◆Die Ungerechtigkeits-Frage
Die Ungerechtigkeits-Frage
Abb.: Kunstdrucke und Poster nach Bildern von Andrew Wyeth,
gerahmt und ungerahmt bei
Man kann die Forderung nach Gerechtigkeit hinausschreien oder sich damit abfinden. Man kann sie andeuten, darüber nachdenken und diskutieren. Sehr feinsinnig dargestellt hat sie zum Beispiel der US-amerikanische realistische Maler
Andrew Wyeth in seinem Bild
Christinas Welt (Christina's World) im Jahr 1948. Fast minimalistisch zeigt es eine Frau in einer Agrarlandschaft vor einem Haus mit einer Scheune. Erst bei genauerem Hinsehen erkennt man an der Haltung der Frau, dass die Bewegung nur von den Armen auszugehen scheint. Die Erklärung ist so einfach wie bedrückend: Bei der Frau handelt es sich um
Anna Christina Olson, die sich wegen einer Polio (Kinderlähmung) oder der Charcot-Marie-Tooth-Krankheit nur noch mit den Armen kriechend fortbewegen konnte. Ihre Fragen liegen nahe: »Womit habe ich das vedient?«, »Warum ich?«.
Die Tatsache, dass wir alle sterben müssen ist vielleicht die einzige absolute Gerechtigkeit. Letztenendes ist
aber die Vorstellung, dass wir im Jenseits (in der Quantenwelt) alle eins sind, auch eine Lösung für die Frage nach Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit, wenn auch eine für uns unbefriedigende. Das Reh, das von einem Luchs getötet wird, kann und darf sich nicht darüber beschweren. Und wir Menschen sind zweifellos Teil dieser Natur, ob es uns passt oder nicht. Natürlich ist es ungerecht, wenn ein guter Mensch leidet und der gemeinste Kriminelle glücklich lebt, der eine hundert Jahre ein erfülltes Leben genießt und der andere schon als Baby stirbt. Aber unser irdisches Leben ist nur der berühmte
Wimpernschlag in der Erdgeschichte. Wenn wir in Wirklichkeit alle
eins sind, ist das egal. Vielleicht meinte das Jesus, als er sagte: »Was ihr getan habt einem meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir getan« (Matthäus 25, Vers 40). Das gilt nicht nur für "Gutes tun" sondern bestimmt auch in dem Sinn: »Was ihr einem anderen angetan habt...«. Für mich war Jesus einfach einer der großen Philosophen, kein Gott.