Gottesbeweise
Vor tausend Jahren glaubte der Scholastiker
Anselm von Canterbury durch eine Meditation über das Wesen Gottes den
ontologischen Gottesbeweis gefunden zu haben, indem er behauptete, Gott sei das größte Denkbare. Wenn man also denkt, »Was ist größer als das Universum und was ist so groß, dass nichts Größeres gedacht werden kann?« kommt man automatisch auf Gott... Für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, vor allem, seit wir wissen, dass der Raum an sich endlich ist und ein "Darüberhinaus" nicht möglich, da es außerhalb unseres Raumes nichts gibt, auch keinen Raum, nicht mal einen leeren. Höchstens vielleicht einen
ganz anderen oder bestenfalls eine
Welt des Geistes.
Viele haben sich an Gottesbeweisen versucht, viele haben andere widerlegt, von den
fünf Wegen Thomas von Aquin's bis zum Gegenbeweis Ludwig Feuerbachs. Und trotzdem wissen wir heute nicht mehr über Gott als die alten Griechen! Die Vielfalt der Ergebnisse, die große Denker in vielen Jahrtausenden hervorbrachten, und die Vielfalt der Glaubensrichtungen in unserer Zeit lässt in Verallgemeinerung Immanuel Kant's
Unbeweisbarkeit der transzendentalen Ideen nur einen Schluss zu:
Wir wissen es nicht!
Glaubt man den Texten im Alten Testament unserer Bibel, hat sich damals Gott gezeigt und zumindest mit den Menschen gesprochen. Das wäre natürlich ein Beweis, obwohl das heute wahrscheinlich viele wieder als Fake, technischen Trick oder optische Täuschung bezeichnen und anzweifeln würden.
Aber genau so wie sich beim Fällen der Donar-Eiche durch den christlichen Missionar Bonifatius kein germanischer Gott meldete, schweigt auch der chrtistliche Gott, wenn heute Kreuze oder andere christliche Symbole zerstört werden. Ein Schweigen, das manche über die vergangenen zwei Jahrtausende an die Worte Jesu am Kreuz erinnert: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (Matthäus, Kapitel 27, Vers 46). Den gleichen Satz sagte übrigens nach dem Alten Testament schon König David (Psalmen, Kapitel 22, Vers 2). Vielleicht hat Jesus ihn nur zitiert. Dass Gott David nicht antwortete, ist eigentlich verständlich, war David doch ein blutrünstiger kriegerischer Herrscher, der weder vor Angriffskriegen noch vor Auftragsmord zurückschreckte. Obwohl, der Gott des Alten Testaments war durchaus manchmal zornig und auch kriegerisch, ganz im Gegensatz zur Friedenslehre und Nächstenliebe Jesu.
Für das Schweigen Gottes seit über zweitausend Jahren wurde immer mal wieder der
Tod Gottes beschworen, allerdings mehr als Aphorismus für den Niedergang der christlichen Werte und Zivilisation. Schon der Philosoph Friedrich Hegel (1770 - 1831)sprach von seinem Gefühl,
Gott selbst sei tot. Und Friedrich Nietzsche (1844 - 1900) setzte noch einen drauf mit seinem Ausspruch »Gott ist tot!«.