalten wird, so will er danach ein Junker sein.
22. Ein zorniger Mann richtet Hader an, und ein Grimmiger tut viel Sünde.
23. Die Hoffart des Menschen wird ihn stürzen; aber der Demütige wird Ehre empfahen.
24. Wer mit Dieben teil hat, hört fluchen und sagt's nicht an, der hasst sein Leben.
25. Vor Menschen sich scheuen, bringt zu Fall; wer sich aber auf den Herrn verlässt, wird beschützt.
26. Viele suchen das Angesicht eines Fürsten; aber eines jeglichen Gericht kommt vom Herrn.
27. Ein ungerechter Mann ist dem Gerechten ein Greuel, und wer rechtes Weges ist, der ist des Gottlosen Greuel.
Das 30. Kapitel
1. Dies sind die Worte Agurs, des Sohns Jakes, Lehre und Rede des Mannes Leithiel, Leithiel und Uchal.
2. Denn ich bin der allernärrischste, und Menschenverstand ist nicht bei mir.
3. Ich habe Weisheit nicht gelernt, und was heilig sei, weiß ich nicht.
4. Wer fährt hinauf gen Himmel und herab? Wer fasst den Wind in seine Hände? Wer bindet die Wasser in ein Kleid? Wer hat alle Enden der Welt gestellt? Wie heißt er und wie heißt sein Sohn? Weißt du das?
5. Alle Worte Gottes sind durchläutert und sind ein Schild denen, die auf ihn trauen.
6. Tue nichts zu seinen Worten, dass er dich nicht strafe, und werdest lügenhaftig erfunden.
7. Zweierlei bitte ich von dir, die wollest du mir nicht weigern, ehe denn ich sterbe;
8. Abgötterei und Lügen laß ferne von mir sein; Armut und Reichtum gib mir nicht; laß mich aber mein bescheiden Teil Speise dahinnehmen.
9. Ich möchte sonst, wo ich zu satt würde, verleugnen und sagen: Wer ist der Herr? Oder wo ich zu arm würde, möchte ich stehlen und mich an dem Namen meines Gottes vergreifen.
10. Verrate den Knecht nicht gegen seinen Herrn; er möchte dir fluchen und du die Schuld tragen müssest.
11. Es ist eine Art, die ihrem Vater flucht und ihre Mutter nicht segnet;
12. eine Art, die sich rein dünkt und ist doch von ihrem Kot nicht gewaschen;
13. eine Art, die ihre Augen hoch trägt und ihre Augenlider emporhält;
14. eine Art, die Schwerter für Zähne hat, die mit ihren Backenzähnen frißt und verzehrt die Elenden im Lande und die Armen unter den Leuten.
15. Die Igel hat zwo Töchter: Bring her, bring her! Drei Dinge sind nicht zu sättigen, und das vierte spricht nicht: Es ist genug:
16. die Hölle, der Frauen verschlossene Mutter, die Erde wird nicht Wassers satt, und das Feuer spricht nicht: Es ist genug.
17. Ein Auge das den Vater verspottet und verachtet, der Mutter zu gehorchen, das müssen die Raben am Bach aushacken und die jungen Adler fressen.
18. Drei Dinge sind mir zu wunderlich, und das vierte weiß ich nicht:
19. des Adlers Weg im Himmel, der Schlangen Weg auf einem Felsen, des Schiffs Weg mitten im Meer und eines Mannes Weg an einer Magd.
20. Also ist auch der Weg der Ehebrecherin; die verschlingt und wischet ihr Maul und spricht: Ich habe kein Übels getan.
21. Ein Land wird durch dreierlei unruhig, und das vierte mag es nicht ertragen:
22. ein Knecht, wenn er König wird; ein Narr, wenn er zu satt ist;
23. eine Feindselige, wenn sie geehelicht wird, und eine Magd, wenn sie ihrer Frauen Erbe wird.
