Sind wir alle Teile Gottes?
Jesus sagt das ganz eindeutig: "Das Reich Gottes ist inwendig in euch!" (Evangelium des Lukas 17, Vers 21). In neueren Übersetzungen heißt es auch "das Reich Gottes ist mitten unter euch" oder "Gott wohnt in jedem Menschen". Der Levit
Asaf, der Chorleiter unter König David, weitere 500 Jahre früher, sagt ähnliches: »... Ihr seid Götter, ihr alle seid Söhne des Höchsten. ...« (Psalm 82,6). Und über 2000 Jahre später, im 12. Jahrhundert nach Christus sprach Hildegard von Bingen von der »Göttlichen Liebe in uns selbst«. Daraus folgt: Dass die Seele (ich, wir) nach dem Tod des Körpers oder am Jüngsten Tag in die Hölle oder gen Himmel wandert, ist eine Erfinung der frühen Kirche. Sie braucht nicht zu wandern.
Unser Geist, unser Bewusstsein, also wir selbst an sich, waren immer Teil der geistigen Welt, sind es in jedem Augenblick und werden es immer sein, völlig unabhängig von Leben und Sterben, Raum und Zeit, gut oder schlecht, gläubig oder ungläubig!
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Es gibt viele weitere Beispiele: Der griechische Philosoph
➜Platon spricht vom "Bewusstsein der Welt" und nach der
Pistis Sophia soll auch Jesus nach seiner Auferstehung zu den Jüngern von einer Art "universalem Bewusstsein" gesprochen haben. Ein weiterer griechischer Philosoph,
➜Demokrit, soll einige Jahrzehnte vor Platon gesagt haben: "Da flehen die Menschen die Götter an und wissen nicht, dass sie die in sich selber tragen". In anderen Übersetzungen bezieht sich der Satz nur auf die persönliche Gesundheit: "Da flehen die Menschen Götter an um Gesundheit, und wissen nicht, dass sie die Macht darüber selbst besitzen." Der schweizer Psychiater
C. G. Jung wird oft damit in Verbindung gebracht, als er vom "kollektiven Bewusstsein" sprach. Er hat es aber, glaube ich, eher weltlich gemeint und nicht metaphysisch.
Gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen Menschen und Göttern? Wenn wir so etwas wie eine Software sind, stelle ich mir Gott als eine Art allumfassendes Bewusstsein vor. Die Lebewesen, ihr Geist und ihr Bewusstsein sind dann so etwas wie vorübergehende Abtrennungen davon. Ein Programmierer würde dies
Prozedur oder
Funktion nennen. Prozeduren haben normalerweise auch keinen Zugang zu den Variablen des Hauptprogramms, außer dies ist ausdrücklich vorgesehen. Sollte es doch Menschen geben, die etwas Zugang zum Jenseits haben, vom Schamanen bis zum Wahrsager - woran ich nicht so recht glauben kann - dann handelt es sich vielleicht um Programmierfehler. Nach unserem Tod gehen wir wieder ein in dieses allumfassende Bewusstsein, von dem wir immer ein Teil blieben. Letztlich sind wir also ein Teil Gottes. Es gibt keine Trennung zwischen Göttern und Menschen.
Auch kann man darin Parallelen zum Pantheismus sehen, der jedoch von verschiedenen Menschen und in verschiedenen Epochen sehr verschieden interpretiert wird. Während
Baruch Spinoza Gott und Natur als äquivalent betrachtete, sahen andere Parallelen zwischen Pantheismus und Atheismus. Viele Philosophen des Platonismus machten sich ganz ähnliche Gedanken über etwas, das Platon vor 2500 Jahren "Das Eine" nannte und damit ein
höchstes Prinzip meinte. In der Metaphysik der
Neuplatoniker im römischen Reich spielte dieses
unum eine Hauptrolle.