24. Vier sind klein auf Erden und klüger denn die Weisen:
25. die Ameisen, ein schwach Volk, dennoch schaffen sie im Sommer ihre Speise;
26. Kaninchen, ein schwach Volk, dennoch legt es sein Haus in den Felsen;
27. Heuschrecken haben, keinen König, dennoch ziehen sie aus ganz mit Haufen;
28. die Spinne wirkt mit ihren Händen und ist in der Könige Schlössern.
29. Dreierlei haben einen feinen Gang, und das vierte geht wohl:
30. Der Löwe, mächtig unter den Tieren, und kehrt nicht um vor jemand;
31. ein Wind von guten Lenden; und ein Widder; und der König, wider den sich niemand darf legen.
32. Hast du genarret und zu hoch gefahren und Böses vorgehabt, so lege die Hand aufs Maul.
33. Wenn man Milch stößt, so macht man Butter draus; und wer die Nase hart schneuzet, zwingt Blut heraus; und wer den Zorn reizet, zwingt Hader heraus.
Das 31. Kapitel
1. Dies sind die Worte des Königs Lamuel, die Lehre, die ihn seine Mutter lehrte:
2. Ach, mein Auserwählter, ach, du Sohn meines Leibes, ach, mein gewünschter Sohn,
3. laß nicht den Weibern dein Vermögen und gehe die Wege nicht, darin sich die Könige verderben!
4. O, nicht den Königen, Lamuel, gib den Königen nicht Wein zu trinken noch den Fürsten stark Getränke.
5. Sie möchten trinken und der Rechte vergessen und verändern die Sache irgend der elenden Leute.
6. Gebt stark Getränke denen, die umkommen sollen, und den Wein den betrübten Seelen,
7. dass sie trinken und ihres Elendes vergessen und ihres Unglücks nicht mehr gedenken.
8. Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind.
9. Tu deinen Mund auf und richte recht und räche den Elenden und Armen.
10. Wem ein tugendsam Weib beschert ist, die ist viel edler denn die köstlichsten Perlen.
11. Ihres Mannes Herz darf sich auf sie verlassen, und Nahrung wird ihm nicht mangeln.
12. Sie tut ihm Liebes und kein Leides sein Leben lang.
13. Sie geht mit Wolle und Flachs um und arbeitet gerne mit ihren Händen.
14. Sie ist wie ein Kaufmannsschiff, das seine Nahrung von ferne bringt.
15. Sie steht des Nachts auf und gibt Futter ihrem Hause und Essen ihren Dirnen.
16. Sie denkt nach einem Acker und kauft ihn und pflanzt einen Weinberg von den Früchten ihrer Hände.
17. Sie gürtet ihre Lenden fest und stärkt ihre Arme.
18. Sie merkt, wie ihr Handel Frommen bringt; ihre Leuchte verlöscht des Nachts nicht.
19. Sie streckt ihre Hand nach dem Rocken, und ihre Finger fassen die Spindel.
20. Sie breitet ihre Hände aus zu dem Armen und reicht ihre Hand dem Dürftigen.
21. Sie fürchtet ihres Hauses nicht vor dem Schnee, denn ihr ganzes Haus hat zwiefache Kleider.
22. Sie macht ihr selbst Decken; weiße Seide und Purpur ist ihr Kleid.
23. Ihr Mann ist berühmt in den Toren, wenn er sitzt bei den Ältesten des Landes.
24. Sie macht einen Rock und verkauft ihn; einen Gürtel gibt sie dem Krämer.
25. Ihr Schmuck ist, dass sie reinlich und fleißig ist; und wird hernach lachen.
26. Sie tut ihren Mund auf mit Weisheit, und auf ihrer Zunge ist holdselige Lehre.
27. Sie schaut, wie es in ihrem Hause zugeht, und isst ihr Brot nicht mit Faulheit.
28. Ihre Söhne kommen auf und preisen sie selig; ihr Mann lobt sie.
29. Viele Töchter bringen Reichtum; du aber übertriffst sie alle.
30. Lieblich und schön sein ist nichts; ein Weib, das den Herrn fürchtet, soll man loben.
31. Sie wird gerühmt werden von den Früchten ihrer Hände; und ihre Werke werden sie loben in den Toren.